357
mit berühmten Kirchen, Kunstsammlungen und Denkmalen der
Vorzeit. Zu Unteritalien gehört das Königreich Neapel mit
der Insel Sicilien. Darin: Neapel, Hauptstadt, am Meere
in einer herrlichen Gegend, unweit des Vesuvs, mit 450,000 E.
Palermo mit 170,000 E., Hauptstadt auf der Insel Sicilien.
54. Das Königreich Griechenla nd (868 Q. M., 1,114,000
E., die sich großentheils zur griechischen Kirche bekennen) ist seit
1829 von der Türkei getrennt. Dieses Land hat ein mildes Klima
und einen vortrefflichen Boden, der aber noch nicht genug angebaut
ist. Es besteht aus dem festen Land und vielen Inseln. Das im
Alterthum berühmte Athen mit 25,000 E. ist die Haupstadt des
Landes. Nauplia, Lepanto, Navarin und Patras sind
neu aufblühende Städte. — An der Westseite Griechenlands liegen
die jonischen Inseln. Sie stehen unter englischem Schutze und
haben zur Hauptstadt C orfu auf der gleichnamigen Insel.
55. Die europäische Türkei (8000 Q. M., 9- Millionen E.,
Muhamedaner und Christen) ist ein warmes, sehr fruchtbares, aber
schlecht angebautes Land. Die Bewohner des Landes sind Domä-
nen oder Türken, Griechen und Slaven. Die Hauptstadt des Lan-
des ist Konstantinop el mit 600,000 E.; sie liegt in einer sehr-
schönen Gegend am Meere, besteht aber großentheils aus schlechten
Straßen und elenden Häusern. Konstantinopel ist die Residenz des
türkischen Kaisers oder Sultans und durch ihre Lage an zwei Mee-
ren und an der Gränze zweier Erdtheile eine der wichtigsten euro-
päischen Städte. Adrianopel, 130,000 E., eine bedeutende
Handelsstadt; Sophia in Bulgarien, Salonik in Makedonien,
Belgrad an der Donau. Unter türkischer Hoheit stehen die nörv-
lich von der Donau liegenden Fürstenthümer Moldau mit der
Hauptstadt Jassy und Wallachei mit der Hauptstadt Buka rest.
56. Das Kaiserreich Rußland ist eine weite Ebene und das
größte Reich Europas. Es umfaßt 97,000 Q. M. mit 58 Mill.
E., welche sich größtenteils zur griechischen Kirche bekennen. Im
Norden ist es sehr kalt; die ganze Erdoberfläche ist eigentlich eine
gefrorne und morastige Wüste. Mittelrußland hat fruchtbaren Bo-
den und ungeheuere Waldungen; Südrußland hat viele baumlose,
grasreiche Steppen, welche von Nomaden und ihren zahlreichen
Heerden belebt werden. Die Einwohner sind Slaven, Finnen,
Tartaren und Einwanderer. Petersburg an der Newa mit
480,000 E. ist die Haupt- und Residenzstadt. Lange breite Straßen,
weite Plätze, schöne Häuser, prachtvolle Paläste, Denkmäler und
Kirchen zieren diese jüngste und vielleicht schönste unter den europäi-
schen Hauptstädten. Moskau mit 300.000 E., alte Hauptstadt
des Reiches, nach dem Brande von 1812 wieder neu aufgebaut.
Außerdem sind zu bemerken: Die Handelsstädte Archangel am
weißen Meere und Odessa am schwarzen Meere. Warschau
an der Weichsel mit 136,000 E., Hauptstadt des Königreichs Polen.
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und der von den Vortheilen des Handels bestimmten Staatskunst. 761
nicht rechnen ließ. Doch der Reichstag zu Regensburg bewilligte die
Unterstützung des Reiches, und auf die Bitten des Kaisers sandte selbst
Ludwig Xiv., der öffentlich doch lieber als Vertheidiger der Christen-
heit, denn als Bundesgenosse der Türken erscheinen mochte, ein kleines
französisches Heer zu Hülfe. Die Türken hatten bereits im Jahre 1663
Neuhäusel an der Neutra, eine Grenzfeste des östreichischen Ungarns,
genommen, und ihre Schaaren schweiften bis nach Mähren hinein. Im
folgenden Jahre nahm Montecuculi mit dem Heere, das sich unterdessen
zusammengezogen hatte, eine Stellung am linken Ufer der Raab, und
durch eine Bewegung, die der türkische Heerführer im Laufe des neuen
Feldzuges gegen den oberen Lauf dieses Flusses machte, verlegte sich der
Schauplatz der Entscheidung in die Nähe von Steiermark, in die Gegend,
wo die Naab aus dem Gebirge tritt. Hier, bei St. Gotthard, erlitten
die Türken eine Niederlage, welche den Wendepunkt ihres Glückes bildet.
Darauf schlossen sie noch im Jahre 1664 einen Frieden, der ihnen
Neuhäusel ließ, dem Kaiser einen Theil des zwischen der Theiß und
Siebenbürgen liegenden Gebietes übergab und Siebenbürgen unter An-
erkennung des von den Türken eingesetzten Fürsten unabhängig machte.
Die Vortheile des Friedens entsprachen nicht dem Erfolge der Waffen.
Auch die ferneren Bemühungen Oestreichs, seine Herrschaft in Ungarn
zu befestigen, hatten nicht den gewünschten Fortgang, da Frankreich den
Widerstand der Ungarn verstärkte und endlich auch die Türken zu neuer
Kriegserklärung veranlaßte, um den Kaiser an wirksamem Eingreifen
in die westlichen Händel zu hindern.
5. Im Westen wurde der Krieg damit begonnen, daß nach dem im
Jahre 1665 erfolgten Tode des Königs Philipp Iv. von Spanien
der König von Frankreich, ungeachtet er bei seiner Vermählung in
seiner Gemahlin Verzicht auf alle Erbansprüche gewilligt hatte, unter
nichtigen Vorwänden nun doch auf die spanischen Niederlande ein Recht
zu haben behauptete. Er berief sich auf ein Recht der Devolution oder
des Heimfalles, welches in einigen Gegenden der Niederlande den Töch-
tern erster Ehe in Betreff der Erbfolge den Vorrang vor den Söhnen
zweiter Ehe gebe, und welches nun in Betreff der gesummten spanischen
Niederlande ihm, da seine Gemahlin aus Philipps erster Ehe mit einer
Tochter Heinrichs Iv. stamme, gegen König Karl Ii. als Sohn Philipps
mit seiner zweiten Gemahlin, der Tochter Kaiser Ferdinands Iii. zu Statten
kommen müsse. Dieses angebliche Recht geltend zu machen, ließ er im
Jahre 1667 durch Türenne einen großen Theil jenes Gebietes und
dazu im Jahre 1668 durch Conds die Freigrafschaft wegnehmen, während
Spanien unter König Karl Ii. (1665—1700) keine Vertheidigungs-
mittel hatte und Kaiser Leopold durch Ungarn beschäftigt war. Dem
Könige wurde jetzt plötzlich in seinen Siegen auf eine Weise Halt ge-
49«
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Extrahierte Ortsnamen: Neutra Ungarn Frankreich Ungarn Spanien Frankreich Niederlande Niederlande Ferdinands Spanien Ungarn
774
Die Zeit des französischen Ucbergewichtes
durch ihn entzündete Krieg in seinem Fortgange gerade zur Wiederher-
stellung der östreichischen Herrschaft über das gesammte Ungarn führte.
Während die Stadt Wien, aus welcher sich der Kaiser nach Linz ge-
flüchtet hatte, ungeachtet der angestrengtesten Gegenwehr von einem der
nächsten Stürme des türkischen Heeres ihren Fall erwarten mußte, sam-
melte sich unter dem Herzoge von Lothringen ein Heer von Reichs-
Völkern aus dem fränkischen und dem schwäbischen Kreise, sowie aus
Baiern und Sachsen, deren Kurfürsten, Maximilians Enkel Maximilian
Emanuel und Johann Georgs I. Enkel Johann Georg Hl., selbst an
dem Feldzuge zur Rettung Wiens Theil nahmen. Eine fernere Hülfe
kam der bedrängten Stadt, deren Schicksal für Deutschland und die
Christenheit entscheidend sein mußte, aus Polen trotz der Gegenbemühun-
gen Ludwigs. Hier war im Jahre 1674 auf Michael ein neuer ein-
heimischer König, Johann Sobieski, gefolgt, der in einem durch Kosaken-
aufruhr veranlaßten Kriege mit den Türken sich den Ruhm eines Helden
erworben hatte. Auch als König setzte Johann den Krieg fort, in
welchem er sich die Krone verdient hatte. Ein Sieg bei Lemberg warf
die Türken nach dem Dnjester zurück, und eine weitere Verfolgung des
gewonnenen Vortheils hinderte nur der im polnischen Reiche herr-
schende Mangel an Unterordnung, so daß nach einem nochmaligen harten
Kampfe am Dnjester im Jahre 1676 ein Friede geschloffen wurde, der
dem Sultan das in diesem Kriege gewonnene Podolien mit Einschluß
der festen Stadt Kaminiez ließ. Als die Türken nun vor Wien standen,
ließ sich der König durch die im Lande mächtige französische Partei nicht
hindern, die Laufbahn, die ihn zu dem schönsten Ruhme eines Vor-
kämpfers der Christenheit geführt hatte, noch einmal zu betreten. Er
stieß mit einem polnischen Heere zu den Truppen des Herzogs von
Lothringen, und beide Führer machten auf die Uebermacht der Türken
einen Angriff, den der glänzendste Erfolg krönte. Die Niederlage des
Kara Mustapha war der Anfang eines beständigen Zurückweichens der
Türken, und die zweite Belagerung Wiens hatte den höchsten und letz-
ten Schrecken für Deutschland erregt. Zwar kehrte der Polenkönig,
nachdem er noch an der Granmündung bei Parkany einen Sieg hatte
erfechten helfen, in sein Land zurück, doch blieb er der Verbündete des
Kaisers gegen die Türken, und während der Herzog von Lothringen an
der Donau hinab von Erfolg zu Erfolg eilte, trat Johann in der Mol-
dau den Türken wieder entgegen. Das neue Glück abendländischer
Waffen gegen die Türken belebte auch den Eifer einer dritten Macht,
die schon von anderer Seite einen blutigen Krieg gegen sie geführt
hatte. Nicht betheiligt an den großen Händeln Europas hatte Venedig
noch zur Zeit des dreißigjährigen Krieges Gelegenheit erhalten, durch
Thaten auf der See das Andenken seiner schönsten Zeiten zu erneuern.
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Extrahierte Personennamen: Maximilians Maximilian
Emanuel Maximilian Johann Johann_Georg_Hl. Johann Ludwigs Michael Johann_Sobieski Johann Johann Johann Mustapha Johann Johann
Extrahierte Ortsnamen: Wien Linz Lothringen Baiern Sachsen Maximilians Wiens Deutschland Polen Lemberg Wien Lothringen Wiens Deutschland Lothringen Donau Europas
und der von den Vortheilen des Handels bestimmten Staatskunst. 823
Lothringen sollte aber dadurch erledigt werden, daß der Herzog Franz
Stephan, der Sohn des Türkenbesiegers Karl, der Kaisertochter
Maria Theresia zum Gemahl bestimmt, nach dem Tode des Groß-
herzogs Johann Gaston von Toscana, des letzten der Mediceer,
dessen Land erhielte. Dieser Fall trat im Jahre 1737 ein, und Les-
zinsky begann unter Beibehaltung des polnischen Königstitels die Ne-
gierung Lothringens, die er von Lüneville aus bis zum Jahre 1766
führte, und in der er die Liebe seiner neuen Unterthanen in reichem
Maße genoß. In Italien ward dem Könige von Sardinien der west-
lichste Theil des Herzogthums Mailand mit den Städten Novara und
Tortona zu Theil, und der bisherige Herzog Karl von Parma erhielt
gegen sein Herzogthum, das an Oestreich siel, das eroberte Königreich bei-
der Sicilien mit Einschluß des Stato dei Presidi, so daß hier ein drittes
bonrbonisches Königshaus begründet ward. Als einzigen Gewinn trug
Oestreich die Anerkennung der pragmatischen Sanction von Seiten Frank-
reichs davon. Das deutsche Reich wahrte in Bezug auf diesen Friedens-
schluß dem Kaiser gegenüber seine Selbstständigkeit in der Art, daß es
ihm im Jahre 1736 die Vollmacht ertheilte, nach den zu Wien vor-
läufig vereinbarten Bestimmungen oder Präliminarien den Frieden zu
schließen.
37. Die Reihe der Gebietsverluste war für Oestreich mit diesem
Kriege nicht geschloffen. Es stürzte sich ungeachtet der mangelhaften
Beschaffenheit seiner Heere, die in dem eben beendigten Kriege klar
genug geworden war, mit der Hoffnung, für das Verlorene einen
reichen Ersatz zu gewinnen, in einen neuen Türkenkrieg, der den größ-
ten Theil von Eugens Eroberungen kostete. Die Veranlassung dazu
war, daß Rußland mit den Türken einen glücklichen Kampf begonnen
hatte, an dem man sich betheiligen zu müssen glaubte, um einen leichten
und beträchtlichen Gewinn zu erhalten. Streitigkeiten zwischen den
russischen Kosaken und den türkischen Tartaren gaben Rußland erwünsch-
ten Anlaß, für die unter Peter I. am Pruth erlittene Schmach Rache
zu suchen, und ein Krieg, in den das türkische Reich mit Persien ver-
wickelt war, erleichterte das Vorhaben. Münnich kam aus Polen, wo
die Befestigung des Königs August ihn so lange beschäftigt hatte, im
Jahre 1736 zu einem im Süden des Reiches aufgestellten Heere, mit
dem er einen Feldzug gegen die Tartaren der Halbinsel Krim begann,
während Lascy mit einem andern Heere Asow eroberte. Durch Erstür-
mung der bei Perekop auf der Landenge angelegten Verschanzungen ward
der Weg in die Halbinsel geöffnet, und nur Krankheiten im Heere hin-
derten die gänzliche Unterwerfung derselben. Da ließ der Kaiser
Karl Vi., obgleich die Türken den Frieden von Paffarowitz nicht ge-
brochen, im Jahre 1737 ein Heer in die Walachei einrücken. Die
Kiesel, Weltgeschichte. Ii. 53
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Extrahierte Personennamen: Franz
Stephan Franz Karl Karl Maria_Theresia Maria Theresia Johann_Gaston_von_Toscana Johann Karl_von_Parma Karl Oestreich Oestreich Eugens Eugens August Karl_Vi Karl
Extrahierte Ortsnamen: Lothringens Italien Sardinien Herzogthums_Mailand Tortona Sicilien Wien Polen
982
Die Zeit der siegreichen Revolution»
Der Erzherzog Johann hatte in Friaul bei Sacile an der Livenza über
den Vicekönig von Italien, und Erzherzog Ferdinand, der Sohn des
Kaisers, bei Warschau über die Polen gesiegt. Dazn hatten sich die
Tiroler, welche die bei Abtretung ihres Landes ihnen gewährleistete
Verfassung doch eingebüßt, unter östreichischer Leitung in Masse gegen
die ihnen verhaßte, von französischem Geiste erfüllte bairische Regierung
erhoben. Der Erzherzog Johann mußte nach Deutschland berufen
werden, der Erzherzog Ferdinand ward durch ein in Galizien eingerück-
tes russisches Heer zurückgedrängt, und gegen die Tiroler wütheten die
Baiern mit einer Grausamkeit, welche die Greuel des spanischen Krieges
übertraf. Der Hauptschlag, der den Krieg beendete, erfolgte durch die
Schlacht, die Napoleon mehrere Wochen nach der Schlacht bei Aspern
bei Wagram auf dem Marchfelde dem Erzherzoge Karl lieferte. Nach
beharrlichem Widerstande wichen die Oestreicher, da Erzherzog Johann,
der inzwischen gegen den ihm nachrückenden Vicekönig ein Treffen bei
Naab verloren hatte, nicht der Erwartung gemäß erscheinen konnte.
Der Rückzug des geschlagenen Heeres ging nach Mähren, und bei Znaym
wurde, als es eben zu einer neuen Schlacht kommen zu sollen schien,
im Aufträge des Kaisers Franz ein Waffenstillstand mit Napoleon ge-
schlossen. Oestreich mußte den Krieg endigen, ehe es durch gänzliche
Erschöpfung die Hoffnung auf dereinstige Wiedererhebung verlor. Für
Napoleon mag aber außer der Furcht vor einer Volkserhebung, von der
er in Spanien und Tirol Beispiele gesehen, die Rücksicht auf Rußland
eine schonende Behandlung empfohlen haben, da dieses bei dem Angriffe
auf Galizien sich als ein nicht eifriger Bundesgenosse zeigte und aus
einer zu weit gehenden Schwächung der östreichischen Monarchie Besorg-
nisse für sich selbst schöpfen konnte. Der im Herbste des Jahres 1809
zu Schönbrunn geschlossene Friede entzog dem östreichischen Staate Salz-
burg und das Jnnviertel nebst einem ostwärts daran stoßenden Bezirke
zu Gunsten des ohnehin auf seine Kosten vergrößerten und neben ihm
zum feindlichen Wächter aufgestellten Baierns. Westgalizien mit Krakau
wurde zur Vergrößerung des Herzogthüms Warschau abgerissen, und
selbst Rußland erhielt einen Theil, den östlichsten Bezirk von Ostgalizien,
in welchem Tarnopol liegt. Außerdem aber legte der Sieger dem Be-
siegten ein Opfer auf, durch welches er selbst im Südosten Europa's
festen Fuß faßte. Er ließ sich die Gegenden an der oberen Drau, Ober-
kärnthen mit seiner Hauptstadt Villach und alles am rechten Ufer der
Sau bis zur Mündung der Unna gelegene Land, Krain und einen Theil
Kroatiens, abtreten, womit er auf Kosten des Königreichs Italien den
östlich vom Jsonzo gelegenen Theil der ehemals venetianischen Besitzun-
gen nebst dem Gebiete der Republik Ragusa verband, so daß sich die
jonischen Inseln als Fortsetzung daran anschloffen. Dieses Ganze, das
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Extrahierte Personennamen: Johann Johann Ferdinand Ferdinand Johann Johann Ferdinand Ferdinand Napoleon Karl Karl Johann Johann Franz Franz Napoleon Oestreich Napoleon
656
Russisches Reich. — Jetziger Bestand.
Metropolitanen, 28 Erz- und 38 Bischöfen, wird vom Kaiser durch die heilige
Synode oder obern Kirchenrath regiert. Im I. 1831 zählte man in Rußland
58000 orthodoxe (d. h. griechisch - katholische) Priester und 68000 Kirchendiener,
mit ihren Familien 330000 Köpfe; eben so groß war die Kaufmannschaft mit
ihren Familien. Der gesummte Adel aber bestand aus 375000 Männern und
345000 Frauen, und die Bürgerschaft (den Kausinannsstand abgerechnet) ans
3,200000 Köpfen. In Polen ist mau mehrentheils römisch-katholisch, unter den
Deutschen und Finnländern lutherisch, im Süden hängen viele (Tartaren n. a.)
noch am Islam und ganz im Norden (Lappen u. a.) am Heidenthum. Der
römisch-katholischen und armenischen Christen sollen 8 und der Protestanten
2 Millionen sein, Juden l4/s, Mnhamedaner über 23/10 Millionen und
Buddhisten 300000. —
Das Gewerbwesen ist sichtbar im Steigen, besonders im Gouvernement
Moskau, wo neben der älteren Stahlfabrikation die Bearbeitung der Baumwolle
so in Schwung gekommen ist, daß Rußland jetzt nur noch y6 feines Bedarfs an
Banmwollwaaren ans der Fremde bezieht. Die Fabrikation von Wollewaaren
konnte aber bedeutender sein als sie ist, denn immer noch geht eine große
Quantität (164000 Ctr.) der inländischen Wolle roh ins Ausland. Zucker aus
Runkelrüben verfertigt man jährlich fast 350000 Ctr. — Im Innern sind
Moskau und Nischnei Nowgorod (wohin die ehmalige Makariew - Messe verlegt
ist) Kasan und Orenbnrg die bedeutendsten Handelplätze; an der See:
Petersburg und Riga, Odessa, Archangel. Die meiste Ausfuhr besteht in Talg,
Flachs, Hanf, Getraide (über 57 Mill. Scheffel) Nutzholz für 2% Mill.
Silberrubel, Pelzwerk und Leder, letzteres vorzüglich als Saffian uno als
Jnfleu, das seinen Geruch durch Gerbung mit Birkentheer erhält. Der Handel
zur See ist übrigens noch meist in den Händen der Ausländer, wirft aber,
Ein- und Ausfuhr gegen einander gerechnet, einen jährlichen Gewinn von 6
Mill. Silberrubel ab. Der innere Verkehr hebt sich seit einiger Zeit, da
man die Flußsysteme durch Kanäle, besonders die Wolga mit der Newa und
Dwina, den Dnepr mit Niemeu und Duna, in Verbindung gesetzt hat, und
gegenwärtig Schienenwege baut. Die kleine Eisenbahn von Petersbnrg uach
den nahen kaiserlichen Schlössern war der Anfang, worauf die von Libau zum
Niemen, von Warschau bis zur Ferdinands Nordbahn, von Morschansk im
Gouvernement Tambow bis zur Mündung der Zna in die Mokscha, und zuletzt
als die wichtigste die von Petersbnrg nach Moskau folgte. — Der Volks-
unterricht ist noch sehr mangelhaft, obwohl sich die Zahl der Schulen ver-
größert. Gymnasien sind jetzt in jedem Gouvernement, doch werden nnr gewisse
Stände zum höhern Unterricht zugelassen; es gibt neue und strenge Vorschriften
darüber. Universitäten hat das Reich 7, zu Moskau, Petersburg, Dorpat, Kiew,
Kasan, Charkow, Helsingfors. Sehr bedeutsam ist es, daß der jetzige Kaiser die
1816 gestiftete Warschauer Universität 1832 wieder aufgehoben und den Polen
nur die medicinisch-chirurgiiche Facultät zu Wilna gelassen hat. — Die Finanzen
sind wenig bekannt; die Staatsansgabe beträgt in Friedenszeit etwa 162 Mill.
Thaler preußisch. Zu Anfang 1853 ward die Staatsschuld auf 400 Mill. Sil-
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658
Russisches Reich. — Jetziger Bestand.
hüglichter Ebene, am gleichnamigen Fluß, der in die Oka sich ergießt. Seit dem
großen Brande im Herbst 1812, wodurch Vz der Stadt zerstört wurden , ist sie
wieder neu und besser aufgebaut. Viele Paläste des hohen Adels, mehrere hundert
Kirchen voller Thürme, zum Theil mit vergoldeten Kuppeln, und 21 Klöster.
Die Kathedrale zur Himmelfahrt dient zur kaiserlichen Krönung. Die im 15.
Jahrhundert durch italienische Baumeister angelegte Czarenburg (eine Stunde im
Umfang und mitten in der Stadt) heißt der Kreml uno ist jetzo prachtvoll im
alten Styl wieder hergestellt. In der Nähe liegt westwärts das Städtchen
Mojaisk mit dem Dorf Borodino, wo Napoleon siegte, und im Südwesten
Malo Jaroslawetz, wo er zur Umkehr gezwungen wurde. Troizkoi
Sergiew, das ungeheure Kloster des heiligen Sergius, 9 M. von Moskau.
Kaluga 35000 an der Oka, Tula 53000 E. mit wichtiger Gewehr- und
sonstigen Fabriken. Orel 38000. An der Wolga: Twer, Jarvslaw und
Nischnei Nowgorod jede mir 32000. Nowgorods Messe dauert 9 Wochen
und wird weit her, selbst von Chinesen besucht. Der Bazar daselbst gehört der
Krone, die während der Messe über 200000 Rubel Pacht daraus zieht. Im
Süden: W oro n esch 40000, Kursk, Räsan, Tambo w u. a., sind Gouver-
nemeutssitze. Im Norden: Wologda mit 18000, und am nördlichsten das
kleine Kola; am weißen Meere Archangel mit 26000; nordwestlich vom
Alaunus: Nowgorod am Jlmensee, ehmals groß und berühmt, jetzt wenig
bedeutend; desgleichen Pleskoiv oder Pskow. Im Westen gegen Litlhauen:
Smolensk am Dnieper mit 12000 Eiuw., berühmt durch Schlachten aus dem
Jahre 1812.
2) Klein- oder M a l o r u ß l a n d,. am mittleren Dnieper und obern
Donetz, ehmals, als der russische Staat noch nicht an den Pontus reichte, eine
Ukraine, d. h. ein Gränzland. Seine russischen Bewohner, meist nomadisch mit
veränderlichen Wohnsitzen, pflegte der tatarische Nachbar Kosackeu zu neunen.
Dieser Name blieb ihnen, so wie die persönliche Freiheit, und beides wurde
später von Auswanderern auch gen Osten verpflanzt, besonders au den Don,
wo deren Nachkommen als donische Kosackeu leben. — Kleinrußband hat einen
Flächenraum von beinah 3800 Qm. mit mehr als 6 Mill. Bewohnern. Strecken-
weis trefflicher Getraideboden, meist aber heerdenvolle Wiesen. Die alte Haupt-
stadt Kiew am Dnieper hat 50000 E., worunter viel Deutsche oder Sachsen.
Charkow mit 36000 in der slobodischen Ukraine. Pultawa, kleine Stadt an
der Worskla, Nebenfluß des Dnieper, wo Schlacht 1709.
3) Ostseeprovinzen, wovon Finnland die zuletzt eroberte. Petersburg
an der Mündung der Newa, über Riga 209 M. von Berlin, in niedrer feuchter
Fläche des alten Jngermannlands; erst 150 Jahr alt und doch groß und präch-
tig mit fast y2 Million E. , worunter 30000 Deutsche und ein sehr zahlreiches
Militär. Die engsten Straßen haben 42' Breite. Die gewaltigen Paläste, die
andern kaiserlichen Gebäude und Kirchen, und die unweit der Stadt gelegenen
Residenzschlösser (vorzüglich Peterhof und das 800' lange Zarskoe-Selo) zeugen
vom Aufenthalt unumschränkter Monarchen. Sehenswerth sind: die kupferne
Statue Peters des Großen zu Pferd auf 30000 Ctr. schwerem Granitblock; die
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Malo_Jaroslawetz Troizkoi
Sergiew Sergius Nowgorods
Gebiet der Donau — Ungarn.
223
(18000 E.) wieder vereinen. Gran mit großartiger Domkirche; der dortige
Erzbischof ist höchster Geistlicher oder Primas von Ungarn. Unterhalb Gran
biegt der Strom südwärts nach Ofen und Pesth, die durch eine Brücke mit ein-
ander verbunden sind. Ofen oder Bnda mit 50000 E. alte Hauptstadt Un-
garns und Sitz des Palatins, am rechten Ufer in schöner weinreicher Berggegend.
Pesth die größte und schönste Stadt Ungarns, mit einer Universität und
106000 E. ohne Militär und Fremde; Handel und Gewerb sind lebhaft und
fortwährend im Steigen begriffen. Vor der Stadt auf der Ebene Rakos wurden
ehmals die ungrischen Reichstage gehalten, jetzt Pferderennen. Weiter südlich
berührt die Donau kleinere Orte, z. B. Mohacs (gespr. Mohatsch) wo 1526
die Türken, 1687 aber die Christen siegreich gewesen. Erst Neusatz ist wieder
ein größerer Ort, und gegenüber die Festung Peterwardein, wo Eugen
1716 die Türken schlug; dann Semlin nahe der Sawemündung, Belgrad
gegenüber, auch aus den Türkeukriegen bekannt. — 2) Zwischen Donau und
Drau: Oedenburg mit 17000 E. nahe dem Neusiedler See. In der Um-
gegend die großen Güter der Familie Esterhazy. Prächtig ist ihr Schloß Ester-
hazy, wo man an der hochgelegenen Rosalienkapelle den weiten See überblickt;
gleich prächtig das Schloß zu Eisenstadt, mit Park, Theater, Musikkapelle
und Kaserne, denn der Fürst genießt das Vorrecht, 150 Grenadiere zu halten.
Kaum findet man anderwärts so viele Pflanzenarten als in seinen Treibhäusern,
aus denen im Sommer ein Hain von 400 Orangen - und Citronbäumen ins
Freie getragen wird. Bekanntlich war Jos. Haydn fürstlich Esterhazischer Kapell-
meister; sein Denkmal steht in der Wallfahrtskirche. — Raab mit 15000 E.,
nicht weit von der Mündung der Raab, durch eine Eisenbahn mit Wien ver-
bunden. Stuhlweißenbnrg mit 20000 E. , südwestlich von Ofen, ehmalige
Krönungs- und Grabstätte der Könige; südwestl. davon liegt der Plattensee mit
einem Spiegel von 23 Qm. Oestlich der Stadt Fünfkirchen liegt am Flüß-
chen Almasch die verfallene Festung Szigeth, bekannt durch Zriny's helden-
müthige Vertheidigung und Solyman's Tod 1566. — 8) Ans und nahe den
Nordkarpathen: In der Tatra das alte Bergschloß Zips oder Szepes Var
(Johann v. Zapolya's Geburtsort), wovon das Ländchen mit den Freiorten Käs-
mark, Leutschau und Nendorf den Namen hat. In der Fatra die Bergstädte
Kremnitz, Neusohl und Schemnitz, wo Gold- u. Silbergruben; die Berg-
knappen und Hüttenverwalter sind meistens Deutsche. Weiter abwärts der schöne
oberungrische Hanptort Kaschau, und nahe den Waldkarpathen die Festung
Mnnkatsch mit einem Staatsgefängniß (Upsilanti saß dort); und am Szamos,
Zufluß der Theiß, das große Marktdorf Miskolcz mit 28000 E. Wichtiger
ist an der südlichsten Abflachung der Nordkarpathen die von Weinbergen umgebene
mit guten Lehranstalten versehene wohlhabende Stadt Erlau, Sitz des zweit-
höchsten Erzbisthnms mit 20000 E. Der vorige Erzbischof war der deutsche
Dichter Ladiölav Pyrker. Tokay an der obern Theiß; die Tokayer Weine
wachsen an dem 7 Meilen sich hinstreckenden Weingebirg Hegyalla. Nächst dem
Tokayer find die geschätztesten ungrischen Weine die von Rust am Neusiedler
Sec, und die von Carlowitz unweit Peterwardeiu. — 4) Im großen Flach-
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Extrahierte Personennamen: Bnda Rakos Eugen Esterhazy Raab Johann Johann Ladiölav_Pyrker Weingebirg_Hegyalla Rust Carlowitz
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Olymp. Halbinsel — die Türkei.
Architektur; Malerei wird zu Verzierungen und Arabesken angewandt, und die
Musik ist nichts als ein rauschender Lärm, noch ärger als in unsern Opern.
Was Gewerbthätigkeit betrifft, so findet inan in der Tiirkei gute Lederbereitung
(Saffian, Korduan) , Färbereien mit türkisch Roth, Säbelfabriken und weniges
sonst. Griechen und Armenier sind am betriebsamsten.
1) Die Unter thauen lande.
Sie sind abgetheilt in Ejalete und diese in Sandschaks. Wir gehen sie nach
Ländern durch, deren Name geschichtlichen Werth hat. — a) Rum Jli oder
Romanien (Thracia) — Hauptstadt Constantinopel oder Stambul am
Bosporus und Marmarameer. Einw. weit über */2 Mill., zur Hälfte Türken,
zur Hälfte Griechen. Armenier, Juden und Frauken oder Abendländer. Die
Griechen wohnen in der Vorstadt Fanar. Die Lage Constautinopels ist sehr-
schön, mit Neapel und Lissabon zu vergleichen. Unzählige Kuppeln und Minarete,
denn man zählt 481 Moscheen. Straßen eng, krumm und schmutzig, wo einzelne
Paläste und eine Menge elender hölzerner Häuser und Hütten, die öfters ab-
brennen. Es gibt auch christliche Kirchen und viele Hospitäler, Kaffeehäuser,
Bäder, Opiumbudeu, Irrenhäuser, Chans oder Herbergen für Kaufleute, und
selbst verödete Raublöcher. Seheuswerth ist der Bazar (Kaufhaus) aus vielen
Säulenhallen und Gewölben bestehend. Die Stadtmauern sammt ihren 5,48
Thürmen sehen zerfallen ans, wie auch das ehmalige Staatsgesäugniß der 7
Thürme morsch wird und nur noch 3 Thürme hat. Unter den Vorstädten ist
Pera (von der Hauptstadt durch den Hafen getrennt) ausgezeichnet als Wohnsitz
fremder Gesandten und Kauflente, doch von den Türken Schweinequartier genannt.
Groß, einer Stadt vergleichbar, ist das von hohen Mauern und Thürmen um-
gebene Seray oder Serail, dessen Haupteiugaug die Pforte heißt; es enthält
die Paläste des Großherrn, seiner Frauen, seines Veziers und Hofstaats, mit
schönen Gälten und Aussicht über die Gewässer zur asiat. Küste. Mehrere 1000
Personen gehören zum Hofstaat, namentlich die Garde Eunuchen, und zwar
die schwarzen unter Befehl des Kislar Aga, und die weißen unter dem Kapu
Agassi. — Ferner 2 große Städte an der Maritza: Philip popel mit 80000
und Adrianopel oder Edreneh mit 160000 Einw. — Am Hellespont: Galli-
poli mit 70000 E. Die Dardanellen, 4 Schlösser, deren 2 aus der asiati-
schen Seite. — t>) Makedonien, worin: Salon ichi mit 70000 Einw., als
Sitz abendländ. Consuln, eines Pascha und griechischen Erzbischofs. Viel Gewerb
und Handel, vorzüglich mit macedonischem Tabak. Seres 30000 E. mitten in
Baumwollflnren. Das Gebirg Athos ist besonders merkwürdig wegen seiner
22 Klöster nebst 500 Kapellen und Einsiedeleien mit beinahe 6000 Mönchen, die
Ackerbau und Gewerke treiben*). — os Thessalien, worin Larissa ant
*) Salonichi kann noch bedeutender für den Verkehr werden, wenn man den
vorhin erwähnten erst kürzlich bekannt gewordnen Paß zwischen Uskub uno dem
Amselselde benutzt, um von Belgrad bis in die macedonische Ebene eine Eisen-
bahn anzulegen. Die nächste Verbindung Aegyptens und der Levante mit
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Deutscher Bund
Oestreich.
563
Salzburg und dem benachbarten Salzkammergute, und viele kleinere, liefern
jährlich an 6 Mill. Ctr., also auf den Kopf 17% Pfd. Rechnet man als zum
Berbrauch nöthig 12 Pfd. auf den Kopf, so können %7 des ganzen Salzertrags
ausgeflihrt werden. Des Eisenö in Steyermark ist schon im Kap. über die
Alpen Erwähnung geschehen. Der Gesammtertrag an Eisen in der Monarchie
beläuft sich auf 1688000 Ctr., und der Steinkohlen, die indeß in noch größerer
Menge zu gewinnen sind, ans 4500000 Ctr. Das Quecksilberbergwerk zu Jdria
ist schon erwähnt. Mineralquellen zählt man 1500, worunter höchst berühmte,
wie Baven unweit Wien. Gastein im Salzburgischen, Carlsbad und Töplitz in
Böhmen n. a. m
Das Gewerbwesen hätte bei so großer Fülle von Produkten Anlaß genug
zur bedeutendsten Thätigkeit; auch rühmt man Quantität und Qualität von
Leinwand, Tüchern, Seiden-, Banmwoll-, Stahl- und Eisenwaaren, Papier, Por-
cellan, Glas, Lederarbeiten, Quincarllerie- und Galanteriewaaren, namentlich die
glänzenden Fabrikate aus Wien, Mailand, Prag, Pesth u. s. w. Dennoch be-
findet sich die Industrie noch lange nicht im Verhältniß zur Mannigfaltigkeit der
Naturprodukte. Die Ostprovinzen besonders sind hinter den deutschen und itali-
schen zurück. Da aber die vorhandenen Hindernisse allmählig weggeräumt wer-
den , so steht dem östreich. Gewerbwesen noch eine größere Entwickelung bevor.
Wie mit der Industrie, so ists mit dem Landhandel, dem fahrbare Flüsse,
vermehrte Straßen, einige Kanäle, jetzt auch Dampfschiffe und Eisenbahnen zu
Hülfe kommen. Früher hemmten inne-e Zolllinien ven gegenseitigen Verkehr der
Provinzen. Es gab Mauthen zwischen ven deutschen, ungrischen und italischen
Landestheilen, ja sogar zwischen Oestreich und Tprol; auch Dalmatien hotte ein
eignes Zollsystem. — Zum S eeha nd e l, nainentlich auf dem Mittelmeere, ermun-
tert der adcialische Golf. Trieft ist der wichtigste Hafen, außerdeni Venedig,
Fiume, Ragusa, Caltaro. Man zählt ohne die kleinen Küstenschiffe und Fischer-
barken 1100 Kauffahrer von 100 bis 500 Tonnen.
Die Bevölkerung beläuft sich fast aus 38 Mill. Menschen in 798
Städten, 2290 Marktflecken und 67680 Dörfern, mit 5300000 Wohnhäusern, ist
also größer als die von Frankreich. Allein der östreichische Staat ist kein
gleichartiger, er umfaßt Völker verschiedenen Stammes, sowohl nach
Sprachen und Gesittung, als nach Geschichte und Verfassungen. Es sind: Deutsche
fast 8 Mill., Slawen 15% (nämlich Tschechen, Wenden, Moraven. Slowaken,
Polen, Ruthenen, Croaten, Serben, Slawonier, Dalmatiner, Schokazen u. Jstrier),
Magyaren 5% , Rumänen oder Walachen 2690000, Juden 730000, Friauler
394000, Zigeuner 94000, Italiener 5 Mill., und zerstreut noch mehrere tausend
Griechen, Armenier u. s. w. Bei weitem die Mehrheit ist römisch-katholisch;
Protestanten gibt es 3% Million. meist in Ungarn. Zu bemerken ist, daß die
staatsbürgerlichen Rechte der verschiedenen christlichen Confessionen nicht, wie in
andern deutschen Staaten, einander gleich sind; nur in Ungarn und Siebenbürgen
stehen die Protestanten den Katholiken ziemlich gleich, in den andern Provinzen,
also auch im eigentlichen Oestreich, wurden sie bisher nur geduldet, während in
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Extrahierte Personennamen: Caltaro Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Salzburg Steyermark Wien Carlsbad Wien Mailand Prag Oestreich Dalmatien Venedig Fiume Ragusa Frankreich Polen Ungarn Ungarn