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Florenz.
313
noch unruhigere Stadt als ihre mittel- und oberitalienischen Schwestern,
und in ihr hielt sich die Demokratie, wenn auch unter fortwährenden Er-
schütterungen, am längsten. Nach den Hohenstaufen war Florenz aristo-
kratische Republik; zuerst wurde der ghibellinische Adel von dem guel-
fischen mit Hilfe der Bürger gesprengt, dann übermannten die vorneh-
men Bürger mit Hilfe der gemeinen den ganzen Adel (1282), dem
später selbst die politischen Rechte entzogen wurden, so daß ein Adeliger
zuerst in das Bürgerrecht ausgenommen werden mußte, wenn er z. B.
ein öffentliches Amt begleiten wollte. Durch die Errichtung der Würde
eines Gonfaloniere der Republik (1292) verlor der Adel auch den Be-
fehl über die bewaffnete Macht und die vollziehende Gewalt. Darauf
entbrannte aber ein erbitterter Kampf zwischen den sieben obern Zünften,
den Fabrikanten, Kaufleuten, Wechslern re. (popolo grasso) und den
vierzehn niederen Zünften der gewöhnlichen Handwerker (popolo mi-
nuto), in welchem letztere 1378 mit Hilfe der Proletarier siegten und
die Republik zur reinen Demokratie umgestalteten (Aufstand der Woll-
kämmer, Oiompi). Es entstanden aber wiederholte Gegenbewegungen,
beide Parteien gewannen abwechselnd die Oberhand, während die Her-
zoge von Mailand auf Gelegenheit lauerten, um die ermüdete Repu-
blik ihrem Gebiete zu annerieren. Endlich gelangte der reichste Mann
seiner Zeit, der Kaufherr Kosimo de Medici, an die Spitze der Repu-
blik (1434—1464) und regierte ohne einen Titel in mancher Hinsicht
wie ein zweiter Perikleö. Aus seinem ungeheuren Vermögen verschönerte
er die Stadt, durch Bauten, gab Künstlern und Arbeitern Verdienst, un-
terstützte die Armen und spendete dem gemeinen Volke; viele Bürger
wußte er sich durch Anlehen zu verbinden, während er die vornehmen durch
kluge Freundlichkeit und Verschwägerung gewann. Florenz gab ihm den
Namen Vater des Vaterlandes und er verdiente denselben. Sein Sohn
Peter behauptete, obwohl minder klug und großmüthig als Kosimo, seine
Stellung (1464 —1469), aber gegen dessen beide Söhne Lorenzo und
Zulian verschworen sich die Pazzi in Florenz, wobei mehrere Herren in
Italien die Hände im Spiel hatten. Beide sollten 1478 in der Kirche
während des Gottesdienstes ermordet werden; dies Schicksal traf aber
nur den Julian, Lorenzo konnte sich retten und herrschte bis zu seinem
Tode (8. April 1492). Er hat den Beinamen der Prächtige (Ii ma-
gnifico); er legte das bürgerliche Wesen seines Großvaters bei Seite,
zeigte in jeder Beziehung eine fürstliche Herrlichkeit und setzte einen per-
manenten Rath zur Leitung aller wichtigen Staatsgeschäfte ein. Frei-
gebigkeit und Wohlthätigkeit übte er in einem Umfange, wie sie nur
ein kolossales Vermögen und ungewöhnliche Seelengröße möglich machen;
selbst ein Dichter und Kunstkenner pflegte Lorenzo Kunst und Wissenschaft
mit freigebiger Liebe, unterstützte Künstler und Gelehrte und machte da-
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Extrahierte Personennamen: Kosimo_de_Medici Peter Julian
Das Karolingische Reich.
181
gelangte der Herzog von Spoletum zu einer fast unabhängigen Stel-
lung. Im Kirchenstaate walteten in einzelnen Gebietsteilen Häupter
des Adels und mischten sich selbst in die Papstwahl ein. Die Päpste
waren so von einer Willkühr bedroht, während die Abhülfe, die sie von
dem Kaiser verlangen konnten, die Gefahr einer neuen Willkühr mit
sich brachte. Zugleich war Rom ein Hauptziel saracenischer Angriffe.
Allen diesen Erscheinungen gegenüber vermochte Ludwig Ii. nur wenig
Kraft zu entwickeln, da die einzelnen Gewalthaber, so verschieden auch
ihre Vortheile und ihre dadurch begründeten gegenseitigen Stellungen
waren, das gemeinschaftliche Ziel hatten, die kaiserliche Macht nicht auf-
kommen zu lassen. Die Erstürmung von Barium im Jahre 872 war
die einzige Unternehmung, die ihm gelang. Die Folge von des Kaisers
Schwäche war, daß in Italien die Vasallen eine abgesonderte Stellung ein-
nahmen, durch Immunitäten aus dem Kreise der von dem Kaiser geführten
Negierung heraustraten und selbst zu der pflichkmäßigen Lehenshülfe
wenig Bereitwilligkeit zeigten. Diejenigen von ihnen, welche als Grafen
die eigentlichen Beamten des Kaisers bildeten, lernten so den Bezirk,
über den sich ihre Amtsgewalt erstreckte, mit demjenigen, welchen sie
als Lehen besaßen und für welchen sie meist Immunität hatten, auf
gleiche Weise behandeln. Da so in der allgemeinen Auflösung die
Einzelnen ihre besonderen Zwecke verfolgten, war man überall auf
Selbsthülfe angewiesen. Wer es vermochte, umgab sich mit Mitteln der
Vertheidigung, und es zerfiel das Land in zahllose Gebietstheile, die
besonderen Staaten glichen. Als nun Ludwig Ii. im Jahre 875 zu
Briria gestorben, war zwar, da das Bedürfniß nach Schutz an vielen
Orten gefühlt und selbst für eigennützige Bestrebungen die Unterstützung
durch eine gesetzliche Obermacht gewünscht wurde, die Nothwendigkeit,
ihm einen Nachfolger zu geben, einleuchtend, man verlangte aber nach
einem solchen, der die Auflösung zu hemmen nicht die Macht hätte.
Es bildeten sich zwei Parteien, deren eine auf das westfränkische, die
andere auf das oftfränkische Reich ihre Augen richtete. Es erschien auch
sowohl Karl der Kahle in Italien, als König Ludwig erst Karl den
Dicken, dann Karlmann nach Italien schickte. Karl der Kahle erhielt,
nachdem er von seinen Gegnern den ersten durch den Schein eines An-
griffes auf Deutschland, den zweiten durch einen Waffenstillstand ge-
täuscht hatte, von Papst Johann Viii., der ihm den Vorzug gab, die
Krönung. Karl wahrte das kaiserliche Ansehen in Italien nicht besser
als das königliche in seinem Reiche. Nach seiner Rückkehr vertrat ihn
Herzog Boso, der Gemahl von Kaiser Ludwigs Ii. Tochter Irmengarde,
der im nördlichen Italien nur einen sehr beschränkten Einfluß ausübte.
Nachdem der neue Kaiser im Jahre 876 um Lotharingien gekämpft,
zog im Jahre 877 des Papstes Hülferuf gegen die Saracenen ihn wieder
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Ii Ludwig Ludwig_Ii Ludwig Karl_der_Kahle Karl Ludwig Ludwig Karl Karl Karlmann Karl_der_Kahle Karl Johann_Viii Johann Karl Karl Boso Ludwigs_Ii Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Karolingische_Reich Rom Italien Italien Italien Deutschland Italien Italien Hülferuf
200 Das deutsche Reich bis zum Ende des elften Jahrhunderts.
Ulrich von Augsburg die Verzeihung seines Vaters suchte. Arnulf war
bei einem Ausfälle aus dem von Otto belagerten Regensburg umge-
kommen, und Konrad und Friedrich hatten schon früher Versuche gemacht,
sich mit dem Könige zu vergleichen. Die Sache wurde im Jahre 954
auf einem Reichstage zu Arustadt beendet. Das Herzogthum Schwaben
ging an Burkards gleichnamigen Sohn über, Konrad verlor Lothringen,
und dieses wurde in zwei Herzogthümer, Oberlothringen an der Mosel
und Niederlothringen an der Maas, getheilt, deren beide aus den Grafen
des Landes gewählte Herzoge unter die Aufsicht des Erzbischofs Bruno
kamen. Als aber Heinrich sein Herzogthum, in welchem er als Sachse
immer noch eine Partei gegen sich hatte, mit Gewalt in Besitz nahm,
erschienen die Madscharen wieder. In diesem neuen Kriege jedoch ward
der Strom der von Osten andringenden Völkerwanderung für immer
gehemmt, da die Feinde im Jahre 955 bei Augsburg in einer entschei-
denden Schlacht besiegt wurden, wo Ludolf und Konrad durch Tapferkeit
ihre Schuld bezahlten, Konrad sie auch durch den Tod sühnte. Es folg-
ten bald Zeiten, wo die Madscharen aus ihrem Nomadenzustande in
geordnetes Leben übergingen. Wie die Deutschen, so waren auch die
Böhmen, von denen eine Hülfsschaar bei Augsburg mitgestritten hatte,
von dem furchtbaren Feinde befreit und ihr Reich dehnte sich auf Kosten
der Madscharen über ganz Mahren aus.
9. Noch harrten die Angelegenheiten Italiens ihrer Entscheidung.
Während des Krieges in Deutschland hatte Berengar ohne Rücksicht
auf Otto walten können. Da von seiner Willkühr namentlich auch die
zwischen den Apeninnen und dem adriatischen Meere gelegenen Gebiete
des Kirchenstaates, die man in der Erinnerung an die dereinstige ost-
römische Herrschaft Romania nannte, hart betroffen wurden, ging von
dem Papste eine Aufforderung an Otto um Abhülfe aus. In Rom
war auf Alberich, der von der festen auf der Moles des Hadrian er-
richteten Engelsburg Rom unter dem Namen eines Senators beherrscht
hatte, sein Sohn Octavianus gefolgt. Dieser hatte, um der Herrschaft
desto gewisser zu sein, das in Rom thätige Parteieugetriebe benutzt, um
sich zum Papste wählen zu lassen, und als solcher führte er den Namen
Johann Xii. Wie die päpstliche Würde im Laufe des zehnten Jahr-
hunderts ein Spiel der Ehrsucht und Herrschsucht römischer Adelsfami-
lien war, wurde der päpstliche Stuhl auch mehr als einmal während
dieser Zeit durch Männer von ganz ungeistlichem Charakter und Leben
geschändet. Der schlimmste unter ihnen ist Johann Xii., der jedoch,
ohne es zu wollen, eine günstige Wendung herbeiführt, indem er
zur Erneuerung des Kaiserthums Anlaß gibt. Ludolf, der im Jahre
956 zuerst mit einem deutschen Heere über die Alpen ging, erlag schon
im Jahre 957 dem dortigen Klima, und Berengar hatte wieder freie
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Extrahierte Personennamen: Ulrich_von_Augsburg Arnulf Otto Otto Konrad Konrad Friedrich Friedrich Konrad Konrad Bruno Heinrich Heinrich Ludolf Konrad Konrad Konrad Otto Otto Alberich Johann Johann Johann_Xii Johann Ludolf Berengar
Extrahierte Ortsnamen: Regensburg Lothringen Niederlothringen Augsburg Augsburg Italiens Deutschland Rom Engelsburg_Rom Rom