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1254 Die Anfänge des rheinischen Städtebundes.
1256 Doppelwahl Alphon s’, Königs von Kastilien,
und Richards, Grafen von Cornwallis.
1266 König Manfred (gekrönt 1258) fällt in der
Schlacht bei Benevent.
1268 Konradins Niederlage bei Scurcola. Seine Hin-
richtung zu Neapel. — Graf Karl von Provence und Anjou, König beider Sicilien.
1270 Siebenter Kreuzzug. Ludwig Ix. f 1282 Sicilianische Vesper.
1291 Akkon, die letzte Besitzung der Christen im Morgenlande, fällt in die Hände der Ungläubigen.
1312 Aufhebung des von Philipp dem Schönen von Frankreich verfolgten Templerordens durch Papst Clemens V.
1226 Der deutsche Orden (Hochmeister Hermann von Salza 1210—1239) wird von Herzog Konrad von Masovien gegen die Preussen zu Hülfe gerufen.
1230—1283 Eroberung Preussens durch den Orden.
1351—1382 Hochmeister Winrich von Kniprode. Blüthezeit des Ordens.
1410 Niederlage des deutschen Ordens bei Tannenberg durch die Polen.
1411 Erster Friede von Thorn. Hochmeister Heinrich Reuss von Plauen.
1466 Zweiter Friede von Thorn.
1525 Säcularisierung Preussens durch den Hochmeister Albrecht von Brandenburg.
Yierte Periode.
1273—1291 Rudolf I.; Graf von Habsburg. — Erzbischof Werner von Mainz. Burggraf Friedrich von Nürnberg.
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erlag er diesem in der großen Schlacht bei Tannenberg, wo der Hochmeister Ulrich von Jnngingen und mit ihm die Blüte der Ritterschaft fiel (1410). Mit Mühe hielt sich Heinrich von Plauen in der Marienburg und hatte nur einer schweren Seuche, die im polnisch-litthauischen Belagerungsheere ausbrach, einen glimpflichen Frieden zu verdanken. Als er darauf die gesunkene Zucht wieder herstellen wollte, warf man ihn ins Gefängnis, wo er nach 15 Jahren starb. Unter seinen Nachfolgern lehnten sich die unzufriedenen Vasallen immer mehr an Polen an; die gegen dieselben geworbenen Söldner konnten nicht bezahlt werden, obwohl man die Neumark an den zweiten hohen-zollerschen Kurfürsten Brandenburgs verkaufte. Eine Ordensburg nach der andern mußte daher den Soldaten verpfändet werden, sogar die Marienburg. Um Geld zu erhalten, verkauften sie dieselbe an Polen, das 1457 in die Hauptstadt des Ordens einzog. Diesem langsamen Aussaugen machte der Friede von Thorn 1466 ein Ende, durch welchen Westpreußen und Erme-land in das volle Eigentum Polens übergieng, Ostpreußen dagegen mit der Hauptstadt Königsberg Ordensland unter polnischer Oberherrlichkeit blieb.
Ungarn war nach Albrechts Ii. Tode durch Wahl der Magnaten dem polnischen Könige Wladislav Iii. übergeben worden; nachdem aber dieser bei Varna 1444 gegen den türkischen Sultan Mnrad gefallen war, ließ man den nachgeborncn Sohn Albrechts, Ladislaus Posthumus, die Krone erben und gab ihm deu siebenbürgischen Großfürsten Johauu Hanyad zum Vormund, der, als Constantinopel 1453 in türkische Hände gerathen, durch seine Tapferkeit das Land schützte. Nach seinem und des jungen Königs Tode erhielt Matthias Corvinns, Hunyads Sohn, die Königswürde. Er bedrängte den trägen deutschen Kaiser-Friedrich Iii., der selber Ansprüche auf den ungarischen Thron erhob, in Wien und erweiterte und schützte die Grenzen seines Reichs auf Kosten Böhmens und gegen die um sich greifende Türkenherrschaft. So hat er, des Kaisers Feind, Deutschlaud dennoch wesentliche Dienste geleistet
Ju Böhmen, wo die Lehre des Hns noch immer festen Boden hatte, war der strengkatholische Albrecht nur dem Namen nach König gewesen. Nach seines Sohnes Tod gedachte auch hier Friedrich 111. sein Erbrecht geltend zu machen, die Böhmen aber wählten den Hussiten Georg Podiebrad und nach ihm einen polnischen Prinzen. So verachtet und zugleich so verhaßt war der Kaiser und das Hans Habsburg.
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der kriegerischen Unternehmung gegen den Dey von Algier
welche am 5. Juli mit Eroberung von Algier und Begründung
einer französischen Herrschaft in Nordafrika endigte, gegen
die Regierung ausfielen, erliess diese in Kraft des Art. 14 der
Charte am 25. Juli 1830 fünf Ordonnanzen, welche die Wahlen
kassirten, ein neues Wahlgesetz octroyirten, die Pressfreiheit
auf hohen, und die nun zu Ereignissen führten, welche die
Ordnung der Dinge, wie sie der wiener Congress aufgerichtet,
in Frankreich über den Haufen stiessen und in ganz Europa
erschütterten.
C. Der Osten.
Im Süd-Osten Europas wurde, während im romani-
schen Süden und Westen Revolution und Reaction rangen, ein
Kampf ausgefochten, der, obwohl seine schliesslichen Erfolge
wenig bedeutend waren, doch auf die Verhältnisse der westlichen
Staaten untereinander und auf die Stimmung ihrer Bevölkerungen
von grosser Wirkung war: der griechische Unabhängigkeitskrieg.
1. Das türkische Reich nämlich, als ein unorganischer Be-
standteil des europäischen Lebens in den Südosten des Erdtheils
eingesprengt, war längst im Rückgang begriffen. Die Herrschaft
der osmanischen Barbaren lastete schwer auf den christlichen
Bevölkerungen (Raja-Heerde genannt), von denen die Griechen
durch die Erinnerungen aus altklassischer Vergangenheit wie
durch die Leiden der Gegenwart aufgeregt, durch die Hoff-
nung auf die glaubensverwandte russische Macht belebt, von
geheimen Gesellschaften (die Hetärie der Philiker) bearbeitet,
nach Neuerungen trachten. Das Signal zum Aufstande gab,
gestützt auf Kaiser Alexanders Sympathien mit seinen Glau-
bensbrüdern, der griechische Fürst und russische Offizier
Alexander Ypsilantis durch einen Einfall in die Donaufürsten-
thümer (Proclamation von Jassy 1821). Dieser misslingt:
letzter Kampf bei Dragetschan endet mit einer Niederlage
und dem Uebertritt Ypsilantis auf österreichisches Gebiet.
Bereits aber ist im Peloponnes die Erhebung gegen die Türken-
herrschaft nachgefolgt, welche hier, wo der Boden günstiger
als in den Donaufürstenthümern, rasch zu grosser Kraft ge-
langte, auch den mittelgriechischen Landschaften sich mittheilte
2
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Extrahierte Personennamen: Alexanders Alexanders Alexander_Ypsilantis Alexander Jassy
Extrahierte Ortsnamen: Algier Algier Nordafrika Frankreich Europa Europas Donaufürsten- Dragetschan Donaufürstenthümern
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(7. März 1849). Dasselbe verkündet d. d. 4. März eine frei-
sinnige, aber nur auf Täuschung berechnete Gesammtstaats-
verfassung, nach welcher Oesterreich einschliesslich Italien und
Ungarn eine untheilbare und unauflösliche constitutionelle
Monarchie bilden solle. Um diesen Einheitsstaat zur Wirk-
lichkeit zu machen, galt es nunmehr Ungarn zu bezwingen,
dessen Reichstag die Thronbesteigung Franz Josephs nicht als
rechtsgültig anerkennt. Bei der erbärmlichen Führung der
österreichischen, der überlegenen'führung der ungarischen Trup-
pen (Görgey) erleiden die ersteren Niederlage auf Niederlage, so
dass der Kaiser Franz Joseph 1. Mai sich genöthigt sieht, die ihm
vom Kaiser Nikolaus von Russland „mit edelster Bereitwilligkeit“
angebotene russische Hülfe in ihrem vollen Umfang anzuneh-
men. Die Ungarn, in deren Reichstag der Führer der radi-
kalen Partei, Ludwig Kossuth, 14. April den Beschluss
der Absetzung des Hauses Habsburg durchgesetzt hat,
werden nun durch die Uebermacht erdrückt; nachdem der
Widerstand bis aufs äusserste fortgesetzt ist, streckt am
13. Aug. 1849 das ungarische Heer noch 22,000 Mann unter
Görgey vor den Russen unter Paskiewitsch bei Vilagos die
Waffen. „Ungarn liegt zu den Füssen Ew. Majestät“, schreibt
der letztere an den Kaiser Nikolaus.
5. Nunmehr wieder Herr seiner Entschlüsse, siegreich in
Italien (Venedig fällt 22. Aug. 1849), „siegreich“ in Ungarn,
von Russland gedeckt, nimmt Oesterreich den mattherzigen
preussisch-deutschen Unionsbestrebungen gegenüber Stellung.
Es vereinbart mit Preussen das sogenannte Interim, eine ge-
meinsame Commission, in deren Hände der Erzherzog-Reichs-
verweser Dec. 1849 seine Schattengewalt niederlegt. Während
in den Einzelstaaten der reactionäre Umschwung immer voll-
ständigerwird, ein Märzministerium nach dem andern, eine „März-
errungenschaft“ nach der andern verschwindet, geht mit der Frei-
heit auch die Einheit rückwärts. Der „Verwaltungsrath der Union“
beruft Febr. 1850 einen Reichstag der Unionsstaaten nach Erfurt,
welchen jedoch Hannover und Sachsen, die das Dreikönigs-
bündniss nicht um es zu halten abgeschlossen hatten, nicht
beschicken und der 20. März zusammengetreten, ,am 29. April
„vertagt“ wird; Oesterreich aber, dem i|fverzagten Handeln
kecken Muth entgegensetzend,^ seines Russischen Verbündeten
Jäger ^Abriss der neuesten Geschichte. ^ 4
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Extrahierte Personennamen: März Franz_Josephs Franz Franz_Joseph Franz Nikolaus Ludwig_Kossuth Ludwig Nikolaus Muth
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Italien Ungarn Russland Ungarn Nikolaus Italien Venedig Ungarn Russland Oesterreich Erfurt Sachsen Oesterreich
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. 265
Walachei, wo der Sohn eines ehemaligen Hospodars der Walachei, Alexander Dpsilanti, ein russischer Generalmajor, die Griechen zur Ab-werfung des türkischen Joches aufforderte. Von allen Seiten strömten heldenmüthige Scharen zu seinen Fahnen, mit denen Dpsilanti die Türken zu bezwingen hoffte. Im Peloponnes, in Hellas und Thessalien, auf den Inseln entbrannte zu gleicher Zeit der Aufruhr. Allein die Griechen fanden nirgends Beistand, im Gegentheil erklärten die auf dem Congresse zu Laibach (1821) versammelten Monarchen auf Metternichs Rath, daß sie die revolutionäre Bewegung der Griechen nicht unterstützen würden. Bei Galacz und bei Dragetschan ward die heilige Schar der Hetäristen aufgerieben; Apsilanti floh nach Siebenbürgen, wo er verhaftet wurde, um 6 Jahre lang in österreichischer Gefangenschaft zu schmachten. Der Sultan richtete nach diesen Vorgängen unter den zu Konstantinopel wohnenden Griechen ein surcht-bares Blutbad an, weil er sie mit den revolutionären Bewegungen ihrer Glaubensbrüder einverstanden erklärte. Viele Familien wurden ermordet oder beraubt und verbannt, der 72jährige Patriarch von Konstantinopel am Ostertage 1821 vom Hochaltare gerissen und mit seinen Bischöfen am Haupteingange seiner Kirche aufgehängt, diese selbst nebst 15 anderen dem Boden gleichgemacht. Die Fürsprache Rußlands und Oesterreichs blieb unbeachtet.
Die Wuth der Türken gegen die Griechen fachte den Aufstand nur noch heftiger an. Zu Wasser und zu Lande brach der Krieg aus und wurde auf beiden Seiten mit der heftigsten Erbitterung und der furchtbarsten Grausamkeit geführt. Am glücklichsten waren die Griechen zur See. Mit ihren kleinen, gefährlichen Brandern fuhren sie an die feindlichen Schiffe heran und steckten sie in Brand; unter Canaris Sachturis und Miaulis verrichteten sie Thaten, welche ihrer Vorfahren würdig waren. Der Kapudan Pascha, Admiral der türkischen Flotte, hatte auf der Insel Ehios fast alle Griechen, Männer, Frauen, Greife und Kinder, ermorden lassen. Er ward von der griechischen Flotte angegriffen und mit feinem Admiralschiffe in die Luft gesprengt. Gleiches Schicksal traf seinen Nachfolger. Im Landkriege zeichneten sich Demetrius Ipsilanti, Odysseus, Niketas, die Brüder Marko und Noto Bozzaris, Guras, Kolokotroni und Maurokordato aus und entrissen den Türken den größten Theil von Morea.
Der Heldenmuth und die Selbstverleugnung der Griechen erregte in ganz Europa neben hoher Bewunderung innige Theilnahme. Es bildeten sich allenthalben Vereine zur Unterstützung der Griechen mit Waffen, Geld und anderen Bedürfnissen, und viele für die griechische
Die Befreiung Griechenlands vom türkischen Joche
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Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. 267
Wittgensteins Oberbefehl gegen die Türken über die Donau, eroberten 7 Donaufestungen und das noch nie genommene Varna am schwarzen Meere (1828). Im folgenden Jahre übernahm General Diebitsch das Commando der Russen, schlug den Großvezier bei Schumla, erstürmte Silistria, überstieg den Balkan und rückte nach Konstantinopel vor, während Fürst Paskiewitsch Eriwansky Erzerum in Kleinasien eroberte.
In dieser Noth bequemte sich der Sultan zum Frieden von Adrianopel (1829), worin er die Unabhängigkeit der Griechen anerkennen, den Russen aber die freie Schiffahrt auf der Donau und in den Dardanellen , sowie die Schutzherrschaft über die Donausürstenthümer einräumen mußte.
Noch waren die inneren Angelegenheiten Griechenlands nicht ge-ordnet. Das Volk war insbesondere mit der Strenge des Präsidenten wird Kömg Kapodistrias unzufrieden, welcher zuletzt (1831) ein Opfer des Meu- 6lie^*Iani) chelmordes wurde. Die Großmächte, welche Griechenlands Unabhängigkeit durchgesetzt hatten, ordneten nun auch die äußeren und inneren Verhältnisse des neuen Staates und bestimmten, daß der Peloponnes, die Inseln des Archipels mit Ausnahme von Samos und Candia, und Hellas vom Busen von Volo bis zu dem von Zeitun dazu gehören sollten. Nachdem der Prinz Leopold von Sachsen-Coburg die Krone des neu gegründeten Königreichs ausgeschlagen hatte, übertrugen sie dieselbe dem Prinzen Otto von Baiern, welcher sie 1833 unter höchst unglücklichen Verhältnissen übernahm. Er regierte bis 1862, wo ihn eine Empörung aus dem Lande vertrieb. Im Jahre 1863 bestieg Prinz Wilhelm Georg von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücks-burg, der zweite Sohn des jetzigen Königs von Dänemark, als Georg I. den erledigten griechischen Thron. Ihm trat auch England die bisher unter seinem Schutze stehenden jonischen Inseln ab; dagegen mißlang eine von den Griechen angestiftete und unterstützte Insurrektion der Insel Kreta (Candia), die somit den Türken erhalten blieb.
Auch auf der apenninischen Halbinsel war der Zeitraum von 1820 bis 1830 ein bedenklicher. Ueber Neapel und Sieilien herrschte nach ®ie Mec0lu’ Murats Vertreibung^) König Ferdinand Iv. aus dem bourbonischen pel und Stamme. Das Volk, mit der Regierung desselben höchst unzufrieden, @icuien-begehrte eine neue Verfassung, während der geheime Bund der Car-
*) Nach seiner Vertreibung hatte Mnrat den Versuch gemacht, mit einer zusammengerafften Schar sein Königreich wieder zu gewinnen; er ward jedoch ergriffen und als Aufrührer erschossen (15. Oktober
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Extrahierte Personennamen: Diebitsch Schumla Paskiewitsch_Eriwansky_Erzerum Kömg_Kapodistrias Leopold_von_Sachsen-Coburg Leopold Otto Wilhelm_Georg_von_Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücks-burg Wilhelm Ferdinand_Iv Ferdinand
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. 283
eine Republik erklärt; aber ein französisches Heer unter Dubinot eroberte die Stadt, und der Papst konnte 1850 wieber einziehen. Toscana hatte sich ebenfalls für eine Republik erklärt, aber der geflüchtete Großherzog kehrte in Folge einer Gegenrevolution zurück. Auch Sicilien, das sich von Neapel losgerissen, warb wieber unterjocht. In Böhmen und in Ungarn waren gefährliche Unruhen ausgebrochen. Die ^”b l”n ersteren hatte Fürst Winbischgrätz balb gebämpst, die letzteren nahmen einen so großartigen Charakter an, daß Oesterreich allein sich außer Stanbe sah die Ruhe wieber herzustellen. Hier war nämlich der Gebanke angeregt worben, den Ungarn die alten Privilegien wieber zu erzwingen, bereit sie sich von jeher zu erfreuen hatten, und barum verlangten die Stänbe eine selbstänbige Nationalregierung unter einem Erzherzog (Palatin), eine Reform ihrer Verfassung, Minberung der Steuern und für das ungarische Militär das Vorrecht, nicht außerhalb des Königreiches bienen zu müssen. Kaiser Ferbinanb I. hatte diese Forberungen nicht alle unbebingt gewähren können, aber die Einsetzung eines befonberett verantwortlichen ungarischen Ministeriums bewilligt, besten Seele der Finanzminister Ludwig Kossuth würde. Zwischen den Magyaren und Slavoniern und Kroaten bestanb schon längst Uneinigkeit, und den Augenblick, wo die Ungarn dem Kaiser jene Vorrechte im Drange der Zeitverhältnisse abgenöthigt hatten, benutzte der Banus Jellachich von Kroatien, um sich von Ungarn loszureißen und das kaiserliche Ansehen wieber auszurichten. Zwar mußte der Kaiser die Absetzung des ungehorsamen Banus verhängen, allein berselbe reiste nach Innsbruck, wo Ferbinanb weilte, und fanb baselbstsreunbliche Aufnahme. Jellachich überschritt alsbalb die ungarische Grenze, mußte sich aber wieber zurückziehen. Kurz baraus ernannte der Kaiser, nachdem er die ungarische Nationalversammlung aufgehoben hatte, den Banus zu feinem Stell- ^tiotutiontn Vertreter in Ungarn und bekleibete ihn mit unumschränkter Gewalt. 2bien 1848-Die Wiener «übersetzten sich sofort dem Abmärsche der österreichischen Truppen, welche zu Jellachichs Armee nach Ungarn aufzubrechen Befehl erhalten hatten, und das gefammte Proletariat der Kaiserstabt bewaffnete sich- Der Kriegsminister Latour würde vom Volke grausam ermorbet.
Da verhängte der Kaiser den Belagerungszustanb über Wien, schloß die Stadt ein und ließ sie durch den Fürsten Winbischgrätz beschießen, den Reichstag aber nach Kremster in Mähren verlegen. Wien konnte sich nicht lange halten und fiel bett Truppen in die Hänbe. Ein blutiges Strafgericht warb über die Räbelsführer „der Wiener Oktoberrevolution" verhängt. Robert Blum, ein Mitglieb des Frankfurter Parlaments, welcher auf die Kunbe von biefen Vorgängen nach Wien geeilt war,
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Kossuth Ludwig Latour Robert_Blum
Extrahierte Ortsnamen: Sicilien Neapel Ungarn Oesterreich Ungarn Kroatien Ungarn Ungarn Ungarn Wien Wien
284
Dritte Periode der neueren Geschichte.
Ludwig Messenhauser, der Commandant der Wiener, und andere Führer des Volkes, welche man ergriffen hatte, wurden standrechtlich erschossen. Kaiserferdl- Viele waren entflohen und hatten sich nach Ungarn gewandt, insbe-
nand I. dankt „ , m m ' 3 '
M Gunsten Andere Pulsky, Bem und Fenneberg. Diese traurigen Verhältnisse 'ogs^Franz die Bildung eines neuen Ministeriums zur Folge, dessen Seele
Joseph at>! und Vorstand der Feldmarschalllieutenant Fürst Felix von Schwarzenberg wurde, und veranlaßten den Kaiser die Krone zu Gunsten des jungen Erzherzogs Franz Joseph niederzulegen. Da der Reichstag in Kremsier den Grundsatz festhielt, daß alle Staatsgewalt vom Volke ausgehen müsse, so ward er aufgelöst, und Oesterreich erhielt eine Verfassung (1849), welche für sämmtliche Kronländer gelten sollte, aber 1851 mit einer andern vertauscht wurde?) Doch dauern die Verfassungsveränderungen bis zur Gegenwart fort.
*in Ungarn’6 ®er Aufstand jenseits der Leitha war inzwischen planmäßig or-wird mit ruf. ganisirt und über ganz Ungarn und Siebenbürgen ausgedehnt worden, unterdrückt^ Windischgrätz vermochte denselben nicht zu unterdrücken, da die Ungarn zum Aeußersten entschlossen waren. Der Reichstag zu De-breczin erklärte Ungarn und Siebenbürgen für einen selbständigen Staat, schloß das Haus Habsburg von dem Throne aus und übertrug vorläufig dieregierungdemdurch sein Rednertalent und seine Energie hervorragenden Kossuth. Arthur Görgey, welcher zum Oberbefehlshaber des ungarischen Heeres ernannt worden war, erstürmte Ofen und Pesth und behielt so entschieden die Oberhand, daß Oesterreich zur Unterwerfung des Landes 140,000 Mann vom Kaiser von Rußland erbat und erhielt. Mit russischer Hülfe wurde Ungarn, welches zur Erringung seiner Unabhängigkeit riesenhafte Anstrengungen gemacht und die Bewunderung von ganz Europa auf sich gelenkt hatte, endlich bezwungen. Kossuth floh nach England; viele ungarische Heerführer wurden standrechtlich gerichtet, Arthur Görgey, welcher sich mit seinem Heere dem russischen
*) In derselben ist die Gleichheit aller Staatsangehörigen vor dem Gesetze, die Ablösbarkeit aller Feudallasten und jede in den Kron-Tärtdem gesetzlich anerkannte Kirche in dem Rechte gemeinsamer öffentlicher Religionsübung bestätigt. Die Minister sind nur dem Kaiser verantwortlich. Sie erkennt der katholischen Kirche die kirchliche Dis-ciplinargewalt und die Verwaltung der geistlichen Güter zu, setzt die Jesuiten, in ihre früheren. Rechte ein und ordnet statt der Censur ein strenges Preßgesetz an. Die Einheit des Kaiserstaates soll un wandelbar erhalten und in allen Kronländern die politische Verwaltung in gleicher Weise geordnet werden. Einen Reichstag setzt sie nicht ein.
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Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. 287
§. Zz. Der oiienmifcfie Krieg (1853—1856). Der Conißartsifrfle Krieg (1859).
Kaum waren die revolutionären Bewegungen gedämpft, so führten Der Oriente die Angelegenheiten des Orients neue Kämpfe herbei. Im türkischen Krieg Reiche hatte der Sultan im Jahre 1839 allen seinen Unterthanen ohtte(lb’ 18 " Unterschied des Glaubens — Sicherheit des Lebens, des Eigenthums und Gleichheit vor dem Gesetze verheißen. Gleichwohl fehlte es, namentlich seit 1852 in Folge der Erhebung der alttürkischen Partei, nicht an Verletzungen dieses Reichsgesetzes. Als nun ein türkisches Heer unter Omer Pascha die unabhängigen und unter russischem Schutze stehenden Montenegriner zu unterwerfen suchte (1853), mußte zwar die Pforte auf Oesterreichs Drohung vom Kriege ablassen und das Versprechen geben, die bosnischen Christen vor Bedrückungen zu wahren; bald aber riefen die Streitigkeiten über den Besuch der heiligen Stätten in Palästina einen furchtbaren Krieg hervor. Als nämlich die Pforte im Jahre 1852 allen christlichen Confessionen gleiche Rechte an den heiligen Stätten zuerkannte, sah Rußland darin eine Beeinträchtigung alter Vorrechte der griechischen Christen, forderte Gewährleistung derselben, so wie das Zugeständnis, die griechischen Christen gegen liebergriffe tür-fischer Beamten schützen zu dürfen. Die Pforte wies diesen Eingriff in ihre Unabhängigkeit zurück, bestätigte aber gleichzeitig allen Christen ihre Rechte. Daraus besetzte, gestützt aus einen alten Vertrag, ein russisches Heer die Moldau und Walachei, um die Türkei zur Nachgiebigkeit zu zwingen; aber trotz der Erklärung Rußlands, daß es nur zum Schutz der griechischen Kirche auftrete, tauchten doch bei den übrigen europäischen Mächten Besorgnisse auf, Rußland verberge unter diesem Vorwande Eroberungspläne gegen die Türkei, und es drohe dadurch dem Gleichgewichte Europas Gefahr. Im October 1853 begannen die Feindseligkeiten an der Donau, in denen die Türken höhere Tapferkeit bewiesen, als man von ihnen erwartet hatte; namentlich setzten sie sich bei Kalafat jenseits der Donau fest, das ihnen die Russen vergebens zu entreißen suchten, wogegen letztere die türkische Flotte bei Sinope im schwarzen Meere in Brand steckten (30. Nov. 1853). Da die Friedensvorfchläge der europäischen Mächte vergeblich waren, und die Russen nach ihrem Uebergang über die Donau ins türkische Reich selbst einfielen, so er-fotgte (27. März 1854) die Kriegserklärung Englands und Frankreichs an Rußland, wogegen Oesterreich und Preußen neutral blieben. Die Türken waren im Felde glücklich, die lange Belagerung Silistrias durch die Russen war erfolglos, und diese zogen sich nach ihrer Nieder-
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Gebiet der Donau.
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eigene Kosten, jedoch nur unter Zustimmung des Landtags zu vertheidigen. Durch
Stephl.ii deu Heiligen dem Katholicismns zugeführt, wandte sich im Reformationszeit-
alter das Volk dem Protestautismus zu; doch wußte die österr. Regierung der kathol.
Lehre besonders unter den Magnaten neue Ausbreitung zu verschaffen.
Ortschaften. — 1) An der Donau: Bemerkenswerth ist, daß an der mitt-
leren und unteren Donau die größeren Städte sich paarweise gegenüber liegen: Ofen-
Pest, Peterwardein-Neusatz, Belgrad-Semlin, Widdin-Kalasat, Rustschuk-Schiurschewo,
Matschin-Braila:e>. und daß die Städte der (höheren) rechten Seite durch geschicht-
liche Erinnerungen ausgezeichnet, aber von dem früheren Glänze herabgekommen, die
der (niedrigeren) linken durch Handel und Betriebsamkeit im Aufblühen begriffen sind;
in all diesen Donaustädten ist das deutsche Element besonders stark vertreten und es bil-
dete von jeher das anregende und belebende Princip, den Ursprung aller Gesittung, wie
ja überhaupt die Kultur dem Lauf der Ströme zu folgen pflegt. Presburg zwischen
hohen Bergen und weiter Ebene, eine zeitlang königliche Krönnugsstadt, mit 46,5(10 E.
ist nur zum vierten Theil magyarisch. Unterhalb theilt sich der Strom in 2 Arme, welche,
die große fruchtbare Jusel Schütt bildend, sich erst nach 11 M. bei der starken Festuug
Komorn (12,200 E.) wieder vereinen. Gran mit großartiger Domkirche; der dor-
tige Erzbischos ist höchster Geistlicher oder Primas von Ungarn. Unterhalb Gran biegt
der Strom südwärts nach der (durch eine Kettenbrücke verbundenen) Doppelhauptstadt
des Landes, in den verschiedenen Epochen der wechselvollen Geschichte der politische Mit-
telpunkt desselben, an der Stelle, wo zum letzteumale steile Höhen au den Strom heran-
treten, an deren Fuß heiße Quellen hervorsprudeln. Oseu oder Buda mit
54,000 E. (zu mehr deuu 3/4 deutsch), alte Hauptstadt Ungarns, am rechten Ufer in
schöner, weinreicher, in deutscher Weise mit Dörfern besäter Gegend, an Stelle des
römischen Aquincum und des hunnischen Etelvar (Etzelsburg); Sitz der Regiernngs-
behörden. Zuoberst in der Festuug, die sich 1849 siebzehn Tage lang gegen Görgeys
Heer vertheidigte, ist dem General Hentzi und den mit ihm gefallenen Leuten ein Mo-
numeut errichtet. Von der Türkenherrschaft her noch eine kleine Moschee anf dem
Grabe eines muhamedanischen heiligen Mönchs, die lant dem Karlowitzer Frieden von
4699 erhalten wird. Pest, die größte Stadt Ungarns, Centralpunkt des Handels
und der Jndnstriethätigkeit. 200,000 E. Hier das Magyarenthum überwiegend, daher
Sitz der Nationalinstitute: Universität, Akademie, Nationaltheater, Nationalmuseum.
Die große Synagoge hat ein Fundament aus rothem einheimischen Marmor und ist
nach dem Plane von E. Förster im maurischen Stile geschmackvoll ausgeführt. Vor der
Stadt auf der Ebene Rakos (Pußte) wurden ehemals die ungarischen Reichstage gehal-
ten , jetzt Pferderennen. — Weiter südlich berührt die Donan kleinere Orte, z. B.
Mohacs, wo 1526 die Türken, 1687 aber die Christen siegreich gewesen (jenes An-
sang, dieses Ende der Türkenherrschaft im Lande). Erst Nensatz ist wieder eine größere,
rasch ausblühende Handelstadt, wo deutsche Sprache herrscht (19,100 E ). Gegen-
über die nach Komorn stärkste Donaufestung Peter ward ein auf einem von 3 Seiten
durch die Donau umflossenen Vorgebirge (daher das „ungarische Gibraltar"). Prinz
Eugen und die Türken 1716. Karlowitz am Ostende des weinreichen Fruska Gora
(hl. Gebirg, auch Vrdnik) in Syrmien (18 Mln. lange, 3 Mln. breite, schöne, frncht-
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Extrahierte Personennamen: Hentzi Rakos B.
Mohacs Peter Eugen Eugen Karlowitz