Russische Tundra,
Tundra bedeutet waldloses Land, Tie Tundra ist die verbreitetste Landschaftsform des arktischen Festlandes, Je nach-
dem dort der Boden wagrecht oder geneigt verläuft, hält er das sommerliche Schmelzwasser zurück oder läßt es ablaufe».
Dieser Umstand beeinflußt die Art des Pflanzenwuchses, Auf den geneigteren und trockenen Lagen gewinnen bald Moose,
bald Flechten die Oberhand und hiernach unterscheidet man Moos- und Flechtenlundra, In flachen Vertiefungen breitet
sich die stark durchfeuchtete Torftundra aus, Renntierflechte und isländisches Moos ermöglichen die Existenz des Renn-
tieres, dessen Auszucht neben Jagd und Fischfang die Hauptbeschäftigung der Samojeden bildet. Höchst einförmig ist
das winterliche Gewand der Tundra, Aus der unermeßlichen Schneefläche erheben sich da und dort niedrige Schnee-
Hügel, aus denen Zwergbirken nur wenig bervorragen, Unter dem Schutze einer Waldinsel lagern Samojede» in ihren
trichterförmigen Zelten, Nur am südlichen Horizonte gemahnt ein schwacher Lichtslreisen daran, daß die Sonne, das
Element alles Lebens, die Erde nicht auf immer verlassen hat.
(Nach den „Bildern aus Rußland", Bcrlaff von Wachi-mulh, Leipzig,)
Wolga.
Wie der Deutsche mit Begeisterung vom Vater Rhein spricht, so der Russe vom „Mütterchen Wolga" und mit Rechts
denn dieser Riesenstrom erweist sich in der Tat als eine Quelle reichsten Segens für das russische Volk und in dem weiten
einförmigen russischen Tieflande ist die Wolga ohne Zweifel die großartigste Naturerscheinung, Sie ist die größte natür-
liche Wasserstraße Rußlands, ja ganz Europas, und ihr Reichtum au kostbaren Fischen wird von keinem andern Strom
des Erdteils übertroffen. Besonders wichtig sind Stör und Hausen, aus deren Rogen man den Kaviar bereitet. Der
Sterlet liefert ein ganz vortreffliches Fleisch, Sehr rege ist die Schiffahrt auf dem Strom, Verfrachtet werden Haupt-
sächlich Naphtha von Baku, Getreide, Erzeugnisse der russischen Industrie, Baumwolle aus Turkestan, Bauhölzer des
Nordens und Salz aus den Stepvenseen der kaspischen Niederung, Auch der Personenverkehr ist beträchtlich.
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Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Vater_Rhein Europas Baku
38 Europa.
Bevölkerung. Von den 106 Mill. Einw, Rußlands sind ungefähr 84 Mill.
Russen (und zwar 56 Mill. Großrussen um Moskau, die eigentlichen Moskowiter,
22 Mill. Kleinrussen um das ältere Kiew, und fast 6 Mill. Weißrusseu im
Westen, ehemals unter litauischer Oberhoheit), somit rund 80 °/0 der ganzen
Bevölkerung - nur 20% gehören anderen Nationen an. Das russische Reich ist
hiernach zwar kein national einheitlicher Staat, aber gegenüber der ungeheuren
Masse des russischen Volkes verschwinden die übrigen Bevölkerungselemente fast
gänzlich. Diese umfassen Poleu, Litauer, dann Deutsche (an 2 Mill.), Rumänen
und Griechen, ferner mongolische Stämme (Finnen im Norden), türkische Stämme
(Tataren, Kirgisen, Kalmücken, Baschkiren) im O. und So. — Zwischen den
oberen Klassen und der Masse des Volkes bestehen große Unterschiede in Bezug
auf Besitz und Bildung.
Nach ihrem Bekenntnis sind die Russen fast insgesamt Anhänger der griechi-
schen, nichtuuierten, orthodoxen Kirche.
Rußlands Hilfsquellen. Ihre Hauptstütze findet Rußlands Machtstellung
in dem Reichtum des Landes an natürlichen Hilfsquellen. Obenan steht in
dieser Beziehung der Ackerbau, der in günstigen Jahren 1/3 alles europäischen
Getreides liefert und im Gebiete der schwarzen Erde bei reichlichen Niederschlägen
trotz der schlechten Bewirtschaftung außerordentlich ergiebige Ernten abwirft.
Ein Hauptgetreidelaud sind auch die sechs Ostseeproviuzen. Rußland gilt daher
als der erste Ackerbaustaat Europas. In Westrußland ist auch die Flachs-,
Rüben- und Kartoffelerzeugung sehr bedeutend. Wein liefert Rußland
nur im Süden, besonders auf der Halbinsel Krim. Im Norden des Reiches
erstrecken sich ausgedehnte Wälder, wie denn Rußland neben Schweden das
waldreichste Land Europas ist. Die Bewirtschaftung der Forsten steht freilich
noch auf niederer Stufe. — Die Viehzucht hat ihren Hauptsitz in den
Steppen des Ostens und Südostens. Die Rinderzucht wird besonders in den
Ostseeprovinzen mit Sorgfalt betrieben. Große Erträge wirft auch die Geflügel-
zu cht ab. Die Ausfuhr von Eiern steht unter den Exportartikeln mit in
vorderster Reihe (1906: 120 Mill. Mark). Sehr ertragreich ist ferner die
Fischerei, besonders in der Wolga und im Kaspischen Meer. Endlich liefert
Nordrußland reichliches Pelzwerk.
Auch durch seine Mineralprodukte aus dem Uralgebirge nimmt
Rußland in Europa eine wichtige Stelle ein. Es produziert unter allen Staaten
Europas das meiste Gold und allein in unserem Erdteil Platin. Aber
auch die Haupthebel der modernen Industrie, Eisen und Kohle, fehlen dem
Reiche nicht.
Einzelne Zweige der Industrie, vor allem Baumwoll-, Wollen-, Leder- und
Hüttenindustrie, haben sich schon zu bedeutender Höhe entwickelt. Die Haupt-
industriezeutreu sind infolge der hier auftretenden Kohlenlager Lodz, das polnische
Manchester (350000 Einw., darunter viele Deutsche), der Don-Donezbezirk
(mit Hüttenindustrie), ferner Tula mit bedeutender Eisen- und Stahlindustrie und
Moskau, Hauptsitz der russischen Baumwollindustrie. Auch Warschau, die
alte Hauptstadt Polens und drittgrößte Stadt Rußlands (760000 Einw.), ist Sitz
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Extrahierte Personennamen: Rußlands
Extrahierte Ortsnamen: Europa Moskau Kiew Europas Westrußland Europas Kaspischen_Meer Europa Europas Lodz Don-Donezbezirk Moskau Warschau Polens
Rußland. 39
einer lebhaften Wölb, Seiden-, Zucker- und Maschinenindustrie. Hauptorte der
Lederfabrikation (Juchten und Saffian) sind Moskau, Kasan und Kiew.
Verkehr. Das weite, fast ununterbrochene Tiefland begünstigt die Entwick-
lung riesiger und vortrefflicher Wasserstraßen und die Anlage künstlicher Verkehrs-
Wege, besonders von Kanälen und Eisenbahnen. Die Wolga wird fast in ihrem
ganzen Laufe von Dampfschiffen befahren, desgleichen der Dnjepr. Die Strom-
systeme der Newa, Wolga und Dwina sind durch Kanäle miteinander ver-
bunden und eben darauf beruht die Bedeutung St. Petersburgs, das ebenso-
wohl mit der Nordrussischen Tiefebene als mit dem oberen Wolgagebiet, dem
Hauptproduktionsbezirk Rußlands, in Verbindung steht. Moskau wieder ist der
Mittelpunkt eines weitverzweigten Schienennetzes. Infolge dieses Reichtums an
Verkehrsmitteln werden die so weit voneinander entfernten Landesteile einander
näher gerückt und hebt sich auch der Handel Rußlands immer mehr, namentlich
mit den westeuropäischen Staaten und im besonderen mit Deutschland.
Die Bedeutung der russischen Flüsse als Verkehrsadern wird freilich auch
durch verschiedene Umstände stark beeinträchtigt. Alle ergießen sich nur in Neben-
meere, der größte sogar in einen Binnensee; dazu sind das Nördliche Eismeer
und das Weiße Meer infolge ihrer Eisbedeckung nur wenige Monate für den
Verkehr offen. Auch die Flüsse selbst sind monatelang durch Eis verschlossen
und im So. wird die Schiffahrt durch die Dürre des Sommers erschwert.
Der Handel Rußlands läßt sich also kennzeichnen: Nach Westeuropa
führt es Getreide, Flachs, Hanf und Erzeugnisse der Viehzucht aus, dagegen führt
es von da feinere Industriewaren, eine Unzahl von Rohstoffen und Halbfabrikaten
sowie von Kolonialwaren ein; nach Asien versendet es die Erzeugnisse seiner
Industrie und bezieht dafür Rohstoffe (Baumwolle) und einige Genußartikel, wie
namentlich den Tee.
Siedelungen. Die Bedeutung der Städte in Rußland ist viel geringer
als in Westeuropa. Ihr Aussehen zeigt gewisse landschaftliche Unterschiede.
Die westlichen Städte verraten mehr westeuropäischen Charakter, die Städte des
östlichen Rußland dagegen bestehen noch heute vielfach aus niedrigen mit Holz
erbauten Häuferu.
Die politische Haupstadt und zugleich die größte Stadt des Reiches (1% Mill.
Einw.) ist St. Petersburg an der Mündung der Newa und damit am natür-
lichen Eingangstor Groß-Rußlands. Der eigentliche Hafen von Petersburg ist
Kronstadt. — Die Krönungsstadt und noch heute die eigentliche nationale
Hauptstadt, an der das Herz des Ruffen hängt, ist Moskau (über 1 Mill.
Einw.), zugleich der wichtigste Verkehrsmittelpunkt und die größte Handelsstadt
des Binnenlandes, auch Mittelpunkt des zentralrussischen Industriegebietes. Zu
den alten Hauptstädten Rußlands zählt ferner Kiew am mittleren Dnjepr; es
vereinigt nationale Eigenart mit moderner Kultur, 320000 Einw. — Nach
St. Petersburg und Moskau sind im eigentlichen Rußland die beiden größten
Städte die Seehandelsplätze Riga mit fast 300000 Einw. und Odessa mit
450000 Einw. Riga ist der Bauweise und der herrschenden Bevölkerung nach
eine deutsche Stadt, Odessa eine elegante moderne Stadt mit stark gemischter
Bevölkerung; außer Deutschen und Juden wohnen hier auch viele Italiener und
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42 Europa.
Nach ihrem Bekenntnis sind die Russen fast insgesamt Anhänger der griechi-
schen, sog. orthodoxen Kirche.
Rußlands Hilfsquellen. Ihre Hauptstütze findet Rußlands Machtstellung
in dem Reichtum des Landes an natürlichen Hilfsquellen. Obenan steht in dieser
Beziehung der Ackerbau, der in günstigen Jahren % alles europäischen Getreides
liefert und im Gebiete der schwarzen Erde bei reichlichen Niederschlägen trotz der
schlechten Bewirtschaftung außerordentlich ergiebige Ernten abwirft. Rußland
gilt daher als der erste Ackerbaustaat Europas.
Ungemein groß ist im Norden des Landes der W a l d r e i ch t u m, weit ver-
breitet, namentlich in der südlichen Steppenzone, die Viehzucht, sehr ertragreich
die Fischerei (besonders in der Wolga und im Kaspischeu Meere, Kaviar).
Auch durch seine Mineralprodukte aus dem Uralgebirge nimmt Rußland
in Europa eine wichtige Stelle ein.
Einzelne Zweige der Industrie, vor allem Baumwoll-, Wollen- lind Leder-
industrie, haben sich schon zu bedeutender Höhe entwickelt. Die Hauptindustrie-
zentreu sind infolge der hier austretenden Kohlenlager Lodz (350000 Einw,,
darunter viele Deutsche), der Don-Donezbezirk (mit Hüttenindustrie), ferner
Tula mit bedeutender Eisen- und Stahlindustrie und Moskau, Hauptsitz der
russischen Baumwollindustrie. Auch Warschau, die alte Hauptstadt Polens und
drittgrößte Stadt Rußlands (760000 Einw.), ist Sitz einer lebhasten Industrie.
Hauptstätten der Lederindustrie (Juchten und Sasian) sind Moskau, Kasan und Kiew.
Verkehr. Das weite, sast ununterbrochene Tiefland begünstigt die Entwick-
lung riesiger und vortrefflicher Wasserstraßen und die Anlage künstlicher Verkehrs-
wege, besonders von Kanälen und Eisenbahnen. Die Wolga wird fast in ihrem
ganzen Laufe mit Dampfschiffen befahren, desgleichen der Dn jepr. Die Strom-
systeme der Newa, Wolga und Dwina sind durch Kanäle miteinander ver-
bnnden, und eben darauf beruht die Bedeutung St. Petersburgs, das ebensowohl
mit der nordrussischen Tiefebene, als mit dem oberen Wolgagebiet, dem Haupt-
Produktionsbezirk Rußlands, in Verbindung steht. Moskau wieder ist der Mittel-
punkt eines weitverzweigten Schienennetzes. Infolge dieses Reichtums an Verkehrs-
Mitteln werden, was von großer Bedeutung ist, die so weit voneinander entfernten
Landesteile sich näher gerückt, und hebt sich auch der Handel Rußlands immer
mehr, namentlich mit den westeuropäischen Staaten und im besonderen mit
Deutschland.
Der Handel Rußlands läßt sich also kennzeichnen: Nach Westeuropa
sührt es Getreide, Flachs, Hans und Erzeugnisse der Viehzucht aus, dagegen führt
es von da feinere Industriewaren, eine Unzahl von Rohstoffen und Halbfabrikaten
sowie von Kolonialwaren ein,' nach Asien versendet es die Erzeugnisse seiner
Industrie und bezieht dafür Rohstoffe (Baumwolle) und einige Gennßartikel wie
namentlich den Tee.
Siedelungen. Eigentliche Städte sind zuerst unter dem Einfluß der
westeuropäischen Kultnr, also besonders in den Ostseeprovinzen, dann auch in
Polen und Klein-Rußland entstanden. Ältere Städte hat also nur das westliche
Rußland; solche sind Grodno, Wilna, (180000 Einw.),Smolensk; dem ganzen
östlichen Rußland gehen sie ab. Hier hat sich städtisches Leben erst in neuerer Zeit
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Extrahierte Personennamen: Rußlands Produktionsbezirk_Rußlands Hans
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europas Europa Lodz Don-Donezbezirk Moskau Warschau Polens Moskau Kasan Kiew Petersburgs Moskau Deutschland Westeuropa Asien Polen Grodno Wilna
Ii. Frankreich als Kaiserreich »bis jur
ijülje seiner Macht».
1804-1812.
Die Gründung der neuen Monarchie.
Nach Unterdrückung der letzten ohnmächtigen Versuche gegen *
seine Alleinherrschaft — Moreaus Exil, Pichegrus Tod im Kerker,
des Herzogs von Enghien widerrechtliche Erschießung — wird
Bonaparte auf Vorschlag der Tribunen durch Senatsbeschluß als
Napoleon erblicher Kaiser der Franzosen. Umgebung dexis. Mai.
jungen Dynastie mit neuem Glanz: Napoleons Geschwister mit
dem Titel Kaiserliche Hoheit'; 18 neue Marschälle; Proelamierung
des Ordens der Ehrenlegion; Salbung des Imperators durch
Papst Pins Vii, seine und seiner Gemahlin Selbstkrönung; —2. Dem.
Napoleons bürgerliches Gesetzbuch vollendet 1804, mit dem Titel
Cod6 Napoleon 1807; schon vorher Herstellung der Kirche und
des Cultus, seit Anfang 1806 auch der christlichen Zeitrechnung.
Verwandlung der eisalpinischen (seit 1802 italienischen)
Republik in ein Königreich Italien 1805, Napoleons
Königskrönung im Dom zu Mailand, sein Stiefsohn Eugene
Beauharnais Vicekönig. Einverleibung Liguriens, Parmas,
Piacenzas und Gnastallas.
Napoleons siegreiche Kämpfe.
I. Gegen Oesterreich und Unluand 1805.
Dem für England trotz seiner Seesiege im ganzen ungünstigen
Frieden von Amiens folgte bald eine abermalige Spannung beider
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Napoleons Napoleon Napoleons Eugene
Beauharnais_Vicekönig Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Moreaus_Exil Pichegrus Napoleons Napoleons Italien Napoleons Mailand Napoleons Oesterreich England Amiens
— 158 —
Dieselben sind aber trotz ihres Wasserreichtums wegen der vielen
Wasserfälle — wenn diese nicht durch Kanüle umgangen sind —
nur teilweise schiffbar. Die bedeutendsten Flüsse sind : Tornea-Els,
Dal-Elf, Klar-Els (Göta-Els) und Glommen. — Unter den zahl-
reichen Seen sind die größten der Wen er-, Wetter- und Mälar-
see. Mit Benutzung der beiden ersteren Seen führt eine Kanal-
Verbindung aus dem Skager Rak in die Ostsee.
Iv. Das Klima ist im Westen infolge der oceanischen Lage
und der erwärmenden Nähe des Golfstromes viel milder als in
allen andern Ländern mit gleicher geographischer Breite. Das
Meer gefriert hier fast nie, und in den geschützten Fjorden gedeiht
selbst noch Obst. Weniger begünstigt ist die
Ostseite der Halbinsel. Südschweden ist fin-
den Getreidebau sehr geeignet. Im Hoch-
lande aber sind weite Flächen mit Gletschern
und ewigem Schnee bedeckt.
Hauptbeschäftigung der Bewohner ist in
Schweden Ackerbau und Viehzucht, in
Norwegen (Bild 51) hingegen Fischerei
51. (Heringe, Dorsch oder Kabeljau, wenn ge-
Norwegische Frauentracht. . ' ' ' N ' ?
trocknet, Stockfisch genannt). Von großer
Bedeutung ist der Bergbau auf Eisen, Kupfer und Silber. Einen
besondern Reichtum bilden die unermeßlichen Wälder, welche
den größten Teil des bebaubaren Bodens bedecken. — Die In-
dustrie ist in der Entwicklung gehemmt durch den Mangel an
Steinkohlen, der nur zum Teil durch den Reichtum an Wasserkräften
ersetzt wird. Sie beschäftigt sich vornehmlich mit Verarbeitung des
Holzes (Bautischlerei, Zündholzfabrikation) und des Eisens. — Leb-
haft ist der Seehandel (Norwegen allein hatte 1897 über 7000
Seeschiffe, darunter 960 Dampfer).
V. a) Skandinavien ist unter allen europäischen Ländern am
schwächsten bevölkert. Auf der großen Fläche von 776000 qkm
leben nur 7 Millionen Menschen, also wenig mehr als in dem
kleinen Belgien. Auf 1 qkm treffen 9 Bewohner.
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— 159 —
gewonnen: Gold, Platina, Silber, Eisen, Kupfer, Blei, Zink und
Salz. Auch hat Rußland mächtige Steinkohlenlager und ergiebige
Petroleumquellen (am Kaspischen Meere).
Trotz so reicher natürlicher Hilfsquellen steht die russische In-
dustrie noch hinter der westeuropäischen zurück, hat aber in den
letzten Jahrzehnten einen großen Aufschwuug genommen. Von Be-
deutung ist die Eisenindustrie, die Baumwoll-, Woll- und Leinen-
Weberei, die Lederfabrikation (Juchten) und Rübenzuckerbereituug.
Der Haudel Rußlands ist jetzt schon von großer Wichtigkeit
und dabei noch in steter Ausdehnung begriffen. Zur Ausfuhr ge-
langen vornehmlich: Getreide, Flachs, Hanf, Holz, Petroleum, Zucker,
Wolle, Tiere, Talg, Pelzwerk und Leder. Dagegen müssen fast samt-
liche Luxus- und ein großer Teil der Industrie-Artikel noch ein-
geführt werden.
V. a) Obwohl das europäische Rußland 106 Millionen Ein-
wohn er zählt, so ist es doch unter allen europäischen Ländern
nach Skandinavien am schwächsten bevölkert; denn aus 1 qkm
treffen nur 20 Menschen. Wäre Rußland so dicht wie z. B.
Deutschland bewohnt, so müßte es auf seinem Flächenraum von
5 390 000 qkm ungefähr 500 Millionen Einwohner haben; aber große
Bodenstrecken Rußlands sind des kalten Klimas wegen sehr schwach
bevölkert. So hat der Bezirk Archangelsk, der Deutschland an Größe
weit übertrifft, nur 350 000 Bewohner. — Die dichteste Bevölkerung
findet sich in der Mitte Rußlands. — Nur 16 Städte des un-
geheuren Reiches haben mehr als 100 000 Einwohner.
d) Bezüglich der Abstammung herrscht in der Bevölkerung
Rußlands eine sehr große Mannigfaltigkeit. Doch ist der slavische
Stamm so stark vorherrschend, daß ihm mehr als 4/5 der Gesamt-
bevölkerung angehören. Unter den verschiedenen Völkern des slavischen
Stammes bilden die Russen (80 Millionen) weitaus die Mehrzahl
gegenüber den Polen (71/2 Millionen). Außerdem leben in Rußland:
1. über 11/2 Mill. Deutsche'(besonders in den Ostseeprovinzen
und den südrussischen Kolonien);
2. 4 Mill. Letten (in Litauen und Kurland);
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Extrahierte Ortsnamen: Skandinavien Deutschland Archangelsk Deutschland Polen Rußland Kurland
— 162 —
oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens
zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten
Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham".
— Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel.
— Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge-
legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig.
2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.)
ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow
(175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und
Wolle. Universität.
3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen
Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak-
baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.),
ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel-
Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew
(92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im
Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien.
4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste
Stadt Litauens.
5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der
Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des
Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor-
orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie.
6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa-
Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen
gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels-
platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt
(60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat,
rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. —
Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen
Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten
283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee,
wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf
und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.
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— 190 —
Kaukasien liegt zu beiden Seiten des Kaukasus, der als ein
wildes, schwer überschreitbares Gebirge sich vom Schwarzen bis zum
Kaspischen Meere erstreckt. Der Elbrns ragt 5600 m hoch empor.
Nordkaukasien ist vorherrschend Steppenland, Süd kau-
kasien hat mildes Klima und reiche Vegetation. — Die 9 Mil-
lionen Einwohner gehören verschiedenen Stämmen an, unter denen
die Tscherkessen und Georgier durch Körperschöuheit hervorragen.
Tiflis (161000 ($.) ist eine wichtige Handelsstadt. — Eine
Eisenbahn verbindet es einerseits mit Baku (112 000 E.) am
Kaspischeu Meere, in dessen Nähe sehr ergiebige Petroleumquelleu
sind, andererseits mit dem Hafen Batum am Schwarzen Meere.
Westturkestau (Turan) ist teils öde Sandwüste, teils Steppen-
land, dessen Bevölkeruug zum Nomadeuleben gezwuugen ist; nur
einige Oasen und Gebirgsthäler zeichnen sich durch Fruchtbarkeit
aus und liefern hauptsächlich Seide und Baumwolle.
Rußland beherrscht den größten Teil. Sitz der Regierung ist
die Stadt Taschkent (156 000 E.) am Fuße des Tienschan.
Wichtige Handelsplätze sind: Samarkand (55 000 E.) und
Kokaud (82 000 E.).
Die Chauate Chiwa und Buchara mit den gleichnamigen
Hauptstädten steheu unter russischer Schutzherrschaft.
Nordasien.
Ganz Nordasien wird von der russischen Provinz Sibirien ein-
genommen, welche sich vom Ural bis zum Großen Ocean erstreckt.
An Größe (12^ Millionen qkm) übertrifft Sibirien ganz Europa;
dagegen zählt es kaum 6 Millionen Einwohner. — Der west-
liche Teil ist Tiefebene, der östliche Gebirgsland. Mehr als die
Hälfte der uugeheueru Bodenfläche ist nicht anbaufähig. — Die
einheimische Bevölkerung sind mongolische Nomaden. Die
europäischeu Einwohner sind russische Ansiedler oder verbannte
Verbrecher und dereu Nachkommen.
Die Hauptprodukte Sibiriens sind: wertvolle Pelze, Holz
und Getreide, an Mineralien besonders Gold und Graphit, außerdem
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