105
Volkswohlstand drückten die hohen und ungleich vertheilten Staats-
lasten um so stärker und steigerten die allgemeine Unzufriedenheit.
Dazu kam ein Mißwachs im Jahre 1788.
6. Die ungeheure Staatsschuld, seit Ludwig Xiv
durch Kriegführung (uuter Ludwig Xvi zuletzt der nordamerika-
uische Krieg) und Verschwendung veranlaßt und unter Ludwig Xvi
so gestiegeu, daß dessen Regierung mit einem jährlichen Déficit
von 100 Millionen Francs begann, 1787 bei einem Deficit öoit
198 Millionen vor dem Staatsbankerott stand. Die sämmtlich
scheiternden Versuche seiner Minister, den Finanzzustand zu heilen
— namentlich Turgots tiefgreifende Reformen, Neckers Ein-
schränkungen und Anleihen, Calonnes leichtfertige Verwaltung —
führten unter Calonnes mtb Briennes Ministerium 1787 zur
sogenannten Notabeln-Versammlung, dann unter Neckers zweitem
Ministerium zur Berufung der Reichs stände (état« généraux5- Mai r,w
s. S. 70) nach Versailles.
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig_Xvi Ludwig Ludwig_Xvi Ludwig Neckers
282
Dritte Periode der neueren Geschichte.
Der Krieg der venetianische Königreich von Oestreich abgefallen und hatte die Truppen
derlombardet unter ^er Führung des greisen Feldniarschalls Radetzky zurückgedrängt.
Sardinische, römische und toskanische Freischaaren strömten den Lom-
barden zu, und der König Karl Albert von Sardinien, welcher zum
Herrscher des einigen freien Italiens ausersehen war, rückte ebenfalls
mit 100,000 Mann heran. Inzwischen hatte Radetzky bedeutende
Verstärkungen an sich gezogen, und durch seinen Sieg bei Mortara und
Novara lieferte er nicht nur Mailand wieder in die Hände des Kaisers,
sondern nöthigte auch den König von Sardinien zum Rückzüge in sein
Land. Nach der Eroberung von Brescia wurde der Aufstand in
der Lombardei von Haynau mit blutiger Strenge unterdrückt; Ve-
nedig, welches die Republik proklamirt hatte, wurde eng eingeschlossen
und mußte sich nach einer schwierigen Belagerung endlich ergeben. Auch
in Mittel- und Süditalien gab es Unruhen. Pius Ix., seit 1846
Papst, mußte in: November 1848 nach Gaeta fliehen, und Rom ward
für eine Republik erklärt; aber ein französisches Heer unter Oudinot
eroberte die Stadt, und der Papst konnte 1850 zurückkehren. Tos-
cana hatte sich für eine Republik erklärt, aber der geflüchtete Groß-
herzog kehrte in Folge einer Gegenrevolution zurück. Auch Sicilien,
und:» das sich von Neapel losgerissen, ward wieder unterjocht. In Böh-
Ungarn. men unk ¡n uit£arn waren gefährliche Unruhen ausgebrochen. Die
ersteren hatte Fürst Windifchgrätz bald gedämpft, die letzteren nahmen
einen so großartigen Charakter an, daß Oestreich allein sich außer Stand
sah, die Ruhe wieder herzustellen. Hier war nämlich der Gedanke an-
geregt worden, den Ungarn die alten Privilegien wieder zu erzwingen,
deren sie sich von je her zu erfreuen hatten, und darum verlangten die
Stände eine selbständige Natioualregierung unter dem Erzherzog Palatin,
eine Reforn: ihrer Verfassung, Minderung der Steuern und für das
ungarische Militär das Vorrecht, nicht außerhalb ihres Königreichs dienen
zu müssen. Kaiser Ferdinand I. hatte diese Forderungen nicht alle
unbedingt gewähren können, aber die Einsetzung eines besonderen ver-
antwortlichen ungarischen Ministeriums bewilligt, dessen Seele der
Finanzminister Ludwig Kossuth wurde. Zwischen den Magyaren und
Slavoniern und Kroaten bestand schon längst Uneinigkeit, und den
Augenblick, wo die Ungarn dem Kaiser jene Vorrechte im Drange der
Zeitverhältnisse abgenölhigt hatten, benutzte der Banus Iellachich von
Kroatien, um sich von Ungarn loszureißen und das kaiserliche An-
sehen wieder auszurichten. Zwar mußte der Kaiser die Absetzung des
ungehorsamen Banus verhängen, allein derselbe reiste nach Innsbruck,
wo Ferdinand weilte, und fand daselbst freundliche Aufnahme. Iellachich
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Oestreich Radetzky Karl_Albert_von_Sardinien Karl Radetzky Mortara Ferdinand_I. Ludwig_Kossuth Ludwig Banus_Iellachich Ferdinand Ferdinand
46
Erste Periode der neueren Geschichte.
deutender Gold- und Silbergruben jenseits des Oceans kam, so befand
er sich doch fortwährend in Geldverlegenheit*). Seine Niederlage in
dem Augsburger Religionsfrieden, sein hohes Alter, seine zunehmenden
körperlichen Leiden und die Rene über seine Sünden veranlaßten ihn,
einen längst gehegten Plan zur Ausführung zu bringen und sich von
der Welt zurückzuziehen. Nachdem er seinem Sohne Philipp das
Königreich Mailand und Neapel abgetreten hatte, berief er die nieder-
ländischen Stände nach Löwen (1555), schilderte ihnen in einer wür-
^arl dankt zu digen Rede, was er während seiner langen Regierung gethan und
ne§ Bruders erstrebt, und übertrug seinem Sohne die Krone der Niederlande mit
™ Burgund. Feierlich ermahnte er seinen Sohn, seinem Volke ein weiser
1555 und gerechter Herrscher zu sein und nahm ihm vor den Ständen das
Versprechen ab, in seinen Handlungen es an Eifer und Umsicht nie
fehlen lassen zu wollen. Philipp erhielt auch die Krone von Spanien
und die neu entdeckten Länder jenseits des Oceans, während Karls
Bruder Ferdinand die Leitung der deutschen Reichsangelegenheiten und
die österreichischen Lande übernahm.
und zieht sich Karl sehnte sich nach Ruhe. Der 1555 erfolgte Tod seiner
Jusu zurück, irrsinnigen Mutter Juana und die Vorschrift der Aerzte, zur Stärkung
seiner Gesundheit einen wärmeren Himmelsstrich zum bleibenden Wohn-
sitz zu wählen, wiesen den lebensmüden Kaiser nach Spanien. In
Estremadura in der Vera von Placenia, welche den Ruf gesunder
Luft genießt, inmitten herrlicher Baumpflanzungen, welche von frischen
Duellen und Gebirgsbächen belebt sind, liegt das einsame Hieronymi-
tenkloster San Juste, welches aus zwei Klostergebäuden und einer
Kirche bestand. Neben der Kirche war für Karl ein eignes Haus
errichtet, und dies bezog er. Unsern desselben waren Wohnungen für
sein Gefolge und die Dienerschaft eingerichtet. Hier lebte er noch zwei
Jahre in stiller Zurückgezogenheit, beschäftigte sich fortwährend mit
den Angelegenheiten der Politik und ward in den meisten Fällen,
wie wir aus gleichzeitigen uns erhaltenen Briefen und Aufzeichnungen
entnehmen können, um seinen Rath befragt. Daneben konnte er Ein-
*) Karl hatte von dem reichen Anton Fugger in Augsburg einmal
800,000 Goldgulden erhalten. Als Karl den reichen Banquier besuchte,
nährte, dieser das Kaminfeuer mit Zimmt und warf die kaiserliche Ver-
schreibung hinein. Für diese großmüthige Verschwendung erhielt Anton
Fugger die Grafenwürde und die ausgedehntesten Privilegien des See-
handels, der Bergwerke, Münzen u. s. w. A. Fugger und Bartholomäus
Welser liehen 1531 dem Kaiser zwölf Tonnen Gold.
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Philipp Philipp Karls Ferdinand Ferdinand Karl Karl Juana Karl Karl Karl Karl Anton_Fugger Karl Karl Anton
Fugger Fugger Bartholomäus
Welser
Die Bürger.
201
Die Bürger.
Für die Städte hatten die Kreuzzüge unendlich wichtige Folgen; sie
brachten das Morgenland und Abendland nicht etwa bloß in feindselige
Berührung, sondern auch zugleich in den lebendigsten Handelsverkehr,
der jedesmal wieder angeknüpft wurde, sobald Waffenstillstand eintrat;
ohnehin waren die verschiedenen mohammedanischen Reiche im Morgen-
lande selten gleichzeitig mit den Christen im Kriege. Die italienischen
Seestädte hatten davon den größten Gewinn, namentlich Venedig, Ge-
nua und Pisa, denn diese kauften unmittelbar in der Levante ein und
versorgten ganz Europa mit den Erzeugnissen des Morgenlandes. Das
waren einmal die verschiedenen Gewürze, unter welchen Pfeffer und
Safran die Hauptrolle spielten, sodann Arzneien, Zucker, Gold, Silber,
Perlen und Edelsteine. Das Morgenland lieferte aber auch Kunstpro-
dukte und zwar die gleichen, durch welche sich Asien noch jetzt auszeich-
net: Waffen, als Schwerter, Dolche und Panzer; Geschmeide und
Schmuck jeder Art, Teppiche, Baumwollentücher mit trefflicher Färbung,
Seide, feines, schönfarbiges Leder, wie Saffian und Korduan u. s. w.
Die Europäer gaben dagegen kostbare Pelzwerke, Glas, in dessen Ver-
fertigung sich Venedig auszeichnete, verschiedene Metallarbeiten und vor
allem Leinwand. Mit den Italienern verkehrten zunächst die süddeutschen
Städte Augsburg, Ulm, Lindau, Konstanz, Regensburg, Wien u. s. w.
und versorgten die norddeutschen, welche in England, Polen, Rußland
und den skandinavischen Reichen den Absatz ihrer Maaren bewerkstellig-
ten. Da dieser Handel ausschließlich in den Händen der Städte war
und sie von keiner Seite her eine Konkurrenz hatten, so mußte er sehr ein-
träglich sein. Zu diesem Zwecke bildeten die Kaufleute, die Großhändler,
geschlossene Verbindungen, welche im allgemeinen Hansen genannt wur-
den; dieser Name verblieb dem Bunde der norddeutschen Handelsstädte.
Aller Gewerbfleiß hatte sich in die Städte eingebürgert, welche in ihrer
Umgebung, auf dem Lande, den sichersten Markt fanden, während die
Kaufleute das Geschäft des Verkaufs in die Ferne besorgten; so kamen
z. B. aus England Wolle und Felle in norddeutsche Hansestädte und
kehrten als Tuch und Leder wieder dorthin zurück. Auch die Handwerker
thaten sich zusammen in Genossenschaften, in Zünfte, Innungen und Gil-
den, und ordneten und regelten sie durch Gesetze, die streng beobachtet
werden mußten. Je mehr die Handwerker an Zahl und Wohlstand
Zunahmen, um so weniger duldeten sie in die Länge die Herrschaft der
Aristokratie, welche von den ritterbürtigen Bürgern ausgeübt wurde,
und später finden wir fast überall die Handwerker im Aufstande gegen
die aristokratischen Magistrate, in Italien noch früher als in Deutsch-
land. Doch gelang es in Venedig, daß sich eine Oligarchie von 300
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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Extrahierte Personennamen: Saffian
Extrahierte Ortsnamen: Venedig Europa Ulm Konstanz Regensburg Wien England Polen England Italien Venedig
249
Versenden in's Ausland; vollkommen süß und schmackhaft werden sie aber
erst im Monate Mai. Mitten unter den reifen Früchten erscheinen schon wie-
der die neuen Blüthen und verbreiten weit umher ihren Balsamduft. — Der
Feigenbaum wächst in Portugal oft wild aus nackten Felsen und aus Mauern
ohne alle Erde hervor. Er wird im guten Lande so groß, wie unsere Birn-
bäume. Die Bauern bringen die Feigen zum Verkaufe in die Städte, wo die
Handelsleute ungeheure Haufen davon zur Versendung aufschütten. Sie lassen
sie getrocknet in kleine Körbe drücken, wovon jeder 28. Pfund hält, und so
kommen sie in den Handel. — In den mittlern Provinzen Portugals ist der
Oelbaum so häufig, daß man zuweilen ganze Tagreisen macht, ohne einen an-
dern Baum anzutreffen. Seine Früchte sind zwar kleiner, als die spanischen
Oliven; aber sie geben ein besieres Oel. Auch der Oelbaum wächst an vielen
Orten wild, wie der Feigenbaum. Man pfropft ihn, wie unsere Obstbäume;
er trägt aber sehr spät, oft erst im fünfzehnten Jahre. Werden daher in einem
Kriege die Oelbäume niedergehauen, oder erfrieren sie, was jedoch selten der
Fall ist, so entsteht ein ungeheurer Schaden. Im Dezember und Januar wer-
den die Oliven reif, und dann schlägt man sie mit Stangen ab. Man preßt
sie sogleich aus oder läßt sie auch eine Zeit lang liegen und gähren, damit
man desto mehr Oel bekomme. Dieses Oel dient den Portugiesen statt But-
ter und Schmalz zur Zubereitung ihrer Speisen, und man versichert, daß,
wenn zuweilen die Hausfrauen ihre Schlüssel verlegen, wie das denn auch in
Portugal der Fall ist, sie in der Geschwindigkeit Oel aus der Lampe in die
Pfanne gießen und ihre Speise damit schmälzen.
Noch ein Hauptprodukt Portugals ist der Wein, der in diesem warmen
Lande außerordentlich gut wird. Er ist meistens roth; zwar gibt es auch wei-
ßen ; aber der rothe schnieckt besser. Die weinreichsten Gegenden sind hier am
obern Duero. In ganz Portugal wird der Wein nicht gekeltert; sondern die
Trauben werden mit den Füßen zerstampft. Auch wird der Most nicht in den
Keller gelegt, sondern mit dem stärksten Branntweine vermischt und über der
Erde in den Magazinen gelassen, wo er vergährt. Dies ist die Ursache, daß
die portugiesischen Weine alle schwer und stark, nicht leicht und fein sind, wie
die französischen. Sie werden meistens von der Stadt Porto oder Oporto aus
versendet; man nennt sie daher: „Portweine."
Reich ist also Portugal an guten Weinen und edlen Früchten; desto är-
mer aber ist es an Getreide. Nur in der nördlichen Hälfte baut man hinläng-
lichen Vorrath ; in der südlichen muß jährlich sehr viel vom Auslande gekauft
werden. Die Portugiesen sollen hieran größtentheils selbst Schuld sein; denn
sie sind ein träges, unthätiges Volk, das sich nur höchstens zu solchen Arbeiten
bequemt, die wenig Anstrengung erfordern. Sogar ihre meisten Schuhmacher,
Schneider und andere dergleichen nothwendige Arbeiter sind Ausländer, die
sich theuer bezahlen lasten. Zum Wassertragen, Lasttragen, Packen u. s. w.
miethet man Galizier, die jährlich in großer Menge in die portugiesischen
Städte kommen und sich viel Geld verdienen, indeß die ärmeren Portugiesen,
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
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Extrahierte Personennamen: Schneider
Extrahierte Ortsnamen: Portugal Portugals Portugal Portugals Portugal
490
Die Zeit von 1815 bis 1657.
Nach dem Falle Warschaus war der Krieg bald beendigt; die 3
polnischen Korps: 30,000 bei Modlin, 18,000 unter Ramorino zwischen
Weichsel und Bug, 12,000 unter Rozpcki konnten sich nicht mit einan-
der vereinigen, und nach einigen Hin- und Hermärschen gingen die er-
sten über die preußische, die beiden andern über die österreichische Gränze;
Modlin ergab sich den 9., Zamosk den 23. Oktober, vielleicht 8000 Po-
len, die Hälfte davon Offiziere, wanderten aus und wandten sich größ-
leutheils nach Frankreich. Bei ihrer Durchreise wurden sie in dem süd-
westlichen Deutschland als die „Helden der Freiheit" gefeiert und mehr
als einen polnischen Offizier hörte man es unumwunden aussprechen:
„wir haben keine Hoffnung als neue Revolutionen; Frankreich wird
Louis Philipps Herrschaft nicht lange ertragen, und knallt es einmal
wieder in Paris, so erhebt sich Ungarn, wenn Kaiser Franz bis dahin
gestorben ist; denn nur seinetwegen ist die ungarische Opposition bisher
nicht weiter gegangen."
Kaiser Nikolaus benutzte seinen Sieg um die Elemente eines künf-
tigen Aufstandes zu beseitigen. Im Februar 1832 wurde Polen Ruß-
land einverleibt, so daß von dem ehemaligen Königreiche außer dem
Namen nichts mehr übrig blieb; Alle, die freiwillig an dem Aufstande
Theil genommen hatten, verloren ihre Güter, von denen die meisten
russischen Generalen und Offizieren als Belohnung gegeben wurden, so
daß der Grundbesitz in Polen größeren Theils in russischen Händen ist.
Die Universitäten in Wilna und Warschau wurden aufgehoben, die Zög-
linge der Kadettenhäuser und die Militärwaisen nach Petersburg versetzt;
russische Beamte nahmen alle Stellen von Bedeutung ein; eine Armee
von 80,000 Mann bewachte die neue Ordnung, fortwährende Rekrutie-
rungen führten die wehrbare Mannschaft in die russische Armee und nach
dem Kaukasus, so daß ein nachhaltiger Aufstand in Polen selbst unter
den günstigsten Umständen zur Unmöglichkeit geworden ist. Endlich ent-
reißt die Politik Rußlands Polen die letzte Handhabe seiner Nationalität,
den katholischen Glauben, indem es die Hälfte der katholischen Kirchen
den Russen ganz einräumt, überall den Bekennern der russisch-griechischen
Religion Antheil an den katholischen Kirchen gibt, 1839 aber durch ei-
nen Federstrich 3—4 Millionen unierter Griechen in den ehemals pol-
nischen Provinzen der russisch-griechischen Kirche einverleibte und einen
Bischof Paulowski zum Metropoliten aller Katholiken in Rußland er-
nannte; daß die Allokution des Papstes Gregor Xvi. am 22. November
1839 eine Aenderung dieses Ganges, alle katholischen Bewohner des
russischen Reiches allmählig der russisch-griechischen Kirche zuzuführen,
bewirkt hätte, davon ist nichts bekannt geworden.
So lange Polen noch eigene Verfassung und eigenes Militär hatte,
so lange die katholische Kirche den nationalen Gegensatz zwischen Russen
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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Extrahierte Personennamen: Louis_Philipps Philipps Franz Franz Nikolaus Nikolaus Paulowski Gregor_Xvi Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Warschaus Frankreich Deutschland Frankreich Paris Ungarn Polen_Ruß- Polen Wilna Warschau Petersburg Kaukasus Polen Rußland
und der von den Vortheilen des Handels bestimmten Staatskunst. 761
nicht rechnen ließ. Doch der Reichstag zu Regensburg bewilligte die
Unterstützung des Reiches, und auf die Bitten des Kaisers sandte selbst
Ludwig Xiv., der öffentlich doch lieber als Vertheidiger der Christen-
heit, denn als Bundesgenosse der Türken erscheinen mochte, ein kleines
französisches Heer zu Hülfe. Die Türken hatten bereits im Jahre 1663
Neuhäusel an der Neutra, eine Grenzfeste des östreichischen Ungarns,
genommen, und ihre Schaaren schweiften bis nach Mähren hinein. Im
folgenden Jahre nahm Montecuculi mit dem Heere, das sich unterdessen
zusammengezogen hatte, eine Stellung am linken Ufer der Raab, und
durch eine Bewegung, die der türkische Heerführer im Laufe des neuen
Feldzuges gegen den oberen Lauf dieses Flusses machte, verlegte sich der
Schauplatz der Entscheidung in die Nähe von Steiermark, in die Gegend,
wo die Naab aus dem Gebirge tritt. Hier, bei St. Gotthard, erlitten
die Türken eine Niederlage, welche den Wendepunkt ihres Glückes bildet.
Darauf schlossen sie noch im Jahre 1664 einen Frieden, der ihnen
Neuhäusel ließ, dem Kaiser einen Theil des zwischen der Theiß und
Siebenbürgen liegenden Gebietes übergab und Siebenbürgen unter An-
erkennung des von den Türken eingesetzten Fürsten unabhängig machte.
Die Vortheile des Friedens entsprachen nicht dem Erfolge der Waffen.
Auch die ferneren Bemühungen Oestreichs, seine Herrschaft in Ungarn
zu befestigen, hatten nicht den gewünschten Fortgang, da Frankreich den
Widerstand der Ungarn verstärkte und endlich auch die Türken zu neuer
Kriegserklärung veranlaßte, um den Kaiser an wirksamem Eingreifen
in die westlichen Händel zu hindern.
5. Im Westen wurde der Krieg damit begonnen, daß nach dem im
Jahre 1665 erfolgten Tode des Königs Philipp Iv. von Spanien
der König von Frankreich, ungeachtet er bei seiner Vermählung in
seiner Gemahlin Verzicht auf alle Erbansprüche gewilligt hatte, unter
nichtigen Vorwänden nun doch auf die spanischen Niederlande ein Recht
zu haben behauptete. Er berief sich auf ein Recht der Devolution oder
des Heimfalles, welches in einigen Gegenden der Niederlande den Töch-
tern erster Ehe in Betreff der Erbfolge den Vorrang vor den Söhnen
zweiter Ehe gebe, und welches nun in Betreff der gesummten spanischen
Niederlande ihm, da seine Gemahlin aus Philipps erster Ehe mit einer
Tochter Heinrichs Iv. stamme, gegen König Karl Ii. als Sohn Philipps
mit seiner zweiten Gemahlin, der Tochter Kaiser Ferdinands Iii. zu Statten
kommen müsse. Dieses angebliche Recht geltend zu machen, ließ er im
Jahre 1667 durch Türenne einen großen Theil jenes Gebietes und
dazu im Jahre 1668 durch Conds die Freigrafschaft wegnehmen, während
Spanien unter König Karl Ii. (1665—1700) keine Vertheidigungs-
mittel hatte und Kaiser Leopold durch Ungarn beschäftigt war. Dem
Könige wurde jetzt plötzlich in seinen Siegen auf eine Weise Halt ge-
49«
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Gotthard Philipp_Iv Philipp Philipps Heinrichs Heinrichs Karl_Ii Karl Philipps Philipps Ferdinands Karl_Ii Karl Leopold Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Neutra Ungarn Frankreich Ungarn Spanien Frankreich Niederlande Niederlande Ferdinands Spanien Ungarn
774
Die Zeit des französischen Ucbergewichtes
durch ihn entzündete Krieg in seinem Fortgange gerade zur Wiederher-
stellung der östreichischen Herrschaft über das gesammte Ungarn führte.
Während die Stadt Wien, aus welcher sich der Kaiser nach Linz ge-
flüchtet hatte, ungeachtet der angestrengtesten Gegenwehr von einem der
nächsten Stürme des türkischen Heeres ihren Fall erwarten mußte, sam-
melte sich unter dem Herzoge von Lothringen ein Heer von Reichs-
Völkern aus dem fränkischen und dem schwäbischen Kreise, sowie aus
Baiern und Sachsen, deren Kurfürsten, Maximilians Enkel Maximilian
Emanuel und Johann Georgs I. Enkel Johann Georg Hl., selbst an
dem Feldzuge zur Rettung Wiens Theil nahmen. Eine fernere Hülfe
kam der bedrängten Stadt, deren Schicksal für Deutschland und die
Christenheit entscheidend sein mußte, aus Polen trotz der Gegenbemühun-
gen Ludwigs. Hier war im Jahre 1674 auf Michael ein neuer ein-
heimischer König, Johann Sobieski, gefolgt, der in einem durch Kosaken-
aufruhr veranlaßten Kriege mit den Türken sich den Ruhm eines Helden
erworben hatte. Auch als König setzte Johann den Krieg fort, in
welchem er sich die Krone verdient hatte. Ein Sieg bei Lemberg warf
die Türken nach dem Dnjester zurück, und eine weitere Verfolgung des
gewonnenen Vortheils hinderte nur der im polnischen Reiche herr-
schende Mangel an Unterordnung, so daß nach einem nochmaligen harten
Kampfe am Dnjester im Jahre 1676 ein Friede geschloffen wurde, der
dem Sultan das in diesem Kriege gewonnene Podolien mit Einschluß
der festen Stadt Kaminiez ließ. Als die Türken nun vor Wien standen,
ließ sich der König durch die im Lande mächtige französische Partei nicht
hindern, die Laufbahn, die ihn zu dem schönsten Ruhme eines Vor-
kämpfers der Christenheit geführt hatte, noch einmal zu betreten. Er
stieß mit einem polnischen Heere zu den Truppen des Herzogs von
Lothringen, und beide Führer machten auf die Uebermacht der Türken
einen Angriff, den der glänzendste Erfolg krönte. Die Niederlage des
Kara Mustapha war der Anfang eines beständigen Zurückweichens der
Türken, und die zweite Belagerung Wiens hatte den höchsten und letz-
ten Schrecken für Deutschland erregt. Zwar kehrte der Polenkönig,
nachdem er noch an der Granmündung bei Parkany einen Sieg hatte
erfechten helfen, in sein Land zurück, doch blieb er der Verbündete des
Kaisers gegen die Türken, und während der Herzog von Lothringen an
der Donau hinab von Erfolg zu Erfolg eilte, trat Johann in der Mol-
dau den Türken wieder entgegen. Das neue Glück abendländischer
Waffen gegen die Türken belebte auch den Eifer einer dritten Macht,
die schon von anderer Seite einen blutigen Krieg gegen sie geführt
hatte. Nicht betheiligt an den großen Händeln Europas hatte Venedig
noch zur Zeit des dreißigjährigen Krieges Gelegenheit erhalten, durch
Thaten auf der See das Andenken seiner schönsten Zeiten zu erneuern.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm]]
Extrahierte Personennamen: Maximilians Maximilian
Emanuel Maximilian Johann Johann_Georg_Hl. Johann Ludwigs Michael Johann_Sobieski Johann Johann Johann Mustapha Johann Johann
Extrahierte Ortsnamen: Wien Linz Lothringen Baiern Sachsen Maximilians Wiens Deutschland Polen Lemberg Wien Lothringen Wiens Deutschland Lothringen Donau Europas
und der schwedisch-polnische Krieg.
711
zösischeu Herzogthums Revers gekommen war. Ein Friede, der zu
Chierasco im Jahre 1631 geschlossen wurde, nöthigte den Kaiser, der
französischen Linie der Gonzaga die Belehnung mit Mantua und einem
Theile Montferrats zu ertheilen, während ein anderer Theil von Mont-
serrat den Staaten des Herzogs von Savoyen einverleibt wurde. Ri-
chelieu war es auch, der den Schwedenkönig als Gegner des Kaisers
in das Feld gerufen hatte und der durch Unterstützung dem Unternehmen
desselben Nachdruck gab. Wie er ihm durch den Waffenstillstand mit
Polen die Hände für den Krieg in Deutschland frei gemacht, lieferte er
ihm die Mittel zu dessen Führung, indem er ihm im Jahre 1631 durch
förmlichen Vertrag ein Fahrgeld zusagte, wofür sich der König verpflich-
tete, sein Heer in einer bestimmten Stärke zu erhalten.
10. Es begann, nachdem der Krieg zwölf Fahre gedauert, eine
neue Zeit desselben, da ein regsamer, kluger und tapferer Fürst, begleitet
von Kriegern und Führern, denen seine früheren Kriege unter seiner
Leitung eine Schule gewesen, dem Kaiser die errungenen Vortheile zu
entreißen kam. Wie wenig es der allgemeinen Stimmung der prote-
stantischen Fürsten entsprach, ihre Religionsfreiheit, zu deren Wahrung
schon erfolgreiche Schritte gegen die Restitution geschehen waren, durch
den fremden Eroberer vertheidigen zu lassen, oder ihre fürstlichen Rechte,
wie es von Frankreich aus zu heißen pflegte, durch ausländische Hülfe
gegen den Kaiser zu wahren, das zeigte sich an der Mühe, die es den
König kostete, die Hülfe derjenigen zu gewinnen, zu deren Beschirmung
gegen kaiserliche Uebermacht er gekommen zu sein behauptete. Gebiete-
risch verlangte der König, nachdem er bei der Peenemündung gelandet
war, von dem Herzoge Bogislaw von Pommern Einlaß in Stettin,
den dieser nicht weigern konnte. Dadurch hatte er zugleich den Kur-
fürsten von Brandenburg, den Bruder seiner Gemahlin, von sich abge-
wendet, da Pommern nach einem Erbvertrage an Preußen fallen sollte
und die unverkennbare Absicht, durch Pommern die schwedischen Be-
sitzungen an der Küste zu ergänzen, auch den Vortheil Brandenburgs
sehr nahe bedrohte. Wie es sich zeigte, daß Mecklenburg das nächste
Ziel der schwedischen Bewegungen sein würde, brach Tilly, der jetzt ligi-
stischer und kaiserlicher Heerführer zugleich war, dorthin auf. Doch als
der König sich nach der Oder zurückwandte, begab er seinerseits sich gegen
die Elbe, um die Stadt Magdeburg, welche die Aufnahme kaiserlicher
Besatzung verweigert und wo der Verwalter des Erzbisthums, ein Oheim
des Kurfürsten von Brandenburg, sich der Restitution widersetzt hatte,
zu erobern und so einen wichtigen Waffenplatz dem Feinde zu eutziehen
und sich zu sichern. Langsam gewann indeß der König Boden, da viele
Städte bis an die Seelüfte hin kaiserliche Besatzung hatten und die
Vorsicht es erheischte, keine feindlichen Streitkräfte im Rücken zu lassen,
Kiesel, Weltgeschichte. Ii. 46
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Die Zeit des französischen Uebergewichtes
staatlicher Ordnung war, vorbereiten. Die Krone ging auf Ludwigs
Urenkel Ludwig Xv. über, bei dessen Minderjährigkeit eine vormund-
schaftliche Negierung nothwendig ward. Diese wurde dem Herzog
Philipp von Orleans, dem Sohne von Ludwigs Xiv. Bruder übertragen.
Zn ihm erhielt das lasterhafteste Leben nicht bloß einen Anhänger, son-
dern einen Vertreter. Denn der Zügellosigkeit der Sitten, der sich der
Regent und seine Genossen ergaben, und die in näherer und fernerer
Umgebung Nachahmung fand, folgte auch bald eine förmlich ausgebildete
Lehre von der Erlaubtheit sinnlicher Luft, und Hand in Hand damit ging
eine unverhohlene Lossagung vom christlichen Glauben, durch welche jeder
Damm gegen den Strom der Unsittlichkeit eingerisseu wurde. Die Regie-
rung des Herzogs von Orleans, die bis zu dessen Tode im Jahre 1723
dauerte, wußte in dem durch Ludwigs Xiv. Kriege erschöpften und zer-
rütteten Lande auch auf dem Wege der mechanischen Staatskunft nichts
zu schaffen. Ihr gehört der Plan eines Schotten Namens Law, die
Schulden des Staates zu tilgen. Das Mittel sollte eine Bank sein,
die das Vermögen der Einzelnen gegen Schuldverschreibungen an sich
zog und diesen dafür Antheil an dem Gewinne einer ausi Entdeckung von
Gold- und Silberminen in Louisiana gerichteten Unternehmung versprach.
In der Hoffnung auf Reichthum ließen Viele sich von den Lockungen,
mit denen das neue Unternehmen prunkte, sich verlocken und man stei-
gerte die Betheiligung sogar durch Zwangsmaßregeln. Nachdem der
Schwindel vom Jahre 1716 bis in das Jahr 1720 gedauert hatte,
stürzte das ganze Gebäude zusammen, da erst das Mißtrauen gegen
die Bankzettel Unruhe verbreitete, dann der Regent den Werth der
Zettel herabsetzte, dadurch das Vertrauen zu der Sache vernichtete, und
wie die Bank die Zettel nicht einlösen konnte, Tausende von Familien
in Armuth stürzte.
31. Die nächste Erschütterung, die das südliche Europa nach dem
spanischen Erbfolgekriege zu erleiden hatte, ging von Spanien aus.
Dieses Reich, das mit dem Kaiser eigentlich nicht Friede gemacht hatte,
konnte den Verlust seiner Nebenlande nicht verschmerzen, wie auch der
König desselben von dem Kaiser nicht anerkannt war. Philipp V.
(1700—1746), der bei einem krankhaften Gemüthszustande, bei Neigung
zu Schwermuth, stets unter fremder Leitung stehen mußte, hatte eine
solche an seiner zweiten Gemahlin Elisabeth, einer Tochter des Hauses
Farnese. Durch sie aber ward an die Spitze der Negierung ein Geist-
licher aus Piacenza, der auf ihre Verwendung zum Cardinal erhobene
Alberoni, gestellt. Indem er Ordnung in den Staatshaushalt brachte,
setzte er Spanien in den Stand, einen Versuch zu Wiedergewinnung
eines Theileö des im Utrechter Frieden Verlorenen zu machen. Ein
solcher Versuch ward um so eifriger betrieben, als die Königin ihre
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Ludwig_Xv. Philipp_von_Orleans Philipp Ludwigs Ludwigs Philipp_V. Philipp_V. Elisabeth
Extrahierte Ortsnamen: Ludwigs_Xiv Ludwigs_Xiv Louisiana Europa Spanien Piacenza Spanien