420
Vorfahr war, den er verdrängen half. Als er das freie Vereins-
und Versammlungsrecht beschränken wollte, brach die Februar-
Revolution aus. Louis Philipp mußte die Negierung nieder-
legen und Frankreich verlassen. Am 24. Februar 1848 wurde in
Frankreich die Republik ausgerufen und später Louis Napoleon,
ein Neffe des Kaisers Napoleon, als erster Präsident des Freistaates
erwählt. Mehrere Aufstände der gefährlichsten und verdorbensten
Gegner jeder staatlichen Ordnung, der Religion, des Eigenthums
und der Familie, der sogenannten Socialisten und Communi-
sten, unterdrückten tapfere Generäle und der Präsident mit seltener
Kaltblütigkeit und Willensstärke. Das dankbare Frankreich erhob
darauf letzteren, als seinen Schützer und Netter, mit großer Stimmen-
mehrheit zum Kaiser.
Die Februar-Revolution erschütterte alle Länder Europa's;
das Jahr 1848 ist das denkwürdigste der Neuzeit geworden. Unter
dem Vorwände, die Fremdherrschaft zu bekämpfen, erhoben sich die
Italiener, von ehrgeizigen Parteihäuptern aufgestachelt, gegen
Oesterreich. Der greise und ruhmgekrönte Feldherr Radetzky
schlug in der Schlacht bei Novara (23. März 1849) den König
Karl Albert von Sardinien, der sich der Sache der Revolution
annahm und stellte mit ruhmreicher Kraft die Herrschaft seines Kai-
sers über Italien wieder her. — Zu Rom wurde in blutiger Weise
die Republik eingeführt und Papst Pius Ix. zur Flucht nach Neapel
gezwungen. Ein französisches Heer eroberte aber in der Folge Rom
und vertrieb die Revolutionäre, woraufder Papst wieder zurückkehrte.
Wie die Italiener, so hatten sich auch die Ungarn im Jahre
1848 gegen Oesterreich empört. Oesterreich, von allen Seiten
angegriffen, konnte diesen blutigen Kampf nur mit Hülfe der Russen
siegreich beenden. — Auch indeutschland brachen revolutionäre
Aufstände aus: Wien, Berlin und andere Städte wurden Schau-
plätze blutiger Kämpfe zwischen Militär und revolutionären Volks-
haufen. Um den Forderungen des Volkes zu genügen, traten zu
Frankfurt am Main Abgeordnete aus ganz Deutschland zu einer
deutschen Reichs- oder National-Versammlung (Par-
lament) zusammen, wählten den Erzherzog Johann von
Oesterreich zum deutschen Reichsverweser und setzten eine neue
Gesammtverfassung Deutschlands und die Grundrechte des deutschen
Volkes auf. Unter dem Vorwände, dieselben mit Waffengewalt ein-
zuführen, entstanden in Baden, der bayerischen Pfalz und in andern
Gegenden Revolutionen, die aber durch hessische und preußische
Truppen unterdrückt wurden. — Die aus Italien, Ungarn und
Deutschland vertriebenen Empörer fanden in England und der
Schweiz Freistätten, von wo aus sie ihre verbrecherischen Unterneh-
mungen von Zeit zu Zeit wiederholen und zur Erreichung ihres
Zweckes die schlechtesten Mittel, namentlich den Meuchelmord, an-
wenden. Durch Unterstützung Englands und der Schweiz wurde
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat]]
Extrahierte Personennamen: Louis_Philipp Philipp Louis_Napoleon Napoleon Napoleon Radetzky Karl_Albert_von_Sardinien Karl Johann_von
Oesterreich Johann
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Frankreich Oesterreich Italien Rom Neapel Rom Oesterreich Oesterreich Wien Berlin Frankfurt Main Deutschland Deutschlands Baden Italien Ungarn Deutschland England Schweiz Englands
413
derselben fast ganz von Geld entblößt. Ludwig Xiv. und Lud-
wig Xv. hatten durch ihr üppiges Hofleben und ihre zahllosen kost-
spieligen Kriege die ungeheure Schuldenlast von 4000 Millionen
Franken dem Lande aufgebürdet. Steuern sollten nun den Geld-
mangel decken, aber der Bürger- und Bauernstand mußten allein
Steuer bezahlen. Adel und Geistlichkeit waren, obschon außeror-
dentlich begütert, steuerfrei. Groß war daher der Druck, der auf
der ärmeren Volksklasse lag. Dazu kam noch, daß das Volk in
der Religion keinen Trost und keine Kraft zur Ertragung seiner Lei-
den mehr fand, weil eine falsche Aufklärung, welche von England
nach Frankreich sich verpflanzte und sich durch die Schriften eines
Voltaire und Rousseau bald unter das Volk verbreitete, die Grund-
säulen der Religion erschütterte. Reizend für die mißvergnügten
Franzosen wirkte das Beispiel der Nordamerikaner, welche um diese
Zeit das Joch der Engländer abgeschüttelt hatten.
In dieser Zeit (1774) bestieg Ludwig Xvl., dem das Volk
den Beinamen „der Ersehnte" gab, ein gütiger, aber für jene Zeit
zu schwacher Regent, den Thron Frankreichs. Um die große Geld-
noth zu entfernen und überhaupt einen bessern Zustand der Dinge
herbeizuführen, rieth dem Könige der kluge und allgemein beliebte
Minister N ecker, der anfangs Handlungsdiener zu Genf gewesen,
die Reichsstände, die seit 1614 nicht mehr versammelt gewesen wa-
ren, zusammen zu rufen. — Am 5. Mai 1789 kamen 300 Abgeord-
nete vom Adel, 300 von der Geistlichkeit und 600 vom Bürgerstande
zu Versailles zusammen. Gleich erhob sich ein Streit über die Weise
der Abstimmung; Adel und Geistlichkeit wollten nach Ständen, die
Bürger aber nach Köpfen abstimmen. Endlich erklärte sich am 17.
Juni 1789 der dritte Stand, die Bürger, für die rechtmäßige Volks-
versammlung. Männer aus dem niederen Adel und der Geistlich-
keit, welche auf ihre vornehmen Standesgenossen eifersüchtig waren,
und der Herzog Philipp von Orleans, einer der schänd-
lichsten Menschen und abgesagter Feind des Königs, schlossen sich
an den dritten Stand an. Der König befahl der Versammlung,
sich aufzulösen; allein die Abgeordneten erklärten sich für unverletz-
lich und der schwache König gab nach; ja auf seinen Befehl vereinig-
ten sich sogar die übrigen Adeligen und Geistlichen mit den Bürgern.
Die Zusammenziehung eines großen Heeres um Paris und
Neckers Entlassung veranlaßten einen Volksaufstand in Paris und
die Erstürmung des Staatsgefängnisses, B a stille genannt (14.
Juli 1789). Der König ging nach Paris, um das Volk zu beruhigen,
wurde aber unwürdig behandelt, und nun wanderte eine große An-
zahl des hohen Adels und der Geistlichkeit aus (Emigranten). Der
Aufruhr verbreitete sich bald auch in die Provinzen. Die National-
versammlung hob in der Nacht vom 4. auf den 5. August die alte Ver-
fassung des Reiches auf, und hiermit alle Vorrechte-des Adels und
der Geistlichkeit und die unumschränkte Macht des Königs. Am 5.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig_Xvl. Ludwig Philipp_von_Orleans Philipp August
Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich Frankreichs Versailles Paris Paris Paris
419
Insel Elba und setzten den vertriebenen Ludwig Xviii., den Bru-
der des Hingerichteten Ludwig Xvi., zum König von Frankreich ein.
Doch Napoleon konnte sich mit seiner kleinen Herrschaft auf Elba
nicht begnügen und machte einen Versuch, die verlorne Kaiserkrone
wieder zu gewinnen. Am 1. März 1815 erschien er auf französi-
schem Boden und wurde überall jubelnd empfangen. Alle Sol-
daten gingen zu ihm über, .und so wurde es ihm möglich, daß er
am 20. März seinen Einzug in Paris hielt, nachdem in der Nacht
vorher der König Ludwig in schneller Flucht diese Stadt verlassen
hatte. Der Schauplatz des neuen Kampfes waren nun die Nieder-
lande. Bei Waterloo (Belle-Alliance) kam es zu einer furcht-
baren Schlacht zwischen den Franzosen und den verbündeten Preußen
und Engländern unter Blüchers und Wellingtons Befehlen.
Hier bei Waterloo wurde die letzte Kraft Napoleons gebrochen und
sein Heer gänzlich geschlagen. Ludwig Xviii. zog mit den Ver-
bündeten am 10. Juli in Paris ein und bestieg wieder den franzö-
sischen Thron. Napoleon aber wollte nach Amerika entfliehen, er-
gab sich den Engländern und wurde auf die Insel St. Helena ver-
bannt, wo er am 5. Mai 1821, 52 Jahre alt, starb. Im Jahre
1842 wurden seine sterblichen Ueberreste durch den Sohn des
französischen Königs von St. Helena abgeholt und feierlich zu
Paris in der Invalidenkirche begraben. Der heilige Bund,
den nun Rußland, Oesterreich und Preußen mit einander schlossen,
sollte die Ruhe in Europa erhalten. Die deutschen Fürsten
schlossen aber unter sich den deutschen Bund zur äußeren und
inneren Sicherheit der deutschen Staaten. Dieses geschah zu Wien
am 8. Juni 1815; im November des folgenden Jahres schick-
ten die Bundesmitglieder (ein Kaiser, sieben Könige, sechs Groß-
herzoge, zehn Herzoge, eilf Fürsten und vier freie Städte) ihre
Gesandten nach Frankfurt am Main, welche Stadt man
zum Sitze der Bundesversammlung oder des Bundestages be-
stimmt hatte.
Die Gegenwart.
Der Frieden, den Europa von 1815 an genoß, wurde
zuerst in Frankreich, dem Mutterlande der Revolution, wieder ge-
stört. Im Jahre 1830 brach wegen Verletzung der Verfassung in
Frankreich die sogenannte Juli-Revolution aus. König Karl X.
wurde vertrieben und der Herzog Louis Philipp von Orleans
als König der Franzosen ausgerufen. Eine Folge dieser Empörung
waren die Losreißung Belgiens von Holland und die Aufstände in
Polen, Italien, Deutschland und der Schweiz, die aber bald unter-
drückt wurden. Das Wohl des französischen Volkes wurde durch
die Juli-Revolution nicht gefördert. Der neue König zeigte wenig
Eifer für die Religion, die allein das Elend des Volkes zu entfer-
nen fähig ist. Seine Habsucht machte ihn noch verhaßter, als sein
27 *
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xviii Ludwig Ludwig_Xvi Ludwig Napoleon Ludwig Napoleons Ludwig_Xviii Ludwig Napoleon Helena Helena Karl_X Karl Louis_Philipp_von_Orleans Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Elba Frankreich Elba Paris König_Ludwig Paris Amerika Paris Oesterreich Europa Frankfurt Main Europa Frankreich Frankreich Belgiens Holland Polen Italien Deutschland Schweiz
227
stimmung andeuten würde. Der Papst erwiederte mit fester Stimme
und voll Würde: „Wenn Sie, Herr General, geglaubt haben,
solche Befehle des Kaisers ausführen zu müssen wegen des ihm ge-
leisteten Eides der Treue und des Gehorsams, so bedenken Sie
auch, wie Wir die Gerechtsamen des heiligen Stuhles aufrecht er-
halten müssen, an welchen Wir mit so vielen Eiden gebunden sind.
Wir können nicht abtreten, noch auf Etwas verzichten, was Uns
nicht gehört. Die weltliche Herrschaft gehört der römischen Kirche
und Wir sind nur der Verwalter derselben. Der Kaiser kann Uns
in Stücke hauen lassen, aber dieses wird er nie von Uns erlangen.
Nach allem Dem aber, was Wir für denselben gethan haben, waren
Wir auf eine solche Behandlung nicht gefaßt!" — Der General
Radet sagte darauf: „Ich weiß, heiliger Vater, der Kaiser hat ge-
gen Sie viele Verbindlichkeiten." — „Mehr als Sie wissen," er-
wiederte der Papst in sehr lebhaftem Tone, und fuhr dann fort:
„Sollen Wir allein gehen?" Der General antwortete: „Euere Hei-
ligkeit können Ihren Minister, den Cardinal Pacca, mit sich neh-
men." — Pacca begab sich darauf in das angrenzende Zimmer und
legte das Chorhemd und die Mozzetta an, weil er glaubte, den hei-
ligen Vater Ln den Palast Doria zu begleiten, wo der General
Miollis wohnte. Wahrend dessen schrieb der Papst eigenhändig die
Liste der Personen, von welchen er wünschte, begleitet zu werden-
und ordnete Einiges in seinem Zimmer. Radet, dieses bemerkend,
sagte zu ihm: „Heiliger Vater, fürchten Sie nicht, man wird nichts
von Allem anrühren." Der Papst aber gab ihm zur Antwort:
„Wer seines eigenen Lebens nicht achtet, der legt noch weniger Werth
auf die Dinge dieser Welt." Bei seiner Rückkehr fand Pacca, daß
sie den heiligen Vater bereits gezwungen hatten, abzugehen, ohne
den Kammerdienern zu gestatten, einige Wäsche einzupacken. Er
holte den Papst noch in seinen Gemächern ein und nun schritten Beide,
von Gensd'armen und rebellischen Unterthanen umgeben, über die
Trümmer der eingeschlagenen Thüren und kamen an die Hauptpforte,
wo der Wagen des Generals Radet stand. Der Papst und sein
Staatssekretär stiegen ein. Auf der Seite, wo der Papst saß, hatte
man die Jalousien vernageln lassen. Ein Gensd'arme schloß mit
einem Schlüssel die beiden Kutschenschläge, Radet und Cardini, ein
Gensd'armeriewachtmeifter, setzten sich auf den Sitz des Kutschers
und gaben Befehl abzufahren. Der Wagen fuhr zur Stadt hinaus,
wo Postpferde vorgespannt wurden. Bei dem Wechseln der Pferde
machte der Papst dem General sanfte Vorwürfe über die ihm gesagte
Lüge, daß er Befehl habe, ihn zum General Miollis zu führen und
beklagte sich über die gewaltsame Weise, wie man ihn zwinge, von
Rom abzureisen ohne Gefolge, von Allem entblößt und mit dem
einzigen Gewände, das er anhabe. Der General antwortete, das
Gefolge, das Seine Heiligkeit bezeichnet habe, würde mit allem
nothwendigen Geräthe bald nachkommen.
15 *
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
und der von den Vortheilen des Handels bestimmten Staatskunst. 761
nicht rechnen ließ. Doch der Reichstag zu Regensburg bewilligte die
Unterstützung des Reiches, und auf die Bitten des Kaisers sandte selbst
Ludwig Xiv., der öffentlich doch lieber als Vertheidiger der Christen-
heit, denn als Bundesgenosse der Türken erscheinen mochte, ein kleines
französisches Heer zu Hülfe. Die Türken hatten bereits im Jahre 1663
Neuhäusel an der Neutra, eine Grenzfeste des östreichischen Ungarns,
genommen, und ihre Schaaren schweiften bis nach Mähren hinein. Im
folgenden Jahre nahm Montecuculi mit dem Heere, das sich unterdessen
zusammengezogen hatte, eine Stellung am linken Ufer der Raab, und
durch eine Bewegung, die der türkische Heerführer im Laufe des neuen
Feldzuges gegen den oberen Lauf dieses Flusses machte, verlegte sich der
Schauplatz der Entscheidung in die Nähe von Steiermark, in die Gegend,
wo die Naab aus dem Gebirge tritt. Hier, bei St. Gotthard, erlitten
die Türken eine Niederlage, welche den Wendepunkt ihres Glückes bildet.
Darauf schlossen sie noch im Jahre 1664 einen Frieden, der ihnen
Neuhäusel ließ, dem Kaiser einen Theil des zwischen der Theiß und
Siebenbürgen liegenden Gebietes übergab und Siebenbürgen unter An-
erkennung des von den Türken eingesetzten Fürsten unabhängig machte.
Die Vortheile des Friedens entsprachen nicht dem Erfolge der Waffen.
Auch die ferneren Bemühungen Oestreichs, seine Herrschaft in Ungarn
zu befestigen, hatten nicht den gewünschten Fortgang, da Frankreich den
Widerstand der Ungarn verstärkte und endlich auch die Türken zu neuer
Kriegserklärung veranlaßte, um den Kaiser an wirksamem Eingreifen
in die westlichen Händel zu hindern.
5. Im Westen wurde der Krieg damit begonnen, daß nach dem im
Jahre 1665 erfolgten Tode des Königs Philipp Iv. von Spanien
der König von Frankreich, ungeachtet er bei seiner Vermählung in
seiner Gemahlin Verzicht auf alle Erbansprüche gewilligt hatte, unter
nichtigen Vorwänden nun doch auf die spanischen Niederlande ein Recht
zu haben behauptete. Er berief sich auf ein Recht der Devolution oder
des Heimfalles, welches in einigen Gegenden der Niederlande den Töch-
tern erster Ehe in Betreff der Erbfolge den Vorrang vor den Söhnen
zweiter Ehe gebe, und welches nun in Betreff der gesummten spanischen
Niederlande ihm, da seine Gemahlin aus Philipps erster Ehe mit einer
Tochter Heinrichs Iv. stamme, gegen König Karl Ii. als Sohn Philipps
mit seiner zweiten Gemahlin, der Tochter Kaiser Ferdinands Iii. zu Statten
kommen müsse. Dieses angebliche Recht geltend zu machen, ließ er im
Jahre 1667 durch Türenne einen großen Theil jenes Gebietes und
dazu im Jahre 1668 durch Conds die Freigrafschaft wegnehmen, während
Spanien unter König Karl Ii. (1665—1700) keine Vertheidigungs-
mittel hatte und Kaiser Leopold durch Ungarn beschäftigt war. Dem
Könige wurde jetzt plötzlich in seinen Siegen auf eine Weise Halt ge-
49«
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Gotthard Philipp_Iv Philipp Philipps Heinrichs Heinrichs Karl_Ii Karl Philipps Philipps Ferdinands Karl_Ii Karl Leopold Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Neutra Ungarn Frankreich Ungarn Spanien Frankreich Niederlande Niederlande Ferdinands Spanien Ungarn
und der von den Vortheilen des Handels bestimmten Staatskunst. 773
die Gemüther auf Annahme der französischen Herrschaft vorbereitet
waren, erschien plötzlich Louvois im Jahre 1681 mit Truppen und
erhielt von der überraschten und geschreckten Stadt Einlaß, worauf auch
der König mit Sieggepränge einen Einzug in dieselbe hielt. Ein Ein-
greifen des Kaisers wurde fortwährend ferngehalten. Der französische
Einfluß brachte sogar den Sultan Mohammed Iv. im Jahre 1683 zu
neuer Kriegserklärung gegen Oestreich. Die Türken hatten jüngst unter
dem Vezier Kara Mustapha zum ersten Male die Russen unter Alerei's
ältestem Sohne Feodor (1676—1682) zu bekämpfen gehabt. Unglück-
liche Feldzüge hatten sie zum Frieden bewogen, und von Tökelp und
dem französischen Könige getrieben, wandte sich nun ihre Kriegslust
gegen Westen, wo sie ihre Bahn mit fürchterlicher Grausamkeit bezeich-
rietea. Die Gefahr, die Ludwig von dieser Seite dem Reiche bereitet
hatte, erreichte ihren höchsten Grad mit der Belagerung Wiens durch
den türkischen Heerführer. Wurde auch Wien in der höchsten Roth
durch kaum gehoffte Hülfe gerettet, so nahm doch der Türkenkrieg die
Kräfte, die der Kaiser aufbieten konnte, fortwährend so sehr in Anspruch,
daß Ludwig neue Schläge gegen das Reich und Spanien ungehindert
führte. Das Herzogthum Luxemburg und das Kurfürstenthnm Trier
wurden im Jahre 1684 besetzt, und da der Hof zu Madrid den Krieg
erklärte, Spanien in seinen Niederlanden und von Roussillon aus ange-
griffen. Darauf bot Ludwig einen Waffenstillstand an, den der Kaiser,
das Reich und Spanien gern annahmen und in dem sie das neuerdings
Verlorene bis zum Abschlüsse eines förmlichen Friedens dem Feinde
lassen mußten. Gleich räuberisch und übermüthig trat Ludwig in Italien
auf. Als ein Aussterben der mantuanischen Herzogslinie erwartet wurde,
knüpfte er mit dem letzten Herzoge Unterhandlungen wegen der Nach-
folge an und bereitete sich auf Grund eines kurz vor dem Nimwegener
Frieden zu Versailles abgeschlossenen Vertrages zur Besetzung der im
mantuanischen Antheil von Montserrat gelegenen Festung Casale, die
den bequemsten Stützpunkt für Angriffe auf die spanischen Besitzungen in
Oberitalien bildete. Dies gelang an demselben Tage, an welchem
Straßburg in seine Hände fiel. Als nun die Republik Genua, die sich
seit den Zeiten des Andreas Doria auf Spaniens Seite gehalten hatte,
den Durchgang der für die Besatzung Casale's bestimmten Lebensmittel
durch ihr Gebiet nicht gestatten wollte, schickte er im Jahre 1684 vor
ihre Hauptstadt eine Flotte, um Abbitte der Beleidigung zu verlangen,
und ließ, als die Genuesen sich gegen die Zumuthung sträubten, sie durch
eine Beschießung zwingen, daß sie ihren Dogen nach Versailles schickten.
11. Zu solchen Thaten hatte sich Ludwig zwar durch den gegen
Oestreich erregten Türkenkrieg die Hände frei gehalten, aber den Zweck,
Oestreich auf die Dauer zu schwächen, erreichte er dadurch nicht, da der
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie]]
Extrahierte Personennamen: Mohammed Oestreich Feodor_( Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Andreas_Doria Ludwig Ludwig Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Wiens Wien Spanien Luxemburg Madrid Spanien Spanien Italien Oberitalien Genua Spaniens Versailles
774
Die Zeit des französischen Ucbergewichtes
durch ihn entzündete Krieg in seinem Fortgange gerade zur Wiederher-
stellung der östreichischen Herrschaft über das gesammte Ungarn führte.
Während die Stadt Wien, aus welcher sich der Kaiser nach Linz ge-
flüchtet hatte, ungeachtet der angestrengtesten Gegenwehr von einem der
nächsten Stürme des türkischen Heeres ihren Fall erwarten mußte, sam-
melte sich unter dem Herzoge von Lothringen ein Heer von Reichs-
Völkern aus dem fränkischen und dem schwäbischen Kreise, sowie aus
Baiern und Sachsen, deren Kurfürsten, Maximilians Enkel Maximilian
Emanuel und Johann Georgs I. Enkel Johann Georg Hl., selbst an
dem Feldzuge zur Rettung Wiens Theil nahmen. Eine fernere Hülfe
kam der bedrängten Stadt, deren Schicksal für Deutschland und die
Christenheit entscheidend sein mußte, aus Polen trotz der Gegenbemühun-
gen Ludwigs. Hier war im Jahre 1674 auf Michael ein neuer ein-
heimischer König, Johann Sobieski, gefolgt, der in einem durch Kosaken-
aufruhr veranlaßten Kriege mit den Türken sich den Ruhm eines Helden
erworben hatte. Auch als König setzte Johann den Krieg fort, in
welchem er sich die Krone verdient hatte. Ein Sieg bei Lemberg warf
die Türken nach dem Dnjester zurück, und eine weitere Verfolgung des
gewonnenen Vortheils hinderte nur der im polnischen Reiche herr-
schende Mangel an Unterordnung, so daß nach einem nochmaligen harten
Kampfe am Dnjester im Jahre 1676 ein Friede geschloffen wurde, der
dem Sultan das in diesem Kriege gewonnene Podolien mit Einschluß
der festen Stadt Kaminiez ließ. Als die Türken nun vor Wien standen,
ließ sich der König durch die im Lande mächtige französische Partei nicht
hindern, die Laufbahn, die ihn zu dem schönsten Ruhme eines Vor-
kämpfers der Christenheit geführt hatte, noch einmal zu betreten. Er
stieß mit einem polnischen Heere zu den Truppen des Herzogs von
Lothringen, und beide Führer machten auf die Uebermacht der Türken
einen Angriff, den der glänzendste Erfolg krönte. Die Niederlage des
Kara Mustapha war der Anfang eines beständigen Zurückweichens der
Türken, und die zweite Belagerung Wiens hatte den höchsten und letz-
ten Schrecken für Deutschland erregt. Zwar kehrte der Polenkönig,
nachdem er noch an der Granmündung bei Parkany einen Sieg hatte
erfechten helfen, in sein Land zurück, doch blieb er der Verbündete des
Kaisers gegen die Türken, und während der Herzog von Lothringen an
der Donau hinab von Erfolg zu Erfolg eilte, trat Johann in der Mol-
dau den Türken wieder entgegen. Das neue Glück abendländischer
Waffen gegen die Türken belebte auch den Eifer einer dritten Macht,
die schon von anderer Seite einen blutigen Krieg gegen sie geführt
hatte. Nicht betheiligt an den großen Händeln Europas hatte Venedig
noch zur Zeit des dreißigjährigen Krieges Gelegenheit erhalten, durch
Thaten auf der See das Andenken seiner schönsten Zeiten zu erneuern.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm]]
Extrahierte Personennamen: Maximilians Maximilian
Emanuel Maximilian Johann Johann_Georg_Hl. Johann Ludwigs Michael Johann_Sobieski Johann Johann Johann Mustapha Johann Johann
Extrahierte Ortsnamen: Wien Linz Lothringen Baiern Sachsen Maximilians Wiens Deutschland Polen Lemberg Wien Lothringen Wiens Deutschland Lothringen Donau Europas
728 Der dreißigjährige, der französisch-spanische
1634 zurück und fügte sich seitdem so sehr in die Verhältnisse, daß
Truppen, die in den Niederlanden gegen die Spanier kämpften, unter
seinen Befehl gestellt wurden. In sein Schicksal wurde auch der Herzog
Karl Iv. von Lothringen, mit dessen Tochter er sich vermählt hatte,
verflochten. Da der Herzog, nachdem Gastón auf seiner ersten und
zweiten Flucht bei ihm Schutz gefunden, auch durch Unterstützung der
Kaiserlichen und der Spanier gegen die Absichten der französischen Ne-
gierung gehandelt, wurde sein Land zur Beute der Franzosen, und er
selbst trat in Dienste des Kaisers, ohne von Gallas' französischem Feld-
zuge seine Wiedereinsetzung erhalten zu können. Nach der zweiten Ent-
fernung Gastons fand Richelieu auch eine Gelegenheit, das Pariser
Parlament zu demüthigen, das sich das Recht beilegte, königliche Ver-
ordnungen durch Verweigerung ihrer Eintragung ungültig zu machen.
Als cs dieses Verfahren auf eine Verordnung anwandte, welche die
Anhänger des Geflüchteten für Beleidiger der königlichen Majestät er-
klärte, wurde sein Beschluß durch den Staatsrath vernichtet und dieser
Vernichtungsbeschluß in Gegenwart des vor den König berufenen Par-
lamentes in dessen Bücher eingetragen. So mußte sich das Recht des
Widerstandes in ein Recht der Bitte verwandeln. Richelieu behauptete,
ungeachtet er dem der Arbeit nicht geneigten Könige oft unbequem wer-
den mußte, seine Herrschaft bis zu seinem Tode. Dieser erfolgte im Jahre
1642. Kurz vor ihm war die Königin Maria zu Köln in Dürftigkeit
gestorben. Nicht lange nach ihm starb im Jahre 1643 der König mit
Hinterlassung eines erst fünfjährigen Nachfolgers, Ludwigs Xiv. An
Nichelieu's Stelle trat noch bei Lebzeiten des Königs von ihm selbst
empfohlen der Cardinal Mazarin, der früher päpstlicher Botschafter in
Paris gewesen, aber auf seine Veranlassung in französische Dienste über-
gegangen war.
19. Die Minderjährigkeit des neuen Königs stürzte das Land in
Unruhen, wie es sie unter ähnlichen Verhältnissen schon öfter erfahren
hatte. Die Fortdauer der von Richelieu begründeten Negierungsweise
weckte fortwährend Widerstand, und dieser hatte jetzt größere Aussicht
auf Erfolg, weil dem Nachfolger Nichelieu's nicht dessen Entschlossenheit
und Festigkeit, vielmehr nur Klugheit des Täuschens, Hinhaltens und
Einlenkens zu Gebote stand und die Größe der durch die Kriegsunter-
nehmuugen verursachten Ausgaben zu einem Steuerdrücke geführt hatten,
welcher der Widerstaudspartei zahlreiche Bundesgenossen verschaffte.
Der Kampf gegen Mazarin begann im Jahre 1648, als derselbe durch
die französischen Gesandten zu Münster an der Erniedrigung und
Schmälerung des deutschen Reiches arbeitete. Neue Steuerverordnungen
erweckten den Widerspruch und Widerstand des Parlamentes, und als
die von Mazarin geleitete Königin, Anna von Oestreich, gegen Mit-
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T63: [Kaiser Macht Rom Zeit Volk Jahr Mann Staat Augustus Name], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief]]
Extrahierte Personennamen: Karl_Iv Karl Richelieu Richelieu Maria Ludwigs Cardinal_Mazarin Richelieu Anna_von_Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Niederlanden Lothringen Ludwigs Paris
730 Der dreißigjährige, der französisch-spanische
Rang im Nathe erstrebte. Conds trat jetzt selbst an die Spitze der
Fronde. Zwar suchte Mazarin sich seiner zu entledigen, indem er ihn
und seinen Bruder Conty verhaften ließ, doch die Stellung der Gegen-
partei, zu welcher auch Gaston von Orleans getreten war, wurde so
drohend, und der Aufruhr schwoll so an, daß die Königin im Jahre
1651 die Freilassung Conds's verfügen mußte und Mazarin es am ge-
rathensten fand, sich aus dem Lande zu entfernen, bis der Sturm aus-
getobt haben würde. Conds erreichte seinen Zweck nicht. Die Königin
war von Nathgebern der Richelieu'schen Schule umgeben, und Mazarin
konnte auch von Köln aus, wo er sich aufhielt, Einfluß auf sie üben.
Ihre Gegner waren nicht einig, da Conds, sobald er sein Uebergewicht
errungen, sich in seinen Bestrebungen von dem Parlamente, dem er es
zum Theile verdankte, alsbald wieder entfernte, auch mit den übrigen
Leitern der Fronde, namentlich mit Gondi, sich entzweite. Es änderte
sich in diesen Verhältnissen nichts, als Ludwig Xiv., der inzwischen
großjährig geworden war, im Jahre 1651 im Parlamente mit der Er-
klärung erschien, daß er nun die Negierung selbst übernehme. Es kam
vielmehr zu einem abermaligen Bürgerkriege. Conds ging nach Gupenne
und gab dort das Zeichen zur Empörung, zu deren Unterstützung ihm
das mit Frankreich immer noch im Kriege stehende Spanien Hoffnung
machte. Die Königin, auf deren Seite jetzt Türenne stand, eilte ihm
mit Truppen entgegen bis Poitiers. Hier stieß Mazarin zu ihr, der
mit einem in Deutschland geworbenen Heerhaufen nach Frankreich zurück-
gekehrt war. Da der Krieg einen schleppenden Gang annahm, suchte
Conds die Entscheidung dadurch zu beschleunigen, daß er sich nach Paris
begab, wo er durch die Volksmassen das Uebergewicht hatte, während
das Parlament, seine Stellung über den Parteien nehmend, ihm und
Mazarin gleichmäßig entgegen war. Doch das Parlament und der
bessere Theil der Bürgerschaft widersetzten sich ihm und dem für ihn
aufgeregten Pöbel so beharrlich, daß er die Entscheidung doch in dem
Felde zu suchen genöthigt war. Er kehrte zu seinem Heere, welches
von Türenne bedrängt wurde, zurück und erlitt bei Etampeö eine Nie-
derlage. Auf dem Rückzüge begriffen, wurde er von Türenne an den
Mauern von Paris eingeholt, lieferte demselben aber ein Gefecht, in
welchem er die Vorstadt St. Antoine behauptete und den Gegner zum
Rückzüge nöthigte. Dieser Sieg entschied eine Pöbelherrschaft in Paris,
und da man die Ankunft eines spanischen Heeres aus den Niederlanden,
bei welchem sich der nach dem westphälischen Frieden in spanische Dienste
übergegangene Herzog von Lothringen befand, erwarten zu müssen
glaubte, beruhte die Hoffnung des Hofes auf Türenne und seinem Heere.
Nach seinem Nathe wählte man Pontoise zum Aufenthaltsorte, während
er selbst eine Stellung bei Compiegne nahm und Mazarin, dessen Ent-
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Die Zeit der siegreichen Revolution. 1091
Soult bei Orthez am Chave de Pau gesiegt hatte, Bordeaux, die dritte
Stadt Frankreichs, den Ruf für Wiederherstellung der bourbonifchen
Königsfamilie erschallen. Welche Ueberzeugung von dem Wechsel seiner
Stellung die Ereignisse dem einst Unwiderstehlichen aufgenöthigt, war
schon an dessen veränderter Haltung gegen den Papst klar geworden.
Im Jahre 1813, wo ihm das von Außen erschütterte Gebäude einer
Befestigung von Innen zu bedürfen scheinen mochte, hatte er den Greis
aus Savoua nach Fontainebleau kommen lassen und demselben über eine
Anzahl von Punkten in der kirchlichen Frage Zugeständnisse abgedrungen,
die er eilfertig als ein Concordat bekannt machen ließ. Der Papst hatte
in Uebereinstimmung mit den allmälig bei ihm eingetroffenen Cardinälen
jenen Schritt widerrufen. Als sich mit Ablauf des Jahres 1813 das
Bedürfniß zur Ausgleichung für Napoleon erhöht hatte, bot er dem
Papste Rückgabe eines Theiles des Kirchenstaates an, und da dieser den-
selben anders als unverkürzt anzunehmen sich weigerte, erhielt er Be-
fehl, ohne Begleitung der Cardinäle, deren jeder in eine andere Stadt
zu reisen gezwungen ward, nach Savoua zurückzukehren. Jetzt aber,
als fast Alles verloren war, wurde die Freilassung des Gefangenen
angeordnet. Indessen versuchte Napoleon das Aeußerste, die Feinde von
seiner Hauptstadt abzuziehen. Er wollte über die an der Marne ge-
legenen Städte Vitry und St. Dizier zwischen den beiden Heeren durch-
brechen, um sie zur Umkehr zu nöthigen und den Krieg nach Deutschland
zu versetzen. Das Heer Augereau's im Südosten und ein von Maison
im Norden des Kriegsschauplatzes zusammengebrachtes Heer konnten den
Plan unterstützen, und die Gefahr für die Verbündeten mehrte sich durch
die in ihrem Rücken ausgebrochenen Aufstände des von der Kriegsnoth
gereizten und von Napoleon wiederholt in die Waffen gerufenen Volkes,
die einem im Rückzüge begriffenen Feinde äußerst verderblich werden
mußten. Doch die Heerführer, durch einen aufgefangenen Brief, den
Napoleon nach Paris an seine Gemahlin geschrieben, von dessen Absicht
unterrichtet, drangen um so rascher jetzt gegen Paris vor, um das ver-
wegene Beginnen des Gegners wirkungslos zu machen. Um ihn glau-
den zu lassen, daß er seinen Zweck erreicht habe, schickten sie ihm eine
kleine Heeresabtheilung nach, warfen die ihnen unter Marmont und
Mortier entgegentretenden Truppen bei Fere Champenoise zurück und
erstürmten am 30. März die Höhe des Montmartre im Norden von
Paris, da Napoleons Bruder Joseph und die beiden zuletzt geschlagenen
Heerführer noch einen Versuch zur Vertheidigung der Hauptstadt machten.
Am 31. März zogen die verbündeten Monarchen in Folge eines ge-
schlossenen Vertrages in Paris ein, an demselben Tage, als Papst
Pius Vh., von östreichischen Truppen geleitet, in Bologna anlangte.
Napoleon aber, der nach erlangter Kunde von dem Plane seiner Gegner
64*
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Mortier Napoleons_Bruder_Joseph Napoleons Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Savoua Fontainebleau Savoua Deutschland Paris Paris Paris Paris Bologna