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Ausbeute an Gold, Platin, Silber und Edelsteinen gewährt. — Pflege der
Bienen (Baschkiren) und Seidenraupen (Süd-Nußland). — Die auf Kosten
des Landbau's künstlich belebte Industrie Rußlands ist vorzugsweise in der 3.
Zone, namentlich in den Gouvernements Moskau, Wladimir, Kaluga und Tula
heimisch, und liefert besonders Leder, Taue, Seife, auch Metallwaaren u. Gewebe
aus Wolle, Baumwolle, Leinen, selbst aus Seide, aber diese Erzeugnisse, meist
mittelmäßig und theuer, haben nur mit Hülfe der strengen Grenzsperre im Jn-
lande und bei den asiatischen Nachbarn Absatz. — Wichtiger der durch die über-
seeische und binncnländische Schifffahrt (aus den zahlreichen,'natürlichen und
künstlichen Wasserstraßen) und die winterliche Schnecbahn begünstigte, zugleich
aber durch strenge Zollgesetze re. beengte Handel, besonders der asiatische, dessen
Stapelorte Tiflis, Orenburg, Kiachta re. geworden sind (Peking-Karawanen);
— Pelzhandel (russisch- amerikanische Handelsgesellschaft); Menschenhandel im
Kaukasus. —
11. Staatseinrichtung. Die Verfassung des kolossalen Reiches ist
absolut monarchisch. Der nach dem Erstgeburtsrechte zum Thron gelangende
Kaiser (Czar), der „Selbstherrscher aller Reußen", steht selbst an der Spitze
der Staatsverwaltung, ihm zur Seite der Reichsrath, dirigirende
Senat, dirigirende Synod und das Staats-Ministerium. Unter
diesem Civil- und Militair-Gouverneure an der Spitze der Provinzial-
Berwaltungen. In Polen ein Statthalter und Provinzial-Ständ e, de-
nen indeß, nach dem organischen Statut, keine gesetzgebende Gewalt zusteht.
Fast eben so bedeutungslos die finnischen Stände. — Das ursprünglich orienta-
lische Gepräge des Staates (nur 2 Stände, leibeigene Knechte und Herren, diese
ihrerseits dem Czar knechtisch unterthan) ist durch die Tendenz der Herrscher zur
Europäisirung des Volks einigermaßen verwischt worden. Die willkürliche Ein-
theilung der zahlreichen Beamtenwelt in 14 Rangklassen ersetzt nur unvollkom-
men die fehlende organische Schichtung nach Ständen, und der Versuch den fast
fehlenden Bürgerstand zu stärken (Ehrenbürger) soll noch Früchte tragen. Freie
bäuerliche Grundbesitzer ebenfalls nur in geringer Zahl. — Desto stärker die un-
terste Volksklasse, die der Leibeigenen, die große Mehrzahl der Landbauer
(23—24 Mill.), d. i. — da die Bauern in Finnland, den Ostseeprovinzen, in
Polen ic., und ebenso die Tataren- und die nomadischen Stämme (welche eigene
Stammhäupter, besondere Berechtigungen, und zum Theil blos den Charakter von
schutzverwandten Bundesgenossen haben) nicht leibeigen sind — die größere
Hälfte des herrschenden russischen Volkes. Auf den Krön- und mehreren
Privatgütern hat indeß die Leibeigenschaft aufgehört, und die Regierung begün-
stigt die Aufhebung derselben, so wie die Ansiedelung freier Kolonisten. — Die
Verwaltung ist in allen Zweigen fast militairisch organisirt, aber die Weite
der Räume erschwert den Gang der Staatsmaschine, und begünstigt die Willkür
der Beamten, die im Allgemeinen übel berufen sind. Sehr achtbar die Kriegs-
macht und Kriegsverfassung: Rekrutirung der regulairen Landmacht
vorzugsweise aus den leibeigenen und freien russischen Bauern — Dienstzeit von
15 Jahren — allgemeine Wehrpflichtigkeit der Kosacken sowie der nomadischen
Stämme. — Die Weite der Räume und die Länge der Grenzen führen indeß
nothwendig Kraftzersplitterung mit sich. Daher die Einrichtung der Militair-
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"
Russische Tundra.
Tundra bedeutet waldloses Land. Die Tundra ist die verbreitetste Landschaftsform des arktischen Festlandes. Je nach-
dem dort der Boden wagrecht oder geneigt verläuft, hält er .das sommerliche Schmelzwasser zurück oder läßt es ablausen.
Dieser Umstand beeinflußt die Art des Pflanzenwuchses. Auf den geneigteren und trockenen Lagen gewinnen bald Moose,
bald Flechten die Oberhand, und hiernach unterscheidet man Moos- und Flechtentundra. In flachen Vertiefungen breitet
sich die stark durchfeuchtete Torstundra aus. Renntierflechte und isländisches Moos ermöglichen die Existenz des Renn-
tieres, dessen Aufzucht neben Jagd und Fischfang die Hauptbeschäftigung der Samojeden bildet. Höchst einförmig ist
das winterliche Gewand der Tundra. Aus der unermeßlichen Schneefläche erheben sich da und dort niedrige Schnee-
Hügel, aus denen Zwergbirken nur wenig bervorragen. Unter dem Schutze einer Waldinsel lagern Samojeden in ihren
trichterförmigen Zelten Nnr am südlichen Horizonte gemahnt ein schwacher Lichtstreifen daran, daß die Sonne, das
Element alles Lebens, die Erde nicht auf immer verlassen hat.
(Nach den „Bildern ans Rußland". Verlag von Wachsmuth, Leipzig.)
Wolga.
Wie der Deutsche mit Begeisterung vom Vater Rhein spricht, so der Russe vom „Mütterchen Wolga" und mit Rechts
denn dieser Riesenstrom erweist sich in der Tat als eine Quelle reichsten Segens für das russische Volk, und in dem weiten
einförmigen russischen Tieflande ist die Wolga ohne Zweifel die großartigste Naturerscheinung. Sie ist die größte natür-
liche Wasserstraße Rußlands, ja ganz Europas, und ihr Reichtum an kostbaren Fischen wird von keinem andern Strom
des Erdteils übertroffen. Besonders wichtig sind Stör und Hausen, aus deren Rogen man den Kaviar bereitet. Der
Sterlet liefert ein ganz vortreffliches Fleisch. Sehr rege ist die Schiffahrt auf dem Strom. Verfrachtet werden Haupt-
sächlich Navhtha von Baku, Getreide, Erzeugnisse der russischen Industrie, Baumwolle aus Turkestan, Bauhölzer des
Nordens und Salz aus den Stepvenseen der kaspischen Niederung. Auch der Personenverkehr ist beträchtlich.
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Extrahierte Personennamen: Wachsmuth
Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Vater_Rhein Europas Baku
38 Europa.
Moskau, Hauptsitz der russischen Baumwollindustrie. Auch Warschau, die
alte Hauptstadt Polens und drittgrößte Stadt Rußlands (850000 Einw.), ist Sitz
einer lebhasten Woll^, Seiden-, Zucker- und Maschinenindustrie. Hauptorte der
Ledersabrikation (Juchten und Saffian) sind Moskau, Kasan und Kiew.
Verkehr. Das weite, fast ununterbrochene Tiefland begünstigt die Entwick-
lung riesiger und vortrefflicher Wasserstraßen und die Anlage künstlicher Verkehrs-
Wege, besonders von Kanälen und Eisenbahnen. Die Wolga wird fast in ihrem
ganzen Laufe von Dampfschiffen befahren, desgleichen der Dnjepr. Die Strom-
systeme der Newa, Wolga und Dwina sind durch Kanäle miteinander ver-
Kunden, und eben darauf beruht die Bedeutung St. Petersburgs, das ebenso-
wohl mit der Nordrussischen Tiesebene als mit dem oberen Wolgagebiet, dem
Hauptproduktionsbezirk Runlands, in Verbindung steht. Moskau wieder ist der
Mittelpunkt eines weitverzweigten Schienennetzes. Infolge dieses Reichtums an
Verkehrsmitteln werden die fo weit voneinander entfernten Landesteile einander
näher gerückt und hebt sich auch der Handel Rußlands immer mehr, namentlich
mit den westeuropäischen Staaten und im besonderen mit Deutschland.
Die Bedeutung der russischen Flüsse als Verkehrsadern wird freilich auch
durch verschiedene Umstände stark beeinträchtigt. Alle ergießen sich nur in Neben-
meere, der größte sogar in einen Binnensee; dazu sind das Nördliche Eismeer
und das Weiße Meer infolge ihrer Eisbedeckung nur wenige Monate für den
Verkehr offen. Auch die Flüsse selbst sind monatelang durch Eis verschlossen,
und im So. wird die Schiffahrt durch die Dürre des Sommers erschwert.
Der Handel Rußlands läßt sich also kennzeichnen: Nach Westeuropa
führt es Getreide, Flachs, Hanf und Erzeugnisse der Viehzucht aus, dagegen führt
es von da feinere Industriewaren, eine Unzahl von Rohstoffen und Halbfabrikaten
sowie von Kolonialwaren ein; nach Asien versendet es die Erzeugnisse seiner
Industrie und bezieht dafür Rohstoffe (Baumwolle) und einige Genußartikel, wie
namentlich den Tee.
Siedelungen. Die Bedeutung der Städte in Rußland ist viel geringer
als in Westeuropa. Ihr Aussehen zeigt gewisse landschaftliche Unterschiede.
Die westlichen Städte verraten mehr westeuropäischen Charakter, die Städte des
östlichen Rußland dagegen bestehen noch heute vielfach aus niedrigen, mit Holz
erbauten Häusern.
Die politische Hauptstadt und zugleich die größte Stadt des Reiches (fast 2mill.
Einw.) ist St. Petersburg an der Mündung der Newa und damit am natür-
lichen Eingangstor Groß-Rußlands. Der eigentliche Hafen von Petersburg ist
Kronstadt. — Die Krönungsstadt und noch heute die eigentliche nationale
Hauptstadt, an der das Herz des Russen hängt, ist Moskau (l1^ Mill.
Einw.), zugleich der wichtigste Verkehrsmittelpunkt und die größte Handelsstadt
des Binnenlandes, auch Mittelpunkt des zentralrussischen Industriegebietes. Zu
den alten Hauptstädten Rußlands zählt ferner Kiew am mittleren Dnjepr; es
vereinigt nationale Eigenart mit moderner Knltur, 450000 Einw. — Nach
St. Petersburg und Moskau sind im eigentlichen Rußland die beiden größten
Städte die Seehandelsplätze Riga mit 300(100 Einw. und Odessa mit
480000 Einw. Riga ist der Bauweise und der herrschenden Bevölkerung nach
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is Erster Abschnitt.
sich sogar über den Kanal, der die beiden ersten ku-
rilischen Inseln trennt. — Unter allen genannten
Thieren des östlichen Weltmeers ist keines wichtiger
für den Handel, als die Seeotter, deren schönes
Fell überall gesucht und in China sehr theuer bezahlt
wird.
Storch.
kl. Die Hunde auf Kamtschatka.
Eine Thiergattung, die zwar in allen Landern
zu den Hausthieren gehört, aber nur in Rußland
auf eine höchst sonderbare Art zum Nutzen und zur
Bequemlichkeit der Menschen angewendet wird, sind
die Hunde, von denen man fast bei allen Nomaden
zahlreiche Heerden findet, und die besonders bei
den Kamtschadalen, Ostjaken, östlichen Samojeden,
Tungusen und bei einigen Stammen der Manschu-
ren als Zug vie h gebraucht werden; eine Bestim-
mung, die sie sogar unter den Russen in der Ir-
kutskischen Stadthalterschaft haben, wo sie in eini-
gen Gegenden die Stelle der Postpferde vertreten.
Nirgends aber ist die Zucht dieser Thiere so wichtig
und nothwendig, als in Kamtschatka, wo sie die
einzige Gattung von zahmen einheimischen Thieren
ausmachen, und wo inan ihrer eben so wenig ent-
behren kann, als in andern Landern des Hornviehs,
oder der Pferde. Die Kamtschatkischen Hunde sind
in der Größe und Gestalt nur wenig von den großen
russischen Bauerhunden verschieden; aber ihre Sit-
ten haben sie durch die Art ihrer Erziehung, Nah-
rung und Behandlung fast gänzlich geändert. Sie
werdeir für die besten und dauerhaftesten Läufer un-
ter allen sibirischen Hunden gehalten, und ihr Feuer
ist so groß, daß sie sich oft im Ziehen die Glieder
verrenken., und daß ihre Haare sich von der'hefti-
gen Anstrengung, durch welche das Blut in die
äußern Theile getrieben wird, röthlich färben. Sie
besitzen so viel Kräfte, daß vier derselben, die man
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Extrahierte Ortsnamen: China Kamtschatka Kamtschatka
394
Neuere Geschichte, Dritte Periode.
1809. Kühner Zug des Herzogs von Braunschweig durch Nord-
deutschland Es gelingt ihm, sich mit der „schwarzon
Legion“ nach England einzuschiffen.
Gustav Iv., König von Schweden, erbitterter Feind der Revo-
lution und Napoléons, ohne Verständnis für das Interesse seines
Landes, seit 1808 im Kriege mit Russland, welches Finnland erobert,
fällt endlich als Opfer seines Starrsinns durch eine Militär-Revolu-
tion. Nachdem durch den Uobergang der Russen unter Barclay de
Tolly über den gefrorenen bottnischen Meerbusen, durch die Weg-
nahme von Torned und der Alands-Inseln die Hauptstadt Stockholm
bedroht ist, bricht ein Aufstand im schwedischen Heere aus Der
König wird (13. März 1809) durch die Generale Klingspor und
Adlerkreuz verhaftet, zur Abdankung gezwungen, mit seiner Familie
aus dem Reiche geschafft und mit Uebcrgebung seines Hohnes seinem
Oheim als Karl Xiii. (1809—1818) die Krone übertragen. Im
Frieden mit Rußland zu Friedrichsham (17. Sept. 1809) überlässt
Schweden an Russland das Grofsfürstenthum Finnland bis an den
Torned-Fluss, nebst den Alands-Inseln. Durch Russlands Ver-
mittelung schliefst Schweden mit Frankreich den Frieden von Paris
(G Januar 1810), in welchem es dem Kontinentalsystem beitritt und
Schwedisch-Pommern zurück erhält. Nachdem der von Karl Xiii.
adoptirte und zum Thronerben bestimmte Prinz Christian August
von Holstein-Augustenburg plötzlich gestorben war, wird der
französische Marschall Bernadette (Prinz von Bontecorvo) zum
Kronprinzen von Schweden erwählt.
Rom war schon 1808 von den Franzosen besetzt worden. Da
Papst Pius Vii. die Forderung eines Angriffs- und Vcrtheidigungs-
biindnisses mit Frankreich und die Verschliefsung seiner Häfen gegen
England standhaft ablehnt, so verfügt Napoléon, nach unerhörten
Gewaltthätigkeiten während eines Jahres, von Schönbrunn aus
(1809, Mai; die Einverleibung des Kirchenstaates und der Stadt
Rom. Pius Vll. thut den Kaiser Napoléon in den Bann (Juni).
Hierauf Verhaftung und gewaltsame Wegführung des Papstes über
den Mont-Cenis nach Grenoble, von da wieder nach Savona. Nach
Verweigerung aller Forderungen Napoléons wird Pius Vii. auf das
tägliche Gefangenengeld gesetzt und lebt 3 Jahre fast von Almosen
(1812 nach Fontainebleau).
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Iv. Gustav_Iv. Barclay Karl_Xiii Karl Karl_Xiii Karl Christian_August
von_Holstein-Augustenburg August Marschall_Bernadette_(Prinz_von_Bontecorvo Schönbrunn
Extrahierte Ortsnamen: England Schweden Russland Finnland Stockholm Russland Finnland Russlands Frankreich Paris Schwedisch-Pommern Schweden Frankreich England Rom Grenoble Savona Fontainebleau
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
11
mit einem starken Heer gegen Ludwig, der sich hinter den Mauern von Frankfurt mit Hülfe der treuen und tapfern Bürger der Stadt zur Wehr setzte. Unterbes hatte sich jeboch im beutfchen Reich eine Partei gegen Karl Iv gebilbet und einen Gegenkaiser gewählt; ba hielt es jener für ratsamer, seine Stellung im Reich zu sichern und machte mit allen Fürsten Frieden, balb auch mit Markgraf Ludwig, dem er die Lösung vom päpstlichen Bann zu erwirken versprach. Den angeblichen Walbemar opferte er eben so leicht wieber auf, wie er sich erst für ihn erklärt hatte, ließ jetzt durch ein anberes Gericht feststellen, daß es ein falscher Walbemar fei, und wies die Bran-benburger mit ihrem Gehorsam wieber an Ludwig (1349). Noch einige Zeit hielten viele Städte und Laubschaften an dem vermeintlichen Walbemar fest, aber er vermochte sich nicht mehr lange zu behaupten; er zog sich an den Hof zu Anhalt zurück, wo er bis an seinen Tod in Ehren gehalten würde. Noch jetzt ist die Wahrheit über biefert angeblichen Walbemar nicht genau ermittelt; es ist jeboch wahrscheinlich, daß es ein früherer Müller Jakob Rehbock war, der Walbemar sehr ähnlich sah und im Dienst besselben seine Gewohnheiten genau kennen gelernt hatte; so konnten ihn Lubwigs Feinde benutzen, um ihn als Nebenbuhler besselben aufzustellen. Aber von des echten Walbemar kräftigem Wesen und Auftreten war in dem neuen keine Spur, und schon beshalb müßte man an feiner Echtheit zweifeln. Seine Geschichte aber beweist, wie tiefe Wurzeln das gesegnete Anbenf'en eines trefflichen Fürsten schlägt.
Markgraf Ludwig, der in der Regierung der Mark keine Freube und keine Ehre gehabt, legte bieselbe im Jahre 1351 nieber und zog sich nach Baiern zurück.
Karl Iv und die letzten baierschen Markgrafen. Ludwig der Römer und Otto (1352—1373), welchen die Geschichte mit Recht den Finner ober den Faulen genannt hat, waren die letzten baierschen Markgrafen in Brandenburg. Schon hatte Karl Iv, der schlaue Kaiser aus dem böhmisch - luxemburgischen Haufe, fein Auge auf die Marken zur Vermehrung feiner Hausmacht geworfen. Streitigkeiten, die zwischen den baierschen Herzogen und ihren Verwanbten, den Markgrafen von Brandenburg, ausbrachen, wußte er gut zu benutzen und schloß mit letzteren eine Erbverbinbung, nach welcher Brandenburg und die Lausitz im Falle des Tobes des Markgrafen ober ihrer Nachkommen an das
1352 bis 1373
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Karl_Iv Karl Ludwig Ludwig Ludwig_( Ludwig Jakob_Rehbock Ludwig Ludwig Karl_Iv Karl Ludwig Otto Karl_Iv Karl
Ii. Frankreich als Kaiserreich »bis jur
ijülje seiner Macht».
1804-1812.
Die Gründung der neuen Monarchie.
Nach Unterdrückung der letzten ohnmächtigen Versuche gegen *
seine Alleinherrschaft — Moreaus Exil, Pichegrus Tod im Kerker,
des Herzogs von Enghien widerrechtliche Erschießung — wird
Bonaparte auf Vorschlag der Tribunen durch Senatsbeschluß als
Napoleon erblicher Kaiser der Franzosen. Umgebung dexis. Mai.
jungen Dynastie mit neuem Glanz: Napoleons Geschwister mit
dem Titel Kaiserliche Hoheit'; 18 neue Marschälle; Proelamierung
des Ordens der Ehrenlegion; Salbung des Imperators durch
Papst Pins Vii, seine und seiner Gemahlin Selbstkrönung; —2. Dem.
Napoleons bürgerliches Gesetzbuch vollendet 1804, mit dem Titel
Cod6 Napoleon 1807; schon vorher Herstellung der Kirche und
des Cultus, seit Anfang 1806 auch der christlichen Zeitrechnung.
Verwandlung der eisalpinischen (seit 1802 italienischen)
Republik in ein Königreich Italien 1805, Napoleons
Königskrönung im Dom zu Mailand, sein Stiefsohn Eugene
Beauharnais Vicekönig. Einverleibung Liguriens, Parmas,
Piacenzas und Gnastallas.
Napoleons siegreiche Kämpfe.
I. Gegen Oesterreich und Unluand 1805.
Dem für England trotz seiner Seesiege im ganzen ungünstigen
Frieden von Amiens folgte bald eine abermalige Spannung beider
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Napoleons Napoleon Napoleons Eugene
Beauharnais_Vicekönig Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Moreaus_Exil Pichegrus Napoleons Napoleons Italien Napoleons Mailand Napoleons Oesterreich England Amiens
— 158 —
Dieselben sind aber trotz ihres Wasserreichtums wegen der vielen
Wasserfälle — wenn diese nicht durch Kanüle umgangen sind —
nur teilweise schiffbar. Die bedeutendsten Flüsse sind : Tornea-Els,
Dal-Elf, Klar-Els (Göta-Els) und Glommen. — Unter den zahl-
reichen Seen sind die größten der Wen er-, Wetter- und Mälar-
see. Mit Benutzung der beiden ersteren Seen führt eine Kanal-
Verbindung aus dem Skager Rak in die Ostsee.
Iv. Das Klima ist im Westen infolge der oceanischen Lage
und der erwärmenden Nähe des Golfstromes viel milder als in
allen andern Ländern mit gleicher geographischer Breite. Das
Meer gefriert hier fast nie, und in den geschützten Fjorden gedeiht
selbst noch Obst. Weniger begünstigt ist die
Ostseite der Halbinsel. Südschweden ist fin-
den Getreidebau sehr geeignet. Im Hoch-
lande aber sind weite Flächen mit Gletschern
und ewigem Schnee bedeckt.
Hauptbeschäftigung der Bewohner ist in
Schweden Ackerbau und Viehzucht, in
Norwegen (Bild 51) hingegen Fischerei
51. (Heringe, Dorsch oder Kabeljau, wenn ge-
Norwegische Frauentracht. . ' ' ' N ' ?
trocknet, Stockfisch genannt). Von großer
Bedeutung ist der Bergbau auf Eisen, Kupfer und Silber. Einen
besondern Reichtum bilden die unermeßlichen Wälder, welche
den größten Teil des bebaubaren Bodens bedecken. — Die In-
dustrie ist in der Entwicklung gehemmt durch den Mangel an
Steinkohlen, der nur zum Teil durch den Reichtum an Wasserkräften
ersetzt wird. Sie beschäftigt sich vornehmlich mit Verarbeitung des
Holzes (Bautischlerei, Zündholzfabrikation) und des Eisens. — Leb-
haft ist der Seehandel (Norwegen allein hatte 1897 über 7000
Seeschiffe, darunter 960 Dampfer).
V. a) Skandinavien ist unter allen europäischen Ländern am
schwächsten bevölkert. Auf der großen Fläche von 776000 qkm
leben nur 7 Millionen Menschen, also wenig mehr als in dem
kleinen Belgien. Auf 1 qkm treffen 9 Bewohner.
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— 159 —
gewonnen: Gold, Platina, Silber, Eisen, Kupfer, Blei, Zink und
Salz. Auch hat Rußland mächtige Steinkohlenlager und ergiebige
Petroleumquellen (am Kaspischen Meere).
Trotz so reicher natürlicher Hilfsquellen steht die russische In-
dustrie noch hinter der westeuropäischen zurück, hat aber in den
letzten Jahrzehnten einen großen Aufschwuug genommen. Von Be-
deutung ist die Eisenindustrie, die Baumwoll-, Woll- und Leinen-
Weberei, die Lederfabrikation (Juchten) und Rübenzuckerbereituug.
Der Haudel Rußlands ist jetzt schon von großer Wichtigkeit
und dabei noch in steter Ausdehnung begriffen. Zur Ausfuhr ge-
langen vornehmlich: Getreide, Flachs, Hanf, Holz, Petroleum, Zucker,
Wolle, Tiere, Talg, Pelzwerk und Leder. Dagegen müssen fast samt-
liche Luxus- und ein großer Teil der Industrie-Artikel noch ein-
geführt werden.
V. a) Obwohl das europäische Rußland 106 Millionen Ein-
wohn er zählt, so ist es doch unter allen europäischen Ländern
nach Skandinavien am schwächsten bevölkert; denn aus 1 qkm
treffen nur 20 Menschen. Wäre Rußland so dicht wie z. B.
Deutschland bewohnt, so müßte es auf seinem Flächenraum von
5 390 000 qkm ungefähr 500 Millionen Einwohner haben; aber große
Bodenstrecken Rußlands sind des kalten Klimas wegen sehr schwach
bevölkert. So hat der Bezirk Archangelsk, der Deutschland an Größe
weit übertrifft, nur 350 000 Bewohner. — Die dichteste Bevölkerung
findet sich in der Mitte Rußlands. — Nur 16 Städte des un-
geheuren Reiches haben mehr als 100 000 Einwohner.
d) Bezüglich der Abstammung herrscht in der Bevölkerung
Rußlands eine sehr große Mannigfaltigkeit. Doch ist der slavische
Stamm so stark vorherrschend, daß ihm mehr als 4/5 der Gesamt-
bevölkerung angehören. Unter den verschiedenen Völkern des slavischen
Stammes bilden die Russen (80 Millionen) weitaus die Mehrzahl
gegenüber den Polen (71/2 Millionen). Außerdem leben in Rußland:
1. über 11/2 Mill. Deutsche'(besonders in den Ostseeprovinzen
und den südrussischen Kolonien);
2. 4 Mill. Letten (in Litauen und Kurland);
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Extrahierte Ortsnamen: Skandinavien Deutschland Archangelsk Deutschland Polen Rußland Kurland
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oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens
zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten
Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham".
— Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel.
— Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge-
legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig.
2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.)
ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow
(175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und
Wolle. Universität.
3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen
Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak-
baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.),
ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel-
Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew
(92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im
Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien.
4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste
Stadt Litauens.
5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der
Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des
Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor-
orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie.
6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa-
Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen
gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels-
platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt
(60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat,
rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. —
Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen
Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten
283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee,
wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf
und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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