632 Unsre Zeit.
die Bewegung, so daß Ferdinand I. sich zweimal veranlaßt sah, Wien zu verlassen und das erste Mal nach Innsbruck, das zweite Mal nach Olmütz sich zu begeben. In Wien gestaltete sich unter den Augen des Reichstages eine Studenten- und Pöbelherrschaft, während welcher blutige Exzesse undstraßen-kämpfe vorfielen. Die Ruhe konnte erst wiederhergestellt werden, 28.Ok-nachdem der Fürst Windischgrätz in förmlicher Belagerung im die Stadt erobert hatte. Der Reichstag wurde nach Kremsier verlegt. Da derselbe aber ebensowenig etwas Lebensfähiges zustande brachte, als die konstituierende Versammlung in Berlin, so wurde er aufgelöst und eine neue Gesamtstaatsversas-sung aus kaiserlicher Machtvollkommenheit gegeben (oktroyiert). 2.De-Kaiser Ferdinand I. dankte zu guusten seines Neffen, Franz ^i8?8?Joseph I., ab.
628) Die Bedrängnisse, in welche der Kaiser durch die Wiener Revolution geraten war, benützten sowohl die Böhmen als die Ungarn, um ihre Ansprüche durchzusetzen. In Prag kam es ebenfalls zu einem Volksaufstande, den der Fürst Windischgrätz nur dadurch unterdrücken konnte, daß er Prag bombar-i2. feierte. Noch ernsthafter standen die Dinge in Ungarn, dem ms! gestattet worden war, durch einen eigenen Vizekönig in Ofen regiert zu werden. Die Ungarn bestanden auch darauf, daß die Nebenländer (Kroatien, Slawonien, Siebenbürgen, Militärgrenze) mit Ungarn vereinigt bleiben sollten, wogegen die Kroaten unter dem Ban Jellachich (—tschitsch) sich wehrten. Der Advokat io.ok-Ludwig Kossuth wurde zum Diktator gewählt und das Haus 184& Habsburg der ungarischen Krone verlustig erklärt. Gegen die ^^kaiserliche Streitmacht, welche die Revolution bekämpfen sollte, er-1849. fochten die ungarischen Generale, namentlich Görgey und die Polen Bem und Dembinski, um so leichter glänzende Siege, als sie aus Ungant alle Hilfsmittel zum Kriege in reichlichem Maße bezogen. Da die Armee, welche unter Radetzky in Italien kämpfte, nicht abgerufen werden konnte und in Deutschland, Böhmen und Galizien ebenfalls bedeutende Streitkräfte notwendig waren, nahm der Kaiser, der sich selbst an die Spitze der in Ungarn operierenden Armee gestellt hatte, die Intervention Rußlands an. Der Generalfeldmarschall Fürst Paskewitsch führte eine russische Armee über die Karpathen nach der obern Donau. Nach mehrfachen Niederlagen trat Kossuth seine Diktatur an Görgey ab, der aber vor dem russischen General Rüdiger i3.Au-bei Vilagos die Waffen streckte. Die ungarische Verfassung 1849. wurde aufgehoben und Ungarn den übrigen Kronländern eingereiht. Da wenige Tage vor dem Siege bei Vilagos Viktor
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_I. Ferdinand_I. Franz_^i8?8?Joseph_I. Franz Kossuth Radetzky Fürst_Paskewitsch Kossuth Görgey
Extrahierte Ortsnamen: Wien Olmütz Wien Berlin Ungarn Prag Prag Ungarn Kroatien Slawonien Haus_184&_Habsburg Italien Deutschland Galizien Ungarn Donau Ungarn
§ 227. Österreich. 633
Emmanuel ebenfalls Frieden geschlossen hatte und ein paar« Tage nachher Venedig, welches am längsten Widerstand leistete, kapitulierte, so war in Österreich die Ruhe wieder zurückgekehrt.:
Anmerkungen.
1. Die Studenten Wiens bildeten unter sich eine akademische Legion, von deren Hauptquartier iu der Aula die Befehle ausgingen. Als die Regierung diese Legion aufheben und mit der Nationalgarde verschmelzen wollte, entstanb ein Aufruhr, so daß das Ministerium diese Anordnung zurücknehmen mußte. Bei der Belagerung Wiens befehligte bei- Reichstagsabgeorbnete Robert Blum von Leipzig eine Kompanie und würde deshalb nach der Einnahme der Stadt stanbrechtlich erschossen. Der Pole Bem leitete die Verteibigung der Stadt. Den Aufruhr schürten ganz besonbers ungarische Agenten, welche von Kossuth bezahlt würden. Diesem lag baran, daß Wien die Truppen des Kaisers beschäftige, bamit er selbst in Ungarn sich freier bewegen konnte. Der Ban Jella-chich verließ auch wirklich seine Stellung bei Preßburg, wo er eine Schlacht annehmen wollte, und zog auf Wien zu, als er Nachricht von den Vorfällen in der Stadt erhalten hatte (7. Okt. 1848).
2. In Prag war das Volk vor das Haus des Fürsten Winbisch-grätz gezogen. Zum Schutze besselben hatte sich Militär aufgestellt. Da fiel aus einem gegenüberstehenben Hause eiu Schuß, der die Fürstin Winbischgrätz, die am Fenster stand, tötete. Das Militär schritt nun ein und es entwickelte sich ein Straßenkampf, der das Bombardement zur Folge hatte. In Wien wurde der Kriegsminister Latour von einem Pöbelhaufen an einen Laternenpfahl gehenkt, in Pest der General Graf La mb erg auf der Brücke getötet und durch die Stadt geschleift.
3. Zugleich mit dem Kaiser Ferdinand I. verzichtete dessen Bruder, der Erzherzog Franz Karl, auf die Thronfolge und es gelangte nun nach dem Erbfolgerecht Franz Joseph, der Sohn bieses Erzherzogs und der Prinzessin Sophie von Bayern, an die Regierung. Derselbe ist geboren am 18. August 1830 und mußte vor der Abdankung Ferdinands erst für volljährig erklärt werden.
4. Joseph Freiherr von Jellachich war beim Ausbruche der ungarischen Revolution nur Oberst, wurde aber auf ausdrückliches Verlangen bet Kroaten, die beshalb eine Deputation an den Kaiser schickten, zum Banus des vereinigten Königreichs Kroatien, Dalmatien und Slavonien, zum geheimen Rat und Felbmarfchallleutnant und zum Inhaber zweier Regimenter ernannt. Als der Banus gegen Ungarn marschierte, zwang der ungarische Kriegsminister dem Kaiser zwar ein Manifest ab, in welchem Jellachich aller seiner Ämter und Würden entsetzt wurde, aber dieser gehorchte nicht, behielt das Kommando und half so das Kaiserreich retten.
5. Ludwig Kofsuth war bereits 1830 Advokat und Agitator für bte Sache der Polen. Als solcher staub er einmal wegen Veruntreuung anvertrauten Gutes in Untersuchung. Seine Bewerbung um ein Staatsamt hatte feinen Erfolg und ba er das Vertrauen als Abvokat verloren hatte, so verfaßte er politische Schriften, die ihm eine vierjährige Haft zuzogen. Nach feiner Entlassung würde er Rebafteur. Er griinbete den Schutzverein, der sich verpflichtete, nur ungarische Erzeugnisse zu gebrauchen.
Rolfus, Weltgeschichte. 3. Aufl. 27
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Extrahierte Personennamen: Emmanuel Robert_Blum Latour Ferdinand_I. Franz_Karl Franz Karl Franz_Joseph Franz Sophie_von_Bayern August Ferdinands Joseph_Freiherr_von_Jellachich Ludwig_Kofsuth Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Wiens Wiens Leipzig Wien Ungarn Wien Prag Wien Ferdinands Kroatien Dalmatien Ungarn Polen
'
Von der ersten französischen Revolntion bis zur Gegenwart. 283
überschritt alsbald die ungarische Grenze, mußte sich aber wieder zurück-
ziehen. Kurz darauf ernannte der Kaiser, nachdem er die ungarische
Nationalversammlung aufgehoben hatte, den Banns zum Stellvertreter
des Kaisers in Ungarn und bekleidete ihn mit unumschränkter Gewalt. ®ic Otloßexi
Die Wiener widersetzten sich sofort dem Abmarsche der östreichischen Wie,-. 1848.
Truppen, welche zu Iellachichs Armee nach Ungarn aufzubrechen Befehl
erhalten hatten, und das gesammtc Proletariat der Kaiserstadt bewaffnete
sich. Der Kriegsminister Latour ward vom Volke grausam ermordet.
Da verhängte der Kaiser den Belagerungszustand über Wien, schloß die
Stadt ein und ließ sie durch den Fürsten Windischgrätz beschießen, den
Reichstag aber nach Kremsier in Mähren verlegen. Wien konnte sich
nicht lauge halten und fiel den Truppen in die Hände. Ein blutiges
Strafgericht ward über die Rädelsführer „der Wiener Oktoberrevolution"
gehalten. Robert Blum, ein Mitglied des Frankfurter Parlaments,
welcher auf die Kunde von diesen Vorgängen nach Wien geeilt war,
Ludwig Messenhauser, der Commandant der Wiener, und andere Führer
des Volkes, welche man ergriffen hatte, wurden standrechtlich erschossen.
Viele waren entflohen und hatten sich nach Ungarn gewandt, insbe-
sondere Pulsky, Bem und Fenueberg. Diese traurigen Verhältnisse Kaiser Fcrdi-
hatten die Bildung eines neuen Ministeriums zur Folge, dessen Seele
und Vorstand der Feldmarschalllieutenant Fürst Felix von Schwarzen- des Erzher-
berg wurde, und veranlaßten den Kaiser die Krone zu Gunsten des
jungen Erzherzogs Franz -Joseph niederzulegen. Da der Reichstag in
Kremsier den Grundsatz festhielt, daß alle Staatsgewalt vom Volke
ausgehen müsse, so ward er aufgelöst, und Oestreich erhielt eine Ver-
fassung (1849), welche für sämmtliche Kronländer gelten sollte, aber
1851 mit einer andern vertauscht wurde *). Doch dauern die Ver-
fassungsveränderuugen bis zur Gegenwart fort.
Der Aufstand in Ungarn war inzwischen planmäßig organisirt Derauistcmd
und über ganz Ungarn und Siebenbürgen ausgedehnt worden. Fürst
________________ sischer Hülse
unterdrückt.
*) In derselben ist die Gleichheit aller Staatsangehörigen vor dem Gesetze,
die Ablösbarkeit aller Feudallasten und jede in den Kronländern gesetzlich
anerkannte Kirche in dem Rechte gemeinsamer öffentlicher Religionsnbung
bestätigt. Die Minister sind nur dem Kaiser verantwortlich. Sie erkennt
der katholischen Kirche die kirchliche Disciplinargewalt und die Verwaltung
der geistlichen Güter zu, setzt die Jesuiten in ihre früheren Rechte ein
und ordnet statt der Censur ein strenges Preßgesetz an. Die Einheit des
Kaiserstaates soll unwandelbar erhalten und in allen Kronländern die
politische Verwaltung in gleicher Weise geordnet werden. Einen Reichs-
tag setzt sie nicht ein.
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Extrahierte Personennamen: Latour Robert_Blum Ludwig_Messenhauser Ludwig Felix_von_Schwarzen- Felix Franz_-Joseph Franz Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Ungarn Wien Wien Wien Ungarn Ungarn Ungarn
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. 283
eine Republik erklärt; aber ein französisches Heer unter Dubinot eroberte die Stadt, und der Papst konnte 1850 wieber einziehen. Toscana hatte sich ebenfalls für eine Republik erklärt, aber der geflüchtete Großherzog kehrte in Folge einer Gegenrevolution zurück. Auch Sicilien, das sich von Neapel losgerissen, warb wieber unterjocht. In Böhmen und in Ungarn waren gefährliche Unruhen ausgebrochen. Die ^”b l”n ersteren hatte Fürst Winbischgrätz balb gebämpst, die letzteren nahmen einen so großartigen Charakter an, daß Oesterreich allein sich außer Stanbe sah die Ruhe wieber herzustellen. Hier war nämlich der Gebanke angeregt worben, den Ungarn die alten Privilegien wieber zu erzwingen, bereit sie sich von jeher zu erfreuen hatten, und barum verlangten die Stänbe eine selbstänbige Nationalregierung unter einem Erzherzog (Palatin), eine Reform ihrer Verfassung, Minberung der Steuern und für das ungarische Militär das Vorrecht, nicht außerhalb des Königreiches bienen zu müssen. Kaiser Ferbinanb I. hatte diese Forberungen nicht alle unbebingt gewähren können, aber die Einsetzung eines befonberett verantwortlichen ungarischen Ministeriums bewilligt, besten Seele der Finanzminister Ludwig Kossuth würde. Zwischen den Magyaren und Slavoniern und Kroaten bestanb schon längst Uneinigkeit, und den Augenblick, wo die Ungarn dem Kaiser jene Vorrechte im Drange der Zeitverhältnisse abgenöthigt hatten, benutzte der Banus Jellachich von Kroatien, um sich von Ungarn loszureißen und das kaiserliche Ansehen wieber auszurichten. Zwar mußte der Kaiser die Absetzung des ungehorsamen Banus verhängen, allein berselbe reiste nach Innsbruck, wo Ferbinanb weilte, und fanb baselbstsreunbliche Aufnahme. Jellachich überschritt alsbalb die ungarische Grenze, mußte sich aber wieber zurückziehen. Kurz baraus ernannte der Kaiser, nachdem er die ungarische Nationalversammlung aufgehoben hatte, den Banus zu feinem Stell- ^tiotutiontn Vertreter in Ungarn und bekleibete ihn mit unumschränkter Gewalt. 2bien 1848-Die Wiener «übersetzten sich sofort dem Abmärsche der österreichischen Truppen, welche zu Jellachichs Armee nach Ungarn aufzubrechen Befehl erhalten hatten, und das gefammte Proletariat der Kaiserstabt bewaffnete sich- Der Kriegsminister Latour würde vom Volke grausam ermorbet.
Da verhängte der Kaiser den Belagerungszustanb über Wien, schloß die Stadt ein und ließ sie durch den Fürsten Winbischgrätz beschießen, den Reichstag aber nach Kremster in Mähren verlegen. Wien konnte sich nicht lange halten und fiel bett Truppen in die Hänbe. Ein blutiges Strafgericht warb über die Räbelsführer „der Wiener Oktoberrevolution" verhängt. Robert Blum, ein Mitglieb des Frankfurter Parlaments, welcher auf die Kunbe von biefen Vorgängen nach Wien geeilt war,
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Kossuth Ludwig Latour Robert_Blum
Extrahierte Ortsnamen: Sicilien Neapel Ungarn Oesterreich Ungarn Kroatien Ungarn Ungarn Ungarn Wien Wien
243
dem Westen Europas in Berührung., Zu diesem Thore hinaus
ritten die Hunnen, um Westeuropa zu verwüsten, — zu diesem
Thore hinaus zogen die wilden Scharen der Magyaren (Ungarn),
um Deutschland zu quälen. Zu eben diesem Thore hinaus strömten
die Türken, um Wien zu belagern. Herein kamen in dieses Thor
die Deut sch e n, insbesondere unter Karl d e m G rosse n, — dann
unter vielen Heerführern und Kaisern, um die Verwüstungen der
Ungarn zu strafen und sie aus räuberischen Nomaden zu sess-
haften Bürgern zu machen; —hier herein pilgerten die Kreuz-
fahrer zum heiligen Lande; — hier herein kamen die Oester-
reicher, ihre Erbrechte geltend zu machen, — und die Fran-
zose n unter ihrem grossen Kaiser, um in Ungarn Oesterreich
zu bezwingen. Durch dieses Thor kam den Ungarn das Chriften-
th u m, der Städtebau, die Kultur, das De u tschthn m. Hier
liegen in der Ebene zu beiden Seiten der Karpathen , in den
Raaber Flachen die unzähligen ungarisch-deutschen Schlacht-
se 1 d e r.
Durch das zweite Hauptthor, bei Belgrad, rückten die rö-
mischen Kaiser. Aus eben dieser grossen Hauptstrasse ergossen
sich die ungestümen Scharen der Türken und v erbrüteten sich von
Belgrad aus auf die ungarischen Viehtriften. Zu diesem Thore
hinaus zogen die Ungar n, die Oe ft e r re i c h er, um gegen die
Türken zu streiten. Um diesen Punkt drehen sich alle die Kämpfe
Ungarns mit der Türk ei, und es liegen hier an der The iss
Schlachtfelder an Schlachtfeldern, auf denen unsägliches Blut vergos-
sen wurde.
Durch das dritte Thor endlich, das die theisser Ebene
anbahnt, kamen die Ungarn selbst, 215,000 bewaffnete Männer
stark. Denn hier überstiegen sie aus den Ebenen der M o 1 d a u die
Karpathen und ergossen sich in das Thal der The iss. Vor
ihnen strömten auch dieses Weges die H u nnen und unzählige an-
fiele Völkerschaften. — Und 1849 eilten von dieser Seite die R u s-
s e n — Oesterreich zu Hülfe, von dessen Herrschaft sich
die Ungarn zu befreien strebten. —
Während in dem Innern von Ungarn die Magyaren woh-
nen, stehen die Deuts c hen in dem westlichen Thor e,
welches wir das deutsche nennen. In dem s ü d 1 i c h e n stehen
die Türke n, und wir nennen es das türkisch e. In dem öst-
lichen aber stehen die R ul se n, und es mag daher das r u f-
t’ische genannt werden. — In der Nähe des deutschen Thores
hält die wichtige Festung K o m o r n Wache, in der Nähe des tür-
kischen das ebenso feste Peterwardein.
16*
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Extrahierte Personennamen: Karl_d Karl
Extrahierte Ortsnamen: Europas Westeuropa Ungarn Deutschland Ungarn Oester- Fran- Ungarn_Oesterreich Ungarn Chriften- Belgrad Belgrad Ungarn Oesterreich Ungarn Deuts
654
Die Zeit von 1815 bis 1857.
2. August bei Debreczin, während die österreichische Armee unter Hay-
nau (Fürst Windischgrätz hatte am 12. April, sein Nachfolger Melden
das Oberkommando am 30. Mai an Haynau abgegeben) die ungarische
unter Dembinski am 4. und 5. August bei Szöreg warf, in raschen
Märschen an die Theiß vordrang, Szegedin besetzte und am 9. August
bei Temes war die entscheidende Schlacht gewann, durch welche die
hartbedrängte Festung entsetzt und Dembinskis Heer zersprengt wurde.
Bei diesem hatte sich am Tage der Schlacht General Bem eingefunden,
aber nicht mit einem siegreichen Korps, sondern als Geschlagener; denn
am 22. Juni waren Oesterreicher und Russen unter Clam, Grotenhielm
und Luders in Siebenbürgen eingedrungen, hatten bei Rußborgo, Zllye-
falva, Schäßburg und Weißkirch gesiegt (31. Juli) und die Reste von
Berns Korps nach Deva gedrängt. Görgep, den Kossuth zum Dikta-
tor hatte erklären lassen, konnte im besten Falle die Trümmer der ge-
schlagenen Heere an sich ziehen, aber keineswegs hoffen, daß er den Ar-
meen unter Paskewitsch, Haynau und Lüders einen erfolgreichen Wider-
stand leisten werde; deßwegen entschloß er sich zu einer Kapitulation und
ergab sich den 13. August mit 28,000 Mann und 142 Kanonen bei
Vilagos an den russischen Befehlshaber, nicht an den österreichischen,
wohl hauptsächlich, um die Oesterreicher zu kränken, vielleicht auch, weil
er auf russische Protektiou rechnete. Seinem Beispiele folgten das Korps
Bems bei Deva den 18., Lazars bei Karansebes und Vecseys bei Bo-
rosjeno den 20., Kosinskis bei Schibo den 25. August; Arad ergab sich
am 17. August, Peterwardein am 6. September, Komorn unter Klapka
am 27.,—Ungarn war unterworfen. Kossuth, Dembinski, Bem, Guyon
(ein Engländer), Meszaros und mit ihnen ein Schwarm minder bedeu-
tender Revolutionäre flüchteten sich bei Zeiten in die Türkei und berei-
teten derselben manche Verlegenheit, bis sie nach England oder Nord-
amerika gingen, wo Kossuth in Volksreden so lange Haß gegen Oester-
reich predigte, bis man dort des oft wiederholten Schauspiels satt wurde.
So endete die ungarische Revolution; der Kriegszustand blieb aber so
lange über Ungarn verhängt, bis die öffentliche Sicherheit, die durch
Räubereien gefährdet wurde, wieder hergestellt war.
In Folge des Kriegsgerichts zu Arad endeten im Oktober eine An-
zahl von Jnsurgentenanführern, früher Offiziere in der kaiserlichen Ar-
mee, die der offenen Rebellion, nach der Proklamierung der Republik,
gegen den Kaiser dienten, durch den Strang (so Kiß, Aulich, Vecsey,
Nagy Sandor, Leiningen-Westerburg, Dessewsky, Damjanich), Ludwig
Vatthyany durch Pulver und Blei.
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Extrahierte Personennamen: August August August Berns August Schibo August August Dembinski Nagy_Sandor Ludwig
Vatthyany Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Szöreg Siebenbürgen Schäßburg Arad England Arad Leiningen-Westerburg Dessewsky
Gebiet der Donau.
265
eigene Kosten, jedoch nur unter Zustimmung des Landtags zu vertheidigen. Durch
Stephl.ii deu Heiligen dem Katholicismns zugeführt, wandte sich im Reformationszeit-
alter das Volk dem Protestautismus zu; doch wußte die österr. Regierung der kathol.
Lehre besonders unter den Magnaten neue Ausbreitung zu verschaffen.
Ortschaften. — 1) An der Donau: Bemerkenswerth ist, daß an der mitt-
leren und unteren Donau die größeren Städte sich paarweise gegenüber liegen: Ofen-
Pest, Peterwardein-Neusatz, Belgrad-Semlin, Widdin-Kalasat, Rustschuk-Schiurschewo,
Matschin-Braila:e>. und daß die Städte der (höheren) rechten Seite durch geschicht-
liche Erinnerungen ausgezeichnet, aber von dem früheren Glänze herabgekommen, die
der (niedrigeren) linken durch Handel und Betriebsamkeit im Aufblühen begriffen sind;
in all diesen Donaustädten ist das deutsche Element besonders stark vertreten und es bil-
dete von jeher das anregende und belebende Princip, den Ursprung aller Gesittung, wie
ja überhaupt die Kultur dem Lauf der Ströme zu folgen pflegt. Presburg zwischen
hohen Bergen und weiter Ebene, eine zeitlang königliche Krönnugsstadt, mit 46,5(10 E.
ist nur zum vierten Theil magyarisch. Unterhalb theilt sich der Strom in 2 Arme, welche,
die große fruchtbare Jusel Schütt bildend, sich erst nach 11 M. bei der starken Festuug
Komorn (12,200 E.) wieder vereinen. Gran mit großartiger Domkirche; der dor-
tige Erzbischos ist höchster Geistlicher oder Primas von Ungarn. Unterhalb Gran biegt
der Strom südwärts nach der (durch eine Kettenbrücke verbundenen) Doppelhauptstadt
des Landes, in den verschiedenen Epochen der wechselvollen Geschichte der politische Mit-
telpunkt desselben, an der Stelle, wo zum letzteumale steile Höhen au den Strom heran-
treten, an deren Fuß heiße Quellen hervorsprudeln. Oseu oder Buda mit
54,000 E. (zu mehr deuu 3/4 deutsch), alte Hauptstadt Ungarns, am rechten Ufer in
schöner, weinreicher, in deutscher Weise mit Dörfern besäter Gegend, an Stelle des
römischen Aquincum und des hunnischen Etelvar (Etzelsburg); Sitz der Regiernngs-
behörden. Zuoberst in der Festuug, die sich 1849 siebzehn Tage lang gegen Görgeys
Heer vertheidigte, ist dem General Hentzi und den mit ihm gefallenen Leuten ein Mo-
numeut errichtet. Von der Türkenherrschaft her noch eine kleine Moschee anf dem
Grabe eines muhamedanischen heiligen Mönchs, die lant dem Karlowitzer Frieden von
4699 erhalten wird. Pest, die größte Stadt Ungarns, Centralpunkt des Handels
und der Jndnstriethätigkeit. 200,000 E. Hier das Magyarenthum überwiegend, daher
Sitz der Nationalinstitute: Universität, Akademie, Nationaltheater, Nationalmuseum.
Die große Synagoge hat ein Fundament aus rothem einheimischen Marmor und ist
nach dem Plane von E. Förster im maurischen Stile geschmackvoll ausgeführt. Vor der
Stadt auf der Ebene Rakos (Pußte) wurden ehemals die ungarischen Reichstage gehal-
ten , jetzt Pferderennen. — Weiter südlich berührt die Donan kleinere Orte, z. B.
Mohacs, wo 1526 die Türken, 1687 aber die Christen siegreich gewesen (jenes An-
sang, dieses Ende der Türkenherrschaft im Lande). Erst Nensatz ist wieder eine größere,
rasch ausblühende Handelstadt, wo deutsche Sprache herrscht (19,100 E ). Gegen-
über die nach Komorn stärkste Donaufestung Peter ward ein auf einem von 3 Seiten
durch die Donau umflossenen Vorgebirge (daher das „ungarische Gibraltar"). Prinz
Eugen und die Türken 1716. Karlowitz am Ostende des weinreichen Fruska Gora
(hl. Gebirg, auch Vrdnik) in Syrmien (18 Mln. lange, 3 Mln. breite, schöne, frncht-
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Personennamen: Hentzi Rakos B.
Mohacs Peter Eugen Eugen Karlowitz
Europa —
Öst er reich-Ungarn.
873
Solyman, ein Kroat gewesen! Und als ihnen früher einmal gegen ihre Zustimmung
etwas aufgenöthigt werden sollte, protestirte der Banus Erdödy mit dem stolzen Worte:
regnum regno noxi dat leges. Der Gebrauch des Lateins war allerdings den Kroaten
lästig wie den Magyaren, allein sie sahen sich dabei gleich gestellt. Nun trat eine starke
Ungleichheit ein. Und der Verdruß stieg, als die Magyaren Verlegung des Reichs-
tags von Presburg nach Pest*), also nach der alten Residenz magyarischer Könige,
begehrten.
Die Verlegenheit, in welche der plötzliche Ausbruch des achtnndvierziger Revo-
lutionssturmes zu Wien, Prag und in der Lombardei das Wiener Kabinet versetzte,
machte die Magyaren kühner, ihre Forderungen steigerten sich und die Reform nahm
den Charakter der Revolution an. Schon wurde, zum großen Schrecken der Sachsen,
die Notwendigkeit erörtert, den Landtag Siebenbürgens — das seit Jahrhundertenein
besonderes Land unter österreichischer Oberhoheit gebildet — mit dem nngarisch-kroatischen
zu vereinigen, damit man ein Centrum für das altungarische Reich habe. Bald forderte
man auch ein eigenes königliches Ministerium, das zu Pest, am Orte des Reichs-
tags, seinen Sitz nehmen sollte. Der kaiserliche Hos, in seiner Bedrängnis, mußte nach-
geben und verlangte nnr, daß Ungarn bei solcher Absonderung wenigstens einen Theil
der kaiserlichen Staatsschuld übernehme. Dies ward verweigert. Ja man ging so
weit, den Rückmarsch der beim Heere in der Lombardei befindlichen ungarischen Regi-
menter zu fordern, da Ungarn ihren Beistand nicht verwilligt habe. Die Leidenschaft
stieg und mit ihr die Erbitterung. Was die Feder nicht vermochte, fiel endlich dem
Degen anheim, und konnte ihm, wenn man wollte, ohne Zaudern anheim fallen, da
eben Prag bezwungen, Oesterreich durch Berufung eines Parlaments vorläufig zufrieden-
gestellt, das Kriegsvolk in Italien durch Radetzkys Siege auf kaiserliche Seite ge-
bracht und Kroatien zu vollem Abfall von den Magyaren bewogen war.
Das letztere war die Folge eines politischen Fehlers, den die Herrn in Pest ge-
macht; sie hatten nämlich in das erlangte eigne Ministerium lauter Magyaren gewählt
und Kroatien dabei vergessen. Der Banus Jellachich trat sofort, erst im stillen, dann
offen aus kaiserliche Seite. Mit ihm im Verein konnte General Windischgrätz die zu
Gunsten der Ungarn plötzlich aufs neue (im Oktober 1848) empörte Stadt Wien be-
zwingen und dann gegen Pest aufbrechen.
So begann der Krieg, der zu Anfang die Magyaren noch wenig gerüstet fand,
jedoch zehn Monate lang mit wachsender Anstrengung von beiden Seite geführt wurde,
bis er — als ein gewaltiges Russenheer dem Kaiser zu Hilfe eilte — zum Verderben
der tapfern Magyaren ausschlug. Mit der Ergebung Görgeys bei Vilkgos
am 13. August 1849 brachen ihre Kräfte zusammen, und die Führer des Aufstandes
und der Armee suchten entweder ihre Rettung in der Flucht oder fielen unter dem
harten Ausspruche des Standrechts. So ist das selbständige Magyarenreich **) schnell
*) Pest hängt mit Buda oder Ofen durch eine Brücke zusammen.
**) Am 2. Dec. 1848 hatte Kaiser Ferdinand die Krone an seinen Neffen Franz
Joseph abgetreten. Der ungarische Reichstag versagte seine Zustimmung und erklärte
sogar', am 14. Apnl 1849. Ungarn für einen selbständigen Staat, von dessen Regierung
das Haus Habsburg-Lothrmgen auf immer ausgeschlossen sein solle.
Schacht, Lehrb. d. Geographie 3. Aufl. 5ß
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Extrahierte Personennamen: Banus_Erdödy Windischgrätz August Buda Ferdinand Franz
Joseph Franz
Extrahierte Ortsnamen: Europa Wien Prag Sachsen Ungarn Oesterreich Italien Kroatien Kroatien Ungarn Wien Haus_Habsburg-Lothrmgen
1056
Die Zeit des noch lebenden Geschlechtes.
auf der Brücke zwischen Ofen und Pesth grausenhaften Tod durch Mör-
derhände. Da ernannte der Kaiser den Banns zum Oberbefehlshaber
für Ungarn und sprach die Auflösung des dortigen Landtages aus. Der
Versuch, diesen Befehlen durch Anwendung von Waffengewalt Nachdruck
zu geben, brachte während des Monats October in Wien die Revolu-
tion auf ihre Höhe. Wie man hier ungern von den Siegen Rade.tzky's
gehört, wollte man jetzt das Einschreiten gegen Ungarn verhindern, da
man in dem dortigen Aufruhr die Gewähr für die Möglichkeit jedes
frevelhaften Beginnens zu haben glaubte. Durch das Bemühen, den
Abmarsch der nach Ungarn bestimmten Truppen zu hindern, brach der
wildeste Aufruhr aus, in welchem der Kriegöminister Latour mit thieri-
scher Wuth ermordet wurde. Der Kaiser floh nach Olmütz. Die em-
pörerische Hauptstadt aber wurde bald von der Rache ereilt. Der Fürst
Windischgrätz kam aus Prag, wo er durch Niederschlagen des Aufruhrs
einen großen Sieg für die Ordnung erkämpft hatte, mit Truppen heran-
gezogen und vereinigte sich mit der Besatzung Wiens, die während des
Aufruhrs eine Stellung außerhalb der Stadt genommen hatte. Zu ihm
stieß auch Iellachich, der mit einem Heere durch das südwestliche Ungarn
angerückt war. Aussicht auf Hülfe der Madscharen hielt den Muth der
Empörer aufrecht. Ein Heer der Madscharen wurde aber, nachdem
es die Leitha überschritten, geschlagen. Darauf siel Wien am Schluffe
des Octobers und ward unter kriegerischen Befehl gestellt. Rasch folg-
ten sich jetzt die Schritte zur Wiederherstellung. Ein Ministerium, an
dessen Spitze Fürst Schwarzenberg stand, zeigte Umsicht, Ernst und Nach-
druck. Der Reichstag wurde, um dem Einflüsse der meuterischen Um-
gebung entzogen zu sein, nach Kremfier bei Olmütz verlegt. Kaiser
Ferdinand legte am 2. December 1848 die Krone nieder, und da auch
sein Bruder Franz Karl auf dieselbe verzichtete, ging sie auf dessen
achtzehnjährigen Sohn Franz Joseph über. Im März des Jahres 1849
wurde nun auch der Reichstag, dessen Thun der Würde und der Wohl-
fahrt der Monarchie nicht entsprach, geschlossen und durch den Kaiser
eine auf seinen Befehl ausgearbeitete Verfassung verliehen. Gegen
Ende des Jahres 1848 war auch die Eroberung Ungarns begonnen
worden, und im Januar 1849 zog Windischgrätz in Ofen ein. Die
Waffen des Kaisers waren Anfangs glücklich, aber unter dem zum Dik-
tator erhobenen Kossuth entwickelte das Land eine überraschende Wider-
standskraft, so daß die östreichischen Heere überall wieder zurückweichen
mußten. Erst als der Kaiser von Rußland ein Hülfsheer unter Pas-
kewitsch sandte, gelang im August des Jahres 1849 die Unterwerfung.
Preußen hatte bald in dem verhältnißmäßig kleinen Theile seines pol-
nischen Gebietes den Aufstand, der sich auch dort an das Verlangen
nach Berücksichtigung nationaler Bedürfnisse geknüpft hatte, mit den
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Extrahierte Personennamen: Fürst_Schwarzenberg Ernst Ferdinand Ferdinand Franz_Karl Franz Karl Franz_Joseph_über Franz August
982
Die Zeit der siegreichen Revolution»
Der Erzherzog Johann hatte in Friaul bei Sacile an der Livenza über
den Vicekönig von Italien, und Erzherzog Ferdinand, der Sohn des
Kaisers, bei Warschau über die Polen gesiegt. Dazn hatten sich die
Tiroler, welche die bei Abtretung ihres Landes ihnen gewährleistete
Verfassung doch eingebüßt, unter östreichischer Leitung in Masse gegen
die ihnen verhaßte, von französischem Geiste erfüllte bairische Regierung
erhoben. Der Erzherzog Johann mußte nach Deutschland berufen
werden, der Erzherzog Ferdinand ward durch ein in Galizien eingerück-
tes russisches Heer zurückgedrängt, und gegen die Tiroler wütheten die
Baiern mit einer Grausamkeit, welche die Greuel des spanischen Krieges
übertraf. Der Hauptschlag, der den Krieg beendete, erfolgte durch die
Schlacht, die Napoleon mehrere Wochen nach der Schlacht bei Aspern
bei Wagram auf dem Marchfelde dem Erzherzoge Karl lieferte. Nach
beharrlichem Widerstande wichen die Oestreicher, da Erzherzog Johann,
der inzwischen gegen den ihm nachrückenden Vicekönig ein Treffen bei
Naab verloren hatte, nicht der Erwartung gemäß erscheinen konnte.
Der Rückzug des geschlagenen Heeres ging nach Mähren, und bei Znaym
wurde, als es eben zu einer neuen Schlacht kommen zu sollen schien,
im Aufträge des Kaisers Franz ein Waffenstillstand mit Napoleon ge-
schlossen. Oestreich mußte den Krieg endigen, ehe es durch gänzliche
Erschöpfung die Hoffnung auf dereinstige Wiedererhebung verlor. Für
Napoleon mag aber außer der Furcht vor einer Volkserhebung, von der
er in Spanien und Tirol Beispiele gesehen, die Rücksicht auf Rußland
eine schonende Behandlung empfohlen haben, da dieses bei dem Angriffe
auf Galizien sich als ein nicht eifriger Bundesgenosse zeigte und aus
einer zu weit gehenden Schwächung der östreichischen Monarchie Besorg-
nisse für sich selbst schöpfen konnte. Der im Herbste des Jahres 1809
zu Schönbrunn geschlossene Friede entzog dem östreichischen Staate Salz-
burg und das Jnnviertel nebst einem ostwärts daran stoßenden Bezirke
zu Gunsten des ohnehin auf seine Kosten vergrößerten und neben ihm
zum feindlichen Wächter aufgestellten Baierns. Westgalizien mit Krakau
wurde zur Vergrößerung des Herzogthüms Warschau abgerissen, und
selbst Rußland erhielt einen Theil, den östlichsten Bezirk von Ostgalizien,
in welchem Tarnopol liegt. Außerdem aber legte der Sieger dem Be-
siegten ein Opfer auf, durch welches er selbst im Südosten Europa's
festen Fuß faßte. Er ließ sich die Gegenden an der oberen Drau, Ober-
kärnthen mit seiner Hauptstadt Villach und alles am rechten Ufer der
Sau bis zur Mündung der Unna gelegene Land, Krain und einen Theil
Kroatiens, abtreten, womit er auf Kosten des Königreichs Italien den
östlich vom Jsonzo gelegenen Theil der ehemals venetianischen Besitzun-
gen nebst dem Gebiete der Republik Ragusa verband, so daß sich die
jonischen Inseln als Fortsetzung daran anschloffen. Dieses Ganze, das
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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Extrahierte Personennamen: Johann Johann Ferdinand Ferdinand Johann Johann Ferdinand Ferdinand Napoleon Karl Karl Johann Johann Franz Franz Napoleon Oestreich Napoleon