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Vierte Periode des Mittelalters.
Nachfolge, und Pizarro wußte die Gelegenheit zu benutzen, um Peru zu gewinnen. Er warf sich als Schiedsrichter dieser Thronstreitigkeiten auf, nahm bei einer Unterredung den Inka Atahualpa gefangen und ließ ihn als Verächter der heiligen Schrift hinrichten. Eine unermeßliche Beute ward in Peru gefunden; auf den Reiter kamen über
10.000 Thlr., auf den Fußgänger die Hälfte, auf einen Hauptmann
30.000 Thlr. Almagro holte inzwischen Verstärkungen, da Pizarros Willkür und Grausamkeit die unglücklichen Landesbewohner zur äußersten Notwehr trieb. Allein bald entzweite er selbst sich mit Pizarro und bekriegte denselben mit entschiedenem Glücke. Sobald sich aber Pizarro wieder erholt hatte, besiegte er seinen Gegner (1538), nahm ihn gefangen und ließ ihn hinrichten. Diese That rächte später der junge Almagro und ermordete den Franz Pizarro. Der neu ernannte Statthalter Vaca de Castro nahm aber 1542 den widerstrebenden Almagro gefangen und ließ ihn enthaupten. Jetzt entstanden in Peru, Chile, Quito allmählich Niederlassungen, welche dem spanischen Mutterlande Jahrhunderte lang eine unerschöpfliche Goldgrube waren.
Die Entdeckung Amerikas ist für Europa von den wichtigsten Folgen gewesen. Unermeßliche Schätze wanderten aus der neuen Welt nach der alten. Durch die neuen Colonien wurde der bisherige Landhandel in einen Seehandel verwandelt und dessen Hauptthätigkeit vom Mittelmeer weg nach der europäischen Westküste verlegt. Viele amerikanische Produkte, welche wir jetzt ungern vermissen würden, z. B. Kartoffeln, Tabak, Mais, Chinarinde, Cochenille, Chokolade 2c. wurden heimisch in Europa und andere (Zucker und Kaffee) aus Ostindien nach Amerika verpflanzt, welches jetzt unfern Bedarf allein zu liefern vermag. Spanien, Portugal, England und Holland waren es vorzugsweise, welche in der neuen Welt Colonien anlegten und dadurch Veranlassung gaben, daß seitdem Millionen die Bahn nach Westen einschlugen und sich dort ansiedelten.
§. 40. ilitfßtalmirfiß iiniitfitiiugeii iintt Zujiäiule.
Das Mönchswesen und das Rittertum sind Erscheinungen, welche dem Mittelalter eigentümlich sind und schon oben ausführliche Schilderung gefunden haben. Wir müssen hier noch einige beifügen und näher betrachten:
Das Ge- 1) Das Gerichtswesen. Es war anfangs durch Gebrauch und
richtswesen Herkommen bestimmt, bis allmählich geschriebene Satzungen eingeführt “Hjter“1 wurden. Diese enthielten nur Verbote und Strafen. Jedes Vergehen, selbst der Mord, konnte in frühester Zeit durch Geld gesühnt werden.
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Extrahierte Personennamen: Inka_Atahualpa Almagro Pizarros_Willkür Pizarro Pizarro Franz_Pizarro Franz Vaca_de_Castro
Extrahierte Ortsnamen: Peru Peru Chile Quito Amerikas Europa Europa Ostindien Amerika Spanien Portugal England Holland
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Vierte Periode des Mittelalters.
Da« Ge-
richtswesen
im Mittel-
10.000 Thlr., auf den Fußgänger die Hälfte, auf einen" Hauptmann
30.000 Thlr. Almagro holte inzwischen Verstärkungen, da Pizarros
Willkür und Grausamkeit die unglücklichen Landesbewohner zur äußersten
Nothwehr trieb. Allein bald entzweite er selbst sich mit Pizarro und
bekriegte denselben mit entschiedenem Glücke. Sobald sich aber Pizarro
wieder erholt hatte, besiegte er seinen Gegner (1538), nahm ihn ge-
fangen und ließ ihn hinrichten. Diese That rächte später der junge
Almagro und erniordete den Franz Pizarro. Der neu ernannte Statt-
halter Vaca de Castro nahm aber 1542 den widerstrebenden Almagro
gefangen und ließ ihn enthaupten. Jetzt entstanden in Peru, Chile,
Quito allmählich Niederlassungen, welche dem spanischen Mutterlande
Jahrhunderte laug eine unerschöpfliche Goldgrube waren.
Die Eickdeckung Amerikas ist für Europa von den wichtigsten
Folgen gewesen. Unermeßliche Schätze wanderten aus der neuen Welt
nach der alten. Durch die neuen Colonien wurde der bisherige Land-
handel in einen Seehandel verwandelt und dessen Hauptthätigkeit vom
Mittelmeer weg nach der europäischen Westküste verlegt. Viele ameri-
kanische Produkte, welche wir jetzt ungern vermissen würden, z. B.
Kartoffeln, Tabak, Mais, Chinarinde, Cochenille, Chokolade rc. wurden
heimisch in Europa und andere (Zucker und Kaffee) aus Ostindien
nach Amerika verpflanzt, welches jetzt unsern Bedarf allein zu liefern
vermag. Spanien, Portugal, England und Holland waren es vor-
zugsweise, welche in der neuen Welt Colonien anlegten und dadurch
Veranlassung gaben, daß seitdem Millionen in die neue Welt über-
siedelten.
§. 40. Mittelalterliche Einrichtungen und Zustände.
Das Mönchwesen und das Ritterthum siud Erscheinungen, welche dem
Mittelalter eigenthümlich siud und schon oben ausführliche Schilderung
gefunden haben. Wir müssen hier noch einige beifügen und näher be-
trachten :
1) Das Gerichtswesen. Es war anfangs durch Gebrauch und
Herkommen bestimmt, bis allmählich geschriebene Satzungen eingeführt
wurden. Diese enthielten nur Verbote und Strafen. Jedes Vergehen,
selbst der Mord, konnte in frühester Zeit durch Geld gesühnt werden.
Bei den Sachsen stand auf Pferdediebstahl der Tod. Bei den Ale-
mannen bestrafte man den Mord einer Frau doppelt so hart, als den
eines Mannes. Bei den Friesen wurde ein Tempelräuber mit abge-
schnittenen Ohren zur Ebbezeit an den Meeresstrand gelegt, damit ihn
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Extrahierte Personennamen: Almagro Pizarros
Willkür Pizarro Pizarro Franz_Pizarro Franz Castro
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Das byzantinische Reich.
113
bestürmt. Allen diesen Feinden widerstand das byzantinische Reich in
wechselvollem Kampfe zwar nicht ohne Verlust, jedoch blieb es immer
eine Großmacht und behauptete seinen Posten als Schildhalter an den
Thoren Europas und Asiens.
Der griechische Kaiser gebot aber auch über die ganze Kraft seines
Reichs und war dabei nicht von dem guten Willen der großen Lehen-
träger abhängig, wie die meisten abendländischen Herrscher; das Reich
besaß eine geregelte Finanzverwaltung, einen Staatsschatz, daher verfügte
der Kaiser über regelmäßige Reichseinkünfte und konnte Heere und
Flotten ausrüsten und unterhalten. Die Mannschaft wurde zum größten
Theile aus Barbaren geworben, namentlich aus Slaven, welche sich im
Reiche niedergelassen hatten; die Befehlshaber waren dagegen meistens
Griechen, welche oft genug bewiesen, daß die ererbte römische Kriegs-
kunst noch von keinem andern Volke erreicht war. Die Vertheidigung
des Reiches und Konstantinopels wurde besonders durch die Lage am
Meere erleichtert, und tüchtige Kaiser richteten deßwegen auch ihr Haupt-
augenmerk auf die Seemacht, indem sie mit Recht glaubten, Konstanti-
nopel könne nicht fallen, so lange es das Meer frei habe. Diese Haupt-
festung war damals zugleich der erste Handelsplatz der Welt; sie ver-
mittelte den Verkehr zwischen Europa und Asien, und stand mit dem
russischen Nowgorod so gut in Verbindung als mit Italien, Frankreich
und Deutschland. Auch der alte Gewerbsfleiß hatte sich in den Städten
erhalten und selbst die Barbaren fanden bald die griechischen Fabrikate
so unentbehrlich, als heut zu Tage die vielnamigen Indianer in Amerika
und Neger in Afrika die englischen. Handel und Industrie waren deß-
wegen die Quellen, welche dem Staatsschätze die besten Zuflüsse gaben.
Die bilderstürmenden Kaiser (717—842).
Dem Kaiser Heraklius folgten einige unbedeutende Kaiser, bis 717
Leo Iii., der Jsaurier, ein tüchtiger Feldherr, sich des Thrones bemäch-
tigte. Dieser schlug die Araber zurück, die Konstantinopel ein ganzes
Jahr belagerten und dabei 100,000 Mann verloren haben sollen, stürzte
aber das Reich durch sein Verbot der Bilderverehrung in Verwirrung.
Dazu sollen den Kaiser politische Rücksichten bewogen haben. Der Koran
verbietet jede bildliche Darstellung nicht nur Gottes und höherer Wesen,
sondern überhaupt alles Lebendigen, daher die Moslemin überall gegen
die Bilder, namentlich religiösen, wütheteu. Zu Leo's Zeit ließ der
Chalife Jezid (723) alle Bilder in den Kirchen der eroberten Provinzen
zerstören, was den griechischen Kaiser auf den Gedanken brachte, den
mohammedanischen Fanatismus als den gefährlichsten Feind dadurch zu
entwaffnen, daß in dem griechischen Reiche selbst alle heiligen Bilder
weggeschafft würden. Dem ersten Befehle (726) folgte bald (730) ein
Bu müller, Mittelalter. o
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Leo_Iii Leo
Extrahierte Ortsnamen: Europas Asiens Konstantinopels Europa Asien Italien Frankreich Deutschland Amerika Afrika Konstantinopel Gottes
360
Europa der dominierende Erdiheil.
legen, daß es eines dreißigjährigen Krieges bedurfte, um den National-
wohlstand zu ruinieren.
Europa der dominierende Erdtheil.
Mit dem Seewege nach Ostindien und der Entdeckung Amerikas
beginnt die Herrschaft Europas über die andern Erdtheile. Europa ver-
mittelte seitdem den Verkehr des ganzen Menschengeschlechtes (erst in
unseren Tagen tritt Nordamerika mit Macht als Nebenbuhler auf) und
damit beginnt für die Völker Asiens, Amerikas und Afrikas eine neue
Zeit; sie werden Europa genähert und können sich seiner Einwirkung
in ihr innerstes Leben nicht länger mehr entziehen. Portugiesen und
Spanier gründen ungeheure Kolonialreiche; ganze Ströme europäischer
Bevölkerung ergießen sich nach Amerika und legen den Grund zu einer
neuen europäischen Welt, während Ostindien wenigstens tributpflichtig
wird und große Ansiedelungen so fest gegründet werden, daß sie keiner
asiatischen Macht mehr unterliegen können.
Der europäische Handel wird zum Welthandel und Europa zum
reichsten Erdtheile. Denn nun erschließt auch Amerika aus seinem Schooße
eine Masse edler Metalle, welche über den Ocean nach Europa wandern,
daselbst Handel, Gewerbe beleben und eine Lebensweise schaffen, von der
die Vorfahren keine Ahnung besaßen. Von der Masse des über den
Ocean gebrachten edlen Metalls kann man sich einen Begriff machen,
wenn Aler. v. Humboldt angibt, daß das spanische Amerika bis 18l 3
an Silber 5940 Mill. spanische Piaster lieferte, was eine Silberkugel
von 83,7 Fuß Durchmesser gäbe. Nehmen wir an, daß aus dem an-
dern Amerika, Asien und Afrika nur das Doppelte an edlem Metalle nach
Europa gekommen ist, so dürfen wir die ungeheure Summe von 30
Milliarden rechnen, und haben sie jedenfalls noch zu nieder angeschlagen.
Viel Geld erzeugt aber auch viele Bedürfnisse, die sonst unbekannt blei-
den, es setzt darum die mannigfaltigste Gewerbsthätigkeit in Schwung,
der Luxus macht sich mit neuen Bedürfnissen sichtbar und ruft dadurch
neue Thätigkeit in's Leben. Aus den fremden Erdtheilcn kamen die ver-
schiedenen Gewürze massenhaft nach Europa uild fanden Eingang in die
Küche des Bürgers und Bauers; neue Farbestoffe, Holzarten, Arzneien,
Blumen und Kräuter gesellten sich zu den europäischen, und endlich
kamen auch Zucker, Kaffee und Tabak, welche in Verbindung mit den
Gewürzen das physische Leben des Europäers wesentlich veränderten;
die Küche Karls des Großen war einfacher bestellt als jetzt die eines
mittelmäßigen Bürgers oder Bauers. Diese Veränderung trat allmählig,
aber merkbar genug ein; Zucker, Kaffee und Tabak bewirkten schon Un-
glaubliches, eine vollständige Umwälzung brachte aber in späterer Zeit
die Einführung der Kartoffeln und der Baumwolle zu Stande. -
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Extrahierte Personennamen: Karls
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Ostindien Amerikas Europas Europa Nordamerika Asiens Amerikas Afrikas Europa Amerika Ostindien Europa Amerika Europa Amerika Amerika Asien Afrika Europa Europa
Rußland.
441
der Menschenverlust wurde um so mehr empfunden, als die Bevölkerung
des Reichs ohnehin eine dünne ist, und die finanziellen Kräfte waren so
abgespannt, daß sie allein schon den Frieden als das einzige Heilmittel
rathsam machten. Unter Alerander ruhten daher von 1815 bis 1825
die russischen Waffen und die seit Peter I. traditionelle russische Politik
zeigte sich während dieses Decenniums nur dadurch, daß 1824 die Nord-
westküste von Amerika zum großen Aergeruisse der Briten und Nord-
amerikaner förmlich in Besitz genommen wurde; wie das Augenmerk der
russischen Herrscher unverrückt gegen Centralasien schaut, bewies die Ge-
schicklichkeit, mit der im gleichen Jahre 7 kirgisische und kalmückische Hor-
den sich dem chinesischen Reiche entziehen und zu russischen Schützlingen
machen ließen. Für den Ackerbau sorgte der Kaiser, insoweit dies über-
haupt ein Fürst thun kann, in dessen Lande die Mehrzahl der Bauern
Leibeigene sind. Den Ausfuhrhandel mit den Erzeugnissen des Acker-
baues, der Viehzucht, der Jagd, des Fischfangs, des Bergbaues (Hanf,
Lein, Talg, Häute, Pelzwerk, Hausenblase, Kaviar, Holz, Theer, Kupfer),
beförderte er durch weise Gesetze; die Industrie, die den Bedürfnissen
Rußlands bei weitem nicht genügte, versuchte er bereits durch die un-
mittelbare Betheiligung des Staats zu heben, indem er z. B. Wollen-
tuchfabriken auf Regierungskosten anlegte. Erst 1823 jedoch wurde durch
den Finanzminister Kankrin (einen Deutschen aus Hanau) das System
der russischen Handelspolitik in seinen Grundzügen aufgestellt, das jetzt
vollendet dasteht: Ausschließung jedes fremden Fabrikats, dessen Erzeu-
gung in Rußland nur irgendwie möglich ist; Herstellung einer einheimi-
schen Industrie nicht allein durch diese Sperre gegen das Ausland, son-
dern nöthigenfalls dadurch, daß aus den Leibeigenen Arbeiter für die
Fabriken wie Rekruten ausgehoben, gedrillt und eingetheilt werden; Ver-
schließung des alten Handelswegs nach Centralasien über Kolchis und
das kaspische Meer für alle nichtrussischen Maaren. Dadurch strebte Ruß-
land sein ungeheueres Gebiet der Abhängigkeit von fremder Industrie
zu entziehen, wie es auch andererseits als eine eigene Welt dastehen und
dem, was man in dem andern Europa den Zeitgeist zu nennen pflegt,
keine Opfergaben oder Tribute darbringen wollte. Anfangs gehörte Ale-
rander selbst der liberalen Richtung an (das beweisen die finnländische
und polnische Verfassung, die Manifeste im Kriege von 1812—15 re.),
er entzog ihr jedoch bald seine Gunst. Er gründete allerdings 5 Uni-
versitäten, 50 Gymnasien, 100 Kreis- und mehrere tausend Volksschulen,
aber er ließ den öffentlichen Unterricht streng überwachen und führte
eine scharfe Censur ein, Maßregeln, die unter seinem Nachfolger bis zur
äußersten Konsequenz ausgebildet wurden, so daß der Umfang des Wis-
sens jedem Russen der unteren Stände genau zugemessen ist. Religiö-
sen Bewegungen und Differenzen wurde er schon 1816 sehr abhold; in
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Ortsnamen: Amerika Hanau Kolchis Europa
67
wurde zu Mainz ein Reichsfest (ein Abbild der Reichsmacht) mit unendlichem Glnze gefeiert; 40,000 Ritter und unzhlbares Volk waren versammelt; die Wehrhaftmachung seiner beiden Shne Heinrich und Friedrich bildete den Mittelpunkt der Festlichkeiten.
Verstndigung mit den Lombarden 1183. Sechster Rmerzug 11841186. Nachdem der Waffenstillstand mit den lombardischen Stdten abgelaufen, kam es 1183 zum Frieden von Costnitz; Friedrich rumte ihnen unter Wahrung der kaiserlichen Oberhoheit die Wahl ihrer Obrigkeit und die Selbstgewalt im Innern ein. so da sie zu freien Republiken sich erhoben. Als der Kaiser 1184 zum sechsten Mal in Italien erschien, wurde er berall hchst ehrenvoll empfangen. In dem neu erstandenen Mailand wurde 1186 die verhng-nivolle Vermhlung seines Sohnes Heinrich mit Constanze, der Vatersschwester und Erbin des Normannenknigs Wil-Helms Ii. von Neapel und teilten vollzogen.
Friedrich starb im Jahre 1190 auf dem dritten Kreuz zu g e.
Die Kreuzzge
Unter der Regierung Kaiser Heinrich Iv. begann ein Unternehmen, das zwei Jahrhunderte hindurch das sdwestliche Europa in Bewegung setzte. Die Kirche leitete dasselbe und kam zum Vollgefhl ihrer Kraft. Die Kreuzzge sind das Heldenzeitalter des Ritterthums, das, in den Dienst religiser Ideen tretend, gelutert und veredelt wurde; Demuth, Schutz der Armen, Wiwen und Waisen gelobte der Jngling, ehe er den Ritterschlag empfing. Ein groer Theil des Adels ging zu Grunde, ihre Lehen wurden eingezogen, die Macht der Fürsten stieg. Die Kreuzzge erweiterten den Gesichtskreis des Abend-landes, weckten groe Gedanken und frderten Kunst und Wissenschast. Der Handel nahm einen bedeutenden Aufschwung; das Morgenland mit seinen reichen Erzeugnissen ward er-schlssen. Venedig und Genua zogen ganz besonders den Nutzen davon.
5*
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Heinrich_Iv Heinrich Demuth
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Italien Mailand Normannenknigs_Wil-Helms Neapel Europa Genua
Das römisch-deutsche Reich im Zeitalter der Kreuzzüge. 335
vom Niederrhein, erhalten, die seinem südöstlichsten Theile den deutschen
Namen Siebenbürgen gaben. Daß die Auswanderungen, die durch
Zersplitterung des Herzogthums Sachsens entstanden, sich ebenfalls bis
dahin erstreckten, verräth der Name Sachsen, der den siebenbürgischen
Deutschen geblieben ist. Jene Colonisation hatte aber in ihrem Gefolge
die Entwickelung eines deutschen Städtewesens, welches, abgesehen davon,
daß es die oberrichterliche und gesetzgeberische Gewalt des Kaisers nicht
verläugnete, dem lombardischen glich. Durch den weitreichenden Einfluß
lombardischen Handels schon lange in eigentlich deutschen Städten ge-
weckt, hatte es im Norden zuerst die Bande, womit es vom Lehens-
wesen umfangen gehalten war, gelockert und fand in den neudeutschen
Städten eine raschere Entwicklung, die auch auf die Mutterstädte zurück-
wirkte und mit einem mächtigen Aufschwünge des deutschen Handels
in den bezwungenen slavischen Ländern und auf dem von slavischer See-
räuberei gereinigten baltischen Meere in Wechselbeziehung stand. Für
das mächtige Haus der Welfen aber waren ebenfalls große Aussichten,
die in nicht großer Ferne den Kaiserthron und eine auf ausgedehntem
Länderbesitze ruhende Kaisermacht zeigten, nun zerronnen. Heinrich warf
sich im Jahre 1181 zu Erfurt dem siegreichen Kaiser zu Füßen, wie er
diesen in Chiavenna vor sich gesehen hatte, erhielt aber keine Milderung
des gefällten Spruches und ging auf den Rath seines Herrn in eine
dreijährige Verbannung, die er bei König Heinrich Ii. von England, dem
Vater seiner Gemahlin Mathilde, verlebte. Den Ausgangspunkt für
die fernere Geschichte des Geschlechtes bildeten die niedersächfischen Alode,
die Gebiete von Braunschweig und Lüneburg. Der Name des Ge-
schlechtes aber wurde für lange Zeit, namentlich in Italien, zur Bezeich-
nung der den kaiserlichen Bestrebungen entgegentretenden Partei und
dauerte in dieser Bedeutung gleich dem für die Gegner üblichen aus
dem Worte Waiblinger gebildeten Namen Gibellinen auch da noch fort,
als es sich um die von den Hohenstaufen verfochtenen Ansprüche nicht
mehr handeln konnte.
8. Da nun das Ende des mit den Lombarden geschloffenen Waffen-
stillstandes nahte, ward das Bedürfniß eines förmlichen Friedens um so
dringender, als Christian von Mainz bei Behauptung kaiserlicher Rechte
auf Widerstand stieß und unter den Städten nach Beendigung der
gemeinsamen Gefahr Parteiung einriß. Nach einer Vorberathung, welche
des Kaisers Abgeordnete zu Piacenza mit den Lombarden gepflogen,
kam im Jahre 1183 der Friede zu Constanz zu Stande, dem zufolge
die Städte alle nachweislich geübten Regalien behielten, die zweifel-
haften untersuchen ließen oder eine Geldsumme dafür bezahlten, der
Kaiser für Gegenstände rechtlicher Berufung Stellvertreter ernannte, die
übrigen Beamten von den Städten selbst ernennen ließ, von denselben
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich_Ii Heinrich Mathilde Christian_von_Mainz
Extrahierte Ortsnamen: Sachsens Sachsen Chiavenna England Braunschweig Lüneburg Italien Piacenza
Das römisch-deutsche Reich im Zeitalter der Kreuzzüge. 345
Ziele abgelenkt worden und die Eroberung Constantinopels gab dem
Unternehmungsgeiste der Seestaaten eine noch entschiedenere Richtung auf
Handelszwecke. In Syrien, wo nach Amalrichs Ii. und seines Sohnes
Amalrich Iii. Tode (1205 und 1206) Johann von Brienne als Gatte
Jolantha's, der Tochter Jsabellens aus ihrer Ehe mit Konrad von
Montserrat, regierte, stand den Ejubiden gegenüber Alles auf dem Spiele,
wenn nicht bald Hülfe ans dem Westen kam. Die Sehnsucht des christ-
lichen Volkes, diese Hülfe zu leisten, hatte im Jahre 1212 den selt-
samsten Kreuzzug, den Kreuzzug der Kinder, zuwege gebracht, indem man
auf das Flehen der Unschuld ein wunderbares Eingreifen Gottes zu er-
leben hoffte. Tausende von Kindern aus Frankreich und Deutschland
kamen nach Genua und Marseille, und während ein Th eil in Roth um-
kam, kehrte ein anderer Theil nach Hause zurück. Die Beschlüsse des
Concils riefen neue Kreuzpredigten in's Leben und erleichterten durch
mannigfache Bestimmungen die Theilnahme an der heiligen Sache. Die
hauptsächlichste Hoffnung aber ruhte auf dem neuen Kaiser. Dieser
mußte mit ganzer Seele den kaiserlichen Beruf in seiner höchsten Be-
deutung ergreifen und die Staatskunst seines Vaters verlassen, um die
Bestrebungen seines Hauses von dem Ziele eigener Machtfülle wegzu-
lenken und auf den Weg, den sein Großvater erst am Abende seines
Lebens betreten, zurückzuführen.
12. Jene Hoffnungen gingen aber nicht in Erfüllung. Mit reichen
Anlagen ausgestattet und im Besitze wissenschaftlicher Bildung, bemühte
sich Friedrich, die Freiheit zu Verfolgung eigener Zwecke zu gewinnen.
Diese lagen in seinem italischen Reiche, und sowohl Deutschland, als die
allgemeinen Angelegenheiten der Christenheit, hatten darunter zu leiden.
So entwickelte sich ein Kampf zwischen ihm und dem apostolischen Stuhle,
den er Anfangs mit den Waffen der List führte, in dem er aber in der
Folge, da er seine Bestrebungen nicht mehr beschönigen konnte, eine
offen kirchenfeindliche Stellung um so mehr einnahm, als sein Lebens-
wandel ihn mit den Gesetzen der Kirche entzweite. Die Versprechungen
der Ergebenheit und Treue, welche Friedrich noch nach dem Concil
Innocenz gegeben hatte, wiederholte er gegen dessen Nachfolger, den
sanften Honorius Iii. Während derselbe jedoch, um wegen des Kreuz-
zuges allgemeinen Frieden in der Christenheit herzuftellen, die italischen
Seestaaten, so wie die Könige von Frankreich und England, zu versöh-
nen bemüht war, entzog sich seinen Absichten gerade Friedrich, der sich
durch ausdrückliche Erklärungen schon gebunden hatte. Ebenso handelte
er einem Versprechen entgegen, das er in Bezug auf die Trennung
Siciliens von Deutschland gegeben hatte. Er ließ nämlich im Jahre
1220 seinen Sohn Heinrich, statt ihm das italische Königreich abzu-
treten, zum römischen Könige wählen, was ihm dadurch gelang, daß er
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Extrahierte Personennamen: Johann_von_Brienne Johann Jsabellens Konrad_von
Montserrat Konrad Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Innocenz Innocenz Honorius_Iii Honorius Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Syrien Amalrichs Frankreich Deutschland Genua Marseille Roth Deutschland Frankreich England Deutschland
432 Das römisch-deutsche Reich in den beiden nächsten Jahrhunderten
knüpften sich noch Befugnisse genug, die sich für jenen chm näher
liegenden Zweck benutzen ließen. In Italien hatten die Ereignisse
im neapolitanischen Reiche dessen Einfluß auf die Angelegenheiten der
übrigen Staaten abgeschnitten. Im Norden des Landes entwickelte
sich die Macht des Hauses Visconti mit einer solchen Gewalt, daß
selbst andere gibellinische Herrscherfamilien, wie die zur Herrschaft
von Mantua gelangten Gonzaga und die in Reggio an ihre Stelle
getretenen Este, die Macht des Herrschers von Mailand als eine feind-
liche fürchten mußten. Einer fürstlichen Gewalt gingen die gibellinischen
Häupter, vor allen die Visconti, dadurch entgegen, daß das Söldner-
wesen einriß und nicht mehr die Bürger der Städte die Kriege führten.
Denn durch eine besoldete Truppenmacht konnte der Führer von der
Partei, die ihn erhoben hatte, unabhängig werden, und das Besoldungs-
wesen gab ihm Einfluß auf die Geldmittel der Städte, so daß er an die
Spitze der Verwaltung trat, wie die richterliche Gewalt, früher von dem
Podefta geübt, schon an ihn übergegangen war. Die Ausdehnung des
Gebietes wurde sodann ein fernerer Schutz für das Haupt des neuen
Staates, da etwanige Versuche einer einzelnen Stadt, sich der willkühr-
lichen Herrschaft zu entziehen, durch die Kräfte der übrigen unterdrückt
werden konnten. Schon griff die Macht der Visconti über die Lombardei
hinaus. Auf der einen Seite faßten sie in der Romagna festen Fuß
und auf der andern Seite beugte sich das von innerer Parteiung zer-
rissene Genua so vor ihnen, daß es im Jahre 1353 sich förmlich unter-
warf. Auch die Welfen in Tuscien oder Toscana wurden von ihnen
bekämpft. Nur der Markgraf von Montserrat leistete ihnen noch nach-
drücklichen Widerstand. Während so im nördlichen Italien eine neue
große Macht sich bildete, war der Kirchenstaat im Begriff in eine
Menge kleiner Herrschaften sich aufzulösen. In Rom selbst aber, wo man
den zu Avignon wohnenden Gebieter fast vergessen hatte, tauchte ein
abenteuerlicher Versuch auf, die Herrlichkeit des alten weltbeherrschenden
römischen Volkes zu erneuern. Ein kühner und kluger Mann aus nie-
derem Stande, Cola di Rienzi, lieh den träumerischen Erinnerungen an
Roms alte Größe begeisterten Ausdruck und stieg zu solchem Ansehn
empor, daß er im Jahre 1342 als Mitglied einer Gesandtschaft, die Papst
Clemens Vi. zur Rückkehr nach Rom einladen sollte, das Wort führte,
obgleich der große Dichter Petrarca aus Arezzo (geboren im Jahre
1304, gestorben im Jahre 1374) dabei zugegen war. Im Jahre 1347
riß er das Volk zur Herstellung der Republik hin und bewirkte eine
Anzahl von Gesetzen, die auf Beseitigung der eingerissenen Unsicherheit
zielten. Seine Macht stieg so schnell, daß die Häupter des römischen
Adels die Stadt verließen. Gefeiert als Befreier Roms, das er unter
dem Namen eines Tribuns regierte, machte er allen Fürsten, auch dem
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