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1. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 203

1878 - Mainz : Kunze
— 203 — Manteuffel ihm die Aufgabe der Verfolgung abnahm, die so wirksam war, daß 80000 Mann zerlumpt und halb erfroren sich in die neutrale Schweiz flüchteten. Südwestdeutschland, das von einem Einfalle bedroht gewesen war, athmete wieder auf. Unterdessen hatte die Belagerung von Paris fortgedauert, und alle Ausfälle waren blutig zurückgeschlagen worden. In der Stadt wütete der Hunger, schon war auch ein Fort in deutschen Händen, von welchem aus die Beschießung begann. Da entschloß sich die Regierung der Nationalvertheidigung dazu, einen Waffenstillstand zu erbitten (28. Jan.), übergab sämmtliche Forts, überlieferte die Waffen und überließ es der in Bordeaux zusammentretenden Nationalversammlung Frieden zu schließen. Derselbe wurde durch Bismarck und Thiers vereinbart, und nachdem ein Theil der siegreichen Truppen in Paris eingezogen war, bestätigt (2. März), fand aber erst in Frankfurt a./M. 10. Mai seinen völligen Abschluß. Frankreich mußte eine bedeutende Geldsumme zahlen und das Elsaß außer Belfort sowie Deutsch-Lothringen abtreten. Ungefähr sieben Monate hatte der Krieg gedauert, nie aber waren in so kurzer Zeit so gewaltige Erfolge errungen worden, nie hatte die Feldherrnkunst (Moltke) und die Staatskunst höhere Triumphe gefeiert. Die Zahl der gewonnenen Schlachten und Gefechte kam der Zahl der Kriegstage beinahe gleich, 28 Festungen hatten sich ergeben, über 350 Tausend Gefangene gezwungen den Weg nach Deutschland angetreten. Mit der Tapferkeit der Truppen im Felde hatte die Sorgfalt der Angehörigen in der Heimat gewetteifert; besonders das schwächere Geschlecht zeigte sich groß in Werken aufopfernder Menschenliebe z. B. in der Pflege der Verwundeten und Kranken. Während des gewaltigen Kriegsgetümmels tagte in Rom das vatikanische Conzil und erfüllte nach einigem Sträuben den Wunsch Pius des Ix., indem es die Unfehlbarkeit des Papstes in Sachen des Glaubens und der Moral als Dogma aussprach. Weil damals die französische Besatzung der Tiberstadt zum Schutze der Heimat abberufen ward, benutzte Victor Emmanuel diese Gelegenheit, um den letzten Rest des Kirchenstaates mit Rom seinem Reiche einzuverleiben und so das einige Italien zur Wahrheit zu machen. Wichtiger als dieser Sieg des Nationalitätsprincips auf

2. Abriss der neuesten Geschichte - S. 92

1875 - Mainz : Kunze
92 Monroe 1817—1825), drängt, der südstaatlichen Heere Meister geworden, mit steigendem Nachdruck die Franzosen zum Ab- zug: statt mit diesen abzuziehen bleibt Kaiser Maximilian, obwohl seine Sache längst aussichtslos war, und fällt 1867 zu Queretaro in die Hände des siegreichen Präsidenten Juarez, der ihn (19. Juni 1867) erschiessen lässt. Dieser Misserfolg wirkt ebenso wie die schwankende Haltung gegenüber dem Papstthum auf der einen, der italieni- schen Nationalidee auf der andern Seite auf Napoleons Stellung im Innern zurück. Im gesetzgebenden Körper macht sich Thiers unbequem, der mit grossem Nachdruck bei massvoller Form die Herstellung des konstitutionellen Regiments fordert; es bildet sich, dem schroffen Vertreter des „persönlichen Regi- mens“, Rouher, gegenüber eine Mittelpartei unter Emile Ollivier mit dem Programm „Frankreich, treu anhänglich an die Dynastie, welche ihm die Ordnung gewährleistet, hängt nicht minder der Freiheit an.“ Die deutsche Frage tritt mehr und mehr in den Vorder- grund. Der Kaiser, längst im Geheimen bemüht, eine „Grenz- rectification“ nach dem Rheine zu mit Preussen gegen Oestreich oder mit Oestreich gegen Preussen zu gewinnen, nimmt dem nahenden Kriege gegenüber eine zu wartende Haltung an, bei welcher er am meisten zu gewinnen hofft. 3. Italien. Das neue Königreich war trotz der grossen Erfolge des Jahres 1860 in peinlicher Lage. Von fast allen Staaten, ausser Oesterreich, anerkannt, konnte es doch, so lange Rom und Venedig noch in fremden Händen waren, sich nicht als fertigen Staat fühlen imd dieses Gefühl des Unfertigen und Unsicheren lähmte die erwerbende Thätigkeit des Volks, zwang zur Haltung eines starken Heeres und führte durch beides, sowie durch die angetretene Erbschaft vielfacher Missbräuche in den annectirten Ländern, eine üble Finanzlage herbei. Die Versuche, mit dem Papste selbst auf gütlichem Wege ins Reine zu kommen, müssen aufgegeben werden: damit in dieser „römischen Frage“ wenigstens Etwas geschehe oder zu ge- schehen scheine, 15. Sept. 1864 Septemberkonvention zwischen

3. Geschichte des Mittelalters - S. 194

1878 - Mainz : Kunze
194 Vierte Periode des Mittelalters. hat, ist schon oben erwähnt worden. Nach Innen und nach Außen nahm unter seiner Regierung das Ansehen der Krone ab. Italien, die Dauphine, Burgund trennten sich vom Reiche, die Türken suchten mehrere Male Ungarn heim, die Polen eroberten ebenfalls einen Theil davon, und die Hussitenkriege entfremdeten ihm Böhmen. Das wichtigste Ereignis unter Siegmunds Regierung war die Kirchenversammlung zu Constanz oder Costnitz, welche wir jetzt mit ihren Folgen genauer betrachten wollen. §. Zk. Das ioncit 311 "V " u und feine Folgen. 1. Allgemeine Beschlüsse. Veranlassung Schon das Concilium zu Pisa (1409) hatte dem verderblichen des^Concils^ Schisma in der Kirche ein Ende machen wollen, allein nur noch größere zu Constanz Verwirrung herbeigeführt. Die beiden abgesetzten Päpste hatten rtäm-U14' lich dem Beschlusse des Concils keine Folge gegeben, und da man einen neuen Papst gewählt hatte, so geboten in der Christenheit nunmehr 3 Päpste. Darum bemühte sich Kaiser Siegmund ernstlich, die notwendige Besserung der Kirche an Haupt und Gliedern durchzusetzen und schrieb ein neues Concil nach Constanz aus, welches Papst Johann Xxiii. 1414 feierlich eröffnete. Eine ungeheure Fremdenmenge von allen Nationen, Ständen und Gewerben strömte in der alten Reichsstadt am Bodensee zusammen; man zählte 18,000 Geistliche, 29 Cardinäle, 160 Bischöfe, die Gesandten von 2 Kaisern und 14 Königen, 100 Grafen, 30 Herzöge und 80 Barone, —- 200 Schneider, 70 Schuhmacher, 44 Apotheker, 55 Zuckerbäcker, 83 Weinhändler, 1000 Schauspieler, Musikanten und Gaukler. Jo- Um sich auf dem päpstlichen Stuhle zu erhalten, hatte Johann haun xxiii. Xxiii.*) eine zahllose Menge italienischer Geistlichen mitgebracht. Allein gern Antheil die Versammlung beschloß, nicht nach Köpfen, sondern nach Nationen zu an demselben, jftmmen, und nahm 4 Hauptnationen an, die deutsche, französische, englische und italienische, welche einzeln berathen und abstimmen sollten. Die Mehrheit der Stimmen in den Spezialversammlungen sollte dann als Abstimmung in der allgemeinen Sitzung gelten. Die Deutschen, Franzosen und Engländer verlangten von Anfang, es sollten alle 3 Päpste sofort abdanken, damit der Friede in der Kirche hergestellt werden könne. Ungern verstand sich Johann hierzu**); allein er hatte bereits *) Als Johann, der von der Kirchenversammlung nichts Gutes für sich erwartete. auf seiner Reise in die Nähe von Constanz kam, rief er auf die L-tadt deutend: „Dies sieht mir aus wie eine Grube, in der man Füchse fängt." ** Die andern Päpste waren nicht erschienen. ^

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 282

1868 - Mainz : Kunze
282 Dritte Periode der neueren Geschichte. Der Krieg der venetianische Königreich von Oestreich abgefallen und hatte die Truppen derlombardet unter ^er Führung des greisen Feldniarschalls Radetzky zurückgedrängt. Sardinische, römische und toskanische Freischaaren strömten den Lom- barden zu, und der König Karl Albert von Sardinien, welcher zum Herrscher des einigen freien Italiens ausersehen war, rückte ebenfalls mit 100,000 Mann heran. Inzwischen hatte Radetzky bedeutende Verstärkungen an sich gezogen, und durch seinen Sieg bei Mortara und Novara lieferte er nicht nur Mailand wieder in die Hände des Kaisers, sondern nöthigte auch den König von Sardinien zum Rückzüge in sein Land. Nach der Eroberung von Brescia wurde der Aufstand in der Lombardei von Haynau mit blutiger Strenge unterdrückt; Ve- nedig, welches die Republik proklamirt hatte, wurde eng eingeschlossen und mußte sich nach einer schwierigen Belagerung endlich ergeben. Auch in Mittel- und Süditalien gab es Unruhen. Pius Ix., seit 1846 Papst, mußte in: November 1848 nach Gaeta fliehen, und Rom ward für eine Republik erklärt; aber ein französisches Heer unter Oudinot eroberte die Stadt, und der Papst konnte 1850 zurückkehren. Tos- cana hatte sich für eine Republik erklärt, aber der geflüchtete Groß- herzog kehrte in Folge einer Gegenrevolution zurück. Auch Sicilien, und:» das sich von Neapel losgerissen, ward wieder unterjocht. In Böh- Ungarn. men unk ¡n uit£arn waren gefährliche Unruhen ausgebrochen. Die ersteren hatte Fürst Windifchgrätz bald gedämpft, die letzteren nahmen einen so großartigen Charakter an, daß Oestreich allein sich außer Stand sah, die Ruhe wieder herzustellen. Hier war nämlich der Gedanke an- geregt worden, den Ungarn die alten Privilegien wieder zu erzwingen, deren sie sich von je her zu erfreuen hatten, und darum verlangten die Stände eine selbständige Natioualregierung unter dem Erzherzog Palatin, eine Reforn: ihrer Verfassung, Minderung der Steuern und für das ungarische Militär das Vorrecht, nicht außerhalb ihres Königreichs dienen zu müssen. Kaiser Ferdinand I. hatte diese Forderungen nicht alle unbedingt gewähren können, aber die Einsetzung eines besonderen ver- antwortlichen ungarischen Ministeriums bewilligt, dessen Seele der Finanzminister Ludwig Kossuth wurde. Zwischen den Magyaren und Slavoniern und Kroaten bestand schon längst Uneinigkeit, und den Augenblick, wo die Ungarn dem Kaiser jene Vorrechte im Drange der Zeitverhältnisse abgenölhigt hatten, benutzte der Banus Iellachich von Kroatien, um sich von Ungarn loszureißen und das kaiserliche An- sehen wieder auszurichten. Zwar mußte der Kaiser die Absetzung des ungehorsamen Banus verhängen, allein derselbe reiste nach Innsbruck, wo Ferdinand weilte, und fand daselbst freundliche Aufnahme. Iellachich

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 268

1876 - Mainz : Kunze
268 Dritte Periode der neueren Geschichte. bortari (Köhler) die Einheit Italiens erstrebte. Eine Militärverschwörung in Neapel unter dem General Pepe zwang den König zur Abdankung (1820) und übertrug die Krone dem Kronprinzen Franz, welcher, wie sein Vater, die ihm vorgelegte spanische Verfassung von 1812 beschwören mußte. Auch in Sicilien entstand ein so greulicher Aufruhr, daß die fünf Großmächte Europas es für ihre Pflicht hielten, in einem Kongresse zu Laibach die italienischen, griechischen und spanischen Angelegenheiten zu berathen (1821). König Ferdinand, welchen man ebenfalls zu dem Kongresse eingeladen hatte, erklärte feine Abdankung und feine Anerkennung der Verfassung für abgedrungen und erzwungen, worauf Kaiser Franz ein Heer unter dem General Frimont nach Italien sandte. Ferdinand konnte nun in fein Land zurückkehren und stellte die alte Verfassung mit einigen Abänderungen wieder her. Nach seinem Tode bestieg Franz Ii. den Thron, welchen noch immer österreichische Bajonette stützen mußten. Erst 1827 zogen die Oesterreicher ab. Revolution Als 1814 König Ferdinand Vii. in seine spanischen Grönländer tn Spanien, zurückkehrte, legten ihm die Kortes, seine Landstände, eine neue Verfassung, welche sie 1812 entworfen hatten, zur Bestätigung vor. Er weigerte sich dieselbe anzunehmen und stellte die unumschränkte Königsgewalt wieder her. Da aber die allgemeine Unzufriedenheit in offenen Aufruhr überging, so sah sich Ferdinand Vii. doch genöthigt, die Verfassung von 1812 anzuerkennen. Ein großer Theil des Volkes war aber mit dieser Neuerung durchaus nicht einverstanden und griff zu den Waffen, um den früheren Stand der Dinge herbeizuführen. Der König, ganz in der Gewalt der Kortes, vermochte nicht die Ruhe wieder herzustellen; da nahm sich der französische König Ludwig Xviii. seiner an und gab Ferdinand durch eine bedeutende Armee, welche unter Ludwigs Neffen, dem Herzog von Angouleme, in Spanien eingerückt und überall siegreich aufgetreten war, die Macht, feinen ursprünglichen Willen, ohne Konstitution und Kortes zu regieren, durchzusetzen. Die Franzosen blieben bis 1828 in Spanien stehen und unterstützten den König noch tn einem andern Vorhaben, welches über Spanien großes Unheil brachte, in der Durchführung der weiblichen Erbfolge, wonach er seiner Tochter Jsabella Ii. zum Nachtheile seines Bruders Don Karlos den Thron verschaffte?) Ferdinand starb 1833. *) Philipp V. hatte das für die Erbfolge in Spanien angenommene salische Gesetz 1713 aufgehoben, Ferdinand stellte 1830 ans Abnei gung gegen seinen Bruder Don Carlos die weibliche Thronfolge wie der her.

6. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 214

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
214 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs Xiv. re. den politischen Dualismus, als dessen eigentlichen Gründer er zu be- trachten ist. Wie sehr wir deßhalb auch seine hohen geistigen Fähig- keiten, seine ungewöhnliche Arbeitskraft, seine militärischen Erfolge und seinen auch im Unglück ungebrochenen Sinn hervorheben und rühmen mögen, so müssen wir doch besonders betonen, daß er Deutschland ge- spalten und in das unsägliche Unglück eines jahrelangen Bürgerkrieges gestürzt sowie durch seine Verachtung bestehender Verträge und Rechtsver- hältnisse die spätere revolutionäre Richtung der Zeit vielfach verschuldet hat. Zwölftes Kapitel. Der österreichische Erbsoigekrieg. Am 20. Oktober 1740 starb Kaiser Karl Vi., und seine Tochter Maria Theresia (geboren den 3. Mai 1717) folgte ihm in dem Be- sitze der österreichischen Erblande, die er derselben durch die pragmatische Sanktion gesichert zu haben glaubte. Doch zeigte es sich gleich nach seinem Tode, daß die Mächte einen andern Vertrag neben der prag- matischen Sanktion geschlossen hatten, den von Nymphenburg, der auf die Zerstückelung der österreichischen Monarchie, auf den Sturz des Hau- ses Habsburg, gerichtet war. Karl Albert von Bayern sprach die österreichische Erbfolge an als Nachkomme einer Tochter Ferdinands I. und in Folge eines angeblichen Testaments dieses Kaisers, in welchem den Nachkommen der nach Bayern verheiratheten Prinzessin die Erbfolge in Oesterreich zugesichcrt sei im Falle des Aussterbens des männlichen Stammes der Habsburger (im Testament aber heißt es des ehelichen Stammes). Sein Bundesgenosse war 1) Frankreich; diesem ver- sprach der Kurfürst, wenn es ihn bei seinen Ansprüchen unterstütze und ihm zur Kaiserkrone behilflich sei, es nicht an der Eroberung der Nieder- lande und des linken Nheinufers zu hindern. 2) Spanien; dieses sollte in Italien nehmen dürfen, so viel ihm beliebe. 3) Preußen, dem Schlesien zugesagt ward. 4) Sachsen wollte sich mit Mähren und Oberschlesien begnügen. Oesterreichs einziger Bundesgenosse, Rußland, wurde durch die Schweden beschäftigt, welche sich durch Frankreich Hetzen ließen. Schon im Dezember fiel das preußische Heer unter Friedrich Ii. in Schlesien ein und besetzte den größten Theil des Landes; er bot der Kaisertochter zwei Millionen Thaler, seine Stimme zur Wahl ihres Ge- mahls, des Herzogs Franz, und seine Unterstützung an, wenn sie ihm das Herzogthum Schlesien abtrete. Maria Theresia verweigerte es und schickte ihr Heer unter dem ungeschickten Neipperg gegen die Preußen, welche von dem jungen König und Eugens Schülern, Schwerin und

7. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 276

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
276 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs Xiv. rc. Königsmörder, Verschwörungsschmiede u. dgl. Die bourbonischen Käbi- nete ruhten aber nicht; sie drängten und bedrohtenden Papst Klemens Xiv. so lange, bis er den Orden durch ein Breve vom 23. Juli 1773 aufhob. Klemens that es gezwungen, von den großen Päpsten hätte sich übrigens keiner zwingen lassen; vertreibt die Jesuiten, ich kann es nicht hindern, hätte ein solcher gesprochen, aber daß ich den Orden ver- urtheile, der unter Christen und Heiden so unendlich viel gewirkt hat, das sei ferne von mir. Der Orden wurde von der Kirche seinem Schicksale überlassen, weil sie in der Furcht vor größeren Stürmen sich die Ruhe durch ein großes Opfer zu erkaufen hoffte. Der gewaltige Haß der Mächtigen jener Zeit gegen den Orden entsprang daraus, daß sie in ihm einen noch Mächti- geren neben sich zu sehen glaubten; sie hielten ihn für den Archimedes, der den Standpunkt gefunden, auf dem er mit seinem Hebel die Erde bewegen könne. Den meisten der damaligen Regenten und Staatsmän- ner war der Orden zu gewaltig; sie fürchteten ihn und haßten ihn darum; daher sehen wir auch die schwachen Bourbonen gegen ihn so feindselig, nicht aber Maria Theresia, Friedrich Ii. und selbst nicht die russische Katharina Ii. Der Angriff auf den Orden wurde von seinen Feinden mit großer Geschicklichkeit geleitet und jede Blöße mit taktischer Fertigkeit benutzt. Die Betheiligung einzelner Ordensmitglieder an dem politischen Getriebe der Höfe, die Einmischung in weltliche Angelegen- heiten überhaupt lieferte das Material zu der Anklage: der Orden ist herrschsüchtig und aller Ränke voll. Streitigkeiten und Eifersüchteleien mit Klöstern und Klerikern veranlaßten zu dem scheinbar schmerzlichen Bekenntniß: die Jesuiten stören den Kirchenfrieden. Lare Censur von Schriften einzelner Ordensmitglieder schienen die Anklagen, die gegen die Sitten- und Rechtslehre des Ordens gerichtet waren, zu rechtfertigen, und Unternehmungen wie die des Pater Lavalette mit dem Skandal des darauf folgenden Prozesses wurden als Beweis angeführt, daß dem Orden keine Spekulation fremd sei, der unglückliche Spekulant jedoch geopfert werde. Später wurden andere Orden aufgehoben, weil sie zu wenig thäten und nur dem beschaulichen Leben sich hingäben; die Jesui- ten dagegen waren zu thätig und entwickelten eine zu große koncentrierte geistige Macht; die Anklage lautete bei den einen auf „zu viel", bei den andern auf „zu wenig", der aber gerade genügende Orden wurde bis heute noch nicht bezeichnet.

8. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 600

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
600 Die Zeit von 1815 bis 1857. leugnen, sondern erklärte einfach, dazu sei er vollständig berechtigt. Auch im Oberhause wurde die Sache angeregt und beide Häuser setzten eine Kommission nieder, welche nach reiflicher Untersuchung die Erklärung abgab, daß der Minister durch ein unter Königin Anna erlassenes Ge- setz zu seiner Handlung befugt gewesen sei, und das Parlament fand auch nicht für gut, das augefochtene Gesetz aufzuheben. Bei diesem Anlasse erklärte Lord Palmerston, Graham habe im Interesse Englands gehandelt; England lebe mit Neapel im Frieden, und da es im In- teresse Englands liege, daß die Ruhe in Neapel nicht gestört werde, so sei das englische Ministerium verpflichtet, für die Erhaltung jener Ruhe zu sorgen, und eben darum seien die Briefe des in England das Asylrecht genießenden Mazzini gelesen worden, um nöthigenfalls Ent- würfe zu vereiteln, welche die Ruhe in Neapel stören könnten. Also das Interesse Englands ist allein maßgebend, ob von England aus ein anderes Land revolutioniert werden darf oder nicht, und dieser cynische Grundsatz machte sich kaum zwei Jahre darauf so sehr geltend, daß England aus Interesse die Revolutionierung Neapels versuchte. Was diesen Umschlag bewirkte, war wohl nichts anderes als der innige An- schluß Neapels an Frankreich, dessen König 1846 das englische Kabinet durch die spanischen Heirathen zu unversöhnlicher Feindschaft reizte. Von dieser Zeit an gab sich England eine auffallende Mühe, seinem Einflüsse in Italien Boden zu gewinnen, wozu es die Locktöne des Liberalismus gebrauchte. Dieses politische System hatte in einem italienischen Geist- lichen, Vincenzo Gioberti (geb. 1801 zu Turin, gest. 1852 zu Paris), seinen Hauptredner gefunden; derselbe griff in seiner Schrift „il Gesuifa modernoki (der Jesuit von heute) nicht etwa bloß den Jesuitenorden an, sondern hauptsächlich, wie es sich aus diesem Titel von selbst ver- steht, den Geist der Kirchenregierung Gregors Xvi., und in einer an- dern Schrift „il primato civile e morale ilegli Italiani“ (der bürger- liche und sittliche Primat der Italiener) predigte er eine italienische Revolution, durch welche die Oesierreicher aus Italien vertrieben, die italienischen Staaten liberal rekonstituiert und in einen Bund vereinigt werden sollten, an dessen Spitze der Papst stände. Mazzini trat den Phantasieen des geistlichen Herrn keineswegs feindselig entgegen, da sie jedenfalls für eine Revolution und gegen Oesterreich arbeiteten, theilte sie aber nicht entfernt; denn nach seinem Plane sollten alle italienischen Throne umgestürzt werden und an ihre Stelle eine Republik treten, die des ruhmvollen Namens halber die römische zu heißen bestimmt war. Mazzini ließ die liberale Partei ungestört Propaganda machen in der Voraussicht, daß ihre Erfolge schließlich ihm zu gute kommen werden, und umgekehrt störte ihn die liberale Partei nicht, weil sein Treiben in erster Linie gegen Oesterreich gerichtet war und sie fest daran glaubte,

9. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 490

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
490 Die Zeit von 1815 bis 1657. Nach dem Falle Warschaus war der Krieg bald beendigt; die 3 polnischen Korps: 30,000 bei Modlin, 18,000 unter Ramorino zwischen Weichsel und Bug, 12,000 unter Rozpcki konnten sich nicht mit einan- der vereinigen, und nach einigen Hin- und Hermärschen gingen die er- sten über die preußische, die beiden andern über die österreichische Gränze; Modlin ergab sich den 9., Zamosk den 23. Oktober, vielleicht 8000 Po- len, die Hälfte davon Offiziere, wanderten aus und wandten sich größ- leutheils nach Frankreich. Bei ihrer Durchreise wurden sie in dem süd- westlichen Deutschland als die „Helden der Freiheit" gefeiert und mehr als einen polnischen Offizier hörte man es unumwunden aussprechen: „wir haben keine Hoffnung als neue Revolutionen; Frankreich wird Louis Philipps Herrschaft nicht lange ertragen, und knallt es einmal wieder in Paris, so erhebt sich Ungarn, wenn Kaiser Franz bis dahin gestorben ist; denn nur seinetwegen ist die ungarische Opposition bisher nicht weiter gegangen." Kaiser Nikolaus benutzte seinen Sieg um die Elemente eines künf- tigen Aufstandes zu beseitigen. Im Februar 1832 wurde Polen Ruß- land einverleibt, so daß von dem ehemaligen Königreiche außer dem Namen nichts mehr übrig blieb; Alle, die freiwillig an dem Aufstande Theil genommen hatten, verloren ihre Güter, von denen die meisten russischen Generalen und Offizieren als Belohnung gegeben wurden, so daß der Grundbesitz in Polen größeren Theils in russischen Händen ist. Die Universitäten in Wilna und Warschau wurden aufgehoben, die Zög- linge der Kadettenhäuser und die Militärwaisen nach Petersburg versetzt; russische Beamte nahmen alle Stellen von Bedeutung ein; eine Armee von 80,000 Mann bewachte die neue Ordnung, fortwährende Rekrutie- rungen führten die wehrbare Mannschaft in die russische Armee und nach dem Kaukasus, so daß ein nachhaltiger Aufstand in Polen selbst unter den günstigsten Umständen zur Unmöglichkeit geworden ist. Endlich ent- reißt die Politik Rußlands Polen die letzte Handhabe seiner Nationalität, den katholischen Glauben, indem es die Hälfte der katholischen Kirchen den Russen ganz einräumt, überall den Bekennern der russisch-griechischen Religion Antheil an den katholischen Kirchen gibt, 1839 aber durch ei- nen Federstrich 3—4 Millionen unierter Griechen in den ehemals pol- nischen Provinzen der russisch-griechischen Kirche einverleibte und einen Bischof Paulowski zum Metropoliten aller Katholiken in Rußland er- nannte; daß die Allokution des Papstes Gregor Xvi. am 22. November 1839 eine Aenderung dieses Ganges, alle katholischen Bewohner des russischen Reiches allmählig der russisch-griechischen Kirche zuzuführen, bewirkt hätte, davon ist nichts bekannt geworden. So lange Polen noch eigene Verfassung und eigenes Militär hatte, so lange die katholische Kirche den nationalen Gegensatz zwischen Russen

10. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 682

1874 - Mainz : Kunze
682 Europa — Italien. Palestrina, doch später traten ihre Meister weit hinter die Deutschen Händel, Bach, Gluck, Mozart, Haydn und Beethoven zurück. Daß auch die dramatische, besonders tragische Poesie in jener freiheits- und vaterlandslosen Zeit keine Ermunterung finden konnte, begreift sich — die Nation wandte sich dafür dem sinnlichen Opernpomp zu. Das letzte halbe Jahrhundert hat indes bewiesen, daß in einem politisch herabge- konimeuen Volke noch ein Kern vorhanden sein kann, der unter günstigen Umständen wieder wachsen und einen lebensvollen Schoß aus dem erstorbenen Stamme hervorzu- treiben vermag. Die Revolutionskriege seit 1792, das Schalten der erobernden Fran- zosen in Errichtung und wechselnder Umänderung neuer Staaten, Einführung neuer Einrichtungen und Gesetze, der gezwungene Antheil an Napoleons Heerzügen n. s. w. hatten die Italiener aus ihrer politischen Apathie aufgerüttelt; ausländische, früher ver- botene Schriften waren in Umlauf gekommen, kriegerisches Wesen war geweckt, und der Titel König von Italien, welchen Napoleon sich beigelegt, hatte einen Klang, der dem Ohre der Italiener wohl that. Wenn man dies alles sich vergegenwärtigt, be- greift man, wie wenig die Herstellung des Alten durch die im Jahr 1815 wieder auf den Thron gekommenen Regenten die Nation befriedigen konnte. Sie kamen haßer- füllt gegen die neuen Ansichten, welche unstreitig Wurzel gefaßt hätten. Ihre Regie- rungsknnst war also von Argwohn durchdrungen, sie stützte sich auf gesteigerte Polizei- gewalt, auf die schnell wieder herbeigerufenen Jesuiten, auf Verfolgung alles gefähr- lich Scheinenden in Schriften und Reden, im Nothsall auf österreichische Hilfe. Diese war ihnen zugesagt, wogegen sie sich verbindlich gemacht, niemals auf eine Repräfen- tativ-Verfaffnng einzugehen. Gerade darnach aber, nach politischen Freiheiten, sowie nach nationaler Vereinigung, strebte der nur einigermaßen denkende Theil der Italiener und fühlte sich immer mehr in einem Gegensatze zu den Regenten, die sich um so inniger an Oesterreich lehnten und diesem den gewünschten Vortheil ge- währten, neben seinem Einflüsse in Deutschland 'ein völliges Protektorat über Italien zu besitzen. Der Gegensatz zeigte sich bald als politische Gährung, als Kund- werden geheimer Verbindungen, die über das ganze Land sich verzweigten, und in poe- tischen wie prosaischen Werken, die bei aller Vorsicht im Ansdrnck doch demokratisches Leben athmeten, und ihres innern Feners wegen zugleich einen neuen Aufschwung der erschlafften Nationalliteratur andeuteten. Hugo Foscolo, Silvio Pellico (der seine fromme Vaterlandsliebe auf der mährischen Beste Spielberg abbüßen mußte), Niccolini, Leoparde; ferner General Coletta, Gioberti, Gnerazzi; Mazzini. Praktische Männer und Schwärmer, geistig Unzufriedene und materiell Verletzte arbeite- ten einander in die Hände. Es kam zu Verschwörungen und heftigen Versuchen, ein konstitutionelles öffentliches Leben, das ans gesetzlichem Wege nicht zu erhalten war, ge- waltsam zu erzwiugen; doch war der Ansgang mehrerer^ solcher Versuche ein trauriger, sie wurden mit Hilfe des Auslandes (Oesterreichs u. Frankreichs)niedergeschlagen und dienten fast nur dazu, manche vorzügliche Köpfe und Charaktere in die Kerker und aufs Schaffst zu bringen oder zur Flucht ins Auslaud zu nöthigen. Statt aber nun die Ursachen solcher Erscheinungen zu heben, verstärkte man sie durch verdoppelte Strenge und höchst unweise Maßregeln, Gab doch der sardinische König Felix im Jahr 1825 ein Edikt, dem zufolge niemand sollte lesen und schreiben lernen, der nicht 1500 Francs besäße, und niemand stndiren , der nicht die gleiche Summe als jährliche Reute bezöge — ein
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