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1. Neuere Geschichte - S. 105

1869 - Mainz : Kunze
105 Volkswohlstand drückten die hohen und ungleich vertheilten Staats- lasten um so stärker und steigerten die allgemeine Unzufriedenheit. Dazu kam ein Mißwachs im Jahre 1788. 6. Die ungeheure Staatsschuld, seit Ludwig Xiv durch Kriegführung (uuter Ludwig Xvi zuletzt der nordamerika- uische Krieg) und Verschwendung veranlaßt und unter Ludwig Xvi so gestiegeu, daß dessen Regierung mit einem jährlichen Déficit von 100 Millionen Francs begann, 1787 bei einem Deficit öoit 198 Millionen vor dem Staatsbankerott stand. Die sämmtlich scheiternden Versuche seiner Minister, den Finanzzustand zu heilen — namentlich Turgots tiefgreifende Reformen, Neckers Ein- schränkungen und Anleihen, Calonnes leichtfertige Verwaltung — führten unter Calonnes mtb Briennes Ministerium 1787 zur sogenannten Notabeln-Versammlung, dann unter Neckers zweitem Ministerium zur Berufung der Reichs stände (état« généraux5- Mai r,w s. S. 70) nach Versailles.

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 282

1868 - Mainz : Kunze
282 Dritte Periode der neueren Geschichte. Der Krieg der venetianische Königreich von Oestreich abgefallen und hatte die Truppen derlombardet unter ^er Führung des greisen Feldniarschalls Radetzky zurückgedrängt. Sardinische, römische und toskanische Freischaaren strömten den Lom- barden zu, und der König Karl Albert von Sardinien, welcher zum Herrscher des einigen freien Italiens ausersehen war, rückte ebenfalls mit 100,000 Mann heran. Inzwischen hatte Radetzky bedeutende Verstärkungen an sich gezogen, und durch seinen Sieg bei Mortara und Novara lieferte er nicht nur Mailand wieder in die Hände des Kaisers, sondern nöthigte auch den König von Sardinien zum Rückzüge in sein Land. Nach der Eroberung von Brescia wurde der Aufstand in der Lombardei von Haynau mit blutiger Strenge unterdrückt; Ve- nedig, welches die Republik proklamirt hatte, wurde eng eingeschlossen und mußte sich nach einer schwierigen Belagerung endlich ergeben. Auch in Mittel- und Süditalien gab es Unruhen. Pius Ix., seit 1846 Papst, mußte in: November 1848 nach Gaeta fliehen, und Rom ward für eine Republik erklärt; aber ein französisches Heer unter Oudinot eroberte die Stadt, und der Papst konnte 1850 zurückkehren. Tos- cana hatte sich für eine Republik erklärt, aber der geflüchtete Groß- herzog kehrte in Folge einer Gegenrevolution zurück. Auch Sicilien, und:» das sich von Neapel losgerissen, ward wieder unterjocht. In Böh- Ungarn. men unk ¡n uit£arn waren gefährliche Unruhen ausgebrochen. Die ersteren hatte Fürst Windifchgrätz bald gedämpft, die letzteren nahmen einen so großartigen Charakter an, daß Oestreich allein sich außer Stand sah, die Ruhe wieder herzustellen. Hier war nämlich der Gedanke an- geregt worden, den Ungarn die alten Privilegien wieder zu erzwingen, deren sie sich von je her zu erfreuen hatten, und darum verlangten die Stände eine selbständige Natioualregierung unter dem Erzherzog Palatin, eine Reforn: ihrer Verfassung, Minderung der Steuern und für das ungarische Militär das Vorrecht, nicht außerhalb ihres Königreichs dienen zu müssen. Kaiser Ferdinand I. hatte diese Forderungen nicht alle unbedingt gewähren können, aber die Einsetzung eines besonderen ver- antwortlichen ungarischen Ministeriums bewilligt, dessen Seele der Finanzminister Ludwig Kossuth wurde. Zwischen den Magyaren und Slavoniern und Kroaten bestand schon längst Uneinigkeit, und den Augenblick, wo die Ungarn dem Kaiser jene Vorrechte im Drange der Zeitverhältnisse abgenölhigt hatten, benutzte der Banus Iellachich von Kroatien, um sich von Ungarn loszureißen und das kaiserliche An- sehen wieder auszurichten. Zwar mußte der Kaiser die Absetzung des ungehorsamen Banus verhängen, allein derselbe reiste nach Innsbruck, wo Ferdinand weilte, und fand daselbst freundliche Aufnahme. Iellachich

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 46

1868 - Mainz : Kunze
46 Erste Periode der neueren Geschichte. deutender Gold- und Silbergruben jenseits des Oceans kam, so befand er sich doch fortwährend in Geldverlegenheit*). Seine Niederlage in dem Augsburger Religionsfrieden, sein hohes Alter, seine zunehmenden körperlichen Leiden und die Rene über seine Sünden veranlaßten ihn, einen längst gehegten Plan zur Ausführung zu bringen und sich von der Welt zurückzuziehen. Nachdem er seinem Sohne Philipp das Königreich Mailand und Neapel abgetreten hatte, berief er die nieder- ländischen Stände nach Löwen (1555), schilderte ihnen in einer wür- ^arl dankt zu digen Rede, was er während seiner langen Regierung gethan und ne§ Bruders erstrebt, und übertrug seinem Sohne die Krone der Niederlande mit ™ Burgund. Feierlich ermahnte er seinen Sohn, seinem Volke ein weiser 1555 und gerechter Herrscher zu sein und nahm ihm vor den Ständen das Versprechen ab, in seinen Handlungen es an Eifer und Umsicht nie fehlen lassen zu wollen. Philipp erhielt auch die Krone von Spanien und die neu entdeckten Länder jenseits des Oceans, während Karls Bruder Ferdinand die Leitung der deutschen Reichsangelegenheiten und die österreichischen Lande übernahm. und zieht sich Karl sehnte sich nach Ruhe. Der 1555 erfolgte Tod seiner Jusu zurück, irrsinnigen Mutter Juana und die Vorschrift der Aerzte, zur Stärkung seiner Gesundheit einen wärmeren Himmelsstrich zum bleibenden Wohn- sitz zu wählen, wiesen den lebensmüden Kaiser nach Spanien. In Estremadura in der Vera von Placenia, welche den Ruf gesunder Luft genießt, inmitten herrlicher Baumpflanzungen, welche von frischen Duellen und Gebirgsbächen belebt sind, liegt das einsame Hieronymi- tenkloster San Juste, welches aus zwei Klostergebäuden und einer Kirche bestand. Neben der Kirche war für Karl ein eignes Haus errichtet, und dies bezog er. Unsern desselben waren Wohnungen für sein Gefolge und die Dienerschaft eingerichtet. Hier lebte er noch zwei Jahre in stiller Zurückgezogenheit, beschäftigte sich fortwährend mit den Angelegenheiten der Politik und ward in den meisten Fällen, wie wir aus gleichzeitigen uns erhaltenen Briefen und Aufzeichnungen entnehmen können, um seinen Rath befragt. Daneben konnte er Ein- *) Karl hatte von dem reichen Anton Fugger in Augsburg einmal 800,000 Goldgulden erhalten. Als Karl den reichen Banquier besuchte, nährte, dieser das Kaminfeuer mit Zimmt und warf die kaiserliche Ver- schreibung hinein. Für diese großmüthige Verschwendung erhielt Anton Fugger die Grafenwürde und die ausgedehntesten Privilegien des See- handels, der Bergwerke, Münzen u. s. w. A. Fugger und Bartholomäus Welser liehen 1531 dem Kaiser zwölf Tonnen Gold.

4. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 201

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Bürger. 201 Die Bürger. Für die Städte hatten die Kreuzzüge unendlich wichtige Folgen; sie brachten das Morgenland und Abendland nicht etwa bloß in feindselige Berührung, sondern auch zugleich in den lebendigsten Handelsverkehr, der jedesmal wieder angeknüpft wurde, sobald Waffenstillstand eintrat; ohnehin waren die verschiedenen mohammedanischen Reiche im Morgen- lande selten gleichzeitig mit den Christen im Kriege. Die italienischen Seestädte hatten davon den größten Gewinn, namentlich Venedig, Ge- nua und Pisa, denn diese kauften unmittelbar in der Levante ein und versorgten ganz Europa mit den Erzeugnissen des Morgenlandes. Das waren einmal die verschiedenen Gewürze, unter welchen Pfeffer und Safran die Hauptrolle spielten, sodann Arzneien, Zucker, Gold, Silber, Perlen und Edelsteine. Das Morgenland lieferte aber auch Kunstpro- dukte und zwar die gleichen, durch welche sich Asien noch jetzt auszeich- net: Waffen, als Schwerter, Dolche und Panzer; Geschmeide und Schmuck jeder Art, Teppiche, Baumwollentücher mit trefflicher Färbung, Seide, feines, schönfarbiges Leder, wie Saffian und Korduan u. s. w. Die Europäer gaben dagegen kostbare Pelzwerke, Glas, in dessen Ver- fertigung sich Venedig auszeichnete, verschiedene Metallarbeiten und vor allem Leinwand. Mit den Italienern verkehrten zunächst die süddeutschen Städte Augsburg, Ulm, Lindau, Konstanz, Regensburg, Wien u. s. w. und versorgten die norddeutschen, welche in England, Polen, Rußland und den skandinavischen Reichen den Absatz ihrer Maaren bewerkstellig- ten. Da dieser Handel ausschließlich in den Händen der Städte war und sie von keiner Seite her eine Konkurrenz hatten, so mußte er sehr ein- träglich sein. Zu diesem Zwecke bildeten die Kaufleute, die Großhändler, geschlossene Verbindungen, welche im allgemeinen Hansen genannt wur- den; dieser Name verblieb dem Bunde der norddeutschen Handelsstädte. Aller Gewerbfleiß hatte sich in die Städte eingebürgert, welche in ihrer Umgebung, auf dem Lande, den sichersten Markt fanden, während die Kaufleute das Geschäft des Verkaufs in die Ferne besorgten; so kamen z. B. aus England Wolle und Felle in norddeutsche Hansestädte und kehrten als Tuch und Leder wieder dorthin zurück. Auch die Handwerker thaten sich zusammen in Genossenschaften, in Zünfte, Innungen und Gil- den, und ordneten und regelten sie durch Gesetze, die streng beobachtet werden mußten. Je mehr die Handwerker an Zahl und Wohlstand Zunahmen, um so weniger duldeten sie in die Länge die Herrschaft der Aristokratie, welche von den ritterbürtigen Bürgern ausgeübt wurde, und später finden wir fast überall die Handwerker im Aufstande gegen die aristokratischen Magistrate, in Italien noch früher als in Deutsch- land. Doch gelang es in Venedig, daß sich eine Oligarchie von 300

5. Theil 2 - S. 249

1864 - Mainz : Kirchheim
249 Versenden in's Ausland; vollkommen süß und schmackhaft werden sie aber erst im Monate Mai. Mitten unter den reifen Früchten erscheinen schon wie- der die neuen Blüthen und verbreiten weit umher ihren Balsamduft. — Der Feigenbaum wächst in Portugal oft wild aus nackten Felsen und aus Mauern ohne alle Erde hervor. Er wird im guten Lande so groß, wie unsere Birn- bäume. Die Bauern bringen die Feigen zum Verkaufe in die Städte, wo die Handelsleute ungeheure Haufen davon zur Versendung aufschütten. Sie lassen sie getrocknet in kleine Körbe drücken, wovon jeder 28. Pfund hält, und so kommen sie in den Handel. — In den mittlern Provinzen Portugals ist der Oelbaum so häufig, daß man zuweilen ganze Tagreisen macht, ohne einen an- dern Baum anzutreffen. Seine Früchte sind zwar kleiner, als die spanischen Oliven; aber sie geben ein besieres Oel. Auch der Oelbaum wächst an vielen Orten wild, wie der Feigenbaum. Man pfropft ihn, wie unsere Obstbäume; er trägt aber sehr spät, oft erst im fünfzehnten Jahre. Werden daher in einem Kriege die Oelbäume niedergehauen, oder erfrieren sie, was jedoch selten der Fall ist, so entsteht ein ungeheurer Schaden. Im Dezember und Januar wer- den die Oliven reif, und dann schlägt man sie mit Stangen ab. Man preßt sie sogleich aus oder läßt sie auch eine Zeit lang liegen und gähren, damit man desto mehr Oel bekomme. Dieses Oel dient den Portugiesen statt But- ter und Schmalz zur Zubereitung ihrer Speisen, und man versichert, daß, wenn zuweilen die Hausfrauen ihre Schlüssel verlegen, wie das denn auch in Portugal der Fall ist, sie in der Geschwindigkeit Oel aus der Lampe in die Pfanne gießen und ihre Speise damit schmälzen. Noch ein Hauptprodukt Portugals ist der Wein, der in diesem warmen Lande außerordentlich gut wird. Er ist meistens roth; zwar gibt es auch wei- ßen ; aber der rothe schnieckt besser. Die weinreichsten Gegenden sind hier am obern Duero. In ganz Portugal wird der Wein nicht gekeltert; sondern die Trauben werden mit den Füßen zerstampft. Auch wird der Most nicht in den Keller gelegt, sondern mit dem stärksten Branntweine vermischt und über der Erde in den Magazinen gelassen, wo er vergährt. Dies ist die Ursache, daß die portugiesischen Weine alle schwer und stark, nicht leicht und fein sind, wie die französischen. Sie werden meistens von der Stadt Porto oder Oporto aus versendet; man nennt sie daher: „Portweine." Reich ist also Portugal an guten Weinen und edlen Früchten; desto är- mer aber ist es an Getreide. Nur in der nördlichen Hälfte baut man hinläng- lichen Vorrath ; in der südlichen muß jährlich sehr viel vom Auslande gekauft werden. Die Portugiesen sollen hieran größtentheils selbst Schuld sein; denn sie sind ein träges, unthätiges Volk, das sich nur höchstens zu solchen Arbeiten bequemt, die wenig Anstrengung erfordern. Sogar ihre meisten Schuhmacher, Schneider und andere dergleichen nothwendige Arbeiter sind Ausländer, die sich theuer bezahlen lasten. Zum Wassertragen, Lasttragen, Packen u. s. w. miethet man Galizier, die jährlich in großer Menge in die portugiesischen Städte kommen und sich viel Geld verdienen, indeß die ärmeren Portugiesen,

6. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 490

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
490 Die Zeit von 1815 bis 1657. Nach dem Falle Warschaus war der Krieg bald beendigt; die 3 polnischen Korps: 30,000 bei Modlin, 18,000 unter Ramorino zwischen Weichsel und Bug, 12,000 unter Rozpcki konnten sich nicht mit einan- der vereinigen, und nach einigen Hin- und Hermärschen gingen die er- sten über die preußische, die beiden andern über die österreichische Gränze; Modlin ergab sich den 9., Zamosk den 23. Oktober, vielleicht 8000 Po- len, die Hälfte davon Offiziere, wanderten aus und wandten sich größ- leutheils nach Frankreich. Bei ihrer Durchreise wurden sie in dem süd- westlichen Deutschland als die „Helden der Freiheit" gefeiert und mehr als einen polnischen Offizier hörte man es unumwunden aussprechen: „wir haben keine Hoffnung als neue Revolutionen; Frankreich wird Louis Philipps Herrschaft nicht lange ertragen, und knallt es einmal wieder in Paris, so erhebt sich Ungarn, wenn Kaiser Franz bis dahin gestorben ist; denn nur seinetwegen ist die ungarische Opposition bisher nicht weiter gegangen." Kaiser Nikolaus benutzte seinen Sieg um die Elemente eines künf- tigen Aufstandes zu beseitigen. Im Februar 1832 wurde Polen Ruß- land einverleibt, so daß von dem ehemaligen Königreiche außer dem Namen nichts mehr übrig blieb; Alle, die freiwillig an dem Aufstande Theil genommen hatten, verloren ihre Güter, von denen die meisten russischen Generalen und Offizieren als Belohnung gegeben wurden, so daß der Grundbesitz in Polen größeren Theils in russischen Händen ist. Die Universitäten in Wilna und Warschau wurden aufgehoben, die Zög- linge der Kadettenhäuser und die Militärwaisen nach Petersburg versetzt; russische Beamte nahmen alle Stellen von Bedeutung ein; eine Armee von 80,000 Mann bewachte die neue Ordnung, fortwährende Rekrutie- rungen führten die wehrbare Mannschaft in die russische Armee und nach dem Kaukasus, so daß ein nachhaltiger Aufstand in Polen selbst unter den günstigsten Umständen zur Unmöglichkeit geworden ist. Endlich ent- reißt die Politik Rußlands Polen die letzte Handhabe seiner Nationalität, den katholischen Glauben, indem es die Hälfte der katholischen Kirchen den Russen ganz einräumt, überall den Bekennern der russisch-griechischen Religion Antheil an den katholischen Kirchen gibt, 1839 aber durch ei- nen Federstrich 3—4 Millionen unierter Griechen in den ehemals pol- nischen Provinzen der russisch-griechischen Kirche einverleibte und einen Bischof Paulowski zum Metropoliten aller Katholiken in Rußland er- nannte; daß die Allokution des Papstes Gregor Xvi. am 22. November 1839 eine Aenderung dieses Ganges, alle katholischen Bewohner des russischen Reiches allmählig der russisch-griechischen Kirche zuzuführen, bewirkt hätte, davon ist nichts bekannt geworden. So lange Polen noch eigene Verfassung und eigenes Militär hatte, so lange die katholische Kirche den nationalen Gegensatz zwischen Russen

7. Viertehalb Jahrhunderte - S. 761

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
und der von den Vortheilen des Handels bestimmten Staatskunst. 761 nicht rechnen ließ. Doch der Reichstag zu Regensburg bewilligte die Unterstützung des Reiches, und auf die Bitten des Kaisers sandte selbst Ludwig Xiv., der öffentlich doch lieber als Vertheidiger der Christen- heit, denn als Bundesgenosse der Türken erscheinen mochte, ein kleines französisches Heer zu Hülfe. Die Türken hatten bereits im Jahre 1663 Neuhäusel an der Neutra, eine Grenzfeste des östreichischen Ungarns, genommen, und ihre Schaaren schweiften bis nach Mähren hinein. Im folgenden Jahre nahm Montecuculi mit dem Heere, das sich unterdessen zusammengezogen hatte, eine Stellung am linken Ufer der Raab, und durch eine Bewegung, die der türkische Heerführer im Laufe des neuen Feldzuges gegen den oberen Lauf dieses Flusses machte, verlegte sich der Schauplatz der Entscheidung in die Nähe von Steiermark, in die Gegend, wo die Naab aus dem Gebirge tritt. Hier, bei St. Gotthard, erlitten die Türken eine Niederlage, welche den Wendepunkt ihres Glückes bildet. Darauf schlossen sie noch im Jahre 1664 einen Frieden, der ihnen Neuhäusel ließ, dem Kaiser einen Theil des zwischen der Theiß und Siebenbürgen liegenden Gebietes übergab und Siebenbürgen unter An- erkennung des von den Türken eingesetzten Fürsten unabhängig machte. Die Vortheile des Friedens entsprachen nicht dem Erfolge der Waffen. Auch die ferneren Bemühungen Oestreichs, seine Herrschaft in Ungarn zu befestigen, hatten nicht den gewünschten Fortgang, da Frankreich den Widerstand der Ungarn verstärkte und endlich auch die Türken zu neuer Kriegserklärung veranlaßte, um den Kaiser an wirksamem Eingreifen in die westlichen Händel zu hindern. 5. Im Westen wurde der Krieg damit begonnen, daß nach dem im Jahre 1665 erfolgten Tode des Königs Philipp Iv. von Spanien der König von Frankreich, ungeachtet er bei seiner Vermählung in seiner Gemahlin Verzicht auf alle Erbansprüche gewilligt hatte, unter nichtigen Vorwänden nun doch auf die spanischen Niederlande ein Recht zu haben behauptete. Er berief sich auf ein Recht der Devolution oder des Heimfalles, welches in einigen Gegenden der Niederlande den Töch- tern erster Ehe in Betreff der Erbfolge den Vorrang vor den Söhnen zweiter Ehe gebe, und welches nun in Betreff der gesummten spanischen Niederlande ihm, da seine Gemahlin aus Philipps erster Ehe mit einer Tochter Heinrichs Iv. stamme, gegen König Karl Ii. als Sohn Philipps mit seiner zweiten Gemahlin, der Tochter Kaiser Ferdinands Iii. zu Statten kommen müsse. Dieses angebliche Recht geltend zu machen, ließ er im Jahre 1667 durch Türenne einen großen Theil jenes Gebietes und dazu im Jahre 1668 durch Conds die Freigrafschaft wegnehmen, während Spanien unter König Karl Ii. (1665—1700) keine Vertheidigungs- mittel hatte und Kaiser Leopold durch Ungarn beschäftigt war. Dem Könige wurde jetzt plötzlich in seinen Siegen auf eine Weise Halt ge- 49«

8. Viertehalb Jahrhunderte - S. 774

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
774 Die Zeit des französischen Ucbergewichtes durch ihn entzündete Krieg in seinem Fortgange gerade zur Wiederher- stellung der östreichischen Herrschaft über das gesammte Ungarn führte. Während die Stadt Wien, aus welcher sich der Kaiser nach Linz ge- flüchtet hatte, ungeachtet der angestrengtesten Gegenwehr von einem der nächsten Stürme des türkischen Heeres ihren Fall erwarten mußte, sam- melte sich unter dem Herzoge von Lothringen ein Heer von Reichs- Völkern aus dem fränkischen und dem schwäbischen Kreise, sowie aus Baiern und Sachsen, deren Kurfürsten, Maximilians Enkel Maximilian Emanuel und Johann Georgs I. Enkel Johann Georg Hl., selbst an dem Feldzuge zur Rettung Wiens Theil nahmen. Eine fernere Hülfe kam der bedrängten Stadt, deren Schicksal für Deutschland und die Christenheit entscheidend sein mußte, aus Polen trotz der Gegenbemühun- gen Ludwigs. Hier war im Jahre 1674 auf Michael ein neuer ein- heimischer König, Johann Sobieski, gefolgt, der in einem durch Kosaken- aufruhr veranlaßten Kriege mit den Türken sich den Ruhm eines Helden erworben hatte. Auch als König setzte Johann den Krieg fort, in welchem er sich die Krone verdient hatte. Ein Sieg bei Lemberg warf die Türken nach dem Dnjester zurück, und eine weitere Verfolgung des gewonnenen Vortheils hinderte nur der im polnischen Reiche herr- schende Mangel an Unterordnung, so daß nach einem nochmaligen harten Kampfe am Dnjester im Jahre 1676 ein Friede geschloffen wurde, der dem Sultan das in diesem Kriege gewonnene Podolien mit Einschluß der festen Stadt Kaminiez ließ. Als die Türken nun vor Wien standen, ließ sich der König durch die im Lande mächtige französische Partei nicht hindern, die Laufbahn, die ihn zu dem schönsten Ruhme eines Vor- kämpfers der Christenheit geführt hatte, noch einmal zu betreten. Er stieß mit einem polnischen Heere zu den Truppen des Herzogs von Lothringen, und beide Führer machten auf die Uebermacht der Türken einen Angriff, den der glänzendste Erfolg krönte. Die Niederlage des Kara Mustapha war der Anfang eines beständigen Zurückweichens der Türken, und die zweite Belagerung Wiens hatte den höchsten und letz- ten Schrecken für Deutschland erregt. Zwar kehrte der Polenkönig, nachdem er noch an der Granmündung bei Parkany einen Sieg hatte erfechten helfen, in sein Land zurück, doch blieb er der Verbündete des Kaisers gegen die Türken, und während der Herzog von Lothringen an der Donau hinab von Erfolg zu Erfolg eilte, trat Johann in der Mol- dau den Türken wieder entgegen. Das neue Glück abendländischer Waffen gegen die Türken belebte auch den Eifer einer dritten Macht, die schon von anderer Seite einen blutigen Krieg gegen sie geführt hatte. Nicht betheiligt an den großen Händeln Europas hatte Venedig noch zur Zeit des dreißigjährigen Krieges Gelegenheit erhalten, durch Thaten auf der See das Andenken seiner schönsten Zeiten zu erneuern.

9. Viertehalb Jahrhunderte - S. 711

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
und der schwedisch-polnische Krieg. 711 zösischeu Herzogthums Revers gekommen war. Ein Friede, der zu Chierasco im Jahre 1631 geschlossen wurde, nöthigte den Kaiser, der französischen Linie der Gonzaga die Belehnung mit Mantua und einem Theile Montferrats zu ertheilen, während ein anderer Theil von Mont- serrat den Staaten des Herzogs von Savoyen einverleibt wurde. Ri- chelieu war es auch, der den Schwedenkönig als Gegner des Kaisers in das Feld gerufen hatte und der durch Unterstützung dem Unternehmen desselben Nachdruck gab. Wie er ihm durch den Waffenstillstand mit Polen die Hände für den Krieg in Deutschland frei gemacht, lieferte er ihm die Mittel zu dessen Führung, indem er ihm im Jahre 1631 durch förmlichen Vertrag ein Fahrgeld zusagte, wofür sich der König verpflich- tete, sein Heer in einer bestimmten Stärke zu erhalten. 10. Es begann, nachdem der Krieg zwölf Fahre gedauert, eine neue Zeit desselben, da ein regsamer, kluger und tapferer Fürst, begleitet von Kriegern und Führern, denen seine früheren Kriege unter seiner Leitung eine Schule gewesen, dem Kaiser die errungenen Vortheile zu entreißen kam. Wie wenig es der allgemeinen Stimmung der prote- stantischen Fürsten entsprach, ihre Religionsfreiheit, zu deren Wahrung schon erfolgreiche Schritte gegen die Restitution geschehen waren, durch den fremden Eroberer vertheidigen zu lassen, oder ihre fürstlichen Rechte, wie es von Frankreich aus zu heißen pflegte, durch ausländische Hülfe gegen den Kaiser zu wahren, das zeigte sich an der Mühe, die es den König kostete, die Hülfe derjenigen zu gewinnen, zu deren Beschirmung gegen kaiserliche Uebermacht er gekommen zu sein behauptete. Gebiete- risch verlangte der König, nachdem er bei der Peenemündung gelandet war, von dem Herzoge Bogislaw von Pommern Einlaß in Stettin, den dieser nicht weigern konnte. Dadurch hatte er zugleich den Kur- fürsten von Brandenburg, den Bruder seiner Gemahlin, von sich abge- wendet, da Pommern nach einem Erbvertrage an Preußen fallen sollte und die unverkennbare Absicht, durch Pommern die schwedischen Be- sitzungen an der Küste zu ergänzen, auch den Vortheil Brandenburgs sehr nahe bedrohte. Wie es sich zeigte, daß Mecklenburg das nächste Ziel der schwedischen Bewegungen sein würde, brach Tilly, der jetzt ligi- stischer und kaiserlicher Heerführer zugleich war, dorthin auf. Doch als der König sich nach der Oder zurückwandte, begab er seinerseits sich gegen die Elbe, um die Stadt Magdeburg, welche die Aufnahme kaiserlicher Besatzung verweigert und wo der Verwalter des Erzbisthums, ein Oheim des Kurfürsten von Brandenburg, sich der Restitution widersetzt hatte, zu erobern und so einen wichtigen Waffenplatz dem Feinde zu eutziehen und sich zu sichern. Langsam gewann indeß der König Boden, da viele Städte bis an die Seelüfte hin kaiserliche Besatzung hatten und die Vorsicht es erheischte, keine feindlichen Streitkräfte im Rücken zu lassen, Kiesel, Weltgeschichte. Ii. 46

10. Viertehalb Jahrhunderte - S. 812

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
812 Die Zeit des französischen Uebergewichtes staatlicher Ordnung war, vorbereiten. Die Krone ging auf Ludwigs Urenkel Ludwig Xv. über, bei dessen Minderjährigkeit eine vormund- schaftliche Negierung nothwendig ward. Diese wurde dem Herzog Philipp von Orleans, dem Sohne von Ludwigs Xiv. Bruder übertragen. Zn ihm erhielt das lasterhafteste Leben nicht bloß einen Anhänger, son- dern einen Vertreter. Denn der Zügellosigkeit der Sitten, der sich der Regent und seine Genossen ergaben, und die in näherer und fernerer Umgebung Nachahmung fand, folgte auch bald eine förmlich ausgebildete Lehre von der Erlaubtheit sinnlicher Luft, und Hand in Hand damit ging eine unverhohlene Lossagung vom christlichen Glauben, durch welche jeder Damm gegen den Strom der Unsittlichkeit eingerisseu wurde. Die Regie- rung des Herzogs von Orleans, die bis zu dessen Tode im Jahre 1723 dauerte, wußte in dem durch Ludwigs Xiv. Kriege erschöpften und zer- rütteten Lande auch auf dem Wege der mechanischen Staatskunft nichts zu schaffen. Ihr gehört der Plan eines Schotten Namens Law, die Schulden des Staates zu tilgen. Das Mittel sollte eine Bank sein, die das Vermögen der Einzelnen gegen Schuldverschreibungen an sich zog und diesen dafür Antheil an dem Gewinne einer ausi Entdeckung von Gold- und Silberminen in Louisiana gerichteten Unternehmung versprach. In der Hoffnung auf Reichthum ließen Viele sich von den Lockungen, mit denen das neue Unternehmen prunkte, sich verlocken und man stei- gerte die Betheiligung sogar durch Zwangsmaßregeln. Nachdem der Schwindel vom Jahre 1716 bis in das Jahr 1720 gedauert hatte, stürzte das ganze Gebäude zusammen, da erst das Mißtrauen gegen die Bankzettel Unruhe verbreitete, dann der Regent den Werth der Zettel herabsetzte, dadurch das Vertrauen zu der Sache vernichtete, und wie die Bank die Zettel nicht einlösen konnte, Tausende von Familien in Armuth stürzte. 31. Die nächste Erschütterung, die das südliche Europa nach dem spanischen Erbfolgekriege zu erleiden hatte, ging von Spanien aus. Dieses Reich, das mit dem Kaiser eigentlich nicht Friede gemacht hatte, konnte den Verlust seiner Nebenlande nicht verschmerzen, wie auch der König desselben von dem Kaiser nicht anerkannt war. Philipp V. (1700—1746), der bei einem krankhaften Gemüthszustande, bei Neigung zu Schwermuth, stets unter fremder Leitung stehen mußte, hatte eine solche an seiner zweiten Gemahlin Elisabeth, einer Tochter des Hauses Farnese. Durch sie aber ward an die Spitze der Negierung ein Geist- licher aus Piacenza, der auf ihre Verwendung zum Cardinal erhobene Alberoni, gestellt. Indem er Ordnung in den Staatshaushalt brachte, setzte er Spanien in den Stand, einen Versuch zu Wiedergewinnung eines Theileö des im Utrechter Frieden Verlorenen zu machen. Ein solcher Versuch ward um so eifriger betrieben, als die Königin ihre
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