r
I5í Metzen zu Utrecht, zu Rastadt und Baden.
n.c.t.
1709. Niederlage bei Malplaquet zieht er die Fortsetzung des Kriegs
einem schimpflichen Nachgeben vor.
1711. Plötzliche Ministerial-Veränderung in England:
die Partei der Torys siegt gegen die der Whigs; Marlborough
sinkt in seinem Ansehen. Joseph stirbt, und sein Bruder folgt
als
1711. 13) Karl Vi. ; daher Friedensunterhandlungen zu
1713. Utrecht. Marlborough seiner Würde entsetzt. Frieden
zwischen England und Frankreich, zugleich mit Savoyen,
Portugal, Prcussen und Holland. Der Kaiser beleidigt, setzt
den Krieg allein fort; aber Eugen muß der französischen Ueber-
1714. macht weichen; daher durch ihn und Villar« der Frieden zu
Rasta dt und im Namen des Reichs zu Baden, dem auch
Spanien sich anschließt*).
Gleichzeitig mit dem spanischen Erbfolgekrieg wurde ge-
führt :
b) Der nordische Krieg, von 1700 bis 1721, Frie-
den zu Nystadt.
Karl Xii. folgt, fünfzehn Jahre alt, seinem Vater
Karl Xi. 1697 auf dem schwedischen Throne; bedroht von
den Verbündeten: August Ii., König von Polen, Christian V.
von Dänemark und dessen Nachfolger Friedrich I V., und
Zar Peter I. von Rußland**), schließt er sich an England
»') Der Kaiser erkennt Philipp von Spanien, der auf die fran-
zösische Krone Verzicht leistet, an, und erhalt die spanischen Niederlande,
Neapel, Mailand, Mantua und Sardinien; das Reich erhält Breisach,
Kehl und Freiburg zurück, Baiern und Köln werden restituirt. Eng-
land gewinnt: Anerkennung der protestantischen Erbfolge, die Hudsons-
länder, Neufundland, Neuschottland, Gibraltar, Minorka rc. Hol-
land: das Besatzuugsrechc in acht niederländischen Plätzen — Barrieren.
Savoyen: Sicilien als Königreich und die Zusicherung der einstigen
Nachfolge in Spanien rc. Preussen: Geldern und Beutel,»tel rc.
Rußland war frühe voü Scythen und Sarmaten, alsdann
von Slaven, Finnen, Tschnden, Chazaren, Petschenegen, Polowzern
und andern Nomadenvölkern bewohnt; vorherrschend wurden vorzüglich
int nördlichen (Kiew) gegen 862 die Waräger unter ihrem Fürsten
Rurik, und Wladimir, einer von seinen Nachfolgern, dehnt sein
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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TM Hauptwörter (200): [T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz]]
Extrahierte Personennamen: Marlborough Joseph Karl_Vi Karl Marlborough Eugen Karl_Xii Karl Karl_Xi Karl August Christian_V.
von_Dänemark Friedrich_I_V. Friedrich Peter_I._von_Rußland** Philipp_von_Spanien Philipp Gibraltar
Extrahierte Ortsnamen: Baden England Utrecht England Frankreich Portugal Holland Baden Spanien Polen England Neapel Mailand Mantua Sardinien Breisach Kehl Freiburg Baiern Neufundland Neuschottland Sicilien Spanien Kiew
Protestanten. Reichstag zu Augsburg. 133
n.s.t.
Der in Schwaben ausbrechende Bauernkrieg endigt 1525.
mit den Schlachten bei Ulm, Wurzach, Böblingen, Weins-
berg rc. Auch der unsinnig schwärmerische Thomas Münzer
in Mühlhausen wird mit seiner fanatischen Rotte aufgerieben.
Torgauer Schutzbündniß der Lutherischen; im fol-1526.
genden Jahre Luthers und Melauchthons Visitationsreise durch
Sachsen, — erste lutherische Lehrbücher.
Die Türken (Soliman Ii.) belagern Wien vergebens; 1529.
Johann von Zipolia König von Ungarn.
Reichstag zu Speier: Wormser Edict; Protestation
der Lutherischen — Protestanten*).
Der Kaiser erscheint drohend; daher das Vertheidi-
gungsbündniß der Protestanten zu Rodach, und nachdem
Luther zu Marburg mit Zwiugli, der schon 1518 in der
Schweiz seine Reformation begonnen, sich nicht vereint, —
die Schwabacher und Torgauer Artikel.
Reichstag zu Augsburg: Confession der Prote-1530.
stanten (durch Melanchthon); Confutatiou dsr Katholischen;
Apologie der Confession. Die Protestanten, unzufrieden
mit dem Reichsabschiede, entfernen sich. Ein allgemeines
Concil soll entscheiden. Speier Sitz des Kammergerichtes.
5) Ferdinand I., König von Ungarn und Böhmen, 1531.
Karls Bruder, gegen den Willen der protestantischen Stande
zu Köln gewählt und zu Aachen gekrönt. Daher der schmal-
kaldische Bund der Protestanten. Karl, wegen der drohen-
#) Um dieselbe Zeit wird in Schweden durch Gustav Erich son
Wasa, der deu tyrannischen Christian H. von Dänemark (Stockholmer
Blutbad 1520j nach wunderbaren Schicksalen verdrängt, und Stockholm
1523 erobert, die lutherische Reformation eingeführt. — Eben so sagt
sich Heinrichen!, von England (1509—1547) etwas später (I534)vom
Pabste los, und zieht die Kirchengüter ein; und unter seinem Sohne
Eduard Vi. schreitet die Resormation weiter; aber seine älteste Tochter
Maria, Gemalin Philipps Ii. von Spanien, 1553—58, stellt, nachdem
sie die Johanna Gray w. ermordet, die katholische Kirche wieder her;
Elisabeth, ihre Schwester, führt indessen den Protestantismus wieder
ein, Episcopal-Kirche, s. die Tabelle.
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Extrahierte Personennamen: Thomas_Münzer Soliman_Ii Johann_von_Zipolia_König Johann Melanchthon Ferdinand_I. Ferdinand_I. Karls Karls Karl Karl Gustav_Erich_son
Wasa Gustav Christian_H._von_Dänemark Eduard_Vi Eduard Maria Maria Philipps Philipps Johanna_Gray
Extrahierte Ortsnamen: Schwaben Ulm Wurzach Böblingen Mühlhausen Sachsen Wien Ungarn Rodach Marburg Schweiz Ungarn Aachen Schweden Stockholm England Spanien Episcopal-Kirche
Karl Xu. Peter X Pultawa.
1l3
und Holland. Der König von Dänemark greift vergebens »-C.g.
Holstein an; Karl erscheint mit der brittisch - holländischen
Flotte vor Kopenhagen/ erzwingt den Frieden zntravendal,1700.
schlägt, nachdem August von Riga abgezogen, den Zar Peter
bei Narw a 1701, verfolgt die Sachsen durch Curland, dringt
in Polen ein, und schlägt den August bei C lissow und bei Pul-1702.
tusk 1703, — Graf Stanislaus Lesczinsky König
von Polen, zu Warschau 1705 gekrönt. Nach seinem aber-
maligen Siege bei Frau stad t 1706 gegen die Sachsen, dringt
Karl durch Schlesien in Sachsen ein und erzwingt den Frieden
zu Altranstädt unter harten Bedingungen; erst 1707 eilt er 1706.
wieder nach Polen, vertreibt den Zar Peter, der indessen
1703, nach der Eroberung von Ingermannland, Peters-
burg, und 1704 Kronstadt gegründet, dringt bis vor Smo-
lensk 1708, und von hier gegen alle Vorstellungen, mit dem
Kosacken-Hcttmann Mazcppa vereint, durch die Ukraine 1709.
gegen Moskau, muß aber, bei Pultawa von Peter gänzlich
geschlagen, zu den Türken nach Bender flüchten. Darauf
Reich gegen 980 vom Dniepr bis zur Düna aus, und führt das Christenlhum
ein; aber seit 1015 zerfallt es in kleine Fürstenthümer bis 1238, wo die ein»
gedrungenen Mongolen unter wechselnden Kriegen herrschen bis 1477,
indem Iwan Wasiliewicz ans dem Stamme Rurik's die Mongolen
wieder verdrängt und die kleinen Fürstenthümer zu einem großen Reiche
vereint. Seine Nachkommen erobern Kasan, Astrachan, Sibirien re. und
erlöschen 1598 , wo dann nach manchen Verwirrungen das Haus Ro-
manow 1613 auf den Thron gelangt; unter dessen drei ersten Herr-
schern gegen Schweden nachtheilige, gegen Polen und Türken aber glück-
liche Kriege geführt werden. Feodor Hi. stirbt 1682, und sein viel-
versprechender Stiefbruder Zar Peter, den er zu seinem Nachfolger
bestimmt, behauptet sich gegen seine Schwester Sophia und übernimmt
1689 selbst die Regierung ( Sophia ins Kloster ) ; durch den Genfer
Isfort gebildet, beginnt er rasch die Cultivirung seines Reiches: euro-
päi,che Kleidung, Reisen ins Ausland, Beschränkung des Mönchswesens,
julianischer Kalender, Seearsenal zu Archangel, Schulen rc. ; er entreißt
den Türken 1696 Asow (Handel auf dem schwarzen Meere); bestraft eine
Strelitzen-Verschwörung, reist nach Holland 1697 ( Saardamm ) und
England, und rottet 1698, nach Moskau zurückgekehrt, die abermals
empörten Strelitzen aus.
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Extrahierte Personennamen: Karl_Xu Karl Peter_X_Pultawa Dänemark Karl Karl August Peter
bei_Narw August Stanislaus_Lesczinsky_König
von_Polen Karl Karl Peter Kosacken-Hcttmann_Mazcppa Pultawa_von_Peter Bender Iwan_Wasiliewicz Feodor_Hi Peter Sophia Sophia
Extrahierte Ortsnamen: Holland Holstein Riga Sachsen Polen Sachsen Sachsen Polen Kronstadt Moskau Christenlhum Kasan Astrachan Sibirien Haus_Ro- Holland England Moskau
Ii. Frankreich als Kaiserreich »bis jur
ijülje seiner Macht».
1804-1812.
Die Gründung der neuen Monarchie.
Nach Unterdrückung der letzten ohnmächtigen Versuche gegen *
seine Alleinherrschaft — Moreaus Exil, Pichegrus Tod im Kerker,
des Herzogs von Enghien widerrechtliche Erschießung — wird
Bonaparte auf Vorschlag der Tribunen durch Senatsbeschluß als
Napoleon erblicher Kaiser der Franzosen. Umgebung dexis. Mai.
jungen Dynastie mit neuem Glanz: Napoleons Geschwister mit
dem Titel Kaiserliche Hoheit'; 18 neue Marschälle; Proelamierung
des Ordens der Ehrenlegion; Salbung des Imperators durch
Papst Pins Vii, seine und seiner Gemahlin Selbstkrönung; —2. Dem.
Napoleons bürgerliches Gesetzbuch vollendet 1804, mit dem Titel
Cod6 Napoleon 1807; schon vorher Herstellung der Kirche und
des Cultus, seit Anfang 1806 auch der christlichen Zeitrechnung.
Verwandlung der eisalpinischen (seit 1802 italienischen)
Republik in ein Königreich Italien 1805, Napoleons
Königskrönung im Dom zu Mailand, sein Stiefsohn Eugene
Beauharnais Vicekönig. Einverleibung Liguriens, Parmas,
Piacenzas und Gnastallas.
Napoleons siegreiche Kämpfe.
I. Gegen Oesterreich und Unluand 1805.
Dem für England trotz seiner Seesiege im ganzen ungünstigen
Frieden von Amiens folgte bald eine abermalige Spannung beider
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Napoleons Napoleon Napoleons Eugene
Beauharnais_Vicekönig Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Moreaus_Exil Pichegrus Napoleons Napoleons Italien Napoleons Mailand Napoleons Oesterreich England Amiens
Ii. Zeitalter Peters -es Großen non
Rußland.
1680 — 1725.
Geographisches Bild von Rußland.
Aus der Vorgeschichte.
Am Ende des Mittelalters schüttelte der Fürst von Moskau
Iwan I Wasiljewitsch, aus dem Hause Rurik, das seit dem
13. Jahrhundert von seinem Lande getragene Mongolische Joch ab.
Erste Versuche, die europäische Kultur nach Rußland zu ver-
pflanzen unter Iwan Ii Wasiljewitsch, dem Schrecklichen
(1534 — 1584). Künstler und Handwerker aus Deutschlands-
Handelsverbindungen der Holländer und Engländer mit Archangel;
Errichtung des mit Feuergewehren bewaffneten Corps der Stre-
litzen; vergebliche Versuche, erobernd die Ostsee zu erreichen —
in seinen Planen und Reformen Peters des Großen Vorgänger.
Mit seinem Sohn Feod or I erlischt (1598) derrurik'-
sche Mann es stamm. In der Folgezeit Anarchie im Innern,
(der falsche Demetrius), feindliche Angriffe von Außen. Erst
mit der Thronbesteigung des H au s e s Romanow, eines Zweiges
der Ruriks, kehrt Friede und Ordnung zurück. Ans diesem Hause
stammt Zar Peter I, dessen Regentenziel die Annäherung seines
halbbarbarischen Landes an westeuropäische Kultur und die Aus-
dehnung der Grenzen seines Reiches bis zur Ostsee und dem
schwarzen Meere war, — beide Ziele nur erreichbar durch Kamps
mit Schweden, bis dahin der nordischen Großmacht, und der
Türkei.
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80
Augusts Ii, des Starken, Kurfürsten von Sachsen und Königs
von Polen (seit 1697), Christians V, dann — seit 1699 —
seines Nachfolgers Friedrichs Iv von Dänemark.
Der Krieg.
I. Karls Xii Kriegsglück. 1700 — 1709.
a. gegen Dänemark, das gegen den Herzog von Hol-
stein-Gottorp, Karls Xii Schwager, und dessen Ansprüche auf
die Souveränetät über Schleswig feindlich austritt. Karls Xii
rasche Landung auf Seeland; Niederlage der zugleich von den
Seemächten angegriffenen Dünen: Frieden zu Travendahl 1700.
d. gegen Rußland und Polen 1700—1706. Sieg
Karls Xii über die ungleich stärkeren Russen bei Narwa 1700;
nach der Eroberung Warschaus 1702, den Siegen bei Klissow
1702, bei Pultusk 1703 geräth ganz Polen in seine Gewalt,
das die Sachsen 1706 nach ihrer Niederlage bei Fraustadt
vollends räumen. Thronentsetzung Augusts Ii mit Hülfe einer
antisächsischen Adelspartei, Wahl des Stanislaus Lesczinski
zum polnischen König 1704. Karl Xii in Sachsen; im Alt ran-
städter Frieden 1706 verzichtet August aus Polen.
c. gegen Rußland. Innere Stärkung Rußlands durch
Peters Reformen, namentlich im Heerwesen; Eroberung Jnger-
manlands im Rücken des gegen Polen thätigen Karl Xii;
Gründung von St. Petersburg und Kronstadt 1703; Einnahme
Narwas.
Nach Augusts Ii Demüthigung wendet sich Karl mit unge-
teilter Macht gegen Rußland. Verbindung mit dem Kosacken-
Hetman Maz eppa, daher sein unglücklicher Zug in die Ukraine.
Mazeppa von den Kosacken großentheils verlassen; der schwedische
General Löwen Haupt, der Zufuhr bringen sollte, bei Liesno
geschlagen.
1709 Karls Niederlage bei Poltawa, das er belagerte, durch
Peter, seine Flucht in die Türkei.
Ii. Wendung bis zu Karls Xii Tod 1709 — 1718.
а. Karl Xii in der Türkei. Sein Aufenthalt in
Bender; Kriegserklärung der Pforte auf Antrieb Karls Xii;
i7ii Gefahr und Rettung des russischen Heeres am Pruth; Ab-
tretung Asows und der russischen Besitzungen am schwarzen Meer.
б. Vorgänge im Norden während Karls Entfer-
nung: Rücktritt des Stanislaus Lesczinski; Rückkehr
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Extrahierte Personennamen: Augusts Christians Friedrichs Karls Karls Karls Karls Klissow Augusts Stanislaus_Lesczinski Karl_Xii Karl August Peters Karl_Xii Karl Augusts Karl Karl Mazeppa Karls Peter Karls Karl_Xii Karl Karls Karls Stanislaus_Lesczinski
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Polen Friedrichs Karls Karls Karls Seeland Polen Karls Warschaus Sachsen Sachsen Polen Polen Petersburg Kronstadt Poltawa Karls Karls Karls
— 158 —
Dieselben sind aber trotz ihres Wasserreichtums wegen der vielen
Wasserfälle — wenn diese nicht durch Kanüle umgangen sind —
nur teilweise schiffbar. Die bedeutendsten Flüsse sind : Tornea-Els,
Dal-Elf, Klar-Els (Göta-Els) und Glommen. — Unter den zahl-
reichen Seen sind die größten der Wen er-, Wetter- und Mälar-
see. Mit Benutzung der beiden ersteren Seen führt eine Kanal-
Verbindung aus dem Skager Rak in die Ostsee.
Iv. Das Klima ist im Westen infolge der oceanischen Lage
und der erwärmenden Nähe des Golfstromes viel milder als in
allen andern Ländern mit gleicher geographischer Breite. Das
Meer gefriert hier fast nie, und in den geschützten Fjorden gedeiht
selbst noch Obst. Weniger begünstigt ist die
Ostseite der Halbinsel. Südschweden ist fin-
den Getreidebau sehr geeignet. Im Hoch-
lande aber sind weite Flächen mit Gletschern
und ewigem Schnee bedeckt.
Hauptbeschäftigung der Bewohner ist in
Schweden Ackerbau und Viehzucht, in
Norwegen (Bild 51) hingegen Fischerei
51. (Heringe, Dorsch oder Kabeljau, wenn ge-
Norwegische Frauentracht. . ' ' ' N ' ?
trocknet, Stockfisch genannt). Von großer
Bedeutung ist der Bergbau auf Eisen, Kupfer und Silber. Einen
besondern Reichtum bilden die unermeßlichen Wälder, welche
den größten Teil des bebaubaren Bodens bedecken. — Die In-
dustrie ist in der Entwicklung gehemmt durch den Mangel an
Steinkohlen, der nur zum Teil durch den Reichtum an Wasserkräften
ersetzt wird. Sie beschäftigt sich vornehmlich mit Verarbeitung des
Holzes (Bautischlerei, Zündholzfabrikation) und des Eisens. — Leb-
haft ist der Seehandel (Norwegen allein hatte 1897 über 7000
Seeschiffe, darunter 960 Dampfer).
V. a) Skandinavien ist unter allen europäischen Ländern am
schwächsten bevölkert. Auf der großen Fläche von 776000 qkm
leben nur 7 Millionen Menschen, also wenig mehr als in dem
kleinen Belgien. Auf 1 qkm treffen 9 Bewohner.
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— 159 —
gewonnen: Gold, Platina, Silber, Eisen, Kupfer, Blei, Zink und
Salz. Auch hat Rußland mächtige Steinkohlenlager und ergiebige
Petroleumquellen (am Kaspischen Meere).
Trotz so reicher natürlicher Hilfsquellen steht die russische In-
dustrie noch hinter der westeuropäischen zurück, hat aber in den
letzten Jahrzehnten einen großen Aufschwuug genommen. Von Be-
deutung ist die Eisenindustrie, die Baumwoll-, Woll- und Leinen-
Weberei, die Lederfabrikation (Juchten) und Rübenzuckerbereituug.
Der Haudel Rußlands ist jetzt schon von großer Wichtigkeit
und dabei noch in steter Ausdehnung begriffen. Zur Ausfuhr ge-
langen vornehmlich: Getreide, Flachs, Hanf, Holz, Petroleum, Zucker,
Wolle, Tiere, Talg, Pelzwerk und Leder. Dagegen müssen fast samt-
liche Luxus- und ein großer Teil der Industrie-Artikel noch ein-
geführt werden.
V. a) Obwohl das europäische Rußland 106 Millionen Ein-
wohn er zählt, so ist es doch unter allen europäischen Ländern
nach Skandinavien am schwächsten bevölkert; denn aus 1 qkm
treffen nur 20 Menschen. Wäre Rußland so dicht wie z. B.
Deutschland bewohnt, so müßte es auf seinem Flächenraum von
5 390 000 qkm ungefähr 500 Millionen Einwohner haben; aber große
Bodenstrecken Rußlands sind des kalten Klimas wegen sehr schwach
bevölkert. So hat der Bezirk Archangelsk, der Deutschland an Größe
weit übertrifft, nur 350 000 Bewohner. — Die dichteste Bevölkerung
findet sich in der Mitte Rußlands. — Nur 16 Städte des un-
geheuren Reiches haben mehr als 100 000 Einwohner.
d) Bezüglich der Abstammung herrscht in der Bevölkerung
Rußlands eine sehr große Mannigfaltigkeit. Doch ist der slavische
Stamm so stark vorherrschend, daß ihm mehr als 4/5 der Gesamt-
bevölkerung angehören. Unter den verschiedenen Völkern des slavischen
Stammes bilden die Russen (80 Millionen) weitaus die Mehrzahl
gegenüber den Polen (71/2 Millionen). Außerdem leben in Rußland:
1. über 11/2 Mill. Deutsche'(besonders in den Ostseeprovinzen
und den südrussischen Kolonien);
2. 4 Mill. Letten (in Litauen und Kurland);
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Extrahierte Ortsnamen: Skandinavien Deutschland Archangelsk Deutschland Polen Rußland Kurland
— 161
bilduug gesorgt. Auch die Anzahl der Mittel- und Hochschulen steht
nicht im Verhältnis zur großen Bevölkerung (nur 9 Universitäten).
6) Das russische Reich ist eine unumschränkte Monarchie.
Der Kaiser (Zar), welcher sich „Selbstherrscher aller Reußen"
nennt, ist nicht bloß das weltliche, sondern auch das geistliche
Oberhaupt des Reiches. — Dieses wird — mit Ausnahme Fiun-
lands — in Gouvernements eingeteilt. Die Beschreibung er-
folgt gewöhnlich nach der historischen Einteilung.
Bild 54. Moskau: Der Kreml.
1. Großrnßland. Moskau (russisch Moskwa), am schiffbaren
Flusse gl. N. (mit Vororten 1 036 000 E.), ist die alte Hauptstadt
des Landes, Stapelplatz und Centrum des Binnenhandels wie auch
Hauptsitz der Industrie, besonders der Baumwollweberei. Univer-
sität. Inmitten der Stadt liegt der befestigte Kreml (Bild 54),
die frühere Residenz der Zaren, aus 32 Kirchen und vielen Pa-
lüften bestehend. Im Kreml wird der Kaiser gekrönt. — Nischni-
Nowgorod an der Mündung der Oka in die Wolga (95000 E.).
Alljährlich findet die berühmte vierzigtägige Mefse statt, zu welcher
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TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt]]
— 162 —
oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens
zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten
Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham".
— Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel.
— Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge-
legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig.
2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.)
ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow
(175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und
Wolle. Universität.
3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen
Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak-
baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.),
ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel-
Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew
(92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im
Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien.
4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste
Stadt Litauens.
5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der
Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des
Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor-
orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie.
6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa-
Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen
gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels-
platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt
(60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat,
rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. —
Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen
Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten
283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee,
wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf
und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.
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