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wahre uns vor einem neuen Kriege. Mögen die Herzen aller
Fürsten, besonders derjenigen, welche Preußen noch feindlich
gegenüberstehen, zum Frieden sich neigen; denn der Krieg un-
tergräbt in jeder Hinsicht des Volkes Wohlfahrt.
Sich selbst bekriegen ist der beste Krieg,
Sich selbst besiegen, ist der schönste Sieg!
Nachtrag.
1867 und 1868.
Se. Majestät der König von Preußen feierte mit dem Eintritte
in das neue Jahr 1867 sein 60jähriges Militär-Dienst-Iubiläum.
Im Königl. Schlöffe fand ein großes militärisches Festmahl von
400 Personen statt, wobei Se. Majestät einen Trinkspruch auf
sein Volk und Heer mit folgenden Worten ausbrachte: „Mit Ihnen
Allen begrüße ich den neuen Zeitabschnitt, der uns von einem
Jahre trennt, das in Preußens Geschichte hinfort einen denkwür-
digen Platz einnimmt. Das neue Jahr und die ihm folgenden
müssen die Früchte der blutigen Saat bringen, die ausgestreut
ward. Alle Kräfte im Vaterlande müssen dazu angespannt wer-
den; dann wird der Segen von Oben nicht fehlen, der uns über
alles Erwarten im abgelaufenen Jahre sichtlich zu Theil ward.
Nochmals sehe ich Mich am heutigen Tage umgeben von einem
Theile der Männer Meiner herrlichen Armee, die ich versammelte,
um Zeugen eines hohen Actes an feierlicher Stätte zu sein, *) —
einer Armee, in die Ich heute vor sechs zig Jahren eintrat durch
die Gnade Meines in Gott ruhenden Königs und Vaters. Sei-
nen Wegen folgend, ist es Mir beschieden worden, das von Ihm
und Meinem Königlichen Bruder gepflegte Heer zu Siegen zu
*) Der König hatte sich an diesem Tage (10z Uhr), begleitet von der
Generalität, in das Gotteshaus Friedrich Wilhelms I. begeben, wo
der Hof- und Garnisonprediger Rogge über Matth. 1, 23 predigte.
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TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
398
führen, die Sie, Meine Kameraden, mit Hingabe von Gut und
Blut durchgefochten haben. Ihnen Allen nochmals Meinen König-
lichen Tank! Und nun erheben Sie mit Mir das Glas auf das
Wohl Meines Volkes, aus dem ein solches Heer hervorging!"
Diesen Königlichen Toast erwiderte der Feldmarschall Graf
von Wrangel mit folgenden Worten:
,,Ew. Königlichen Majestät 60jähriges Dienst-Jubiläum ist die
freudige Veranlassung der hier versammelten Generale und Offiziere
der Armee und Flotte, in deren Namen ich die Ehre habe, Ew.
Königl. Majestät zu dieser erhabenen Feier unsere allerunthänig-
sten Glückwünsche in tiefster Ehrfurcht darzubringen. „Bis hieher
hat der Herr geholfen, Der Alles so herrlich regieret, Der wie
auf Flügeln des Adlers Sie so sicher geführet," zu Ihm, dem All-
mächtigen, flehen wir in Demuth, Er möge auch fernerhin der
Schutz und Schirm unsers sieggekrönten Kriegsherrn sein, und Ihn
in voller Thatkraft bis in die fernsten Zeiten zum Heile des Va-
terlandes erhalten. Bei Königgrätz da war es ja, wo Ew.
Majestät, im Vertrauen auf Gott und die gerechte Sache, Ihre
nach Kampf und Ehre dürstenden Schaaren mit Heldenmuth in's
Feuer führten, die, eingedenk der Th-aten ihrer Väter, sich stür-
mend auf die ebenbürtigen Krieger warfen und nach heißem und
blutigen Kampfe ihre Siegespaniere auf die Wahlstatt pflanzten,
und bei der Todesgefahr voll Begeisterung riefen: „Es lebe der
König!"
Ja, dieser Ruf fener kühnen Streiter sei fort und fort für
uns und unsere Nachkommen ein heiliges Vermächtniß, daß, wenn
dereinst aus des Königs Brust wieder das inhaltsschwere Wort
ertönen sollte: „Das Vaterland ist in Gefahr!" wir fest und
treu befunden werden bis in den Tod und rufen, wie jene Käm-
pfer bei Königgrätz: „Es lebe der König!" rc. —
Der Ministerpräsident (zur Zeit Bundeskanzler) Graf von
Bismarck hatte die preußische Politik höchst erfolgreich geleitet.
Se. Majestät der König erkannte dieß dankbar an. Dem Grafen
von Bismarck, sowie denjenigen preußischen Heerführern, welche in
dem letzten Kriege zu dem glücklichen Ausgange desselben in her-
vorragender Weise beigetragen hatten, wurden aus den Kriegsent-
schädigungen bedeutende Dotationen (1.% Millionen Thlr.)
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Extrahierte Personennamen: Demuth Königgrätz Graf_von
Bismarck Bismarck
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401
ren, hätte möglichst gern einen neuen Krieg angeschürt, wenn
Frankreich geneigt gewesen wäre, sich mit ihm zu verbinden. Na-
poleon Iii. aber trat seinen kriegerischen Absichten entgegen, und
er wird auch wohlthnn, wenn er in Deutschlands Angelegenheiten
sich nicht mischt. Sollte er jedoch in der unvermeidlichen Ent-
wickelung derselben für Frankreich Gefahr finden (die er von
dem friedliebenden Preußen durchaus nicht zu fürchten hat), so
würde die Dauer des Friedens sehr precär bleiben. König Wil-
helm I. liebt den Frieden; bei seinem Aufenthalte in Kiel (d. 15.
Sept. 1868) documentirte er das, indem er dem Repräsentanten
der dortigen Universität, dem Rector und Kirchenrathe Lüdemann,
welcher in seiner Anrede die wünschenswerthe Erhaltung des Frie-
dens betonte, unter Andern erwiderte: „Was Ihren Wunsch für
die Erhaltung des Friedens betrifft, so kann diesen wohl
Niemand lebhafter theilen, als Ich, denn es ist für einen Souverain
etwas sehr Schweres und vor Gott Verantwortliches, wenn er
sich gezwungen sieht, das folgenschwere Wort „Kriegs aus-
zusprechen rc. Ich sehe übrigens in ganz Europa keine Veranlas-
sung zu einer Störung des Friedens, und sage das zu Ihrer Beruhi-
gung." Auch in Hamburg sagte kurz darauf der König bei dem
Besuche der Börse in Erwiderung ans eine Ansprache: „Was Sie
brauchen, brauchen wir Alle, nämlich den Frieden. Daß dieser
nicht gestört wird, dafür habe ich die sichere Hoffnung :c. “ *)
Bei den immer stattfindenden Verwickelungen, sowohl in po-
litischer, als in religiöser Beziehung, ist aber ungeachtet der
trostreichen Worte Sr. Mäjestät, denen man doch wohl Vertrauen
schenken muß, das Volk noch in Unruhe, besonders da auch die
militärischen Kräfte, welche die mächtigsten Staaten der Erde bei
Friedenszeit fortwährend auf den Beinen halten, es fürchten
lassen, daß der Krieg von 1866 nicht der letzte gewesen. Schlös-
sen doch die Machthaber znm Wohle ihrer Völker einen ewigen
Fried en s bund. Die Menschheit sehnt sich ja nach dem gol-
denen Zeitalter des Friedens und der Humanität. Die
*) Diese Worte, welche gewiß nichts weniger als kriegerische Absichten
enthalten, sind von der franz. Presse als diplomatische Sprache des
Königs gedeutet worden.
Geschichtsfreund Iv.
26
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Extrahierte Personennamen: Kirchenrathe_Lüdemann
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschlands Frankreich Kiel Europa Hamburg
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405
Erleichterung zu verschaffen bemüht war; ferner an die weltberühmte
pariser Ausstellung, so wie an das wiener Schützenfest, auf
dem der österreichische Staatsminister von Beust versöhnlich ge-
sprochen, während mancher Anwesende in's Blaue hinein geredet.
Was sonst sich Merkwürdiges in den Jahren 1867 u. 1868
ereignet hat, ist in der nachstehenden „Zeittafel", chronologisch
angedeutet worden. —
Wie Preußens und Deutschlands Geschicke sich entwickeln wer-
den, das weiß nur Gott allein, durch den die Könige re-
gieren.
Er gibt den frommen Königen den Sieg. Freuen wir uns,
einen gottesfürchtigen und klugen König zu haben: „Ein kluger
König ist des Volkes Glück." (Weish. 6, 26.).
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200
Nachträge.
vier neuen Priester aus den Plebejern ernannt wer-
den sollten. Diesen acht Priestern gesellte Sulla spä-
terhin noch sieben bei. Man theilte die Mitglieder
dieses Priestervereines, Collegium genannt, in Obere
und Untere (Majors et Minores). Ahr Oberhaupt
hieß Pontifex Maximus. Sie entschieden über alle
Streitigkeiten in Religionssachen, hatten das Recht
über solche gottesdienstliche Gebräuche, denen es an ge-
nauer Bestimmung fehlte, Gesezze abzufassen, führten
die Aufsicht über Alle, welche bei den Opfern beschäf-
tiget waren, und konnten die Uebertreter ihrer Gebote
bestrafen, während sie selbst keiner Gerichtsbarkeit un-
terworfen waren und weder dem Senate noch Volke
Rechenschaft abzulegen brauchten. Indessen fand von
ihren Aussprüchen eine Berufung auf das Volk statt,
auch stand es den Tribunen frei, sie an Verrichtung
ihrer Amtspflichten zu erinnern. Ein zweites wichti-
ges Priesterkollegium bildeten die Augures (Zcichendeu-
ter), von deren Obliegenheiten bereits gesprochen wor,
den, an ihrer Spizze stand ein Magister Collegii.
Obgleich Menschenopfer bei den Römern seit Ru-
ina's Zeit ganz ungewöhnlich waren, so erzählt doch
Livtus (Xxil. 57.) auedrüklich, daß nach einer Nieder-
lage der Römer durch Han nt bal und erschrekt durch
andere unglükliche Anzeichen, der Senat auf dem Rin-
dermarkre zu Rom einen Gallier und eine Gallierin,
einen Griechen und eine Griechin, lebendig habe ver-
graben lassen, um die Götter zu versöhnen und größe-
res Unglük abzuwenden.
Zu Zeus. Here, Poseidon und Pallas
Athenä verschworen sich wider Zeus und wollten ihn
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Extrahierte Personennamen: Sulla Maximus Pallas
Athenä
Nachträge.
*01
fesseln; Thetis rief zum Beistände des Gottes den
hunderrärmigen Briareu6 herbei, und
Der nun saß bei Kronion dem Donnerer, freudiges
Trozzeö."
Drob erschraken die Götter, und scheuten sich, jenen zu
fesseln.
Ilias l. 404. 405. 1
Zu Here. Die Argiver brachten der Here, als
ihrer gewählten Schuzgöttin, jährlich ein feierliches
Opfer dar, wozu die Priesterin auf einem von zwei
weissen Ochsen gezogenen Wagen nach dem vor der
Stadt liegenden Tempel gefahren wurde. Als auch
einst dieses Fest begangen werden sollte, blieben die
Zugthiere aus. Kleobis und Biton, Söhne der
Pricsterin Kydippe, spannten sich selbst vor den Wa-
gen und zogen die Mutter nach dem Tempel, damit
der heilige Dienst nicht leiden mögte. Laut priesen die
Argiver den frommen Sinn der Jünglinge, und die
Frauen rühmten die Mutter über das Glük, solche Kin-
der zu haben. Mit frohem Muttergefühle trat Ky-
dippe vor das Bild der Here und fiehete die Göttin
um Segen für die guten Söhne an. Wie das Opfer
gebracht worden, entschliefen die Jünglinge im Tem-
pel; die Argiver hielten ihren Tod für ein Werk der
Göttin, um sie im Wohnsizze der Seligen zu belohnen,
und errichteten ihnen Bildsäulen, welche als Weihge-
schenke nach Delphi gesandt wurden.
Zu Herakles. Es ist ausser Zweifel, daß ein-
zelne Thaten anderer Helden im Laufe der Zeit auf
Herakles übertragen worden, wie die Züge nach In,
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194 Nachträge .
tbat den Ausspruch, daß die Schriften verbrannt tver-
den sollten, weil deö Prätors Erbieten, eidlich ihren
Nachrheil zu versichern, vollkommen dazu berechtige.
Numa's Bücher wurden also öffentlich im Ange-
sichte der Volksmenge verbrannt. Livius Xl. 29.
Es finden sich noch jezt häufige Spuren von dem
geschichtlichen Ursprünge der meisten Göttersagen und
das Bestreben bleibt daher völlig grundlos, diesen Sa-
gen einebedeutung ankünsteln zu wollen, die sie nie gehabt
und nie haben konnten. Aber so pflegt es gewöhnlich zu
gehen, das, was dicht vor den Augen sich zeigt, unbe-
merkt zu lassen, und in die blaue Ferne hinein sich zu
verirren. Zeus möge zum Beweise dienen! Er war
König von Kreta und führte die Regierung mit oder
ohne Bewilligung seines Vaters Kronos, oder viel-
leicht erst nach dessen Tode. Wie Dtodor will, war
der Kretische Zeus ein früherer; nur der spätere Ze u 6,
Sohn des Kronos, Herrschers von Afrika, Stcilien
und Italien, sei berühmt geworden. Ihn bekriegten
die Titanen, er besiegte sie, durchzog viele Länder
als Beglükker der Menschen, und ließ es sich angele-
gen sein, gewaltthätige Menschen zu bekämpfen, mi-
die Giganten und den Typhon mit seiner Horde>
welche im Vertrauen auf ihre Körperstärke, sich alle
Unthaten erlaubten und die Schwächer» mißhandelten.
Wohin er kam, führte er eine gesezliche Ordnung ein,
und hielt die Bösen durch Strafe und Furcht in Zaum,
weßhalb man ihn nach seinem Tode unter dem Na-
men Zeus zum Gotte erhob, weil er die Menschen zu
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Nachträge.
i95
einem gesittetern Leben geführt hatte'). Da auch seine
Kinder und seine Verwandte sich durch Ausbreitung
nüziicher Kenntnisse und Erfindungen um die Men,
schen verdient machten, erhielten sie sämtlich die Ehre
der Vergötterung und so entstand ein ansehnlicher Göt,
terstamm, dem spätere Zeiten mancherlei Wunder und
Zeichen andichteten. Aus diesem Gesichtspunkte erklär-
ten die Alten selbst ihr Götterthum, sollten wir es für
etwas anderes halten wollen?
Tief wurzelte der Götterglaube bei den Alten und
erhielt sich lange in Kraft, so viel Widersinniges auch
den Ur-Sagen später hinzugefügt wurde. Vor jedem
Unternehmen opferten die Hellenen den Göttern und
betrachteten sorgfältig Leber und Eingewetde der Op-
ferthiere; lagen die Eingeweide nicht wie sie sollten,
war die Leber schadhaft, so galt es für ein unglükliches
Zeichen, und das Unternehmen mußte aufgeschoben wer,
den, bis die Opferzeichen sich günstiger zeigten. Es
macht einen sonderbaren Eindruk, den Philos-, phett Xer
------------------------------------ ---------------; r..-..¿a
*) Schon in dem Namen Zivi liegt der Begriff eines
Leiters und Oberherrn, denn es ist der Zusammenhang
von Z\-vi mit De-us (Herr, Gebieter), nicht zu des
zweifeln. Die Herleitung von Zw, leben, wonach
Zlvs den Lebenverleihenden bedeuten würde, kann nur
den Beifall derer finden, welche sich wenig in den
Kreis der sprachthümlichen Stammbegriffe zu versezzen
wissen. Ohnehin führte Zeus diesen Namen früher-
als er Gott war, und so lange er als Mensch wirkte-
konnte er nicht Verleiher des Lebens oder des Daseins
heißen, ausser im bildlichen Sinne.
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/
196 Nachträge.
nophon über solche Albernheiten im ganzen Ernste
sich äussern zu sehen.
Auch andere Zeichen ließ man nicht unbemerkt und
hielt ste für Warnungen der Götter, wie gewölmlich
und zufällig ste auch sein mogten. Plözliches Geräusch,
jede vom Gewohnten etwas abweichende Erscheinung;
selbst wenn jemand einige Worte hören ließ, welche
Bezug auf eine vorhabende Handlung zu haben schie,
nen, und andere Dinge der Art, wurden für heilige
Zeichen angesehen. Zn dem Augenblikke, wo die The,
baner zur Schlacht bei Leuktra ausrükten, führte der
Ausrufer einen entlaufenen Sklaven mit den gebräuch,
ltchen Worten zurük: „Man solle ihn nicht aus The,
den führen noch hinrichten, sondern zurükbringen und
begnadigen." Diese Worte galten den Thebanern für
eine böse Vorbedeutung, sie wollten umkehren, und
nur ein vorgegaukeltes Wunder im Tempel des Hera,
kl es, aus welchem der Held seine Waffen geholt ha,
den sollte, konnte ste zum Vorgehen bewegen.
Bei den Hellenen standen überdieß noch die Ora-
kel in großem Ansehen, vorzüglich das des Apollon
zu Delphi, des Zeus zu Dodona und andere. Es
waren gleichsam Offenbarungen der Götter, ausgespro,
chen durch den Mund der Priester und Priesterinnen,
und die Orakelsprüche lauteten so dunkel und zweideu,
ttg, daß der Gott immer recht behielt und nie zu Schan,
den werden konnte. Obgleich Falle bekannt wurden,
daß das bestochene Orakel eine ihm aufgegebene Ant,
wort ertheilt hatte, so erschütterte dieß dennoch nicht
den allgemeinen Glauben an jene Offenbarungen. Wel,
che künstliche Mittel wurden angewendet, auf die be,
thörte Menge zu wirken! und doch lassen sich dem Ora,
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Nachträge.
197
kelwesen manche gute Einwirkungen nicht absvrechen,
und es würde auf das sittliche Gefühl des Volkes höchst
woblthätigen Einfluß geäussert haben, wenn es den
Priestern nicht aus grober Selbstsucht mehr am Herr
zen gelegen hätte, zu täuschen als zu bessern. Schauer
und Ehrfurcht überfiel den Fragenden beim Eingang in
den Tempel, Mohlgerüche betäubten ihn und machten
ibn unfähig zu Beobachtungen; die wahrsagende Prie-
sterin, zu Delphi Pythia genannt, stellte sich wahnsin-
nig, und ertherlte in diesem Zustande den Ausspruch
dcö Gottes.
Was bei den Hellenen das Orakelwesen, waren
gewissermaßen bei den Römern der Vogelflug, die
heiligen Hühner auf dem Kapirole, und andere derglei,
chen Gaukeleien, um den Willen der Götter zu erfor-
scheu. Geistliche Beamte (Augures) mußten aus dem
Fluge und dem Geschrei der Vögel den Willen der
Götter deuten, wie denn auch aus der größeren oder
geringeren Freßlust der heiligen Hühner Vorbedeutun-
gen gezogen wurden. Das Beschauen der Leber und
Eingeweide des Opferthieres hatten die Römer mit
den Hellenen gemein.
Was die Eintheilung der Götter in obere und un-
tere anbetrift, so ist dieß offenbar eine spätere Anor-
dnung, wovon die Ur-Sagen nichts wußten, wie un-
ter andern Pan beweist. Pan war Stammgott der
Arkadier und wurde von ihnen vorzüglich verehrt;
auch dann, wie er zu den Untergottheiten gezählt wur-
de, blieb er Hauptgott der Arkadier. Auch der latei-
nische Gott Janus war früher eine Hauptgvtrheit
und verlor erst später seinen Oberrang, denn Ovid laßt
ihn sagen: „Fürchte dich nicht, 0 Sänger; vernim,
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]