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(sberhard Iv (1417—1419) erwarb Oberndorf a. N. sowie mehrere Alb-
dörfer (Thieringen, Hossingen, Metzstetten u. a. m.) Er starb zu Waiblingen an
einer pestartigen Krankheit. Seine beiden Söhne
Ludwig l und Ulrich V, der Vielgeliebte, regierten von 1419
an, Im sie denn Tode ihres Vaters noch minderjährig waren, zuerst
unter der Vormundschaft ihrer Mutter Henriette, bis 1441 ge-
meinschaftlich. In diesem Jahre aber teilten sie das Land in 2 ietle,
in den Uracher- und in den Stuttgarter- oder Neuffener-Teil.
Jenen (mit Mömpelgard) bekam Ludwig, diesen Ulrich.
Die herrschsüchtige und gewaltthätige, aber auch mutige Henriette, die sich
mit den ihr zur Seite stehenden 30 Vormundschaftsräten ebensowenig vertragen
konnte wie früher mit ihrem Gemahl, bekriegte während ihrer vormundschaftlichen
Regierung die Herren von Sülz und den Grafen Friedrich von Zollern, den sie bei
einem Ausfall gefangen nahm und dessen Burg sie zerstörte.
Volle 41 Jahre war W ü r t t e m b e r g g e t e i l t. In Urach folgten
auf Ludwig I (1441 — 1450) seine beiden Söhne Ludwig Ii (1450
bis 1457) und Eberhard V (1457—1482). In Stuttgart folgte
auf Ulrich V (1441 — 1480) Eberhard Vi (1480—1482).
Ludwig I vergrößerte das Land durch Kauf von Blaubeuren, Dußlingen,
Nehren, Schwenningen u. a. O. Seiu älterer Sohn Ludwig Ii war fallsüchtig
und starb nach siebenjähriger Regierung.
Ulrich V, der Vielgeliebte, war ein gutmütiger, aber schwacher Fürst. Seine
Prachtliebe, Jagdlust und zu große Freigebigkeit gegeu die Klöster brachten seinen
Haushalt herunter. Dadurch sowie durch seine Kriege gegen die Reichsstädte und
Friedrich von der Pfalz, der ihn samt dem Markgrafen von Baden und dem
Bischof von Metz gesangen nahm und ihn — nach einjähriger strenger Hast -
nur gegeu ein hohes Lösegeld freiließ, wälzte er eine große Schuldeulast auf das
Land. (Das Mahl zu Heidelberg von G. Schwab).
Viele Sorge und Kummer bereiteten ihm feine beiden Söhne Eberhard (Vi)
und Heinrich. Heinrich war, um eine weitere Teilung des Landes zu ver-
hindern, zum geistlichen Stand bestimmt worden; allein er fand an diesem Berufe
keine Freude und mußte schließlich auf sein Drängen mit der Grafschaft Mömpelgard
abgefunden werden. Eberhard V trat im Uracher Vertrag (1473) Mömpelgard ab
unter der Bedingung, daß bei etwaigem Aussterben einer der beiden Linien das
Land wieder vereinigt werden solle. Durch seine beiden Söhne Ulrich (den nach-
maligen Herzog Ulrich) und Georg ist Heinrich der Stammhalter des württem-
bergischen Reaentenhaufes geworden. Er starb als Wahnsinniger auf Hohenbrach.
Eberhar ^war ein verschwenderischer, sitten- und charakterloser Mensch, der seinem
Vater und'seinem Uracher Vetter (Eberhard V) viel Sorge und Kummer machte.
Bei all seiner Schwäche lag dem Grafen Ulrich doch das Wohl feiner Unter-
tbanen sehr am Herzen. In Stuttgart erbaute er die Leonhards- und die Hospital-
kirche sowie die Stiftskirche in ihrer jetzigen Gestalt, ebenso das Rathaus und mehrere
andere Gebäude. Auch die erste Apotheke des Landes wurde während seiner Regierung
(1457) in Stuttgart eingerichtet. Im Uracher Vertrag (1473) hatten Ulrich und
Eberhard bereits Vorsorge für die künftige Wiedervereinigung des Landes getroffen.
Eberhard V, der Ältere, nach seiner Pilgerfahrt Eber-
hard im Bart oder kurzweg „Bartmann" genannt, folgte seinem
Bruder Ludwig Ii, als er erst 14 Jahre zählte. Trotz seiner vor-
züglichen Geistesgaben und seines trefflichen Lehrers geschah wenig
für seine Erziehung, da die Bormnndschaftsräte in allem zu viel
drein redeten. Nicht einmal lateinisch durfte er lernen, da es sein
Vater verboten hatte. Infolge der ungenügenden Beschäftigung verfiel
der Prinz auf allerlei Mutwillen und kam in einen ausschweifenden,
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_l Ludwig Ulrich_V Ludwig Ludwig Ulrich Friedrich Friedrich Ludwig_I Ludwig Ludwig_Ii Ludwig Eberhard Ulrich_V Eberhard Ludwig_I Ludwig Ludwig_Ii Ludwig Ulrich_V Friedrich Friedrich Metz Schwab Eberhard_( Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Eberhard_V Ulrich_( Ulrich) Georg Heinrich Heinrich Eberhard_V Ulrich Ulrich Eberhard Eberhard_V Ludwig_Ii Ludwig
leichtsinnigen Lebenswandel hinein, der seine Gesundheit unter-
grub und das. Land mit Schulden belastete. Doch plötzlich änderte er
seinen Sinn und ging in sich. Er machte sich von seiner leichtsinnigen
Umgebung los, wählte sich erfahrene, weise Männer zum Umgang
(Georg von Ehingen, Konrad von Münchingen) und unternahm (1468)
eine Pilgerfahrt ins gelobte Land mit dem Wahlspruche: „Attempto"
(„ich wags")! Dieselbe sollte den ernsten Vorsatz seiner Sinnes-
änderung bekräftigen und eiue Art Buße für seine Jugendsünden sein.
Ein mitgebrachtes Weißdornreis, das er in Einsiedel bei Tübingen in
die Erde steckte, und das daselbst zum prächtigen Baume heranwuchs,
war ihm ein bleibendes Erinnerungszeichen an diese denkwürdige Reise.
Nach seiner Rückkehr, bereichert mit mancherlei Kenntnissen und
Erfahrungen, war sein Streben darauf gerichtet, eiu Vater seiues
Landes und Volkes zu werden, wobei ihn seine treffliche Gemahlin
Barbara von Mantua treulich unterstützte. Durch viele gelehrte
Männer, die er in seine Nähe zog, suchte er das an seiner eigenen
Bildung in seiner Jugend Versäumte nachzuholen. Um eine B e ss erun g
der k i r ch l i ch e n Verhältnisse seines Landes zu erzielen, führte er
eine strammere Ordnung in den Klöstern durch. Eberhards schönstes
Werk war jedoch die Stiftnng der Universität Tübingen 3477,
wozu ihm außer der Erkenntnis von der Mangelhaftigkeit seiner eigenen
Bildung und dem größeren Bildungsbedürfnis der Zeit namentlich der
Rat seiner gelehrten Mutter Mechthilde und seines erfahrenen Freundes
Georg von Ehingen veranlaßte.
Er gründete dieselbe „zur Ehre
Gottes, der ganzen Christenheit zu
Trost, Hilfe und Macht, auch der
Herrschaft Württemberg Lob, Ehr
und Nutzen zu erwerben, und in
der guteu Meinung, graben, zu
Helsen deu Bruuuen des Lebens,
daraus von allen Enden der Welt
unversieglich geschöpft werden möge
tröstliche und heilsame Weisheit
zur Erlöschung des verderblichen
Feuers menschlicher Unvernunft
und Blindheit." Im Kreise der
Lehrer dieser Anstalt verweilte er
oft und gerne und erregte durch
seine Frömmigkeit und Gottes-
gelehrsamkeit großes Aufsehen.
Da der Nachfolger Ulrichs V
im „Stuttgarter Teil", der
leichtsinnige Eber h a r d Vi,
die Regierungsgeschäfte bald
satt hatte, weil sie ihn an
der Ausübung seiner tollen
Streiche hinderten, so nahm
Eberhard V seines Vetters An-
erbieten, ihm seinen Landesteil
gegen eine Geldentschädigung
Gras Eberhard im Lart.
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Extrahierte Personennamen: Georg_von_Ehingen Konrad_von_Münchingen Konrad Barbara_von_Mantua Georg_von_Ehingen Eberhard_V Eberhard
A. Wiirttriillittgs Horgrfdjidjtf.
1. Atteste Zeit.
1. In den frühesten Zeiten war das Land, das jetzt Württemberg heißt,
weit und breit mit Wald bedeckt und von vielen Gewässern durchzogen. Auer-
ochsen, Elentiere, Renntiere, Bären, Wölse, Eber und anderes Wild hausten darin.
(Ev. Lesebuch Ii Nr. 93 a, 1).
Die ältesten Bewohner Süddeutschlauds und damit auch des jetzigen
Württemberg waren die Höhlenbewohner. Von den Höhlen im Jura zogen
sie aus auf die Jagd nach dem Höhlenbär, dem Mammut, dem Nashorn und
Auerochs. Ihre Waffen waren aus Feuersteiu, ihre Geräte aus Remitier-
geweiheu, ihre Gesässe aus Thou roh gearbeitet.
Mehr Gesittung zeigen schon die Pfahlbantenbewoliner. In den aus-
gedeckten Überresten ihrer Wohnungen, den Pfahlbauten (am Federsee, Bodensee
u. a. O.), finden wir Schmuckgegenstände aus Bein und Stein, ja aus
Kristall und Gold, Geräte aller Art zum Betriebe der Jagd, Viehzucht und
Landwirtschast; außerdem wußten sie auch schon aus Flachs gewobene Kleider
anzufertigen. Dem Verkehr dienten durch Feuer ausgehöhlte Baumstämme,
auf denen sie ihre Seen befnhren und dem Fischfange oblagen.
In unvordenklichen Zeiten wurden sie von einem stärkeren Geschlecht, den
Kelten, verdrängt, die nun Jahrhunderte lang unser Land bewohnten. Gewaltige
Ringwälle und Ringburgen, deren man namentlich auf der Alb fchou viele
entdeckt hat, dienten ganzen Stämmen und Gauen zu Schutz und Trutz. Das Innere
der Grabhügel, in denen sie ihre Fürsten bestatteten, giebt einen interessanten
Einblick in ihre Sitten und Gebräuche, in ihren Handwerks- und Kunstbetrieb.
Geräte und Schmuck aller Art, Schwerter, Rasiermesser, Trompeten, kunstvolle
Armringe, Haarnadeln n. s. f., nahezu alles aus Bronze gearbeitet, gräbt man
heute noch fast unverdorben, obwohl 2500—2700 Jahre alt, aus der Erde Schoß.
Aus hervorragenden, weithin sichtbaren Bergen (Lochen, Hohentwiel u. a. m.)
feierten sie ihre Opferfeste. Nicht bloß Tiere sondern auch Menschen wurden den
Göttern zu Ehren geschlachtet.
Zu den Zeiten der Römer waren die Sneven (vermutlich „Schweifende")
als das größte und stärkste der germanischen Völker gefürchtet. Von Osten her
eingedrungen, haben sie auch das heutige Württemberg besetzt. Von ihnen ist wohl
dem Land und Volk der spätere Name Schwaben geblieben.
Diese Sueven vor allen sind gemeint, wenn man von den „alten
Deutschen" redet, jenem kriegs- und jagdfrohen, wanderlustigen und riesigen
Geschlecht mit goldenen Locken und blauen Augen, deren scharfer, durchdringender
Blick überall gefürchtet war; das sind diejenigen, welche, wenn nicht gerade Krieg
war, ihre jagdfreien Tage aus Bärenhäuten bei Bier und Spiel verbrachten, den
Ackerbau und die Viehzucht dagegen zumeist den Frauen überließen. Felle waren
ihre Kleider und ihr Lager, ein Schild aus Weidengeflecht ihre Schutzwaffe, Schwert
und Spieß ihre Trutzwaffen. Hinter ihrem „Herzog", den das Volk wählte, zogen
sie in den Krieg; dem Fürsten, d. h. dem „Fürdersten", aus edlem Geschlechte,
der in der Volksversammlung unter freiem Himmel gewählt, mit den Schöffen
das Recht schöpfte, fügten sie sich im Frieden.
Den Römern erschienen sie als Muster vou Treue, Wahrhaftigkeit und
Keuschheit, — Tugenden, die freilich wieder durch maßlose Trink- Spiel- und
Streitsucht verdunkelt wurden.
Jhreu Göttern Wodan, Thor oder Donar (daher Donnerstag), Ziu (daher
Ziustag — Dienstag), Freia (daher Freitag), die sie auf Berggipfeln und in
Wäldern unter heiligen Bäumen verehrteu, opferteu sie vorzugsweise Pferde und
Kriegsgefangene. Nach dem Tode hofften sie sich in Walhalla, ihrem Himmel,
mit Jagden, Kampfspielen und bei fröhlichem Zechen im Kreise tapferer Krieger
zu vergnügen. (Ev. Lefeb. Ii Nr. 127).
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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— 12 —
abzutreten, mit Freuden an. Nach mancherlei Beratungen kam es am
14. Dezember 1482 an dem wichtigen Münsinger Vertrag, in welchem
beschlossen und durch beide Graseu, die Prälaten, Ritter und Abgeordneten
der Städte und Ämter beschworen wurde, „daß beider Land und Leute aus
alle Zeiten ein Land^ Regiment und Weseu ehrlich, löblich und wehrlich
beieinander bleiben und stets durch den ältesten Herrn in der Familie
regiert werden sotten." Die Hauptstadt des Laudes solle Stuttgart sein.
Bon 1482—1495 regierte Eberhard über das wiedervereinigte
Württemberg. Im ganzen deutscheu Reiche staud er in hohem An-
sehen, besonders schätzte ihn Kaiser Maximilian sehr hoch. In vielen
wichtigen Fragen erholte sich derselbe Rats bei Eberhard, auch ernannte
er ihn zum Feldhauptmaun des 1488 gegründeten „schwäbischen
Bundes", und endlich im Jahre 1495 erhob er ihn auf dem Reichs-
tage zu Worms zum Dank für' seine kräftige Mitwirkung bei dein
daselbst erfolgten Abschluß des ewigen Landfriedens (darnach dürfen deutsche
Fürsten einander nicht mehr bekriegen; etwaige Streitigkeiten werden durch
den Kaiser geschlichtet) zum Herzog und fein Land zum Herzogtum.
(„Der reichste Fürst". Gedicht von I. Kerner. Ev. Leseb. Ii Nr. 157 159).
"gjvüc&ßl'ick auf die Krerfenzeit.
(Ev. Leseb. It, Nr. 156.)
Von den vier Volksklassen, Geistlichkeit, Adel, Bürger und Bauern,
umfaßte die letztere die Mehrzahl der Bewohner des Landes. Doch nahm die Zahl
der Freien immer mehr ab, die der Leibeigenen zu. Der Grundbesitz kam
durch Überschuldung seiner Herren in die Hände des Adels und der Klostergeist-
lichkeit. Die Leibeigenen seufzten unter der Last der Frondieuste und der
Abgaben. Zur Zeit des Faustrechts war auch der freie Bürger rechtlos; später
aber erlangte er das Recht, die großen Hofgüter zu teilen (wodurch Anbau und
Bevölkerung des Landes befördert wurde) und an den landständischen Beratungen
teilzunehmen. Die Zahl der Kirchen und Klöster nahm immer mehr zu. Die
Geistlichkeit aber war größtenteils unwissend und in Unsittlichkeit verkommen; in
den Klöstern besonders herrschte Schlemmerei und Zuchtlosigkeit.
Die Verwaltung des Laudes Württemberg war damals sehr einfach.
Der Graf ordnete unter dem Beistand einiger Räte und Geistlichen alles selbst; der
Landrichter war der einzige höhere Beamte. Das Landgericht zu Cannstatt, welches
später nach Stuttgart verlegt wurde, war die oberste Verwaltnngs- und Gerichts-
behörde. Die Bezirks- und Gemeiudebeamten wurden ans den Bürgern und
Adeligen gewählt, erhielten aber keinen Gehalt, was viele derselben für Bestechung
zugänglich machte. Die Landeseinkünfte wurden von der „Landschreiberei" und
den ihr untergebenen „Kellern" und „Kastnern" verrechnet und eingezogen; sie be-
standen vorherrschend in Naturalabgaben, nämlich dem Zehnten von Getreide,
Wein, Honig, Käse, Gartenfrüchten, Fischen und Wolle; die Geldabgaben fielen
wenig ins Gewicht. Mit dem Ertrage des Kammerguts wurden die Kosten
des gräflichen Hanshalts sowie noch ein Teil der Landesausgaben bestritten.
Zum Kriegsdienst war jeder Waffenfähige bis zum 60. Lebensjahr verpflichtet.
Die Ausrüstung hatte jeder selbst zu beschaffen. Mit der Einführung der
Feuerwaffen verloren die Ritter an Bedentnng; leider machten viele derselben
als Raubritter die Handelsstraßen unsicher. Im geselligen Leben artete die Fröh-
lichkeit oft. in Ausgelassenheit aus. Gegen Trunk- und Spielfucht sowie
gegen die Üppigkeit iu der Kleidung mußten Gesetze erlassen werden.
Das Schulwesen lag damals noch sehr im argen. Volksschulen gab es
zurzeit uoch nicht, dieselben wurden erst durch die Reformation ins Leben gerufen.
Die erste „deutsche Schule" in Stuttgart wurde 1535 errichtet. Lateinschulen
gab es in einigen Städten. Die Wissenschaften wurden nur iu den Klöstern
gepflegt. Erst nach der Erfindung der Buchdruckerkunst (um 1449) wurde dies all-
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Extrahierte Personennamen: Eberhard Maximilian Maximilian Eberhard
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mählich besser. Im Jahre 1477 wurden die ersten Buchdruckereien.in Ulm und
Eßlingen eingerichtet sowie die erste Papiermühle.zu Urach gebant. Arzte und
Apotheken waren uoch äußerst selten; dagegen blühte in den Reichsstädten, be-
sonders in Ulm, Nürnberg n. s. s. die Dichtkunst, wo die „Meistersinger" in
ihren „Singschnlen" dichterischewettkämpse veranstalteten. Auch die bildenden
Künste, Malerei, Bildschnitzerei und Baukunst, waren den Wissenschaften weit
vorausgeeilt, wovon das Münster in Ulm, die Frauenkirche zu Eßlingen, die
Kirchen zu Reutlingen, Hall, Heilbronn, Gmünd sowie viele Klöster und Kloster-
kirchen Zeugnis geben.
Die Gewerbe- und Handeltreibenden verbanden sich zu zwöls Zünften und
wohnten fast ausschließlich in den Städten. Leinwand- und Wollweberei
wurde in Ulm, Biberach und Ravensburg lebhaft betrieben. Feld- O b st - und
Weinbau erfreuten sich besonderer Pflege von seilen der Klöster. Das Geld
war seltener als gegenwärtig und hatte deshalb den Lebensbedürfnissen gegenüber
einen viel höheren Wert. (Im Jahr 1426 kostete z. B. 1 hl Dinkel 8 Pf., 1 hl
Wein 12 Pf). Der gedeihlichen Entwicklung des Volkswohlstandes stand das
Raubritterwesen, das mangelhafte Verwaltnngs- und Steuerwesen, der Zunft-
zwang mit seinen uuübersteigbaren Schranken und die Leibeigenschaft mit ihren
empfindlichen Drangfalen sehr hinderlich im Wege.
2. Aas Herzogtum Württemberg (1495—1803).
Eberhard I oder Herzog Eberhard im Bart (1495—1496)
überlebte seine Standeserhöhung nur kurze Zeit. Durch die Ausschweifungen
in seiner Jugend hatte er den Keim zu seinem frühen Tode gelegt, und
die fortgesetzt angestrengte Arbeit während seiner späteren Regierungszeit
zehrte seine Lebenskräfte vorzeitig auf. Nachdem er im November 1495
in seiner „Landesordnung" die erste umfassende Gesetzgebung für das gauze
Land erlassen hatte, starb er im Februar 1496, erst 50 Jahre alt, kinderlos.
Eberhard wurde seinem Wunsche gemäß in dem Stifte Einfiedel, wo er
früher das aus Palästina mitgebrachte Weißdornreis gepflanzt hatte, begraben,
40 Jahre später aber in der Gruft in der Stiftskirche zu Tübingen beigefetzt. Als
Kaiser Maximilian I 2 Jahre nach Eberhards Tod durch Schwaben reiste,
besuchte er auch dessen Grab und sprach dort die denkwürdigen Worte: „Hier
liegt e.in Fürst, weise und tugendhaft wie keiner im Reich. Sein
Rat Hai mir oft genützt." Eberhards ehernes Reiterstandbild, von König
Wilhelm 1 1859 errichtet, steht im Hofe des alten Schlosses in Stuttgart.
Eberhard Ii, der Jüngere, als Graf Eberhard Vi (1496—1498),
regierte nicht besser als früher, sondern setzte seinen leichtsinnigen, ver-
schwenderischen Lebenswandel fort, weshalb ihm der Landtag 1498 den
Gehorsam aufkündigte und ihn absetzte.
Die erfahrenen und bewährten Räte seines Vorgängers hatten der Reihe
nach ihre Entlassung genommen oder waren fortgeschickt und Männer nach Eber-
hards Sinn, Genossen seines Leichtsinns und seiner Lust, an ihre Stelle gesetzt
worden.^ Die Schulden hatten sich immer mehr angehäuft, und vom Herzog und
feinen Günstlingen waren die größten Gewaltthätigkeiten und Erpressungen verübt
worden. Kaiser Maximilian bestätigte deshalb auch das Versahren der Stände
und übertrug dem Prinzen Ulrich die Regieruug. Eberhard bekam einen Jahres-
gehalt, mußte aber das Land verlassen und durste es nie mehr betreten. Er starb
im Jahre 1564 auf dem kurpfälzifcheu Schlöffe Lindenfels im Odenwald ohne Erben.
Ulrich der Vielgeprüfte (1498—1550), älterer Sohn des geistes-
kranken Grafen Heinrich auf Hoheuurach, geboren 1487 zu Reichen-
Weiher im Elsaß, folgte seinem Oheime in der Regierung. Er war erst
11 Jahre alt, als Eberhard abgesetzt wurde, und regierte deshalb
zuerst unter Vormuudschaft.
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Extrahierte Personennamen: Eberhard_I Eberhard Eberhard Maximilian_I Maximilian König
Wilhelm Wilhelm Eberhard_Ii Eberhard_Vi Maximilian Maximilian Ulrich Eberhard Ulrich Heinrich_auf_Hoheuurach Heinrich Eberhard
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Württemberg wieder katholisch gemacht. Die Äbte und Mönche kehrten in ihre
Klöster zurück und nahmen die früheren Klostergüter in Besitz; die Meßpriester
verdrängten die evangelischen Geistlichen, die sich eiligst flüchten mußten. Auch
Brenz und Schuepf entgingen nur mit Not den Häschern des Kaisers, welcher
das Interim mit Gewalt durchführen ließ. (Ev. Leseb. Ii Nr. 178, 2.)
Die mancherlei Kämpfe und erschütternden Geschicke hatten Ulrichs
Kraft vor der Zeit gebrochen. Das Wildbad konnte ihm nicht mehr
helfen. Er starb 1550 in Tübingen, wo er neben Eberhard im Bart
in der dortigen Stiftskirche beigesetzt wurde.
Erwerbung der Feste
Hohentwiel durch Kauf.
Christoph (155v bis
1568), der Sohn Ulrichs, war
neben Eberhard im Bart der
beste württembergische Herzog.
(Ev. Leseb. Ii 9ii\ 17 7). Infolge
der Bertreibung ^seines Vaters
und der feigen Ubergabe von
Hohentübingen an den schwäbi-
schen Bund mußte er schon in
einem 5. Lebensjahr das Land
verlassen. Er wurde (1520) an
den kaiserlichen Hos nach Inns-
brück gebracht und daselbst er-
zogen. Später kam er mit dem
Hofe nach Wiener-Nenstadt, wo
er an Michael Tiffernns
nicht nur einen ausgezeichneten
Lehrer und Erzieher sondern
auch einen väterlichen Freund
und treuen Berater fand.
Kaifer Karl V faud bald
großes Wohlgefallen an dem wiß-
begierigen Jünglinge und gestattete
ihm sreieu Zutritt zu den Beratungen des geheimen Rats, was für Christophs
spätere Regierung von größtem Nutzen war. Auch den Reichstag zu Augsburg
(1530) dnrfte Christoph besuchen, wo er besonders durch Landgraf Philipp von
Hessen mit feinen Familienverhältnissen und seinen Ansprüchen aus das Herzogtum
Württemberg bekannt gemacht wurde. Von da an behandelte ihn der Kaiser
jedoch argwöhnisch, zumal dieser bei seiner Reise durch Württemberg bemerkte,
welche Hoffnungen man hier auf den jungen Christoph setzte.
Aus eiuer Reise uach Spanien sollte der Prinz den Kaiser
begleiten; dort gedachte ihn dieser in ein Kloster zustecken, umso durch
die Beseitigung des Thronerben das Herzogtum Württemberg für immer
an Österreich zu bringen. Allein Tiffernns entdeckte seinem Schützlinge
diesen Plan. Aus der Grenze zwischen Tirol und Italien entfernten
Herzog Christoph.
(Ev. Leseb. Ii Nr. 176). Unterstützt von diesen und von vielen anderen
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz]]
Extrahierte Personennamen: Eberhard Christoph Eberhard Michael_Tiffernns Karl_V Karl Christophs Christoph Philipp_von
Hessen Philipp Christoph Christoph
verloren. Ihm gehörte nur noch die Bergfestung Hohentwiel, die
von Konrad Widerhold tapfer verteidigt und mutig behauptet wurde,
deren Ubergabe aber der Kaiser zur Bedingung der Wiedereinsetzung des
Herzogs gemacht hatte. Trotz mehrmaliger Äufforderung zur Übergabe
der Burg an den Kaiser verweigerte Widerhold seinem Herzoge den
Gehorsam, weil er wohl wußte, daß dieser nur gezwungen diesen Befehl
erlassen hatte. Erst im Jahr 1650, als kein feindlicher Soldat mehr
im Lande war, übergab er das zur stärksten Festung umgeschaffene
Hohentwiel an den Herzog, der ihn zum Dank für seine treuen Dienste
mit mehreren Rittergütern belehnte. (Ev. Leseb. Ii, Nr. 181).
Durch den westphälischen Frieden (1648), bei dessen Abschlüsse
sich Varubüler und Burkhard als Vertreter Württembergs große Ver-
dienste um das Land erworben hatten, wurde das Land in seiner früheren
Größe dem Herzog Eberhard zugeteilt. Nur laugsam zogeu die kaiser-
lichen Besatzungen und die verhaßten Mönche aus dem Lande, und noch
langsamer kehrten die Geflohenen in ihre ehemaligen Heimstätten zurück.
Nachbarn aus den Alpenländern und zurückgebliebene schwedische Soldaten
siedelten sich in dem entvölkerten Lande an. Der Herzog bemühte sich
im Verein mit klugen und treuen Räten, zu denen auch der Hofprediger
Johann Valentin Andrea gehörte, das zerrüttete Land allmählich wieder
zu heben und Wohlstand und Ordnung neu zu begründen.
Neue Gesetze wurden erlassen sür die niederen und höheren Beamten,
eine Neugestaltung des Steuerweseus wurde vorgenommen, eine neue Hof-
gerichtsordnnng wurde eingeführt; es erschienen Verordnungen gegen Wald-
s r e v e l und znr Schonung der Wälder sowie eine B e r g b a u o r d n u n g.
Auch für die Landesverteidigung wnrde durch Übungen im Scheibenschießen
u. s. w. Fürsorge getroffen; es kam eine neue Polizeiordnung, und auch die
Emporbriugung des Handels und der Gewerbe ließ sich die Regierung au-
gelegen sein. Daneben wurden auch die kirchlich eil Angelegenheiten
nicht vergessen. Seit 1649 galt die allgemeine Schulpflicht.
Eberhard Iii ist auch der Stifter des sogen. Kammerschreiberei- oder Hos-
kammergnts. Erwerbungen: Ennabenren, Gomaringen, Untereisisheim,
halb Köngen, Stetten im Remsth., Schloß Winnenthal, Liebenstein, Ottmarsheim,
Neckarwestheim, Auenstein, Jlsseld n. a. O.
Eberhard Iii hinterließ ein Testament über die Unteilbarkeit des
Landes, nachdem er selbst 1649 an seinen Bruder Friedrich Neuenstadt am
Kocher nebst Weinsberg und Möckmühl abgegeben hatte, wodurch die Nebenlinie
Württ em b er g-Neuenstadt entstand, die aber schon 1742 ausstarb. Ihm
folgte fein ältester Sohn
Wilhelm Ludwig (1674—1677), während dessen Regierung das Land
aufs neue schwer unter den Kriegen des Reichs mit Frankreich zu leiden hatte.
Während viele deutsche Fürsteu zu Verrätern am Vaterland wurden, hielt er tren
zu Kaiser und Reich.
Eberhard Ludwig (1677—1733) war bei dem Tode seiues
Vaters Wilhelm Ludwig kaum ) Jahr alt. Während der Vormund-
schaftlichen Regierung der Mutter Magdalena Sibylla und des Oheims
Friedrich Karl dauerten im Lande die Einquartierungen, Durchzüge,
Erpressungen und Brandschatzungen der kaiserlichen und französischen
Heere fort, bis der Friede zu Nymwegeu (1679) kurze Ruhe gewährte.
Aber der Franzosenkönig Ludwig Xiv setzte auch nach dem Frieden
seine Raubzüge nach Deutschland fort (Besitznahme Straßburgs 1681),
y ' .
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder]]
Extrahierte Personennamen: Konrad_Widerhold Konrad Burkhard Eberhard Johann_Valentin_Andrea Johann Eberhard_Iii Eberhard_Iii Friedrich_Neuenstadt Friedrich Wilhelm Ludwig_( Ludwig Eberhard_Ludwig_( Ludwig Wilhelm Ludwig Ludwig Magdalena_Sibylla Friedrich_Karl Friedrich Karl Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Burg Gomaringen Untereisisheim Liebenstein Ottmarsheim Neckarwestheim Weinsberg Frankreich Deutschland Straßburgs
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und seine Generale, darunter der Mordbrenner Melac, verheerten die
Pfalz und Schwaben greulich.
Eroberung und' Plünderung Stuttgarts,
Belageruugschorudorfs.uud Verteidigung dieser
Stadt durch ihre Weiber; Rettung Tübingens
durch den Professor Oslander (1688); Zer=
störnng von Hirsau, Liebenzell, Calw, Marbach,
Backnang, Beilstein n s. f. (Schloß zu Heidel-
berg 1692).
Die durch Krieg, Hungersnot und
Seuchen wieder ziemlich klein gewordene
Bevölkerung erhielt einigen Ersatz durch
Einwanderung vertriebener W a l d e n s e r
aus Savoyen, die sich besonders im
Oberamt Maulbronn niederließen. Einer
derselben, Anton Seignoret, führte 1701
die Kartoffel in Württemberg ein.
In dem sp anisch en Erbsolgekrieg,
der (1701) ausbrach, zeichnete sich der Herzog ^ ^ , ,
mit seinen Truppeu mehrfach aus, besonders in -Qveryaro ^uowig.
der siegreichen Schlacht bei Hochstädt. Vor
derselben hielten im Beisein Eberhard Ludwigs die drei berühmtesten Feldherren
ihrer Zeit, Prinz Eugen von Savoyen, der Markgraf Ludwig von Baden und der
englische Herzog Marlborough (fpr. Mahlböro) im Lamm in Großheppach, wo ihre
Brustbilder in Lebensgröße sich hente noch befinden, ihren Kriegsrat.
Statt nach dem Kriege darauf zu denken, die Wunden des Krieges zu Heileu,
lebte Eberhard Ludwig „alle Tage herrlich und in Freuden." Der leichtfertige sran-
zöfifche Hof galt dem jnngen Herzog als Muster feiner Bildung. Künstler, Köche,
Tanzmeister, Kleider und Gerätschaften, alles mußte französisch sein. Und wie
am Hofe, so war bald auch unter dem Volke französische Sitte und Mode
einheimisch. Trotz des Widerspruchs der Stände errichtete er (1714) ein stehendes
Heer von 2000 Mann, welches sich durch die Pracht seiuer Umformen auszeichnete.
Das Schlimmste aber war des Herzogs Verhältnis zu einem Fräulein von
Gräveni.tz, infolgedessen unsinnige Verschwendung, schlechte Finanzmaßregeln,
ja^sogar Ämterhandel einrissen. Ihr zu lieb wurde Ludwigsburg erbaut
(1704—1718) und die Residenz von Stuttgart weg dorthin verlegt.
Nicht der Herzog sondern sie regierte das Land; alles ging von ihr aus,
alles drehte sich um sie. Sie vergab alle Ämter oder verkaufte sie an den Meist-
bietenden. Alle Gelder, selbst des Herzogs Privatkasse, standen zu ihrer Verfügung.
Dieser mußte ihr mehrere schöne Dörfer schenken neben vielen anderen Geschenken an
barem Geld und Schmuck. Einmal war sie sogar so srech, zu verlangen, man solle
sie in das Kirchengebet einschließen, worauf ihr der Prälat Ofiander die.ant-
wort gab, das geschehe jedesmal, indem man bete: „Erlöse uns von dem Übel."
Nachdem sie 20 Jahre lang den Herzog beherrscht und das Land ausgesogen
hatte, wurde sie auf Hoheuurach gefangen gesetzt und später des Landes verwiesen.
Während Eberhard Ludwigs Regierung wurde die Schiffbar-
machung des Neckars von Lausten bis Heilbronn vollendet, das
Stuttgarter Waisenhaus (1710) gegründet und die Konfir-
mation eingeführt (1722).
Überhaupt erlebte unter seiner Regierung trotz der am Hofe herrschenden
Verderbnis die Kirche eine Zeit erfreulicher Blute unter Männern wie Johann
Albrecht Ben gel u. a. m. Wenn auch unter mancherlei Anfechtung, fo gewannen
doch die von S p e n e x (dem Vater des Pietismus) ins Leben gerufenen erbaulichen
Privatversammlungen Boden im Lande; von ihnen ging eine wirksame und nach-
haltige Belebung des religiösen Sinnes besonders im Landvolke aus.
Erwerbungen: Freudeuthal, Pfäffingen, Welzheim, Neckargartach,
Unterriexingen n. a. O.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
Extrahierte Personennamen: Melac Hirsau Anton_Seignoret Eberhard_Ludwigs Ludwigs Eugen_von_Savoyen Eugen Ludwig_von_Baden Ludwig Marlborough Mahlböro Eberhard_Ludwig_„alle Ludwig Gräveni Eberhard_Ludwigs Ludwigs Johann
Albrecht_Ben Johann Albrecht
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Herzog Karl Alexander.
Karl Alexander (1733—1737), Enkel Eberhards Iii und Sohn
des gewesenen Vormünders von Eberhard
Ludwig (Friedrich Karl von Winnenthal),
stand bei dem Tode seines Vetters Eberhard
Ludwig als kaiserlicher Feldmarschall - in
österreichischen Diensten. Er war schon früher
(1712) zur katholischen Kirche übergetreten,
hatte aber bei seinem Regierungsantritte
versprochen, in Religionssachen im Lande
nichts ändern zu wollen. Seine ersten Re-
giernngshandlnngen ließen auch das Beste
von ihm erwarten, da er nicht nur tüchtige
Männer (Bilfinger, Moser n. a. m.) zu
seinen Ratgebern machte sondern auch die
Residenz wieder nach Stuttgart verlegte
und die Grävenitz'sche Partei rasch stürzte.
Trotzdem gelang es ihm nie, das volle
Vertrauen des Volkes zu erwerben. Schon
früher war nämlich der Herzog durch Geldverlegenheiten in' die
Hände des Juden Süß Oppenheimer gefallen, der, bald nach dein
Regierungsantritt an den Hof berufen, eine noch nicht vergessene traurige
Berühmtheit in Württemberg erlangte. Durch die schamloseste Aus-
beutung des Laudes (Münzverschlechterung, Stellenhandel, Rechtsver-
drehnng und Erpressung jeglicher Art) gelang es ihm, des Herzogs
und noch mehr seine eigene Kasse zu füllen. Doch schon nach einigen
Jahren wurde das Land durch den plötzlichen Tod des Herzogs
in Ludwigsburg von der Herrschaft des Juden und zugleich vou der
Furcht vor Gewaltmaßregeln des Regenten gegen die Staatsverfassung
und die evangelische Kirche befreit. Während seiner Regieruug wurde
ein Waisenhaus sowie das Z u ch t- und Arbeits!) a u s zu Ludwigs-
bürg gegründet. Nach ihm regierten der Reihe nach seine 3 Söhne.
Karl Eugen (1737—1793) stand zuerst noch unter Vormund-
schaft, während welcher der Jude Süß (1738) zum Tode verurteilt
und in einem eisernen Käfig an einem eisernen Galgen aufgehängt wurde.
Nachdem der talentvolle junge Fürst mehr als 2 Jahre am Hofe und
im Geiste Friedrichs d. Gr. zu seinem Berufe vorbereitet worden war,
trat er (1744), erst 16 Jahre alt, selbst die Regierung an. Doch bald waren
die Lehren und Ermahnungen des großen Königs vergessen. Au dem
Hofe des jungen Herzogs entfaltete sich ein Leben verschwenderischer
Genußsucht. Großartige Feste und Lustbarkeiten verschlangen ungeheure
Summen und machten seine Regierung für das Land höchst drückend
und verderblich. Besonders viel Gesd verwendete der Herzog auch auf
Bauten, wie das neue Residenzschloß (1746—1760) und das Opern-
und Schauspielhaus in Stuttgart, allerlei Gebäude in und um Ludwigs-
bürg, wohin er 1764 deu Hof verlegte, die Solitüde, die Jagdschlösser
Grafeneck und Einsiedel, Hohenheim mit Scharnhausen u. a. m. — Dazu
kamen noch die Kosten des 7jährigen Krieges, an dem Karl mit einem
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
TM Hauptwörter (200): [T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Karl_Alexander Karl Alexander Karl_Alexander_( Karl Alexander Eberhard
Ludwig_(Friedrich_Karl_von_Winnenthal Ludwig Friedrich Karl Eberhard
Ludwig Ludwig Bilfinger Moser Karl_Eugen_( Karl Eugen Friedrichs Karl Karl
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selben. Zur Fortbildung der konfirmierten Jugend wurde 1789 die Sonntags-
schule eingeführt. 1765 gründete er die öffentliche Bibliothek in Stuttgart.
Auch für die Laudesverwaltuug hatte Karls Sinnesänderung
die wohlthätigsten Folgen; sie machte seine letzte Regierungsperiode zu
einer der glücklichsten Zeiten Württembergs, wenn auch je und
je noch Ämterverkauf, Jagd- und Wildschaden zu mancherlei Klagen
Anlaß gaben.
Er selbst widmete sich mit allem Eifer der Regierung, brachte Ordnung in die
Verwaltung, führte gesetzliche und rasche Rechtspflege ein und hielt feine Be-
amten unter strenger Aufsicht. Auch auf H a n d e l, Gewerbe und Landwirt-
schast erstreckte sich seine Fürsorge. Die Straßen wurden verbessert und mit
Obstbäumen bepflanzt, die Viehzucht veredelt, und der Wohlstaud des Landes
erhöhte sich zusehends. Seine Herablassung erwarb ihm nicht nür das allgemeine
Vertrauen wieder sondern sogar eine ungemeine Beliebtheit bei dem Volke, in
dessen Andenken Herzog Karl als „Karl Herzog" noch Jahrzehnte fortlebte. Allgemein
betrauert starb er nach einer mehr als 50jährigen Regierung 1793 zu Hohenheim.
Erwerbungen: Stammheim mit Zazenhausen, Aldingen und Hosen bei
Ludwigsburg, Hochberg und Hochdorf, Kleinbottwar, Geisingen, Bönnigheim mit
Erligheim, Mühlhausen a. d. E., halb Köngen, halb Unterboihingen, Ebersberg,
Walddorf bei Nagold, Großeugstingen und Teile der Grafschaft Limpurg.
Ludwig Ellgen (1793—1795), war der Bruder Karl Eugens. Er nahm
lebhaften Anteil an dem Kriege gegen die neue Republik Frankreich und veranstaltete
starke Aushebungen. 1794 hob er die hohe Karlsschule auf, weil sie zu großen Auf-
wand verursachte und dem Besuche
der Tübinger Hochschule Abbruch
that. Ihm folgte fein Bruder
Friedrich Eugen (1795
bis 1797). Auch unter ihm hatte
das Land viel dnrch den Franzosen-
krieg zu leiden. Einquartierungen,
Kriegslieferungen, Raub und
Mord brachten schwere Verluste.
Um über die Deckung des Kriegs-
schadens zu verhandeln, wurde
uach 27 Jahren zum erstenmal
wieder ein Landtag gehalten.
Friedrich Eugen war mit einer
Nichte Friedrichs des Großeu
vermählt, aus dessen Rat er auch
seine Kinder evangelisch erziehen
ließ. Er ist der Stammhalter des
jetzt regierenden Königshauses.
Friedrich Ii (Herzog
1797—1803,Kurfürst 1803
bis 1806, König 1806 bis
1816), der älteste Sohn
Friedrich Eugens, ein Fürst
von hervorragenden Geistes-
gaben, war, ehe er zur Re-
gierung kam, in preußischen
und russischen Kriegsdiensten
gestanden. Beim Regierungsantritt]* hatte er zwar versprochen, die
Landesverfassung zu achten und des Volkes Wohl schaffen zu wollen;
doch bei Friedrichs Herrschsucht und der Stände Hartnäckigkeit mußte
es bald zu ernstlichen Zwistigkeiten kommen.
Herzog Friedrich Tugen.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien]]
TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Personennamen: Karls Karl Karl Ludwig_Ellgen Ludwig Karl_Eugens Karl Eugens Friedrich_Eugen_( Friedrich Eugen Friedrich_Eugen Friedrich Eugen Friedrichs Friedrichs Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Eugens Friedrich Eugens Friedrichs Friedrich_Tugen Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Stuttgart Karls Hohenheim Stammheim Aldingen Ludwigsburg Hochberg Hochdorf Bönnigheim Mühlhausen Ebersberg Walddorf Frankreich Friedrichs