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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 381

1888 - Habelschwerdt : Franke
381 Punkte an der afghanischen Grenze den Engländern zu überlassen. Der Krieg mußte bald aufs neue aufgenommen werden, da die Afghanen den in Kabul zurückgebliebenen Vertreter Englands ermordet hatten. Ejub Khan wurde gefangen genommen und Abdurrhamann an feine Stelle gesetzt. Während sich Rußland bisher friedliebend gezeigt hatte, drohte 1885 ein ernstlicher Konflikt zwischen den beiden Großmächten auszubrechen, als die Tenkizen von Merm sich Rußland angeschlossen hatten. Indes auch diesmal kam ein Ausgleich zu stände, und im Londoner Protokolle (10. September 1885) wurden die Grenzlinien gegen Turkestan festgesetzt. 6. Im Jahre 1880 hatte das englische Parlament die Bildung einer südafrikanischen Konföderation genehmigt, für welche auch die Boeren-republik des Transvaal annektiert worden war. Um derselben freien Handelsverkehr mit der Küste zu verschaffen, beschloß der englische Gouverneur, das Gebiet der Zulukaffern zu unterwerfen. Nach anfänglichen Mißerfolgen der Engländer wurde der gefangene König Cetewayo gezwungen, einen englischen Residenten aufzunehmen. Bald darauf erhoben sich die Boeren im Transvaal und erkämpften sich durch Waffenerfolge und friedliche Unterhandlungen wieder ihre Selbständigkeit. 7. Ernstere Streitigkeiten veranlaßte Englands Einmischung in die ägyptischen Verhältnisse, die seit der Eröffnung des Suez-Kanals (1869) seine Interessen in hohem Grade berührten. a) Geschichte Ägt)pfett5 fett 1517. Seit der Eroberung Ägyptens durch die Araber (638) hatte das Land unter Statthaltern gestanden, die sich von den Kalifen fast unabhängig gemacht hatten, und wurde 1517 eine türkische Provinz. Ms solche wurde es von Paschas regiert, die es zur völligen Bedeutungslosigkeit hinabsinken ließen. Bonapartes Plan, sich Ägyptens, des Schlüssels zum Orient, zu bemächtigen, lenkte erst die Aufmerksamkeit wieder auf das Land. Mit Mehemed Ali (1806—1848) beginnt eine neue Epoche in der Geschichte Ägyptens. Diesem kräftigen Regenten ist es gelungen, europäische Zivilisation in Ägypten einzuführen und sie seinen Zwecken nutzbar zu machen. Er schuf ein geschultes Heer und eine starke Flotte; ausgedehnte Wasser-bauten und Bewässerungsanstalten beförderten die Pflege der Landwirtschaft, die Kultur der Baumwolle brachte große Summen ein, Schulen wurden gegründet, und für die öffentliche Sicherheit war gesorgt. Allerdings litt das Volk unter einem furchtbaren Steuerdrucke. Mehemed Ali erweiterte auch die Grenzen des Landes: im griechischen Befreiungskriege (siehe S. 340) erhielt er Kreta, und 1833 eroberte er vom Sultan Syrien. d) Streitigkeiten Englands mit Ägypten unter Wiktorias Negierung. Der Groll zwischen dem Sultan und dem Pascha von Ägypten führte 1839 zu einem neuen Kriege, in dem der türkische Feldherr abermals besiegt wurde. Aber auf die ^Intervention Rußlands, Österreichs, Englands und Preußens mußte Mehemed Ali seine Truppen zurückziehen und Syrien herausgeben, erhielt aber dafür Ägypten als erbliches Paschalik. Mehemed Ali überließ 1848 Ägypten seinem Sohne Ibrahim, der aber in demselben Jahre schon starb. Unter den folgenden Paschas war die Schuldenlast des Landes unendlich gestiegen. Als nun Ismail Pascha (1863—1879), der den Titel „Khedive" angenommen, von der Pforte noch das Recht, unge-

2. Das Mittelalter - S. 125

1885 - Heilbronn : Henninger
23. Kapitel. Geschichte Spaniens. 125 bern erlag (S. 29). Die christliche Bevölkerung erhielt sich ihre politische und religiöse Selbständigkeit nur in den Gebirgen, welche den Nordrand der „Peninsula“ bilden; die arabische Nation aber fand ihren Mittelpunkt an dem Kalifat von Cordova, das der Ommajade Abderrahman 756 gestiftet hatte; die Baukunst, die Dichtung, die Philosophie wurden eifrig gepflegt , und nirgends zeitigte der Islam eine solche Kulturblüte wie in Spanien (S. 30). Aber von Anfang an hatten die Kalifen mit unbotmäfsigen Statthaltern („Emiren“ oder „Walis“) zu kämpfen; von einem solchen wurde Karl der Gr. 778 herbeigerufen, was dann zur Gründung der spanischen Mark geführt hat (S. 39). Im Jahre 994 errang der Wesir des Kalifen, Almansur, noch einmal einen großen Erfolg, indem er den „Apostelsitz“ San Jago in Galicien eroberte; aber 1031 zog sich der letzte Kalif, Hischam Iii., freiwillig in die Einsamkeit zurück, weil er sich nicht mehr gegen die Statthalter behaupten konnte, und die Araber zerfielen in eine Anzahl von Staaten ohne festen Zusammenhang. b. Natürlich kam das Ende des Kalifats den Christen zu statten, welche nun wieder Boden gewannen und allmählich durch Vereinigung kleinerer Staaten die Königreiche Aragonieil (mit Catalonien und Valencia) und Castilien (mit Leon und Burgos) bildeten; daneben bestanden als kleinere Königreiche Navarra und seit 1093 Portugal, das Graf Heinrich von Burgund, ein Abkömmling Hugo Capets, zunächst als castilianisches Lehen hatte, worauf 1139 sein Sohn Alfons I. nach dem Sieg bei Ourique über die Araber oder Mauren vom Volk zum König ausgerufen ward. 1085 wurde Toledo von den Castilianern wiedererobert; aber die Mauren bekamen zur Zeit des ersten Kreuzzuges aus Nordafrika Hilfe, indem die fanatischen Morabethen oder Almoraviden von dort aus mit großen Streitkräften nach Spanien übersetzten und die Christen bei Saläca schlugen; aber um diese Zeit focht auch der bekannte Cid (Graf Rodrigo Diaz von Bivar, t 1099) mit unbeugsamer Tapferkeit gegen die Mauren, und die Morabethen konnten ihre Erfolge nicht behaupten. Die Begeisterung der Kreuzzüge flammte nirgends lebhafter auf, nirgends nachhaltiger als in Spanien; vor allem nährten dieselbe die drei christlichen Ritterorden von San Jago, Calaträva und Alcäntara, welche in dieser Zeit auf der Halbinsel entstanden wie im heiligen Lande die Johanniter, Templer und Deutschherren (S. 72);

3. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 75

1873 - Hildburghausen : Gadow
73 erhoben haben. Von den heidnischen Völkern sind die bemer- kenswerthesten; die Assyrier, Babylonier, Perser, Grie- chen, Macedonier, Römer. a) Heiden. 4) Tie Assyrier und Babylonier hatten ihren Sitz in den weiten, fruchtbaren Gebieten des Euphrat und Tigris (f. C. § 52 it. 53). Sie verbreiteten al er ihre Herrschaft von hier aus über einen großen Theil von Asien. Die Babylonier wa- ren Auings den Assyriern Unterthan, deren Herrschaft unter dem König Salmanasscr (um 720 v. Chr.) den höchsten Glanzpunkt erreichte. Nachher aber erhoben sich die Babylo- nier, eroberten und zerstörten um 600 v. Chr. die assyrische Hauptstadt Niniveh, und setzten ihre Herrschaft an die Stelle der assyrischen. Ter mächtigste König der Babylonier war Nebukadnezar um 590 v. Chr. 5) Wie die Herrschaft der Assyrier durch die Babylonier gestürzt wurde, so wieder die der Babylonier durch die Perser, deren König Cyrus im Jahre 538 die Hauptstadt Babylon zerstörte und die Herrschaft über einen großen Theil von Asien gewann. 6) Tie Griechen haben nicht sowohl durch eine große Ausdehnung ihrer Herrschaft als durch die Förderung, welche durch sie den Künsten und Wissenschaften zu Theil geworden, eine hohe Bedeutung erlangt. Merke unter den zahlreichen Freistaaten des griechischen Volks als die wichtigsten Athen und Sparta, und unter den durch ihre Weisheit berühmt gewordenen Männern Lykurg, den Gesetzgeber Spartas, Sa- lon, den Gesetzgeber Athens, und den Weltweisen Sokrates, welcher um 400 v. Chr. von seinen Landsleuten zum Tode (durch den Giftbecher) verurtheilt wurde. 7) Im Königreich Makedonien, im Norden von Grie- chenland, erhob sich um 300 v. Chr. der König Alexander der Große und zog mit einem verhältnißmäßig kleinen Heere nach Asien, schlug den Perserkönig, bemächtigte sich seines Reiches und gründete an seiner Stelle das ma ced on i sche W el t- reich, in welchem er griechische Sitte und griechische Sprache einheimisch zu machen suchte. Sein Reich zersiel nach seinem Tode in niehrere Reiche, unter denen das syrische mit der Hauptstadt Antiochien imb das ägyptische mit der Haupt- stadt Alexandrien die bemerkenswrrthesten sind. 8) Seit dem 2. Jahrhunderte vor Christus stieg das römische Reich (gegründet im 8. Jahrh.) durch große, rasche

4. Geschichtsbilder - S. 5

1899 - Konitz : Dupont
— 5 — In diesem Ländchen entstand in grauer Vorzeit die Stadt Sidon, von der sodan» um 1500 die Stadt Tyrus gegründet wurde, die ihre Mutterstadt an Macht und Pracht bald übertraf. Die Phönizier trieben Schiffahrt und Handel. Anfangs ging ihr Seehandel nach den nahen griechischen Inseln. Bald suchten sie auch entferntere Gegenden auf und gründeten Kolomeen auf fast allen Inseln und an den weit gedehnten Küstenstrichen des Mittelmeeres (Cypem, Kreta, Sizilien, Sardinien, Nordafrika, Südspanien u. s. w.). Neben dem Seehandel trieben sie auch lebhaften Binnenhandel (Karawanen). Sie bezogen aus Ägypten Wein und Getreide, aus Äthiopien und Indien (Dphir) Elfenbein, Ebenholz und Gewürz, aus Syrien Wolle und Wein; Armenien lieferte Pferde und Maultiere, die Kaukasusländer Kupfer und Sklaven; Spanien wurde durchwühlt nach Gold und Silber; von der Ostseeküste holten sie den Bernstein, von den britischen Inseln Zinn. Auch auf dem Gebiete der Kunst und Industrie verdankt ihnen die Menschheit Bedeutendes. Man schreibt ihnen die Erfindung der Glasbereitung und Purpurfärbekunst zu; berühmt waren ihre Webereien und Wollfärbereien. Erfahrene Gold- und Silberarbeiter verarbeiteten die edlen Metalle zu den schönsten Schmuck-gegenständen, und aus ihren Erzgießereien gingen Statuen und Schmiedegegenstände aller Art hervor. Auf diese Weise gelangten sie zu unermeßlichen Reichtümern, so daß der Prophet mit Recht von ihnen sagen konnte: „Ihre Kaufleute sind Fürsten und ihre Krämer die Vornehmsten im Lande." Ihre Religion war Naturdienst. Als höchste Gottheit verehrten sic die Sonne unter dem Namen Bel ibaal) und die lebenspendende Mutter Erde. (Aschern). Als vernichtende Kräfte galten Moloch, die ausdörrende Sonnenglut und Astarte, die Mond- und Todesgöttin. Beiden Gottheiten brachte man Kinder als Opfer. Der Reichtum der Phönizier reizte die Nachbarn zu Angriffen und Überfällen. So belagerte Nebukadnezar Tyrus 13 Jahre lang. Seit 555 lebten sie unter der Herrschaft der Perser. Endlich fiel Tyrus in die Hände Alexanders, der die Stadt in einen Schutthaufen verwandeln ließ. Das Land erholte sich nicht wieder, und heute erheben sich einige elende Fischer-hütten da, wo einst herrliche Paläste den Blick entzückten. 5. Das inedisch-persische Weltreich. Medien umfaßte das Bergland zwischen Babylonien und dem Kaspischen Meere. Sein nördlicher Teil war kalt und rauh, der südliche Teil enthielt viele fruchtbare Ebenen, durch welche die Hauptstraßen eines lebhaften Karawanenhandels liefen. Persien, südlich von Medien gelegen, hat im Norden Gebirgsland mit steilen Höhen aber saftigen Matten und fruchtbaren Thalebenen, der südliche Teil trägt Wüstencharakter, in der Mitte aber befinden sich auch heute noch recht gesegnete Striche. Die Bewohner dieser Länder waren teils Nomaden, teils Ackerbauer. Beide Völker stammten von den Ariern ab (waren also Stammgenossen der Germanen, Griechen, Römer und Slaven) und unterschieden sich in Sitten, Gebräuchen

5. Kurze Landeskunde von Palästina - S. 55

1912 - Leipzig : Wagner & Debes
Anhang I: Die Vorbevölkerung Kanaans 55 bei Ldrei (% Mos. 2\, 33 und 5. Mos. 3, 0 Jericho und das Gelobte Land zu erreichen. Die Dauer des gesamten Marsches von dem endgültigen Aufbruch von der Gase Rades-Barnea bis zum Bache Sared gibt uns die folgende stelle an (5. Mos. 2, ^): „Die Zeit aber, die wir von Rades zogen, bis wir durch den Bach Sared kamen, war 38 Jahre." Ls werden damit die ^0 Jahre, die Israel auf Gebot des Herrn (H. Mos. 33 f.) in der wüste zuzubringen hatte, bis auf zwei untergebracht, die wir auf den „langen" Aufenthalt in Rades (5. Mos. \, beziehen können. Dabei mag übrigens nicht unerwähnt bleiben, daß dieses Verweilen in Rades bereits den Übergang des ursprünglich nomadischen Volkes zum feß- haften Wohnen und zum Ackerbau, mithin zu einer höheren Rulturstufe, darstellt. Die Vorbevölkerung Kanaans uncl die Verteilung der zwölf Stämme Mit dem Eintritt der Israeliten in das Gelobte Land ver- knüpft sich die Frage nach der Vorbevölkerung, die es dort antraf, und mit der es sich in bezug auf seine Besitzansprüche auseinanderzusetzen hatte. Neben den biblischen Berichten, die freilich durch jüngere Zusätze vielfach entstellt und verdunkelt sind, setzen uns altägyptische (Quellen und viele Ausgrabungs- funde in Palästina, Babylonien und Rleinasien in den Stand, uns ein allerdings noch manche Lücke aufweisendes Bild von der Art und der Verteilung der vorisraelitischen Bewohner zu machen. Soweit wir zurückblicken können, hat in Palästina wohl immer das semitische Bevölkerungselement die Oberhand gehabt, als dessen früheste Vertreter die Lzoriter (oder (Lharu) *) gelten. Nur dunkle Runde ist im Alten Testament über sie erhalten geblieben, so daß sie in späterer Zeit den Israeliten als Riesen galten, die als Lnakiter (im südlichen Iudäa und im Philister- land wohnend) und Aviter (im Philisterland), oft aber auch als Refaiter bezeichnet wurden. Der letzte Name bedeutet eigentlich „die Geister der Abgeschiedenen" und ist jedenfalls erst in jüngerer Zeit auf diese längst ausgestorbenen und nur noch in der Erinnerung fortlebenden Völkerschaften angewandt worden. J) Neuerdings werden die k^oriter vielfach für einen arischen, mit den k^einasiatischen (Lharri identischen Volksstamm gehalten, der über Ägypten von Südwesten her ins !Veftjordanland eingedrungen wäre. Dem scheint jedoch ihre j. Iros, 36, 20 gegebene Stammesliste mit zahlreichen rein semitischen Namen zu widersprechen.

6. Kurze Landeskunde von Palästina - S. 56

1912 - Leipzig : Wagner & Debes
56 Die horitische Bevölkerung mag sich von Ägypten und der Sinai- Halbinsel her durch das ganze Ivestjordanland ausgebreitet haben und von primitiven Verhältnissen an (Höhlenbewohner) allmählich zu einer gewissen Kultur gelangt sein, bis sie gegen Lnde des 20. Jahrhunderts v. Chr. der von Norden und Nord- osten hereinbrechenden hetitischen-amoritischen Völkerwelle erlag. Die Hetiter ((Lheta oder (Lhatti) sind ein ursprünglich im mittleren Rleinasien sitzendes arisches Volk, das hier zu hoher Kultur und großer Machtentfaltung gelangt war und gegen die Mitte des Jahrhunderts v. (Ehr. nach Süden sich auszu- breiten begann, wobei es auf dem Wege nach Ägypten im lvestjordanland einzelne Gruppen seiner Volksangehörigen bis in die Gegend von Hebron hinunter zurückließ. Die hetitische Wanderung brachte eine mächtige, ebenfalls südwärts gerichtete Bewegung über die Völker Syriens, infolge deren die ver- schiedenften Stämme nach Kanaan hineingedrängt wurden. Unter ihnen sind vor allem die semitischen Amoriter, die <Lrb- feinde Israels, zu nennen, die, aus ihren ursprünglichen Sitzen im Libanongebiet durch die Hetiter geschoben, auf beiden Seiten des Jordan bis zum Nordende des Toten Meeres gelangten und zur Zeit der größten Machtentfaltung ihre Herrschaft weit in die syrisch-arabische lvüste ausdehnten i). Ungefähr gleichzeitig mit ihnen waren die gleichfalls semiti- sehen Amalekiter und Midianiter von Nordosten her ins Ivestjordanland eingebrochen. Beide Völker sind sowohl unter sich als auch mit den Amoritern eng verwandt und haben mit letzteren zusammen lange Zeit die Oberhoheit über das West- jordanland ausgeübt, bis sie sich vor der von Südwesten herein- flutenden Ranaaniter-Invasion in die Gebirge und nach Norden oder in die syrisch-arabische Wüste zurückziehen mußten, wobei sie jedoch in den nördlichen Landesteilen noch bis in die Richter- zeit Israels ihre führende Stellung zu bewahren wußten. Die Amoriter und ihre verwandten sind immer die heftigsten Feinde Israels geblieben, und noch in spätester Zeit ist die Erinnerung an die mit ihnen ausgefochtenen blutigen Kämpfe so lebendig, daß fast alle in der Linwanderungszeit erlebten Schlachten und Schrecknisse mit ihnen in Verbindung gebracht und die Amoriter geradezu zu Repräsentanten der gesamten vorisraelitischen Be- wohner des Landes werden 2). Gegen diese drei mächtigen semitischen Völkerschaften an Zahl und Bedeutung verschwindend ist ein kleines Wirten- 1) Danach kann dem im A. T. erwähnten Amoriterreich des Sihon östlich des Jordan sehr wohl eine historische Tradition zu Grunde liegen. 2) hieraus erklärt es sich, daß im A. T. durch spätere Chronisten die Amoriter mit den Aanaanitern, ia sogar zuweilen mit den Philistern, gleich- gesetzt werden, so daß sie nur noch ein mächtiger kanaanitischer Stamm zu

7. Kurze Landeskunde von Palästina - S. 57

1912 - Leipzig : Wagner & Debes
Anhang I: Sic Vorbevölkerung Kanaans 57 völkchen, das, auch von der großen Völkerverschiebung mit- gerissen, aus seiner Urheimat im Haurangebiet über den Jordan gelangte. Ls sind dies die Hebräer, die „Väter" (Abraham und Lot) und vorfahren der späteren Israeliten, die sich im südlichen Iudäa und Negeb festsetzten und hier ein bescheidenes Nomadendasein führten. Mißernten, Dürren und Hungersnot scheinen ihre Nachkommen etwa ein halbes Jahrhundert später von hier weg nach Ägypten getrieben zu haben, wo sie trotz wachsender Volkszahl im Laufe der Zeit in drückende Abhängig- keit gerieten, aus der sie erst Moses durch die Veranlassung zu dem oben geschilderten Auszug zur Rückkehr in das Land der Väter befreien sollte. Die Ranaaniter oder Keniter, die als dritte Bevölke- rungsschicht Kanaans zu gelten haben, sind von der nördlichen Sinaihalbinsel her in Kanaan eingedrungen, weshalb sie jeden- falls im Alten Testament häufig als Ägypter und in der Völker- tafel als Söhne Hains bezeichnet werden. Trotzdem sind sie aber den Israeliten tatsächlich nahe verwandt, was sich schon in ihrer hebräischen Sprache kundgibt. S-e sind als Vorläufer und Schrittmacher der israelitischen Wanderung unter Moses zu be- trachten. Die Remter besaßen bereits den Iahwekult^), woraus sich auch das fast immer freundliche, auf Bündnisse und ver- träge gegründete Verhältnis zwischen ihnen und den Israeliten erklärt (vgl. Richter 2, 2f.), im Gegensatz zu der unauslöschlichen Feindschaft der letzteren gegen die noch im Lande befindlichen Amoriter und deren Verwandte. Die Ranaaniter mit ihren Unterstämmen, den Sechemitern, Iebusitern, Hevitern, pheresitern (oder perizzitern) und anderen inehr, deren Bedeutung und Wohnsitze heute nicht mehr er- kennbar sind, wußten, wie schon erwähnt, die amoritischen Macht- haber mehr und mehr nach Norden und in die Gebirge hinauf- zudrängen, von wo diese aber noch lange Zeit ihre Raub- und Plünderungszüge in die Lbene hinunter unternahmen. Dort gelangte schon vor Einwanderung der Israeliten die kanaani- tische Kultur zu ansehnlicher Entwicklung, deren späterer <Lin- sein scheinen. Es ist an vielen Stellen bei dieser im Grunde unberechtigten gleichsinnigen Verwendung der Namen völlig unmöglich, den weiter unten be- sprochenen Unterschied in den Beziehungen Israels zu den Amoritern einerseits und den Kanaanitern andererseits noch zu erkennen. x) Hier knüpft die Theorie an, den Gottesberg Sinai im Keniterland, (d. h. im mittleren Iudäa) zu suchen lvergl. S. 49, Anm.). In späterer Zeit, als ihn die Tradition auf die Sinaihalbinsel ins Gebiet der Ihidianiter ver- legte, trat dieses Volk, das sonst immer der ärgste Feind Israels ist, an die Stelle der Keniter und damit in freundliche Beziehung zu den Israeliten. Tatsächlich dürften hier aber die Keniter gemeint sein, so daß auch Moses Schwiegervater, der sog. lnidianiterpriester Regusl-Iethro (veral. S. 50), ein Keniter gewesen ist.

8. Kurze Landeskunde von Palästina - S. 59

1912 - Leipzig : Wagner & Debes
Anhang I: Die Vorbevölkerung Kanaans 59 punkt ein, wo dessen Bevölkerungsverhältnisse sich in einem Zustand großer Umwälzung befanden. Als neuer, seinen Anteil heischender Ankömmling hat es sich an diesen Kämpfen um den Landbesitz sofort nach Überschreiten des Jordan beteiligen müssen, soweit ihm nicht die stammverwandten kenitischen vor- bewohner durch Bündnisvertrag einen platz neben sich abtraten, wir haben schon gesehen, daß dies besonders in den nördlichen Landesteilen der Fall war, wo sich kanaanitische Bevölkerungs- elemente bis in sehr späte Zeit neben den Israeliten erhalten haben (vgl. S. 22). Jedenfalls ging aber die teils gewaltsame, teils friedliche Eroberung des Verheißenen Landes sehr langsam vor sich, und nur ganz allmählich bildete sich die Verteilung Kanaans unter die einzelnen Stämme heraus, die wir auf unserer oberen Nebenkarte darzustellen versucht haben. Man muß sich jedoch hüten, in den Stammesgebieten politisch fest-- stehende Gebilde mit bestimmtem Grenzverlauf, wie etwa die Kreiseinteilung einer preußischen Provinz, zu erblicken. Die Stammesgrenzen besaßen vielmehr immer einen unbestimmten und verschwommenen Charakter und waren auch sicherlich häufigen Veränderungen unterworfen, wie es z. B. aus der Rückwanderung eines Teiles des Stammes Dan aus seinem zuerst erwählten Gebiet nordwestlich von Iuda in das Jordan- quellgebiet hervorgeht (Richter 1(8). Als die Besetzung des Landes bis auf die Kisonebene und das Gebiet um Iebus, die alte Kanaaniterhauptstadt, nahezu vollendet war, mag die ver- teilung der Stämme unserem Kärtchen entsprochen haben, wobei freilich jeder der Stämme für sich noch in langjährigen Kämpfen mit den Vorbewohnern sein Besitzrecht zu verteidigen und zu befestigen hatte, ehe er wirklich fjerr in dem beanspruchten Gebiet wurde. In solchen Linzelfehden scheinen Simeon und Levi schon frühzeitig ihre Existenz als selbständige Stämme ein- gebüßt zu haben. Die biblischen Berichte fassen dies als Strafe für einen von beiden gemeinsam ausgeführten vertragswidrigen Überfall auf Sichem auf (J. Mos. 3^, 26—30 und ^9, ?). Simeon verschwindet von da an ganz aus der Geschichte Israels, während der Mosesstamm Levi sich in einzelnen Familien unter die anderen Stämme zerstreut und fortan ohne Landbesitz dem Priesterstande widmet. Aber auch bei den anderen Stämmen wurden jedenfalls die Kräfte und Interessen eines jeden so sehr durch derartige innere Kämpfe um den Besitz ihrer Land- striche in Anspruch genommen, daß der Gedanke der nationalen Zusammengehörigkeit Aller als des „auserwählten Volkes Jahwes" mit der Zeit stark in Vergessenheit zu kommen begann. Hand in Hand damit geht eine gegen die sich im Lande immer mehr ausbreitenden fremden israelitischen Eindringlinge stetig wachsende Erbitterung der kanaanitischen Vorbevölkerung, die

9. Kurze Landeskunde von Palästina - S. 58

1912 - Leipzig : Wagner & Debes
58 Anhang I: Die Vorbevölkerung Kanaans fluß auf das als Nomadenvolk viel tieferstehende Israel nicht hoch genug angeschlagen werden kann (vgl. Jos. 2% ^z). Feste, ummauerte Städte erhoben sich hier, in denen ein wohlentwickeltes Handwerk (Schmiedearbeiten, eiserne Streitwagen) betrieben wurde, und zwischen denen ein lebhafter Handelsverkehr stattfand. Trotzdem scheinen die Ranaaniter keine Zentralgewalt besessen zu Hab 7a, sondern vielmehr stets in viele, mehr oder weniger mächtige, aber untereinander meist in Fehde liegende Stadtfürstentümer zerfallen zu sein, wodurch Israels Lindringen und Ansiedelung bedeutend erleichtert worden sein dürfte. Die Hauptmasse der kanaanitischen Bevölkerung ist im süd- lichen und mittleren Ranaan zu suchen. Immerhin haben sicb auch Teile derselben in die nördlichen Gebiete vorgeschoben, von denen einer sich in der schmalen Rüstenebene jenseits des Rarmel zu dem mächtigen L^andelsvolk der Phönizier ent- wickelte, das schon früh in lebhaften Verkehr mit der Außen- welt trat (vgl. S. \3) und dadurch manche Züge angenommen haben dürfte, die es später von den südkanaanitischen Stämmen nicht unerheblich unterschieden. Dies waren die Bevölkerungsverhältnisse Ranaans, als gegen Lnde des 1(3. Jahrhunderts v. Chr. Israel nach langer Wüstenwanderung östlich des Jordan anlangte und sich an- schickte, in das ihm verheißene Westzordanland hinüberzu- schreiten. Zur selben Zeit begehrte aber auch eine andere Völkerwelle an der Westseite vom Mittelmeer her Einlaß, und zwar die in Israels späterer Geschichte so viel genannten Philister, die in Gesellschaft der sog. Seevölker von den Rüsten Rleinasiens, Zyperns, aus der Inselwelt des Ägäischen Meeres und von Kreta her, kurz aus dem „Westlcmd" des Alten Testa- ments = Kaphthor oder Rittim*-) kommend in die südliche Rüstenebene Ranaans hereinbrachen. Sie trafen hier, wie be- reits früher erwähnt wurde (vgl. S. \<5) auf die horitische Vor-- bevölkerung der Aviter, die sie zu unterwerfen wußten, und gelangten sehr bald zu hoher Rultur, die derjenigen der von Osten einwandernden Israeliten in gleicher Weise wie die der Ranaaniter überlegen war. Im Gegensatz zu letzteren bildeten sie aber durch Zusammenschluß der Stadtfürsten einen festen Staatsverband, der sie befähigte, lange Zeit eine gewisse Gber- Herrschaft über die Israeliten auszuüben und sie auf das küsten- ferne Bergland Iudäas zu beschränken. Somit rückt Israel in sein Gelobtes 5and zu einem Zeit- i) Rittim odes Rittiter war im A. T. alles aus dem Westen Kommende. Außer den Philistern wurden auch Mazedonier (Ifta??, j, i und 8, is) und Römer (Dan. N,3») so bezeichnet. Der neben den Philistern in der Bibel oft genannte Stamm der Krethi (Krethiter) hat vielleicht den Namen des Ursprungs- landes Kreta bewahrt.

10. Kurze Landeskunde von Palästina - S. 60

1912 - Leipzig : Wagner & Debes
60 Anhang I: Die Vorbevölkerung Kanaans sich plötzlich unter Sisera ungeachtet des früher meist freund- schaftlichen Verhältnisses drohend gegen Israel erhebt. In diesem Augenblick höchster Not gelingt der Heldin Debora die nationale Linigung des ganzen Volkes durch kraftvolle Be- tonung der allen gemeinsamen wahren Gottesverehrung, wo- durch Israel befähigt wird, in der Kisonebene unter seinem Feldherrn Barak den Feind so vollständig zu schlagen (Richters, 4—5), daß es nun die letzten Reste kanaanitischen Besitzes an sich nehmen kann bis auf die Gegend um Iebus, die erst sein größter König David erobern sollte. Die bereits erwähnte Tatsache, daß die Israeliten erst in später Zeit und da auch nur in räumlich ganz beschränktem Maße aus dem Bergland bis an die Rüste vorzudringen ver- mochten (vgl. 5. \6), erklärt sich neben dem an und für sich meerscheuen Charakter des ursprünglich auf rein landwirtschaft- lichen Lrwerb bedachten Volkes daraus, daß einmal die Rüsten- ebene, wie wir sahen, von starken, kulturell schon hochstehenden Völkern besetzt war, denen mit der primitiven israelitischen Kriegskunst *) nichts anzuhaben war, dann aber auch aus der Landesnatur, indem kein bedeutender Fluß das von den Israe- liten eingenommene Gebirgsland zum Meere hin öffnete, dem als natürliche Verbindungsstraße hätte nachgezogen werden können. Das Stück sandiger und flacher Meeresküste aber, das die Israeliten schließlich in der nördlichen Ebene Saron ge- wonnen hatten, konnte sie infolge seines geradlinigen, hafenlosen und daher verkehrsfeindlichen Verlaufes nicht dazu veranlassen, nunmehr ein seefahrendes Handelsvolk zu werden, wie etwa ihre nördlichen Nachbarn, die Phönizier, deren Land dank seiner größeren Rüstengliederung eine genügende Zahl guter Häfen aufwies. Aus dieser Abgeschlossenheit gegen den die Völker einenden und vermischenden Seeverkehr und aus den ebenso verkehrshindernden übrigen Abgrenzungen ihres Landes, im Norden durch die Hochgebirge, im Osten und Süden durch weite lvüstenflächen, erklärt sich die auffallende Sonderstellung und Isolierung der jüdischen Nation gegenüber anderen Völkern des Altertums, die ihren stärksten Ausdruck in der Ausbildung und dem zähen Festhalten ihrer Religion fanden mit dem einen wahren, aber nur den Israeliten durch den auf dem Sinai geschlossenen Bund zugehörigen volksgotte Jahwe an der Spitze. Lrst dem Christentum war es vorbehalten, diesen Gott als einen Gott aller Völker zu erfassen und damit der ursprünglich jüdischen Kultur in ihrer christlichen Fortentwickelung die Kraft *) Treffend ist dieser Gegensatz in der Erzählung vom Zweikampf zwischen David und Goliath geschildert, wo allerdings der schwer gerüstete Ärieger der Aüstenebene dem primitiv, aber gewandt kämpfenden Bergbewohner erliegt.
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TM Hauptwörter (200)200

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