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1. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 617

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 221. Polen. 617 Anmerkungen. 1. Am 1. November 1806 enthielt der Moniteur (die französische Staatszeitung) einen mit dem Namen Kosciuskos unterzeichneten Aufruf, der aber aus der Feder Napoleons kam und von Koscinsko als unecht erklärt wurde. Die Polen wurden aufgefordert, für die Befreiung des Vaterlandes gegen Preußen und Rußland die Waffen zu ergreifen. Sie erhoben sich wirklich unter Dombrowski und Joseph Ponia-towski. Am 28. Nov. 1806 zogen die Franzosen unter Murat in Warschau ein; Sachsen, das bisher mit Rußland und Preußen verbündet war, trat 1807 dem Rheinbünde bei; der Kurfürst wurde vou Napoleon zum König erhoben und zum erblichen Herzog von Warschau ernannt. Joseph Poniatowski wurde Kriegsminister und Ober-kommaudaut aller polnischen Truppen. Bei Raszin wurde er zwar vom Erzherzog Ferdinand geschlagen (1809), veranlaßte aber die Ga-lizier zum Aufstande und nötigte dadurch die Österreicher, die sich Warschaus bemächtigt hatten, dasselbe wieder zu räumen. 2. Ehlopicki hatte den unglückseligen Gedanken, die Russen bis vor Warschau kommen zu lassen und erst dort eine Schlacht zu liefern. Bei Grochow hätte er gesiegt, aber die Generale befolgten seine Befehle nicht und handelten eigenmächtig. Chlapowski und Gielgiid führten ihre Korps, ohne daß diese es merkten, über die preußische Grenze; Gielgud wurde deshalb vou einem Artillerieoffizier erschossen. Bei Wroclowek ließ Paskewitsch eine Brücke über die Weichsel schlagen, und die Russen zogen während 36 Stunden über die Brücke, ohne daß Skrzyuecki sie angriff. Er wurde deshalb abgesetzt, und Dembinski übernahm den Oberbefehl. Aber bald wurde er vom Präsident«: Krukow i e ck i vom Kommando entfernt, das dieser selbst übernahm. Als Paskewitsch vor Warschau anlangte und die Bürger die Stadt verteidigen wollten, verbot ihnen Krukowiecki, sich bewaffnet zu zeigen, und entzog dem General Uminski die Artillerie und die Reserve. In der Zivilregierung stritten sich die Feudaler: mit den Demokraten. So ging Polen abermals aus eigener Schuld zu Grunde. 3. Schon nach der Revolution von 1831 ging man in der Unterdrückung der polnischen Nationalität so weit, daß man die Kinder der toten, geflüchteten und eingekerkerten polnischen Adeligen und auch die der niedern Volksklafsen von Kosaken einsangen und sie nach Rußland schaffen ließ, um sie zu russischen Soldaten zu erziehen. Aber nach dem Aufstande von 1863 verbannte Mnrawiew sogar Kinder unter neun Jahren an den Amurfluß in Asien. Man zerriß die Familien, indem man den Vater an einen andern Ort als die Mntter, und die Kinder an einen andern Ort als die Eltern verbannte. Infolge des Aufstandes von 1863 wurden 48 182 Personen nach Sibirien geschleppt, 12 556 in das Innere von Rußland, 33 780 in die wüsten Steppen ant Ural-gelurge; 2416 Personen aus den bessern Ständen wurden als gemeine Soldaten in russische Regimenter gesteckt, 1464 wurden gehenkt und er-schossen und 7000 flüchteten sich in das Ausland. Alle jungen Leute männlichen Geschlechts, über siebzehn Jahre alt, wurden abgeführt und in die asiatischen Bataillone gesteckt. Hieraus war Polen freilich ruhtg. Es muß aber auch zugegeben werden, daß die geheime Natio-»alreglerutig die Russen auf unverantwortliche Weise reizte, indem dieselbe über deren Anhänger zahlreiche Todesurteile ergehen und sie meuch-lertsch vollziehen ließ. Sie hatte besondere „Hänge - Gendarmen" zur 26**

2. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 616

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
616 Unsre Zeit. licherweise ließ jedoch Skrzynecki die aus Rußland kommenden Garden mit der Hauptarmee unter Diebitsch sich vereinigen, obwohl er stärker war, und wich jeder Schlacht aus, so daß er förmlich zu einer solchen gedrängt werden mußte. Seine und des Fürsten Radziwill Unfähigkeit, die Uneinigkeit der Generale unter sich und mit der Zivilverwaltung, an deren Spitze der Fürst Adam Czartoryski stand, sowie die Verräterei mehrerer Generale brachte die Polen wieder in die Hände der Russen. Diebitsch siegte bei Ostrolenka, und Warschau mußte sich uach zweimaligem Sturm an Paskewitsch ergeben. Damit war Okto-die polnische Revolution beendet. Polen, das bisher ein eigenes i83i. Heer und eine eigene Verwaltung hatte, wurde russische Provinz. 611) Die Willkür, mit welcher von jetzt an in Polen verfahren wurde, und die Unmöglichkeit, gegen gerechte Beschwerden Abhilfe zu erhalten, erzeugten unter den Polen fortan einen Haß, dessen Ausbruche dreißig Jahre durch die strengsten Maßregeln unterdrückt werden mußten. Von Krakau aus, wo viele Flüchtlinge sich aufhielten, wurde dieser Haß geschürt, was die Aufhebung dieses Freistaats und die Einverleibung in Ästerreich 1846. zur Folge hatte. Durch ganz Polen bildeten sich geheime Vereine, die einen Aufstand vorbereiteten. Die russische Regierung suchte durch eine gewaltsame Rekrutierung die verdächtigen jungen Polen 1863. unschädlich zu machen. Polen wurde in Belagerungszustand erklärt. Aber eine geheime Nationalregieruug ernannte den Flüchtling Langiewicz zum Diktator und leitete die Insurrektion. Langiewicz kämpfte zwar sehr unglücklich und mußte sich auf österreichisches Gebiet flüchten; doch hielten sich die Jn-snrgentenhanfen, bis es gelang, fünf Häupter der geheimen Re- August giernng zu entdecken und aufzuhängen. Der Statthalter Dol-18ti4' gorucki in Warschau, der Oberkommanbant General Berg in Kalisch nnb der blntbürstige Gouverneur Murawiew in Wilna wußten durch schreckenerregenbe Maßregeln Polen zur Ruhe zu bringen. Seitbem wirb Polen russifiziert. 612) Wie man die Güter der reichen Grunbbejttzer konfiszierte, so nimmt man dem unglücklichen Laube seine Sprache und seinen Glauben, und niernanb erhob seine Stimme für ein Volk, welches zertreten wirb, als bte Oberhäupter der katholischen Kirche. Schon Gregor Xvi. hatte es bei einem Besuche 13.De- des Kaisers Nikolaus gewagt, dem Tyrannen feine Gewalt-^1345" thaten vorzuwerfen, und als biefer leugnete, ihm die eigenhänbig unterzeichneten Befehle vorzulegen. Pius Ix. wagte es, in Süfrii e*nem am 26. April 1864 gehaltenen Konsistorium den russischen 1864. Kaiser vor das Gericht der öffentlichen Meinung zu laben.

3. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 641

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 229. Rußland. 641 der Tscherkessenfürst Schamyl alle Fortschritte der Russen vereitelt. So oft er auch geschlagen wurde, erschien er jedesmal wieder ans dem Kriegsschauplatz. Erst 1859 gelang es dem issg. General Bariatinsky, ihu gefangenzunehmen; aber die Tscher-kessen sich unterwürfig zu machen, ist den Russen bis jetzt nicht gelungen. Dagegen trat der Fuß des Zaren um so schonungsloser auf das unglückliche Volk der Polen, und die gewaltsame Bekehrung der griechisch-uuierteu Katholiken zur russischen Kirche, die unter Nikolaus begonnen, wurde bis jetzt mit himmelschreiender Härte fortgesetzt, ohne daß die Mächte, welche die Griechen in Schutz nahmen und der Pforte beistanden, auch nur eine einzige Fürbitte zu Gunsten der gequälten Katholiken eingelegt Hütten. Wie die Polen, so beginnt man bereits die Deutschen in den Ostseeprovinzen zu russifiziereu, und werden die Fremden immer mehr von den Anstellungen in Rußland ausgeschlossen, während man früher mit Vorliebe Ausländer aufnahm. Einen großen Dienst erwies aber Alexander Ii. der Menschheit dnrch die Aufhebung der Leibeigenschaft, die er ungeachtet des Widerstrebens des Adels in den großen russischen Gouvernements durch-iw8. führte. Anmerkungen. 1. Gleich nach der Thronbesteigung des Zaren Nikolaus versuchten einige Gegner des absoluten Regierungssystemes eine Verschwörung einzuleiten und den Umsturz nach russischem Gebrauche mit der Ermordung der kaiserlichen Familie zu beginnen. Aber der Aufstand wurde schnell unterdrückt, und Nikolaus schritt blutig ein. Die Rädelsführer wurden gehenkt, die minder Schuldigen nach Sibirien verbannt, die Garde-abteilungen, die am Kampfe Anteil genommen, nach dem Kaukasus geschickt. Das Gerücht, Nikolaus sei getötet worden, drang bis nach P ersten und auf dieses Gerücht hin fiel Ab das Mirzah, der Sohn des persischen Schah, in das russische Gebiet ein (1826). 2. Im Frieden von Tauris (2. Nov. 1827) mußte Persien die beiden Provinzen Erivan und Nachitschewan an Rußland abtreten und zwanzig Millionen Rubel Kriegsentschädigung zahlen. Die Pforte stiftete aber den persischen Schah auf, er solle diesen Frieden nicht halten. Der Schah setzte nun den Krieg fort, aber die Russen drangen immer weiter vor und zuletzt mußte er sich im Frieden von Turkmanschai noch härtere Bedingungen gefallen lassen (10. Febr. 1828). Er mußte nun achtzig Millionen Rubel bezahlen und noch dazu bedeutende Salinen abtreten. 3. In der Moldau und der Walachei gedachte es die Türkei so zu machen, wie Rußland es in Polen machte. Diese Fürstentümer sollten nämlich wieder türkisch werden. Deshalb blieben die Türken im Lande und stellten in allen Städten und großem Ortschaften türkische Ulemas (Geistliche) als Lehrer an. Im Frieden von Adrianopel mußte nun die Türkei zugeben, daß die Hospodare statt auf sieben Jahre auf lebenslänglich gewählt würden. Auch sollte sie nicht mehr in die innern Angelegenheiten der Donaufürstentümer sich mischen. 27 **

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 287

1876 - Mainz : Kunze
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. 287 §. Zz. Der oiienmifcfie Krieg (1853—1856). Der Conißartsifrfle Krieg (1859). Kaum waren die revolutionären Bewegungen gedämpft, so führten Der Oriente die Angelegenheiten des Orients neue Kämpfe herbei. Im türkischen Krieg Reiche hatte der Sultan im Jahre 1839 allen seinen Unterthanen ohtte(lb’ 18 " Unterschied des Glaubens — Sicherheit des Lebens, des Eigenthums und Gleichheit vor dem Gesetze verheißen. Gleichwohl fehlte es, namentlich seit 1852 in Folge der Erhebung der alttürkischen Partei, nicht an Verletzungen dieses Reichsgesetzes. Als nun ein türkisches Heer unter Omer Pascha die unabhängigen und unter russischem Schutze stehenden Montenegriner zu unterwerfen suchte (1853), mußte zwar die Pforte auf Oesterreichs Drohung vom Kriege ablassen und das Versprechen geben, die bosnischen Christen vor Bedrückungen zu wahren; bald aber riefen die Streitigkeiten über den Besuch der heiligen Stätten in Palästina einen furchtbaren Krieg hervor. Als nämlich die Pforte im Jahre 1852 allen christlichen Confessionen gleiche Rechte an den heiligen Stätten zuerkannte, sah Rußland darin eine Beeinträchtigung alter Vorrechte der griechischen Christen, forderte Gewährleistung derselben, so wie das Zugeständnis, die griechischen Christen gegen liebergriffe tür-fischer Beamten schützen zu dürfen. Die Pforte wies diesen Eingriff in ihre Unabhängigkeit zurück, bestätigte aber gleichzeitig allen Christen ihre Rechte. Daraus besetzte, gestützt aus einen alten Vertrag, ein russisches Heer die Moldau und Walachei, um die Türkei zur Nachgiebigkeit zu zwingen; aber trotz der Erklärung Rußlands, daß es nur zum Schutz der griechischen Kirche auftrete, tauchten doch bei den übrigen europäischen Mächten Besorgnisse auf, Rußland verberge unter diesem Vorwande Eroberungspläne gegen die Türkei, und es drohe dadurch dem Gleichgewichte Europas Gefahr. Im October 1853 begannen die Feindseligkeiten an der Donau, in denen die Türken höhere Tapferkeit bewiesen, als man von ihnen erwartet hatte; namentlich setzten sie sich bei Kalafat jenseits der Donau fest, das ihnen die Russen vergebens zu entreißen suchten, wogegen letztere die türkische Flotte bei Sinope im schwarzen Meere in Brand steckten (30. Nov. 1853). Da die Friedensvorfchläge der europäischen Mächte vergeblich waren, und die Russen nach ihrem Uebergang über die Donau ins türkische Reich selbst einfielen, so er-fotgte (27. März 1854) die Kriegserklärung Englands und Frankreichs an Rußland, wogegen Oesterreich und Preußen neutral blieben. Die Türken waren im Felde glücklich, die lange Belagerung Silistrias durch die Russen war erfolglos, und diese zogen sich nach ihrer Nieder-

5. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 568

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
568 Die Zeit von 1815 bis 1857. überfallen und todtschlagen, noch die Waffen und Kassen wegnehmen, wie Mieroslawski angeordnet hatte. Eine schauerliche Lektion bekam der polnische Adel in Galizien. Ein Graf Wirsiolowski kam mit etwa zwanzig andern Herren am 19. Februar nach Lissa-Gura und versprach den versammelten Bauern Robotfreiheit und Gütertheilung, wenn sie die Oesterreicher todtschlügen. Den Bauern kam ein solcher Antrag als Wahnsinn oder höllische Lüge vor und einer erklärte dem Grafen, sie werden den Kaiser nicht ver- rathen, er aber solle sich mit seinen Begleitern fortmachen, sonst werden sie ihn festnehmen und nach Tarnow liefern. Darauf zog der Graf eine Pistole und schoß den Sprecher nieder, die Bauern aber erschlugen den Grafen und sein Gefolge mit Dreschflegeln und es brach ein Bauern- sturm gegen den Adel und seine Bediensteten los, der ihn vernichtet hätte, wenn die Regierung nicht militärisch eingeschritten wäre. In Russisch-Polen versuchte am 21. Februar ein Pantaleon Potocki Sidlec zu überfallen und wurde dafür gehenkt; auch hier zeigten die Bauern die größte Lust die Edelleute zu ermorden, wurden aber durch die russische Negierung daran gehindert; diese erklärte den 5. März Polen, Volhynien und Podolien in Kriegszustand, den 18. Juli auch Wilna, Kowno und Grodno, und während die Schuldigen in Preußen und Oesterreich ihr frevelhaftes Beginnen mit Festungsstrafe büßten, traf sie in Rußland rascher Tod durch Henkershand oder Deportation nach Sibirien. Dessenungeachtet predigten viele polnische Wortführer nicht gegen Rußland, sondern gegen Oesterreich und Preußen einen wüthenden Haß, der die abscheulichsten Verleumdungen nicht verschmähte, oder wur- den handumkehrt Apostel des Panslavismus, d. h. der Vereinigung aller slavischen Stämme unter dem russischen Scepter. Einundzwanzigftes Kapitel. Deutschland am Vorabend von 1848. Der wahnsinnige polnische Aufstand vom Jahr 1846 richtete sich vorzüglich gegen Oesterreich und Preußen, die zwei deutschen Haupt- mächte; nach dem Programm der Revolutionäre sollten in Posen „die deutschen Soldaten und Beamten", in Galizien „die Oesterreicher" todt- geschlagen werden, dessenungeachtet fand selbst dieser Aufstand in Deutsch- land nicht geringe Sympathieen, gerade wie die italienischen Revolutio- näre, welche damals mit dem Geschrei: „morte ai Tedeschi!“ (Tod den Deutschen!) an ihr Werk zu gehen sich anschickten. Solche Spmpa- thieen kommen bei keinem andern Volke auf Gottes Erdboden vor, denn

6. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 635

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Der 13. März zu Wien und sein Gefolge rc. 635 serstadt von jungen Leuten und Fremdlingen zu wiederholten Aufständen verleiten, um den letzten Nerv der Monarchie zu lähmen; arbeitet im Dienste Mazzinis und Kossuths an der Zerstörung des großen Reichs, dessen Hauptstadt sie ist, dem sie ihre Größe und ihren Ruhm verdankt, mit dessen Zerfall ihr eigener verbunden wäre. In Wien frevelten die Revolutionäre unter der Firma der deutschen Nationalität, in Ungarn unter der Firma der magyarischen, in der Lombar- dei mußte die italienische dieselben Dienste verrichten; den Ztalienern bot Radetzky die Stirne; gegen das Unwesen aber, das sich mit den deutschen Farben umkleidete, sowie gegen den magyarischen Uebermuth erhoben sich die slavischen Stämme, die weder germanisiert noch magyarisiert sein wollten. Anfangs schien es, als ob auch sie an der Zertrümmerung des Reichs arbeiteten, indem sie auf dem Slavenkongresse zu Prag (2. Juni) eine eigene Negierung, die Vereinigung Mährens und Schle- siens mit Böhmen forderten, also ein slavisches Oesterreich dem nichtslavi- schen gegenüber stellten, wie auch die Kroaten, Slavonier und Dalmatier sich gleich den Magyaren ein eigenes Ministerium erbaten, die Slaven kamen jedoch bald auf die rechte Bahn zurück und wurden zur Haupt- stütze der Monarchie. In Böhmen geschah es nicht ohne Kampf; zu Prag hatte sich der slavischen Bewegung eine demokratische angehängt, die sich der Stadt bemächtigen wollte, wobei die Studentenlegion fast ganz nach dem Muster der Wienerischen zu Werke ging. Aber der Gou- verneur von Prag, Fürst Alfred von Windischgrätz, ließ sich weder überlisten noch einschüchtern, und als am 12. Juni der Aufstand in der Altstadt zum Barrikadenmittel griff, zeigte der Fürst durch das Spiel seiner Batterieen auf dem Hradschin, daß er nur vollen Ernst zu machen brauche, um den Straßenaufruhr zu zerschmettern. Dies wirkte, die Bürgerschaft wollte die Stadt keiner nachdrücklicheren Beschießung aus- setzen, sie entfernte die Barrikaden und zwang die Störenfriede nachzu- geben, so daß Ruhe und Gehorsam fortan gesichert blieben, der Ultra- slavismus aufhörte. Zn Ungarn führte der Antagonismus der Nationalitäten schon im April zu Blutscenen; die Serben (Raizen) an der unteren Donau (in Sirmien, Bodrogh, Banat) widersetzten sich der Magyarisierung mit be- waffneter Hand, Kroatien und Slavonien protestierten in einem Mani- feste (31. Juli) gegen die Unterordnung unter die Magyaren und fän- den in dem Banns Zellachich einen tüchtigen Führer. Der ungarische Reichstag (am 5. Juli eröffnet) that nun die letzten Schritte zur Ein- leitung der vollständigen Trennung; er schuf ein eigenes Papiergeld, dekretierte die Organisierung einer massenhaften Landwehr und befahl gegen die renitenten Slaven als gegen Aufrührer mit Waffengewalt ein- zuschreiten. Der Kaiser konnte nicht zugeben, daß das ungarische Mini-

7. Die neueste Zeit - S. 76

1886 - Mainz : Kirchheim
76 Revolution in Polen. Ihre Unterdrückung. sich zu schuldbewußt waren, um Verzeihung hoffen zu können, so flüchteten sie sich mit ihren Soldaten lieber in die Nachbarstaaten, deren Gastfreundschaft sie anflehten. Von hier wanderten dann ungefähr 8000_ Polen, darunter sämtliche Offiziere, nach Eng-Xand , Frankreich und Amerika aus. Die begeisterte Teilnahme und die reichlichen Unterstützungen, die sie auf ihrem Zuge durch das südwestliche Deutschland fanden , sowie die glänzende Aufnahme, welche ihnen in Frankreich und England zuteil wurde, bekundeten die regen Sympathien, die für ihre Sache in diesen Ländern erwacht waren. Unterdessen hatte Paskewitsch, der von dem Kaiser zum Fürsten von Warschau und zum Statthalter ernannt worden , die russische Gewalt in Polen vollständig hergestellt. Mit dem Falle der Festungen Modlin und Zamock hatte der polnische Aufstand sein Ende erreicht. Nun verhängte der Zar Nikolaus über das unglückliche Polen ein furchtbares Strafgericht und führte ein System der Unterdrückung ein, die sich immer mehr steigerte und im Vergleich mit der, welche die türkische Herrschaft über die Griechen verhängt, noch für mild gelten mußte. Diejenigen Mitglieder des Reichstages, die für die Thronentsetzung des Hauses Romanow gestimmt hatten, wurden, soweit man ihrer habhaft werden konnte, nach Sibirien geschickt, gegen die Generale eine Untersuchung eingeleitet. Die Güter der Ausgewanderten wurden eingezogen, was bei Char-toryski allein an 30 Millionen polnischer Gulden betrug. Noch größer war das Unglück, das über das Land als solches verhängt wurde. Alle Klassen des Volkes wurden einer unerhörten Militär- und Polizeityrannei unterworfen. Das ganze Land wurde entwaffnet und den Bauern alle schneidenden Werkzeuge, mit Ausnahme der zum Ackerbau notwendigen, abgenommen. Verheimlichung von Waffen ward mit dem Tode bestraft. Die russischen Behörden wetteiferten in Grausamkeit, Habsucht und Treulosigkeit in der Behandlung gegen die Unterworfenen. Die Verfassung von 1815 wurde aufgehoben, dagegen das Land zu einer russischen Provinz mit gesonderter Verwaltung gemacht, in deren einzelnen Palatinaten durch ein sogenanntes organisches Statut beratende Versammlungen eingesetzt wurden, die ohne alle Bedeutung waren. Die Polen bildeten kein selbständiges Heer mehr, sondern wurden den russischen Regimentern einverleibt und in die entferntesten Gegenden, besonders nach dem Kaukasus, geschickt. Die Universitäten zu Warschau und Wilna wurden geschlossen, die Schulen auf russischen Fuß eingerichtet und russische Sprache und Geschichte zu den wichtigsten Lehrgegenständen er-

8. Viertehalb Jahrhunderte - S. 982

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
982 Die Zeit der siegreichen Revolution» Der Erzherzog Johann hatte in Friaul bei Sacile an der Livenza über den Vicekönig von Italien, und Erzherzog Ferdinand, der Sohn des Kaisers, bei Warschau über die Polen gesiegt. Dazn hatten sich die Tiroler, welche die bei Abtretung ihres Landes ihnen gewährleistete Verfassung doch eingebüßt, unter östreichischer Leitung in Masse gegen die ihnen verhaßte, von französischem Geiste erfüllte bairische Regierung erhoben. Der Erzherzog Johann mußte nach Deutschland berufen werden, der Erzherzog Ferdinand ward durch ein in Galizien eingerück- tes russisches Heer zurückgedrängt, und gegen die Tiroler wütheten die Baiern mit einer Grausamkeit, welche die Greuel des spanischen Krieges übertraf. Der Hauptschlag, der den Krieg beendete, erfolgte durch die Schlacht, die Napoleon mehrere Wochen nach der Schlacht bei Aspern bei Wagram auf dem Marchfelde dem Erzherzoge Karl lieferte. Nach beharrlichem Widerstande wichen die Oestreicher, da Erzherzog Johann, der inzwischen gegen den ihm nachrückenden Vicekönig ein Treffen bei Naab verloren hatte, nicht der Erwartung gemäß erscheinen konnte. Der Rückzug des geschlagenen Heeres ging nach Mähren, und bei Znaym wurde, als es eben zu einer neuen Schlacht kommen zu sollen schien, im Aufträge des Kaisers Franz ein Waffenstillstand mit Napoleon ge- schlossen. Oestreich mußte den Krieg endigen, ehe es durch gänzliche Erschöpfung die Hoffnung auf dereinstige Wiedererhebung verlor. Für Napoleon mag aber außer der Furcht vor einer Volkserhebung, von der er in Spanien und Tirol Beispiele gesehen, die Rücksicht auf Rußland eine schonende Behandlung empfohlen haben, da dieses bei dem Angriffe auf Galizien sich als ein nicht eifriger Bundesgenosse zeigte und aus einer zu weit gehenden Schwächung der östreichischen Monarchie Besorg- nisse für sich selbst schöpfen konnte. Der im Herbste des Jahres 1809 zu Schönbrunn geschlossene Friede entzog dem östreichischen Staate Salz- burg und das Jnnviertel nebst einem ostwärts daran stoßenden Bezirke zu Gunsten des ohnehin auf seine Kosten vergrößerten und neben ihm zum feindlichen Wächter aufgestellten Baierns. Westgalizien mit Krakau wurde zur Vergrößerung des Herzogthüms Warschau abgerissen, und selbst Rußland erhielt einen Theil, den östlichsten Bezirk von Ostgalizien, in welchem Tarnopol liegt. Außerdem aber legte der Sieger dem Be- siegten ein Opfer auf, durch welches er selbst im Südosten Europa's festen Fuß faßte. Er ließ sich die Gegenden an der oberen Drau, Ober- kärnthen mit seiner Hauptstadt Villach und alles am rechten Ufer der Sau bis zur Mündung der Unna gelegene Land, Krain und einen Theil Kroatiens, abtreten, womit er auf Kosten des Königreichs Italien den östlich vom Jsonzo gelegenen Theil der ehemals venetianischen Besitzun- gen nebst dem Gebiete der Republik Ragusa verband, so daß sich die jonischen Inseln als Fortsetzung daran anschloffen. Dieses Ganze, das
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