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1. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 420

1855 - Mainz : Kirchheim
420 Vorfahr war, den er verdrängen half. Als er das freie Vereins- und Versammlungsrecht beschränken wollte, brach die Februar- Revolution aus. Louis Philipp mußte die Negierung nieder- legen und Frankreich verlassen. Am 24. Februar 1848 wurde in Frankreich die Republik ausgerufen und später Louis Napoleon, ein Neffe des Kaisers Napoleon, als erster Präsident des Freistaates erwählt. Mehrere Aufstände der gefährlichsten und verdorbensten Gegner jeder staatlichen Ordnung, der Religion, des Eigenthums und der Familie, der sogenannten Socialisten und Communi- sten, unterdrückten tapfere Generäle und der Präsident mit seltener Kaltblütigkeit und Willensstärke. Das dankbare Frankreich erhob darauf letzteren, als seinen Schützer und Netter, mit großer Stimmen- mehrheit zum Kaiser. Die Februar-Revolution erschütterte alle Länder Europa's; das Jahr 1848 ist das denkwürdigste der Neuzeit geworden. Unter dem Vorwände, die Fremdherrschaft zu bekämpfen, erhoben sich die Italiener, von ehrgeizigen Parteihäuptern aufgestachelt, gegen Oesterreich. Der greise und ruhmgekrönte Feldherr Radetzky schlug in der Schlacht bei Novara (23. März 1849) den König Karl Albert von Sardinien, der sich der Sache der Revolution annahm und stellte mit ruhmreicher Kraft die Herrschaft seines Kai- sers über Italien wieder her. — Zu Rom wurde in blutiger Weise die Republik eingeführt und Papst Pius Ix. zur Flucht nach Neapel gezwungen. Ein französisches Heer eroberte aber in der Folge Rom und vertrieb die Revolutionäre, woraufder Papst wieder zurückkehrte. Wie die Italiener, so hatten sich auch die Ungarn im Jahre 1848 gegen Oesterreich empört. Oesterreich, von allen Seiten angegriffen, konnte diesen blutigen Kampf nur mit Hülfe der Russen siegreich beenden. — Auch indeutschland brachen revolutionäre Aufstände aus: Wien, Berlin und andere Städte wurden Schau- plätze blutiger Kämpfe zwischen Militär und revolutionären Volks- haufen. Um den Forderungen des Volkes zu genügen, traten zu Frankfurt am Main Abgeordnete aus ganz Deutschland zu einer deutschen Reichs- oder National-Versammlung (Par- lament) zusammen, wählten den Erzherzog Johann von Oesterreich zum deutschen Reichsverweser und setzten eine neue Gesammtverfassung Deutschlands und die Grundrechte des deutschen Volkes auf. Unter dem Vorwände, dieselben mit Waffengewalt ein- zuführen, entstanden in Baden, der bayerischen Pfalz und in andern Gegenden Revolutionen, die aber durch hessische und preußische Truppen unterdrückt wurden. — Die aus Italien, Ungarn und Deutschland vertriebenen Empörer fanden in England und der Schweiz Freistätten, von wo aus sie ihre verbrecherischen Unterneh- mungen von Zeit zu Zeit wiederholen und zur Erreichung ihres Zweckes die schlechtesten Mittel, namentlich den Meuchelmord, an- wenden. Durch Unterstützung Englands und der Schweiz wurde

2. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 411

1855 - Mainz : Kirchheim
411 durch den übermüthigen französischen König Ludwig Xiv. stets beunruhigt. Jetzt, ha die Türken, welche er seither gegen Oester- reich aufgehetzt hatte, besiegt waren, bot sich dem ländersüchtigen Ludwig durch das Anssterben der pfälzischen und spanischen Regen- ten eine erwünschte Gelegenheit dar, das deutsche Land mit Krieg zu überziehen. Im Jahre 1688 fielen die Franzosen in die Rheinpfalz und verbrannten Trier, Worms, Mannheim, Heidelberg und viele an- dere Orte. Zu Speyer rissen sie die Kaisergräber auf und trieben gräulichen Spott mit den Gebeinen der Kaiser. In dem bald darauf folgenden vierzehnjährigen spanischen Erbfolgekriege wur- den die Franzosen und die mit ihnen verbündeten Bayern bei Hoch- städt von den Oesterreichern und Engländern geschlagen. Doch erhielten die Spanier einen König aus der Familie Ludwigs von Frankreich, Oesterreich aber bekam Belgien, Mailand und Neapel. Kaiser Karl Vi. hatte eine einzige Tochter, die durch Gei- stesfähigkeiten und Tugenden ausgezeichnete Maria Theresia. Um ihr den Thron zu sichern, gab der Kaiser ein Hausgesetz, wor- nach alle österreichischen Länder an den Erstgebornen — weiblich oder männlich — ungetrennt sich vererben. Die Anerkennung dieses Hausgesetzes bei den verschiedenen europäischen Höfen wurde mit außerordentlichen Opfern erkauft. Kaum hatte Karl aber die Augen für immer geschlossen, so er- wachte, ungeachtet der heiligsten Verträge, die Habgier der Kurfürsten von Bayern und Sachsen, der Könige von Frankreich, Spanien und Preußen. Ihr Streben ging dahin, Oesterreich als eine willkom- mene Beute zu theilen, und es handelte sich nur noch darum, wer den größten Theil erhalte. Friedrich der Große, König von Preu- ßen, fiel in Schlesien ein und besiegte die Oesterreicher; der Kurfürst von Bayern, Karl Albrecht, besetzte Böhmen und ließ sich als Karl Vii. zum deutschen Kaiser ausrufen. Spanien und Frankreich standen unter den Waffen. In dieser großen Noth suchte Maria Theresia bei dem tapferen und ritterlichen Volke der Ungarn Hülfe. Zupreßburg erschien sie unter den versammelten Ständen des Reichs in kriegerischer Tracht, redete die Magnaten mit Thränen in den Augen an, wie sie von Allen verlassen, überall von Feinden bedroht, nur noch bei dem tapferen und treuen Volke der Ungarn Schutz und Beistand suche. Dann hob sie ihren Sohn Joseph, den nachmali- gen Kaiser, damals noch ein Kind, auf den Armen hoch empor und legte ihn mitten in die Versammlung mit den Worten: „Schützet eueren König!" Voll Begeisterung zogen alle anwesenden Ungarn ihre Schwerter und riefen: „Laßt uns sterben für unsern König!" — In kurzer Zeit vertrieb das Schwert der Ungarn Oesterreichs Feinde aus Oesterreich, Böhmen und Italien. Preußen behielt in dem Frieden zu Breslau, was es in Schlesien erobert hatte, aber Bayern mußte Böhmen aufgeben. Nun kamen die Engländer, die

3. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 417

1855 - Mainz : Kirchheim
417 Im Jahre 1805 erklärten Oesterreich und Rußland dem übermüthigen Eroberer, dem kein Besitz und kein Recht heilig war, den Krieg, der aber für die Verbündeten unglücklich ausfiel; denn Napoleon nahm den österreichischen General Mack bei Ulm ge- fangen, zog siegreich in Wien ein, besiegte die Russen und Oester- reicher bei Austerlitz in Mähren und erhielt im Frieden zu Preßburg von Oesterreich für sich Venedig, für seinen Bundes- genossen Bayern Tyrol und für Württemberg und Baden die öster- reichischen Besitzungen in Schwaben. In demselben Jahre aber wurden die Franzosen von dem englischen Admiral Nelson bei Trafalgar in Spanien zur See geschlagen. — Sechzehn deutsche Fürsten bildeten nun, von der Noth der Umstände gedrungen, den Rheinbund, zu dessen Beschützer Napoleon erwählt wurde. Sie sagten sich vom deutschen Reiche los und ließen ihre Truppen zu dem großen französischen Heere stoßen. So sah man jetzt Deutsche gegen ihre Brüder unter einem fremden Zwingherrn kämpfen, und es war daher ganz natürlich, daß der deutsche Kaiser Franz Ii. am 6. August 1806 die Kaiserkrone niederlegte und sich Franz I., Kaiser von Oesterreich, nannte. Der preußische König, Friedrich Wilhelm Ui., von Na- poleon auf mannichfache Weise gekränkt, erklärte 1806 diesem den Krieg. Aber Franzosen und Truppen des Rheinbundes schlu- gen die Preußen bei Jena und Auerstädt und besetzten ganz Preußen. Die meisten Festungen, Graudenz ausgenommen, er- gaben sich ohne Schwertstreich. Napoleon ging nun 1807 über die Oder, kämpfte bei Eylau mit den Preußen und Russen und be- siegte dieselben bei Friedland. Der Friede zu Tilsit beendigte diesen Krieg und verkleinerte Preußen um die Hälfte seiner Länder, mit welchen Napoleon seinen jüngsten Bruder Hieronymus be- schenkte, und ihn zum König von Weftphalen mit der Residenzstadt Kassel erhob. Auch seine übrigen Brüder und Verwandten be- schenkte er freigebig mit den Ländern und Kronen, die er ihren rechtmäßigen Besitzern abnahm. So war sein Stiefsohn Eugen Beauharnais Vizekönig von Italien, sein Schwager Mürat Großherzog von Cleve und Berg, später König von Neapel, sein Bruder Joseph König von Neapel, später König von Spanien, sein Bruder Ludwig König von Holland. Im Jahre 1807 wurde auch Portugal von französischen Truppen besetzt, und der König von Spanien nebst dem Kronprinzen auf listige Weise in die Gefangenschaft gelockt, und Napoleons Bruder, Joseph, als spa- nischer König ausgerufen. Doch hier zeigte es sich zum ersten Male, daß die Freiheitsliebe eines stolzen und tapferen Volkes mehr ver- möge, als die Macht des großen Kaisers. In Masse erhoben sich die Spanier und vertheidigten das Recht ihres angestammten Kö- nigs mit beispielloser Tapferkeit gegen die übermüthigen Fremd- ' linge. Den Aufstand der Spanier benützte Oesterreich zur Befrei- Hepp. Vollständiges Lehr- und Lesebuch. 27

4. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 419

1855 - Mainz : Kirchheim
419 Insel Elba und setzten den vertriebenen Ludwig Xviii., den Bru- der des Hingerichteten Ludwig Xvi., zum König von Frankreich ein. Doch Napoleon konnte sich mit seiner kleinen Herrschaft auf Elba nicht begnügen und machte einen Versuch, die verlorne Kaiserkrone wieder zu gewinnen. Am 1. März 1815 erschien er auf französi- schem Boden und wurde überall jubelnd empfangen. Alle Sol- daten gingen zu ihm über, .und so wurde es ihm möglich, daß er am 20. März seinen Einzug in Paris hielt, nachdem in der Nacht vorher der König Ludwig in schneller Flucht diese Stadt verlassen hatte. Der Schauplatz des neuen Kampfes waren nun die Nieder- lande. Bei Waterloo (Belle-Alliance) kam es zu einer furcht- baren Schlacht zwischen den Franzosen und den verbündeten Preußen und Engländern unter Blüchers und Wellingtons Befehlen. Hier bei Waterloo wurde die letzte Kraft Napoleons gebrochen und sein Heer gänzlich geschlagen. Ludwig Xviii. zog mit den Ver- bündeten am 10. Juli in Paris ein und bestieg wieder den franzö- sischen Thron. Napoleon aber wollte nach Amerika entfliehen, er- gab sich den Engländern und wurde auf die Insel St. Helena ver- bannt, wo er am 5. Mai 1821, 52 Jahre alt, starb. Im Jahre 1842 wurden seine sterblichen Ueberreste durch den Sohn des französischen Königs von St. Helena abgeholt und feierlich zu Paris in der Invalidenkirche begraben. Der heilige Bund, den nun Rußland, Oesterreich und Preußen mit einander schlossen, sollte die Ruhe in Europa erhalten. Die deutschen Fürsten schlossen aber unter sich den deutschen Bund zur äußeren und inneren Sicherheit der deutschen Staaten. Dieses geschah zu Wien am 8. Juni 1815; im November des folgenden Jahres schick- ten die Bundesmitglieder (ein Kaiser, sieben Könige, sechs Groß- herzoge, zehn Herzoge, eilf Fürsten und vier freie Städte) ihre Gesandten nach Frankfurt am Main, welche Stadt man zum Sitze der Bundesversammlung oder des Bundestages be- stimmt hatte. Die Gegenwart. Der Frieden, den Europa von 1815 an genoß, wurde zuerst in Frankreich, dem Mutterlande der Revolution, wieder ge- stört. Im Jahre 1830 brach wegen Verletzung der Verfassung in Frankreich die sogenannte Juli-Revolution aus. König Karl X. wurde vertrieben und der Herzog Louis Philipp von Orleans als König der Franzosen ausgerufen. Eine Folge dieser Empörung waren die Losreißung Belgiens von Holland und die Aufstände in Polen, Italien, Deutschland und der Schweiz, die aber bald unter- drückt wurden. Das Wohl des französischen Volkes wurde durch die Juli-Revolution nicht gefördert. Der neue König zeigte wenig Eifer für die Religion, die allein das Elend des Volkes zu entfer- nen fähig ist. Seine Habsucht machte ihn noch verhaßter, als sein 27 *

5. Theil 2 - S. 351

1864 - Mainz : Kirchheim
351 Jahre 1313 aufgehoben, seine Güter aber zum Vortheile des Königs ein- gezogen. — Auch der deutsche Ritterorden hat den Kreuzzügen seine Ent- stehung zu verdanken. Er wurde im Jahre 1190 von Deutsche!: gegründet. Die Mitglieder mußten Deutsche sein. Auch sie legten, wie die vorgenann- ten Orten, das dreifache Gelübde ab und hatten im Ganzen denselben Zweck und dieselbe Einrichtung. Ihre Ordenstracht war ein weißer Mantel mit einem schwarzen Kreuze. Nach dem Verluste des heiligen Landes wandten sie sich nach Venedig. Von da wurden sie unter ihrem Großmeister Hermann von Salza im Jahre 1229 von den Polen gegen die Preußen zu Hülse gerufen. Dreiundfünfzig Jahre lang (von 1230 bis 1283) führten sie niit diesem heidnischen Volke schwere Kriege. Endlich eroberten sie das Land und verbreiteten darin das C h r i st e n t h u m und deutsche Bildung, Sitte und Sprache. Durch sie entstanden die Städte Thorn und Kulm, später Memel und Königsberg. Marien- burg wurde im Jahre 1309 die Residenz des Hochmeisters. Im 16. Jahrhundert (1525) nahm der Hochmeister des Ordens, Markgraf Albrecht von Brandenburg, mit den meisten Ordensgliedern die evangelische Reli- gion an. Die Uebrigen zogen nach dem Städtchen Mergentheim im Wür- tembergischen. Im Jahre 1815 wurde der Orden durch den Wiener Vertrag aufgehoben. — 24. Co lumbus und die Entdeckung von Amerika. (1492.) Schon im Alterthume galt das ferne Indien für das Land der Wun- der. Tiefe Weisheit, unübertreffliche Kunstwerke, vor Allein aber unermeßliche Reichthümer suchte man dort. Dort kannte man bis zum 15. Jahrhundert n. Chr. keinen andern Weg dahin, um die Schätze jenes Landes zu beziehen, als den langwierigen und durch Beduinen unsichernlandweg über Aegypten und Abessynien. Schon mancher denkende Kopf hatte sich die Frage aufge- worfen, ob nicht Afrika unten in eine Spitze auslaufe, und ob man nicht durch Umschiffung desselben schneller und ungehinderter nach Indien müsse ge- langen können. Im 14. und 15. Jahrhunderte waren die P ortugi esen die unternehmendsten Seefahrer, und König Johann Ii. sandte einen kühnen Mann, Bartholomäus Diaz, zur Entdeckung dieses Seeweges nach In- dien aus. Wirklich erblickte er die äußerste Spitze von Afrika, und in froher Ahnung gab ihr der König den Namen: „Vorgebirge der guten Hoff- nung," überzeugt, daß es jetzt nicht mehr schwer halten müsse, das ersehnte Indien aufzufinden. (1486) In eben der Zeit kam ein anderer Mann auf einen noch kühneren Ge- danken: „Wie," dachte er, „ist nicht die Erde eine Kugel? Lesen wir nicht in den alten Reisebeschreibungen, daß Indien sich in unermeßlicher Weite gegen

6. Theil 2 - S. 365

1864 - Mainz : Kirchheim
865 er es dahin zu bringen, daß ihn die Franzosen zuerst (1802) zum lebensläng» lichen Konsul und zwei Jahre später (1804) zum Kaiser ernannten. In so kurzer Zeit war Napoleon vom armen Lieutenant zum Kaiser eines der ersten Reiche der Welt emporgestiegen. Doch so erstaunenswerth dies Alles ist, fast noch mehr Staunen müßen die Ereignisse der folgenden 8 Jahre erregen. Nur Weniges sei aus dieser Zeit erzählt, nur so viel, daß mau erkenne, es habe kein Größerer und Mäch- tigerer das Jahrhundert begonnen, als Napoleon. Vor ihm schien alles Alte zu sinken, und es entstanden die gewaltsamsten Veränderungen in allen Reichen Europa's. Hatten aber vorher die Franzosen überall Republiken errichtet, so wurden diese jetzt wieder in Königreiche verwandelt. Napoleon selbst setzte sich die Krone des Königreichs Italien auf; sein Schwager Mürat ward König von Neapel, sein Bruder Ludwig König von Holland. Um diese Zeit sank aber auch das römische Reich deutscher Nation, das seit Karls des Großen Zeiten trotz mancher Leiden und Kämpfe ein ganzes Jahrtausend so glorreich bestanden hatte, zusammen. Denn Kaiser Franz 11. legte 1806 die deutsche Kaiserkrone nieder und wollte fortan nur Kaiser von Oester» reich sein. An des deutschen Reiches Stelle trat der R Heinbund, dem viele deutsche Fürsten beitraten, unter der Leitung Napoleons, und war vorher schon viel mediatisirt und säcularisirt worden, so ward jetzt noch viel willkürlicher Mit den deutschen Fürsten und Herren und ihren Besitzungen umgegangen. Ja, in Deutschland selbst bildete der Mächtige aus den Ländern des vertriebenen Kurfürsten von Hessen, des Herzogs von Braunschweig und anderen Landestheilen ein eigenes Königreich, Westphalen, welches er seinem Bruder Hieronymus gab. Länder und Völker wurden verschenkt; Königs- und Fürstenthronen waren ein Spiel in der Hand des Gewaltigen, der auch die spanische und portugiesische Königsfamilie nicht ohne schmählichen Verrath vom Throne stieß und seinen Bruder I oseph zum Könige S p a- niens erhob. Freilich geschah dies Alles nicht ohne gewaltige Kämpfe; Kriege entstanden aus Kriegen, und der Kanonendonner hallte von den Gesta- den der Ostsee bis in die Schluchten der Pyrenäen und an den Felsen von Gibraltar wieder. Nur einige aber von den merkwürdigsten Schlachten mögen hier genannt werden: bei Austerlitz 2 Dez. 1805, wo Napoleon über Rußlands und Oesterreichs Kaiser siegte (Dreikaiserschlacht); bei I e n a 14. Oct. 1806, wo er Preußen besiegte; bei Aspern 21. Mai 1809, ein Heller Sonnenstrahl für die Deutschen, und bei Wagram 6. Juli 1809, wo Frankreich wieder siegte und Oesterreich zum Frieden zwang. So stand nun Napoleon als unbesiegbarer Herrscher da, obgleich die treuen Tyroler — Speckbacher, Andreas Hofer — und die hochherzige Nation der Spanier zeigten, daß wahre Volkskraft sich nicht so leicht bezwingen laße. Nachdem er noch 1810 mit der Tochter des Kaisers Franz. Maria Louise, sich vermählt und von ihr einen Sohn, Napoleon 11., erhalten hatte, erreichie er den Gipfel seines Glücks; denn nun hatte vr einen Nach- folger, schon in der Wiege Königvonnom, und er selbst erschien als der tholr

7. Theil 2 - S. 367

1864 - Mainz : Kirchheim
umdrängt und umschwärmt von dem auf allen Seiten verfolgenden Feinde, das läßt sich kaum beschreiben. In eiligster Flucht rettete sich Napoleon nach Paris, ein neues Heer zu rüsten. Von der eben noch so glänzenden Armee langten nur wenige Trümmer, noch dazu fast ohne Waffen, in Deutschland wieder an. Hier aber begann in den Herzen aller edlen Männer die Flamme herrlichster Begeisterung, die so lang unterdrückt worden war, boch aufzuschla- gen. Vor Allen Preußens König, Friedrich Wilhelm Iii. und all sein Volk, die in schwerer Zeit so viel Schmähliches von Napoleon erduldet hatten, standen auf, wie e i n Mann, gegen den nicht zu sättigenden Eroberer, Bald traten auch Oesterr eich und S chwed en in die Reihen der Verbündeten, und Feldherren, wie Port, Scharnhorst, Blücher, Schwarzenberg und so viele andere edle Männer, ließen Deutschland Heil und Rettung hoffen. Die Hoffnung ward erfüllt in der dreitägigen Völkerschlacht bei Leipzig am 16—19. Oktober 1813. Napoleon ward gänzlich besiegt und floh über den Rhein. Aber immer allgemeiner, immer freudiger ward die Begeisterung. Auch die Engländer unter ihrem Wellington, der in Spanien den blu- tigen Kampf gekämpft hatte, rückte heran. Rasch zogen die Verbündeten über den Rhein gegen Frankreich und kamen Paris immer näher. Noch einmal ward Napoleon besiegt, und am 31. März 1614 zogen die Verbündeten als Sieger in Paris ein. Friede war der Ruf aller Völker, auch der Franzosen, welche den vor 20 Jahren verjagten Lud w i g Xviii. und seine Familie, die Bour- bonen, auf den Thron zurückriefen. Und Napoleon, der über keine Heere mehr zu gebieten hatte, mußte einwilligen in seine Thronentsetzung und ging nach der Insel Elba, unweit Italiens Küste. Aber die Bourbonen waren durch so vieles Ungemach nicht klüger ge- worden und regierten mit so wenig Weisheit, daß bald der größte Theil der französischen Nation, so begierig nach Neuerungen, Napoleon wieder herbei- sehnte. Nur zu gern kam er wieder, landete am 1. März 1815 mit wenig Mannschaft unvermuthet in Frankreich und kam im Triumphzuge nach Paris, von wo die Bourbonen eiligst geflohen waren. Aber auch die Verbündeten wa- ren rasch gerüstet. Bei Ligny wurden sie besiegt; aber bei Waterloo kam es am 18. Juni 1815 zur entscheidenden Schlacht. Wellington und Blücher erfochten den glänzendsten Sieg; die französische Armee ward ver- nichtet. Napoleon begab sich nach Paris, wohin ihm die Verbündeten zum zweiten Male nachrückten, und dankte zu Gunsten seines Sohnes ab. Er selbst wollte sich auf einem englischen Kriegsschiffe nach Amerika begeben. Aber nicht sein Sohn, sondern die Bourbonen kehrten wieder auf den Thron, und Napo- leon ward weit hinweg in den südatlantischen Ocean auf die Felseninsel S t. Helena verbannt. Da lebte er getrennt von seiner Familie, umgeben von wenigen Getreuen. Dort hat er die letzten sechs Jahre seines Lebens sich be- müht, die Größe und Reinheit seiner Gesinnungen und Thaten durch Worte zu beweisen. Ein Magenkrebs machte seinem Leben am 5. Mai 1821 ein Ende. Aber im Jahre 1840 hat man seine Asche von der fernen Insel im Triumphzuge nach Frankreich gebracht, in dessen Boden er nun ruht.

8. Leitfaden der Weltgeschichte zum Gebrauche für Schulen - S. 77

1882 - Mainz : Kirchheim
— 77 — Zu Gottes und Mariens Ehr Empfange dies und keines mehr; Sei kühn, biderbe und gerecht Besser Ritter, denn Knecht. Religion, Waffenfreude und Hochschätzung der Frauen waren die Triebfedern des ritterlichen Lebens, das reich an Kampf und Abenteuern war, wie es aus der Poesie des Mittelalters ersichtlich ist. (Artus- und Gralsage, Parcival.) Merkwürdig waren die Turniere oder ritterlichen Kampfspiele. Um zu denselben zugelassen zu werden, genügten ritterliche Abkunft und Tapferkeit nicht; der Kämpfende mußte tugendhaft sein. Häufig kämpfte man nur um ein Ehrenzeichen, Dank genannt, das dem Sieger durch Fraueuhand gegeben wurde. Eine besondere Weihe erhielt das Rittertum durch die drei geistlichen Ritterorden, die zugleich Mönchsorden waren. 1. Der Johannit erorden , gegründet in Jerusalem 1048, vom Papste bestätigt 1118 , verdankt sein Entstehen italienischen Kaufleuten aus Am als i. Er bestand aus den eigentlichen Rittern, die in den Kampf ziehen mußten, aus den Geistlichen oder Caplänen, und den dienenden Brüdern, die für die Pflege der Pilger und Kranken sorgten. Ordenskleidung: schwarzer Mantel mit weißem Kreuze. Nachdem Jerusalem den Christen wieder entrissen worden war, zogen sie nach C Ypern, dann nach Rhodns, daher ihr Name Rhodiser, und 1530 nach Malta, das ihnen Karl V. anwies. Bon dieser Insel stammt der jetzt gebräuchlichere Ausdruck „Malteserritter". Napoleon I. nahm auf seinem Zuge nach Egypten Malta für Frankreich in Besitz, und damit endigte die kriegerische Wirksamkeit des Ordens auf dem Mittelmeere, das derselbe von Seeräubern rein zu halten suchte. 2. Der Deutschherrnorden ging aus den deutschen Spitalbrüdern hervor, welche bei der Belagerung von Accort 1190 zum erstenmal als Genossenschaft auftraten. Papst Jnnoeenz Iii. erkannte 1195 den Lerein als Ritterorden an. Ordenskleidung: weißer Mantel mit schwarzem Kreuz. v Unter dem Großmeister Hermann von Salza 1226 eroberte und bekehrte der Orden Preußen. Die Ordensbrüder gründeten Bistümer und Städte (Thorn, Kulm, Königsberg), verbreiteten überall Bildung und Gesittung und kämpften erfolgreich mit den slavischen Nachbarvölkern. 1525

9. Leitfaden der Weltgeschichte zum Gebrauche für Schulen - S. 97

1882 - Mainz : Kirchheim
— 97 — 3. Der Schmalkaldische Krieg. 4. Der dreißigjährige Krieg. Das Jahr 1525 war für Deutschland sehr wichtig. Der Bauernkrieg, veranlaßt durch Luthers Schrift: „Von der christlichen Freiheit", welche die Bauern sich nach ihrem Sinne auslegten, fand sein Ende in der Schlacht bei Franken-hansen 1525. Die Anführer der Bauern waren Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand und Thomas Münzer. Beide wurden gefangen genommen; Münzer wurde enthauptet, Götz starb im Gefängnisse. In demselben Jahre starb Luthers Beschützer, Friedrich der Weise von Sachsen, und Albrecht von Brandenburg, der Großmeister des Deutschherrnordens, trat zur neuen Lehre über und nahm das Ordensland Preußen für sich in Besitz. Ein weiteres Ereignis aus dem Jahre 1525 ist die Niederlage, welche Franz I. von Frankreich gegen Karl V. in der Schlacht bei P a v i a erlitt. Franz wurde gefangen genommen, erhielt aber in demselben Jahre durch den Frieden von Madrid die Freiheit wieder. Dennoch kam es zu drei andern Kriegen zwischen den beiden Monarchen, in denen es sich vorzüglich um Burgund handelte. Der Friede von Crespy 1544 machte den Streitigkeiten ein Ende; Burgund ging an Frankreich über. Unter dem Nachfolger Franz I., Heinrich Ii. von Frankreich, wurde ein deutscher Fürst, Moritz von Sach-s en, zum Verräter an Kaiser und Reich. Er überlieferte die Bistümer Metz, Tonl und Verdun an Frankreich. Der Kaiser suchte sie wieder zu erobern, besonders die Festung Metz, was ihm jedoch nicht gelang. Erst das Jahr 1870 hat sie wieder an Deutschland gebracht. Unterdessen hatte die Reformation weitere Fortschritte gemacht; zudem bedrohten die Türken Deutschland. Der bedrängte Kaiser berief einen Reichstag nach Spei er 1529. Den Anhängern Luthers wurde die weitere Ausbreitung ihrer Lehre durch Gewalt untersagt. Sie erhoben gegen dieses Verbot Protest (Einsprache), daher der Name Pro- testanten. Gleichzeitig mit Luther traten Zwingli und Calvin in der Schweiz und im südlichen Frankreich als Kirchenverbesserer (Reformatoren) in ihrem Sinne auf. Calvin lehrte, Gott habe einen Teil der Menschen schon im Voraus ohne Weltgeschichte. * n

10. Leitfaden der Weltgeschichte zum Gebrauche für Schulen - S. 168

1882 - Mainz : Kirchheim
— 168 — weiteren Lchichalen der französischen Nation bis ans unsere ^.age haben wir in der deutschen Geschichte das Nähere ae-hort. Die französischen Revolutionen blieben nicht ohne Rück-wukung auf die Nachbarstaaten. Holland und Belgien waren nach der Vertreibung der Napoleoniben 1815 unter 111)elin von Omni en in das Königreich der Niederlande verwandelt worden. Die Pariser Jnlirevolution ries einen Anfstanb in Brüssel hervor. Die Beschießung von An tw er p en Seitens der Holländer steigerte die Erbitterung, und Belgien erklärte sich aus eiuem Nationalcon-greß für unabhängig. Durch die Londoner Konferenz wurde em teutscher Für)t, Prinz Leopold von Sachsen-C ob nr q, als^Koing von Belgien anerkannt 1831. Leopold I. starb 1865 und hinterließ den Thron seinem Sohne Leopold Ii. . . Ber suche Hollands, Belgien wieder zu gewinnen, scheiterten; die Niederlande bilden jetzt zwei selbständige Reiche: das Königreich Holland (König Wilhelm ill.) und das Königreich Belgien (Leopold It.) Spanien und Portugal. ^-nrch die Schlacht bei 3£eres de la Froutera waren die Mauren 711 Herren von Spanien geworden. Das Chalifat von Cordova dehnte seine Macht immer weiter aus; nur kleinere Gebiete eroberten die Christen wieder, bis im ersten Jahrhundert ein großer Held unter ihnen aufstand: ~on Rodrigo Diaz von Bi Var, besungen in alten Romanzen unter dem Namen Cid (Herr), wie ihn die Araber nannten. Unter der arabischen Herrschaft blühten in Spanien sowohl die schönen Wissenschaften, als auch der Ackerbau. Durch die Schlacht von Tolosa, weiche die Könige von Aragonien, Castilien und Navarra 1212 über die Mauren gewannen, wurde deren Macht beschränkt; selbst Cordova und Sevilla gelangten 1248 in die Gewalt der Christen. Dennoch würde die Herrschaft der Araber erst gänzlich vernichtet durch Ferdinand den Katholischen, König von Ar a g on i en, und I sabella von Cast ili en, die gemeinschaftlich regierten. Sie eroberten 1492 Granada, das letzte Bollwerk der Mauren, und damit war die Macht des Islam in Spanien gebrochen. Zur Reinhaltung des Glaubens würde die Inquisition, ein Glaubensgericht, eingeführt, das später oft zu staatlichen
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