166 Französische Re volutions kriege. Kosziu Sko.
n.c.g.mit Belgien frei werden, zu den Oesterreichern. Uebcrall die
Verbündeten im Vortheile, und im Innern Frankreichs die
Vendee, Bretagne (Wimpfen), Toulon, Marseille und Lyon
gegen den Convent im Aufruhr. Daher durch die Jakobiner
die Sch recken s regi e run g ; allgemeines Aufgebot in Masse;
ganz Frankreich ein Feld - und Waffenlagcr unter Carnot.
Darauf Siege der Franzosen gegen die im Innern Empörten
unter gräßlicher Rache; eben so in Belgien durch Iiouchard
und Jourdan, am Oberrhein durch Pickegru und Iiocle j
indessen sättigt sich die Revolution durch ihre Blntgerichte
1794. überall in Frankreich; ihre Häupter stürzen sich selbst; Ende
des Terrorismus.
In den Niederlanden siegt Pickegru bei Tournal, und
1795. ^onrdan bei Fleums; Holland wird erobert — batavische
Republik, verbunden mit Frankreich. Am Oberrhein müssen
die Preussen, nach ihrem Siege bei Kaiserslautern, weichen,—
Frieden zu Basel zwischen Preussen und Frank-
reich (das nördliche Deutschland neutral), etwas später mit
Spanien ( St. Domingo an Frankreich ) *).
*) Um dieselbe Zeit blutige Auftritte in Pvlen: »ach dem russisch»
türkischen Kriege ( 1787—1792) suchte Katharina Ii. ihren Einfluß in
Polen durch eine Conföderatiou der unzufriedenen Polen zu Targowih
geltend zu machen; eine russische Armee dringt ein; die Polen unter
Thaddäus Kosziusko müssen weichen. Auch eine preussische Armee,
mit Katharina einverstanden, rückt unter Möllendorf 1793 in Polen
ein, und bald darauf erfolgt die zweite Theilung Polens. Aber
die Erbitterung der Polen bricht schon 1794 aus. Kosziusko Ober-
feldherr. Die Russen aus Warschau vertrieben, vereinen sich mit den
unter ihrem König eindringenden Preussen. Sieg der Verbündeten bei
Raffka. Warschau vergebens belagert. Auch Oesterreich schickt eine
Armee. Kosziusko bei Maciejowiee von den Russen unter Fersen
geschlagen und gefangen. Suwarvv erstürmt Prag a; Warschau kapi-
tulirt, — dritte Theilung Polens 1795; der König Poniatowsky
legt seine Würde nieder (Rußland gewinnt 2000 Quadratmeilen, Preus-
fen 990 Quadratmeilen und Oesterreich 834 Quadratmeilen). Katharina
stirbt im folgenden Jahre; ihr folgt ihr Sohn Paul I (1796—1801).
Auch Friedrich Wilhelm Ii. von Preussen stirbt im November 1797, und
ihm folgt sein Sohn Friedrich Wilhelm Hl
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Extrahierte Personennamen: Kosziu_Sko Katharina_Ii Katharina Kosziusko Raffka Kosziusko Poniatowsky Katharina Friedrich_Wilhelm_Ii Friedrich Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Bretagne Toulon Marseille Lyon Frankreich Belgien Jourdan Frankreich Niederlanden Holland Frankreich Preussen Kaiserslautern Basel Preussen Frank- Deutschland Spanien Frankreich Polen Polen Polens Warschau Preussen Oesterreich Warschau Polens Oesterreich Preussen
4. Die Gallier in Rom. 71
Gallier der Stadt zu, ihre Schaaren bedeckten gleich Heuschrecken-schwärmen die Felder, ihr wildes Gehens erfüllte die Lüfte, und die Landleute flohen entsetzt in die festen Städte. Am Bache Allia,390 drei Meilen von Rom, trat ihnen das römische Heer entgegen.
Es erlitt eine furchtbare Niederlage, und in wilder Flucht suchten sich die zerstreuten Haufen nach dein öden Veji zu retten. Rom war wehrlos und die Bewohner verließen mit ihrer besten Habe die Stadt, nur eine schwache Besatzung auf der Burg zurücklassend. Nur achtzig der angesehensten Greise wollten bcu Untergang der Vaterstadt nicht überleben und blieben zurück. Sie wurden von den eindringenden Barbaren erschlagen, worauf diese die Stadt au allen Ecken anzündeten.
Jetzt versuchten die Gallier auch das Capitol zu erstürmen, aber vergebens. Einmal in der Nacht war es ihnen fast gelungen, sich desselben durch einen Ueberfall zu bemächtigen. Schon hatten die Gallier die Spitze des Felsens erreicht. Da erhoben die Gänse, welche im Heiligthnme der Juno zu Ehren der Göttin unterhalten wurden, ein lautes Geschnatter; der tapfere Marcus Manlius erwachte, eilte herbei und stieß den ersten Gallier hinab, dessen Fall die Nachfolgenden mit in die Tiefe riß. Nun beschlossen die Gallier die Besatzung durch Mangel zur Uebergabe zu zwingen. Bald stieg die Noth auf der Burg so hoch, daß das Leder der Schilde und Sohlen verzehrt wurde. Aber auch die Belagerer hatten iu der verödeten und ausgeplünderten Gegend vom Hunger zu leiden. So waren beide Theile zu einem Vertrage geneigt, und gegen Zahlung einer Summe vou 1000 Pfund Goldes willigte der gallische Heerkönig in den Abzug. Beim Abwägen des Lösegeldes wendeten die Feinde falsches Gewicht an. Die Römer beschwerten sich, aber Brennns cntgegnete trotzig: „Wehe den Besiegten!" und warf auch noch sein Schwert in die Wagschale.
Der Sturm der Zerstörung hatte sich ausgetobt, und die Bevölkerung kehrte vou allen Seiten zurück. Aber ein trauriges Bild der Verwüstung bot sich den Heimkehrenden dar. Viele machten darum den Vorschlag, die öde Brandstätte zu verlassen und nach dem leeren Veji überzusiedeln. Doch Camillus, der aus der Verbannung zurückgerufen und zum Dictator ernannt worden war, widersetzte sich dem Vorschlage und bestand darauf, nicht feigherzig den ruhmreichen und geweihten Boden des Vaterlandes auszugeben. Und als sich die Stadt nach Jahresfrist wieder aus der Asche erhoben hatte, war das Volk dem Camillus dankbar, es an die alte Hcimath gefesselt zu haben, und es pries ihn als „zweiten Gründer Roms". Dem Retter des Capitols dagegen, Manlins, wurde von seiner Vaterstadt mit Undank gelohnt. Weil er sich der gedrückten Plebejer annahm, beschuldigten ihn seine Standesgenossen des Strebeus nach der königlichen Gewalt und verurteilten ihn zum Tooe, worauf er von demselben Felsen herab-
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314 Vii. Tie französische Republik und das Kaiserreich.
reichlich entschädigt; aber sein Verfahren war hier nicht ehrenvoller als dort. Es hatte Polen seinen Schutz zugesagt, für den Fall, daß dieses seine Verfassung ändern, dem Volke größere Freiheiten bewilligen und das Wahlreich in eine erbliche Monarchie umwandeln wolle. Ruß land, das bei einer Befestigung der innern Verhältnisse des Nachbarlandes seinen Einfluß auf dasselbe zu verlieren fürchtete, erhob Einspruch und ließ einen Theil Polens durch seine Truppen besetzen. In zwei Kriege zu gleicher Zeit konnte und wollte sich Preußen nicht einlassen. Um aber doch gegen Rußland nicht allzu sehr im Nachtheil zu sein, vereinigte 1793] es sich mit diesem zu einer zweiten Theilung Polens, in welcher ihm Südpreußen (die Gebiete von Posen und Kalisch) nebst Thorn und Danzig zugestanden wurde.
Diese ueue Gewaltthat rief unter den Polen eine dumpfe Gähruug und endlich einen offenen Aufstaud hervor. Der edle Kosziusko, der schon in Amerika unter der Fahne der Freiheit gekämpft, bewaffnete sein Volk mit Sensen, um das Vaterland von den Fremden zu befreien. Aber er war der Macht der Gegner, denen sich diesmal auch Oestreich angeschlossen, nicht gewachsen. Bei Maeiejow iee wurde er von dem russischen Feldherrn Suwa-row geschlagen und gefangen genommen. Mit dem Rufe „Finis Poloniae!“ („Poleus Ende!") sank er verwundet vom Pferde. Seine Ahnung sollte nur zu bald zur Wahrheit werden. Nach blutiger Erstürmung der Vorstadt Praga wurde Warschau genommen, der schwache König Stanislaus Poniatowsky zur 1795] Abdankung gezwungen und hierauf die dritte Theilung Polens vollzogen. Preußen erhielt darin alles Land bis zur Weichsel mit der Hauptstadt Warschau.
Nach dem Baseler Frieden setzten Oestreich und England den Krieg gegen Frankreich allein fort, da auch die übrigen Staaten von der Eoalition zurückgetreten waren. In zwei Heeren i?96drangen die Franzosen über den Rhein vor. Jonrdan fiel in Franken, Moreau in Schwaben ein. Da griff der Erzherzog Karl den Ersteren bei Amberg an, brachte ihm eine vollständige Niederlage bei und trieb die Feinde in wilder Flucht dem Rheine zu. Dadurch sah sich auch Moreau, der bereits Bai er u erobert hatte, und nun Gefahr lief, von den Oestreich ent abgeschnitten zu werden, zum Rückzüge genöthigt, den er in der meisterhaftesten Weise durch die Pässe des Schwarzwaldes bewerkstelligte.
Süddeutschland war befreit; aber der Vortheil, den man hier - errungen, wurde durch die in Italien erlittenen Verluste bei Weitem aufgewogen. Dort führte deu Oberbefehl über das französische Heer der junge, erst 27jährige Napoleon Bonaparte. Geboren am 15. August 1769 zu Ajaecio auf Korsika als Sohn eines unbemittelten Edelmannes, kam er später durch Vermittelung einflußreicher Gönner auf die Kriegsschule zu Brunne und war
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Extrahierte Personennamen: Kalisch Oestreich Maeiejow Stanislaus_Poniatowsky Karl Karl Napoleon August
Extrahierte Ortsnamen: Polens Posen Thorn Danzig Amerika Warschau Warschau England Frankreich Rhein Schwaben Amberg Rheine Italien Korsika
2. Friedrich Barbarossa. 173
seiner durch Seuchen geschwächten Truppen gebot ihm die Heimkehr.
Im Etschthale hatte sich eine Schaar Veroneser in eine fast unzugängliche Felsenburg geworfen, um das Heer durch herabgeworfene Felsstücke am Durchzug zu Hinbern. Da erstieg der Pfalzgraf Otto von Wittelsbach mit 200 Leichtbewaffneten die hinter bcr Burg steil aufsteigende Bergwand, eroberte die Feste und hieb die Besatzung nieder.
Auch in Deutschland übte Fricbnch seilt Herrscheramt mit . Nachbruck und Würde. Viele Ritter, die kein edleres Ziel für ihre Thatenlust finden konnten, lebten zu jener Zeit vom Stehgreife, b. H. sie überfielen von ihren festen Schlössern aus die durchziehenden Kaufleute, beraubten sie ihrer Wagenladungen oder nahmen sie gefangen, um sie nur gegen ein hohes Lösegeld freizulassen. Friedrich trat dem Unfug aufs Strengste entgegen und zerstörte eine Menge Ranbburgen am Rhein. Dann zog er gegen die Polen, führte sie zur Lehnspflicht zurück und verlieh dem Böhmenherzog Wladislav, der ihm babei Hülfe geleistet, die Königs würde. In demselben Jahre ließ er sich von den Großen Burgunds, das ihm als Erbe seiner zweiten Gemahlin Beatrix zugefallen war, zu Besannen huldigen. Es war eine Zeit desii57 Glanzes und der Macht für das Reich und seinen Herrscher. Die geistlichen und weltlichen Fürsten wetteiferten in Dienstbeflissenheit gegen einen Kaiser, der durch Kraft und Weisheit unter allen Zeitgenossen hervorragte, und die Gesanbten der meisten Beherrscher Europa's brachten ihm ihre Huldigungen dar.
In Italien allein wurde das kaiserliche Ansehn offen verspottet. Nach Friedrichs Abzüge hatten die Mailänder eine der von ihm zerstörten Städte (Tortona) wieder aufgebaut und das dem Kaiser ergebene Lobi der Erbe gleich gemacht. Da zog Fnebnch zum zweiten Meile über die Alpen, schloß die trotzigeu58 Stadt aufs Engste ein und zwang sie nach vierwöchentlicher Belagerung zur Ergebung. Mailand mußte sich der kaiserlichen Hoheit unterwerfen, einen kaiserlichen Podesta (Gewaltboten) in seine Mauern aufnehmen und zum Unterpfand der Treue Geiseln stellen. Hierauf hielt Friedrich abermals einen Reichstag auf bcn roncctlifcheu Felbern ab, auf welchem er durch die berühmtesten Rechtsgclchrtcn Italiens und die Abgeordneten von 14 Städten die kaiserlichen Rechte feststellen ließ.
Die Mailänder vermochten den Verlust ihrer Freiheit nicht zu verschmerzen. Sie vertrieben den kaiserlichen Podesta und weigerten sich, die festgesetzten Steuern zu zahlen. Da rückte Friedrich zum zweiten Male vor Mailand und schwur, die Krone nicht wieder aufzusetzen, bis die widerspenstige Stadt gedetmit^igt sei. Länger als ein Jahr dauerte der Kampf, der von beiden Seiten mit der größten Erbitterung und Grausamkeit geführt wurde. Endlich erschienen die Häupter der Stadt im deutschen
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Otto_von_Wittelsbach Otto Friedrich Friedrich Böhmenherzog_Wladislav Beatrix Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
— 16 —
Das Bulgarische Tafelland, das sich allmählich zur Donau senkt, ist in
seinem nördlichen Teile mit fruchtbarem Löß bedeckt und bringt reiche Ernten
an Mais und Weizen. Der vortreffliche Ausfuhrhafen für Getreide ist 'Warna.
Die Maritzaebene mit ihrem reichbewässerten Schwemmboden liefert außer
Mais, Weizeu, Reis auch Obst und Tabak.
Bulgaren führt, obwohl auch hier erst 30 °/0 des durchweg guteu Bodeus
angebaut und zum Teil gut bewässert sind, schon für 100 Mill. Mk. Getreide,
Landschaft in Montenegro. Straße zum Skutarisee, Der Seespiegel ist nur 6 m über
dem Meeresspiegel gelegen.
Aufnahme von Cornelius Hintner in Bozen.
daneben Obst, Tabak, Vieh, Eier und Rosenöl, sowie Lederwaren und Teppiche
aus. Der Handel wird durch die Lage am Schwarzen Meer und an der
Donau begünstigt. Wir liefern Bulgarien Webstoffe, Maschinen und Geräte.
3. Das Königreich Serbien. Serbien umfaßt das Land zu beiden
Seiten der Morawa. Das Tal der Morawa zeigt anfangs einen reichen
Wechsel von Becken und engen Durchbrüchen, weitet sich aber im Unter-
lauf zu einer weiten Ebene. Vom Tal der Morawa stellt das Ostserbische
Gebirge die Verbindung zwischen Balkan und Karpathen her. Im Westen der
Morawa liegt das Westserbische Gebirge, das nach Norden zur Save sich
allmählich senkt.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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— 59 —
Durch seinen Reichtum an Bodenschätzen aller Art ist der mittlere Ural
eins der wichtigsten Industriegebiete Rußlands geworden. Der Ural liefert
Steinkohlen, Eisenstein, Gold, Platina und Schmucksteine. Im Mittelpunkt
des Jndnstriebezirks liegt Jekatarinenlmrg (55 T.). Andere Städte sind
Perm und Orenburg.
8. Die wirtschaftlichen Verhältnisse. Rußland (2,8 %) hat im
Vergleich zu seiner Größe und Einwohnerzahl einen viel geringeren Anteil
am Welthandel als Deutschland (12,5 °/o). Es hat trotz der Meeresgrenzen
eine ungünstige Weltlage. Die Gegenden in der Mitte des Landes liegen
sehr weit vom Meere ab. Das Nördliche Eismeer kommt für den Verkehr
kaum in Betracht, in der Ostsee wird
der Verkehr 6 Monate durch das Eis
unterbunden, und das Schwarze Meer
ist arm an guten Häfen. In seiner
Ostgrenze stößt Rußland an dünn be-
siedelte Gebiete, mit Rumänien hat es
die gleichen Erzeugnisse. Mit Deutsch-
laud dagegeu kann es, da der Ver-
kehr durch schiffbare Flüffe unter-
stützt und nirgends sonst gehemmt ist,
in einen lebhaften Verkehr treten, zu-
mal beide Länder sich in ihren Er-
Zeugnissen ergänzen können. Von
dem Gesamthandel Rußlands kommt
etwa 1k auf Deutschland, 1i& auf
England. Rußland liefert uns Roh- Verteilung der Rassen im Europäischen Ruß-
stoffe, es erhält von uns Fabrikwaren. ^roäenten)-
Rußland führte in Millionen Mark (1908) nach Deutschland aus:
Getreide (360 — 1907: 414), Holz (100), Eier (65), Hanf und Flachs
(42), Vieh (60), Butter (24), Pelze (25), Metalle (35), Erbsen (16), ins-
gesamt 950 Millionen Mark; aus Deutschland wurden eingeführt für etwa
450 Millionen Mark Waren: Gewebe (43), Metallwaren (Maschinen, Pflüge,
Goldwaren (22), Steinkohlen (11), Leder (12), Bücher (4,6).
9. Einen Überblick über die mannigfach zusammengefetzte Bevölkerung
l^uklancls gibt die obige Skizze.
Gewöhnlich unterscheidet man die Russen in Groß-, Klein- und Weiß-
russen. Das Hauptverbreitungsgebiet der Großrussen ist Mittelrußland. Von
hier ans haben sie sich nach allen Seiten ausgebreitet. Die Weißrussen wohnen
am obern Don, südlich von ihnen die Kleinrussen (Rmheuen). An der Wolga
liegen bei Saratow zahlreiche deutsche Siedlungen, die größte ist Sarepta
(vgl. S. 56).
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Extrahierte Ortsnamen: Eisenstein Orenburg Deutschland Ostsee Deutschland England Europäischen_Ruß- Deutschland Deutschland Weiß- Saratow Sarepta
— 68 —
König von Ungarn. Zum Kaiserreich Österreich gehören die beiden Erz-
Herzogtümer Österreich, die Herzogtümer Salzburg, Steiermark, Kärnten, Krain,
Schlesien, Bukowina, die Gesürstete Grafschaft Tirol mit Vorarlberg, das
Küstenland, die Königreiche Böhmen, Galizien und Dalmatien, die Markgraf-
schaft Mähren.
Zum Königreich Ungarn gehören außer Siebenbürgen noch die König-
reiche Kroatien und Slawonien.
Beide Staaten besitzen gemeinsam Bosnien und die Herzegowina.
Die Bewohner Osterreich-Ungarns gehören den verschiedensten Volks-
stammen an. Ein Viertel der Bevölkerung ist deutsch, sind Ungarn,
2/s Slawen, der Rest Romanen und Zigeuner.
Fast rein deutsch sind die Herzogtümer Österreich, Salzburg; die Deutschen
überwiegen in Kärnten, Steiermark und Tirol. Gering ist ihre Zahl in Krain,
Galizien, im Küstenland und Dalmatien. In manchen Gegenden (Sieben-
bürgen, Böhmen, Galizien) haben die Deutschen harte Kämpfe zu bestehen,
um ihre Sprache und ihr Volkstum zu erhalten.
Deutschland unterhält von allen Ländern Europas die lebhaftesten Handels-
beziehungen mit feinem Bundesgeuoffeu Österreich-Uugarn. Von dem Gesamt-
Umsatz Österreich-Ungarns kommen über 2/s auf Deutschland. Hamburg ist
der wichtigste Ausfuhrhafen für Österreich. Deutschland liefert nach Österreich
Steinkohlen, Maschinen, Wolle, Baumwolle, Chemikalien, Bücher usw., ins-
gesamt für 846 Millionen Mark; es erhält aus Österreich Holz, Braunkohlen,
Vieh, Gerste, Bier, Eier, Malz, Pferde usw. für 890 Millionen Mark.
d) Die Schweif
(41425 qkm — 3,3 Mill. Einw.; auf 1 qkm 80 Einw.)
1. Die natürlichen Candfcbafteti. Eine Fahrt von Basel nach den
italienischen Seen mit der Gotthardbahn gibt uns ein klares Bild der senkrechten
Gliederung der Schweiz. Der Zug durchbraust die Rheinebene, steigt gegen
ein dunkles Waldgebirge mit langgestreckten Kämmen, den Jura, und durch-
bricht ihn. Ein breites, mit dem Jura parallel laufendes dichtbewohntes Tal
liegt vor uns. Die Eisenbahn durchquert es. Himmelhoch türmen sich die
Riesen der Alpenwelt vor uns auf. Wir steigen höher und höher. Nach
einigen Stunden fährt der Zug donnernd in die Ebene der Lombardei hinab.
Wir haben also drei natürliche Landschaften:
a) Der Jura.
b) Das hügelige Mittelland.
c) Die Alpen.
a) Der Schweizer Jura erstreckt sich in zunehmender Höhe vom Rhein
bis zur Rhone. Seine höchste Erhebung ist 770 m Hoch. Er umfaßt etwa
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Krain Schlesien Bukowina Galizien Dalmatien Ungarn Kroatien Slawonien Bosnien Ungarn Salzburg Krain Galizien Dalmatien Galizien Deutschland Europas Deutschland Hamburg Deutschland Basel Schweiz Rheinebene Rhein
I — 42 —
c) Kaiserkrönung. In Rom wurde Friedrich vom Papst ohne Wissen der Römer zum Kaiser gekröut. Aus die Kunde davon überfielen die Römer die feiernden Deutschen. Der Kaiser und die Fürsten sprangen vom Krönungsmahle auf und trieben in Straßengefechten die Menge über die Tiberbrücke zurück. Im Getümmel stürzte der Kaiser vom Pserde. Ta eilte Heinrich der Löwe herbei und rettete ihn mit eigener Lebensgefahr. Friedrich nahm dem Löwen den Helm vom Kopfe, wischte ihm mit der Hand das Blut aus dem Gesichte und sagte: „Ich gedenke dir's!"
d) Mailands Zerstörung. Noch fünf „Römerzüge" unternahm Friedrich. Auf dem zweiten Znge belagerte er t>;e widerspenstige und stolze Stadt Mailand. Die Bürger leisteten tapferen Widerstand. Endlich zwang sie jedoch der Hunger, sich auf Guade oder Ungnade zu ergeben. Am nächsten Morgen kamen der Bürgermeister und die vornehmsten Edelleute in das Lager des Kaisers. Sie alle gingen barfuß und trugen bloße Schwerter auf dem Nacken. Ihnen folgten in langen Büßerhemden 300 Ritter, die dem Kaiser die Stadtschlüssel und die Fahnen überbrachten. Zuletzt kam das Volk mit Stricken um den Hals, als ging es zum Galgen. Alle knieten demütig vor dem Kaiser. Doch dieser war durch den heftigen Widerstand der Einwohner so erbittert, daß er sich durch keine Bitte zur Milde bewegen ließ. Die Bürger mußten sämtlich die Stadt verlassen, die nun den kaiserlich gesinnten Nachbarstädten zur Plünderung und Zerstörung übergeben wurde.
4. Heinrich der Löwe, der letzte Sachsenherzog, a) Bedeutung. Der mächtigste Lehnsmann des Kaisers war Heinrich der Löwe. Anfangs besaß er nur das Herzogtum Sachsen. Später gab ihm der Kaiser für treue Dienste auch das Herzogtum Bayern zurück. Dazu unterwarf sich Heinrich noch Mecklenburg und Pommern, drängte die Slawen zurück und besiedelte das Land mit Deutschen. Lübeck verdankt ihm seine Größe, München seine Gründung. In der Stadt Braunschweig hatte er seine Burg, vor der er einen ehernen Löwen mit offenem Rachen aufrichten ließ. Lange Zeit war er mit dem Kaiser eng befreundet. Aber nach einigen Jahreu trat zwischen Heinrich und dem Kaiser eine Verstimmung eiu.
b) Heinrich verweigert dem Kaiser die Heeresfolge. Zum fünften-mal zog der Kaiser nach Italien. Mailand war wieder aufgebaut und mächtiger denn zuvor. Der Papst Alexander Iii. stellte sich auf die Seite der Städte, die sich zürn lombardischen Städtebund vereinigt hatten. Die neuerbaute, starke Bundesfestung wurde dem Kaiser zum Trotz und dem Papste zu Ehren Alessandria genannt. Sieben Monate belagerte der Kaiser vergeblich die Stadt. Sein Heer wurde von Krankheiten dahingerafft. Da kam die Kunde, daß ein großes lombardisches Heer gegen ihn im Anzuge sei. Ju ferner Not suchte der Kaiser Hilfe bei Heinrich dem Löwen, der jetzt eine säst königliche Stellung in seinen Landen hatte. Diesem aber war es wichtiger, den Norden für Deutschland zu gewinnen. Darum verweigerte er dem Kaiser die Heeresfolge. Friedrich mußte dem Feinde allein entgegentreten. Bei Legnano stießen die Heere aufeinander. Das lombardische Fußvolk stand Schild an Schild mit vorgestreckten Lanzen wie eine Mauer, an der alle Reiterangriffe abprallten. Da stürzte der Kaiser mit dem tödlich getroffenen Rosse. Als sich die Kunde verbreitete, er sei tot, flohen
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Heinrich_der_Löwe Heinrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Heinrich_der_Löwe Heinrich Heinrich_der_Löwe Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Alexander_Iii Alexander Heinrich_dem_Löwen Heinrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Rom Mailands Mailand Sachsen Pommern Italien Mailand Alessandria Deutschland
87
Europäische Ereignisse Mischen dem spanischen Erbfolgeäriege
und den schlesischen Kriegen.
1. Der im Bunde mit Venedig (denen von den Osmanen
1715 Morea entrissen worden war) unternommene Türken-
krieg 1716—1718 führte Oesterreich unter des Prinzen
Eugen Leitung von Sieg zu Sieg (bei Peterwardein 1716,
Belgrad 1717) und zuletzt im Frieden von Passaro-
witz 1718 zum Besitz des Banats, eines Theiles von^is
Serbien mit Belgrad, von Croatien, Bosnien imb der
Walachei. Für den Verlust Moreas wurde Venedig durch
albanische und dalmatinische Plätze entschädigt.
2. Die Friedensstörung Spaniens (Philipp V, seine
zweite Gemahlin Elisabeth Farnese von Parma, der Car-
dinal Alberoni), das während des Türkenkrieges 1717
Sardinien, 1718 Sieilien angrisf, führte 1718 zur Qua-
druple-Allianz d. h. einem zur Aufrechterhaltung desl?i8
Utrechter Friedens geschlosserten Bündniß des Kaisers, Eng-
lands, Frankreichs, Hollands. Vertauschung Siciliens mit
Sardinien; Don Carlos, Sohn des spanischen Königspaares,
erhält die Anwartschaft auf die Herzogthümer Parma und
Piacenza, sowie aus Toskana, auf welche seine Mutter
Erbansprüche hatte.
3. Der polnische Erbfolgekrieg 1733—1735 nach 1733-1735
dem Tode Augusts Ii von Polen zwischen dem Kaiser, dem
Reich und Rußland, die für die Wahl Augusts Iii von
Sachsen auftraten, einer —, Frankreich, Spanien und Sar-
dinien, die für die Rechte des fast einstimmig gewählten
Stanislaus Lesezinskm) kämpften, andererseits. Der Schau-
platz dieses fast ereignislosen, für beit an tüchtigen Truppen
und Geld armen Kaiser im ganzen unglücklichen Krieges
am Rhein und in Italien; die greisen Feldherrn Eugen
mtb Villars noch einmal als Gegner. Der Wiener
Frieden: der Kaiser verliert Neapel mit Sieilien gegen
Parma und Piacenza an den Jnfanten Don Carlos;
Frankreich erkennt die pragmatische Sanction (s. Nr. 4.)
an und erhält die Anwartschaft auf das alte deutsche
Land Lothringen, das für seine Lebenszeit zunächst Stanis-
laus Lesezinski (h 1766) statt der polnischen Krone be-
*) Er führte noch immer den Königstitel und war der Schwiegervater
Ludwigs Xv von Frankreich.
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Extrahierte Personennamen: Morea Eugen Eugen Philipp_V Philipp Elisabeth_Farnese_von_Parma Carlos Augusts Augusts Stanislaus_Lesezinskm Eugen Carlos Ludwigs Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Venedig Oesterreich Belgrad Serbien Belgrad Bosnien Spaniens Frankreichs Hollands Sardinien Piacenza Toskana Polen Sachsen Frankreich Spanien Rhein Italien Neapel Piacenza Frankreich Lothringen Frankreich
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oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens
zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten
Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham".
— Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel.
— Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge-
legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig.
2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.)
ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow
(175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und
Wolle. Universität.
3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen
Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak-
baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.),
ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel-
Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew
(92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im
Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien.
4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste
Stadt Litauens.
5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der
Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des
Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor-
orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie.
6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa-
Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen
gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels-
platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt
(60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat,
rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. —
Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen
Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten
283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee,
wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf
und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.
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