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1. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 395

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 145. Italien. Spanien. Portugal. 395 stitut, dessen Beamte die Könige einsetzten, um die Macht des Adels und der Geistlichkeit zu brechen. Die den Verurteilten himveggenommenen Güter fielen an die spanische Krone. 403) Portugal war ursprünglich eine spanische Grafschaft, welche Heinrich vonburgund für seine Verdienste im Kampfe gegen die Mauren als Lehen erhielt. Aber schon Heinrichs I. toolrn, Alfons I. der Eroberer, betrachtete sich als unabhängig und vergrößerte das Reich, indem er den Ungläubigen mit Hilfe der Kreuzfahrer (s. § 117, Anm. 2) Lissabon entriß, i Unter Alfons Iii. wurde Algarbien damit vereinigt, sowie ansehnliche Landstriche, die den Mauren abgenommen wurden. erhielt Portugal den gegenwärtigen Umfang. Dazu kamen noch Besitzungen in der Neuen Welt, wodurch Handel und Schiffahrt zu einet' Blüte sich entwickelten, auf welche Spanien eifersüchtig werden konnte. Anmerkungen. 1. An der Spitze der Republik Venedig stand ein Herzog oder Doge (Dodsche — dux), dessen Gewalt jedoch sehr beschränkt war. Ihm zur Seite stand ein Kleiner Rat (Signoria), aus sechs Adeligen (Nobili) gebildet. Den Großen Rat bildeten anfänglich alle Nobili. Als die Zahl derselben aber 450 betrug, schloß man das Adelsbnch des Großen Rates (das Goldene Bnch) ab und beschränkte dadurch die Zahl der Mitglieder. Neben allen diesen bestand aber noch die furchtbarste Behörde, der Rat der Zehner, welcher als Gerichtshof die Verbrechen gegen den Staat aufzuspüren und zu bestrafen hatte. Er hatte unumschränkte Gewalt über Leben und Freiheit. Der berühmteste Doge war Enrico Dandolo, der 41. in der Reihe, welcher an der Spitze der venetianischen Flotte Konstantinopel eroberte (1202), Kandi'a und eine Anzahl jonischer Inseln erwarb. Lange Kämpfe führte Venedig mit Genua, das so mächtig war, daß es 1298 zu einem Kampfe auf leoen und ob kam. Damals siegte Genua, eroberte 60 Galeeren und führte 5000 Gefangene fort. Aber zuletzt unterlag Genua uuter dem ™ Ä”' t.nbrea Sontarini, nach 130jährigent Kamps (1381). Die Macht Venedigs sank nach der Entdeckung Amerikas und der Eroberuna Konstantinopels. a , ^ajj.er Heinrich Vii. hatte auf feinem Römerznge den ©hinnen Matteo Visconti in Mailand zum kaiserlichen Statt-Halter gesetzt (1311) Die Macht blieb in der Hand seiner Familie, irach dem Erloschen derselben bemächtigte sich Franz Sforza, ein berühmter Eondottrere oder Söldnerführer und Schwiegersohn des Visconti, der Herrschaft. Ihm glückte die Eroberung Genuas (1468) und von ihm vererbte sich die herzogliche Würde auf seine Nach- Reichlichen £ari V" feinem Sohne Philipp Ii. Mailand als 3. Der berühmteste unter den Mediceern ist Eosimo bei Me-der sich aus die Seite der Volkspartei schlug, beshalb aus zehn ?V <Ql aöu 4. Republik verbannt, balb aber wieber zurückgerufen würde (1464) und von ba an den Staat noch 30 Jahre leitete. Sein Brnber

2. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 531

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 194. Schweden nach Gustav Adolfs Tode. 531 gust Ii. zum Frieden von Altranstädt, in welchem dieser der polnischen Krone entsagen und das Bündnis mit dem Zaren auf- me. geben mufete. 535)z Von jetzt an wandte sich aber das Glück von Karl weg. Er nahm zwar den Russen Inger manland, Esthland und Livland wieder ab und drängte sie bis Smolensk (Smalensk) zurück. Aber auch jetzt ging er nicht nach Moskau, sondern ließ sich vom Kosaken-Hetman Mazeppa verleiten, nach der Ukraine zu ziehen, wo er Unterstützung zu finden hoffte. Überdies teilte er sein Heer und ließ den General Löwen Haupt mit 16 000 Mann zurück. Aber die Kosaken standen nicht auf, und der strenge Winter raffte viele Leute hinweg. Zuletzt verlor Karl an Peter d. Gr. die Schlacht bei Pnltaw a, und Löwenhaupt mußte mg. sich ergeben. Karl rettete sich mit genauer Not mit 3000 Mann in die türkische Stadt Bender, war jedoch den Türkeu fein willkommener Gast. Doch brachte er es zustande, daß die Türkei an Nußland den Krieg erklärte, der Peter zur Herausgabe von Asow nötigte. Aber der Sultan war seines Gastes ebenfalls überdrüssig, und da Karl nicht abziehen wollte, stürmten die Ja-nitfcharen sein Haus und nahmen ihn gefangen. Da auch die schwedischen Reichsstände drohten, einen Reichsverweser zu wählen, so verstand sich Karl endlich zur Abreise und kehrte nach Schweden zurück. Unterdessen hatten seine Feinde sich vermehrt, denn August hatte Polen wiedererobert, und Hannover und Preußen hatten deutsche Gebietsteile besetzt, welche die Schweden früher erworben hatten. Statt aber nach Deutschland oder Jngermanland sich zu weudeu. versuchte er Norwegen zu erobern. Aber eine Armee von 10 000 Mann, welche Dront-heim belagern sollte, mußte unverrichteter Sache abziehen, und auf dem Rückwege ging dieselbe durch den Frost bis auf 500 Mann zu Grunde. Karl selbst wurde, als er Friedrich shall belagerte, in der Nacht beim Rekognoszieren in den Laufgräben erschossen. Ob ihn eine feindliche Kugel traf, oder die Kugel ms. eines Meuchelmörders, konnte nicht ermittelt werden. 536) Durch diese fortwährenden Kriege war Schweden tief heruntergekommen. Der Adel und der Reichsrat fanden es des-halb für gut, die königliche Gewalt zu beschränken, und Ulrike Eleonore, die Schwester Karls Xii., welche die Regierung antrat, mußte eine neue Verfassung beschwören, gemäß welcher die ^ wichtigsten Regentenhandlungen, namentlich die Führung eines Krieges, an die Zustimmung des Reichstages gebunden war. Mit Peter dem Großen, der fortwährend Schweden verwüstete, mußte man im Frieden von Nystädt sich abfinden und ihm die er-

3. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 467

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 172. Gustav Ii. Adolf. Magdeburgs Fall. Schlacht bei Leipzig. 467 bung schloß erst Sachsen ein Bündnis mit ihm und vereinigte seine Truppen mit den schwedischen. 474) Unterdessen sollte das vom Kaiser gegebene R e st it 11-1629. tionsedikt vollzogen werden. Gemäß diesem Edikte sollten alle seit dem Pas sauer Vertrage von den Protestanten hinweg-1552. genommenen Kirchengüter wieder zurückgegeben werden. Dagegen wehrte sich namentlich Magdeburg, welches seinen Erzbischof wieder annehmen sollte. Die Stadt wurde deshalb von den Generalen Tilly und Pappeuheim belagert, ohne daß Gustav Adolf, der in der Nähe stand, ihr zu Hilfe kam. Nach sechswöchentlicher Belagerung wurde sie erobert und geplündert. Aber 10. die Einwohner wehrten sich, auch nachdem die Kaiserlichen schon is! in die Stadt eingedrungen waren, wie Verzweifelte, so daß in den Straßen ein förmliches Würgen stattfand. Der schwedische Oberst von Falkenberg, welchen Gustav Adolf als Kommandanten gesandt hatte, ließ Minen springen, die er angelegt hatte, wodurch Häuser in Brand gerieten. Das Feuer, das von einem heftigen Winde angefacht wurde, griff um sich und die Stadt wurde ein Raub der Flammen. Nur die Domkirche und einige wenige Häuser wurden von den kaiserlichen Soldaten gerettet. Viele Tausende von Menschen verloren das Leben. Nach Magdeburgs Fall zog Tilly nach Leipzig, welches sich bald ergab. Aber nun wendete sich das Kriegsglück. Gustav Adolf zog heran und schlug Tilly bei Breitenfeld in der7.Sep-Nähe von Leipzig, wobei dieser verwundet wurde. Anmerkungen. 1. Gustav Ii. Adolf (geb. 9. Dezember 1594) war ein Sohu Karls Ix. und ein Enkel Gustav Wasas. Vou Jugend auf kriegerisch gesinnt, hatte er Gelegenheit, in den Händeln mit Dänemark, -polen und Preußen seinen persönlichen Mut wie sein Feldherrntalent zu zeigen. Allein die von Gustav Adolf geführten Kriege erschöpften das ohnehin arme Land. Die Unterhaltung der Truppenmacht, die er beständig auf den Füßen hielt, nötigte ihn, dem Volke harte Steuern aufzulegen. Überdies entzog sie dem Lande viele Leute, denn er mußte 10—15 000 Mann jährlich ausheben, um die Kriegsverluste decken und 40 000 Mann unter den Waffen halten zu köuueu. Deshalb nahm er das Anerbieten Richelieus, nach Deutschland überzusetzen, gerne an, da er im eigenen Lande keine Hilfsmittel mehr fand. Seine Hauptabsicht war, im Bunde mit Frankreich und den deutschen Protestanten den Kaiser zu bekriegen. Der evangelische Glaube selbst kam hierbei weniger in Betracht. Es war nicht ein Kampf für die Religion, sondern ein Kampf um Land und Geld. In der Proklamation, welche Gustav nach seiner Landung erließ, wurde des evangelischen Glaubens auch qar a ir sondern Gustav beschwerte sich nur darüber, daß der Kaiser die Polen gegen ihn unterstützt, seine Gesandten znm Lübecker 20*

4. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 468

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
468 Die neue Zeit. Frieden nicht zugelassen und ihm Briefe an Bethlen Gabor aufgefangen hätte. Es war ihm so wenig um Religion zu thun, daß iu dem Vertrag. den er mit Richelieu schloß, ausdrücklich stimuliert wurde, die Religionsangelegenheiten sollten in Deutschland nach dep Reichs-gesetzcn geordnet werden. Aber gerade der Kaiser und die Liga waren es, welche die Reichsgesetze aufrecht erhalten wollten. Da Gustav Adolf eilt strenger Lutheraner war, so kamen im Verlause der Ereignisse mit den politischen freilich anch mehr und mehr die religiösen Beweggründe in das Spiel. Die protestantischen Fürsten waren anfangs wenig geneigt, mit Gustav Adolf in ein Bündnis zu treten, und schlossen sich ihm nur allmählich an. 2. Gustav Adolf schloß am 13. Juni 1631 zu Bärwalde mit Frankreich einen Vertrag auf fünf Jahre, gemäß welchem ihm letzteres zum Kriege mit Österreich eine Snbsidie von 400 000 Thalern jährlich versprach. 3. Das Domkapitel in Magdeburg hatte den Prinzen Christian Wilhelm von Brandenburg zum Administrator gewählt. Dieser setzte sich mit Gustav Adolf in Verbindung und bot ihm die Stadt als Waffenplatz an. Magdeburg war eiu wichtiger Punkt, aber der Schwedenkönig konnte ihm nicht zu Hilfe kommen, weil Brandenburg sich ihm nicht anschließen und Knrsachsen den Durchgang nicht gestatten wollte. So wenig erkannten diese Fürsten Gustav Adolf als den Retter der evangelischen Freiheit an. Nur dem Obersten von Falkenberg gelang es, sich mit einer kleinen Abteilung Schweden in die Stadt zu werfen und das Kommando zu übernehmen. Die Stadt war sehr fest und die Bürger kriegsgeübt. Schon Karl V. hatte unverrichteter Dinge vor Magdeburg abziehen müssen und ebenso Pappenheim, der zwei Jahre vor der Zerstörung im Aufträge Wallensteins die Stadt belagert hatte. Für Tilly war die Stadt ebenso wichtig, wie für Gustav Adolf, und darum wollte er die Stadt auch nicht erstürmen lassen, sondern stimmte in dem Kriegsrate, der noch mitternachts vordem Sturme abgehalten wurde, dagegen. Aber Pappenheim, welcher fürchtete, zum zweitenmale vergeblich abziehen zu müssen, drang mtt seiner Meinung durch. Er war es auch, der Magdeburg eroberte und die Erlaubnis zum Plündern gab, welche man den Soldaten nach damaligen: Kriegsrechte gewähren mußte, so oft sie stürmten. Der Oberst von Falkenberg hatte aber für den Fall der Eroberung alle Vorbereitungen getroffen, die Stadt iu Brand aufgehen zu lassen, damit sich Tilly in derselben nicht hatten könnte. Er schrieb schon vorher an seine Familie in Westfalen, daß man Magdeburg eher den Flammen als den Kaiserlichen preisgeben werde. Daß Tilly, wie Schiller erzählt, einigen ligistischen Offizieren, die ihn um Gnade für die Stadt baten, geantwortet haben soll: „Kommt in einer Stunde wieder; ich werde dann sehen, was ich thun werde. Der Soldat muß für seine Mühe und Arbeit auch etwas haben", ist ein Märchen. Als Tilly am dritten Tage seinen Einzug in die Stadt hielt, war er über ihr unglückseliges Geschick selbst tief gerührt und ließ denen, die sich in den Dom geflüchtet hatten und gerettet wurden, Brot geben, da sie zwei Tage nichts genoffen hatten. Übrigens hatte Tilly während der Belagerung die Einwohner dreimal aufgefordert, die Festung zu übergeben. Die Zerstörung Magdeburgs beraubte Tilly unermeßlicher Hilfsquellen, die ihm notwendig gewesen wären. 4. Nach dem Falle Magdeburgs wurde Tilly um die Fruchte ser-

5. Leitfaden der Weltgeschichte zum Gebrauche für Schulen - S. 105

1882 - Mainz : Kirchheim
— 105 — nur ein Vorwand. In Wirklichkeit verfolgte er ganz andere Pläne. Er gedachte, sich auf Kosten des deutschen Reiches zu bereichern und die Kaiserkrone an sich zu bringen. Deshalb verbanden sich nicht alle protestantischen Fürsten Deutschlands mit ihm. Im Juli 1630 landeten die Schweden auf deutschem Boden. Die Begeisterung für den hochbegabten jungen König, der sie befehligte, machte sie mutig und entschlossen. P o m-tnern wurde in raschem Siegeslauf von den Kaiserlichen gesäubert, Magdeburg öffnete den Schweden freudig seine Thore. Tilly zog sein Heer zur Belagerung dieser Stadt zusammen, die der schwedische Oberst, Dietrich von Falken-Ver g, verteidigte. Trotz hartnäckigen Widerstandes wurde sie, nachdem man sie mehrmals zur Uebergabe aufgefordert hatte, von den kaiserlichen Truppen erstürmt und erfuhr nun alle Schrecknisse des Krieges. Die meisten Gebäude gingen in Flammen auf, viele Einwohner fanden einen schrecklichen Tod. So beklagenswert der Untergang Magdeburgs und das traurige Ende so vieler seiner Bewohner ist, so wäre es doch ungerecht, Tilly für alles verantwortlich machen zu wollen; denn er hat die Zerstörung nicht verschuldet, vielmehr war der schwedische Befehlshaber Magdeburgs, v. Falkenberg, Urheber der Brandstiftung. G u st a v A d o l f hielt Sachsen besetzt und schlug Tilly bei Br ei teufe ld in der Nähe von Leipzig 1631. Sodann wandte er sich nach Baiern. Tilly wollte ihm den Lech Übergang unmöglich machen, verlor aber die Schlacht und wurde selbst tödlich verwundet im April 1632. Er liegt in der Kirche zu Altötting begraben. Das siegreiche Vorrücken Gustav Adolfs nötigte den Kaiser, Wallen stein wieder an die Spitze des Heeres zustellen. Derselbe schlug sein Lager bei Nürnberg auf, wandte sich dann nach Sachsen, um den Kurfürsten für seine Teilnahme an dem schwedischen Bündnisse zu züchtigen und zwang so den Schwedenkönig, Baiern zu räumen und ihm nach Sachsen zu folgen. Zwischen beiden kam es zu einer mörderischen Schlacht bei Lützen am 6. November 1632. Gustav Adolf fand den Tod, ebenso bet kaiserliche Reitergeneral Pappen heim, „die Blume des Rittertums." Erst am Tage nach der Schlacht sanb man die Leiche des Schwebenkönigs, fast bis zur Unkenntlichkeit zertreten. Er würde in der Königsgruft in Stockholm beigesetzt.

6. Die Neuzeit - S. 93

1884 - Mainz : Kirchheim
Das Stockholmer Blutbad. 93 Dänemarks zu fördern gesucht, war er durch einen Reichstagsbeschluß abgesetzt, und von Sten Sture Ii. eine Zeit lang gefangen gehalten worden, worauf der Papst gegen die Unterzeichner der Absetzungsurkunde eine Bannbulle erlassen hatte. Am 4. Tage nach der Krönungsfeierlichkeit überreichte Gustav Trolle dem Könige, einer mit demselben getroffenen Verabredung gemäß, eine Anklageschrift gegen seine früheren Feinde, und dieser befahl hierauf, alle Unterzeichner des gegen Trolle gefaßten Reichstagsbeschlusses gefangen zu nehmen, indem er erklärte, die dem schwedischen Adel eidlich zugesagte Amnestie beziehe sich nur auf diejenigen, die sich gegen ihn persönlich vergangen, und ihm liege als König die Pflicht ob, den päpstlichen Bann zu vollstrecken. Nachdem alle Thore der Stadt geschlossen, alle Straßen und Plätze mit Waffen besetzt und an den Zugängen derselben Kanonen ausgepflanzt worden, wurden die Gefangenen auf den Marktplatz geführt, und ein königlicher Rat eröffnete dem Volke, es sei eine Verschwörung gegeu das Leben des Königs entdeckt worden, den man mit dem Schlosse in die Luft habe sprengen wollen. Als einer der anwesenden Bischöfe dies für eine Unwahrheit erklärte, wurde er ergriffen und sofort enthauptet. Hierauf fielen die Häupter von 93 anderen Gefangenen, Reichsräten, Rittern, Ratsgliedern und Bürgern von Stockholm, unter dem Beile des Henkers, so daß das Blut von dem Marktplatze in breiten Strömen in die benachbarten Straßen floß. Auch an den beiden folgenden Tagen fanden noch zahlreiche Hinrichtungen statt, und Christian Ii. erklärte öffentlich, „er werde alle schwedischen Männer so kirre machen, daß keiner mehr einen Degen oder eine Armbrust zu tragen wage." Auf der Rückreise nach Dänemark ließ er in allen Städten, durch die sein Weg ihn führte, das Morden fortsetzen. Die Güter der Hingerichteten, deren Gesamtzahl auf 600 angegeben wird, wurden eingezogen und viele ihrer Frauen und Töchter in dänische Gefangenschaft gefübrt. Christian glaubte nun durch das„Stockholmerblutbad" die Macht des schwedischen Adels vollständig gebrochen und jeden Gedanken an Auflehnung gegen seine Herrschaft im Keime erstickt zu haben; aber dem furchtbaren Frevel folgte die Strafe auf dem Fuße nach. Die kaum gewonnene Krone wurde dem Könige durch einen jungen Schweden, Gustav Erichsou, entrissen, der väterlicherseits aus dem angesehenen Geschlechte der Wasa, mütterlicherseits aus dem der Sture stammte.

7. Die Neuzeit - S. 96

1884 - Mainz : Kirchheim
“6 Schweden. Gustav Wasa. immer wärmen wolle, einen derben Schlag mit dem Spaten und jagte ihn zur Thüre hinaus. Gustav erkannte, daß auch hier seines Bleibens nicht länger sein könne, und beschloß daher, noch weiter zu fliehen. Da die Dänen in der ganzen Gegend umherstreiften, versteckte ihn Elssson in einem mit Stroh beladenen Wagen, um ihn nach Rättwick Zu fahren. Unterwegs wurde der Wagen von einer dänischen Streifwache angehalten und das Stroh an mehreren Stellen durchstochen. Obgleich dem Flüchtling ein Stich tief ins Bein gegangen, rührte er sich nicht. Als Elssson beim Weiterfahren bemerkte, daß seine Wagenspur im Schnee von dem durchtröpselu-ben Blute gerötet würde, versetzte er, um jeben Verdacht abzulenken, seinem Pserde einen Schnitt in den Fuß, und so erreichten sie glücklich das Ziel ihrer Fahrt. In Rättwick nahm Erichson Gelegenheit, den Bauern die Greuelthaten von Stockholm zu schildern, von welchen in diese entlegenen Gegenden nur eine dunkle Kunde gedrungen. Die Bauern lauschten seinen Worten mit lebhafter Teilnahme; als er jedoch an seine Schilderung die Aufforderung knüpfte, dem Beispiel ihrer ruhmwürdigen Vorfahren zu folgen und das fremde Joch abzuwerfen, zeigten sie sich unschlüssig und wollten vorher wissen, was ihre Nachbarn zu thun gesonnen seien. Gustav begab sich hieraus nach Mora, dem volkreichsten Kirchspiele Dale-karliens; aber auch hier hatten seine Bemühungen nicht den gewünschten Ersolg. Die Bauern zeigten sich zwar entrüstet über die Stockholmer Greuel; doch konnten sie sich nicht entschließen, dem Könige von Dänemark den ihm geleisteten Eid der Treue zu brechen. _ So mußte Gustav abermals weiter ziehen. Kaum hatte er sich entfernt, als eine Schar von 100 Dänen erschien, die mit Ungestüm nach dem Flüchtling fahndeten und durch ihren Übermut die Bauern so erbitterten, daß sie gegen dieselben die Waffen ergriffen und sie nur gegen das Versprechen ziehen ließen, Erichson kein Leid zuzufügen. Bald darauf kam ein schwedischer Edelmann, der das Blutbad in Stockholm mitangesehen hatte, nach Mora und brachte die Kunde, der König werde in kurzem eine Blntreise durch ganz Schweden machen und auf jebem Ebel-Hose Galgen errichten lassen; eine große Schatzung sei bereits ausgeschrieben, und um aller Empörung vorzubeugen, solle jebem Bauer ein Arm und ein Bein abgehauen werben. Jetzt bereuten die Dalekarlier, daß sie Erichson Hatten ziehen lassen, und mehrere Schlittschuhläufer machten sich sogleich auf den Weg, um ihm nachzueilen. Sie fanben ihn im Begriff, sich einen Weg über

8. Die Neuzeit - S. 170

1884 - Mainz : Kirchheim
Schlacht bei Lutter am Barenberge. seinen Auftrag zu erfüllen, stieß er bei Dessau auf Waldstein Der sich hier entwickelnde Kamps endete mit Mannsfelds Niederlage. Dennoch war sein Mut ungebeugt; es gelang ihm, durch Schlesien und Ungarn zu ziehen, von wo er über Venedig nach England reisen wollte, um neue Geldmittel herbeiznschassen. Doch kam er nicht mehr weit. In der Gegend von Zara wurde er vom Tode überrascht, welcher ihn in seinem 46. Lebensjahre dahinraffte. Da Christian von Branuschweig bereits au einer Verwundung gestorben war, so blieb nur der König von Dänemark auf dem Kampfplatze. Dieser suchte eine Schlacht zu vermeiden und zog sich zurück, aber Tilly holte ihn ein und nötigte ihn bei fintier am Barenberge zum Kampfe (16. August 1626). Die dänischen Truppen hielten den ersten Angriff nicht allein aus, sondern gingen ihrerseits vor, brachten das Fußvolk zum weichen und drangen gegen die feindlichen Geschütze heran; da ließ Tilly drei Regimenter einhauen und zwar mit solchem Erfolge, daß alles die Flucht ergriff. Die Verluste der Dänen waren ungeheuer. Die Zahl der Toten, Verwundeten und Gefangenen belief sich auf 10,000; unter denselben befanden sich besonders viele höhere Offiziere. Die Lage des Königs von Dänemark war mithin höchst bedenklich, und daß er nicht gänzlich verloren war, lag hauptsächlich an der Eifersucht, die zwischen Tilly und Waldstein herrschte. Diese beiden Feldherren boten überhaupt einen schneidenden Kontrast. Waldstein prachtliebend, mit glänzendem Gefolge, Tilly höchst einfach; Waldstein wollte als Fürst geehrt sein, als kaiserlicher Feldherr den ersten Rang haben, Tilly sollte nur als Unterfeldherr behandelt werden. Dieser er-wies ihm äußerlich alle Ehrenbezeugung; aber ebenso geschickt als kräftig behauptete er in politischen Angelegenheiten die Rechte seines Herrn, des Kurfürsten von Bayern, und in Kriegsverhältnissen sein Ansehen als selbständiger Feldherr einer unabhängigen Armee. So war benu auch der Kaiser aus diesem Kampfe siegreich hervorgegangen. Tillys Scharen stauben im nörblichen Deutsch-lanb; Walbstein aber trieb die Herzöge von Mecklenburg, die allein noch in ihrer Wibersetzlichkeii gegen den Kaiser verharrten, aus ihren Staaten, und Ferbinanb Ii. erklärte sie aus eigener Machtvollkommenheit in die Acht. Ihre Länber erhielt Walbstein vorläufig als Ktiegsunterpfanb, warb jeboch balb barauf vom Kaiser förmlich mit Mecklenburg belehnt. Da er aber wohl einsah, daß seine Stellung als Herzog von Mecklenburg ohne Gewaltstreich nicht haltbar sei, suchte er sich auch Pommern anzueignen. Schon im November 1627 hatte der hochbetagte Fürst

9. Die Neuzeit - S. 171

1884 - Mainz : Kirchheim
Waldstein vor Stralsund. 111 B ogislav Xiv. einwilligen müssen, zehn Regimenter Wald--steinscher Truppen als Besatzungen in seine Städte aufzunehmen und sein bisher ganz friedliches Land den wilden Scharen Preis zu geben. Nur die einzige Stadt Stralfnnd hatte sich, unter Berufung auf ihre Privilegien, der Einquartierung widersetzt. Da Waldsteiu darauf bestanden hatte, daß anch Stralsund eine kaiserliche Besatzung aufnehme, hatten sich die Bürger zu bewaffnetem Widerstande gerüstet. ^ n Stralsund war durch seine Lage am Meere, durch starke der Wälle und Mauern ungemein befestigt und im Vertrauen auf diese feste Lage hatte sie sich zum ernstlichen Kampfe entschlossen. Da befahl Waldstein dem Oberst Arnim, Gewalt zu brauchen (1628). Doch Stralsund hatte sich indessen nach anderer Hilfe umgesehen und solche von Schweden und Dänemark erhalten. Nichtsdestoweniger wären die Bürger des Drängers gern los geworden und schickten deshalb einen Abgeordneten nach Prag, wo Waldstein sich gerade aufhielt. Dieser antwortete trotzig, er habe befohlen, daß noch fünfzehn Regimenter vor die Stadt geführt werden sollen, und „wird sie sich nicht unterwerfen , so soll nichts von ihr übrig bleiben, sollten auch hunderttausend Mann, ja ich selbst das Leben darüber verlieren." Bald brach er selbst nach Stralsund auf, denn er hatte geschworen, die Stadt zu erobern, und wenn sie mit Ketten an den Himmel gebunden wäre. Gleich nach der Ankunft Waldsteins vor Stralsund wurde die Stadt an zwei Thoren gestürmt und heftig beschossen. Einige Vorwerke wurden genommen, der schwedische Oberst Dn-val wurde gefangen, sein Gefährte Rosladin tödlich verwundet! Ein zweiter Sturm brachte am folgenden Tage fast alle Vorwerke in die Hände der Kaiserlichen. Die erschrockene Bürgerschaft entsandte Abgeordnete an Waldstein, und es kam ein Vertrag zu Stande, kraft dessen Stralsund sich bereit erklärte, eine herzogliche Besatzung von 2000 Mann anzunehmen, 50,000 Reichsthaler Brandschatzung zu Zahlen und die fremden Kriegsvölker zu entfernen. Allein die von den fremden Truppen bearbeiteten Ratsherren erklärten, sie könnten auf diese Bedingungen ohne Einwilligung der Könige von Dänemark und Schweden nicht eingehen. Da nun von diesen inzwischen neue Hilfe kam, und gleichzeitig ein so heftiges Regenwetter eintrat, daß in wenigen Tagen das ganze kaiserliche Lager in einen bodenlosen Sumpf verwandelt wurde, mußte Waldstein die Hoffnung aufgeben, die Stadt in seine Gewalt zu bekommen. Er verließ daher das Lager und begab sich nach Güstrow. Seinem Befehle gemäß hob

10. Die Neuzeit - S. 177

1884 - Mainz : Kirchheim
Belagerung der Stadt. 177 daß sein Anerbieten, einen kriegserfahrenen Offizier nach Magdeburg zu entsenden, bereitwilligst werde ergriffen werden. So geschah es auch. Er erwählte dazu den Obersten Dietrich vonfalkenberg, einen der fähigsten, entschlossensten und erprobtesten seiner Offiziere, der ihm schon als politischer Zwischenträger bei verschiedenen Höfen wichtige Dienste geleistet batte. Falkenberg langte in Magdeburg an und wurde zum Kommandanten der Festung ernannt. Sofort richtete er sein Augenmerk auf die Befestigung der Stadt und ließ dieselbe durch bedeutende Außenwerke verstärken. Tilly hatte schon während des Winters 1630—31 den Feldmarschall Pappenheim mit 6000 Mann in das Erzstist gesandt, um Magdeburg zu belagern; dieser hatte jedoch bisher nur geringe Erfolge erzielt, weil feine Streitkräfte für die Größe der Aufgabe nicht ausreichten. Im April 1631 kam Tilly selbst mit dem Hauptheere nach, so daß die gesamte Streitmacht 23,000 Mann zu ^-uß und 7000 zu Pferde zählte. Die Artillerie bestand aus 36^Geschützeu. Mit der ganzen Wucht feiner Streit-fräste Ichritt Tilly vor, und in dem kurzen Zeitraume von 48 stunden hatten die Magdeburger beinahe alle ihre Außenwerke verloren. Nicht leicht^ ist ein großer Mann ungerechter verläumdet worden, als Tilly. Dichter und Geschichtsschreiber haben ge-wettetfert, seinen Charakter als den eines fanatischen Blutmen-Ichen zu brandmarken. „Die Zerstörung Magdeburgs durch -Lilly ist ein geschichtlicher Glaubensartikel geworden " Und doch ^dieser Glaubensartikel ein bloßes Trugbild, geschaffen durch absichtliche Verunstaltung der Thatsachen. Wie wenig ihm an der Zerstörung Magdeburgs Schuld zu geben ist, beweisen drei ?ne'™' die er am 4. Mai aus seinem Lager an den Rat und ^ Bürgschaft Magdeburgs, an den Markgrafen Christian Wilhelm und an Falkenberg sandte. In dem ersten gab er den Bewohnern zu bedenken, wie vielen Verlust an Gütern und Wohlstand jte durch ihr bisheriges Verhalten schon erlitten hät-teij, und stellte ihnen vor, wie es durch göttliche Fügung so weit gekommen, daß es in seiner Hand liege, sie mit Hab und Gut, mrt Werb und Kind gänzlich zu verderben. „Deshalb erinnere ich Euch aus getreuer Sorgsalt und Wohlmeinung gegen Euch," Tä 5 T£rt; "ermahne und warne Euch in Ernst, daß Ihr Euch bte Gnabenthur, die Euch noch offen steht, nicht verschließt, ^ch zweifle nicht, Ihr werbet selbst Euer Bestes wissen. Ihr werdet es mcht zum äußersten kommen lassen, welches für Euch, für Euere Wewer und Euere Kinder, für Euer Hab und Gut Ho ff mann, Weltgeschichte rc. Iii. 12
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