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1. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 449

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 165. Die Reformation in England. 449 Grotins. Da sie der schwächere Teil waren und sehr verfolgt wurden, so reichten sie bet den Generalstaaten eine Remonstration (Vorstellung) ein, worauf die Gomaristen eine Ko n trerem on str at i o n vorlegten. Hugo Grotius gab den klugen Rat, den Streit hierüber nicht unter das Volk bringen zu lassen, und ein Edikt von 1614 verbot dies den Predigern. Die Remonstranten unterwarfen sich,, die Kontreremonstranten aber nicht. Eine Synode von Dortrecht entschied zu Gunsten der Gomaristen für den harten calvinischen Lehr-begrifs. Ol den b arnev e ld t wurde im Alter von 72 Jahren noch wegen dieser theologischen Streitfrage vor Gericht gestellt und enthauptet, obwohl kein Mensch so sehr sich um die Freiheit der Niederlande verdient gemacht hatte, wie er. Hugo Grotius wurde in das Gefängnis geworfen, aber durch die List seiner Frau, die ihn in einer Bücherkiste davontragen ließ, daraus befreit. 14 Remonstrantenprediger wurden verbannt, 200 abgesetzt, viele eingesperrt. Erst 1634 hörte die Verfolgung aus. 8 165. Die Reformation in England. 457) In England fand die Reformation noch aus nnedlern Beweggründen Eingang, als sie in Deutschland Fortgang genommen hatte. Heinrich Viii., der zuerst gegen Lnther geschriebenlsoo-und deshalb vom Papste den Ehrentitel: Verteidiger des lo47' Glaubens (defensor fidei) erhalten hatte, wollte sich von seiner Gemahlin Katharina von Aragonien scheiden lassen, um das Hossräuleiu Anna Boleyn (Bohlin) heiraten zu können. Aber der Papst hielt die Giltigkeit der Ehe aufrecht und erbitterte dadurch den rachsüchtigen und wollüstigen König, der nun darauf sann, wie er ohne die kirchliche Erlaubnis seinen Plan ausführen könne. Er fand in seinem Hofprediger Eran-mer (Kränmer) ein gefügiges Werkzeug. Eranmer wurde zum Erzbischof von Canterbnry (Känterböri) erhoben und schied nun die Ehe Heinrichs, der sich aber schon vorher mit der Anita Boleyn heimlich vermählt hatte. Vom Papste mit dem Banne belegt, ließ Heinrich sich vom Parlamente zum Oberhaupte der englischen Kirche erklären und trennte sich von Rom. Damit war aber auch das Zeichen zur Aushebung der Klöster und zu einer blutigen Katholikenverfolgung gegeben. Gegen alle, welche nicht eidlich gelobten, daß sie die Autorität des Königs in den kirchlichen Angelegenheiten (Suprematie) anerkennen wollten, wurden die grausamsten Strafen verhängt. Heinrich nahm sechs Weiber, von denen er zwei enthaupten ließ, unter ihnen die unglückliche Anna Boleyn, welche die Ursache seines Abfalls von der Kirche war. 458) Aber obgleich Heinrich von der katholischen Kirche sich lossagte, so nahm er doch weder das lutherische noch das re- 19**

2. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 461

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 170. Der dreißigjährige Krieg. Mat.thias. Ferdinand Ii. jc. 4ßl königlichen Städten das Recht zugestanden, auf katholischem Grund und Boden protestantische Kirchen und Schulen zu errichten. 5. Im Jahre 1582 ließ Papst Gregor Xiii. den neuen Kalender, den der veronesische Arzt Aloys Lili verbessert hatte, dem Reichstage zu Augsburg vorlegen und beantragte dessen Einführung. Die katholischen Stände gingen sogleich auf den Antrag ein, die protestantischen dagegen erklärten dessen Verwerfung für eine Gewissenssache, da der Papst der Antichrist sei. So wurde der Kalender erst ant Anfange des 17. Jahrhunderts eingeführt, und auch da berechneten die Protestanten Ostern noch anders als die Katholiken. Erst 1699 folgten dieselben auch in der Berechnung der Osterfeier. Doch sollte der Kalender nicht Gregorianischer Kalender heißen, sondern man nannte ihn „Allgemeiner Reichskalend«er". In England wurde derselbe übrigens erst 1752 und in Schweden erst 1753 angenommen. Rußland hat bis heute noch den Kalender alten Stiles, den Julia nischen, und ist daher immer um 12 Tage in der Zeitrechnung zurück. 8 170. Brr dreißigjährige Krieg (1618—1648). Matthias. Ferdinand Ii. Kurfürst Friedrich Y. von der Pfatz. 469) An die Stelle Rudolfs wählten die Kurfürsten den Erzherzog Matthias. Allein die Hoffnungen, welche man auf 1612. ihn setzte, gingen nicht in Erfüllung, da derselbe bereits alt und wenig thätig war. Die Unzufriedenheit zwischen den Religions-parteten wuchs, und es bedurfte zuletzt wenig, um die Streitigkeiten zum Ausbruch kommen zu lassen. Eine Veranlassung fand sich in Böhmen, wo von den Bürgern zu Klo st er grab und zu Braunau protestantische Kirchen ans den Ländereien katholischer Prälaten erbaut wurden. Da den Erbauern das Recht nicht zustand, so wurde auf kaiserlichen Befehl die erste niedergerissen und die zweite geschlossen, und als in Braunau ein Aufstand losbrach, wurden einige Bürger gefangengesetzt. Nun klagten die Protestanten über Verletzung des Majestätsbrieses und organisierten ihre Partei. __ Der Graf Matthias von Thurn zog mit einer Anzahl Ständemitglieder auf das Schloß in Prag und verlangte Rechenschaft von den kaiserlichen Statthaltern. Da sie von diesen an den Kaiser selbst gewiesen wurden, so warfen sie die Statthalter Martinitz und Slavata, sowie den Geheimschreiber Fabricins Platter, denen sie die Maßregeln des Kaisers zuschrieben, zum Fenster hinaus. Es wurde zwar keiner beschädigt, aber des Kaisers Majestät war auf das gröblichste verletzt. Es schien den Rädelsführern nichts anderes übrig zu bleiben als offene Empörung. Sie erklärten deshalb den Kaiser seiner Krone verlustig und setzten 30 Direktoren ein, welche an

3. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 395

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 145. Italien. Spanien. Portugal. 395 stitut, dessen Beamte die Könige einsetzten, um die Macht des Adels und der Geistlichkeit zu brechen. Die den Verurteilten himveggenommenen Güter fielen an die spanische Krone. 403) Portugal war ursprünglich eine spanische Grafschaft, welche Heinrich vonburgund für seine Verdienste im Kampfe gegen die Mauren als Lehen erhielt. Aber schon Heinrichs I. toolrn, Alfons I. der Eroberer, betrachtete sich als unabhängig und vergrößerte das Reich, indem er den Ungläubigen mit Hilfe der Kreuzfahrer (s. § 117, Anm. 2) Lissabon entriß, i Unter Alfons Iii. wurde Algarbien damit vereinigt, sowie ansehnliche Landstriche, die den Mauren abgenommen wurden. erhielt Portugal den gegenwärtigen Umfang. Dazu kamen noch Besitzungen in der Neuen Welt, wodurch Handel und Schiffahrt zu einet' Blüte sich entwickelten, auf welche Spanien eifersüchtig werden konnte. Anmerkungen. 1. An der Spitze der Republik Venedig stand ein Herzog oder Doge (Dodsche — dux), dessen Gewalt jedoch sehr beschränkt war. Ihm zur Seite stand ein Kleiner Rat (Signoria), aus sechs Adeligen (Nobili) gebildet. Den Großen Rat bildeten anfänglich alle Nobili. Als die Zahl derselben aber 450 betrug, schloß man das Adelsbnch des Großen Rates (das Goldene Bnch) ab und beschränkte dadurch die Zahl der Mitglieder. Neben allen diesen bestand aber noch die furchtbarste Behörde, der Rat der Zehner, welcher als Gerichtshof die Verbrechen gegen den Staat aufzuspüren und zu bestrafen hatte. Er hatte unumschränkte Gewalt über Leben und Freiheit. Der berühmteste Doge war Enrico Dandolo, der 41. in der Reihe, welcher an der Spitze der venetianischen Flotte Konstantinopel eroberte (1202), Kandi'a und eine Anzahl jonischer Inseln erwarb. Lange Kämpfe führte Venedig mit Genua, das so mächtig war, daß es 1298 zu einem Kampfe auf leoen und ob kam. Damals siegte Genua, eroberte 60 Galeeren und führte 5000 Gefangene fort. Aber zuletzt unterlag Genua uuter dem ™ Ä”' t.nbrea Sontarini, nach 130jährigent Kamps (1381). Die Macht Venedigs sank nach der Entdeckung Amerikas und der Eroberuna Konstantinopels. a , ^ajj.er Heinrich Vii. hatte auf feinem Römerznge den ©hinnen Matteo Visconti in Mailand zum kaiserlichen Statt-Halter gesetzt (1311) Die Macht blieb in der Hand seiner Familie, irach dem Erloschen derselben bemächtigte sich Franz Sforza, ein berühmter Eondottrere oder Söldnerführer und Schwiegersohn des Visconti, der Herrschaft. Ihm glückte die Eroberung Genuas (1468) und von ihm vererbte sich die herzogliche Würde auf seine Nach- Reichlichen £ari V" feinem Sohne Philipp Ii. Mailand als 3. Der berühmteste unter den Mediceern ist Eosimo bei Me-der sich aus die Seite der Volkspartei schlug, beshalb aus zehn ?V <Ql aöu 4. Republik verbannt, balb aber wieber zurückgerufen würde (1464) und von ba an den Staat noch 30 Jahre leitete. Sein Brnber

4. Die Neuzeit - S. 107

1884 - Mainz : Kirchheim
Johanna Seymour. Anna von Cleve. 107 tüonbt, mußte die Ehe ihres Vaters mit ihrer Mutter als Sblnt-schände anerkennen und den Buhlerinnen ihres Vaters erniedrigende Dienste leisten. Die zweite Gattin, Anua Boleyn, sah eines Tages ihr Kammerfräulein, die schöne Johanna Sey-mi] ui, aus dem Schoße ihres Gemahls. Ein paar Monate später wurde sie — als Ehebrecherin angeklagt — Zum Tode verurteilt und ohne einen Beweis ihrer Schuld hingerichtet. Wie- der war es der fügsame Eranmer, der zwei Tage vor der_ Hinrichtung auf Veranlassung des Königs eine Urkunde ausstellte, welche die Ehe mit Anna als von jeher für null und nichtig erklärte, und Zwar vermöge eines Hindernisses, welches Anna ihm, dem Erzbischöfe, in ihren letzten Tagen bekannt haben sollte, das aber der Welt verborgen blieb. Damit war auch Elisabeth für unehelich und mithin auch der Thronfolge für verlustig erklärt. Heinrich hatte geweint bei der Botschaft von Katharina's Tode (1536); den Morgen nach Anna's Hinrichtung heiratete er Johanna Seymour; allein diese starb schon 1537 bei der Geburt eiues Prinzen, dem nachmaligen Eduard Vi. Alsbald war die vierte Frau in Bedacht genommen. Es sollte Anna von Eleve sein. Heinrich hatte ihr Gemälde gesehen und vernahm gern den Bericht, sie sei vollkommen so hohen Wuchses, wie er es für die Majestät seiner Gemahlin für nötig hielt. Als er aber der Ankommenden zuerst verkleidet entgegenritt, um, wie er es nannte, seiner Sehnsucht Nahrung zu geben, war seine Bestürzung groß, da er sie freilich laug genug, aber ohne jeden feineren Reiz erblickte. Nur wenige Monate lebte er mit ihr, dann wurde sie verstoßen, und Eromwell, der zu dieser Wahl geraten hatte, als Hochverräter enthauptet. Geradezu tollhäuslerisch ist das Vorgehen gegen das Andenken des im Rufe der Heiligkeit verstorbenen Thomas Becket x), bloß aus Furcht, sein Beispiel möchte manchen reizen, sich der geistlichen Autorität des Königs zu widersetzen. Der tote Thomas Becket ward ausgefordert, vor Gericht zu erscheinen und sich zu verantworten. Als er aber nach dreißig Tagen noch immer sein Grab nicht verlassen wollte, in dem er seit dritthalb Jahrhunderten ruhte, gab ihm der König aus Gnade einen Verteidiger; das Gericht war zu Westminster. Der verstorbene Thomas Becket wurde der Empörung, Halsstarrigkeit und Verräterei 1) Thomas Becket, Primas von England, geriet mit Heinrich Ii. in Zwist, weil dieser den Clerns und die Kirche dem Könige und dem Adel unterordnen wollte. Einige Worte, die dem König im Zorn entfuhren, veranlaßten vier Edelleute, den Erzbischof am 29. Dez. 1170 am Altare zu ermorden. 1172 wurde Becket heilig gesprochen.

5. Die Neuzeit - S. 103

1884 - Mainz : Kirchheim
Anna Boleyn. Ehescheidungsangelegenheit des Königs. 103 starb, war sie mit ihm verlobt worden. Da jedoch nach kanonischem Rechte die Ehe mit der Wittwe des Bruders verboten ist, gab Papst Julius Ii. wegen des nahen Verwandtschaftsgrades Dispens. Auch Heinrich kamen über die Rechtmäßigkeit seiner Ehe nicht eher Bedenken, bis Anna Boleyn als Hofdame seiner Gemahlin am englischen Hose erschien. Katharina von Aragonien, acht Jahre älter als Heinrich Viii., war von großer Schönheit, eine echte Tochter Spaniens. Sie verlor jedoch mit den Jahren, wo der Altersunterschied Zwischen den beiden Gatten mehr zu Tage trat, und durch Kränklichkeit t^re Jugendsrische ; und Heinrich, obgleich er früher seiner Gemahlin so innig zugethan gewesen, daß nach den Worten eines Zeitgenossen nie ein Mann seine Fran zärtlicher liebte, wandte sich anderen Frauen zu. Zuerst entflammte Maria Boleyn seine Leidenschaft , bis ihre jüngere Schwester Anna an den Hof kam, für die er nun eine für England fast dämonische Neigung faßte. Bereits an einen Perey verlobt, wurde dieses Bündnis auf Befehl des Königs getrennt, — für sie, nebst einem glänzenden Geschenk an Juwelen, der erste Beweis, welch hohen und gefährlichen Gönner sie habe. Das Band war geknüpft, der Würfel war gefallen. England sollte es bis in feine innersten Fasern, bis in das Heiligtum feiner religiösen Anschauungen fühlen, daß König Heinrich Viii. die schöne Anna Boleyn liebe. Als er ihr aber feine Liebe eröffnete, erwiderte sie — durch das Beispiel ihrer verlassenen Schwester gewitzigt — mit eben so viel Verbindlichkeit wie Entschiedenheit: „Ich würde mich sehr glücklich schätzen, Sire, Ihre Gemahlin zu sein." Durch diese Antwort wurde des Königs Leidenschaft noch mehr gereizt, und Anna besaß Gewandtheit genug, seinen wiederholten Liebesbeteuerungen nur so weit nachzugeben, um ihn immer mit neuer Hoffnung, mit heftigerer Sehnsucht zu erfüllen. Ihre Schönheit, ihr lebenslustiges und geistvolles Wesen machten einen so überwältigenden Eindruck aus den König, daß er mit allem Ernst und Eifer an die Lösung seiner Ehe mit Katharina dachte. Er wandte sich deshalb an den Papst und verlangte aus Grund des mosaischen Gesetzes, nach welchem die Heirat mit der Wittwe des Bruders verboten ist, Scheidung von Katharina. Allein er mußte bald einsehen, daß dieses nicht so leicht ging als er dachte. Zwar schnitt der päpstliche Stuhl die Angelegenheit nicht geradezu ab, suchte sie aber in die Länge zu ziehen, indem er die Neigung Heinrichs für eine flüchtige hielt und durch die Zögerung dessen Leidenschaft abzukühlen glaubte. Auch wollte

6. Die Neuzeit - S. 104

1884 - Mainz : Kirchheim
104 Heinrich Viii.-timt England. Cromwell. bet Papst eine so wichtige und folgenreiche Angelegenheit erst nach sorgfältigster Prüfung entscheiben. Er übertrug daher vorläufig die Untersuchung btefer Angelegenheit dem englischen Karbinal Wolsey — dem allmächtigen Günstlinge Heinrich Viii. — und schickte später zu bemselben Zwecke den Karbinal Campeggio nach England. Da Wolsey dem Könige bre ^cheibungssache als ungeheuer leicht hingestellt hatte, war es auch den beiben Kardinälen nicht möglich, beri König zu bewegen , von seinem Vorhaben abzustehen, und so mußten sie die Untersuchung eröffnen. Da inbessen Katharina an den Papst appellierte, so mochten die Kardinäle kein Urteil fällen, und Ele-men§, Yn- Zog die Entscheidung nach Rom und zugleich damit m. die Ferne. Dadurch wurde Heinrich von großem Ingrimm erfaßt, der sich zunächst gegen Wolsep wandte. Derselbe wurde des Hochverrates angeklagt und starb bald darauf, von Verbruß und Krankheit aufgerieben. (Sin verfehlter Versuch war es, daß Heinrich meinte, durch das Urteil vieler Universitäten gegen die Ehe mit Katharina könne er einen Druck auf den Papst ausüben. Ebenso verfehlt war das Angebot an Karl \. : 300,000 Kronen für seine Einwil- ligung , und ^ die Rückzahlung von Katharinas Heiratsgut und Zusicherung eines lebenslänglichen entsprechenden Unterhalts zu entrichten. — „Ich bin kein Krämer," sagte Kaiser Karl, „und werde die Ehre meiner Tante nicht verkaufen." Heinrich wurde beinahe trübsinnig und war schon bereit, den ganzen Scheidungsplan auszugeben. Da verlangte ein gewisser E r 0 rnw ell Audienz beim Könige, entschlossen, wie er erklärte, die Sache zum Biegen oder Brechen zu bringen. Er war der Sohn eines Walkmüllers, hatte sich als Solbat und Kaufmann in Italien Herumgetrieben, war dann von Wolsey gehoben und zum Verweser kirchlicher Länbereien gemacht worben. Dieser stellte nun dem Könige vor, wie er, ohne seinen Glauben zu veränbern, das Beispiel der beutfchen Fürsten insoweit nachahmen könne, daß er statt des Papstes sich selbst zum Oberhaupt der Kirche in England mache. Wenn der König die päpstliche Autorität übernähme, so hänge die Entscheibung nur von ihm selbst ab, und die Geistlichkeit, bereu Leben und Vermögen in feiner Hand stehe, werbe das g ehorsame Werkzeug seines Willes werben. „Sire," schloß er seine Rebe, „werden Sie englischer Papst, und ihre Macht wird größer sein, als die des Kaisers und des Papstes zusammen!" — Wie lachend war dieser Antrag für Heinrichs Leidenschaft, Herrschsucht und Habgier! Cromwell würde auf der Stelle zum Mitgliebe des

7. Die Neuzeit - S. 138

1884 - Mainz : Kirchheim
loo England. Elisabeth. Zügen, goldblonden Haaren und dunkeln Augen voll Feuer verband sie einen stattlichen Wuchs und eine majestätische Haltung. Die Stürme, die ihre Jugend nmbranft, hatten in ihr einen hohen Grad von Mut und Thatkraft entwickelt, der nach ihrer Thronbesteigung in die gleiche despotische Willkür ausartete, welche ihres Vaters Regierung gekennzeichnet. Die Grundsätze der Reformation waren ihr durch Craumer beigebracht, und von ihr selbst durch das Lesen Melanchthon'scher Schriften ausgenommen worden, daher denn auch die Vermutung nahe 'lag, daß sie nach ihrer Thronbesteigung das Panier des Protestantismus entsalten und überhaupt einen gänzlichen Umschwung der Dinge herbeiführen werde. Das erstere beabsichtigte sie allerdings, wie sie selbst den protestantischen Fürsten in Deutschland, Dänemark und Holstein erklärte, war aber andererseits nicht gesonnen , eine republikanische Kirche mit einem nicht durch Gesetze wörtlich vorgeschriebenen Glauben zu dulden, und versuchte deswegen sich mit dem Papste Paul Iv. ins Einvernehmen zu setzen. Dieser aber erklärte ihrem Gesandten, daß nach seiner Ansicht Elisabeth keine legitime Tochter Heinrichs Viii sei, und daß deswegen der Königin Maria Stuart von Schottland der englische Thron gebühre. Diese, an den Dauphin (später König) Franz (Ii.) von Frankreich vermählt, ^ hatte auch nach dem Tode Marias Titel und Wappen einer Königin von England angenommen , weil fte von der ältesten Schwester Heinrichs Viii. (die mit dem Könige Jakob Iv. von Schottland vermählt gewesen) abstammte, und Elisabeth von dem letzteren als Bastard erklärt worden war. Aber des Papstes Absicht, über das Thronfolge-recht der beiden Königinnen zu entscheiden, scheiterte an dem Beschlusse des englischen Parlaments, welches sich für Elisabeth erklärte. Unbestritten bleibt, daß Elisabeth den Grund zu Englands Nationalität und Großmacht gelegt hat und sich damit selbst den Ruhm einer großen Königin in den Augen ihres Volkes verschaffte. Zn dieser Größe trugen hauptsächlich auch ihre Räte bei, welche sie gleich bei ihrem Regierungsantritte mit richtiger Würdigung der Persönlichkeit auswählte. Von ihnen unterstützt, begann Elisabeth zunächst die Kirche Englands vom apostolischen Stuhl loszureißen. Da Papst Paul Iv. die Ehe Heinrichs Viii. mit Anna Boleyn, der Mutter Elisabeths nicht für ächt erklären konnte, ließ sie bei dem Parlamente die Anträge stellen, die Zehnten und' ersten Früchte an die Krone zurückzugeben, und der Königin die erste Gewalt in Kirchenfachen wieder zu übertragen. Das Parlament war so gefügig, mit nur vier

8. Erdkunde - S. 255

1888 - Freiburg im Breisgau : Herder
255 rungspflanzen. Die europäischen Ansiedler haben aber Getreide-, Obst- und Weinbau mit dem günstigsten Erfolge eingeführt. Seit neuerer Zeit werden noch Zuckerrohr und Baumwollstaude gepflanzt. — Auch die Tierwelt ist einförmig und arm an Arten. Die wenigen einheimischen Säugetiere gehören zumeist den Beuteltieren an, von denen das Känguruh am bekanntesten ist. Mannig- faltiger ist die Vogelwelt (verschiedene Papageien, der schwarze Schwan, der Emu, „australischer Strauß" genannt, u. s. w.). Im ganzen zeigen die einheimische Tier- und Pflanzenwelt Australiens einen eigenartigen, von dem der andern Kontinente abweichenden Charakter. — Nunmehr sind sämtliche europäischen Haustiere (wie auch viele Singvögel) eingebürgert und haben sich außerordentlich schnell vermehrt, so daß jetzt schon Viehzucht die Haupt- beschäftigung der Eingewanderten bildet. Von größter Bedeutung ist die Schafzucht. 1885 wurde um mehr als 400 Millionen Mark Wolle nach Europa ausgeführt. Außerdem ist besonders die Rindviehzucht von Wichtigkeit. Das Fleisch wird gesalzen und konserviert in den Handel gebracht, in neuester Zeit auch mit günstigem Erfolge in gefrorenem Zustande. — Die Land- wirtschaft ist auf ein verhältnismäßig kleines Gebiet beschränkt. Unter den Erzeugnissen bildet Weizen einen wichtigen Ausfuhr- artikel. — Von großer Bedeutung ist der Bergbau. Australien hat sehr ergiebige Goldlager, welche 1851 entdeckt wurden und seit- her mit abwechselndem Erfolge ausgebeutet werden. (Im Jahre 1885 über 400 Millionen Mark Ertrag.) Von anderen Mineralien sind zu nennen: Silber, Kupfer, Eisen, Zinn, Blei und Steinkohlen. — Die Industrie hebt sich zwar allmählich, doch muß zur Zeit noch der größte Teil des Bedarfes aus Europa eingeführt werden. — Der Handel hat in den letzten Jahrzehnten einen ganz erstaun- lichen Aufschwung genommen. Die jährliche Ausfuhr hatte in den letzten Jahren einen Durchschnittswert von 1000 Millionen Mark, die Einfuhr von 1300 Millionen Mark. — Der Binnenverkehr hingegen ist durch die Bodeuverhältnisse wie auch durch den Mangel schiffbarer Flüsse sehr erschwert. Als großartiges Unternehmen darf die Errichtung eines Telegraphen gelten, welcher von Adelaide quer

9. Erdkunde - S. 179

1888 - Freiburg im Breisgau : Herder
179 der Aralsee, in den die Doppelflüsse Amu-Darja (Opus) und Sir- Darja (Jaxartes) münden; der Balchaschsee mit dem Jli, der Lop-Nor mit dem Tarim und das Tote Meer mit dem Jordan. Iv. Klima und Produkte. Asien hat an der heißen, der gemäßigten und der kalten Zone Anteil; doch gehören der Gesamtfläche zur gemäßigten Zone. In der Polarzone herrscht außerordentlich strenge und anhal- tende Kälte, welche nicht nur durch die nördliche Lage, sondern auch dadurch verursacht wird, daß das Gebiet in weiter Ausdehnung offen am Eismeere liegt, dessen rauhen Winden es preisgegeben ist. — Die gemäßigte Zone zeigt fast durchweg kontinentales Klima. Auf den kurzen, glühend heißen Sommer folgt fast unvermittelt ein langer, sehr strenger Winter. Im Durchschnitte ist diese Zone kälter wie in Europa. — In der heißen Zone haben die westlichen Länder sehr trockenes, die östlichen hingegen feuchtes Klima. Die größte Hitze herrscht in Arabien. Wie im Klima, so zeigen sich auch in der Pflanzen- und Tierwelt Asiens große Gegensätze. Während die öden Tun- dras im Norden kaum von Moosen und Flechten bedeckt sind, und nur noch wenige Arten von Pelztieren und Vögeln dort fortzukommen vermögen, erreicht die Pflanzen- und Tierwelt im Süden des Erd- teiles üppige Mannigfaltigkeit und riesenhafte Formen. Palmen, Reis, Thee, Zuckerrohr, Kaffee, Baumwolle, Pfeffer und andere Gewürze, mancherlei Arznei- und Färbekräuter haben hier ihre Heimat. Zahlreiche Tierarten beleben diese tropischen Länder Asiens. In den mächtigen Wäldern hausen Elefanten, Nashörner, Büffel, Affen und Schlangen; kreischende Papageien und andere farben- reiche Vögel schaukeln sich auf den Zweigen der Bäume; im Dickicht des Schilfes lauert der Königstiger; Sümpfe und Ströme sind von häßlichen Krokodilen, Salamandern und Schildkröten bewohnt; der Indische Ocean birgt die kostbare Perle. V. Bevölkerung. a- Zahl. Asien hat auf einem Flächenraum von 45 Mil- lionen qkm über 830 Millionen Einwohner, also mehr als die Hälfte aller Menschen. Auf 1 qkm treffen durchschnittlich

10. Mancherlei für Jung und Alt - S. 231

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
231 i Aus dem Leben des Libers. Der Biber ist ein geselliges Tier, welches einzeln nur in solchen Gegenden sich aufhält, wo es der Ausrottung nahe gebracht worden ist. An den Flüssen, Strömen und Seen Nordasiens und Amerikas, welche im Wiuter nicht bis zum Grunde ausfrieren, bildet er Ansiedelungen, welche Hunderte von Bewohnern zählen können. Der einzelne gräbt sich vom Grunde des Gewässers aus eine 30—40 Fuß lange, schief nach oben aufsteigende Röhre mit Kessel und Ausgang nach dem Lande unter dem Uferboden. Die Mitglieder einer Ansiedlung erbauen sich Burgen, und in Flüssen mit wechselndem Wasserstande Dämme, um das Wasser aufzustauen. Die Burgen, welche regelmäßig im Wasser, jedoch nah am Ufer stehen, sind backofenartige Gebäude von 6—10 Fuß Höhe über dem höchsten Wasserspiegel und 10, 15, 20 und mehr Fuß Durchmesser. Sie werden aus Knüppeln, Ästen und Reisig aufgeführt, mit Erde und Schlamm gedichtet und so fest zusammengebaut, daß sie nicht bloß dem Wasser, sondern auch den Zerstörungswerkzeugen in der Hand des Menschen er- heblichen Widerstand leisten. Mit dem Lande stehen sie oft durch einen Holzdamm in Verbindung. Im obern Teile der Burg befindet sich die Kammer der Tiere; zuweilen liegen auch zwei solcher Kammern über- einander. Der Zugang zu ihr ist eine Röhre, welche vom tiefen Wasser aus durch den Unterbau der Burg nach oben führt und gewöhnlich meh- rere Zugänge hat. Das Innere der geräumigen Kammer ist mit Gras und Moos dick ausgefüttert. Größere Bauten, d. h. Dämme, welche 30—300 Fuß lang sein können, werden ausschließlich im seichten, stillen Wasser ganz ruhiger, von dem Menschen nicht oder wenigstens nur selten besuchten Waldungen ausgeführt. Die Dämme selbst bestehen aus Baum- stämmen, welche nahe am Ufer gestanden haben und von den Bibern ein- seitig so angeschnitten wurden, daß sie ins Wasser fallen mußten, aus Knüppeln von verschiedener Länge und Stärke, welche durch die Tiere zur Stelle geflößt wurden, aus Reisig, Steinen, Sand, Erde, Moos u. dgl. Außerdem legen die Biber, wie so viele andere Nager, auch Vorrats- kammern für den Winter neben oder in ihren Röhren und Burgen an. Der Biber gehört zu den begabtesten Nagetieren. Seine Bewegungen ermangeln zwar der Gewandtheit, sind aber doch nicht ungeschickt zu nennen. Im Sitzen nimmt er die Stellung der Eichhörnchen, Murmeltiere und Mäuse an, bekommt hierdurch seine Vorderpfoten frei und gebraucht sie mit viel Geschick. Der Gang ist schwerfällig, langsam, watschelnd, auf unebenem Boden zumal äußerst unbeholfen. Demungeachtet ist er im stände, an Bäumen in die Höhe zu klettern: man hat ihn schon oft auf den Köpfen abgestutzter Weiden liegen sehen. Größere Meisterschaft
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