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1. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 395

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 145. Italien. Spanien. Portugal. 395 stitut, dessen Beamte die Könige einsetzten, um die Macht des Adels und der Geistlichkeit zu brechen. Die den Verurteilten himveggenommenen Güter fielen an die spanische Krone. 403) Portugal war ursprünglich eine spanische Grafschaft, welche Heinrich vonburgund für seine Verdienste im Kampfe gegen die Mauren als Lehen erhielt. Aber schon Heinrichs I. toolrn, Alfons I. der Eroberer, betrachtete sich als unabhängig und vergrößerte das Reich, indem er den Ungläubigen mit Hilfe der Kreuzfahrer (s. § 117, Anm. 2) Lissabon entriß, i Unter Alfons Iii. wurde Algarbien damit vereinigt, sowie ansehnliche Landstriche, die den Mauren abgenommen wurden. erhielt Portugal den gegenwärtigen Umfang. Dazu kamen noch Besitzungen in der Neuen Welt, wodurch Handel und Schiffahrt zu einet' Blüte sich entwickelten, auf welche Spanien eifersüchtig werden konnte. Anmerkungen. 1. An der Spitze der Republik Venedig stand ein Herzog oder Doge (Dodsche — dux), dessen Gewalt jedoch sehr beschränkt war. Ihm zur Seite stand ein Kleiner Rat (Signoria), aus sechs Adeligen (Nobili) gebildet. Den Großen Rat bildeten anfänglich alle Nobili. Als die Zahl derselben aber 450 betrug, schloß man das Adelsbnch des Großen Rates (das Goldene Bnch) ab und beschränkte dadurch die Zahl der Mitglieder. Neben allen diesen bestand aber noch die furchtbarste Behörde, der Rat der Zehner, welcher als Gerichtshof die Verbrechen gegen den Staat aufzuspüren und zu bestrafen hatte. Er hatte unumschränkte Gewalt über Leben und Freiheit. Der berühmteste Doge war Enrico Dandolo, der 41. in der Reihe, welcher an der Spitze der venetianischen Flotte Konstantinopel eroberte (1202), Kandi'a und eine Anzahl jonischer Inseln erwarb. Lange Kämpfe führte Venedig mit Genua, das so mächtig war, daß es 1298 zu einem Kampfe auf leoen und ob kam. Damals siegte Genua, eroberte 60 Galeeren und führte 5000 Gefangene fort. Aber zuletzt unterlag Genua uuter dem ™ Ä”' t.nbrea Sontarini, nach 130jährigent Kamps (1381). Die Macht Venedigs sank nach der Entdeckung Amerikas und der Eroberuna Konstantinopels. a , ^ajj.er Heinrich Vii. hatte auf feinem Römerznge den ©hinnen Matteo Visconti in Mailand zum kaiserlichen Statt-Halter gesetzt (1311) Die Macht blieb in der Hand seiner Familie, irach dem Erloschen derselben bemächtigte sich Franz Sforza, ein berühmter Eondottrere oder Söldnerführer und Schwiegersohn des Visconti, der Herrschaft. Ihm glückte die Eroberung Genuas (1468) und von ihm vererbte sich die herzogliche Würde auf seine Nach- Reichlichen £ari V" feinem Sohne Philipp Ii. Mailand als 3. Der berühmteste unter den Mediceern ist Eosimo bei Me-der sich aus die Seite der Volkspartei schlug, beshalb aus zehn ?V <Ql aöu 4. Republik verbannt, balb aber wieber zurückgerufen würde (1464) und von ba an den Staat noch 30 Jahre leitete. Sein Brnber

2. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 544

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
544 Die neue Zeit. (f 1543) kam zur Einsicht, daß die Sonne stillstehe und die Erde nebst allen andern Planeten eine doppelte Bewegung habe: um sich selbst und um die Sonne. Dieser Satz wurde zwar von dem Dänen Tycho de Brahe bestritten, aber von Johann Kepler und dem Pisaner Galilei, der auch die Gesetze der Pendelschwingungen auffand, in der Art nachgewiesen, daß das kopernikanische System zur allgemeinen Geltung gelangte. Otto von Guericke (f 1686) erfand die Luftpumpe, Torricelli (t 1647) das Barometer, der Holländer Drebbel (f 1634) das Thermometer. Isaak Newton (Njut'u) (f 1727) fand die Gesetze auf, nach welchen sich die Körper bewegen, und erklärte die Lehre vom Lichte. Die Möglichkeit, den Dampf zu verdichten, um ihn anstatt einer körperlichen Kraft zu benützen, war in Spanien, Italien und England entdeckt und angewendet worden, aber wieder in Vergessenheit geraten. Ende des siebzehnten Jahrhunderts wurden die Versuche wiederaufgenommen; aber der Schotte James Watt (Dschems Hott) (f 1819) brachte solche Verbesserungen an, daß man die Dampfmaschine als von ihm neuerfunden betrachten kann. Anmerkungen. 1. Lukas Kranach hieß eigentlich Meister Lukas Sünder von Kr an ach im bayrischen Oberfranken. Sein Fach war die Porträtmalerei und vorzüglich gelobt werden seine Madonnen. Seine besten Ölgemälde sind die zwischen 1520—1530 verfertigten. Er wurde in den Ritterstand erhoben, war einige Zeit Bürgermeister in Wittenberg und starb 1558 in Weimar. Sein zweiter Sohn, Lukas Kranach, war ebenfalls Bürgermeister in Wittenberg und starb ebenfalls zu Weimar. Hans Holbein der Jüngere malte eine Passion, für welche der Kurfürst Maximilian von Bayern vergeblich 30 000 Gulden bot. Sie befindet sich jetzt noch auf dem Rathause in Basel. Er war gebürtig von Augsburg, starb aber 1554 in London. 2. In Spanien war die Liebe zur Malerei im sechzehnten Jahrhundert in außergewöhnlicher Weise erwacht. Es gab drei verschiedene Malerschulen, die von Sevilla, von Madrid und von Valencia, welche gegenseitig miteinander wetteiferten, und 15—20 bedeutende Meister arbeiteten in den verschiedenen Schulen. Am Ende des siebzehnten Jahrhunderts sank die Kunst mit der Überhandnähme der politischen Wirren. 3. Die großartigsten Schöpfungen der Kirchenmusik sind unstreitig die Oratorien. Philipp von Neri, der Stifter der Priester der Kongregation vom Oratorium, ließ zuerst in seinem Oratorium biblische Begebenheiten mit Musik absingen. Sebastian Bach, Hofmusiker und Organist in Weimar, und Georg Friedrich Händel, ein Hallenser, bemächtigten sich dieser neuen musikalischen Darstellungsweise und verbanden damit dramatische Chöre. Merkwürdig ist, daß Händel in Deutschland zu Lebzeiten keinen Beifall fand und seinen Ruhm in Irland und England erwarb. Er starb auch in London. 4. Nikolaus Kopernik war geboren in Thorn, studierte in

3. Erdkunde - S. 255

1888 - Freiburg im Breisgau : Herder
255 rungspflanzen. Die europäischen Ansiedler haben aber Getreide-, Obst- und Weinbau mit dem günstigsten Erfolge eingeführt. Seit neuerer Zeit werden noch Zuckerrohr und Baumwollstaude gepflanzt. — Auch die Tierwelt ist einförmig und arm an Arten. Die wenigen einheimischen Säugetiere gehören zumeist den Beuteltieren an, von denen das Känguruh am bekanntesten ist. Mannig- faltiger ist die Vogelwelt (verschiedene Papageien, der schwarze Schwan, der Emu, „australischer Strauß" genannt, u. s. w.). Im ganzen zeigen die einheimische Tier- und Pflanzenwelt Australiens einen eigenartigen, von dem der andern Kontinente abweichenden Charakter. — Nunmehr sind sämtliche europäischen Haustiere (wie auch viele Singvögel) eingebürgert und haben sich außerordentlich schnell vermehrt, so daß jetzt schon Viehzucht die Haupt- beschäftigung der Eingewanderten bildet. Von größter Bedeutung ist die Schafzucht. 1885 wurde um mehr als 400 Millionen Mark Wolle nach Europa ausgeführt. Außerdem ist besonders die Rindviehzucht von Wichtigkeit. Das Fleisch wird gesalzen und konserviert in den Handel gebracht, in neuester Zeit auch mit günstigem Erfolge in gefrorenem Zustande. — Die Land- wirtschaft ist auf ein verhältnismäßig kleines Gebiet beschränkt. Unter den Erzeugnissen bildet Weizen einen wichtigen Ausfuhr- artikel. — Von großer Bedeutung ist der Bergbau. Australien hat sehr ergiebige Goldlager, welche 1851 entdeckt wurden und seit- her mit abwechselndem Erfolge ausgebeutet werden. (Im Jahre 1885 über 400 Millionen Mark Ertrag.) Von anderen Mineralien sind zu nennen: Silber, Kupfer, Eisen, Zinn, Blei und Steinkohlen. — Die Industrie hebt sich zwar allmählich, doch muß zur Zeit noch der größte Teil des Bedarfes aus Europa eingeführt werden. — Der Handel hat in den letzten Jahrzehnten einen ganz erstaun- lichen Aufschwung genommen. Die jährliche Ausfuhr hatte in den letzten Jahren einen Durchschnittswert von 1000 Millionen Mark, die Einfuhr von 1300 Millionen Mark. — Der Binnenverkehr hingegen ist durch die Bodeuverhältnisse wie auch durch den Mangel schiffbarer Flüsse sehr erschwert. Als großartiges Unternehmen darf die Errichtung eines Telegraphen gelten, welcher von Adelaide quer

4. Erdkunde - S. 179

1888 - Freiburg im Breisgau : Herder
179 der Aralsee, in den die Doppelflüsse Amu-Darja (Opus) und Sir- Darja (Jaxartes) münden; der Balchaschsee mit dem Jli, der Lop-Nor mit dem Tarim und das Tote Meer mit dem Jordan. Iv. Klima und Produkte. Asien hat an der heißen, der gemäßigten und der kalten Zone Anteil; doch gehören der Gesamtfläche zur gemäßigten Zone. In der Polarzone herrscht außerordentlich strenge und anhal- tende Kälte, welche nicht nur durch die nördliche Lage, sondern auch dadurch verursacht wird, daß das Gebiet in weiter Ausdehnung offen am Eismeere liegt, dessen rauhen Winden es preisgegeben ist. — Die gemäßigte Zone zeigt fast durchweg kontinentales Klima. Auf den kurzen, glühend heißen Sommer folgt fast unvermittelt ein langer, sehr strenger Winter. Im Durchschnitte ist diese Zone kälter wie in Europa. — In der heißen Zone haben die westlichen Länder sehr trockenes, die östlichen hingegen feuchtes Klima. Die größte Hitze herrscht in Arabien. Wie im Klima, so zeigen sich auch in der Pflanzen- und Tierwelt Asiens große Gegensätze. Während die öden Tun- dras im Norden kaum von Moosen und Flechten bedeckt sind, und nur noch wenige Arten von Pelztieren und Vögeln dort fortzukommen vermögen, erreicht die Pflanzen- und Tierwelt im Süden des Erd- teiles üppige Mannigfaltigkeit und riesenhafte Formen. Palmen, Reis, Thee, Zuckerrohr, Kaffee, Baumwolle, Pfeffer und andere Gewürze, mancherlei Arznei- und Färbekräuter haben hier ihre Heimat. Zahlreiche Tierarten beleben diese tropischen Länder Asiens. In den mächtigen Wäldern hausen Elefanten, Nashörner, Büffel, Affen und Schlangen; kreischende Papageien und andere farben- reiche Vögel schaukeln sich auf den Zweigen der Bäume; im Dickicht des Schilfes lauert der Königstiger; Sümpfe und Ströme sind von häßlichen Krokodilen, Salamandern und Schildkröten bewohnt; der Indische Ocean birgt die kostbare Perle. V. Bevölkerung. a- Zahl. Asien hat auf einem Flächenraum von 45 Mil- lionen qkm über 830 Millionen Einwohner, also mehr als die Hälfte aller Menschen. Auf 1 qkm treffen durchschnittlich

5. Mancherlei für Jung und Alt - S. 231

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
231 i Aus dem Leben des Libers. Der Biber ist ein geselliges Tier, welches einzeln nur in solchen Gegenden sich aufhält, wo es der Ausrottung nahe gebracht worden ist. An den Flüssen, Strömen und Seen Nordasiens und Amerikas, welche im Wiuter nicht bis zum Grunde ausfrieren, bildet er Ansiedelungen, welche Hunderte von Bewohnern zählen können. Der einzelne gräbt sich vom Grunde des Gewässers aus eine 30—40 Fuß lange, schief nach oben aufsteigende Röhre mit Kessel und Ausgang nach dem Lande unter dem Uferboden. Die Mitglieder einer Ansiedlung erbauen sich Burgen, und in Flüssen mit wechselndem Wasserstande Dämme, um das Wasser aufzustauen. Die Burgen, welche regelmäßig im Wasser, jedoch nah am Ufer stehen, sind backofenartige Gebäude von 6—10 Fuß Höhe über dem höchsten Wasserspiegel und 10, 15, 20 und mehr Fuß Durchmesser. Sie werden aus Knüppeln, Ästen und Reisig aufgeführt, mit Erde und Schlamm gedichtet und so fest zusammengebaut, daß sie nicht bloß dem Wasser, sondern auch den Zerstörungswerkzeugen in der Hand des Menschen er- heblichen Widerstand leisten. Mit dem Lande stehen sie oft durch einen Holzdamm in Verbindung. Im obern Teile der Burg befindet sich die Kammer der Tiere; zuweilen liegen auch zwei solcher Kammern über- einander. Der Zugang zu ihr ist eine Röhre, welche vom tiefen Wasser aus durch den Unterbau der Burg nach oben führt und gewöhnlich meh- rere Zugänge hat. Das Innere der geräumigen Kammer ist mit Gras und Moos dick ausgefüttert. Größere Bauten, d. h. Dämme, welche 30—300 Fuß lang sein können, werden ausschließlich im seichten, stillen Wasser ganz ruhiger, von dem Menschen nicht oder wenigstens nur selten besuchten Waldungen ausgeführt. Die Dämme selbst bestehen aus Baum- stämmen, welche nahe am Ufer gestanden haben und von den Bibern ein- seitig so angeschnitten wurden, daß sie ins Wasser fallen mußten, aus Knüppeln von verschiedener Länge und Stärke, welche durch die Tiere zur Stelle geflößt wurden, aus Reisig, Steinen, Sand, Erde, Moos u. dgl. Außerdem legen die Biber, wie so viele andere Nager, auch Vorrats- kammern für den Winter neben oder in ihren Röhren und Burgen an. Der Biber gehört zu den begabtesten Nagetieren. Seine Bewegungen ermangeln zwar der Gewandtheit, sind aber doch nicht ungeschickt zu nennen. Im Sitzen nimmt er die Stellung der Eichhörnchen, Murmeltiere und Mäuse an, bekommt hierdurch seine Vorderpfoten frei und gebraucht sie mit viel Geschick. Der Gang ist schwerfällig, langsam, watschelnd, auf unebenem Boden zumal äußerst unbeholfen. Demungeachtet ist er im stände, an Bäumen in die Höhe zu klettern: man hat ihn schon oft auf den Köpfen abgestutzter Weiden liegen sehen. Größere Meisterschaft

6. Mancherlei für Jung und Alt - S. 378

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
378 Nacht hindurch bin ich mit der Post gefahren, kam schon vor Mittag hier an, lief sogleich, um noch für die heutige Oper einen guten Platz im Theater zu gewinnen; es ist alles vergebens. Bis hinauf zur Galerie ist jeder Raum schon besetzt; ich habe dem Wirte in meinem Gasthause schon das dreifache, das ein Logensitz kostet, nur für einen Platz auf der Galerie angeboten, er kann mir keinen verschaffen." „Ich aber, mein Herr, will Ihnen in schuldiger Dankbarkeit einen Sitz verschaffen, der noch besser ist als der in der ersten Loge; einen Platz gerade vor Sr. Majestät dem Kaiser." Waitz sah den Franzosen mit ungläubiger Verwunderung an; dieser aber sprach weiter: „Sie spielen die Klarinette, mein Herr?" — „Ich bitte sehr um Vergebung, ich kann mich kaum erinnern, dieses Instrument nur einmal in die Hand genommen zu haben; ich wüßte kaum, wie ich einen Ton darauf hervorbringen sollte." — „Verstehen Sie mich recht, mein Herr," fuhr der Franzose etwas ungeduldig fort, „Sie spielen die Klarinette, Sie müssen die Klarinette spielen. In Zeit von einer Stunde kommen Sie zu mir hierher in diesen Gasthof, eine Treppe hoch. Man giebt Ihnen die Uni- form des Orchesters, man giebt Ihnen die Klarinette in die Hand; Sie gehen mit mir." Mein Freund sing erst jetzt an, seinen dankbaren Franzosen zu ver- stehen, der hier in Erfurt die Stelle eines Musikdirektors bekleidete. Mit herzlich dankbarem Händedruck nahm er das freundliche Anerbieten an; doch nicht ohne einiges Bangen, wie sein stummes Spiel auf der Klarinette ablaufen werde, schloß er sich an den gleich ihm uniformierten Haufen an, der mit dem Direktor nach dem Theater zog. Der Weg zum Orchester ging durch das Parterre, und Waitz, der bei der Betrach- tung der schönen, prunkenden Bevölkerung der Logen — „welch hoher Himmel, Stern bei Stern" — etwas zurückgeblieben war, hatte Mühe, sich seinen einsamen Weg durch das Gedränge zu bahnen. Unmittelbar hinter den Schranken des Orchesters, nicht in den Logen, waren die Sitze für den Kaiser und die ihn begleitenden Majestäten, allerhöchsten und höchsten Herrschaften gestellt. Der Sitz meines Freundes war demnach wirklich vor diesen königlichen Sitzen, doch hatte der Direktor ihm, wie allen seinen Leuten, die Regel eingeschärft, daß keiner, sobald der Kaiser käme, sich umwenden dürfe, jeder nur unverrückt vor sich hin auf die Roten und, sobald das Stück beginne, nach der Bühne sehen müsse. Während der Wartezeit, ehe die Majestäten kamen, galt das Gebot des unverrück- ten Stillsitzens und Schweigens noch nicht. Waitz sah neben sich einen, mit der Violine in der Hand, der zwar dieselbe französische Uniform trug, wie er, dem man aber sogleich anmerkte, daß er ein Deutscher, und zwar ein vor- nehmer und gebildeter sei. Er schämte sich vor und neben diesem Manne

7. Mancherlei für Jung und Alt - S. 398

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
398 Wurzel des Geweihes befinden sich zwei kleinere, am äußersten Ende fast fußbreite gezackte Schaufeln, die dem Tiere von großem Nutzen sind, um den Schnee selbst bis zu einer Tiefe von mehreren Ellen fortzuschaufeln, und so während der Winterzeit des ihm unentbehrlichen Mooses zu seiner Nahrung habhaft zu werden. Das Geweih, das gegen 20—25 Pfund Gewicht hat, fällt jedes Frühjahr ab, ist aber im Verlauf von 7—8 Wochen in der vorigen Größe wieder nachgewachsen. Das Fell ist in der Regel gelb oder bräunlich-aschgrau, nur an den Schultern und Seiten ist es weißlich; seine Farbe ändert sich übrigens mit der Jahreszeit, und es giebt auch gesteckte, dunklere und hellere, ja weiße Renntiere. Unterhalb des Halses, in der Nähe der Brust, hat das Renntier einen langen Haarbüschel. Die Liebe des Weibchens zu seinen Jungen ist außerordentlich groß, und diese folgen ihm zwei bis drei Jahre, erlangen aber auch erst im vierten Jahre ihre volle Entwicklung. Im wilden Zustande soll das Renntier bis gegen 30 Jahre alt werden können, das gezähmte Tier erreicht niemals ein höheres Alter als 15—16 Jahre, und die Tiere, die zum Abschlachten bestimmt sind, werden im achten oder neunten Jahre getötet. Vom vierten Jahre an werden sie abgerichtet, und mit dem fünften oder sechsten Jahre sind sie zur Arbeit tauglich. Sie sind von Natur sehr wild, aber die Lappen haben sie doch gezähmt; indes sind diejenigen, die wilder Abstammung sind, sehr tückisch und verweigern nicht allein zuweilen ihrem Herrn den Gehorsam, sondern greifen ihn sogar an, und zwar mit den Füßen, so daß ihm kein anderer Ausweg bleibt, als sich unter den Schlitten zu werfen, über welchen alsdann das aufgebrachte Tier seinen Zorn ergehen läßt. Im übrigen sind die zahmen Renntiere in der Regel geduldig und willig. Das Renntier ist von lebhaftem, aber zugleich furchtsamem Temperament. Sie sind beim Gehen und Stehen stets in Bewegung und spielen und necken sich in aller Freund- schaft, allein eines verwickelt auch zuweilen dermaßen sein Geweih in das eines andern, daß sie nicht wieder auseinanderzubringen sind und den Tod davon haben. Wenn sie aufgeschreckt werden, schließen sie sich eng aneinander, wodurch es den Lappen möglich wird, die großen Herden beisammen zu halten; allein dadurch werden diese wiederum den Wölfen eine leichte Beute, denn erst nachdem diese bei einem Überfall mehrere Tiere getötet haben, zerstreut die Herde sich. Die Wölfe richten deshalb auch oft große Verheerung unter den Nenntierherden an; so hatten sie z. B. in dem Kirchspiel Enontekis zu Anfang dieses Jahrhunderts die Zahl der Renntiere auf ein Drittel gegen den Bestand von zehn oder zwölf Jahre vorher herabgebracht. Gang und Lauf des Renntieres sind so leicht, wie man sich solche

8. Beschreibende und lehrende Prosa - S. 330

1889 - Freiburg im Breisgau : Herder
330 Ii. Lehrende Prosa: Poetik und Ästhetik. was hilft es, dem Herrn von Voltaire etwas einzuwenden? Er spricht, und man glaubt. Ein einziges vermißte er bei seiner Bühne, daß die großen Meisterstücke derselben nicht mit der Pracht aufgeführt würden, deren doch die Griechen die kleinen Versuche einer erst sich bildenden Kunst gewürdigt Hütten. Das Theater in Paris, ein altes Ballhaus, mit Verzierungen von dem schlechtesten Geschmacke, wo sich in einem schmutzigen Parterre das stehende Volk drängt und stößt, beleidigte ihn mit Recht; und besonders beleidigte ihn die barbarische Gewohnheit, die Zuschauer auf der Bühne zu dulden, wo sie den Acteurs kaum so viel Platz lassen, als zu ihren notwendigsten Bewegungen erforderlich ist. Er war überzeugt, daß bloß dieser Übelstand Frankreich um vieles gebracht habe, was man bei einem freiern, zu Handlungen bequemern und präch- tigern Theater ohne Zweifel gewagt hätte. Um eine Probe hiervon zu geben, verfertigte er seine „Semiramis". Eine Königin, welche die Stände ihres Reiches versammelt, um ihnen ihre Vermählung zu eröffnen; ein Gespenst, das aus seiner Gruft steigt, um Blutschande zu verhindern und sich an seinem Mörder zu rächen; diese Gruft, in die ein Narr hinein- geht, um als ein Verbrecher wieder herauszukommen: das alles war in der That für die Franzosen etwas ganz Neues. Es macht so viel Lärmen auf der Bühne, es erfordert so viel Pomp und Verwandlung, als man nur immer in einer Oper gewohnt ist. Der Dichter glaubte das Muster zu einer ganz besondern Gattung gegeben zu haben; und ob er es schon nicht für die französische Bühne, so wie sie war, sondern, so wie er sie wünschte, gemacht hatte: so ward es dennoch auf derselben vorderhand so gut gespielt, als es sich ungefähr spielen ließ. Bei der ersten Vor- stellung saßen die Zuschauer noch mit auf dem Theater; und ich hätte wohl ein altväterisches Gespenst in einem so galanten Zirkel mögen er- scheinen sehen. Erst bei den folgenden Vorstellungen ward dieser Un- schicklichkeit abgeholfen; die Acteurs machten sich ihre Bühne frei; und was damals nur eine Ausnahme zum Besten eines so außerordentlichen Stückes war, ist nach der Zeit die beständige Einrichtung geworden. Aber vornehmlich nur für die Bühne in Paris, für die, wie gesagt, Semiramis in diesem Stücke Epoche macht. In den Provinzen bleibt man noch häufig bei der alten Mode und will lieber aller Illusion als dem Vorrechte ent- sagen, den Zai'ren und Meropen auf die Schleppe treten zu können. Die Erscheinung eines Geistes war in einem französischen Trauer- spiele eine so kühne Neuheit, und der Dichter, der sie wagte, rechtfertigt sie mit so eigenen Gründen, daß es sich der Mühe lohnt, einen Augen- blick dabei zu verweilen. „Man schrie und schrieb von allen Seiten," sagt Herr von Voltaire, „daß man an Gespenster nicht mehr glaube und daß die Erscheinung der
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