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1. Theil 2 - S. 250

1864 - Mainz : Kirchheim
) — 250 — die zu faul für schwere Arbeiten sind, lieber betteln und sich auf den Straßen von Ungeziefer, Elend und den Krankheiten, die daraus entstehen, aufzehren lassen. Auch in feinen Gebirgen könnte der Portugiese genug zu arbeiten fin- den ; denn sie sind reich an Metallen, können aber freilich aus Mangel an Holz nicht gut ausgebeutet werden. Wie steht es denn aber mit den Fabriken? Das Land hat wirklich eine ziemliche Menge Tuch- und Wollenzeug-, Seiden- und Leinwand-Manufaktu- ren ; dann verfertigt man viele Borden und Bänder, auch eine große Menge Steingut und Töpferwaaren; aber doch nicht so viel, als solche Fabrikwaaren im Lande gebraucht werden. Man kauft sie daher meistens von den Englän- dern, die alle Jahre viel mehr Geld aus Portugal schleppen, als sie den Por- tugiesen für ihre Weine, Citronen, Pomeranzen, Lorbeeren und Seesalz zu lösen geben. Die Zahl der Einwohner in Portugal beträgt auf 1840 chsmeilen 3,950,000 Seelen. Ganz Portugal bekennt sich zur katholischen Kirche; keine andere wird geduldet. 23. Das Mädchen voll Saragossa. Saragossa! Saragossa! Ist der letzte Schuß gefallen? Soll des Feindes Siegcsdonner höhnend nun in dir erschallen? Sind vergebens deine Männer kühn in Schlacht und Tod gegangen? Soll den Frauen und den Kindern nun vor harter Knechtschaft bangen? Saragossa! wie so still ist's auf den Mauern doch geworden?! Willst du, vor dem Feinde zagend, deine edle Freiheit morden?------ Aber sieh', da naht ein Mädchen, sich zu den Kanonen wagend, Brod und Wein und kühle Früchte schwer im Korb am Arme tragend. Ihren Bräut'gam will sie laben, will mit Speis' und Trank ihn stärken — Weh', da muß sie todt bei Todten ihn zu ihren Füßen merken! Und die Lunte, die noch glimmet, schwingt behe- d sie zur Kanone, „Rache! Rache!" — ruft sie heftig — „Feinde, kommt, daß ich's euch lohne!" Und der Donner, überraschend, ruft ringsum auf allen Wällen Die Verzagten und Erschöpften, zum Geschütze sich zu stellen, Und, wie aufgeschreckt durch Zauber, alle Bürger dorthin stürmen; Männer, Greise, Weiber, Kinder känipfen schon von allen Thürmen! Was Vernichtung kann bereiten, Tod in tausend Weisen schaffen, Siedend' Oel und Felsenstücke, Alles wird zur Wehr' und Waffen. Wüthend kommt der Feind gezogen, immer wieder, immer wieder; Aber die Verzweiflung schmettert immer wieder ihn danieder.

2. Leitfaden der Weltgeschichte zum Gebrauche für Schulen - S. 120

1882 - Mainz : Kirchheim
— 120 — fleißig und nannte Küstrin später seine Universität. Zur Vermählungsfeier seiner ältesten Schwester ließ ihn nach zweijähriger Haft der König heimlich kommen und führte ihn der glücklichen Mutter zu mit den Worten: „Da hast du Deinen Fritz wieder!" Später erhielt Friedrich von seinem Vater das Schlößchen Rheinsberg zum Geschenke. Hier philosophierte und musicierte er nach Herzenslust. Seinen Vater stellte er dadurch zufrieden, daß er sein Regiment in musterhafter Ordnung hielt. Friedrich It. als König von 1740—1786. Die Geschichte hat ihm den Beinamen „der Große" gegeben, weil er durch glücklich geführte Kriege und weise Staatseinrichtungen Preußen zu einem der ersten Staaten Europas machte. Seine Freundschaft mit dem Gottesleugner Voltaire gab Veranlassung, daß sich viele Franzosen in Berlin niederließen. Friedrich schrieb seine Werke in französischer Sprache und ließ den deutschen Dichtern der damaligen Zeit keinen besondern Schutz angedeihen. Neunzehntes Kapitel. Aas deutsche Weich nach dem dreißigjährigen Kriege. Auf Ferdinand Iii. folgte Leopold 1. 1658—1705, ein sittenreiner und wohlunterrichteter Fürst. Ihm stand ein mächtiger Feind gegenüber: sein Schwager Ludwig Xiv., König von Frankreich. Ludwig war es, der einen Aufstand der Ungarn unter dem kühnen Grafen Tököly heimlich begünstigte und die Türken zu einem Einfalle in österreichisches Gebiet vermochte. Der Großvezier, Kara Mnstapha, drang 1683 bis Wien vor und belagerte die Stadt. Der Kaiser flüchtete sich mit seinem Hofe nach Linz a. D. Der todesmutige Graf Rüdiger von Starhemberg verteidigte die Hauptstadt. Doch wäre Wien der Uebermacht der Türken erlegen, wenn nicht der edle Polenkönig Johann Sobiesky Hilfe gebracht hätte. Am 12. September 1683 kam es am Kahlenberge bei Wien zur Schlacht, in welcher die Türken eine fürchterliche Niederlage erlitten. Zwar waren damit die Türkenkriege nicht beendigt, doch siegte das christliche Heer unter Eugen von Savoyen und Ludwig von Baden („der Türkenludwig") bei Salankemen 1691 und

3. Leitfaden der Weltgeschichte zum Gebrauche für Schulen - S. 124

1882 - Mainz : Kirchheim
— 124 Mailand, Neapel und S a r d in i en sollte K ar l Vi. erhalten. Er war damit nicht zufrieden und setzte den Krieg noch ein Jahr fort, jedoch ohne Erfolg. Er trat deshalb in Rastatt 1714 den Friedensbedingungen bei, nachdem er die Kurfürsten von Baiern und Köln wieder in ihre früheren Rechte eingesetzt hatte. Karl Vi. 1711—1740 konnte den raschen Verfall des deutschen Reiches nicht hindern. Zwar wurden die Türken-kriege für Deutschland glorreich beendigt; allein der nationale Geist, die Idee eines einigen Deutschlands, schwand immer mehr. Die Kaiserwürde war zu einem Schatten herabgesunken, da die vielen Kleinstaaten nur ihre besonderen Interessen kannten und sich um den Kaiser wenig kümmerten. Karl hatte keine männlichen Erben; deshalb ging sein Hanptstreben dahin, seiner einzigen Tochter Maria Theresia die' Erbfolge zu sichern. Das in diesem Sinne erlassene Hausgesetz ist unter dem Namen pragmatische Sanktion bekannt, und soll dessen Anerkennung Karl mehrere Millionen Gulden gekostet haben. Einundzwanzigstes Kapitel. Maria Meresta und die von i6r geführten Sröfolgesrriege. Nach dem im Jahre 1740 erfolgten Tode Karls Vi. bestieg seine Tochter Maria Theresia den österreichischen Thron. Sie regierte von 1740—1780. Die Kurfürsten Karl Albert von Baieru und August Iii. von Polen suchten ihr den Thron zu entreißen; Karl Albert war ein Nachkomme der ältesten Tochter Ferdinand I., August Iii. der Schwiegersohn Joseph I. Frankreich schloß gegen Oesterreich mit Sachsen und Baiern das Nymphenburger Bündnis, dem später auch Preußen beitrat. Den gefährlichsten Feind fand Maria Theresia an Friedrich Ii. von Preußen. Er beanspruchte die schlesischen Fürstentümer Liegnitz, Brieg, Wehl au und Jägern* dorf und begann 1740 den ersten schlesischen Krieg. Durch seine Siege bei Molwitz 1741, und bei Chotnsitz ober Ezaslau 1742 zwang er die junge Kaiserin zum Frieden von Breslau 1742, woburch er in den Besitz der schlesischen Fürstentümer kam. Auch Karl Albert von Baiern brang siegreich in Oester

4. Leitfaden der Weltgeschichte zum Gebrauche für Schulen - S. 125

1882 - Mainz : Kirchheim
— 125 — reich vor, und so wurde Maria Theresias Lage immer bedenklicher Dennoch verlor sie den Mnt nicht. Sie erschien in P r e ß b u r g in einer Versammlung der ungarischen Magnaten am 11. September 1742 und wußte in einer lateinischen Rede ihre Zuhörer so sehr für ihre Sache zu begeistern, daß sie sich bereit erklärten, Gut und Blut für ihre Königin zu opfern. Zwei ungarische Heere drangen in Baiern ein und hielten ihren siegreichen Einzug in München, während der baierische Kurfürst sich in Frankfurt a. M. als Karl Vii. zum deutschen König krönen ließ. Diese günstige Wendung der Dinge für Oesterreich machte Friedrich Ii. besorgt: er fürchtete, Schlesien wieder zu verlieren. Deshalb schloß er mit dem neuen Kaiser, der nach hartem Kampfe wieder in München eingezogen war, einen Vertrag und siel 1744 in Böhmen ein. Damit begann der zweite schlesische Krieg, tu welchem Friedrich seiu großes Feldherru-raleut bewies durch die Siege, die erbet Hohenfriedberg, Iorr und Kesselsdorf 1745 errang. In demselben Jahre starb Karl Vii., dem die Kaiserkrone nur Leid gebracht, in München. Sein Sohn Max Joseph leistete in dem Frieden von Füssen Verzicht auf die österreichischen Erblande, und Maria Theresia hatte die Freude, ihren Gemahl, Franz von Toskana, zum Kaiser erwählt zu sehen 1745. Sie schloß mit Friedrich Ii. bett Frieden zu Dresden, der Preußen den Besitz Schlesiens abermals sicherte. Frankreich, das die Hauptstütze Baierns in dem österreichischen Erbfolgekriege gewesen war, weigerte sich, Franz I. als Kaiser anzuerkennen und setzte in den Niederlanden den Krieg fort. Nach wechselndem Glücke kam es zwischen Frankreich und Oesterreich zum Friebett von Aachen 1748. Frankreich erkannte Franz I. als Kaiser an, Oesterreich willigte in die Abtretung von Parma, Piaeenza und Gnastalla zu Gunsten des Jnfanten Philipp von Spanien.

5. Das Mittelalter - S. 174

1884 - Mainz : Kirchheim
Friedrich I. Barbarossa. Zerstörung Crema's. frische Mannschaft zu kämpfen und mußte sich endlich aus Er-fchöpfuug ergeben. Achtzig gefangene Deutsche wurden in Fesseln geschlagen, die- Italiener aber als Verräter an der Nation insgesamt niedergemacht. Der Kaiser feierte gerade das Osterfest in Bologna, als die Nachricht vom Angriffe eintraf. Sogleich ward aufgebrochen, aber es war zu fpät. Friedrich fchwor, nicht eher die Krone wieder aufzufetzen, als bis Mailand, wofern es nicht schnell feine Vergehungen bereue, in Schutt und Staub zusammenfalle. In diesem Kriege wetteiferten Italiener und Deutsche in Grausamkeiten gegen einander. In der Wahl der Mittel zeigten namentlich die Mailänder kein Bedenken; gegen Friedrich sandten sie Meuchelmörder aus und einmal rettete den Kaiser nur seine Gewandtheit im Ringen vor dem Tode. Friedrich sollte lernen, was Verzweiflung vermag. Zu schwach, um Mailand zu bezwingen, wandte sich der Kaiser zunächst gegen das gleich trotzige, von Sümpfen geschützte Crema. Die Erbitterung der Kämpfenden stieg zu solcher Höhe, daß die Belagerten auf der Mauer Kaiserliche in Stücke rissen und Friedrich dafür Gefangene an die Belagerungstürme binden und den Geschossen der Belagerten aussetzen ließ. Aber die Liebe zur Freiheit erstickte die Gefühle der Natur; die Belagerten fchoffen anf die Türme ohne Rücksicht auf die Ihrigen, denn nach der Freiheit sei das Höchste der Tod für die Freiheit. Schon danerte die Belagerung ein halbes Jahr, da entfiel manchem der Mut und bedeutsam war es, daß Marquesi, der geschickte Kriegsbaumeister , an der Zukunft feiner Vaterstadt verzweifelnd, zu den Deutschen überging. Als die Not aufs höchste gestiegen war, baten die Bürger um Frieden und Verzeihung, sie wollten in der Zukunft eben fo treu dienen, als sie bisher mutvoll Widerstand geleistet hätten. Friedrich ehrte die Tapferkeit, die 20,000 Bewohner durften am 27. Februar 1160 frei abziehen und mitnehmen, was jeder tragen konnte. Den Kaiser ergriff der Anblick des Elendes selber derart, daß er einen verwundeten Cremaner durch Schutt und Trümmer trug; dann ward Crema geplündert und niedergebrannt. Die Besiegten fanden ein Asyl in Mailand; der Kaiser zog irrt Triumphe in Pavia ein. Im Jahre 1160 wandte sich der Kaiser gegen Mailand. Zwar wurde zunächst nur durch Streifereien das mailändifche Gebiet verwüstet, weil die Mehrzahl der deutschen Kriegsvölker in die Heimat zurückgekehrt war; erst im Frühjahre 1161 kam große Verstärkung und die Verheerungen begannen von neuem, denn Hungersnot sollte die Mailänder überwältigen; die Stadt

6. Das Mittelalter - S. 175

1884 - Mainz : Kirchheim
Eroberung und Zerstörung Mailands. 175 war zu stark und zu weitläufig, um sie vollständig einzuschließen. Nun wollten die Mailänder unterhandeln, allein durch die Schuld des Kanzlers Rainald kam es zu neuen heftigen Kämpfen. Der Kaiser zog sich zurück, ließ alle Straßen nach Mailand auss Strengste bewachen und allen, die der Stadt Lebensrnittel zuführten, die rechte Hand abhanen. Eine Feuersbrunst vernichtete einen großen Teil der Vorräte, die Wasserleitungen wurden durch eine List entdeckt und zerstört, die Not stieg aus eine entsetzliche Höhe. Da erboten sich die Mailänder, der freien Wahl ihrer Consnln zu entsagen und ihre Stadtmauern niederzureißen; der Kaiser aber verlangte Unterwerfung auf Gnade und Ungnade. Sie ward beschlossen und am 1. März 1162 von 16 Abgeordneten im kaiserlichen Feldlager beschworen. Am 4. und 7. März folgte der große Zug ins Lager: die Banner wurden überreicht, alle stürzten ans die Kniee und flehten um des gekreuzigten Heilandes Willen um Verzeihung und schworen beständige Treue. Deutsche Ritter weinten vor Rührung, nur der Kaiser blieb unbewegt, sein Antlitz kalt wie Marmor. Er erklärte dann, nach dem Gesetze hätten alle den Tod verdient, dennoch wolle er ihnen aus Barmherzigkeit das Leben und Eigentum lassen, aber Mailand müsse vom Angesicht der Erde verschwinden, um für ewige Zeiten Zeugnis abzulegen , was Arglist und Meineid für Strafe fänden. Ende März sand unter unendlichem Jammer der Auszug der Besiegten und der Einzug der Sieger über die niedergerissenen Mauern statt. Die Feinde Mailands in Italien waren am eifrigsten im Verwüsten. Ein großer Teil der Stadt war aus Holz gebaut und ging in Flammen ans, die Kirchen allein blieben verschont. Über die Brandstätte soll der Pflug gezogen und Salz gestreut worden sein, zum Zeichen, daß der Boden aus ewig verflucht fei, die Bewohner Mailands aber mußten sich an vier offenen Flecken niederlassen. Am 1. April feierte der Kaiser den Sieg in Pavia und trug die Krone wieder. 4. Friedrich im Kampfe mit dem Papste. Schon während der Belagerung von Ererna war Hadrian Iy. gestorben. Die Cardinäle hatten hieraus den kühnen, umsichtigen, hochgebildeten und tugendhaften Kanzler Roland Bandinelli, und nur zwei kaiserlich gesinnte den unbedeutenden Kardinal Oetavian, zum Papste gewählt. Jener nannte sich Alexander Iii., dieser Victor Iv. Obschon eigentlich nur Alexander rechtmäßig gewählt war, suchte Friedrich diesen Anlaß auszubeuten, um als Schiedsrichter über die Päpste aufzutreten und schrieb in dieser

7. Das Mittelalter - S. 177

1884 - Mainz : Kirchheim
Bedrängnisse Alex. Iii. Göttl. Strafgericht über Friedr. I. 1 < 7 zufüge. Die kaiserlichen Statthalter wurden vertrieben, die zer-stremwohuendeu Mailänder mit bewaffneter Macht in ihre Vaterstadt zurückgeführt, die Gräben derselben, die Mauern und Türme wieder hergestellt, der erzbischöfliche Palast neu aufgebaut. Der Kaiser ließ sich indessen durch solche Bewegungen, die in seinem Rücken vorgingen, nicht aufhalten, sondern drang durch die Pässe der Apenninen, alles vor sich niederwerfend, gegen Rom vor. Acht Tage lang verteidigten die Römer und die Söldner des Papstes die befestigte Peterskirche gegen die Angriffe des kaiserlichen Heeres; als man aber Feuer an die naheliegende Marienkirche legte, und die Flamme auch die Vorhalle der Peterskirche ergriff, wurden sie durch Rauch und Hitze gezwungen, sich zu ergeben, und Alexander sah sich genötigt, in Pilgerkleidung zu entfliehen. Jetzt schien die Unterwerfung der Lombardei nicht mehr unmöglich zu sein, als urplötzlich furchtbares Unglück über die Deutschen hereinbrach. Heftige Regengüsse und daraus folgende glühende Hitze hatten zurfolge, daß die trt dieser Gegend im Sommer stets herrschenden Sumpffieber diesmal mit ungewöhnlicher Wut ausbrachen. Oft fielen diejenigen,_ welche eben zu Pferde steigen wollten, unerwartet tot nieder; die, welche andere begruben, stürzten plötzlich entseelt mit in die Grube; Haufen von Leichen wurden in den Tiber geworfen, und doch blieben viele unbeerdigt und verpesteten die Luft noch mehr. Besonders wurden die Deutschen von der furchtbaren Seuche angegriffen. Die Blüte der Ritterschaft, die sich um Friedrich versammelt hatte, wurde ein Opfer derselben. Herzog Friedrich von Schwaben, des Kaisers Neffe, ein junger Welf, acht Bischöfe, mehr als 2000 Männer ritterlichen Geschlechts und im Ganzen an 25,000 Mann wurden dahin gerafft. Alle lombardischen Städte von den Thälern Piemonts bis zur Etsch erhoben sich auf die Kunde von diesem furchtbaren Unglück und griffen zu den Waffen. Der Kaiser verließ Rom, eilte nach Pavia, ächtete daselbst, indem er den Fehdehandschuh in die Luft warf, alle lombardischen Städte außer Cremona und Lodi und unternahm von Pavia aus, an der Spitze der dortigen Bürgerschaft und seiner wenigen Begleiter, Streifzüge gegen die übrigen, besonders gegen Mailand. Die Verbündeten wurden jedoch dadurch zu neuer Thätigkeit angespornt und zum Schütze gegen jene Streifzüge gründeten sie in der Nähe von Pavia eine neue Stadt, die sie dem Papste Zu Ehren Alessandria nannten, die bald über 15,000 Bewaffnete ins Feld stellen ^konnte. Jetzt konnte Friedrich nicht länger in Italien bleiben, einem Hoff mann, Weltgeschichte :c. Ii. 12

8. Das Mittelalter - S. 262

1884 - Mainz : Kirchheim
262 Das Innere der Städte. berg nahe dem Rathause den Schlag des Dreschflegels, durch die Straßen ziehen Kühe und Schafherden zur Stadtweide, große Taubenflüge erheben sich, oft Ursache nachbarlicher Streitigkeiten, und die Schweine, deren Ställe selbst nach der Straße zu liegen, was der Rat in Frankfurt 1421 verbietet, wühlen im Straßenkot; im reichen Ulm wird 1410 den Schweinen das Recht des Herumlaufeus in den Straßen auf die Mittagsstunde von 11 —12 beschränkt. Ju den Flußarmen, die durch die Stadt führen, hat zahlreiches Vieh seine Schwemme, auf freien Plätzen sucht das Federvieh in Tümpeln neben stattlichen Gebäuden seine Nahrung, und es fehlt an abgelegenem Plätzen, auch selbst vor deu Häusern nicht an angehäuftem Dünger, den der Rat zu festlichen Zeiten und bei hohen Besuchen fortschaffen läßt. Für reichliches und gutes Wasser haben die alten Städte immer, oft mit großer Mühe und vielen Kosteu gesorgt; sie haben fließende Gewäfser um und durch die Stadt geleitet, Wasserreisen und Wasserhebewerke angelegt, denn Wasser ist ihnen für Vieh, Mühlen und viele städtische Gewerbe, sowie gegen Brandunglück unentbehrlich; es quillt in den vielen Ziehbrunnen der Straßen, sprudelt aus Plätzen in Schöpftröge von Stein und Metall und füllt an geeigneten Stellen große Wafserbottiche für Feuersgefahr. Bei Kirche und Rathaus erinnert noch die Linde an die Zeit, wo die Stadt noch nicht war, und besonders in den neuen Stadtteilen liegen zwischen den Häusern Obst- und Gemüsegärten, in denen Nelke, Lack, Rose und Lilie blühen. Fast den ganzen Tag hindurch tönt Glockenklang von den vielen Kirchen, Klöstern und Kapellen; er ist dem Bürger herzlich lieb, denn er mitklingt ihm das ganze Leben, und der Deutsche ehrt seine Glocken wie lebende Wesen und nennt sie gern Anna, Snsanna n. s. w. Während früher nur das Kirchengeläut die neun Tageszeiten der Kirche meldete und daneben das Horn des Türmers und eine Sonnenuhr oder eine Sanduhr am Rathaufe die Stunden wiesen, die nach römischem Brauch von 1—24 gezählt wurden, zeigt vom 14. Jahrhundert an das Zifferblatt der allmählich eingeführten Turmuhren die Stunden von 1 — 12. 4. Häusliche Einrichtung. Die häusliche Einrichtung trug das Gepräge der Einfalt des Zeitalters. Im Erdgeschoß ist die Werkstatt und außerdem eilte Hinterstube mit Kammern als Wohngelaß, der meiste Raum der obern Stockwerke des Hauses dient aufgehäuften Vorräten. Noch wohnt selbst in vermögenden Häusern der Sohn mit seiner

9. Das Mittelalter - S. 270

1884 - Mainz : Kirchheim
^' 0 Volksbelustigungen. berühren, den er bestehen wollte. Zuletzt verdiente ein alter Kaufmann aus Goslar als schwer erworbenen Dank oder Preis des Waffenkampfes eine fahrende Frau, die „schöne Sophia," führte sie mit heim, steuerte sie ehrlich aus und gab ihr so viel, daß sie ihr wildes Leben nicht mehr übte. Bei späteren Wiederholungen des ritterlich poetischen Spiels, das etwa als Befreiung eines unglücklichen Fräuleins aus der Gewalt häßlicher Riefen und unhöflicher Ritter angesehen werden kann, trat mehr der gastliche Prunk hervor, wurde schließlich dem prosaischen Geschlechte die poetische Grundlage so unverfänglich, daß daraus ein „Grölfest" entstand, welches den Namen durch Uuge-fchlachtheit und Völlerei rechtfertigte. An vielen andern Tagen erging sich die Volks ln st in teils sinnreichen, teils getümmelvollen ausgelassenen Festen, in Znnftfpielen, in denen die jungen Gesellen ihre gefährlichen Fertigkeiten zeigten, wie die uralten Schwerter- und Fechtertänze, und in Umzügen von Brüderschaften in bizarrem Aufputz. Besonders von Weihnachten bis zur Fastenzeit war überall ein tolles Wesen anf dem Markte und im Kampfhaufe, zu Fastuachteu M a s k e u s p i e l e in den Straßen und auf Plätzen, Schauteufel genannt; in der Weinlese schwärmte die ganze Stadt, und der Rat ließ zur Sicherung seine Reisige ausrücken. Welcher Volksjubel, wenn in Heilbronn zur Michaelismesse der erste Nürnberger Kaufmann mit feinen Säumern gereift kam, durch feinen Einspännigen abends vorher die Erneuerung der Zollfreiheit verkündigte, und wenn dann am Morgen Zn Ehren Nürnbergs die Menge unter Geleit des Stadtpfeifers auf das Rathaus zog, wo der Nürnberger dem städtischen Zöllner „ein Pfund Pfeffer, zween weiße Handschuh und ein Stäblein" überreichte : die Würze als etwas Köstliches, die Handschuhe, um aus der Ferne die Hand ungefälschter Freundschaft zu reichen, das Stäblein zum Zeichen wandelloser Treue. Ein Gastmahl auf Kosten der Heilbronner beendete die Feierlichkeit. Auch die Künste der Mechanik dienten sinnreicher Bürgerlust, so in Köln unter Friedrich Ii. beim Empfange der Kaiferbrant: herrliche Schiffe, von Tieren getragen, die unter rings überhängten seidenen Decken verborgen waren, fuhren auf trocknem Lande, und in den Schiffen faßen Geistliche, welche unter Orgelklang liebliche Gesänge ertönen ließen.

10. Die Neuzeit - S. 66

1884 - Mainz : Kirchheim
66 Kriege zwischen Karl V. und Franz I. unter den Besiegten noch eine grauenvolle Ernte; „benn die Rache der fiegenben Herren war groß; auch unter ihnen hatte der Krieg alles roilb gemacht im Gemüte, und waren nur Wenige, die christliche Gnabe und Barmherzigkeit erwiesen." Einen großen Anteil an der blutigen Rache, welche die Fürsten an den besiegten Bauern nahmen, hatte Luthers nach der ersten Nieberlage der Rebellen erlassene Schrift: „Wiber die mörberischen und räuberischen Rebellen der Bauern." Hatte er früher in seiner Ermahnung zum Frieden (s. S. 59) den Fürsten alle Schulb Zugeschoben, so forberte er sie jetzt auf, ein erbarmungsloses Blutbab unter den Rebellen anzurichten, benn jetzt gelte es, „die Bauern zu würgen, zu stechen, heimlich und öffentlich, wer ba kann, wie man einen tollen Huub totschlagen muß, ba nichts Gistigers , Schüblichers, Teuflischers sein kann, benn ein aufrührerischer Mensch. Hunbertmal soll ein frommer Christ den Tod leiben, ehe er ein Haar breit in die Sache der Bauern willige: die Obrigkeit solle kein Erbarmen haben, die Zeit des Zornes und des Schwertes sei gekommen, sie solle breinfchtagen, weil sie eine Äber regen könne; das sei die göttliche Pflicht, die ihr obliege. Wer auf der Obrigkeit Seite erschlagen werbe, sei ein rechter Märtyrer vor Gott, was aber auf der Bauern Seite umkomme, sei ein ewiger Höllenbranb." „Als über bieses grimmige Büchlein" vielfacher Tabel laut würde, daß gerabe er, der das Feuer habe anzünbeu helfen, von jeber Schonung und Barmherzigkeit gegen die Verirrten abmahne, so geriet er in eine solche Hitze, daß er solche Tabler bamit zu schrecken suchte, daß er sie als aufrührerisch Gesinnte üerbächtigte und die Obrigkeiten auf-forberte, benen, die sich der Aufrührerischen annähmen und erbarmten, „auf die Haube zu greifen." 12. Die linden großen Kriege Karls V. gegen Iran; I. von Frankreich. Währenb btes in Deutschlaub vorging, hatten die spanischen und italienischen Angelenheiten den Kaiser so in Anspruch genommen , daß er säst acht Jahre nur in Spanien zubringen mußte (1521—1529). Es waren Unruhen entstauben, weil Karl Y., der zuerst in den Rieberlanben regierte, nieberlänbische Staatsmänner mit nach Spanien brachte und ihnen die wichtigsten Stellen anvertraute. Auch die fastilifchen Stabte erhoben sich und begehrten ihre alten Freiheiten, die sie besessen, ehe sie mit den übrigen Königreichen vereinigt würden. Diese Unruhen würden erst unterbrückt, als der Abel sah , daß auch
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