Ii. Frankreich als Kaiserreich »bis jur
ijülje seiner Macht».
1804-1812.
Die Gründung der neuen Monarchie.
Nach Unterdrückung der letzten ohnmächtigen Versuche gegen *
seine Alleinherrschaft — Moreaus Exil, Pichegrus Tod im Kerker,
des Herzogs von Enghien widerrechtliche Erschießung — wird
Bonaparte auf Vorschlag der Tribunen durch Senatsbeschluß als
Napoleon erblicher Kaiser der Franzosen. Umgebung dexis. Mai.
jungen Dynastie mit neuem Glanz: Napoleons Geschwister mit
dem Titel Kaiserliche Hoheit'; 18 neue Marschälle; Proelamierung
des Ordens der Ehrenlegion; Salbung des Imperators durch
Papst Pins Vii, seine und seiner Gemahlin Selbstkrönung; —2. Dem.
Napoleons bürgerliches Gesetzbuch vollendet 1804, mit dem Titel
Cod6 Napoleon 1807; schon vorher Herstellung der Kirche und
des Cultus, seit Anfang 1806 auch der christlichen Zeitrechnung.
Verwandlung der eisalpinischen (seit 1802 italienischen)
Republik in ein Königreich Italien 1805, Napoleons
Königskrönung im Dom zu Mailand, sein Stiefsohn Eugene
Beauharnais Vicekönig. Einverleibung Liguriens, Parmas,
Piacenzas und Gnastallas.
Napoleons siegreiche Kämpfe.
I. Gegen Oesterreich und Unluand 1805.
Dem für England trotz seiner Seesiege im ganzen ungünstigen
Frieden von Amiens folgte bald eine abermalige Spannung beider
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Napoleons Napoleon Napoleons Eugene
Beauharnais_Vicekönig Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Moreaus_Exil Pichegrus Napoleons Napoleons Italien Napoleons Mailand Napoleons Oesterreich England Amiens
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrichs_I. Alfons_Iii Enrico_Dandolo Kamps Heinrich_Vii Heinrich Matteo_Visconti Franz_Sforza Franz Philipp_Ii Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Italien Spanien Portugal Portugal Lissabon Spanien Republik_Venedig Konstantinopel Genua Genua Genua Amerikas Eroberuna_Konstantinopels Mailand Mailand
Florenz.
313
noch unruhigere Stadt als ihre mittel- und oberitalienischen Schwestern,
und in ihr hielt sich die Demokratie, wenn auch unter fortwährenden Er-
schütterungen, am längsten. Nach den Hohenstaufen war Florenz aristo-
kratische Republik; zuerst wurde der ghibellinische Adel von dem guel-
fischen mit Hilfe der Bürger gesprengt, dann übermannten die vorneh-
men Bürger mit Hilfe der gemeinen den ganzen Adel (1282), dem
später selbst die politischen Rechte entzogen wurden, so daß ein Adeliger
zuerst in das Bürgerrecht ausgenommen werden mußte, wenn er z. B.
ein öffentliches Amt begleiten wollte. Durch die Errichtung der Würde
eines Gonfaloniere der Republik (1292) verlor der Adel auch den Be-
fehl über die bewaffnete Macht und die vollziehende Gewalt. Darauf
entbrannte aber ein erbitterter Kampf zwischen den sieben obern Zünften,
den Fabrikanten, Kaufleuten, Wechslern re. (popolo grasso) und den
vierzehn niederen Zünften der gewöhnlichen Handwerker (popolo mi-
nuto), in welchem letztere 1378 mit Hilfe der Proletarier siegten und
die Republik zur reinen Demokratie umgestalteten (Aufstand der Woll-
kämmer, Oiompi). Es entstanden aber wiederholte Gegenbewegungen,
beide Parteien gewannen abwechselnd die Oberhand, während die Her-
zoge von Mailand auf Gelegenheit lauerten, um die ermüdete Repu-
blik ihrem Gebiete zu annerieren. Endlich gelangte der reichste Mann
seiner Zeit, der Kaufherr Kosimo de Medici, an die Spitze der Repu-
blik (1434—1464) und regierte ohne einen Titel in mancher Hinsicht
wie ein zweiter Perikleö. Aus seinem ungeheuren Vermögen verschönerte
er die Stadt, durch Bauten, gab Künstlern und Arbeitern Verdienst, un-
terstützte die Armen und spendete dem gemeinen Volke; viele Bürger
wußte er sich durch Anlehen zu verbinden, während er die vornehmen durch
kluge Freundlichkeit und Verschwägerung gewann. Florenz gab ihm den
Namen Vater des Vaterlandes und er verdiente denselben. Sein Sohn
Peter behauptete, obwohl minder klug und großmüthig als Kosimo, seine
Stellung (1464 —1469), aber gegen dessen beide Söhne Lorenzo und
Zulian verschworen sich die Pazzi in Florenz, wobei mehrere Herren in
Italien die Hände im Spiel hatten. Beide sollten 1478 in der Kirche
während des Gottesdienstes ermordet werden; dies Schicksal traf aber
nur den Julian, Lorenzo konnte sich retten und herrschte bis zu seinem
Tode (8. April 1492). Er hat den Beinamen der Prächtige (Ii ma-
gnifico); er legte das bürgerliche Wesen seines Großvaters bei Seite,
zeigte in jeder Beziehung eine fürstliche Herrlichkeit und setzte einen per-
manenten Rath zur Leitung aller wichtigen Staatsgeschäfte ein. Frei-
gebigkeit und Wohlthätigkeit übte er in einem Umfange, wie sie nur
ein kolossales Vermögen und ungewöhnliche Seelengröße möglich machen;
selbst ein Dichter und Kunstkenner pflegte Lorenzo Kunst und Wissenschaft
mit freigebiger Liebe, unterstützte Künstler und Gelehrte und machte da-
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Extrahierte Personennamen: Kosimo_de_Medici Peter Julian
156
nicht mit Schrot geschossen, sondern mit kleinen Sandkörnern, weil
sonst nichts Ganzes an ihnen bliebe. Neben ihnen wohnt eine Spinne,
die so gross ist, dass sie diese armen Thierlein, wie Mücken, fängt
und aussaugt.
Andern Respekt flösst der Lämmergeier seiner Nachbarschaft
ein, der in den Tyroler- und Schweizergebirgen daheim ist. Denn
mit seinen ausgespannten Flügeln bedeckt er eine Länge von 8 bis
9 Fuss, und er ist stark genug, Gemsen, Ziegen und Kinder anzu-
packen, zu überwältigen und davon zu tragen.
Der grösste unter allen Vögeln, die fliegen können, ist der Kon-
dor, ein Landsmann des Kolibri. Dieser misst mit ausgespannten
Flügeln 16 Fuss ; feine Flügelfedern find einen Fingerdick, also,
dass man schön Fraktur damit schreiben könnte, und das Rauschen
seiner Flügel gleicht einem fernen Donner.
Aber der allergrösste Vogel ist der Strauss in den Wüsteneien
von Asien und Afrika, der aber wegen seiner Schwere und wegen
der Kürze seiner Fittige gar nicht fliegen kann, sondern immer auf
der Erde bleiben muss. Doch trägt er seinen Kopf 9 bis 10 Fuss
hoch in der Luft, kann weit umher schauen und könnte, wie ein
guter Freund, neben einem Reiter auf seinem Rosse herlaufen und
mit ihm reden, wenn ihm nicht Vernunft und Sprache versagt wä-
ren. — Das Spitzmäuslein, ebenfalls in Asien, wiegt ein halbes
Quentlein und ist das kleinste unter allen bekannten Thieren, die
auf 4 Beinen gehen und ihre Jungen säugen. — Der Elephant aber
ist 12 bis 14 Fuss hoch, 15 bis 17 Fuss lang, wiegt seine7000 Pfund,
und ein fleissiger Schüler soll mir ausrechnen, wie viele Spitzmaus-
lein zusammen so schwer sind, als ein einziger Elephant. Das kleinste
Thierlein aus der Erde hat auch mit dem stärksten Vergrösserungs-
glase wohl noch kein Mensch gesehen. Aber das grösste Thier ist der
Walisisch, der bis zu einer Länge von 120 Fuss wachsen kann und
seine 1000 Centner und darüber wiegt. '
37. Die Salzbergwerke von Wieliezka (Wjälitschka).
In der Nähe von Krakau liegt ein kleines Städtchen mit Namen Wie-
l i c z k a, unter und bei welchem sich das berühmte Salzwerk befindete Es wird
bergwerksmäßig bearbeitet. Das Salz wird in großen Stücken losgesprengt
und so herausgeschafft. Schon im dreizehnten Jahrhunderte ward es benutzt,
und es hat folglich schon eine unbeschreibliche Menge Salz hergegeben, ohne
daß es noch merklich erschöpft wäre. Durch acht Eingänge, deren sechs im
freien Felde und zwei in der Stadt gelegen sind, gelangt man zu den unter-
irdischen Salzbehältern. Die beiden letzteren Eingänge dienen meist zum Hinab-
lassen der Arbeiter und zum Herausschaffen des Salzes; da hingegen die außer-
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Extrahierte Personennamen: Strauss
Extrahierte Ortsnamen: Asien Afrika Asien Wjälitschka Krakau
12
Nindenfasern der Papyruspflanze, eines 15 Fuß hohen Sumpfgewächses, und arbeiteten sehr schön in Holz, Elfenbein und Leder. Ihre Pharaonen (Pharao heißt in der ägyptischen Sprache König) geboten über Land und Leute, wie über ihr Eigenthum, und sehr viele dieser Herrscher suchten ihren Ruhm in ungeheuren Bau- und Bildwerken.
In den östlichen Felsgebirgen findet sich das vortrefflichste Baumaterial: Granit, Porphyr, fester Sand- und Kalkstein, Marmor, Alabaster; dieses benützten nun bau-lustige Könige, um Werke aufzuführen, deren Größe und Pracht uns wahrhaft in Erstaunen setzen muß. Zwar liegen die meisten dieser ungeheuern Denkmäler des Alterthums in Trümmern oder sind mit dem aus der Wüste hergewehten Sande bedeckt; viele jedoch stehen noch jetzt da als ehrwürdige Zeugen der Kunst und des ausdauernden Fleißes der Aegypter. Unter ihren Werken verdienen vorzüglich genannt zu werden:
1) Die Obelisken. Diese sind viereckige, oben spitz zulaufende Säulen, haben ohne das Fußgestell eine Höhe von 50 bis 180 Fuß, und sind unten 5 bis 25 Fuß in's Gevierte breit. Bei all' ihrer Höhe bestehen sie doch nur aus einem einzigen Steine von dem härtesten, meist röth-lichen Granit aus dem östlichen Gebirge in Oberägypten. Sie sind auf das feinste poliert und haben auf ihren Seitenflächen hieroglyphische Bilder, d. i. Bilder, welche die Stelle unserer Buchstabenschrift vertreten. Zur Zeit der Überschwemmung wurden diese ungeheuren Steinmassen auf Nilflößen herübergeholt und durch neu gegrabene Kanäle weiter fortgeführt. Welch' mühsames und kostspieliges Geschäft! Wie viele tausend Menschen mußten dabei thätig sein! Und ebenso mühsam wurden sie wieder abgeladen und aufgestellt. Sie wurden paarweise vor Tempeln errichtet und waren dem Sonnengotte geheiligt. Später dienten sie auch als Sonnenzeiger.
Kaiser Augustus und mehrere seiner Nachfolger ließen Obelisken nach Rom bringen und aufstellen, welche jedoch später durch Menschengervalt oder Erdbeben umgestürzt wurden. Vier hat der Papst Sixtus V. im Jahre 1584 durch feinen großen Baumeister Fontana aufrichten lassen. Dieser gebrauchte hiezu die künstlichen Maschinen, die durch 1200 Menschen und 160 Pferde in Bewegung gefetzt wurden. Und doch gingen mit der Aufrichtung vier volle Jahre hin.
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Extrahierte Personennamen: Augustus Sixtus_V. Fontana
73
Sonnenstrahl die meiste Wärme entwickelt, so haben
die Tropengegenden die größtmögliche Sonnenwärme,
wenn die Sonne senkrecht über ihnen steht. Die Sonnen-
wärme mindert sich, je schiefer der Sonnenstrahl auffällt.
Für den Aequator beträgt die größte Abweichung des
Sonnenstrahls von der senkrechten Richtung nur 23*/2°;
dies ist der Fall, wenn die Sonne auf einem der Wenve-
kreise steht, daher ist auch die Abnahme der Wärme auf
dem Aequator nicht besonders merkbar, insofern die Wärme
von der Sonne abhängt und nicht durch Winde und an-
dere Ursachen bedingt wird. Daher findet auf dem
Aequator kein eigentlicher Wechsel der Jahreszeiten statt;
es ist dort immer Sommer, der aber durch gewaltige
Regengüsse gekühlt wird. Beträchtlicher aber ist der Ab-
stand der Sonne für die beiden Wendekreise; steht z. B.
die Sonne auf dem südlichen Wendekreise, so ist sie von
dem nördlichen nicht weniger als 47° entfernt und so viel
beträgt die Abweichung des ihn treffenden Sonnenstrahls
von der senkrechten Linie., was schon eine beträchtliche
Verminderung der entwickelten Wärme zur Folge hat.
Indessen ist auch dort kein eigentlicher Winter, weil diese
Entfernung der Sonne nur kurze Zeit dauert, und es
tritt daher auch dort kein eigentlicher Wechsel der Jahres-
zeiten ein, insofern derselbe von der Sonne und nicht
von den Luftströmungen und örtlichen Ursachen abhängt.
Je höher die Gebirge sind, um so mehr mindert sich die
Wärme, während Sandwüsten dieselbe steigern. Sind
die Luftströmungen aus den Aequatorgegenden ausge-
schlossen oder gehemmt, ist die Gegend wasserreich und
waldig, so wird die Sonnenwärme bedeutend geschwächt,
während unter den umgekehrten Verhältnissen das Gegen-
theil stattfindet. (Man vergleiche den klimatischen Unter-
schied Oberägyptens und Arabiens mit den Gebirgsge-
genden Ostindiens, die wie jene unter dem nördlichen
Wendekreise liegen, des südlichen Afrikas und des südlichen
Amerikas.)
In der heißen Zone, die ein so bedeutendes Stück des
Erdballs einnimmt, sind die Erzeugnisse des Thier- und
Pflanzenreichs am größten und manigfaltigsten; der Ele-
phant, die Giraffe, das Nilpferd, Nashorn, der Löwe und
Tiger, das Krokodil, die Riesenschlange haben dort ihre
Heimath und ebenso die größten Insekten und Würmer,
Lesebuch Vh. 4
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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956
Die Zeit der siegreichen Revolution.
Oberhaupte der Kirche geleitet würde, als Mittel borgen zu müssen.
Zudem hoffte man von der Mitwirkung des Papstes eine günstige Wir-
kung auf die der Kirche nicht Entfremdeten, deren Gemüther man da-
durch am leichtesten dem Herrscher unterwerfen würde. Nachdem das
Kaiserthum verkündet, nachdem eine Anzahl von Veränderungen, durch
welche die monarchische Gewalt Verstärkung erhielt, mittelst eines Se-
natsbeschlüsses angeordnet worden, sollte eine Kaiserkrönung das neue
Werk beschließen. Doch wollte der neue Kaiser nicht so weit gehen,
durch Empfang der Krone eine Sendung von dem Papste anzunehmen,
auch nicht dadurch, daß er nach Rom reiste, sich vor dem Oberhaupte
der Kirche beugen. Die Unterhandlungen zielten darauf, daß Papst
Pius Vh. nach Paris kommen und nicht die Krönung, sondern Salbung
und Segnung verrichten möge. Viele Bedenken stellten sich in Nom
dem Eingehen auf Napoleons Wünsche in den Weg. War schon die
Art, wie der Papst sich bei der Feier betheiligen sollte, eine dem Ver-
hältnisse zwischen Papst und Kaiser nicht entsprechende, so war die
Macht Napoleons, welche nach Entstehung und Wirksamkeit mehr von
der Macht der römischen Imperatoren als von der Macht der römischen
Kaiser hatte, welche durch den Gegensatz zu einem Berechtigten, selbst
mit Cäsars und Auguftus' Macht verglichen, im Nachtheile stand, nicht
der Art, daß der Papst ihr die geforderte kirchliche Weihe zu ertheilen
geneigt sein konnte. Dazu kam die Frage, wie der Papst der vertrie-
benen Familie der Bourbonen gegenüber den Kaiser salben könne, der
sich Kaiser der Franzosen nannte, und ungeachtet dieser Benennung war
die Stellung zweifelhaft, die der neue von Plänen der Weltherrschaft
erfüllte Kaiser dem wirklichen Kaiser gegenüber einnehmen würde. Alle
diese Gegengründe wurden in der Seele des sanften Pius Vii. von
den Vorstellungen erschüttert, durch welche seine Räthe unter dem Ein-
drücke der bereits in Napoleons Händen ruhenden Gewalt, der an seine
Freundschaft geknüpften Hoffnungen und der von seinem Unwillen be-
fürchteten Gefahren ihn zum Nachgeben zu stimmen suchten. Auch wur-
den von Paris aus die lockenden Worte, durch welche dem Papste das,
was man begehrte, als der größte Gewinn für die Kirche dargeftellt
wurde, nicht gespart, und die Entscheidung im Sinne des Kaisers wurde
dadurch herbeigeführt, daß gegen den Sinn des Kaisers der Erzbischof
von Lyon, Cardinal Fesch, der Stiefbruder von Napoleons Mutter Lä-
titia, in Rom die Erklärung abgab, der Papst solle dem Kaiser auch die
Krönung ertheilen. Der Papst kam, und Napoleon setzte am 2. De-
cember sich und seiner Gemahlin selbst die Krone auf. Der Papst hatte
sich erniedrigt, und die für die Kirche gehofften Vortheile blieben aus,
weil die zur Ausführung des Concordats erlassenen Verordnungen, oie
organischen Artikel genannt, dem Sinne des Concordats entgegen die
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleons Cäsars Napoleons Cardinal_Fesch Napoleons Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Rom Paris Napoleons Napoleons Paris Lyon Napoleons Rom
432 Das römisch-deutsche Reich in den beiden nächsten Jahrhunderten
knüpften sich noch Befugnisse genug, die sich für jenen chm näher
liegenden Zweck benutzen ließen. In Italien hatten die Ereignisse
im neapolitanischen Reiche dessen Einfluß auf die Angelegenheiten der
übrigen Staaten abgeschnitten. Im Norden des Landes entwickelte
sich die Macht des Hauses Visconti mit einer solchen Gewalt, daß
selbst andere gibellinische Herrscherfamilien, wie die zur Herrschaft
von Mantua gelangten Gonzaga und die in Reggio an ihre Stelle
getretenen Este, die Macht des Herrschers von Mailand als eine feind-
liche fürchten mußten. Einer fürstlichen Gewalt gingen die gibellinischen
Häupter, vor allen die Visconti, dadurch entgegen, daß das Söldner-
wesen einriß und nicht mehr die Bürger der Städte die Kriege führten.
Denn durch eine besoldete Truppenmacht konnte der Führer von der
Partei, die ihn erhoben hatte, unabhängig werden, und das Besoldungs-
wesen gab ihm Einfluß auf die Geldmittel der Städte, so daß er an die
Spitze der Verwaltung trat, wie die richterliche Gewalt, früher von dem
Podefta geübt, schon an ihn übergegangen war. Die Ausdehnung des
Gebietes wurde sodann ein fernerer Schutz für das Haupt des neuen
Staates, da etwanige Versuche einer einzelnen Stadt, sich der willkühr-
lichen Herrschaft zu entziehen, durch die Kräfte der übrigen unterdrückt
werden konnten. Schon griff die Macht der Visconti über die Lombardei
hinaus. Auf der einen Seite faßten sie in der Romagna festen Fuß
und auf der andern Seite beugte sich das von innerer Parteiung zer-
rissene Genua so vor ihnen, daß es im Jahre 1353 sich förmlich unter-
warf. Auch die Welfen in Tuscien oder Toscana wurden von ihnen
bekämpft. Nur der Markgraf von Montserrat leistete ihnen noch nach-
drücklichen Widerstand. Während so im nördlichen Italien eine neue
große Macht sich bildete, war der Kirchenstaat im Begriff in eine
Menge kleiner Herrschaften sich aufzulösen. In Rom selbst aber, wo man
den zu Avignon wohnenden Gebieter fast vergessen hatte, tauchte ein
abenteuerlicher Versuch auf, die Herrlichkeit des alten weltbeherrschenden
römischen Volkes zu erneuern. Ein kühner und kluger Mann aus nie-
derem Stande, Cola di Rienzi, lieh den träumerischen Erinnerungen an
Roms alte Größe begeisterten Ausdruck und stieg zu solchem Ansehn
empor, daß er im Jahre 1342 als Mitglied einer Gesandtschaft, die Papst
Clemens Vi. zur Rückkehr nach Rom einladen sollte, das Wort führte,
obgleich der große Dichter Petrarca aus Arezzo (geboren im Jahre
1304, gestorben im Jahre 1374) dabei zugegen war. Im Jahre 1347
riß er das Volk zur Herstellung der Republik hin und bewirkte eine
Anzahl von Gesetzen, die auf Beseitigung der eingerissenen Unsicherheit
zielten. Seine Macht stieg so schnell, daß die Häupter des römischen
Adels die Stadt verließen. Gefeiert als Befreier Roms, das er unter
dem Namen eines Tribuns regierte, machte er allen Fürsten, auch dem
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348
dann bäumt sich's jedesmal und macht einen gewaltigen Satz; hat der
nun ausgetobt, dann kommt ein Zug von etwa sechzig andern Magnaten,
alle mit derselben phantastischen Pracht, alle mit den schönen farbigen
Turbans, den lustigen Schnurrbärten und den dunkeln Augen; der eine
reitet einen Schimmel, den er mit einem goldenen Netze behängt hat;
der andere einen Grauen, mit Diamanten auf allen Zügeln; ein anderer
einen Rappen mit purpurnem Zeuge; einer trägt Himmelblau vom Kopf
bis zu den Füßen, überall mit Gold dick gestickt, einen weißen Turban
und weißen langen Dolman; ein anderer ganz in Goldstoff mit purpurnem
Dolman; so ist einer immer bunter, reicher als der andere, und alle reiten
so keck, ungeniert und fanfaronmäßig daher, daß es eine Lust ist; und
nun erst die ungarische Garde, den Esterhazy an der Spitze, der blendend
von Brillanten und Perlenstickerei ist; wie ist es zu erzählen? Man
muß den Glanz gesehen haben, wie der Zug sich auf dem breiten Platze
ausdehnte und stillstand, und wie alle die Edelsteine und bunten Farben,
und die hohen goldenen Bischofsmützen und die Kruzifixe im hellsten
Sonnenschein blitzten wie tausend Sterne!
Nun denn, morgen soll es, so Gott will, weitergehen. Da hast
Du einen Brief, Herr Bruder, schreib auch einmal bald an mich, und laß
mich wissen, wie Dir das Leben geht; Ihr habt ja in Berlin auch einen
Aufstand und zwar von Schneidergesellen gehabt; was ist es denn damit?
Euch aber, liebe Eltern, und Euch, Geschwister, sag' ich nun noch
einmal lebewohl aus Deutschland; jetzt soll es von Ungarn nach Italien
gehen, von da schreibe ich mehr und ruhiger. Sei frph, lieber Paul,
und gehe frisch vorwärts; freue Dich an allem Frohen, und denke an
Deinen Bruder, der sich in der Welt herumtreibt. Lebe wohl!
Dein
Felix.
Felix Mendelssohn-Bartholdy.
Erbauung der Leo-Stadt.
Das ruhmvollste Unternehmen des Papstes Leo Iv. war die Be-
festigung des vatikanischen Gebiets — ein Ereignis in der Geschichte der
Stadt, wodurch die Civitas Leonina entstand, ein neuer Teil Roms
und eine neue Festung, die in den folgenden Jahrhunderten von so großer
Wichtigkeit war.
Als der Kaiser Aurelian Rom ummauerte, war das Bedürfnis,
Rom einzuschließen, nicht vorhanden. Dies Gebiet blieb völlig offen und
außerhalb der Stadt. Auch nachdem dort der St. Peter entstanden
war, um ihn her Klöster, Hospitäler, Wohnungen mancher Art, und an
der linken Seite die Fremdenkolonieen sich niedergelassen hatten, dachte
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Extrahierte Personennamen: Gott Felix Felix Felix_Mendelssohn-Bartholdy Felix Leo_Iv Leo
Extrahierte Ortsnamen: Goldstoff Berlin Deutschland Ungarn Italien Roms Rom Rom
231
i
Aus dem Leben des Libers.
Der Biber ist ein geselliges Tier, welches einzeln nur in solchen
Gegenden sich aufhält, wo es der Ausrottung nahe gebracht worden ist.
An den Flüssen, Strömen und Seen Nordasiens und Amerikas, welche
im Wiuter nicht bis zum Grunde ausfrieren, bildet er Ansiedelungen,
welche Hunderte von Bewohnern zählen können. Der einzelne gräbt sich
vom Grunde des Gewässers aus eine 30—40 Fuß lange, schief nach
oben aufsteigende Röhre mit Kessel und Ausgang nach dem Lande unter
dem Uferboden. Die Mitglieder einer Ansiedlung erbauen sich Burgen,
und in Flüssen mit wechselndem Wasserstande Dämme, um das Wasser
aufzustauen. Die Burgen, welche regelmäßig im Wasser, jedoch nah am
Ufer stehen, sind backofenartige Gebäude von 6—10 Fuß Höhe über dem
höchsten Wasserspiegel und 10, 15, 20 und mehr Fuß Durchmesser. Sie
werden aus Knüppeln, Ästen und Reisig aufgeführt, mit Erde und Schlamm
gedichtet und so fest zusammengebaut, daß sie nicht bloß dem Wasser,
sondern auch den Zerstörungswerkzeugen in der Hand des Menschen er-
heblichen Widerstand leisten. Mit dem Lande stehen sie oft durch einen
Holzdamm in Verbindung. Im obern Teile der Burg befindet sich die
Kammer der Tiere; zuweilen liegen auch zwei solcher Kammern über-
einander. Der Zugang zu ihr ist eine Röhre, welche vom tiefen Wasser
aus durch den Unterbau der Burg nach oben führt und gewöhnlich meh-
rere Zugänge hat. Das Innere der geräumigen Kammer ist mit Gras
und Moos dick ausgefüttert. Größere Bauten, d. h. Dämme, welche
30—300 Fuß lang sein können, werden ausschließlich im seichten, stillen
Wasser ganz ruhiger, von dem Menschen nicht oder wenigstens nur selten
besuchten Waldungen ausgeführt. Die Dämme selbst bestehen aus Baum-
stämmen, welche nahe am Ufer gestanden haben und von den Bibern ein-
seitig so angeschnitten wurden, daß sie ins Wasser fallen mußten, aus
Knüppeln von verschiedener Länge und Stärke, welche durch die Tiere zur
Stelle geflößt wurden, aus Reisig, Steinen, Sand, Erde, Moos u. dgl.
Außerdem legen die Biber, wie so viele andere Nager, auch Vorrats-
kammern für den Winter neben oder in ihren Röhren und Burgen an.
Der Biber gehört zu den begabtesten Nagetieren. Seine Bewegungen
ermangeln zwar der Gewandtheit, sind aber doch nicht ungeschickt zu nennen.
Im Sitzen nimmt er die Stellung der Eichhörnchen, Murmeltiere und
Mäuse an, bekommt hierdurch seine Vorderpfoten frei und gebraucht sie
mit viel Geschick. Der Gang ist schwerfällig, langsam, watschelnd, auf
unebenem Boden zumal äußerst unbeholfen. Demungeachtet ist er im
stände, an Bäumen in die Höhe zu klettern: man hat ihn schon oft
auf den Köpfen abgestutzter Weiden liegen sehen. Größere Meisterschaft
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