438 Die neue Zeit.
Soliman stellte den Seeräubern seine Flotte zur Verfügung', um der Christenheit desto empfindlicher schaden zu können. Mulei Hassau wandte sich an den Kaiser um Hilfe. Dieser landete vor Tunis, eroberte die Stadt und befreite 22 000 Christeu-1538. sklaveu aus der Gefangenschaft. Mulei Hassau erhielt Tunis zurück, aber als spanischer Vasall. Der Menschenraub wurde ihm untersagt. Aber ein zweiter Zng, den Karl neun Jahre später gegen Hayreddin Barbarossa nach Algier unter* 1541. nahm, lief sehr unglücklich ab, da ein Sturm die Flotte zertrümmerte und nur ein kleiner Teil des Heeres gerettet wurde.
443) Das Unglück Karls in Algier bot Franz I. eine zu günstige Gelegenheit dar, um seinem Verlangen nach Rache widerstehen zu können. Er verband sich mit Schweden, Dänemark und den Türken, um Karl an fünf verschiedenen Punkten auf einmal anzugreifen. Doch Karl faud an Genua und England wieder die alten Bundesgenossen. Die Genuesen unter dem Dogeu (Dodschen) Andreas Doria blieben Meister zur See, Heinrich landete in Calais und drang von da aus gegen Paris vor; Karl aber zog durch die Champagne und trieb das Heer des Dauphin (Dofäng) vor sich her. 1544.Franz mußte sich zum Frieden von Crespy (Kräpi) herbeilassen, durch welchen der italienische Zwist dauerud beseitigt wurde.
Anmerkungen.
1. Sultau Solimau Ii. der Große oder der Prächtige belagerte 1522 Rhodus sechs Monate lang. Endlich fiel es durch Berrat, worauf Karl V. den Rhodiser-Rittern die Insel Malta znm Aufenthalte anwies. Mit 100 000 Mann und 300 Kanonen brach der Sultan 1526 in Ungarn ein. Der König von Ungarn Lndwig Ii. ging ihm entgegen, wurde aber vou dem Fürsten von Siebenbürgen Johann Zapolya, der mit seinen Truppen zu ihm stoßen sollte, im Stiche gelassen und fiel in der Schlacht von Moha cs (Mohatsch) nebst vielen Adeligen, Bischöfen und dem größern Teile des Heeres, worauf Pest und Ofen den Türken ihre Thore öffneten (29. Ang. 1526). Lndwig hinterließ keinen Sohn. Nach „den Verträgen sollte jetzt Ungarn an den Erzherzog Ferdinand von Österreich, den Bruder Karls V., fallen. Allein Zapolya ließ sich auf einer Reichsversammlung zu Stuhl-weißeuburg zum König von Ungarn wählen, während Ferdinand zu Preßburg gewählt wurde. Als Zapolya bei Tokay geschlagen wurde, rief er selbst Soliman Ii. zu Hilfe und lieferte ihm sogar die heilige Krone und die Reichsinsignien Ungarns aus. Dafür unterstützte ihn Soliman und nannte ihn Freund, Bruder und Lehensmann. Die Türken erfochten einen großen Sieg bei Essek gegen Ferdinand, welcher nicht in den Besitz Ungarns zu gelangen vermochte und zu Großwar de in (1538) einen Frieden eingehen mußte, wonach er Ungarn bis an die Theiß dem Zapolya überließ. Auch behielt dieser Siebenbürgen und den Titel König von Ungarn. Nach dessen Tode je-
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Extrahierte Personennamen: Mulei_Hassau Mulei_Hassau Karl Karl Barbarossa Barbarossa Karls Franz_I. Franz_I. Karl Karl Karl Andreas_Doria Heinrich Heinrich Karl Crespy Karl_V. Karl_V. Johann_Zapolya Johann Ferdinand_von_Österreich Ferdinand Karls_V. Karls_V. Ferdinand Soliman_Ii Ferdinand Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Tunis Algier Karls Algier Genua England Paris Malta Ungarn Ungarn Ungarns Ungarn Ungarn
§ 227. Österreich. 633
Emmanuel ebenfalls Frieden geschlossen hatte und ein paar« Tage nachher Venedig, welches am längsten Widerstand leistete, kapitulierte, so war in Österreich die Ruhe wieder zurückgekehrt.:
Anmerkungen.
1. Die Studenten Wiens bildeten unter sich eine akademische Legion, von deren Hauptquartier iu der Aula die Befehle ausgingen. Als die Regierung diese Legion aufheben und mit der Nationalgarde verschmelzen wollte, entstanb ein Aufruhr, so daß das Ministerium diese Anordnung zurücknehmen mußte. Bei der Belagerung Wiens befehligte bei- Reichstagsabgeorbnete Robert Blum von Leipzig eine Kompanie und würde deshalb nach der Einnahme der Stadt stanbrechtlich erschossen. Der Pole Bem leitete die Verteibigung der Stadt. Den Aufruhr schürten ganz besonbers ungarische Agenten, welche von Kossuth bezahlt würden. Diesem lag baran, daß Wien die Truppen des Kaisers beschäftige, bamit er selbst in Ungarn sich freier bewegen konnte. Der Ban Jella-chich verließ auch wirklich seine Stellung bei Preßburg, wo er eine Schlacht annehmen wollte, und zog auf Wien zu, als er Nachricht von den Vorfällen in der Stadt erhalten hatte (7. Okt. 1848).
2. In Prag war das Volk vor das Haus des Fürsten Winbisch-grätz gezogen. Zum Schutze besselben hatte sich Militär aufgestellt. Da fiel aus einem gegenüberstehenben Hause eiu Schuß, der die Fürstin Winbischgrätz, die am Fenster stand, tötete. Das Militär schritt nun ein und es entwickelte sich ein Straßenkampf, der das Bombardement zur Folge hatte. In Wien wurde der Kriegsminister Latour von einem Pöbelhaufen an einen Laternenpfahl gehenkt, in Pest der General Graf La mb erg auf der Brücke getötet und durch die Stadt geschleift.
3. Zugleich mit dem Kaiser Ferdinand I. verzichtete dessen Bruder, der Erzherzog Franz Karl, auf die Thronfolge und es gelangte nun nach dem Erbfolgerecht Franz Joseph, der Sohn bieses Erzherzogs und der Prinzessin Sophie von Bayern, an die Regierung. Derselbe ist geboren am 18. August 1830 und mußte vor der Abdankung Ferdinands erst für volljährig erklärt werden.
4. Joseph Freiherr von Jellachich war beim Ausbruche der ungarischen Revolution nur Oberst, wurde aber auf ausdrückliches Verlangen bet Kroaten, die beshalb eine Deputation an den Kaiser schickten, zum Banus des vereinigten Königreichs Kroatien, Dalmatien und Slavonien, zum geheimen Rat und Felbmarfchallleutnant und zum Inhaber zweier Regimenter ernannt. Als der Banus gegen Ungarn marschierte, zwang der ungarische Kriegsminister dem Kaiser zwar ein Manifest ab, in welchem Jellachich aller seiner Ämter und Würden entsetzt wurde, aber dieser gehorchte nicht, behielt das Kommando und half so das Kaiserreich retten.
5. Ludwig Kofsuth war bereits 1830 Advokat und Agitator für bte Sache der Polen. Als solcher staub er einmal wegen Veruntreuung anvertrauten Gutes in Untersuchung. Seine Bewerbung um ein Staatsamt hatte feinen Erfolg und ba er das Vertrauen als Abvokat verloren hatte, so verfaßte er politische Schriften, die ihm eine vierjährige Haft zuzogen. Nach feiner Entlassung würde er Rebafteur. Er griinbete den Schutzverein, der sich verpflichtete, nur ungarische Erzeugnisse zu gebrauchen.
Rolfus, Weltgeschichte. 3. Aufl. 27
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Extrahierte Personennamen: Emmanuel Robert_Blum Latour Ferdinand_I. Franz_Karl Franz Karl Franz_Joseph Franz Sophie_von_Bayern August Ferdinands Joseph_Freiherr_von_Jellachich Ludwig_Kofsuth Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Wiens Wiens Leipzig Wien Ungarn Wien Prag Wien Ferdinands Kroatien Dalmatien Ungarn Polen
76 Revolution in Polen. Ihre Unterdrückung.
sich zu schuldbewußt waren, um Verzeihung hoffen zu können, so flüchteten sie sich mit ihren Soldaten lieber in die Nachbarstaaten, deren Gastfreundschaft sie anflehten. Von hier wanderten dann ungefähr 8000_ Polen, darunter sämtliche Offiziere, nach Eng-Xand , Frankreich und Amerika aus. Die begeisterte Teilnahme und die reichlichen Unterstützungen, die sie auf ihrem Zuge durch das südwestliche Deutschland fanden , sowie die glänzende Aufnahme, welche ihnen in Frankreich und England zuteil wurde, bekundeten die regen Sympathien, die für ihre Sache in diesen Ländern erwacht waren.
Unterdessen hatte Paskewitsch, der von dem Kaiser zum Fürsten von Warschau und zum Statthalter ernannt worden , die russische Gewalt in Polen vollständig hergestellt. Mit dem Falle der Festungen Modlin und Zamock hatte der polnische Aufstand sein Ende erreicht.
Nun verhängte der Zar Nikolaus über das unglückliche Polen ein furchtbares Strafgericht und führte ein System der Unterdrückung ein, die sich immer mehr steigerte und im Vergleich mit der, welche die türkische Herrschaft über die Griechen verhängt, noch für mild gelten mußte. Diejenigen Mitglieder des Reichstages, die für die Thronentsetzung des Hauses Romanow gestimmt hatten, wurden, soweit man ihrer habhaft werden konnte, nach Sibirien geschickt, gegen die Generale eine Untersuchung eingeleitet. Die Güter der Ausgewanderten wurden eingezogen, was bei Char-toryski allein an 30 Millionen polnischer Gulden betrug. Noch größer war das Unglück, das über das Land als solches verhängt wurde. Alle Klassen des Volkes wurden einer unerhörten Militär- und Polizeityrannei unterworfen. Das ganze Land wurde entwaffnet und den Bauern alle schneidenden Werkzeuge, mit Ausnahme der zum Ackerbau notwendigen, abgenommen. Verheimlichung von Waffen ward mit dem Tode bestraft. Die russischen Behörden wetteiferten in Grausamkeit, Habsucht und Treulosigkeit in der Behandlung gegen die Unterworfenen. Die Verfassung von 1815 wurde aufgehoben, dagegen das Land zu einer russischen Provinz mit gesonderter Verwaltung gemacht, in deren einzelnen Palatinaten durch ein sogenanntes organisches Statut beratende Versammlungen eingesetzt wurden, die ohne alle Bedeutung waren. Die Polen bildeten kein selbständiges Heer mehr, sondern wurden den russischen Regimentern einverleibt und in die entferntesten Gegenden, besonders nach dem Kaukasus, geschickt. Die Universitäten zu Warschau und Wilna wurden geschlossen, die Schulen auf russischen Fuß eingerichtet und russische Sprache und Geschichte zu den wichtigsten Lehrgegenständen er-
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Extrahierte Personennamen: Nikolaus Nikolaus
Extrahierte Ortsnamen: Polen Polen Frankreich Amerika Deutschland Frankreich England Warschau Polen Sibirien Warschau Wilna
172
ferner zu Habsucht, Bestechlichkeit und Betrug, wozu viele Russen
durch die ihnen angeborene Geschicklichkeit im Schacher und Handel
verleitet werden. Wohl manche dieser schlimmen Eigenschaften hat
ihren Grund in der langjährigen Knechtung des russischen Volkes.
Erst seit 25 Jahren ist der rnssische Bauernstand, der mehr als
0/4 der Gesamtbevölkerung umfaßt, aus der Leibeigenschaft befreit.
6. Das russische Reich ist die einzige unumschränkte
Monarchie unseres Erdteiles. Der Kaiser, welcher den Titel
Czar führt und sich den „Selbstherrscher aller Reußen" nennt,
ist nicht bloß das weltliche, sondern auch das geistliche Ober-
haupt des Reiches. — Rußland wird für die Verwaltung in Gou-
vernements eingeteilt. Die Beschreibung erfolgt gewöhnlich nach
den historischen Bestandteilen der Monarchie.
1. Großrußland. Moskau (russisch Moskwa), am schiffbaren
Flusse gleichen Namens, mit 753 000 Einwohnern, ist die alte
Hauptstadt des Landes, Knotenpunkt der russischen Eisenbahnen,
Stapelplatz und Centrum des Binnenhandels wie auch Hauptsitz
der russischen Baumwollenindustrie. Inmitten der noch großenteils
aus Holz gebauten Stadt liegt der befestigte Kreml (Fig. 27), die
frühere Residenz der Czaren, eine Stadt für sich, aus 32 Kirchen
und vielen Palästen bestehend. Im Kreml wird der russische Kaiser
gekrönt. Moskau hat die besuchteste russische Universität. Großer
Brand 1812. — Tw er betreibt lebhaften Handel im obern Wolga-
gebiet. — Nischnij-Nowgorod an der Mündung der Oka in
die Wolga (60 000 Einwohner). Im Juli und August findet hier
alljährlich die berühmte Messe statt, zu welcher oft 4—500 000 Men-
schen — selbst aus den fernsten Gegenden Asiens — zusammen-
strömen, um die Produkte zweier Erdteile gegenseitig auszutauschen. —
Tula mit 65000 Einwohnern hat die größten Waffen- und Metall-
warenfabriken Rußlands. — Woronesch am Don (50000 Ein-
wohner) betreibt lebhaften Getreide- und Talghandel. — Archangel
mit 18 000 Einwohnern, unsern der Dwinamündung gelegen, fft
nur noch für Ausfuhr von Schisssbauholz wichtig.
2. Kleinrnßland(bicukraine). Kiew am Dnjepr (127000 Ein-
wohner). Universität. Das sogen. Höhlenkloster Kiews ist ein natio-
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134
Iii. Aas Königreich Wumänien.
Es breitet sich zum größten Teile am linken Donau-Ufer in
der walachischen Tiefebene aus, einer reichbewässerten, wahren
Kornkammer Europas. Die Bewohner — an 5^ Millionen
auf 130 000 qkm — sind ein Mischvolk ans slavischen, romanischen
und türkischen Elementen, werden aber gewöhnlich dem romanischen
Stamme zugezählt. Sie gehören fast ausschließlich der griechisch-katho-
lischen Kirche an. Die Volksbildung steht auf ziemlich niedriger
Stufe. Die Industrie ist im Lande noch sehr wenig entwickelt;
auch der großartige Getreidehandel liegt zumeist in den Händen
der Ausländer. — Die Verfassung ist eingeschränkt monarchisch.
Die Haupt- und Universitätsstadt Bukarest mit 221000 Ein-
wohnern hat noch zum großen Teil das Aussehen eines weit ausge-
dehnten Dorfes. Neben armseligen Bauernhütten erheben sich die
prächtigen Paläste der Bojaren (d. s. Adelige) und reichen Kauf-
leute. — Jassy am Pruth (mit 90 000 Einwohnern, ij3 davon
Juden) war früher Residenz. — Galatz (80 000 Einwohner)
und Brai'la (28000 Einwohner), beide an der Donau, sind Sta-
pel- und Hanpthandelsplätze für Getreide.
Iv. Aas Königreich Serbien.
Serbien, ein fruchtbares Bergland, liegt südlich der Donau fast
ganz im Flußgebiete der Mo raw a. Die zum slavischen Stamme ge-
hörende Bevölkerung — an 2 Millionen auf 48000 qkm — ist
griechisch-katholisch und beschäftigt sich zumeist mit Ackerbau und
Viehzucht, vornehmlich Schweinezucht. Die Industrie ist noch
ohne Bedeutung. Der Handel beschränkt sich hauptsächlich auf
die Ausfuhr von getrockneten Pflaumen, Getreide, Wolle und
Schweinen. — Seit der vollständigen Loslösung von der Türkei
geschieht in Serbien sehr viel zur Hebung der Volksbildung wie
auch des Handels und der Industrie. — Die Verfassung ist einge-
schränkt monarchisch.
Hauptstadt ist die Festung Belgrad am Zusammenfluß der
Sau und Donau (36000 Einwohner), ein lebhafter Handelsplatz,
die einzige größere Stadt Serbiens.
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173
Fig. 27. Der Kreml zu Moskau.
nales Heiligtum der Nüssen. — Charkow (160000 Einwohner)
hat blühenden Handel, besonders mit Pferden und Wolle. Jähr-
lich vier große Messen. Universität.
3. Süd- oder Neurußland, das ehemals türkische Gebiet am
Schwarzen Meere. Kischinew (130000 Einwohner) wichtiger
Getreidemarkt. — Odessa unweit der Mündung des Dnjestr
(217 000 Einwohner) mit einem den größten Seeschiffen zugänglichen
Hafen, ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen
Meere, Stapelplatz und Hauptausfuhrort für Getreide. Universität.
— Sewastopol auf der Halbinsel Krim ist durch die Belage-
rung 1854—1855 bekannt. — Taganrog am Asowschen Meere
(63 000 Einwohner) verliert infolge zunehmender Versandung seines
Hafens immer mehr seine Bedeutung als hervorragender Getreide-
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6. Der deutsche Handel u. d. Reichtum d. deutschen Städte z. Zeit d. Hansa. 59
wurden in der Regel von der Stadt bewaffnete Schiffe, Orlogschiffe oder
Friedenskoggen genannt, zum Schutze beigegeben.
Die meisten Geschäfte nach dem Auslande betrieb Danzig in Ver-
bindung mit Lübeckern oder wenigstens unter Mitwirkung von Lübeck,
dessen Handelsblüte vornehmlich auf seinem lange Zeit hindurch fast aus-
schließlichen Handel über Riga, Reval, Dorpat, Nowgorod und andere
Niederlassungen der Russen beruhte. Unter Lübecks Vermittlung wurden
die russischen Rohprodukte, vereint mit den Erzeugnissen der polnischen
und litauischen Ebenen, Holz, Asche, Teer, feinere und gröbere Pelz-
waren, Felle und Leder, Wachs und Honig, Fettwaren und Fleisch, Ge-
treide, Flachs und anderes in den Westen vertrieben, und dagegen die
Natur- und Kunsterzeugnisse Deutschlands, Flanderns und Englands
zurückgebracht. Das berühmte lübische Bier wurde durch den ganzen
Norden verschickt. Der Fremden- und Geschäftsverkehr in Lübeck belebte
sich immer mehr, weil Lübeck unter allen baltischen Plätzen der Haupt-
hafen war für die großen Züge von Kaufleuten, Handwerkern, Rittern
und anderen Reisenden, welche bis ins 16. Jahrhundert hinein jährlich
nach Livland gingen oder von dort zurückkehrten. Lübeck allein, rühmte
Äneas Sylvius im Jahre 1458, sei „an Reichtum und Macht so gewaltig,
daß die Königreiche Dänemark, Schweden und Norwegen gewohnt wären,
auf seinen Wink Könige anzunehmen und abzusetzen".
Sehr bedeutend war z. B. auch der Handel von Breslau. Durch
seine Handelslinien auf Wien und Preßburg übernahm Breslau die Ver-
mittlung zwischen der Ostsee und der Donau, knüpfte zugleich durch
Böhmen und Sachsen über Prag und Dresden bis nach Leipzig das Ober-
elbgebiet und mit diesem die aus Oberdeutschland herabziehenden Linien
an die Oder, und gewann mit Stettin für den gesamten Handel des
Odergebietes eine hervorragende Stellung.
Nicht minder großartig war die Stellung der sächsischen, rheinischen,
oberalemannischen und süddeutschen Handelsstädte. „Köln ist durch seinen
ausgebreiteten Handel und seine unermeßlichen Reichtümer", schreibt Wim-
pheling, „die Königin des Rheins. Was soll ich von Nürnberg sagen,
welches fast mit allen Ländern Europas Handelsverbindungen unter-
hält und seine kostbaren Arbeiten in Gold und Silber, Kupfer und
Bronze, Stein und Holz massenhaft in allen Ländern absetzt? Es
strömt dort ein Reichtum zusammen, von dem man sich kaum eine rechte
Vorstellung machen kann. Ein Gleiches gilt von Augsburg. Das viel
kleinere Ulm nimmt jährlich, sagt man, mehr als eine halbe Million
Gulden an Handelsgefällen ein. Auch die elsässischen Städte treiben
einen äußerst gewinnreichen Handel, und insbesondere ist Straßburg un-
gemein reich."
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TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr]]