Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichte des Mittelalters - S. 85

1870 - Mainz : Kunze
85 Heinrich f unter Vorbereitungen zu einem Kriegszug gegen Neapel. Doppelwahl. 5. Ludwigs des Bayern (1314-—1347) und Friedrichs des Schönen von Oesterreich (1314—1330); der erstere war von der luxemburgischen Partei ausgestellt, die keine Aussicht hatte, den unruhigen und abenteuerlichen Johann von Böhmen auf den Thron zu heben, der andere, König Albrechts ältester Sohn, der Candidat der Habsburger; beide 'Fürsten edel und milde, doch keine großen Charaktere, mit einander verwandt und zuvor enge befreundet. Deutschland in zwei Lager getheilt, arge Zerrüttung des Reichs. a. Deutscher Bürgerkrieg 1315 —1325: Besonders Süd- und Westdeutschland der Schauplatz des Kampfes; Fried- rich, reicher an Mitteln und durch seinen kriegstüchtigen Bruder, Herzog Leopold, gestützt, anfangs überlegen (doch Niederlage Leo- polds gegen die Schweizer am Morgarten 1315; Erneurung des ewigen Bundes zu Brunnen 1316, von König Ludwig be- stätigt), bis seine Niederlage bei Mühldorf um Inn (Ampfing) 1322 ihn um Krone und Freiheit bringt. — Fortdauer des 132s Kampfes der meist glücklichen Habsburger (unter dem mit Frank- reich verbündeten Leopold gegen König Ludwig; Entlassung Fried- richs aus der Haft gegen Verzichtleistung auf den Thron und gegen das Versprechen, seine Brüder zum Frieden zu bewegen. Freiwillige Rückkehr Friedrichs nach der Trausnitz, da die Be- dingungen sich als unerfüllbar erweisen. Gemeinsame Reichs- regierung beider Könige im Transnitzer Vertrag 1325. — 183ft Doch Friedrich, nach seines Bruders Leopold baldigem Tod ohne Stütze, bleibt ohne Ansehen und Bedeutung. Keiner der beiden Könige ist je nach Norddeutschland gekommen, überhaupt war ihre Autorität gering. Friedrichs Tod 1330. b. König und Pabst: Mit dem Pabst Johann Xxii ge- riet!) Ludwig in Streit, als er die antipäbstliche Ghibellinenpartei in Italien unterstützt 1323. Bannstuch und Interdikt einer-, 1333 Absetzung und Verurtheilung des Pabstes bald andrerseits. Die , ^L^^Minoriten aus Seite des König gegen den Pabst. — Ludwigs ^ Römerzug (1327 — 1330) und Kaiserkrönung (1328) ohne den Pabst, der vergebens das mit sich selbst und mit England be- schäftigte Frankreich um Beistand angeht. — Ludwig der letzte deutsche König, dessen Regierung durch den Kampf der beiden Gewalten in Reich und Kirche erschüttert wurde.

2. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 287

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 104. Die fränkischen Hausmeier. 287 Namen Martell, der Hammer, bekam. Zwar behielten die Araber noch einige Städte im südlichen Frankreich, aber Pipin nahm ihnen in der Folge auch diese ab und trieb sie über die Pyrenäen zurück. Die Kraft der fränkischen Hansmeier hat die Segnungen des Christentums und der Civilisation vor dem Islam gerettet. Anmerkungen. 1. Austrasien oder Ostland bestand ans den Landschaften Auvergne, Lothringen, Belgien und den fränkischen Besitzungen ans dem rechten Rheinufer. Die Hauptstadt war Metz. Die anstrasischen Völker bewahrten ihre Stammeseigentümlichkeiten und bildeten viele Jahrhunderte Bestandteile des Deutschen Reiches. Nenstrasien (Neustrien) oder das Westfrankenland bildete die eigentlichen französischen Provinzen. Die Hauptstädte waren Paris, Soissons, Orleans und Tours. 2. Der Majordomus war eigentlich bloß der Verwalter der königlichen Einkünfte. Begreiflich wurde aber zu diesem wichtigen Amte nnr einer der vornehmsten Franken genommen. Da der Dienstadel aus jenen Einkünften bezahlt wurde, so stand der Hausmeier an der Spitze desselben. Bis auf Pipin von Landen (613—639) hatte jedes Land seinen eigenen Hausmeier. Pipin von Heristal (einer Burg bei Lüttich) zwang durch den Sieg bei Tetri (687) im Departement Aisne den König Dietrich Iii., daß er ihn als beständigen Majordom und als Herzog und Vordersten (princeps) der Franken anerkannte. Der Widerstand der deutschen Fürsten und Grafen rührt hauptsächlich von dem Widerwillen her, mit dem sie die fränkische Heeresfolge leisteten. Bei der Ausdehnung des fränkischen Reiches war es unmöglich, anch nur einmal im Jahr eine Versammlung aller Freien unter offenem Himmel zu halten, und es erschienen zu diesen Beratungen, die zuerst im Monat März, unter den Hausmeiern aber im Mai gehalten wurden (Märzfeld, Maifeld), nur noch die Fürsten, Lehensleute, Hofbeamte, Bischöfe und Abte. Ein solches Maifeld war die Versammlung zu Soissons, welche Childerich Iii. absetzte. Die Könige gaben als solche schon lange kein anderes Lebenszeichen mehr, als daß sie auf dem Maifelde erschienen. 3. Der gegenwärtige Kirchenstaat besteht eigentlich ans drei Hauptbestandteilen: ans dem Patrimoninm Petri (Eigentum des heiligen Petrus), d. i. aus Besitzungen, welche die Päpste durch ganz Italien zerstreut besaßen und die sie in den Stand setzten, die Wohlthäter von Rom und der Umgegend zu sein, das von den byzantinischen Kaisern ganz sich selbst überlassen war. Dadurch wurden sie thatsächlich die Herren von Rom; denn niemand war da, der im Herzogtum Rom (Ducatus Romanus) eine Gewalt auszuüben vermochte. Als aber die Longobarden auch das Exarchat den Kaisern abnahmen, da sahen die Päpste ein, daß ihre Macht zum Widerstande nicht hinreichte, und mußten sich notgedrungen um Hilfe umsehen. Wenn nun Karl Martell und Pipin das Erarchat wieder von den Longobarden befreiten, so nahmen sie ja den Longobarden nur das, woraus dieselben kein Recht hatten, und wenn sie diese Landschaft dem Papste schenkten, so befestigten sie seine Macht nur zum großen Nutzen der Römer und Italiener selbst und verbanden Stammesgenossen zu einem politischen

3. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 305

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 111. Die Ottone. Heinrich Ii. der Heilige. 305 Anmerkungen.. 1. Memleben, Dorf im preußischen Regierungsbezirk Merseburg. Basautello, h. Sqnillace, eine Stadt in Unteritalien. 2. Otto I. war nicht bloß ein kräftiger König, sondern auch ein frommer und gebildeter Mann, der vier Sprachen redete: deutsch, lateinisch , romanisch und slavisch. Besonders großmütig zeigte er sich gegen feilten Bruder Heinrich, der die königliche Würde beanspruchte. Zur Zeit, als Otto geboren wurde, war Heinrich nämlich noch nicht Kaiser, sondern nur Herzog. Heinrich der Sohn aber wurde nicht dem Herzog, sondern dem Kaiser geboren (912). Viermal zettelte Heinrich Verschwörungen gegeu den Kaiser an und viermal verzieh ihm Otto und gab ihm seine Länder wieder. Aber wie seine Großmnt, konnte er auch feine Kraft zeigen und schonte dann niemanden, wie er denn selbst die Ritter des Frankenherzogs, die seine Botmäßigkeit nicht anerkennen wollten, Hunde tragen ließ, was damals der größte Schimpf bei den Deutschen war. 3. Otto I. ließ sich mit großer Pracht zu Aachen krönen, während die deutschen Könige bisher sich mit der Salbung begnügt hatten. Bei dieser Krönung erscheinen zum erstenmale die Erzämter, da Giselbert von Lothringen das Amt eines Kämmerers, Eberhard von Franken das Amt des Truchseß (Trug 's Eß), Hermann von Schwaben das Amt des Mundschenken und Arnulf von Bayern das Amt des Marschalks verwaltete. Auch zum Könige der Lombarden ließ sich Otto in Pavia krönen. Er nahm zuerst den Titel: „Geheiligte Majestät" an. Von ihm wurden die Bistümer Brandenburg, Havelberg, Meißen, Oldenburg, Zeiz, Merseburg gestiftet und, um diesen Bistümern einen Mittelpunkt zu geben, das Erzbistum Magdeburg gegründet. 4. So anhänglich auch Otto I. an die Kirche war, so hat er doch — wenn auch gegen feinen Willen — Veranlassung zu späteren Streitigkeiten zwischen Kirche und Kaiser gegeben. In Rom wühlten nämlich seit den ältesten Zeiten immer politische Parteien, namentlich waren die römischen Adeligen unter sich beständig uneins und wollten ihren Einfluß auf die Besetzung des päpstlichen Stuhles geltend machen. Während die Päpste auf der Seite der Kaiser standen, waren die Römer selbst — wie alle Italiener — voll Ingrimm gegen die Deutschen, deren Oberhoheit sie nur gezwungen anerkannten. So oft daher die Kaiser Italien den Rücken gewendet, fing die den Deutschen feindlich gesinnte Partei wieder ihre Umtriebe an, daß es nie Ruhe gab, einzelne Päpste sogar in Lebensgefahr kamen und mißhandelt wurden. Das Schlimmste jedoch, was über die Kirche kam, war, daß römische Adelsfamilien soweit gingen, schlechte und lasterhafte junge Verwandte mit Waffengewalt auf den päpstlichen Stuhl zu erheben, um das Besitztum der Kirche an sich ziehen zu können. Ein solcher schlechter Papst war Johann Xii., den sein Vater, der römische Fürst Alberich als Papst einsetzte und mit Gewalt auf dem Heiligen Stuhle hielt. Damit nun so schändliche Greuel, welche schon mehrmals vorgekommen waren, nicht wieder vorkamen, ließ 011oi. die Römer schwören, keinen Papst ohne seine oder seines Sohnes Otto Ii. Zustimmung vom römischen Stuhle Besitz nehmen zu lassen. Begreiflich konnten die Römer nur für sich, ihre jeweilige Person, schwören; der Eid bezog sich ja nur auf die Gegenwart, so lange nämlich Otto I. und Otto Ii. regierten, und durch diesen Eid konnte den Kirchen-

4. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 292

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
292 Die mittlere Zeit. Gemahlin Karlmanns, Liutberga die des Vayernherzogs Thassilo. Karl selbst begehrte die Desiderata; da dieselbe aber krank war , sandte er sie wieder zurück. So fühlten sich D e s i d e r i u s wie Thassilo gekränkt, und zu der alten Stammesfeindschaft kamen die Familienzwiste, welche durch die Flucht der Gerberg a, der Witwe Karlmanns, welche ganz unnötig war, da sie von niemanden bedroht wurde, sich noch vermehrten. Thassilo hatte schon Pipin den Lehenseid geschworen und gebrochen; ebenso schwur er Karl d. Gr. den Lehenseid zu Compiegne, verband sich aber mit den Avaren gegen ihn. Er wurde deshalb zum Tode verurteilt, jedoch zur Buße in einem Kloster begnadigt. 2. Im Jahre 750 waren in Damaskus die Omaijaden sämtlich niedergehauen worden, und es gelangte der Begründer der Dynastie der Abbassiden, Ab ul Abbas Abdallah, zum Kalifat. Nur einer von den Omaijaden, der Knabe Abderrhaman, entkam nach Spanien. Spanien war seither von Statthaltern der Kalifen regiert worden, bis die Araber endlich einen Emir wählten, um sich von Damaskus unabhängig zu machen. Jnfsuf, so hieß der Emir, kam im Kampfe gegen Abderrhaman um. Die Abbassiden schickten ein Heer nach Spanien, wurden aber geschlagen. Doch gab es noch eine Partei, die sich dem Abderrhaman nicht unterwerfe» wollte. Hussein, das Haupt dieser Partei, rief die Franken zu Hilfe. 3. Das Heer Karls hatte bei seiner Heimkehr ans Spanien die Pyrenäen schon überstiegen, als die Nachhut im Thale Roncev alles überfallen wurde. Unter den fränkischen Helden, welche hier der Übermacht unterlagen, wird vorzüglich Karls Schwestersohn, der Graf Roland, genannt, dessen Ruhm der Gegenstand verschiedener Sagen und Lieder des Mittelalters ist. Geschichtlich wissen wir nur von ihm, daß er der Befehlshaber einer fränkischen Heeresabteilung war. Die Sage zählt ihn zu den Palatinen Karls (d. h. zu den Vornehmen, welche in Karls Hofstatt (palatium) zu wohnen und den Kaiser zu begleiten pflegten) und jchreibt ihm riesige Kraft und wunderbare Tapferkeit zu. 4. Der rechtmäßig gewählte Papst Leo Iii. wurde von vornehmen Römern, welche den römischen Stuhl mit einem der Ihrigen zu besetzen wünschten, verschiedener Verbrechen angeklagt. Als nun Karl nach Rom kam, versammelte er die höchsten geistlichen Würdenträger und gab ihnen in Gegenwart Leos auf, dessen Ankläger zu hören. Da erhoben sich sämtliche Bischöfe und Ä6ie und erklärten einstimmig, daß sie kein Recht hätten, über den Papst zu Gericht zu sitzen. „Niemand," riefen sie, „darf es wagen, den heiligen Vater anzuklagen. Der apostolische Stuhl ist, wie früher, so jetzt noch der oberste Schiedsrichter und kann von niemanden gerichtet werden " 5. Durch die Ernennung zum römischen Patrizier wurde Karl der Oberbefehl im Kriege und die oberste Gerichtsbarkeit, aber so wenig die Herrschergewalt übertragen, daß Karl, als er das zweite Mal nach Rom kam, die Stadt nicht betrat, ohne vorher die Erlaubnis des Papstes erhalten zu haben. Durch die Übertragung der Kaiserwürde wurde der Kaiser das weltliche Oberhaupt der Christenheit, wie der Papst das geistliche war. Es lag dem vom Stellvertreter Christi ausgerichteten Kaisertums die Idee einer von Gott verliehenen christlichen Weltherrschaft zu Grunde. Dem Papste stand für die Zukunft das Recht der

5. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 306

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
306 Die mittlere Zeit. gesetzen nichts vergeben werden. Demnngeachtet nahmen nachstehende Kaiser hiervon Veranlassung, in die Papstwahl sich einzumischen, obwohl zudem Otto I. selbst eidlich versprochen hatte, daß die Papstwahl frei sein und der Gewählte nur in Gegenwart eines kaiserlichen Kommissärs sich verpflichten sollte, nach Gesetz und Recht zu regieren. 5. Die Reichskleinodien waren: die goldene Krone, das vergoldete Zepter, der goldene Reichsapfel, den Otto I. vom Papste Leo Viii. J6ei der Kaiserkrönung erhielt, das Schwert Karls des Großen, das Schwert des Hl. Moritz, die vergoldeten Sporen und die Dalmatika, die der Kaiser bei der Krönung trug. Wenn der Kaiser persönlich beim Heere war, so wehte ihm die Reichsfahue voran (wie z. B. in den Schlachten Heinrichs I. und Ottos I. wider die Ungarn). Zur Zeit dieser Kaiser war auf derselben der Erzengel Michael abgebildet, unter Friedrich I. ein Adler, unter Otto Iv. ein Adler über einem Drachen schwebend, seit Sigismund der Reichsadler. Auf den „Reichs sturm-fahnen" dagegen, deren es mehrere für die einzelnen Ritterschaften gab, war das Bild des heiligen Ritters Georg. Des Kaisers Schild trug den einfachen schwarzen Adler im goldenen Feld. Die Reichsfahne war ein schwarz-roter Wimpel; die Farben waren senkrecht geteilt, bald schwär; voran, bald rot. § 112. Die sali sch en (fränkischen) Kaiser, konrad Ii. (1024—1039). Heinrich Iii. (1039—1056). 316) Da mit Heinrich dem Heiligen das Geschlecht der sächsischen Kaiser erlosch, so vereinigten die acht Herzoge Deutschlands mit den geistlichen Würdenträgern sich zur freien Wahl und erkoren angesichts des versammelten Heeres auf einer Rheininsel bei Oppenheim den Herzog Konrad von Franken zum deutscheu Könige. Der neue Herrscher fing sein Amt damit an, daß er durch das deutsche Reich ritt, um sich Kenntnis von dessen Zuständen zu verschaffen und vorkommenden Klagen abznhelfen. Um vielem Unfrieden ein Ende zu machen, erklärte er, daß die Nachkommen der Vasallen für ewige Zeiten lehensberechtigt sein sollten. Unter ihm fiel Burgund an das Deutsche Reich, doch mußte er gegen den Herzog Ernst von Schwaben und gegen Odo von Champagne, die ebenfalls Anspruch auf Burgund erhoben, Kriege führen, deren Schauplatz die deutsche Schweiz war. Ans seinem Römerzuge lernte er Kan nt den Großen kennen, der gerade als Pilgrim zu Rom war. Beide verständigten sich und Konrad gab Schleswig an Kaimt, doch nur als Reichslehen. Dagegen hatte er schwere Kämpfe mit den Slaven zu bestehen, die in Deutschland eingebrochen waren. Konrad starb zu 1039. Utrecht 1039 und wurde im Dome zu Speier begraben, dessen lose. 33au er neun Jahre vor seinem Tode begonnen hatte. 317) Heinrich Iii. oder der Schwarze kämpfte glücklich

6. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 86

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
86 Das heilige römische Reich deutscher Nation. tapfer aber unglücklich fort und das großmährische Reich wurde zertrüm- mert. Einzelnes kam an Polen, in Pannonien setzten sich die Ungarn fest, Böhmen aber wurde wieder unabhängig (Herzog Borziwoi, dessen Ge- mahlin Ludmilla und 16 böhmische Große lassen sich taufen; Wenzel I., der Heilige, ermordet 936; Stiftung des Bisthums Prag 973). Nach Swatopluks Demüthigung zog Arnulf (994) zum erstenmal nach Italien, das gleich Frankreich und Deutschland von innern und äußern Feinden zu leiden hatte. Ueber den päpstlichen Stuhl kam in Folge davon eine seiner unglücklichsten Perioden; Nikolaus I. (858—867) hatte durch seine großen Eigenschaften als Priester und Staatsmann das päpstliche Ansehen mächtig gehoben, sein Nachfolger Adrian Ii. (867—872) dasselbe behauptet, aber Johann Viii. wurde von römischen Partei- häuptern, von italienischen Großen, namentlich von dem Markgrafen Adalbert von Tuscien und dem Herzog Lambert von Spoleto bedrängt; überdies wurden ihm die Araber so gefährlich, daß er ihnen einen jähr- lichen Tribut von 25,000 Pfund Silbers bezahlen mußte. Er suchte bei den französischen Karolingern Hilfe und krönte deßwegen Karl den Kahlen, fand aber keine und überwarf sich mit den deutschen Karo- lingern. Er mußte 882 vor seinen Feinden in Rom flüchten und wurde ermordet; sein zweiter Nachfolger Adrian Hi. fand in dem von ihm ge- krönten Karl dem Dicken ebensowenig eine Stütze und starb 885 auf der Flucht, worauf es unter Stephan V. nicht besser zuging. Um die könig- liche Krone Italiens stritten sich der Herzog Guido von Spoleto, der von Karls des Großen Sohn Pipin abstammen wollte, und Markgraf Berengar von Friaul, von mütterlicher Seite ein Karolinger. Nach Karls des Dicken Tod trachtete Guido nach der französischen Krone, aber Odos von Paris Anhang war der stärkere und er kehrte nach Italien zurück, wo 888 sich Berengar I. als König aufgeworfen hatte. Guido trieb letztern in seine friaulischen Burgen zurück, ließ sich von Stephan V. 891 zum Kaiser krönen und 892 mußte Papst Formosus Guidos unmündigen Sohn Lambert als Mitregenten krönen. Berengar hatte Arnulfen um Hilfe angerufen, derselbe schickte zwar eine Streit- macht unter seinem unehelichen Sohne, dem wilden Zwentibold, der aber, Wie es hieß, von Guido mit Geld gewonnen, bald wieder abzog; im Januar 994 erschien endlich Arnulf mit Heeresmacht in Oberitalien, erstürmte Bergamo und ließ sich in Piacenza zum Könige von Italien krönen, kehrte jedoch schon im März zurück, nachdem er viele Leute durch Krankheiten eingebüßt und den Abfall der meisten italienischen Großen erfahren hatte. Das folgende Jahr kam er abermals mit großer Macht und dem festen Entschlüsse Italien zu unterwerfen, wo sich Berengar und Guidos Sohn Lambert gegen ihn verbündet hatten und wo dem Papste Formosus ein Gegenpapst Sergius gegenüberstand.

7. Geschichte des Mittelalters - S. 96

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
96 Das heilige römische Reich deutscher Nation. nach der französischen Krone, aber Odos von Paris Anhang war der stärkere und er kehrte nach Italien zurück, wo 888 sich Berengar I. als König aufgeworfen hatte. Guido trieb letztern in seine friaulischen Burgen zurück, ließ sich von Stephan V. 891 zum Kaiser krönen und 892 durch Papst Formosus auch seinen unmündigen Sohn Lambert als Mitregenten. Berengar hatte Arnulf um Hilfe angerufen, derselbe schickte auch eine Streitmacht unter seinem Sohne, dem wilden Zwentibold, der aber, wie es hieß, von Guido mit Geld gewonnen, bald wieder abzog; im Januar 994 erschien endlich Arnulf mit Heeresmacht in Oberitalien, er- stürmte Bergamo und ließ sich in Piacenza zum Könige von Italien krönen, kehrte jedoch schon im März zurück, nachdem er viele Leute durch Krankheiten eingebüßt und den Abfall der meisten italienischen Großen erfahren hatte. Das folgende Jahr kam er abermals mit großer Macht und dem festen Entschlüsse Italien zu unterwerfen, wo sich Berengar und Guidos Sohn Lambert gegen ihn verbündet hatten und wo dem Papste Formosus ein Gegenpapst Sergius gegenüberstand. Arnulf zwang Berengarn zur Unterwerfung und erstürmte Rom, welches von Guidos Wittwe Jngeltrude vertheidigt wurde, empfing die Kaiserkrone, hob aber von einer heftigen Krankheit befallen die Belagerung von Spoleto auf und eilte bald nach Deutschland zurück. Nach seinem Abzüge theilten sich Berengar und Lambert in die Herrschaft Oberitaliens; Formosus Nachfolger, Papst Stephan Vi, wurde durch seine Feinde gefangen und im Gefängniß ermordet (897), seine zwei nächsten Nachfolger theilten in demselben Jahre wahrscheinlich das gleiche Schicksal, Lambert aber wurde 898 im Oktober auf der Jagd ermordet, so daß Bereugar we- nigstens in Ober- und Mittelitalien die Oberhand hatte. Ludwig Iii. das Sind (900—911). Innere Kriege. Verwüstungszüge der Ungarn. Niederlage der Deutschen (907). Arnulf kehrte 896 krank aus Italien zurück, genas nicht wieder und starb am 8. Dezember 899 zu Oettingen. Die Großen des deut- schen Reichs kamen zu Forchheim zusammen und erwählten Arnulfs sieben- jährigen Sohn Ludwig (das Kind) zum Könige, an dessen Statt der Erzbischof Hatto von Mainz, der Bischof Adalbert von Augsburg und der Herzog Otto von Sachsen regierten; Zwentibold, dem sein Vater Arnulf Lothringen als Herzogthum gegeben hatte, fand im August 900 den Tod, als er Ansprüche auf das Königthum machte. Doch damit war der innere Friede nicht hergeftellt, vielmehr bekämpften sich die Großen fortwährend (in Franken namentlich die Geschlechter der Baden-

8. Geschichte des Mittelalters - S. 95

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die ostfränkischen (deutschen) Karolinger. 95 dann oder die Streitbarkeit des gemeinen Volks seit Karl dem Großen gesunken war; sie saßen auf Arnulfs Bitten von den Rossen ab, stürmten das feindliche Lager und hieben die Räuber nieder oder sprengten sie in den Fluß, so daß nur wenige entrannen (im Herbst 891). Arnulf zertrümmert das großmährischc Reich (894). Durch diesen Sieg verschaffte er Deutschland vor den Normannen Ruhe, indem er aber gegen Swatopluk, der Schlesien, Böhmen, Mähren und Pannonien beherrschte, die Ungarn herbeirief, brachte er über Deutsch- land gefährlichere Feinde als die Normannen gewesen. Mit Hilfe der Ungarn zwang er 894 Swatopluk zur Unterwerfung; dessen Söhne setzten nach seinem Tode den Kampf zwar tapfer aber unglücklich fort und das großmährische Reich wurde zertrümmert. Einzelnes kam an Polen, in Pannonien setzten sich die Ungarn fest, Böhmen aber wurde wieder unabhängig (Herzog Borziwoi, dessen Gemahlin Ludmilla und 16 böhmische Große lassen sich taufen; Wenzel I. der Heilige, ermordet 936; Stiftung des Bisthums Prag 973). Die Anarchie in Italien und Rom. Arnulf 894 und 895. Nach Swatopluks Demüthigung zog Arnulf (994) zum erstenmal nach Italien, das gleich Frankreich und Deutschland von inner» und äußern Feinden zu leiden hatte. Ueber den päpstlichen Stuhl kam in Folge davon eine seiner unglücklichsten Perioden; Nikolaus I. (858—867) hatte durch seine großen Eigenschaften als Priester und Staatsmann das päpstliche Ansehen mächtig gehoben, denn er stellte die Kirchenzucht wieder her, verschaffte den Kirchengesetzen bei geistlichen und weltlichen Herren Gehorsam und leitete die Bekehrung der Bulgaren; sein Nach- folger Adrian Ii. (867—872) war seiner würdig, aber Johann Viii. wurde von römischen Parteihäuptern, von italienischen Großen, nament- lich von dem Markgrafen Adalbert von Tuskien und dem Herzog Lam- bert von Spoleto bedrängt; überdies wurden ihm die Araber so gefähr- lich, daß er ihnen einen jährlichen Tribut von 25,000 Pfund Silbers bezahlen mußte. Er suchte bei den französischen Karolingern Hilfe und krönte deßwegen Karl den Kahlen, fand aber keine und überwarf sich mit den deutschen Karolingern. Er mußte 882 vor seinen Feinden in Rom flüchten und wurde ermordet; sein zweiter Nachfolger Adrian Iii. fand in dem von ihm gekrönten Karl dem Dicken ebenso wenig eine Stütze und starb 885 auf der Flucht, worauf es unter Stephan V. nicht besser wurde. Um die königliche Krone Italiens stritten sich der Herzog Guido von Spoleto, der von Karls des Großen Sohn Pipin abstammen wollte, und Markgraf Berengar von Friaul, von mütterlicher Seite ein Karolinger. Nach Karls des Dicken Tod trachtete Guido

9. Hülfsbuch für den ersten Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 77

1877 - Mainz : Kunze
77 da sich oft zwischen den Kaiser und die Reichsglieder die ppst-liche Macht stellte. Wir sind an einem Punkte angekommen, wo die niederen Gewalten gesiegt haben, wo die Auflsung des Reichs in vollem Gange ist. Die alten Volksherzogthmer und Gaugrafschaften haben sich aufgelst; in den Trmmern derselben haben sich selbstndige Frstentmer, Grafschaften, Herrschaften, geistliche Stifter, Städte mit eigener Verwaltung gebildet; es gab der hundert weltliche und ebenso viele geistliche Territorien, dazu der fnfzig Reichsstdte. Die beiden Könige, welche nach Wilhelms von Holland Tode mit Hlfe unverschmter, scandalser Bestechung gewhlt wurden, Richard von Cornwallis, des Knigs von England Bruder (gewhlt 1257 f 1272) und Alfons von Castilien (gewhlt 1258), waren fast ganz ohne Macht; der erste war nur drei Mal und zwar auf kurze Zeit, der zweite nie in Deutschland; dies war angefllt mit Fehde und Ver-wirrung. Man nennt die Zeit von 12561273, wo Deutschland so zu sagen ohne Oberhaupt war, Interregnum oder Zwischenreich. R e p e t i t i o n. 843876 Ludwig der Deutsche. 870 Vertrag zu Mersen. 876887 Karl der Dicke. Einflle der Normannen. 887 reit sich Niederburgund, 888 Hochburgund vom Reiche los. 887899 Arnulf von Krnthen. 891 sein Sieg bei Lwen. 899911 Ludwig das Kind. 911918 Konrad I. von Franken. Lothringen fllt ab. 9191024 die schsischen Kaiser. 919 936 Heinrich I. Wiederhersteller des Reiches. 928 wird Brenn ab urg erobert. 933 Sieg Heinrichs der die Ungarn. 936 973 Otto I.

10. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 181

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
Das Karolingische Reich. 181 gelangte der Herzog von Spoletum zu einer fast unabhängigen Stel- lung. Im Kirchenstaate walteten in einzelnen Gebietsteilen Häupter des Adels und mischten sich selbst in die Papstwahl ein. Die Päpste waren so von einer Willkühr bedroht, während die Abhülfe, die sie von dem Kaiser verlangen konnten, die Gefahr einer neuen Willkühr mit sich brachte. Zugleich war Rom ein Hauptziel saracenischer Angriffe. Allen diesen Erscheinungen gegenüber vermochte Ludwig Ii. nur wenig Kraft zu entwickeln, da die einzelnen Gewalthaber, so verschieden auch ihre Vortheile und ihre dadurch begründeten gegenseitigen Stellungen waren, das gemeinschaftliche Ziel hatten, die kaiserliche Macht nicht auf- kommen zu lassen. Die Erstürmung von Barium im Jahre 872 war die einzige Unternehmung, die ihm gelang. Die Folge von des Kaisers Schwäche war, daß in Italien die Vasallen eine abgesonderte Stellung ein- nahmen, durch Immunitäten aus dem Kreise der von dem Kaiser geführten Negierung heraustraten und selbst zu der pflichkmäßigen Lehenshülfe wenig Bereitwilligkeit zeigten. Diejenigen von ihnen, welche als Grafen die eigentlichen Beamten des Kaisers bildeten, lernten so den Bezirk, über den sich ihre Amtsgewalt erstreckte, mit demjenigen, welchen sie als Lehen besaßen und für welchen sie meist Immunität hatten, auf gleiche Weise behandeln. Da so in der allgemeinen Auflösung die Einzelnen ihre besonderen Zwecke verfolgten, war man überall auf Selbsthülfe angewiesen. Wer es vermochte, umgab sich mit Mitteln der Vertheidigung, und es zerfiel das Land in zahllose Gebietstheile, die besonderen Staaten glichen. Als nun Ludwig Ii. im Jahre 875 zu Briria gestorben, war zwar, da das Bedürfniß nach Schutz an vielen Orten gefühlt und selbst für eigennützige Bestrebungen die Unterstützung durch eine gesetzliche Obermacht gewünscht wurde, die Nothwendigkeit, ihm einen Nachfolger zu geben, einleuchtend, man verlangte aber nach einem solchen, der die Auflösung zu hemmen nicht die Macht hätte. Es bildeten sich zwei Parteien, deren eine auf das westfränkische, die andere auf das oftfränkische Reich ihre Augen richtete. Es erschien auch sowohl Karl der Kahle in Italien, als König Ludwig erst Karl den Dicken, dann Karlmann nach Italien schickte. Karl der Kahle erhielt, nachdem er von seinen Gegnern den ersten durch den Schein eines An- griffes auf Deutschland, den zweiten durch einen Waffenstillstand ge- täuscht hatte, von Papst Johann Viii., der ihm den Vorzug gab, die Krönung. Karl wahrte das kaiserliche Ansehen in Italien nicht besser als das königliche in seinem Reiche. Nach seiner Rückkehr vertrat ihn Herzog Boso, der Gemahl von Kaiser Ludwigs Ii. Tochter Irmengarde, der im nördlichen Italien nur einen sehr beschränkten Einfluß ausübte. Nachdem der neue Kaiser im Jahre 876 um Lotharingien gekämpft, zog im Jahre 877 des Papstes Hülferuf gegen die Saracenen ihn wieder
   bis 10 von 12 weiter»  »»
12 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 12 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 1
3 0
4 4
5 0
6 1
7 0
8 0
9 1
10 4
11 1
12 1
13 0
14 0
15 1
16 0
17 4
18 0
19 0
20 0
21 0
22 4
23 0
24 2
25 1
26 5
27 0
28 0
29 7
30 0
31 2
32 1
33 0
34 2
35 1
36 0
37 1
38 0
39 1
40 6
41 1
42 17
43 0
44 0
45 2
46 12
47 0
48 0
49 5

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 10
2 0
3 9
4 0
5 4
6 0
7 15
8 0
9 24
10 1
11 0
12 0
13 0
14 0
15 1
16 12
17 49
18 2
19 1
20 8
21 0
22 0
23 14
24 1
25 2
26 1
27 0
28 2
29 0
30 0
31 0
32 0
33 3
34 5
35 1
36 2
37 10
38 0
39 3
40 0
41 9
42 2
43 17
44 1
45 10
46 0
47 0
48 1
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 2
55 0
56 12
57 1
58 8
59 1
60 0
61 2
62 0
63 1
64 0
65 19
66 0
67 7
68 21
69 2
70 0
71 5
72 5
73 5
74 0
75 1
76 0
77 4
78 2
79 0
80 15
81 0
82 3
83 182
84 0
85 3
86 0
87 2
88 5
89 10
90 0
91 0
92 30
93 3
94 8
95 7
96 16
97 1
98 30
99 17

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 1
3 0
4 9
5 8
6 0
7 2
8 1
9 0
10 5
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 38
17 0
18 14
19 12
20 0
21 0
22 0
23 0
24 4
25 0
26 21
27 1
28 0
29 1
30 0
31 1
32 0
33 20
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 4
40 1
41 1
42 2
43 0
44 0
45 0
46 1
47 0
48 4
49 0
50 3
51 3
52 0
53 3
54 5
55 2
56 0
57 1
58 2
59 34
60 0
61 0
62 12
63 0
64 41
65 0
66 0
67 0
68 8
69 0
70 1
71 4
72 19
73 0
74 0
75 7
76 0
77 75
78 0
79 3
80 40
81 23
82 1
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 2
89 0
90 0
91 4
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 56
98 0
99 1
100 21
101 0
102 3
103 1
104 0
105 1
106 0
107 0
108 0
109 0
110 0
111 0
112 0
113 0
114 0
115 0
116 3
117 2
118 12
119 0
120 0
121 0
122 0
123 0
124 4
125 0
126 1
127 5
128 4
129 1
130 0
131 9
132 59
133 0
134 1
135 0
136 5
137 0
138 0
139 0
140 3
141 0
142 0
143 3
144 2
145 3
146 0
147 0
148 7
149 0
150 0
151 4
152 6
153 0
154 0
155 0
156 1
157 7
158 74
159 1
160 2
161 0
162 0
163 1
164 0
165 0
166 3
167 0
168 0
169 1
170 0
171 143
172 0
173 5
174 0
175 3
176 1
177 24
178 0
179 3
180 0
181 0
182 18
183 12
184 0
185 0
186 0
187 0
188 0
189 0
190 0
191 29
192 2
193 0
194 1
195 0
196 1
197 15
198 0
199 1