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1. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 438

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
438 Die neue Zeit. Soliman stellte den Seeräubern seine Flotte zur Verfügung', um der Christenheit desto empfindlicher schaden zu können. Mulei Hassau wandte sich an den Kaiser um Hilfe. Dieser landete vor Tunis, eroberte die Stadt und befreite 22 000 Christeu-1538. sklaveu aus der Gefangenschaft. Mulei Hassau erhielt Tunis zurück, aber als spanischer Vasall. Der Menschenraub wurde ihm untersagt. Aber ein zweiter Zng, den Karl neun Jahre später gegen Hayreddin Barbarossa nach Algier unter* 1541. nahm, lief sehr unglücklich ab, da ein Sturm die Flotte zertrümmerte und nur ein kleiner Teil des Heeres gerettet wurde. 443) Das Unglück Karls in Algier bot Franz I. eine zu günstige Gelegenheit dar, um seinem Verlangen nach Rache widerstehen zu können. Er verband sich mit Schweden, Dänemark und den Türken, um Karl an fünf verschiedenen Punkten auf einmal anzugreifen. Doch Karl faud an Genua und England wieder die alten Bundesgenossen. Die Genuesen unter dem Dogeu (Dodschen) Andreas Doria blieben Meister zur See, Heinrich landete in Calais und drang von da aus gegen Paris vor; Karl aber zog durch die Champagne und trieb das Heer des Dauphin (Dofäng) vor sich her. 1544.Franz mußte sich zum Frieden von Crespy (Kräpi) herbeilassen, durch welchen der italienische Zwist dauerud beseitigt wurde. Anmerkungen. 1. Sultau Solimau Ii. der Große oder der Prächtige belagerte 1522 Rhodus sechs Monate lang. Endlich fiel es durch Berrat, worauf Karl V. den Rhodiser-Rittern die Insel Malta znm Aufenthalte anwies. Mit 100 000 Mann und 300 Kanonen brach der Sultan 1526 in Ungarn ein. Der König von Ungarn Lndwig Ii. ging ihm entgegen, wurde aber vou dem Fürsten von Siebenbürgen Johann Zapolya, der mit seinen Truppen zu ihm stoßen sollte, im Stiche gelassen und fiel in der Schlacht von Moha cs (Mohatsch) nebst vielen Adeligen, Bischöfen und dem größern Teile des Heeres, worauf Pest und Ofen den Türken ihre Thore öffneten (29. Ang. 1526). Lndwig hinterließ keinen Sohn. Nach „den Verträgen sollte jetzt Ungarn an den Erzherzog Ferdinand von Österreich, den Bruder Karls V., fallen. Allein Zapolya ließ sich auf einer Reichsversammlung zu Stuhl-weißeuburg zum König von Ungarn wählen, während Ferdinand zu Preßburg gewählt wurde. Als Zapolya bei Tokay geschlagen wurde, rief er selbst Soliman Ii. zu Hilfe und lieferte ihm sogar die heilige Krone und die Reichsinsignien Ungarns aus. Dafür unterstützte ihn Soliman und nannte ihn Freund, Bruder und Lehensmann. Die Türken erfochten einen großen Sieg bei Essek gegen Ferdinand, welcher nicht in den Besitz Ungarns zu gelangen vermochte und zu Großwar de in (1538) einen Frieden eingehen mußte, wonach er Ungarn bis an die Theiß dem Zapolya überließ. Auch behielt dieser Siebenbürgen und den Titel König von Ungarn. Nach dessen Tode je-

2. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 514

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
514 Die neue Zeit. Parma und Piacenza, Savoyen mit Piemont, Mai-land, Toskana, Modena, Ferrara, Reggio (Reddscho), Mantua, Genua und Venedig hervor. 515) Neapel war zwar nach der Sizilianischen Vesper (siehe Nr. 345) in den Händen Karls von Anjou geblieben, während Sizilien unter den Nachkommen Peters von Aragonien ein eigenes Reich bildete. Beständige Fehden zwischen den Häusern Anjou und Aragonien zerrütteten die Länder und hatten mannig- 1504. faltige Herrscherwechsel zur Folge, ja Neapel fiel wieder an Aragonien und dadurch an Spanien. Neapel und Sizilien wurden nnn von spanischen Vizekönigen regiert, deren Härte und Übermut nicht selten Volkserhebungen hervorriefen, wie z. B. den Aufstand des Masaniello. Nach Beendigung des spanischen Erbfolgekrieges wurde im Frieden von Utrecht Neapel dem i7i3.Hause Habsburg, Sizilien aber Savoyen überlassen, bald jedoch wieder von den Spaniern zurückerobert und von Kaiser 1738.Karl Vi. förmlich an den Prinzen Karl von Anjou-Bourbon abgetreten (Frieden von Wien). 516) Parma und Piacenza waren von den Schweizern erobert und dem Papste Julius Ii. geschenkt worden, der aus diese Länder als auf Teile der ehemaligen Mathildischen Schenkung Anspruch machte. Zwar brachte sie Franz I. an Frankreich, aber als die Franzosen ans Italien verdrängt wurden, 1521. erhielt sie der Papst wieder. Derselbe erhob die Länder zu Herzogtümern und belehnte damit den Peter Ludwig Farnese und dessen männliche Erben. Beim Erlöschen dieses Geschlechts behielt sie Karl Yi. als erledigte Reichslehen, Maria Theresia aber gab sie nebst Gnastalla an den spanischen 1805.Jnfanten Philipp, unter dessen Sohn Ferdinand sie dem französischen Kaiserreiche einverleibt wurden. 517) Die Markgrafen von Turin, welche sich auch Grafen von Savoyen nennen konnten, erhielten durch Kauf die Stadt Chambery und das Waadtland, und von Kaiser Philipp mehrere Reichslehen. Kaiser Sigismund ernannte den Grafen mg. Amadeus Vii. zum Herzog. Keine italienische Dynastie war von jeher so sehr auf Vergrößerung bedacht, und keiner ist es auch in dem Grade gelungen, immer mehr Nachbarländer sich einzuverleiben. Im Frieden von Utrecht erhielt sie sogar Sizilien, mußte dasselbe aber wieder gegen Sardinien an das Haus i7i3. Habsburg abtreten. In demselben Frieden erhielt der Herzog Viktor Amadeus von Sayoyen den Königstitel. 1737. 518) In Florenz regierten die Mediceer bis 1737, in welchem Jahre ihr Geschlecht mit dem Herzog Johann Gasto

3. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 516

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
516 Die neue Zeit. 8 189. Italien. Mailand. Modena. Genna. Venedig. Der Kirchenstaat. 519) Mit Mailand, um dessen Besitz Deutschland, Frankreich und Spanien jahrhundertelang so hartnäckig stritten, hatte Karl V. nach dem Aussterben der Ssorzas seinen Sohn Philipp Ii. von Spanien belehnt. Bei der spanischen Krone blieb das Herzogtum auch bis zum spanischen Erbsolgekrieg, nach welchem es an Österreich kam. In Mantua, mit welchem Montserrat verbunden war, regierten eigene Herzoge aus dem Geschlechte der Gonzagas und Nevers. Da der Herzog Karl Iv. im spanischen Kriege sich auf die Seite Frankreichs stellte, wurde er von Joseph I. als Reichsfeind in die Acht erklärt. Montserrat kam an Savoyen, und als Karl Iv. bald darauf kinderlos starb, zog der Kaiser Mantua als Reichslehen 1785. ein. Von da an bildete es mit dem Anteile, der dem Kaiser von Mailand geblieben war, die österreichische Lombardei. 520) Franz I., ans einer Nebenlinie des Hauses Este, Seit regierte in Modena, wozu auch Ferrara und Reggio ge-1629'hörten, und wnrde auch mit dem Fürstentums Correggio be-1635. lehnt. Als das Herzogtum Mirandola nun dasselbe Schicksal wie Mantua hatte, kam dieses Ländchen an Modena, und 1780.Herzog Herkules Iii. erwarb sich durch Heirat auch die Fürstentümer Massa und Carrara. 521) Die Stadt Genua war als ein Teil vom mailändischen Gebiete von den Franzosen besetzt worden, aber Andreas Doria, damals Admiral in kaiserlichen Diensten, bemächtigte 1528. sich derselben, und die Franzosen mußten weichen. Genua ward .nun eine Republik, und Andreas Doria leitete sie zwanzig Jahre als Doge (Dodsche). Gegen ihn und seinen Neffen Gianettino (Dscha—), Doria verschwor sich Johann Ludwig Fiesco, aber der Plan mißlang und die Verfassung Genuas blieb gerettet. Zwar hatte die Stadt eine harte Belagerung von den Franzosen auszustehen und wurde von Lnd-il>84. w i g Xiv. empfindlich gedemütigt. Auch die Österreicher und 1748. Engländer besetzten dieselbe, aber im Frieden von Aachen wurden ihr die Selbständigkeit und ihre Besitzungen zurückgegeben. 1768.Dagegen war sie bereits 1768 genötigt gewesen, Corsica um 40 Millionen Livres an Frankreich zu verkaufen, da sie die fortwährenden Unruhen auf dieser Insel nicht zu dämpfen vermochte. Die Schwesterrepublik Venedig, welche durch die Entdeckung des neuen Seewegs nach Ostindien ihren bedeutenden Handel verloren hatte, suchte vergeblich aus dem festen Lande durch Er-

4. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 479

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 176. Deutschland nach dem dreißigjährigen Kriege. Leopold I. rc. 479 schützen im Rücken hatte. Während er mit 20 000 Mann die Festung in Schach hielt, wandte er sich mit 40 000 gegen die 200 000 Türken und schlug sie in offener Feldschlacht, worauf Belgrad sich ergeben mußte. Das Glück blieb seinen Waffen bis an das Ende getreu. Eugen starb als der gefeiertste Feldherr seines Jahrhunderts am 21. April 1736. 4. Der Parlamentsrat Roland de Ravanlx in Metz hatte dem Kriegsminister Louvois gezeigt, wie man den Ausdruck: Depeirden zen in beit Friedensschlüssen auslegen könne, so daß man auf alle Ortschaften Anspruch machen dürfe, welche je mit einem der in den verschiedenen Friedensschlüssen an Frankreich abgetretenen Besitzungen in Verbindung standen. Auf Grund dieser Auslegung behauptete nun Ludwig Xiv., ihm gebühre die volle Souveränität über die in den Jahren 1648, 1659, 1668 und 1679 erworbenen Reichslande, und biefe gehe so weit, daß er auch alle und jebe Zngehörben, welche einmal mit jenen in Verbinbung geftanben, zurückzuforbern berechtigt sei. So zwang er denn nicht nur die zehn Reichsstädte und die Reichsritterschaft zur Huldigung, sondern verlangte auch, daß die außerhalb der drei lothringischen Bistümer Metz, Toul und Verdun angesessenen Vasallen ihm als Oberherrn huldigen sollten. Er setzte zu diesem Zwecke vier Gerichtshöfe (Reunions-kammern) in Metz, Dornik (Tournay), Breisach und Besan^on nieder, die untersuchen mußten, welche Orte mit den an ihn abgetretenen früher in Verbinbung stauben. 5. Der Krieg ober vielmehr der Raubzug der Franzosen in der Pfalz wirb auch der Orleanssche Krieg genannt (1688—1697). Karl von der Pfalz starb nämlich firtberlos. Seine Schwester war an den Herzog von Orleans, Bruder Ludwigs Xiv., verheiratet, und beshalb erhob Subroig Xiv. Erbansprüche namens seiner Schwägerin. Im Frieden von Ry swyk wurde Papst Jnno cenz Xii. als Schiedsrichter aufgestellt. Dieser entschied dahin, daß der Kurfürst Johann Wilhelm, aus dem Hause Pfalz-Neu bürg, im Besitze der Pfalz bleiben, die Schwester des verstorbenen Kurfürsten Karl von der Pfalz aber mit Geld entschädigt werden sollte. 6. Ludwig Xiv. sandte seinen Kriegsminister Louvois in die Pfalz, welcher das ganze Land so vollständig zur Wüste machte, daß die Kaiserlichen beim Abzüge der Franzosen ihnen nicht einmal folgen konnten. Wie Louvois, so hauste Melac, der sich selbst „einen Bruder des Teufels" nannte, in der Pfalz, in Baden und in Württemberg. Zu Spei er würden sogar die Gräber im Dome aufgewühlt. Dreimal unternahmen die Franzosen solche Raubzüge in die Rhein-lanbe. Heibelberg, Mannheim, Worms, Speier, Oppenheim, Kreuznach, Bruchsal, Labenburg, Wiesloch, Baden, Rastatt und viele kleinere Ortschaften würden niebergebrannt und die Einwohner auf das französische Gebiet getrieben. Enblich brängte bet kaiserliche Felbzengmeister L n d-wig Wilhelm, Markgraf von Baden, die Franzosen wieder über den Rhein zurück (1693). 7. Die Franzosen siegten unter dem Marschall von Luxemburg in beit Niederlanden bei Fleurus (Flöri) (1690) und bei Neerwi u-b en (1693) über die vereinigten Verbünbeten, unter (Satinat bei Mar-saglia (1693) über den Herzog von Savoyen, währenb Ven-bottte selbst nach Spanien drang und Barcelona eroberte. 8. Während Deutschland von außen bedrängt wurde, häufte» sich die Streitigkeiten im Innern so sehr, daß man den Reichstag zu Rege nsbnrg nicht mehr schließen konnte. Derselbe wurde deshalb per-

5. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 480

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
480 Die neue Zeit. man ent (beständig) erklärt und nicht mehr vom Kaiser und den Reichsständen selbst, soudern nur noch von deren Kommissarien besucht (seit 1667). Auch erhielt Braunschweig-Lüneburg (Hannover) zur Belohnung für die im Türkenkriege geleisteten Dienste vom Kaiser zum großen Mißvergnügen der übrigen Fürsten die neunte Kurwürde (1692). § 177. Der spanische Lrbfolgekrieg. Joseph I. Karl Vi. (1701 — 1714.) 484) Zum Frieden von Nyswyk wurde Ludwig Xiv. hauptsächlich durch die Aussicht auf einen neuen Krieg^bewogen, der wegen der spanischen Krone bevorstand. In Spanien i.no-starb wirklich bald darauf Karl Ii. kinderlos. Seine ältere *6« Schwester Maria war mit Ludwig Xiv., die jüngere, Mar-170°-garete, au den Kaiser Leopold vermählt. Karl Ii. setzte nun den Enkel Ludwigs und der Maria, den französischen Prin-zeu Philipp von Anjou, zum Erben ein. Aber da Maria auf alle Erbrechte Verzicht geleistet hatte, nahm Leopold die spanische Herrschaft für seinen Sohn Karl in Anspruch. In dem Kriege, welcher hieraus entstand, schlugen die Kurfürsten Max Emannel von Bayern, der mit einer Tochter Leopolds und der Margarete vermählt war, sowie sein Bruder Joseph Klemens, Kurfürst von Köln, sich auf die Seite Ludwigs, der dem ersten die spanischen Niederlande erblich verspro-7.Sep-chen hatte. Dagegen schloß der Kaiser in Haag die große *itoi7allianz mit England und Holland, der später auch Pren-ßeu und Hannover, das Deutsche Reich, Portugal und Savoyen beitrat, da man die Übermacht Frankreichs zu fürchten begann. 485) Der Kampf wurde in Italien von dem Prinzen Eugen von Savoyen, am Mittelrhein vom Markgrafen Ludwig voit Baden und in den Niederlanden vom Herzog von Marlborongh (Malböro) mit Glück geführt. Dagegen erkannten die Spanier den Philipp von Anjou als König an. Der französische Marschall Villars besetzte Bayern, während der Kurfürst durch Tirol nach Italien dringen wollte, um sich mit den französischen Truppen zu vereinigen. Aber ein Aufstand der gut kaiserlich gesinnten Tiroler nnter Martin Sterz in gei’ nötigte ihn zum Rückzüge. Eugen vonsavoyen und Marlbor o u g h vereinigten ihre Kräfte auf deutschem Bodeu und schlugen die Franzosen und Bayern bei Höchstädt und Blen- 1704.heim so völlig, daß nicht nur 20000 Mann anf dem Felde

6. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 481

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 177. Der spanische Erbfolgekrieg. Joseph I. Karl Vi. 481 blieben, sondern auch der Marschall Tallard sich mit 50 000 Mann ergeben mußte. Die Kurfürsten von Bayern und von Köln flohen nach Frankreich. 486) Inmitten dieses Krieges war aber Kaiser Leopold I. mit Tod abgegangen und es war ihm sein Sohn Joseph I. in 1705. der Kaiserwürde nachgefolgt. Dieser setzte den Krieg auf das nachdrücklichste fort und verhängte die Neichsacht über die beiden flüchtigen Kurfürsten. Sein Bruder Karl, der Bewerber um die spanische Krone, war unterdessen von Portugal aus nach Spanien gedrungen. Mehrere Provinzen Spaniens erklärten sich für ihn, und die Engländer nahmen Gibraltar und Barcelona ein. Nach den Siegen Eugens bei Turin und Marl-boroughs bei Ramillies mußte Ludwig seine Truppen ansi706. der Lombardei und den Niederlanden zurückziehen. In dieser Not war Ludwig Xiv. geneigt, Frieden zu schließen, und machte seit 1707 alljährlich Vergleichsvorschläge, die aber stets abgewiesen 1707. wurden. Nach den Niederlagen, welche Vendome bei Duden arde und Villars bei Malplaquet erlitten, verstandi708. Ludwig sich sogar zur Herausgabe des ganzen Elsasses und eiltet: 1709-Entschädigung von einer Million Livres. Allein da Karl gerade seinen Einzug in Madrid gehalten hatte und für Frankreich alles verloren schien, so legte man Ludwig Xiv. Bedingungen auf, die er nicht eingehen konnte. Er selbst sollte, und zwar mit französischen Truppen, seinen Enkel Philipp von Anjou aus Spanien vertreiben. So war Ludwig entschlossen, das Alleräußerste zu versuchen. Da traten plötzlich Umstände ein, welche die Allianz auflösten und die Sache zum Nachteile Österreichs und zum Vorteile Frankreichs gestalteten. 487) Die Franzosen, vereint mit einem Teile der spanischen Völker, hatten nämlich über die Engländer bedeutende Vorteile errungen, und Karl, der bereits als König gekrönt worden, mußte Madrid verlassen, wo Philipp von Anjou wieder seinen Einzug hielt. Da bald darauf Joseph I. schnell und kinderlos hinwegstarb, so kehrte Karl nach Österreich zurück, um die 1711. Stammlande anzutreten. Bald darauf wurde er auch als Karl Vi. zittn deutschen Kaiser gewählt und es wären nun, wie unter Karl V., die deutsche, die spanische und die österreichische Krone auf einem Haupte wieder vereinigt gewesen. Hatten nun die Alliirten die französisch-spanische Übermacht gefürchtet, so fürchteten sie jetzt wieder die österreichisch-spanische. England knüpfte deshalb mit Frankreich Unterhandlungen an, und es gelang Ludwig, die Mächte voneinander zu trennen und mit denselben einzeln ein Übereinkommen zu treffen. Im Frie-

7. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 663

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 237. Österreich und Italien. 663 Familienverbindung befestigt, indem Viktor Emmanuel Ii. seine Tochter Klotilde dem Prinzen Napoleon Bonaparte, einem Vetter des Kaisers, in die Ehe gab. Bei dieser Gelegenheit wurde ein Familienpakt aufgesetzt, kraft dessen Savoyen und Nizza an Frankreich abgetreten werden sollten, wenn „Sardinien in den Besitz der Lombardei gelange. Ohne daß Österreich den Zweck und die Absicht kauute, rüstete Sardinien, und Frankreich häufte ungeheures Kriegsmaterial in Toulon und Marseille zusammen. 659) Österreich, welches dadurch genötigt war, seine Armee ebenfalls in Kriegsbereitschaft zu halten und für dieselbe täglich eine Million Gulden auszugeben, verlangte von Sardinien die Herabsetzung des Heeres ans den Friedensfuß und Entlassung der Freiwilligen. Da Sardinien dies verweigerte, mußte Österreich selbst zur Aktion schreiten, wenn es nicht die Kräfte des Reiches mit nutzlosem Zuwarten verschleudern wollte. Der Kaiser Franz Joseph erließ deshalb ein Manifest, in dem er die Ursachen angab, die ihn nötigten, zum dritteumale gegen Sardinien die Waffen zu ergreifen. Die österreichische Armee in der Lombardei überschritt die Grenze und rückte in Piemont ein. Nun aber erklärte Napoleon, der bereits 200 000 Mann an der Grenze gesammelt hatte, er sei in der Person seines Alliierten selbst angegriffen, und begab sich mit einer Armee nach Piemont ans den Kriegsschauplatz. Nachdem der österreichische Feldherr Gynlai bei Montebello, an der Sesia und in der Schlacht bei Magenta4.Iu»i geschlagen worden, übernahm der Kaiser Franz Joseph selbst 1859‘ das Kommando. Allein bei Solferino verloren die Österreicher 24., den Franzosen gegenüber, während sie den Sardiniern E. gegenüber siegten. Sie zogen sich in das Festungsviereck zurück, und Napoleon, der zwar gesiegt, aber auch große Verluste erlitten hatte, leitete eine persönliche Zusammenkunft in Villa-franca mit Kaiser Franz Joseph ein. Bei dieser Zusammenkunft wurden Friedenspräliminarien aufgestellt, auf deren Grund ^-Rohm der Friede von Zürich zustande kam. __ der 660) Beim Ausbruch des italienischen Krieges sah sich Öfter- bj<' reich genötigt, seine Truppen zusammenzuziehen, und konnte den Fürsten von Parma, Modena und Toskana keine Hilfe gewähren. Die Einwohner dieser Länder verlangten aber Anschluß an Sardinien, und die Fürsten sahen sich genötigt, ihre Staaten zu verlassen. Im Frieden von Zürich wurde nun stimuliert, daß Österreich die Lombardei mit Ausnahme von Mantua und Peschiera an Frankreich abzutreten habe, welches dieselbe Sardinien übergeben werde. Die Rechte der vertriebenen

8. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 517

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 189. Italien. Mailand. Modena. Genua. Venedig. Der Kirchenstaat. 517 oberungen Entschädigung zu finden. Sie verlor vielmehr noch das Cremonesische, sowie das Land an der Adda und die Städte in der Romagna und in Apulien. In ihren Kämpfen mit der Pforte verlor sie vierzehn Inseln im Archipelagus und das von ihr eroberte Mo rea verlor sie ebenfalls wieder. Als aber auch 1540. noch Cypern (1571) und Kandia in die Hände der Türken 1668. gefallen waren, war die Kraft und die Macht des Löweu von St. Markus gebrochen, und er war nicht mehr im stände, sich an den großen Welthändeln zu beteiligen. 522) Auch der Kirchenstaat war in die politischen Angelegenheiten verwickelt worden, und es war den Päpsten unmöglich , unbeteiligt zu bleiben. Sie mußten, um sich auf der einen L-eite zu sichern, mit größern Mächten Bündnisse eingehen, was auf der andern Seite zur Folge hatte, daß sie ebenfalls angegriffen wurden. So veränderte sich der Besitzstand beinahe fortwährend, und namentlich war Frankreich stets ein gefährlicher Gegner. Österreich und Spanien bekämpften sich auf rö-1743. mischem Gebiete. Frankreich nahm Avignon hinweg, itnd 1768. Neapel riß Benevent und Pontecorvo au sich. Zwar erhielt Papst Klemens Xiii. durch seine Nachgiebigkeit diese Besitzungen wieder, aber Venaissin und Avignon wurden gleich beim Ausbruche der französischen Revolution unter schrecklichen Greuelthaten der französischen Republik einverleibt. Dagegen erhielten die an Toskana anstoßende Republik Luc ca, sowie San Marino im Kirchenstaate und Ragusa in Dalmatien ihre Unabhängigkeit mitten im Wechsel der übrigen Staaten. Anmerkungen. 1. Der Herzog Ferdinand Karl Iv. von Mantua hatte den Franzosen gegen eine «Summe von 500 000 Livres die Festung Casale in Moutferrat geöffnet und ihnen versprochen, gegen weitere Geldzahlungen auch Mantua einzuräumen. Letzteres kam nun zwar nicht zu stände, wegen ersterem wurde er aber Moutferrats verlustig erklärt. 2. Miraudola im Herzogtum Modena war eine Grafschaft, welche 1619 zu einem Herzogtume erhoben ward. Die Herzoge aus der Familie Pico regierten daselbst. Als erledigtes Reichslehen wurde es 1710 dem Herzoge von Modena um eine Million Gulden überlassen. In Massa lind Carrara herrschten Fürsten von Cibo. 3. Gianettino Doria war ein frecher, übermütiger Mensch, der vom alten Doria mit zu großer Nachsicht behandelt wurde. Man befürchtete , daß er nach dem Tode des Oheims sich selbst zum Doge« machen und nach der fürstlichen Gewalt streben werde. Fiesc 0 hätte jedenfalls dasselbe gethan. Nun wurde zwar Gianettino Doria in der bestimmten Nacht ermordet, der alte Doria mußte fliehen und die ^ ersehn)ornett besetzten den Hafen und die Hauptplätze der Stadt (1547). Jtber plötzlich verschwand Fiesc0 und niemand wußte, wohin er ge-

9. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 633

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 227. Österreich. 633 Emmanuel ebenfalls Frieden geschlossen hatte und ein paar« Tage nachher Venedig, welches am längsten Widerstand leistete, kapitulierte, so war in Österreich die Ruhe wieder zurückgekehrt.: Anmerkungen. 1. Die Studenten Wiens bildeten unter sich eine akademische Legion, von deren Hauptquartier iu der Aula die Befehle ausgingen. Als die Regierung diese Legion aufheben und mit der Nationalgarde verschmelzen wollte, entstanb ein Aufruhr, so daß das Ministerium diese Anordnung zurücknehmen mußte. Bei der Belagerung Wiens befehligte bei- Reichstagsabgeorbnete Robert Blum von Leipzig eine Kompanie und würde deshalb nach der Einnahme der Stadt stanbrechtlich erschossen. Der Pole Bem leitete die Verteibigung der Stadt. Den Aufruhr schürten ganz besonbers ungarische Agenten, welche von Kossuth bezahlt würden. Diesem lag baran, daß Wien die Truppen des Kaisers beschäftige, bamit er selbst in Ungarn sich freier bewegen konnte. Der Ban Jella-chich verließ auch wirklich seine Stellung bei Preßburg, wo er eine Schlacht annehmen wollte, und zog auf Wien zu, als er Nachricht von den Vorfällen in der Stadt erhalten hatte (7. Okt. 1848). 2. In Prag war das Volk vor das Haus des Fürsten Winbisch-grätz gezogen. Zum Schutze besselben hatte sich Militär aufgestellt. Da fiel aus einem gegenüberstehenben Hause eiu Schuß, der die Fürstin Winbischgrätz, die am Fenster stand, tötete. Das Militär schritt nun ein und es entwickelte sich ein Straßenkampf, der das Bombardement zur Folge hatte. In Wien wurde der Kriegsminister Latour von einem Pöbelhaufen an einen Laternenpfahl gehenkt, in Pest der General Graf La mb erg auf der Brücke getötet und durch die Stadt geschleift. 3. Zugleich mit dem Kaiser Ferdinand I. verzichtete dessen Bruder, der Erzherzog Franz Karl, auf die Thronfolge und es gelangte nun nach dem Erbfolgerecht Franz Joseph, der Sohn bieses Erzherzogs und der Prinzessin Sophie von Bayern, an die Regierung. Derselbe ist geboren am 18. August 1830 und mußte vor der Abdankung Ferdinands erst für volljährig erklärt werden. 4. Joseph Freiherr von Jellachich war beim Ausbruche der ungarischen Revolution nur Oberst, wurde aber auf ausdrückliches Verlangen bet Kroaten, die beshalb eine Deputation an den Kaiser schickten, zum Banus des vereinigten Königreichs Kroatien, Dalmatien und Slavonien, zum geheimen Rat und Felbmarfchallleutnant und zum Inhaber zweier Regimenter ernannt. Als der Banus gegen Ungarn marschierte, zwang der ungarische Kriegsminister dem Kaiser zwar ein Manifest ab, in welchem Jellachich aller seiner Ämter und Würden entsetzt wurde, aber dieser gehorchte nicht, behielt das Kommando und half so das Kaiserreich retten. 5. Ludwig Kofsuth war bereits 1830 Advokat und Agitator für bte Sache der Polen. Als solcher staub er einmal wegen Veruntreuung anvertrauten Gutes in Untersuchung. Seine Bewerbung um ein Staatsamt hatte feinen Erfolg und ba er das Vertrauen als Abvokat verloren hatte, so verfaßte er politische Schriften, die ihm eine vierjährige Haft zuzogen. Nach feiner Entlassung würde er Rebafteur. Er griinbete den Schutzverein, der sich verpflichtete, nur ungarische Erzeugnisse zu gebrauchen. Rolfus, Weltgeschichte. 3. Aufl. 27

10. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 664

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
Unsre Zeit. Fürsten wurden vorbehalten und sollten die italienischen Staaten eine Konföderation eingehen, au deren Spitze der Papst stünde. Allein der Freischarengeneral Garibaldi forderte die Italiener auf, die Waffen trotz dieses Friedens nicht niederzulegen. Auch die Romagna riß sich vom Kirchenstaate los. Parma, Modena und die Romagna vereinigten sich zu einem Staat unter dem Namen dell' Emilia, wählten sich in Farini 1859. einen Diktator und in Fanti einen Oberkommandanten. Dieses Vorschreiten der inittelitalienischen Staaten machte schon vor dem Abschlüsse des Zürcher Friedens die Ausführung desselben unmöglich, da niemand sich der vertriebenen Fürsten annahm. Nach einer eingeleiteten Volksabstimmung erklärte Viktor Emmanuel offen, daß er die Annexion Mittelitaliens annehme, worauf dessen je., Regierung und alle, welche den Eingriff in die päpstlichen Rechte 1860. veranlaßten oder billigten, vom Papste exkommuniziert wurden. 661) Der günstige Erfolg, von dem die Bestrebungen Mittelitaliens begleitet waren, hatte die Sympathieen der Bevölkerung Siziliens geweckt, wo der dreinndzwanzigjährige Franz Ii. erst Mai ^ 22' Mai 1859 regierte. Eine Meuterei in den Schweizerin. regimentern nötigte ihn, dieselben aufzulösen, das einheimische Militär aber war mit der Bevölkerung einverstanden. Aufstände auf der Insel Sizilien ermutigten Garibaldi, mit seinen Freischaren, die unter den Angen Englands, Frankreichs und Sardiniens organisiert wurden, dorthin zu ziehen. Er landete in Marsala unter dem Schutze von englischen Korvetten, welche die Ausschiffung gegen die anwesenden neapolitanischen Kriegs-2^ schiffe decken mußten, und die Einwohner fielen ihm zu. Von i86v.sizilien setzte er unter amerikanischer Flagge nach Neapel über. Franz Ii., der unmittelbar vorher die Konstitution von 1848 wieder gegeben hatte, wurde vom Militär wie vom Volke verlassen und war genötigt, sich nach Gaeta zurückzuziehen. Allein nun trat Viktor Emmanuel selbst ans den Schauplatz und schickte die sardinische Flotte vor Gaeta. Nach einem heftigen Bombardement mußte Frauz Ii., dessen Mannschaft durch Krankheiten sehr gelitten hatte, kapitulieren. Er begab sich nach Rom. Viktor Emmanuel Ii. vereinigte Neapel und Sizilien i4. ebenfalls mit Sardinien und nahm den Titel eines Königs von Marz rv 1 V • 1861.' Jtalren an. 662) Rom und die noch übrigen päpstlichen Provinzen waren von Frankreich als neutrales Gebiet erklärt worden. Pins Ix. hatte den Oberbefehl über die päpstliche Armee dem General Lamoriciöre übertragen, der dieselbe, so gut es ging, organisierte. Allein ungeachtet der Neutralität rückten die sardinischen
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