§ 132. Die schweizerische Eidgenossenschaft. 357
schlossen Werner Stauffacher aus Schwyz, Waltherfürst aus Uri intb Arnold von Melchthal aus Unterwalden mit noch je 10 Geuosseu einen Bund zur Vertreibung der Vögte und zur Behauptung ihrer Freiheiten. Dies geschah in der Nacht des Mittwochs vor Martini 1307 ans dem Rütli, einer Matte am 1307. Vierwaldstätter See. Am Nenjahrstag wurden die Vögte verjagt und ihre Bürgen gebrochen, ohne daß Leben oder Eigentum weiter beschädigt worden wären. Albrecht wollte sich zwar an den Schweizern rächen, wurde aber ermordet, ehe er sich mit ihnen messen konnte. Heinrich Vii. dagegen bestätigte die Freiheiten der Waldstätten aufs neue und schützte sie, solange er lebte, gegen Österreich. Nach dessen Tode zog Leopold von Österreich, Albrechts I. toohit, mit großer Macht gegen die Schweizer, aber sein Heer geriet bei Morgarten in einen Hinterhalt und erlitt eine gewaltige Niederlage. Leopold mußte einen Waffen- 16.N0-stillstand eingehen und die drei Orte schlossen nun zu Brun neu einen ewigen Bund, dem bald mehrere Städte, zuerst Luzern, 1^5. beitraten. Siebzig Jahre verstrichen in kleineren Fehden, bis Leopold Ii., der Neffe des vorigen, im Verein mit 165 geistlichen und weltlichen Herren wieder den Versuch wagte, die österreichische Herrschaft herzustellen, aber bei Sempach mit seinem s. Juli stolzen Heere auch fein Leben einbüßte. 1386-
366) Ebensowenig glückte es Kaiser Friedrich Iii., die Schweizer zu unterwerfen. Er hatte von Karl Vii. von Frankreich 10000 Söldner begehrt, dieser aber 40 000 unter den Befehlen des Kronprinzen (Dauphin) gesandt (die Armag-naken). Die Eidgenossen schlugen bei Prattelen und Mutte nz zwei Heerhaufen und widerstanden am Siechenhaus zu St. Zakob au der Birs bei Basel den Hanptheeren, bis alle, mit Ausnahme von 17, die durch einen Zufall sich retteten, gefallen waren. Nun hielten Österreich sowohl als Frankreich für gut, mit den Schweizern Friede zu schließen, und letzteres nahm sogar Schweizer in seine Dienste. Dies aber zog der Eidgenossenschaft den Haß Karls des Kühnen von Burgund zu.
Die Schweizer sahen voraus, daß ihnen mit dem gefürchteten Herzog der Kampf nicht ausbleiben werde, und fielen zuerst in das bnrgundische Gebiet ein. In drei großem Schlachten, bei Gr an so n, Murten und Na net), wurde Karl besiegt und bei 1476. Nancy blieb er auf dem Platze. Fortan ließ man die Eid-1477. genossenschaft in Ruhe, und die Unabhängigkeit der Schweiz nicht nur von Österreich, sondern auch vom Reiche, wurde im west-i«48. sälischen Frieden ausdrücklich anerkannt.
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TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod]]
Extrahierte Personennamen: Werner_Stauffacher Arnold_von_Melchthal Martini Albrecht Heinrich_Vii Heinrich Leopold_von_Österreich Leopold Albrechts_I. Leopold Leopold Leopold_Ii Leopold Friedrich_Iii Friedrich Karl_Vii Karl Karls Karl Karl Nancy
Extrahierte Ortsnamen: Schwyz Unterwalden Sempach Frankreich Basel Frankreich Burgund Murten
134
Dritte Periode des Mittelalters.
und Falkner, Sänger und Gaukler seine Gesellschafter. Friedrich hatte ihn öfter vor Misgrissen, Fehlern und Unbesonnenheiten gewarnt; dies war ihm lästig und darum hoffte er sich mit Hülfe der Geistlichkeit unabhängig zu machen. Allein der unbesonnene, ausschweifende Jüngling war zu schwach, dem kräftigen Arme des Vaters zu trotzen. Er mußte sich ergeben und sein Leben in enger Haft beschließen (1242).
®ie M°ng°- Unter Friedrichs Regierung brachen wilde Horden der Monaolen
len brechen - ^ »* r - —. . , ,, „, v
in Deutsch- m Schlesien etn. Diese hatten schon vorher das heutige Rußland und land ei» 1241. Polen erobert und gräßlich verwüstet. Aller Widerstand war vergeblich gewesen. Eine Schar drang über die Oder, verbrannte Breslau und
Schlacht bei wandte sich nach Liegnitz (1241). Hier stellte sich Herzog Heinrich der
i24i^ Fromme von Niederschlesien, unterstützt vom deutschen Ritterorden, den
Barbaren muthig entgegen. In der Ebene, da wo später das Kloster Wahlstatt erbaut wurde, focht das kleine Christenheer, mit dem Zeichen des Kreuzes geschmückt, auss heldenmüthigste, mußte aber der Ueber-macht erliegen. Herzog Heinrich selbst blieb. Die Mongolen steckten sein Haupt auf eine Lanze und forderten die Burg von Liegnitz zur
Uebergabe auf; aber Heinrichs Gemahlin schlug das Begehren ab
und rettete dadurch sich nebst ihren 4 Kindern das Leben. Als die
Feinde Schlesien räumten und in Ungarn einbrachen, um die Donau aufwärts ins Herz von Deutschland vorzudringen, traten ihnen Friedrichs röhrte, Konrad und Enzio, mit ihren Scharen entgegen und erfochten einen glänzenden Sieg. Im folgenden Jahre gab ihnen Friedrich der Streitbare den Rest, und seitdem hatte Deutschland vor ihren Einfällen Ruhe.
Friedrich Ii. Friedrichs Ii. Regierung ist ein ununterbrochener Kamps mit den mü d^n^Lom-Lombarden und dem Papste. Je mehr Vortheile Friedrich gegen die barden und Lombarden errang, desto feindseliger und unversöhnlicher ward der bemjfrtffte welchem die Macht der Hohenstaufen in Ober- und Unteritalien
lästig und störend erschien. Als Friedrich seinen Sohn Enzio mit Adalasia, der reichen Erbin von Sardinien, vermählte, drohte der Papst, welcher nicht ganz unbegründete Ansprüche aus diese Insel hatte, er werde die härtesten Maßregeln ergreifen, wenn Friedrich die Regelung der lombardischen Angelegenheiten nicht dem römischen Stuhle zur Entscheidung überlasse. Kaum hatte Friedrich dies verweigert, so regte der Papst die Lombarden aufs neue zum Widerstände an und bannte 1239 zum den Kaiser zum zweiten Male (1239). In öffentlichen Schriften gebannf016 schmähten und verfolgten sich seitdem die Häupter der weltlichen und geistlichen Macht mit den härtesten Beschuldigungen. Gregor Ix. warf
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrichs Heinrich der
i24i^ Heinrich Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Friedrichs Konrad Friedrich Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Gregor_Ix Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Breslau Liegnitz Niederschlesien Liegnitz Ungarn Donau Deutschland Friedrichs Deutschland Friedrichs Unteritalien Sardinien
Die Liga von Kambrai.
319
gegen Frankreich fochten. Den 6. Juni 1513 griffen 8000 Schweizer
das verschanzte französische Lager bei Novara an, das von 60 Kanonen
und 7000 Landsknechten vertheidigt wurde; das französische Fußvolk
und die Reiterei standen seitwärts und sollten die Schweizer in der
Flanke fassen. Diese wiesen die Reiterei mit ihrem Geschütze und der
blanken Waffe ab und drangen gegen die Landsknechte vor, den Kern
des feindlichen Heeres. Das sicher gerichtete Geschütz schlug furchtbar
in die stürmenden Schweizer, aber sie unterliefen es. Die Landsknechte
hielten Stand, denn sie wollten den Schimpf des Schwabenkriegs ab-
waschen; die erbitterten Söldner fochten in solchem Gedränge, daß sie
Lanze und Hellebarde nicht mehr brauchen konnten und mit Dolchen und
schweren Beimeffern einander niederstachen; kein Schlachtruf wurde aus
dem Mordgetümmel gehört, nur das Gestöhn der Getroffenen und das
Klirren der Waffen, so daß Franzosen und Italiener mit Entsetzen er-
füllt wurden. Endlich verjagten die Schweizer die Franzosen und nah-
men die Landsknechte auch in der Seite, die bis auf den letzten Mann
erschlagen wurden; von den Schweizern blieben 2000 tobt auf dem
Schlachtfelde; eine ebenso schwere Niederlage erlitten die Venetianer am
7. Oktober unweit Vicenza durch das spanisch-deutsche Heer. Im. glei-
chen Jahre fielen die Schweizer auch in Frankreich ein und mit ihnen
ein kaiserliches Heer unter Herzog Ulrich von Wirtenberg. Sie drangen
bis Dijon vor; die Mauer war theilweise niedergeschossen und der ge-
meine Mann freute sich auf den Sturm, der Ruhm und Beute verhieß.
Aber nachts kamen zu den Schweizern wohlbekannte französische Herren
in das Lager, gaben den Schweizerhauptleuten Geld und versprachen noch
mehr — und die Schweizer zogen ab; nun mußte auch Herzog Ulrich
umkehren. Die Franzosen hielten nachträglich nicht Wort, worüber die
Schweizer sehr ergrimmten. Mar war zu den Engländern gestoßen und
traf den 15. August (1513) bei Guinegate auf die Franzosen; da nahm
er den Helm vom Haupte und zeigte seinen Kriegern seine ergrauten
Haare; diese seien blond gewesen als er zum erftenmale für das Erbe
Marias von Burgund hier gegen die Franzosen gejochten. Es war ihm
gegönnt, die Franzosen noch einmal auf dieser Walstatt zu schlagen, aber
großen Gewinn brachte ihm der Krieg nicht. Denn Heinrich Viii.
machte mit Frankreich gegen eine große Geldsumme Frieden und Ma-
rens eigene Mittel reichten zu einer entscheidenden Verfolgung des er-
rungenen Vortheils nicht hin.
Ludwig Xii. starb 1. Januar 1515, und ihm folgte sein Neffe,
Franz I., in jeder Hinsicht ein ächter Franzose, persönlich tapfer, ruhm-
begierig, herrschfüchtig, glanzliebend und wollüstig; er liebte die Künste
und unterstützte sie, weil sie seinen Namen verherrlichen sollten. Das
Parlament berücksichtigte er wenig, seine Verwaltung war eine schlechte
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Extrahierte Personennamen: Kambrai Ulrich_von_Wirtenberg Ulrich August Marias Heinrich_Viii Heinrich Ludwig_Xii Ludwig Franz_I. Franz_I.
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Vicenza Frankreich Dijon Marias Burgund Frankreich
20 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands rc.
gerung von Marseille mußte nach großem Verluste aufgehoben werden.
Dagegen erschien nun Franz mit einem Heere in Italien, wie dieses seit
Barbarossas Zeit keines mehr gesehen hatte, und belagerte (seit Ende
Oktobers) Pavia, welches der Spanier Antonio de Leyva mit
ebenso viel Geschicklichkeit als Ausdauer vertheidigte. Das kaiserliche
Heer bestand aus Italienern und Spaniern unter Peskara und Vasto
(zwei Brüder aus dem Heldengeschlecht der Avalos) und 15,000
Landsknechten, welche Georg von Frundsberg in Eilmärschen aus Süd-
deutschland, von dem Schauplatze des Bauernkrieges, herbeigeführt hatte.
Es litt Mangel an Lebensmitteln und die Feldherren hatten kein Geld,
um die Sold heischenden Schaaren zu befriedigen, die auseinander zu
laufen drohten. Darum beschloßen sie dem viel stärkeren feindlichen
Heere eine Schlacht zu liefern. Letzteres bestand aus den schwarzen
Banden, einem gefürchteten Fußvolke aus Norddeutschland unter dem
Herzog von Suffolk, und 12,000 Schweizern, die von erfahrenen
Hauptleuten angeführt wurden. Das französische Fußvolk stand unter
Franzens Schwager, dem Herzog von Alenyon, die treffliche Reiterei
befehligte der König selbst; um ihn waren die erprobtesten und vor-
nehmsten Feldherren Frankreichs: die Marschälle Chabanes, Bonni-
vet, la Tremouille, de Foir, der Herzog von Lothringen, der
Graf de Tonn er re; das Geschütz kommandierte de Genouillak,
der bei Marignano den Ausschlag gegeben hatte. Durch den großen
Thiergarten, der mit einer Mauer umgeben war, in welche Frundsberg
nachts eine 60 Schritte breite Oeffnung hatte brechen lassen, drangen
die Kaiserlichen unter Frundsberg gegen das französische Lager vor (24.
Februar 1525). Aber schnell richtete Genouillak das Geschütz auf diese
Stelle, und die Schlacht hätte wohl eine andere Wendung bekommen,
wenn sich der König nicht zwischen das Geschütz und den Feind gewor-
fen hätte. Nun entbrannte ein heißer Kampf auf allen Punkten; die
Landsknechte stachen die 7000 Schwarzen nieder, griffen dann den linken
französischen Flügel an und vernichteten auch diesen. Das Mitteltreffen,
die französische Reiterei und die Schweizer, fochten unterdessen mit
glänzender Tapferkeit, versprengten die Italiener, und kaum vermochte
Peskara mit den Spaniern Stand zu halten; da kamen ihm 1500 spa-
nische Büchsenschützen zu Hilfe, welche auf die französische Reiterei ein
furchtbares Feuer eröffneten, das viele der Tapfersten niederstreckte, die
andern aber in wilde Flucht jagte. Untermischt mit den verfolgenden
feindlichen Reitern stürzten sie auf die fechtenden Schweizer, und als
auch die Landsknechte herbeirückten, flohen die Schweizer trotz der Bitten
ihrer Anführer, von denen die meisten den Tod suchten und fanden, da
sie diese neue Schmach des schweizerischen Kriegsruhmes nicht überleben
wollten. Um den König selbst schaarten sich die Edelsten und kämpften
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Extrahierte Personennamen: Franz Franz Barbarossas Barbarossas Antonio_de_Leyva Georg_von_Frundsberg Franzens_Schwager Marignano
- 140
bis dieser 1675 bei dem Dorfe Sabach in Baden fiel. Der Kurfürst von Brandenburg wurde 1674 dadurch vom Kriege abgezogen, da Ludwig Xiv. die Schweden bestimmte, in die Mark Brandenburg einzufallen. Der Kurfürst zog in sein Erbland zurck und schlug die Schweden entscheidend in der Schlacht bei F ehr belli n am 18. Juni 1675*). 5600 Reiter mit 13 Geschtzen hatten 4000 Reiter und 7000 Mann Fuvolk mit 38 Geschtzen geschlagen. An diesem glnzenden Siege, dem ersten, welchen Brandenburg in offenem Felde erkmpfte, erwachte das Bewutsein des brandenburg-preuischen Heeres. Nachdem noch in den beiden letzten Jahren der Krieg in den Niederlanden ohne Entscheidung gefhrt worden war, kam es in Folge beiderseitiger Erschpfung zum Frieden von Nym-wegen 1678.
Ludwig wute in schlauer Weise seine Gegner -zu trennen und unterhandelte mit jedem einzeln. Holland verlor nichts, Spanien trat vierzehn niederlndische Pltze (darunter Cambray, Valenciennes) und die Franche comte ab, die nun vom deutschen Reiche ganz losgelst wurde. Der Kurfürst von Brandenburg, der den Schweden Pommern abgenommen hatte, gab, vom Kaiser und von Allen verlassen, im Frieden zu St. Germain en Laye 1679 alle Eroberungen mit schwerem Herzen zurck. Kaiser und Reich traten an Frankreich Freiburg ab, erhielten aber das Besatzungsrecht in Philippsburg zurck, welches nun-mehr Reichsfestung wurde.
4. Die Reunione 16801684.
Ludwig fand in der Auslegung der Friedensschlsse ein Mittel zu neuen Erwerbungen. Er setzte (1680) zu Metz, Breisach und Besan^on Gerichtshfe (chambres de reunion) ein. die untersuchen sollten, welche Gebiete und Ortschaften jemals zu den in den letzten Friedensschlssen abgetretenen Lndern gehrt hatten. Die Untersuchungen waren auerordentlich ergiebig.
*) Am 18. Juni 1875 wurde zu Fehrbellin die zweihundertjhrige Gedenkfeier in glnzender Weise gehalten.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig Ludwig Germain Ludwig Ludwig
244
Mittel-Europa.
Ortschaften, a) Im Norden. — Donaueschingen, wo berj Strom seinen
Namen erhält, kleine Residenz des Fürsten von Fürstenberg unter badischer Hoheit; bxe
Ruinen seines Stammschlosses nicht weit davon. Ulm. Mit 26,100 E in fruchtbarer
Ebene am Strom, der hier durch Aufnahme der Jller für größere Fahrzeuge schiffbar
wird, daher früh .bedeutender Handelsplatz, infolge davon reichsfrei und oft, im
14. Jahrh. besonders, an der Spitze dcs schwäbischen Städtebuudes, der mit beuachbar-
ten Fürsten und Rittern stritt. Weit und breit hörte man die Reime: Venedigs Macht,
Augsburger Pracht, Nürnberger Witz, Straßburger Geschütz und Ulmer Geld behält deu,Preis
in der Welt. Noch erinnert an den alten Glanz die hohe ehrwürdige Kirche von 135 m.
Länge, 54 m. Breite, 49 m. Höhe. Neben den 2 mittleren Säulenreihen, die das Ge-
wölbe des Kirchenschiffs tragen, werden noch 4 niedere Seitenschiffe durch 2 andere
Säulenreihen gebildet, die eine schöne Perspective gewähren. Der Thurm soll nun nach
dem ursprünglichen Plane Böbliugers auch ausgebaut werden. In der Kirche sind viele
Kunstwerke, »eine Weltkultnrgeschichte in Bildern", darunter namentlich das größte:
Meisterwerk der Holzschnitzkunst aus dem ganzen Mittelalter,' das eichne Chorgestühle
mit den hölzernen Büsten der Propheten und Sybillen von dem Meister Sürlin aus
d. I. 1489. Abwärts Ulm meileubreite Versumpfungen a. d. Donau, deshalb hierauf
eine weite Strecke der letzte bequeme Uebergangspnnkt, in welchem Umstände die mili-
tärische Bedeutung dieser Stelle mit ihren vielen Schlachtfeldern. Ehemals Bundes-
festung, sind nun die Werke im Besitze von Würtemberg und Baieru (Neu-Ulm). —
Lau in gen, nicht weit davou, wo 1205 der gelehrte und deshalb für einen Zauberer
gehaltene Dominikaner Albertus Magnus geb. wurde. Bei Giengen No- von Ulm
überwand 1462 Ludwig von Baiern den Albrecht Achilles, und bei Höchste dt siegten
Prinz Eugen und Marlborongh im Jahre 1704 über ein sranzösisch-bairisches
Heer; 15,000 Franzosen streckten bei dem Torfe Blindheim die Waffen. „Des
Zeng' ist Höchstedt, wo die Schlacht noch donnert, wo vereint mit Britten Deutsche
dem Gallier Flucht geboten." So singt Klopstock und nennt aus Zartgefühl die Baiern
nicht mit. Nör düngen im Ries, ebemals Reichsstadl, wo Bernhard von Weimar nebst-
Gnst. Horn 1634 vergeblich gegen die Überlegeue Macht des Oesterreichers Gallas kämpften.
So. davon Donauwörth, wo die aus Franken (Nürnberg) ziehende Straße die Donan
erreicht (daher in der Umgegend zahlreiche Schlachtfelder), und wo man das Grabmal
bei? schönen Maria von Brabant zeigt, die ihr 25jähriger Gemahl Lndwig v. Baiern
1256 aus Eifersucht enthaupten ließ. — Au der Altmühl: Pappenheim, mit Stamm-
schloß der ans dem 30jährigen Kriege bekannten Familie, Solnhofen mit seinen
weltberühmten Marmorbrüchen, und Eichstädt, ehemals Sitz eines fränkischen Fürst-
bischofs. Bei Kelheim, wo auf dem Michelsberge 122 m. über dem Donauspiegel
die prachtvolle, von Ludwig I. zum Andenken an die Befreiungskriege gebaute 18eckige,
mit kolossalen Figuren geschmückte Rotunde „Befreiungshalle", mündet die Altmühl in
die Donau. Oberhalb dieses Orts, wo hohe Felsen mit schwarzem Nadelholz die Do-
nau einengen, liegt Welten bürg, das älteste Kloster Baierns und jetzt von Bene-
diktinern bewohnt, in wildschöner schauerlicher Einsamkeit; diese Gegend entschädigt für
die langweilige Stromfahrt von Ulm bis Regensburg. Ingolstadt an der Donau
war geraume Zeit Lieblingssitz der Jesuiten; die von Moreau geschleiften Festungswerke
sind jetzt verstärkt wieder hergestellt. — Zu Weidenmang bei Neumarkt wurde 1714
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Extrahierte Personennamen: Sürlin Albertus_Magnus Magnus Ludwig_von_Baiern Ludwig Albrecht_Achilles Albrecht Eugen Eugen Bernhard_von_Weimar_nebst-
Gnst Maria_von_Brabant Maria Ludwig_I.
Friedrich Wilhelm I. Schlacht bei Fehrbellin. 211
Krieg erklärt hatte, von diesem und dem Kaiser gezwungen, von dem Bündnis mit Ludwig zurückzutreten. Der Beschluß des Reiches, an dem Kriege teilzunehmen, führte auch beu großen Kurfürsten wieber auf beu Kriegsschauplatz. Aber die Intriguen des bestochenen Ministers von Lobkowitz hatten den Ernst der Kriegsführung ans kaiserlicher Seite schon wieder abzuschwächen gewußt, und nur der Tapferkeit des großen Kurfürsten, Wilhelms Iii. von Oranien und der hollänbischen Befehlshaber zur See hatte man es zu Verbanken, daß bte französischen Waffen nicht größere Erfolge erstritten, als es der Fall war. Hollanb war bereits so gut wie gerettet: jetzt kämpfte Frankreich nur noch zu dem Zwecke, wenigstens Spanien bte schon früher von ihm ersehnte Bente wegzunehmen. Da Ludwig namentlich den großen Kurfürsten fürchtete, veranlaßte er , um jenen von dem Kriegsschauplätze zu entfernen, bte Schweden, in Brandenburg einzufallen.
4. Die Schlacht bei Fehrbellin (18. Zum) 1675.
Obwohl Schweden im Jahre 1673 ein Verteidigungsbündnis mit dem Kurfürsten geschlossen hatte, wußte Frankreich doch Mittel, basselbe zu brechen: ohne Kriegserklärung fielen bte Schweden unter 295 ränget in die branbenbnrgischen Marken ein. Der Fürst -von Anhalt, Statthalter der Mark, beschwerte sich über biesen Einfall. Die Schweden, lautete die Antwort, würden sich zurückziehen, sobald der Kurfürst mit Frankreich Frieden gemacht. Indessen bemächtigten sich die nordischen Gäste ohne Widerstand fast des ganzen Landes, ihren Weg allerorten dnrch Plünderung, Raub und Mord bezeichnend. Die Gotteshäuser wurden zerstört, Kinder und Greise ermordet, den Toten int Grabe nicht Ruhe gelassen, Tausende wurden an den Bettelstab gebracht; fast 7000 flohen, um den Martern zu entrinnen, nach Polen. Der Fürst von- Anhalt setzte den Kurfürsten von diesen Vorgängen in Kenntnis. „Das soll ihnen Pommern kosten!" rief dieser aus. Da es aber an der gehörigen Trttp-penmacht mangelte, um eine offene Feldfchlacht zu wagen , so billigte der Kurfürst des Statthalters Vorhaben, sich in Berlin einzuschließen und seine Ankunft abzuwarten. Das bauerte jeboch den branbenbnrgischen Bauern zu lange. Voller Verzweiflung über bte unablässigen Plünbernngen der Schweden, sammelten sie sich in hellen Hansen unter bett Fahnen mit dem Wahlspruch: „Wir sirtb Bauern von geringem Gut ltttb bienen unserm Kur-
14*
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Wilhelm_I. Ludwig Ludwig Ernst Wilhelms Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Fehrbellin Wilhelms Frankreich Spanien Schweden Brandenburg Fehrbellin Schweden Frankreich Schweden Schweden Frankreich Polen Berlin Schweden
o04 Friedrich Ii. von Preußen.
rufe: „Die Schlacht ist gewonnen, der Feind zieht sich zurück!" heransprengte. Der tapfere Held hatte nämlich gegen zehn Uhr abends mit ungeheurer Anstrengung die Höhen von Siptitz endlich erstürmt und dadurch die Österreicher, welche eingeschlossen zu werden fürchteten, zum Rückzüge über die Elbe bewogen.
Friedrichs beste Truppen waren gefallen, fast alle seine Hilfsquellen erschöpft, und da auch Georg Iii., Enkel und Nachfolger Georgs Ii. (starb 25. Oktober 1760), die fernere Zahlung der Unterstützungsgelder verweigerte, so konnte der König keine größeren Unternehmungen ausführen und nur verteidigungsweise verfahren. Zwar wagten die vereinigten Russen und Österreicher, da die Feldherren derselben, Butturliu und Laudon, uneinig waren, keinen Angriff ans das feste Lager des Königs bei Bnnzelwitz, unweit Schweidnitz, und die Russen kehrten aus Mangel an Lebensmitteln bald nach Polen Zurück; allein Laudon nahm Schweidnitz mit Sturm (l. Oktober 1761) und verschaffte sich dadurch zum erstenmale Winterquartiere in Schlesien. — Im folgenden Jahre (1762) nahmen die Verhältnisse für Friedrich eine sehr günstige Wendung. Peter Iii., Neffe und Nachfolger der russischen Kaiserin Elisabeth, der längst ein begeisterter Verehrer des großen Königs gewesen war, schloß mit demselben Frieden (Mai) und verbündete sich bald nachher sogar mit ihm. Auch Schweden war dadurch bewogen worden, mit Preußen Frieden zu schließen, da es sich sürchtete, zu Rußland in eine feindliche Stellung zu treten. Zwar wurde Friedrich durch den schon nach sechsmonatlicher Regierung erfolgten Tod Peters Iii. dieses neuen Bundesgenossen wieder beraubt, allein dessen Gemahlin und Nachfolgerin, Katharina Ii., hielt wenigstens den Frieden mit Preußen, wenn sie auch von dem Bündnisse mit demselben zurücktrat. Der russische Feldherr Czeruitschew erhielt, als er eben gemeinschaftlich mit Friedrich einen Angriff auf Dann unternehmen wollte, den Befehl, nach Rußland zurück zu kehren; doch führte er denselben nicht eher aus, als bis Friedrich in Gegenwart, aber ohne Mitwirkung der Russen, bei Bnrkers dorf, unweit Reichenbach, über Dann gesiegt hatte (21. Juli). Dieser Sieg erleichterte dem Könige die Eroberung von Schweidnitz und da bald nachher auch Prinz Heinrich*) die mit den Reichstruppen verbundenen Österreicher bei Freiberg in Sachsen besiegte (29. Oktober) und Ferdi-
1) Prinz Heinrich, welchem der König das schöne Zeugnis gab: „er sei von allen seinen Feldherren der einzige, der keinen Fehler gemacht habe," bezog nach hergestelltem Frieden das Schloß Rheinsberg, wo er in hohem Alter am 3. August 1802 starb.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Friedrichs Georg_Iii Friedrich Friedrich Peter_Iii Elisabeth Friedrich Friedrich Peters Katharina_Ii Czeruitschew Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Bnrkers Heinrich Heinrich August
Das römisch-deutsche Reich im Zeitalter der Kreuzzüge. 359
Lauf genommen. Von Dschingischans Söhnen hatte Oktai die Stelle
eines Großchans erhalten und wohnte in der mit chinesischer Kunst ge-
schmückten mongolischen Stadt Karakorum, die Früchte der Siege in
Ruhe genießend und die Gewinnung neuer Siege seinen Feldherren
überlassend. Eines seiner Heere warf sich auf das Seldschukenreich von
Jkonium, ein zweites drang in das südliche Rußland ein und ein drittes,
das des Großchans Neffe Batu führte, zog gegen die nördlichen russi-
schen Gebiete. Das Heer Batu's war es, das für das mittlere Europa
die Schrecken hunnischer Verheerungen erneute. Polen wurde, obgleich
es größer» Widerstand als Rußland leistete, überwältigt und Krakau
verbrannt. Dann ging das Heer über die Oder und drang bis Liegnitz
vor. Hier hatte einer der schlesischen Fürsten, Heinrich der Fromme,
Herzog von Niederschlesien, Heereshaufen aus den Nachbarländern ge-
sammelt, und die Schlacht bei Wahlstatt im Jahre 1241 brachte zwar
dem ohne Vergleich schwächeren christlichen Heere eine Niederlage und
seinem heldenmüthigen Führer den Tod, gab aber dem Zuge der Feinde
die Richtung nach Mähren, wo ein Feldherr König Wenceslaw's ihnen
in Olmütz beharrlichen Widerstand leistete, und nach Ungarn, das mit
allen Greueln der Wildheit erfüllt wurde. König Bela Iv., der sich
auf die Inseln des adriatischen Meeres geflüchtet, rief Papst und Kaiser
um Hülfe an, die durch ihren Kampf an der Hülfeleistung gehindert
waren. Erst nach Gregors Tode führte Enzius Truppen nach Deutsch-
land, und König Konrad siegte über die furchtbaren Feinde, die man im
Westen Tartaren nannte, jenseits der östreichischen Grenze im Jahre
1241, worauf Herzog Friedrich von Oestreich im Jahre 1242 einen
neuen Angriff abwehrte. Die Nachricht von Oktai's Tode und das
Verlangen, die Beute zu bergen, bewirkte nun den Rückzug, und in
Ungarn und Polen traten die einheimischen Fürsten wieder in ihre Rechte.
In Betreff beider Reiche war die letzte Gelegenheit, eine früher erstrebte
und zeitweise behauptete Hoheit des deutschen Reiches geltend zu machen,
verloren gegangen. Ungarn, das Papst Alexander Iii. erst durch Lö-
sung einer allzunahen Verbindung der Herrscher Manuel und Bela Iii-
der katholischen Kirche und dem abendländischen Staatsspsteme erhalten
hatte, war jetzt bereit gewesen, um der Rettung willen in ein Lehens-
verhältniß zu treten. Aber, wofür man früher vergeblich gekämpft, das
konnte man jetzt, da es angeboten wurde, nicht annehmen.
20. Der Kampf zwischen Papst und Kaiser ward seiner Entschei-
dung näher geführt, als der Kirche eine durch Friedrich gestattete Wahl
im Jahre 1243 ein neues Haupt in der Person des genuesischen Gra-
fen Fiesko von Lavagna gab, der den Namen Innocenz Iv. annahm.
Es wurden zwischen ihm und dem Kaiser Unterhandlungen geführt, da
aber der Papst während derselben in die Gewalt des Kaisers zu
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Extrahierte Personennamen: Dschingischans_Söhnen Heinrich Heinrich König_Wenceslaw's Gregors Konrad Konrad Friedrich_von_Oestreich Friedrich Alexander_Iii Alexander Manuel Friedrich Friedrich Lavagna Innocenz_Iv Innocenz