417
Im Jahre 1805 erklärten Oesterreich und Rußland dem
übermüthigen Eroberer, dem kein Besitz und kein Recht heilig war,
den Krieg, der aber für die Verbündeten unglücklich ausfiel; denn
Napoleon nahm den österreichischen General Mack bei Ulm ge-
fangen, zog siegreich in Wien ein, besiegte die Russen und Oester-
reicher bei Austerlitz in Mähren und erhielt im Frieden zu
Preßburg von Oesterreich für sich Venedig, für seinen Bundes-
genossen Bayern Tyrol und für Württemberg und Baden die öster-
reichischen Besitzungen in Schwaben. In demselben Jahre aber
wurden die Franzosen von dem englischen Admiral Nelson bei
Trafalgar in Spanien zur See geschlagen. — Sechzehn deutsche
Fürsten bildeten nun, von der Noth der Umstände gedrungen, den
Rheinbund, zu dessen Beschützer Napoleon erwählt wurde.
Sie sagten sich vom deutschen Reiche los und ließen ihre Truppen
zu dem großen französischen Heere stoßen. So sah man jetzt
Deutsche gegen ihre Brüder unter einem fremden Zwingherrn
kämpfen, und es war daher ganz natürlich, daß der deutsche Kaiser
Franz Ii. am 6. August 1806 die Kaiserkrone niederlegte und sich
Franz I., Kaiser von Oesterreich, nannte.
Der preußische König, Friedrich Wilhelm Ui., von Na-
poleon auf mannichfache Weise gekränkt, erklärte 1806 diesem
den Krieg. Aber Franzosen und Truppen des Rheinbundes schlu-
gen die Preußen bei Jena und Auerstädt und besetzten ganz
Preußen. Die meisten Festungen, Graudenz ausgenommen, er-
gaben sich ohne Schwertstreich. Napoleon ging nun 1807 über die
Oder, kämpfte bei Eylau mit den Preußen und Russen und be-
siegte dieselben bei Friedland. Der Friede zu Tilsit beendigte
diesen Krieg und verkleinerte Preußen um die Hälfte seiner Länder,
mit welchen Napoleon seinen jüngsten Bruder Hieronymus be-
schenkte, und ihn zum König von Weftphalen mit der Residenzstadt
Kassel erhob. Auch seine übrigen Brüder und Verwandten be-
schenkte er freigebig mit den Ländern und Kronen, die er ihren
rechtmäßigen Besitzern abnahm. So war sein Stiefsohn Eugen
Beauharnais Vizekönig von Italien, sein Schwager Mürat
Großherzog von Cleve und Berg, später König von Neapel, sein
Bruder Joseph König von Neapel, später König von Spanien,
sein Bruder Ludwig König von Holland. Im Jahre 1807
wurde auch Portugal von französischen Truppen besetzt, und der
König von Spanien nebst dem Kronprinzen auf listige Weise in die
Gefangenschaft gelockt, und Napoleons Bruder, Joseph, als spa-
nischer König ausgerufen. Doch hier zeigte es sich zum ersten Male,
daß die Freiheitsliebe eines stolzen und tapferen Volkes mehr ver-
möge, als die Macht des großen Kaisers. In Masse erhoben sich
die Spanier und vertheidigten das Recht ihres angestammten Kö-
nigs mit beispielloser Tapferkeit gegen die übermüthigen Fremd-
' linge. Den Aufstand der Spanier benützte Oesterreich zur Befrei-
Hepp. Vollständiges Lehr- und Lesebuch. 27
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Admiral_Nelson Napoleon Franz_Ii Franz August Franz_I. Franz_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Napoleon Eugen
Beauharnais_Vizekönig Eugen Schwager_Mürat
Großherzog_von_Cleve Joseph_König_von_Neapel Ludwig_König Ludwig Napoleons Joseph
und der von den Vortheilen des Handels bestimmten Staatskunst. 761
nicht rechnen ließ. Doch der Reichstag zu Regensburg bewilligte die
Unterstützung des Reiches, und auf die Bitten des Kaisers sandte selbst
Ludwig Xiv., der öffentlich doch lieber als Vertheidiger der Christen-
heit, denn als Bundesgenosse der Türken erscheinen mochte, ein kleines
französisches Heer zu Hülfe. Die Türken hatten bereits im Jahre 1663
Neuhäusel an der Neutra, eine Grenzfeste des östreichischen Ungarns,
genommen, und ihre Schaaren schweiften bis nach Mähren hinein. Im
folgenden Jahre nahm Montecuculi mit dem Heere, das sich unterdessen
zusammengezogen hatte, eine Stellung am linken Ufer der Raab, und
durch eine Bewegung, die der türkische Heerführer im Laufe des neuen
Feldzuges gegen den oberen Lauf dieses Flusses machte, verlegte sich der
Schauplatz der Entscheidung in die Nähe von Steiermark, in die Gegend,
wo die Naab aus dem Gebirge tritt. Hier, bei St. Gotthard, erlitten
die Türken eine Niederlage, welche den Wendepunkt ihres Glückes bildet.
Darauf schlossen sie noch im Jahre 1664 einen Frieden, der ihnen
Neuhäusel ließ, dem Kaiser einen Theil des zwischen der Theiß und
Siebenbürgen liegenden Gebietes übergab und Siebenbürgen unter An-
erkennung des von den Türken eingesetzten Fürsten unabhängig machte.
Die Vortheile des Friedens entsprachen nicht dem Erfolge der Waffen.
Auch die ferneren Bemühungen Oestreichs, seine Herrschaft in Ungarn
zu befestigen, hatten nicht den gewünschten Fortgang, da Frankreich den
Widerstand der Ungarn verstärkte und endlich auch die Türken zu neuer
Kriegserklärung veranlaßte, um den Kaiser an wirksamem Eingreifen
in die westlichen Händel zu hindern.
5. Im Westen wurde der Krieg damit begonnen, daß nach dem im
Jahre 1665 erfolgten Tode des Königs Philipp Iv. von Spanien
der König von Frankreich, ungeachtet er bei seiner Vermählung in
seiner Gemahlin Verzicht auf alle Erbansprüche gewilligt hatte, unter
nichtigen Vorwänden nun doch auf die spanischen Niederlande ein Recht
zu haben behauptete. Er berief sich auf ein Recht der Devolution oder
des Heimfalles, welches in einigen Gegenden der Niederlande den Töch-
tern erster Ehe in Betreff der Erbfolge den Vorrang vor den Söhnen
zweiter Ehe gebe, und welches nun in Betreff der gesummten spanischen
Niederlande ihm, da seine Gemahlin aus Philipps erster Ehe mit einer
Tochter Heinrichs Iv. stamme, gegen König Karl Ii. als Sohn Philipps
mit seiner zweiten Gemahlin, der Tochter Kaiser Ferdinands Iii. zu Statten
kommen müsse. Dieses angebliche Recht geltend zu machen, ließ er im
Jahre 1667 durch Türenne einen großen Theil jenes Gebietes und
dazu im Jahre 1668 durch Conds die Freigrafschaft wegnehmen, während
Spanien unter König Karl Ii. (1665—1700) keine Vertheidigungs-
mittel hatte und Kaiser Leopold durch Ungarn beschäftigt war. Dem
Könige wurde jetzt plötzlich in seinen Siegen auf eine Weise Halt ge-
49«
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Gotthard Philipp_Iv Philipp Philipps Heinrichs Heinrichs Karl_Ii Karl Philipps Philipps Ferdinands Karl_Ii Karl Leopold Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Neutra Ungarn Frankreich Ungarn Spanien Frankreich Niederlande Niederlande Ferdinands Spanien Ungarn
774
Die Zeit des französischen Ucbergewichtes
durch ihn entzündete Krieg in seinem Fortgange gerade zur Wiederher-
stellung der östreichischen Herrschaft über das gesammte Ungarn führte.
Während die Stadt Wien, aus welcher sich der Kaiser nach Linz ge-
flüchtet hatte, ungeachtet der angestrengtesten Gegenwehr von einem der
nächsten Stürme des türkischen Heeres ihren Fall erwarten mußte, sam-
melte sich unter dem Herzoge von Lothringen ein Heer von Reichs-
Völkern aus dem fränkischen und dem schwäbischen Kreise, sowie aus
Baiern und Sachsen, deren Kurfürsten, Maximilians Enkel Maximilian
Emanuel und Johann Georgs I. Enkel Johann Georg Hl., selbst an
dem Feldzuge zur Rettung Wiens Theil nahmen. Eine fernere Hülfe
kam der bedrängten Stadt, deren Schicksal für Deutschland und die
Christenheit entscheidend sein mußte, aus Polen trotz der Gegenbemühun-
gen Ludwigs. Hier war im Jahre 1674 auf Michael ein neuer ein-
heimischer König, Johann Sobieski, gefolgt, der in einem durch Kosaken-
aufruhr veranlaßten Kriege mit den Türken sich den Ruhm eines Helden
erworben hatte. Auch als König setzte Johann den Krieg fort, in
welchem er sich die Krone verdient hatte. Ein Sieg bei Lemberg warf
die Türken nach dem Dnjester zurück, und eine weitere Verfolgung des
gewonnenen Vortheils hinderte nur der im polnischen Reiche herr-
schende Mangel an Unterordnung, so daß nach einem nochmaligen harten
Kampfe am Dnjester im Jahre 1676 ein Friede geschloffen wurde, der
dem Sultan das in diesem Kriege gewonnene Podolien mit Einschluß
der festen Stadt Kaminiez ließ. Als die Türken nun vor Wien standen,
ließ sich der König durch die im Lande mächtige französische Partei nicht
hindern, die Laufbahn, die ihn zu dem schönsten Ruhme eines Vor-
kämpfers der Christenheit geführt hatte, noch einmal zu betreten. Er
stieß mit einem polnischen Heere zu den Truppen des Herzogs von
Lothringen, und beide Führer machten auf die Uebermacht der Türken
einen Angriff, den der glänzendste Erfolg krönte. Die Niederlage des
Kara Mustapha war der Anfang eines beständigen Zurückweichens der
Türken, und die zweite Belagerung Wiens hatte den höchsten und letz-
ten Schrecken für Deutschland erregt. Zwar kehrte der Polenkönig,
nachdem er noch an der Granmündung bei Parkany einen Sieg hatte
erfechten helfen, in sein Land zurück, doch blieb er der Verbündete des
Kaisers gegen die Türken, und während der Herzog von Lothringen an
der Donau hinab von Erfolg zu Erfolg eilte, trat Johann in der Mol-
dau den Türken wieder entgegen. Das neue Glück abendländischer
Waffen gegen die Türken belebte auch den Eifer einer dritten Macht,
die schon von anderer Seite einen blutigen Krieg gegen sie geführt
hatte. Nicht betheiligt an den großen Händeln Europas hatte Venedig
noch zur Zeit des dreißigjährigen Krieges Gelegenheit erhalten, durch
Thaten auf der See das Andenken seiner schönsten Zeiten zu erneuern.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm]]
Extrahierte Personennamen: Maximilians Maximilian
Emanuel Maximilian Johann Johann_Georg_Hl. Johann Ludwigs Michael Johann_Sobieski Johann Johann Johann Mustapha Johann Johann
Extrahierte Ortsnamen: Wien Linz Lothringen Baiern Sachsen Maximilians Wiens Deutschland Polen Lemberg Wien Lothringen Wiens Deutschland Lothringen Donau Europas
784
Die Zeit des französischen Übergewichtes
verstanden hätte, zum Neichskriege. Es konnte aber nicht verhindert
werden, daß Louvois' fürchterlicher Plan, Frankreich durch Verwüstung
deutscher Grenzlandschaften unangreifbar zu machen, in großer Ausdeh-
nung verwirklicht wurde. Greuel der Verheerung, wie sie der dreißig-
jährige Krieg nicht gebracht, wurden in den Landen am obern und Mitt-
lern Rheine bis tief nach Schwaben und Franken hinein verübt. Große
und kleine Städte gingen in Flammen auf, und ihre Bewohner wurden,
aller Habe beraubt, auf alle ersinnliche Weise gemißhandelt, als hei-
mathlose Bettler verjagt, eine Beute des Hungers und der Witterung,
soweit sie sich nicht auf französischen Boden retteten, wohin allein ihnen
zu fliehen erlaubt wurde. Die beiden Reichsstädte Speier und Worms,
aus deren ersterer in Folge hiervon das Reichskammergericht nach Wetzlar
wanderte, wurden mit ganz besonderer Härte von jenem Schicksale be-
troffen. Die Befehlshaber der französischen Truppen staunten über die
Befehle, die man ihnen mit Berufung auf den Willen des Königs er-
theilte. In Speier wurden in dem verwüsteten Dome die Gräber der
Kaiser aufgerissen und der Schmuck geraubt, die Gebeine umhergestreut.
Solcher Wuth gegenüber waren die Kräfte der Gegner, denen es an
Einheit fehlte, nicht stark genug zu Abwehr und Züchtigung. Zwar er-
oberte der neue Kurfürst von Brandenburg, während ein Theil seiner
Truppen gegen die Türken kämpfen half, durch Niederländer verstärkt,
den größten Theil des von den Franzosen besetzten Erzbisthums Köln
wieder, und der Eroberer von Belgrad, der Herzog von Lothringen,
brachte Mainz, den Schlüssel von Franken, in seine Gewalt, doch blieb
im Ganzen das Uebergewicht auf Frankreichs Seite. Der König Wil-
helm Iii. konnte nicht an Frankreichs Grenzen im Felde erscheinen, da
er in Irland gegen den mit einem französischen Heere gelandeten Ja-
kob Ii. zu kämpfen hatte. Dem Marschall von Luxemburg waren in
den Niederlanden die vereinigten deutschen, niederländischen und spani-
schen Truppen nicht gewachsen. Im folgenden Jahre verloren die Deut-
schen durch den Tod des Herzogs von Lothringen einen Feldherrn, der
nicht ersetzt wurde, und es siegten Luxemburg bei Fleurus unweit Char-
leroi über den dort befehligenden Fürsten von Waldeck, Eatinat, der
bisherige Befehlshaber von Casale, über den auf die Seite der Ver-
bündeten getretenen Herzog Victor Amadeus Ii. von Savoyen, den Ur-
enkel und vierten Nachfolger Karl Emanuels, bei Staffarda unweit Sa-
luzzo, der Admiral Tourville bei der Insel Wight über eine niederlän-
disch-englische Flotte. Bloß in Irland schlug die französische Unterneh-
mung fehl. Jakob hatte den Eifer der Irländer, die als Katholiken
leicht von ihm zu gewinnen gewesen wären, von Anfang an durch Wi-
derstand gegen die Forderungen abgekühlt, die sie für die Folge hinsicht-
lich ihres Verhältnisses zu England erhoben. Er selbst, der einst als
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben]]
Extrahierte Personennamen: Reichsstädte_Speier Victor_Amadeus Karl_Emanuels Karl Staffarda Jakob
794
Die Zeit des französischen Übergewichtes
berge eingenommenen Stellung. Während darauf der Markgraf die wich-
tige bairische Festung Ingolstadt belagerte, kam ein französisches Heer-
unter Tallard vom Nheine her, um sich mit dem andern französischen
Heere, das sich mit dem bairischen gegen Augsburg zurückgezogen hatte,
zu vereinigen. Seine Annäherung gab dem Kurfürsten den Muth, alle
von Marlborough und dem Kaiser gemachten Friedensanträge zu ver-
werfen, wofür man sein Land durch schreckliche Verheerung büßen ließ.
Die beabsichtigte Vereinigung gelang, aber dem Heere Tallards war
Eugen mit dem seinigen gefolgt, und bei Donanwerth hatte er sich mit
Marlborough vereinigt. Als darauf die Feinde oberhalb Donauwerths
über die Donau gingen, griffen die beiden großen Feldherren sie bei
Höchstädt und Blindheim an und erfochten einen so vollständigen Sieg,
daß die Franzosen, von deren Führern Tallard gefangen war, sich über
den Rhein zurückziehen mußten und der Kurfürst ihnen zu folgen ge-
zwungen war.
20. Seit diesem entscheidenden Schlage erlitt Ludwig eine Anzahl
fernerer, durch welche dieser Krieg das Ansehen einer Züchtigung fran-
zösischen Uebermuthes erhielt und die Erwartung erregte, als ob er
außer dem Gegenstände des Streites auch früher gemachte Beute dem
Könige entreißen werde. Die Anstrengungen des kaiserlichen Hofes ver-
minderten sich nicht, als der Kaiser Leopold starb. Sein Nachfolger,
Joseph I., schickte sich an, den Krieg zu Gunsten seines Bruders mit
nicht geringerem Nachdruck fortzusetzen, als der Vater beim Beginne
desselben angewandt hatte. Die Milde und Einsicht des Kaisers be-
reiteten auch die Stillung eines innern Zerwürfnisses vor, das die
Anstrengungen bisher getheilt hatte. Fortdauernde Unzufriedenheit
hatte in Ungarn von Neuem das Feuer des Aufruhrs entzündet, und
während die Anwendung der Gewalt demselben keinen Einhalt gethan,
War es der sanfteren und behutsameren Behandlungsweise Josephs auf-
behalten, dasselbe zu dämpfen. Strenge zeigte der Kaiser dagegen in
Baiern. Dieses Land war nach der Entfernung des Kurfürsten unter
östreichische Verwaltung gestellt worden, und die Verwalter erschöpften
dasselbe durch Erpressung. Dadurch wurde das Volk, das gerade die
Treue gegen den Kurfürsten zum Anlaß besonderer Bedrückung gemacht
sah, zu einem solchen Widerstande gereizt, daß den Oestreichern im Lande
das Schicksal drohte, welchem das bairische Heer in Tirol mit Mühe
entgangen war. Schon war man genöthigt gewesen, mit den Führern
der Aufständischen einen Waffenstillstand einzugehen, als mit Hülfe eines
aus den nächsten Reichslanden gezogenen Heeres der Empörung blutig
begegnet wurde, ohne daß im ganzen Laufe des Krieges die Ruhe völlig
hätte hergestellt werden können. Auch im Lande des Hauptgegners wurde
um diese Zeit ein Aufstand gedämpft, der schon seit dem Jahre 1702
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Marlborough Eugen Eugen Donanwerth Marlborough Ludwig Ludwig Leopold Leopold Joseph_I.
800
Die Zeit des französischen Uebergewichtes
angenommen und zum Theil näher bestimmt wurde. Die beiden See-
mächte erhielten vortheilhafte Handelsverträge mit Frankreich. England
ließ sich von Frankreich versprechen, daß dasselbe den Sohn des Königs
Jakob Ii., den Prätendenten genannt, nie wieder unterstützen wolle, und
erhielt die Anerkennung der protestantischen Erbfolge, nach welcher für
die Zeit nach Anna's Tode dem Kurfürsten von Hannover der Thron
bestimmt war, weil Jakobs I. Enkelin, die Tochter des pfälzischen Fried-
rich V., Ernst August zum Gemahl gehabt hatte. Dieser Theil des Ver-
trags hatte für England besondere Wichtigkeit, weil es dadurch die Gefahr
beseitigt hatte, seinen Thron, wenn ihn auch die Nachkommen Jakobs 1!.
nicht erhielten, von dem katholischen Hause Savoyen in Anspruch genom-
men zu sehen, dessen jetziges Haupt, der Herzog Victor Amadeus Ii., eine
Tochter des Herzogs Philipp von Orleans, Bruders Ludwigs Xiv., und
einer Tochter Karls I. zur Ehe hatte. An Landabtretungen erhielt England
von Frankreich in Amerika die von Canada aus allmälig besetzten Länder
an der Hudsonsbap, sowie Akadien und Neufundland. Außerdem mußte
Frankreich in Amerika an Portugal das Gebiet zwischen dem Maranon
und dem Oyapok überlassen, das es demselben von seinen in Guyana
gelegenen Besitzungen aus streitig gemacht hatte. Der eigentliche Gegen-
stand des Streites, die spanische Monarchie, wurde getheilt. Spanien
mit seinen amerikanischen Besitzungen verblieb dem Könige Philipp unter
der Bedingung, daß nie die Kronen Frankreichs und Spaniens auf einem
Haupte vereiuigt werden sollten. Was aber die Verbündeten außerhalb
Spaniens von der spanischen Monarchie erobert hatten, ward mit eini-
gen Ausnahmen für Oestreich bestimmt. In den ehemals spanischen,
nunmehr östreichischen Niederlanden erhielt die Republik der Niederlande
das Besatzungsrecht in einer Reihe von Festungen, die zu ihrem Schutze
gegen Frankreich eine Barriere bilden sollten. Die Insel Sicilien wurde
dem Herzoge von Savoyen übergeben, für welchen damit die Erhebung
zur Königswürde verbunden war. Zugleich dehnte sich die Herrschaft
Savoyens weiter in die zum Flußgebiete des Po gehörenden Alpen-
thäler aus. Das Herzogthum Mantua, dessen letzter Herzog wegen
seines Anschlusses an Frankreich mit der Acht belegt im Jahre 1708
gestorben war, erhielt Oestreich mit Ausnahme des dazu gehörigen An-
theils an Montferrat, welcher Savoyen zufiel. Preußen erhielt nun,
nachdem es schon im Laufe des Krieges von allen übrigen Staaten als
Königreich anerkannt worden, dieselbe Anerkennung von Frankreich und
Spanien. Außerdem vermehrte sich sein rheinisches Gebiet durch den
sogenannten oberen Theil von Geldern, der, von dem übrigen Geldern
durch brabantisches und klevisches Gebiet geschieden, unter spanischer
Herrschaft verblieben war. So vermehrte die aus einem deutschen Reichs-
fürstenthume hervorgegangeue Macht, die im nordöstlichen Deutschland
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Extrahierte Personennamen: Ernst August Victor_Amadeus Philipp_von_Orleans Philipp Ludwigs_Xiv. Ludwigs_Xiv. Karls_I. Philipp Philipp Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Frankreich England England Frankreich Amerika Neufundland Frankreich Amerika Portugal Guyana Spanien Frankreichs Spaniens Spaniens Niederlande Frankreich Sicilien Savoyens Frankreich Frankreich Spanien
Die Zeit der siegreichen Revolution.
939
gebracht worden. Die Franzosen richteten nun.auch für das Königreich
Neapel auf dem Festlande mit Benutzung der dort Vorgefundenen Nei-
gungen eine republikanische Verfassung ein und gaben dem Staat nach
einem altgriechischen dichterischen Namen der Stadt Neapel den Namen
der parthenopeischen Republik. Ehe dies geschah, hatte Karl Emanuel
den letzten Schatten seiner königlichen Macht eingebüßt. Ein Ausbruch
der im Lande vorhandenen Neigungen zum Umsturz rief Gegenmaß-
regeln des Königs hervor, und diesen that das Direktorium Einhalt,
woraus es zur Sicherheit für die fernere Befolgung seines Willens die
Festung von Turin sich einräumen ließ. Es war vergebens, daß der
König in seiner Erniedrigung durch die gewissenhafteste Erfüllung der
ihm auserlegten Verbindlichkeiten den Frieden zu erhalten suchte. Neue
Forderungen preßten ihm Beschwerden ab, und diese wurden ihm als
Verbrechen angerechnet. Einer Gefangeunehmung zu entgehen, begab sich
der fromme König, der sein Geschick mit Ergebung trug, im December
des Jahres 1798 über Livorno nach Sardinien, nachdem er eine Ent-
sagungsurknnde unterzeichnet und aus Gewissenhaftigkeit den Schatz zu-
rückgelassen hatte. Das Direktorium setzte nun in Turin eine einstwei-
lige Negierung ein, ließ die Einrichtungen und Gesetze des Staates
vorläufig noch bestehen und reihte die Truppen unter die französischen.
Aehnliches geschah bald auch in Toscana, dessen Großherzog, schon als
Bruder des Kaisers den französischen Machthabern verhaßt, bei dem
Ausbruche des Krieges eine Abtheilung des neapolitanischen Heeres in
Livorno ausgenommen hatte. Für jetzt kaufte er noch mit einer Geld-
summe sein Großherzogthum los, bald aber machte der Fortgang des
Krieges sein Loos dem der Könige von Neapel und Sardinien gleich.
19. Der Kriegsplan der Coalition war der Art, daß Oestreich in
Deutschland, Oestreich mit Rußland in Italien, und Rußland mit Eng-
land in den Niederlanden den Kampf führen sollten. Der russisch-eng-
lische Angriff auf die Niederlande mißlang. Zwar ging, als der Erb-
statthalter im August des Jahres 1799 mit einer englischen Flotte am
Helder erschien, die dort liegende niederländische oder batavische Flotte
zu ihm über, aber als Georgs Iii. zweiter Sohn, der Herzog von
Jork, mit einer englisch-russischen Flotte nachkam, mißlang die ganze
Unternehmung. Dagegen war in Deutschland und Italien der Krieg
eine Zeitlang den Verbündeten günstig. Früher, als in den Nieder-
landen, begann in beiden Ländern das Spiel der Waffen, da Frankreich,
das während des Friedens nicht einmal die vertragsmäßige Ruhe des
rechten Rheinufers geachtet, sondern selbst dort Lieferungen erzwungen
hatte, durch die Kunde von der Verbindung der beiden Kaiser so gereizt
war, daß es den Kaiser von Oestreich zur Hemmung der russischen Trup-
penmärsche aufforderte, und da keine Antwort erfolgte, im März des
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Karl_Emanuel Karl Oestreich August Jork Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Neapel Neapel Livorno Sardinien Turin Livorno Neapel Sardinien Deutschland Oestreich Italien Niederlande Georgs Deutschland Italien Frankreich Rheinufers
940 Die Zeit der siegreichen Revolution.
Jahres 1799 eine Kriegserklärung gegen ihn und seinen Bruder, den
Großherzog von Toscana, richtete. Jetzt war es, wo der Großherzog,
der sich bisher gutwillig vor dem übermüthigen Feinde gebeugt hatte,
sein Land als Flüchtling verlassen mußte. In Italien, wo der Krieg
an der Etsch begann, standen erst die Oestreicher unter Kray, dann die
Oestreicher unter Kray mit den Russen unter Suwarow den Franzosen
gegenüber, die Anfangs von Scherer, dann von dem fähigeren Moreau
geführt wurden. Der Feldzug dieses Jahres war für die Verbündeten
so glücklich, daß die cisalpinische Republik vernichtet wurde, und am
Ende des Jahres die Franzosen nichts mehr als Genua und Nizza be-
saßen. Eine Reihe unglücklicher Schlachten bezeichnete den Weg der
Franzosen von Osten nach Westen, wie sie wenige Jahre zuvor durch
dieselben Gegenden unter beständigen Siegen von Westen nach Osten
gedrungen waren. Kray siegte im März und im April dreimal über
Scherer, der den Uebergang über die Etsch erzwingen wollte, und Su-
warow, an der Spitze der vereinigten Russen und Oestreicher, vollbrachte
die Eroberung des nördlichen Italiens, die auch der zur Unterstützung
der geschlagenen Heere aus Neapel herbeieileude Macdonald nicht auf-
halten konnte. Suwarow wendete sich nach der Schweiz, während die
Oestreicher unter Kray und Melas die Vertreibung der Franzosen aus
Italien beendigten. Die Festungen, von denen ein Theil durch die Unred-
lichkeit der zum französischen Heere gehörigen Verwaltungsbeamten nicht
gehörig mit Vorräthen versehen war, mußten sich bald ergeben. Eine
Folge dieses glücklichen Feldzuges war die Rückkehr des Großherzogs
von Toscana in sein Land und das Erlöschen der Republiken von Rom
und Parthenope. In Neapel, wo Macdonalds Abzug im Mai die
republikanischen Behörden sich selbst überlassen hatte, entschied sich die
Gegenumwälzung durch die Fortschritte, welche der mit Engländern,
Russen und Türken schon im Februar in Calabrien gelandete Cardinal
Nuffo machte. Er erweckte in dem Volke den nicht erloschenen Geist
der Anhänglichkeit an den König, und zu ihm schlugen sich alle diejeni-
gen, welche ihre Abneigung gegen die neue Ordnung zu dem Räuber-
leben geführt hatte. Die Aufhebung der Republik ging nicht ohne große
Gewaltthaten vor sich, da die Lazzaroni in Neapel ihr Wüthen gegen
die vornehmen Anhänger der Revolution wieder begannen und ein Ver-
trag, der mit den Republikanern zu deren Schonung geschlossen worden,
durch den mit einer Flotte zu Neapel angekommenen Nelson verworfen
wurde. Nach diesen Ereignissen konnten sich auch die Franzosen in
Nom nicht mehr halten, und die Städte Rom und Civita Vecchia wur-
den an Neapolitaner und Engländer übergeben, Ancona aber durch Oest-
reicher, Rußen und Türken erobert. Nicht so getreu, wie in Italien,
blieb das Glück den Verbündeten auf der Nordseite der Alpen. Zwei
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land]]
TM Hauptwörter (200): [T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden]]
946
Die Zeit der siegreichen Revolution.
theidigung des Reiches willen das kaiserliche Heer verstärkten, sondern
ihm für die von England gezahlten Hülfsgelder ihre Truppen liehen.
Ein zweiter Nachtheil war, daß Erzherzog Karl sich vom Oberbefehle
zurückgezogen hatte. Das französische Heer, von Moreau geführt,
drängte das von Kray befehligte kaiserliche mittelst einer Reihe sieg-
reicher Gefechte durch Schwaben nach Baiern. Der Lauf des Krieges
wurde durch Friedensunterhaudlnngen unterbrochen. Diese jedoch führten
nicht zum Ziele, weil Oestreich nicht ohne das verbündete England ab-
schließen wollte, dieses aber auf die von französischer Seite gestellte Be-
dingung, daß der Waffenstillstand auch auf die Meere ausgedehnt werden
solle, sich nicht einließ. Eine letzte entscheidende Schlacht, die der an
Krap's Stelle getretene Erzherzog Johann, der fünfte von des Kaisers
Brüdern, bei Hohenlinden, zwischen Isar und Inn, verlor, nöthigte
Oestreich, auch ohne England zu unterhandeln. Der Friede, den der
Kaiser zu Lüneville im Jahre 1801 mit Frankreich schloß, stellte die
gegenseitigen Verhältniffe auf die Grundlage des Friedens von Campo-
formio, schob aber in Italien die östreichische Grenze bis an die Etsch
zurück und übergab Toscana, dessen Großherzog durch Suwarows Siege
zurückgerufen, durch Bonaparte's Siege wieder vertrieben worden war,
in Frankreichs Hände, welches dasselbe nach einem mit Spanien ge-
schlossenen Vertrage an den Sohn des Herzogs von Parma als ein
Königreich Hetrurien gab, während der Großherzog das Versprechen
erhielt, bei dem großen noch unerledigten Entschädigungsgeschäfte in
Deutschland bedacht zu werden. Parma dagegen wurde gleich Piemont
für Frankreich in Besitz genommen, um bald darauf gleich jenem Lande
förmlich mit demselben vereinigt zu werden.
22. Für Deutschland war nun, da der Rhein als Grenze Frank-
reichs anerkannt .worden, die Zeit gekommen, wo mittelst der schon
längst besprochenen Entschädigungen die Zerstörung der Reichsverfassung
vor sich gehen sollte. Das Geschäft nahm eine solche Wendung, daß
die Entschädigung für die meisten der Entschädigten einen großen Zu-
wachs an Besitz und Macht enthielt. Zwar ließ nach einem von dem
Reichstage mit einer für ihn ungewöhnlichen Schnelligkeit erstatteten
Gutachten und einer ihm entsprechenden kaiserlichen Erklärung sich er-
warten, daß die Entschädigung nicht die geistlichen Fürstenthümer ver-
schlingen, sondern daß unter möglichster Erhaltung der Reichsverfassung
der Verlust an Reichsgebiet als ein gemeinschaftlicher getragen werden
würde. Doch ward der kaiserliche Hof bestimmt, eine Mitwirkung
Frankreichs, wie der Friede von Lüneville sie nicht vorgesehen hatte,
aus dem Grunde herbeizuführen, weil er fürchtete, daß eine solche von
den an unmittelbaren Verkehr mit demselben schon gewöhnten Reichs-
ständen, namentlich von den beiden mächtigsten der bei der Sache be-
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch]]
TM Hauptwörter (200): [T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Moreau Kray Johann Johann Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: England Schwaben Baiern England England Frankreich Italien Frankreichs Spanien Parma Deutschland Frankreich Deutschland Rhein Frankreichs
1004
Die Zeit der siegreichen Revolution.
genommen und vorläusig republikanisch verwaltet worden war, zu deren
großer Ueberraschung für Savoyen entschädigt. Toscana wurde unter
seinem Fürstenhause wieder hergestellt. Modena erhielt dem Rechte
gemäß der Herzog Franz Iv. von Oestreich-Este, der Sohn des im
Jahre 1806 als Beherrscher des Breisgau's gestorbenen Erzherzogs
Ferdinand. Lucca diente zur Entschädigung für die bourbonische Linie
von Parma, welche kurze Zeit das Königreich Hetrurien besessen hatte
und nach dem Tode von Napoleons Gemahlin Parma wieder erhalten
sollte, während Napoleons Sohn unter dem Titel eines Herzogs von
Reichstadt durch Privatgüter in Böhmen abgesunden wurde und Lucca
für die Zeit jener Veränderung die Bestimmung erhielt, an Toscana zu
fallen» Der Kirchenstaat wurde in dem Umfange, welchen er vor dem
Frieden von Tolentino gehabt hatte, hergestellt und nur den Oestreichern
ein Recht der Besatzung in den festen Städten Ferrara und Comacchio
eingeräumt. Im südlichen Italien blieben Neapel unter Mürat und
Sicilien unter Ferdinand neben einander bestehen. Zwischen Rußland,
Oestreich und Preußen wurden die Gebietsverhältnisse so geordnet, daß
Rußland an Oestreich den einstens von Ostgalizien abgerissenen Bezirk
zurückgab, dagegen den größten Theil des Herzogthums Warschau als
ein mit besonderer Verfassung auszustattendes Königreich Polen erhielt,
während an Preußen die ehemals von Westpreußen abgetrennten Ge-
genden mit Einschluß Danzigs und ein die Verbindung zwischen West-
preußen und Schlesien herftellender Theil bis zur Prosna zurücksielen,
zwischen den drei Staaten aber die Stadt Krakau mit einem ansehnlichen
Gebiete als eine Republik übrig blieb. England behielt außer den er-
oberten französischen Colonieen die Insel Malta, die den Dänen abge-
genommene Insel Helgoland und das Kapland und ward zum Schutz-
herrn über die Republik der sieben jonischen Inseln gemacht, wozu von
der Türkei die Einwilligung durch Ueberlassung von vier Städten des
ehemals venetianischen Gebietes in der Nähe von Corfu und dem Meer-
busen von Ambracia erwirkt wurde. Die ehemalige Republik der Nie-
derlande wurde, nachdem Ostsriesland davon getrennt worden, in Ver-
bindung mit den ehemaligen östreichischen Niederlanden und dem Gebiete
des Bisthums Lüttich zu einem Königreiche der Niederlande. Die Schweiz,
die für immer neutral erklärt wurde, und deren einzelne Cantone in ihren
inneren Angelegenheiten selbstständig blieben, vermehrte sich durch Wallis,
Genf und Neufchatel auf 22 Cantone. Oestreich erhielt in Deutschland
Tirol, Salzburg und die östlich vom Inn an Baiern abgetretenen Be-
zirke zurück. Dem Königreiche Preußen, das bei seinen außerordentlichen
Anstrengungen ein um so unzweifelhafteres Recht auf Wiedererlangung
des vor dem Jahre 1806 besessenen Länderbestaudes hatte, wurde das
im Westen und im Osten Verlorene ausgewogen durch die nördliche Hälfte
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
TM Hauptwörter (200): [T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Extrahierte Personennamen: Franz_Iv Franz Ferdinand Ferdinand Napoleons_Gemahlin_Parma Napoleons Napoleons Ferdinand Oestreich Oestreich Ambracia Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Modena Lucca Parma Napoleons Lucca Ferrara Italien Neapel Sicilien Ostgalizien Herzogthums_Warschau Danzigs Krakau England Malta Helgoland Corfu Niederlande Genf Deutschland Salzburg