§ 104. Die fränkischen Hausmeier. 287
Namen Martell, der Hammer, bekam. Zwar behielten die Araber noch einige Städte im südlichen Frankreich, aber Pipin nahm ihnen in der Folge auch diese ab und trieb sie über die Pyrenäen zurück. Die Kraft der fränkischen Hansmeier hat die Segnungen des Christentums und der Civilisation vor dem Islam gerettet.
Anmerkungen.
1. Austrasien oder Ostland bestand ans den Landschaften Auvergne, Lothringen, Belgien und den fränkischen Besitzungen ans dem rechten Rheinufer. Die Hauptstadt war Metz. Die anstrasischen Völker bewahrten ihre Stammeseigentümlichkeiten und bildeten viele Jahrhunderte Bestandteile des Deutschen Reiches. Nenstrasien (Neustrien) oder das Westfrankenland bildete die eigentlichen französischen Provinzen. Die Hauptstädte waren Paris, Soissons, Orleans und Tours.
2. Der Majordomus war eigentlich bloß der Verwalter der königlichen Einkünfte. Begreiflich wurde aber zu diesem wichtigen Amte nnr einer der vornehmsten Franken genommen. Da der Dienstadel aus jenen Einkünften bezahlt wurde, so stand der Hausmeier an der Spitze desselben. Bis auf Pipin von Landen (613—639) hatte jedes Land seinen eigenen Hausmeier. Pipin von Heristal (einer Burg bei Lüttich) zwang durch den Sieg bei Tetri (687) im Departement Aisne den König Dietrich Iii., daß er ihn als beständigen Majordom und als Herzog und Vordersten (princeps) der Franken anerkannte. Der Widerstand der deutschen Fürsten und Grafen rührt hauptsächlich von dem Widerwillen her, mit dem sie die fränkische Heeresfolge leisteten. Bei der Ausdehnung des fränkischen Reiches war es unmöglich, anch nur einmal im Jahr eine Versammlung aller Freien unter offenem Himmel zu halten, und es erschienen zu diesen Beratungen, die zuerst im Monat März, unter den Hausmeiern aber im Mai gehalten wurden (Märzfeld, Maifeld), nur noch die Fürsten, Lehensleute, Hofbeamte, Bischöfe und Abte. Ein solches Maifeld war die Versammlung zu Soissons, welche Childerich Iii. absetzte. Die Könige gaben als solche schon lange kein anderes Lebenszeichen mehr, als daß sie auf dem Maifelde erschienen.
3. Der gegenwärtige Kirchenstaat besteht eigentlich ans drei Hauptbestandteilen: ans dem Patrimoninm Petri (Eigentum des heiligen Petrus), d. i. aus Besitzungen, welche die Päpste durch ganz Italien zerstreut besaßen und die sie in den Stand setzten, die Wohlthäter von Rom und der Umgegend zu sein, das von den byzantinischen Kaisern ganz sich selbst überlassen war. Dadurch wurden sie thatsächlich die Herren von Rom; denn niemand war da, der im Herzogtum Rom (Ducatus Romanus) eine Gewalt auszuüben vermochte. Als aber die Longobarden auch das Exarchat den Kaisern abnahmen, da sahen die Päpste ein, daß ihre Macht zum Widerstande nicht hinreichte, und mußten sich notgedrungen um Hilfe umsehen. Wenn nun Karl Martell und Pipin das Erarchat wieder von den Longobarden befreiten, so nahmen sie ja den Longobarden nur das, woraus dieselben kein Recht hatten, und wenn sie diese Landschaft dem Papste schenkten, so befestigten sie seine Macht nur zum großen Nutzen der Römer und Italiener selbst und verbanden Stammesgenossen zu einem politischen
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Spanien Portugal Portugal Lissabon Spanien Republik_Venedig Konstantinopel Genua Genua Genua Amerikas Eroberuna_Konstantinopels Mailand Mailand
in. Die neue Zeit.
8 152.
Die kirchlichen Zustände im Anfange des 16. Jahrhunderts.
423) Seit der großen Kirchenversammlung von Konstanz war das Bedürfnis einer Reformation der kirchlichen Zustände nicht nur immer lebhaft gefühlt worden, sondern es wurde auch tu dieser Richtung hiu viel gethan. Namentlich unterzogen die Kirchenversammlungeu von Basel und die fünftei4si— Synode im Lateran sich dieser Aufgabe in ernster und^ würdiger Weise. Auch durch die Konkordate, welche die w-Päpste mit den einzelnen Nationen abschlössen, wurdeu viele Beschwerden beseitigt. Aber an dem großen Körper der Kirche konnten weder auf einmal alle Schäden geheilt, noch alle Ursachen
des Übels gehoben werden. Die Selbstsucht und der Eigennutz der einzelnen standen hindernd im Wege, sobald die gefaßten Beschlüsse durchgeführt werdeu sollten.
424) Zu deu zahlreichen Übelständen in der Kirche gehörte vor allem das große Sittenverderbnis, welches infolge der ewigen Kriege und Zwiste unter die Geistlichkeit wie unter die Laien gedrungen war. Zu der Roheit der Sitteu kam die grojze^Unwissenheit, da in den Stürmen der Zeit viele Kloster-und L-tiftsschnlen wieder eingegangen waren. Die Reichtümer der Kirche hatten die Geistlichkeit verweichlicht und die Bistümer und Stifter dienten oft nur als Verforgungsaustalteu für adelige Herren, die weltlich gesinnt waren und ihre Pflichten weder kannten noch ausübten. Viele Bischöfe wohnten gar nicht an ihren Bischofssitzen, viele Pfründen waren im Besitze solcher die nicht emmal Priester waren; für den römischen Hof wurden große Abgaben erhoben. Viele Klöster hatten sich von der Aufsicht des Bischofs freizumachen gewußt, und die Dominikaner und Franziskaner, welche ebenfalls nur dem römischen Stuhl unterworfen waren, zankten sich unter sich und mit auderu Orden.
Wenn es auch nicht wahr ist, daß die Kenntnis der heiligen
Rolfus, Weltgeschichte. 3. Aufl. 18
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§ 16. Die Ägypter. 39
Sonnendienst, zu welchem sich die Verehrung aller Naturkräfte gesellte. Man dachte sich diese als lebende und in der Welt wirkende Wesen. Vorzüglich verehrte man einen dreieinigen Gott, der sich als Kueph oder Schöpfergeist, als Phtha oder Weltschöpfer und als Amu oder Götterkönig offenbarte. Nach den zwölf Zeichen des Tierkreises gab es auch zwölf oberste Götter, denen zu Ehren das Land in zwölf Tempelbezirke eingeteilt war. Jeder Bezirk hatte wieder drei Nomen oder Unterbezirke, um die Dreiheit des obersten Gottes anzudeuten. Unter den vielen niedern Göttern verehrte man besonders Osiris und Isis. Osiris war das Sinnbild der lebenspendenden Sonne und des frucht-barkeitschenkenden Nils, Isis das Sinnbild des Mondes mit seinem wohlthätigen Einflüsse ans die Erde. Neben dem Götterdienste zog sich aber auch ein armseliger Tierdienst hin, der mit dem Götterdienst insofern zusammenhing, als die heiligen Tiere für die Begleiter der Götter und ihnen geweiht galten. Vor allen heilig war der Stier Apis, der in Memphis seinen Tempel und Priester hatte, die ihn bedienten. Da man ferner glaubte, daß Seelen, welche sich im menschlichen Leibe durch die Sünde verunreinigten, zur Strafe nach dem Tode in die Körper von Tieren zu wandern vernrteilt würden, so scheute man sich, manche Tiere zu töten. So verfiel z. B. jeder, der eine Katze oder einen Habicht, wenn auch nicht geflissentlich, tötete, ohne Erbarmen dem Tode. Man glaubte auch, daß die Seele nur so lange lebe, als der Leib erhalten werde. Deshalb verwandte man auf die Erhaltung der Toteu eine große Sorgfalt und schützte dieselben durch Einbalsamieren vor Verwesung.
39) Obwohl wir keine ägyptischen Bücher mehr haben, so wissen wir doch, daß in den Tempeln eine Menge Handschriften aufbewahrt wurden. Es gab eine dreifache Schrift: die Hieroglyphen oder die heiligen Schriftzeichen, die Priesterschrist. und die Volks fchrift. Bedeutend war der Handel, den die Tempel unter sich und mit den auswärtigen Priesterkolonien trieben, die von ihnen ausgegangen waren. Diese hatten ägyptische Kunst und Bildung mitgenommen und verbreiteten sie unter deu Völkern, zu welchen sie zogen. Die vielen Kanäle, welche sie der Überschwemmung des Nils wegen durch das Land führen mnßten, beförderten zugleich die Schiffahrt. In dem fruchtbarer! Unterägypten, oder dem Delta, blühte neben dem Ackerbau auch der Garten-, Obst- und Weinbau. In den Städten waren viele Gewerbsleute, namentlich solche, welche die Papyruspflanze verarbeiteten und Kleider, Decken, Fahrzeuge und Papier daraus verfertigten. Vor allem aber waren die Werke der Architektur
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Papst Gregor Vii.
rona, Mantua und Trient. Solche Bischöfe, die Amt und Weihe durch Geld erschlichen hatten, waren gewiß nichts wemger als treue Hirten ihrer Herden ] sondern unwissend und lasterhaft. Das Cölibat, diese nicht erst durch Gregor Vii. eingeführte* sondern bott den frühesten 2 eiten der Air che her bestandene Pflicht der Ehelosigkeit der Priester, wurde nichts nur von der niedern Geistlichkeit, sondern selbst von den Bischöfen bielfach übertreten. Diese beiden Hanptübel der Kirche hingen so eng mit einander zusammen, daß mau das eine nicht ausrotten konnte, so lange man das andere bestehen ließ. Alle höheren und em-träglichen kirchlichen Würden mußten auf diese Weise nach und nach in die Hände unwissender Söhue und Verwandten der reichen und angesehenen Familien des Landes kommen. Dadurch aber zogen sich die frömmeren und besser gesinnten Männer, die hohe Verbindungen nicht hatten oder sich solch unlauterer Mittel nicht bedienen mochten, Zurück; die Seelsorge, die Verwaltung der veilsmittel wurde ein Gewerbe, welches man so einträglich wie nur möglich Zn machen suchte. So waren die kirchlichen Verhältnisse in Deutschland und einem großen Teil von Enropa-als Gregor Vii. den päpstlichen Thron bestieg (1073).
3. Gregor Vii.
Hildebrand, denn dies ist der frühere Name des Papstes, wurde in Rom von nnbermögenden Eltern geboren. Er empfing seine erste Bildung in einem römischen Kloster und kam später als Mönch nach Clngny, dem berühmtesten und berdienstreichsten Kloster der damaligen Zeit. Wie biele große Päpste, Bischöse, Äbte und heilige Männer aber auch aus dieser Pflanzstätte echt kirchlichen Lebens hervorgegangen sein mögen, keiner hat der Schule mehr Ehre gemacht und höheren Ruhm erworben, als Hildebrand. Noch jnng wurde er wegen seiner Weisheit und Frömmigkeit zum Prior gewählt und im Jahre 1049 born Papste Leo Ix. nach Rom gerufen, um sich seines Rates zu bedienen. Alle nachfolgendest Päpste schenkten ihm ihr bolles Vertrauen, denn er war ein kluger, besonnener, sittenreiner Mann, boll Demut und Herzensgüte, welcher alle Kirchengesetze genau kannte und gewissenhaft befolgte. Wegen seiner hervorragenden Eigenschaften wurde er zum öftern als päpstlicher Botschafter nach Deutschland und Frankreich gesandt und lernte so aus eigener Anschauung die Zustände jener Länder gründlich kennen.
Dieser Mann wurde nach dem Ableben Alexanders Ii. im Jahre 1073 von der Geistlichkeit und dem römischen Volke ein-
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Extrahierte Personennamen: Gregor_Vii Gregor Gregor Gregor Gregor_Vii Gregor Gregor_Vii Gregor Leo_Ix Leo Alexanders
Extrahierte Ortsnamen: Mantua Deutschland Rom Rom Deutschland Frankreich Alexanders
255
rungspflanzen. Die europäischen Ansiedler haben aber Getreide-,
Obst- und Weinbau mit dem günstigsten Erfolge eingeführt. Seit
neuerer Zeit werden noch Zuckerrohr und Baumwollstaude gepflanzt.
— Auch die Tierwelt ist einförmig und arm an Arten. Die
wenigen einheimischen Säugetiere gehören zumeist den Beuteltieren
an, von denen das Känguruh am bekanntesten ist. Mannig-
faltiger ist die Vogelwelt (verschiedene Papageien, der schwarze
Schwan, der Emu, „australischer Strauß" genannt, u. s. w.).
Im ganzen zeigen die einheimische Tier- und Pflanzenwelt Australiens
einen eigenartigen, von dem der andern Kontinente abweichenden
Charakter. — Nunmehr sind sämtliche europäischen Haustiere (wie
auch viele Singvögel) eingebürgert und haben sich außerordentlich
schnell vermehrt, so daß jetzt schon Viehzucht die Haupt-
beschäftigung der Eingewanderten bildet. Von größter Bedeutung
ist die Schafzucht. 1885 wurde um mehr als 400 Millionen
Mark Wolle nach Europa ausgeführt. Außerdem ist besonders
die Rindviehzucht von Wichtigkeit. Das Fleisch wird gesalzen
und konserviert in den Handel gebracht, in neuester Zeit auch
mit günstigem Erfolge in gefrorenem Zustande. — Die Land-
wirtschaft ist auf ein verhältnismäßig kleines Gebiet beschränkt.
Unter den Erzeugnissen bildet Weizen einen wichtigen Ausfuhr-
artikel. — Von großer Bedeutung ist der Bergbau. Australien
hat sehr ergiebige Goldlager, welche 1851 entdeckt wurden und seit-
her mit abwechselndem Erfolge ausgebeutet werden. (Im Jahre 1885
über 400 Millionen Mark Ertrag.) Von anderen Mineralien sind
zu nennen: Silber, Kupfer, Eisen, Zinn, Blei und Steinkohlen. —
Die Industrie hebt sich zwar allmählich, doch muß zur Zeit noch
der größte Teil des Bedarfes aus Europa eingeführt werden. —
Der Handel hat in den letzten Jahrzehnten einen ganz erstaun-
lichen Aufschwung genommen. Die jährliche Ausfuhr hatte in den
letzten Jahren einen Durchschnittswert von 1000 Millionen Mark,
die Einfuhr von 1300 Millionen Mark. — Der Binnenverkehr
hingegen ist durch die Bodeuverhältnisse wie auch durch den Mangel
schiffbarer Flüsse sehr erschwert. Als großartiges Unternehmen darf
die Errichtung eines Telegraphen gelten, welcher von Adelaide quer
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179
der Aralsee, in den die Doppelflüsse Amu-Darja (Opus) und Sir-
Darja (Jaxartes) münden; der Balchaschsee mit dem Jli, der
Lop-Nor mit dem Tarim und das Tote Meer mit dem Jordan.
Iv. Klima und Produkte. Asien hat an der heißen, der
gemäßigten und der kalten Zone Anteil; doch gehören der
Gesamtfläche zur gemäßigten Zone.
In der Polarzone herrscht außerordentlich strenge und anhal-
tende Kälte, welche nicht nur durch die nördliche Lage, sondern auch
dadurch verursacht wird, daß das Gebiet in weiter Ausdehnung
offen am Eismeere liegt, dessen rauhen Winden es preisgegeben ist. —
Die gemäßigte Zone zeigt fast durchweg kontinentales Klima. Auf
den kurzen, glühend heißen Sommer folgt fast unvermittelt ein
langer, sehr strenger Winter. Im Durchschnitte ist diese Zone
kälter wie in Europa. — In der heißen Zone haben die westlichen
Länder sehr trockenes, die östlichen hingegen feuchtes Klima. Die
größte Hitze herrscht in Arabien.
Wie im Klima, so zeigen sich auch in der Pflanzen- und
Tierwelt Asiens große Gegensätze. Während die öden Tun-
dras im Norden kaum von Moosen und Flechten bedeckt sind, und
nur noch wenige Arten von Pelztieren und Vögeln dort fortzukommen
vermögen, erreicht die Pflanzen- und Tierwelt im Süden des Erd-
teiles üppige Mannigfaltigkeit und riesenhafte Formen. Palmen,
Reis, Thee, Zuckerrohr, Kaffee, Baumwolle, Pfeffer und andere
Gewürze, mancherlei Arznei- und Färbekräuter haben hier ihre
Heimat. Zahlreiche Tierarten beleben diese tropischen Länder Asiens.
In den mächtigen Wäldern hausen Elefanten, Nashörner, Büffel,
Affen und Schlangen; kreischende Papageien und andere farben-
reiche Vögel schaukeln sich auf den Zweigen der Bäume; im Dickicht
des Schilfes lauert der Königstiger; Sümpfe und Ströme sind
von häßlichen Krokodilen, Salamandern und Schildkröten bewohnt;
der Indische Ocean birgt die kostbare Perle.
V. Bevölkerung.
a- Zahl. Asien hat auf einem Flächenraum von 45 Mil-
lionen qkm über 830 Millionen Einwohner, also mehr als
die Hälfte aller Menschen. Auf 1 qkm treffen durchschnittlich
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Extrahierte Ortsnamen: Amu-Darja Jordan Europa Asiens Asiens Indische_Ocean
232
wie den des Alleghanygebirges (im Osten) mit dem mexikanischen
Busen. Zudem durchziehen Kanäle die Ebenen, weit voneinander
entfernte Gegenden vereinigend. Die Kanadischen Seen z. B. sind
durch schiffbare Kanäle sowohl mit dem Mississippi wie auch mit
dem Atlantischen Ocean (durch den Hudson) verbunden. — Äußerst
ausgebreitet ist das Eisenbahnnetz, welches jetzt schon eiue Länge
von 220000 km hat (d. i. sechsmal mehr als das deutsche). Die
großartigsten Bahnen sind die vier pacifischen, so genannt,
weil sie von der Ostseite Amerikas zum Pacifischen, d. i. zum Stillen
Ocean führen.
Noch bedeutender als der Binnenhandel ist der auswärtige
Handel. Die Flotte der Vereinigten Staaten wird an Größe
nur von der britischen übertroffen. Der Wert der Einfuhr betrug
im Jahre 1886 über 2800 Millionen Mark, derjenige der Ausfuhr
an 3200 Millionen Mark. Die wichtigsten Ausfuhrartikel sind:
Baumwolle (im Jahre 1886 im Werte von ungefähr 860 Millionen
Mark), Getreide und Mehl (528 Millionen Mark), Schinken
(20 Millionen Mark), Speck (113 Millionen Mark), Schweine
(21 Millionen Mark), Schmalz (86 Millionen Mark), Petroleum
(170 Millionen Mark). Außerdem sind noch von großer Bedeu-
tung als Handelsartikel: Rindvieh, Schafe, Felle, Fische, Thran,
Tabak (128 Millionen Mark), Butter, Talg, Leder, Quecksilber,
Kupfer, edle Metalle, Holz u. s. w.
In kurzer Zeit sind die Vereinigten Staaten unter sämtlichen
Ländern der Neuen Welt das bevölkertste, reichste und mäch-
tigste geworden. Diese Blüte verdanken sie nicht bloß dem Boden-
reichtum und der glücklichen Lage ihres Gebietes, sondern besonders
den europäischen Einwanderern, welche, oft freilich nur von der
Not getrieben, unter den schwierigsten Verhältnissen mit bewunderns-
werter Kraft und Ausdauer die Hilfsquellen des Landes erschlossen
und ausbeuteten. Aber auch heute noch ist Entbehrung und mühe-
volle Arbeit in den weitaus zahlreichsten Fällen das Los der ein-
gewanderten Europäer, um so mehr, als besonders die östlichen Staaten
der Union von einem allzugroßen Einwanderungsstrom überschwemmt
werden. Gar viele, die Europa verließen, um in der Neuen Welt
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285
„Was essen die Rajahs (das sind die Christen)? Ein- oder
zweimal des Tages warmes Kukurnzbrot, das ohne Sauerteig und
Salz gebacken und klotzig schwer ist. Die Wohlhabenderen ver-
speisen zum Brot Krautköpfe, welche sie in einem Bottich sauer ge-
macht haben. Geschnitten ist das Kraut nicht, da es an Hobeln
fehlt. Diejenigen, welche sich recht gütlich thun wollen, essen zum
Maisbrot Bohnen. Große Seltenheit ist ein Pilaff, d. i. Reisbrei
mit Hammel- oder Hühnerfleisch. Milch, Butter und Schmalz sind
sehr rar. Eier und Schweinefleisch müssen verkauft werden, damit
nur die notwendigsten Dinge eingekauft und vor allem die hohen
Forderungen der türkischen Grundherren befriedigt werden können.
Das ungegorene Kukuruzbrot ist also die Hauptnahrung, welche
wohl dickbauchig macht, aber wenig Kraft giebt. Wahrscheinlich
von diesem Brote entstehen die unzähligen Spulwürmer, an denen
hier fast alle Kinder leiden und dahinsiechen. Unser Kloster hat
oft das Aussehen einer Kleinkinderbewahranstalt, indem viele wurm-
leidende Kinder hierher getragen werden, um durch Arzenei, meistens
Chinin, vom Fieber und von den Würmern befreit zu werden.
„Die vermöglicheren christlichen Bosniaken tragen in der kälteren
Jahreszeit weißwollene Kleider, gegen die selbst die groben weißen
Kutten der Trappisten noch fein erscheinen. Die ganz Armen gehen
Sommer und Winter in leinenen Fetzen. Strümpfe und Schuhe
sind dem Bosniaken unbekannte Dinge. Er kennt nur seine Opanken,
d. i. ein rundes Stück Schweineleder, dessen Rand viele Löcher hat,
durch welche ein Riemen gezogen ist, mittels dessen das Leder wie
ein Tabaksbeutel zusammengeschnürt werden kann. Natürlich ist ein
solcher Schweinslederschuh in kurzer Zeit durchgelaufen und kann
auch nicht mehr ausgebessert werden; aber der Bosniake geht damit
durch Dick und Dünn, durch schuhtiefen Kot wie durch kniehohen
Schnee und ist so immer an den Füßen durch und durch naß."
Im Wohnraum des Bosniaken giebt es auch nicht die einfachsten
Möbel. Auf dem nackten Erdboden sitzt, ißt und arbeitet er; auf
dem nackten Erdboden schläft er auch, den Arm als Kissen unter
dem Kopfe. Die ganze Familie liegt um das Feuer herum, am
nächsten sind die Kinder, welche auch im Winter nur mit einem
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479
Und drängen die Nebel noch so dicht
Sich vor den Blick der Sonne,
Sie wecket doch mit ihrem Licht
Einmal die Welt zur Wonne.
Blast nur, ihr Stürme, blast mit Macht!
Mir soll darob nicht bangen.
Aus leisen Sohlen über Nacht
Kommt doch der Lenz gegangen.
Da wacht die Erde grünend auf,
Weiß nicht, wie ihr geschehen.
Und lacht in den sonnigen Himmel hinauf
Und möchte vor Lust vergehen.
Sie flicht sich blühende Kränze,, ins Haar
Und schmückt sich mit Rosen und Ähren,
Und läßt die Brünnlein rieseln klar,
Als wären es Freudenzähren.
Drum still! Und wie es frieren mag,
O Herz, gieb dich zufrieden, —
Es ist ein großer Maientag
Der ganzen Welt beschieden!
Und wenn dir oft auch bangt und graut,
Als sei die Hüll' auf Erden,
Nur unverzagt auf Gott vertraut!
Es muß doch Frühling werden.
Emanuel Geibel.
Karls Iv. Kaiferkrönung.
Nie war ein künftiger Kaiser mit glänzenderem Gefolge in Nom
erschienen als Karl Iv., welchen seine erst sechzehnjährige anmutige Ge-
mahlin Anna von Schweidnitz begleitete. Bon allen Seiten waren Herren
und Ritter zu dem Römerznge herbeigeeilt, der diesmal nur ein Festzug
sein sollte. 15 000 Ritter und Reisige, zu zwei Dritteilen Italiener, die
Übrigen Deutsche und Böhmen, verherrlichten die Heerfahrt, alle, wie
der florentinische Chronist schreibt, gut beritten und mit schönen, aber nicht
für den Kampf berechneten Rüstungen und Waffen. Man sah die Herzoge
von Bayern, von Braunschweig, von Troppau, von Teschen, von Falken-
berg, die Burggrafen von Nürnberg und Magdeburg, die Grafen von
Schwarzenberg und Ättingen, namentlich aber zahlreiche Prälaten, von
denen mehrere ihre eignen Banner führten, den Erzbischof von Prag, den
Patriarchen von Aquileja, die Bischöfe von Augsburg, Olmütz, Speier,
Leitomyßl, Zengg, zahlreiche vornehme Hof- und Reichsbeamte. Nach einer
Menge Förmlichkeiten, deren durch Dokumente beglaubigte Einzelheiten
recht an den Tag legen, welches geschraubte Verhältnis selbst gegenüber
einem von dem Willen des Papsttums ganz abhängigen Kaiser zwischen
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Emanuel_Geibel Karls Karl_Iv. Karl_Iv. Anna_von_Schweidnitz Schwarzenberg Aquileja