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Europa
— die Türkei.
der türkischen Miswirthschaft noch immer die schönste Insel des Mittelmeeres und reich
an Produkten; ein Gebirg durchzieht sie, woraus der Ida sich bis auf 2457 m. er-
hebt. Hauptort: Megalokastron (Candia) mit 12000 E. (Die Inseln bei
Kleinasien s. S. 510.)
Die Schutzstaaten
waren ehemals Provinzen der Türkei, sind aber jetzt so gut wie unabhängig.
a) Serbien 791 Q.m. und 1,319000 E. (S. S. 268). Dieses Fürstcnthum,
dessen Bevölkerung seit dem Jahre 1801 zuerst unter Kara Georg, dann unter Milosch
Obrenowitsch um seine Freiheit gekämpft hat, wurde 1817 vou dem letzteren, dem Be-
freier Serbiens, gegründet und 1830 auch von der Pforte als erbliches Fürstenthum
und als selbständig anerkannt; nur ein unbedeutender Tribut ist an den Sultzn zu
entrichten. Türken dürfen vertragsmäßig nicht im Lande wohnen. Seit 1867 haben
sie auch die Festung Belgrad, deren Besatzungsrecht ihnen bis dorthin noch zustand, ge-
räumt. Die Regierungsgewalt des Fürstenhauses, dessen Erblichkeit nun auch vou den
europäischen Mächten anerkannt ist, ist durch eine Skupschtiua oder Nationalversammlung
beschränkt. Serbien hatte Verfafsuugskämpse durchzumachen, wie vielleicht kein anderes
Land in Europa, scheint nun aber allmählich zur Ruhe zu kommen. Die nach Er-
mordung des Fürsten Michael (1868) eingesetzte Regentschaft hat dem jetzigen Fürsten
Milan Obrenowitsch Iv. (1872) „einen fester als je stehenden Thron und ein Politisch
resormirtes, militärisch gestärktes und finanziell wohlbestelltes Land" übergeben. Die
Regierung leistet Anerkennenswertes für Besserung der rechtlichen, ökonomischen und
kommerziellen Verhältnisse des Landes, für wissenschaftliche Bestrebungen und für Volks-
Unterricht. Ohne Zweifel sind die Serben der begabteste Zweig der Südslaven, und
obwohl griechische Christen, stehen sie doch nicht uuter dem Patriarchen von Konstant!«
nopel; wenn aber exaltirte serbische Patrioten von der Errichtung eines großserbischen
Reichesträumen, damit, „wenn der türkische Halbmond in Konstantiuopel fällt, der ser-
bische Falke am Bosporus kreise"; wenn das kleine Fürstenthum nicht ohne Komik die
Protektormiene gegenüber den benachbarten „bedrängten Bruderstämmen" übernimmt,
obgleich uach dem eigeuen Geständnis der Serben z. B. die österreichischen Südslaven
ihnen in Entwicklung konstitutionellen Lebens und abendländischer Bildung weit voran-
stehen; weun ganz offen die Losreißnng von der Türkei gepredigt, die Großmannssucht
im Volke augeregt und ihm anf der Balkänhalbinsel die Rolle ausgelogen wird, welche
die Piemontesen in Italien spielten: so ist dahinter die russische (panslavistische) Agitation
zu vermutheu, die sicher ist, daß, wenn nur erst die bis jetzt regierende Nation des
osmanischen Reiches aus der Halbinsel verdrängt ist, die emanzipirten slavischen Völker-
brocken der Anziehungskraft des mächtigen Zarenreiches, das — wie der Jehovah der
alten Juden — keine anderen Götter neben sich duldet, zu folgen sich gezwungen sehen
werden — eine Aussicht, die Oesterreich-Ungarn, wie das Deutsche Reich in gleicher
Weise auffordern muß, frei von christianisirender Sentimentalität und Romantik, in der
sog. „orientalischen Frage" anf dem Boden einer gesunden, das eigene Interesse voran-
stellenden Realpolitik Stellung zu nehmen. —- Bezüglich der Vermehrung der Bevölke«
rung gehört Serbien zu den ersten Ländern Europas; denn von 1320—55 ist die Be-
völkerung um 20 o/o, und von 1856—66 um 14% jährlich angewachsen. Belgrad
mit 25000 E., die jetzige Hauptstadt des Landes, anf einem langgestreckten Hügelzuge
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Extrahierte Personennamen: Georg Milosch
Obrenowitsch Michael_(
Extrahierte Ortsnamen: Europa Candia Kleinasien Serbien Serbiens Serbien Europa Bosporus Italien Deutsche_Reich Serbien Europas Belgrad
Europa —
Nußland.
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man jährlich an 500000 Ctr. Auch der lebhafte Bergbau und Hütteubetrieb im Ural
gehört diesem mittleren Landgürtel an. — Im Junern sind Moskau und Nischnej
Nowgorod (wohin die ehemalige Makariew-Messe verlegt ist), Kasan, Oreuburg und
Charkow die bedeutendsten Handelsplätze; an der See: Petersburg und R'.ga,
Odessa, Astrachan, Archangel. Die meiste Ausfuhr besteht in Flachs und Flachs-
sameu, Häuf und Hanfsamen, Getreide, Nutzholz, Wolle, Talg,
Häuten, Pelzwerk, Schlachtvieh, Pferden, Graphit u. a. Rohprodukten,
ferner (besonders nach Asien hin) in Metall-, Webe- und S eilerw a aren,
Seifen und Kerzen, sowie Leder, letzteres vorzüglich als Saffian und als Insten,
das seinen Geruch durch Gerbung mit Birkentheer erhält. Der Handel zur See ist
übrigeus noch zum großen Theil in den Händen der Ausländer; die Haudelsstotte zählt
ca. 2600 Schiffe (hievon 750 Seeschiffe, 114 Dampfer) mit 230000 Tonnen (ä 1000
Kilogramm) Tragfähigkeit. Die Gesammtansfnhr von Rußland und Polen hat einen
Werth von 410, die Einfuhr von 384 Mill. vr. Thalern; dazu kommt noch Finnland
mit einer Ausfuhr von 10 und einer Einfuhr von 11 Mill. Thlr. Der innere
Verkehr hebt sich, da man die Flußsysteme durch Kanäle, besonders die Wolga mit
der Newa und Dwina, den Dnjepr mit Riemen und Düna in Verbindung gesetzt hat,
und gegenwärtig Schienenwege baut. Die kleine Eisenbahn von Petersburg nach
den nahen kaiserlichen Schlössern war der Anfang, worauf die von Libau zum Riemen
folgte; in den Jahren von 1867 bis 1872 hat sich das russische Eisenbahnuetz um
1255 Mln. verlängert, und der größte Theil dieser Linien entfällt auf die Verbindung
mit Südrußland. Deutlich bekundet Rußland durch diese Bahubanten das Streben,
durch die Verbindung des Westens und Nordens mit dem Süden seine politische und
wirtschaftliche Entwicklung immer mehr gegen das schwarze Meer hin zu verlegen und
anf diesem Wege die orientalische Frage in Europa, die kaukasische in Asien einer Lösung
entgegenzuführen. Durch diese Bahubauteu steht einerseits Petersburg mit Königsberg
und (über Warschau) mit Krakau in Verbindung, anderseits führt eine Hauptlinie von
Libau und Riga nach Odessa, eine andere von Finnland und Petersburg uach Moskau
und von da nach Odessa, nach Sewastopol und auch zur Wolga und nach Astrachan.
(Selbst jenseit des Kaukasus wird zur Verbindung von Poli und Baku, also des
schwarzen und des kaspischeu Meeres eiue Bahu gebaut und ist durch dieselbe bereits
Tiflis mit dem Pontus verbunden). Die Länge der russischen Bahnen betrug schon
1872 ca. 1900 Mln. — Obwohl die Zahl der Schulen sich vergrößert, ist der Volks-
Unterricht (mit Ausnahme der Ostseeproviuzeu und Finnlands) doch noch sehr Mangel-
Haft, da vonseiten der griechischen Kirche gar nichts für Hebung desselben geschieht.
Kaum Vio der Bevölkerung des Reiches genießt Elementarunterricht; i. I. 1869 konnten
von der Gesammtzahl der eingestellten Rekruten 30^o °/o weder lesen noch schreiben. Es
gibt unter den Grundbesitzern und Kanflenten Millionäre, die nicht lesen und nicht
schreiben können. Gymnasien sind zwar jetzt in jedem Gouvernement; doch werden
nurv gewisse Stände zum höhern Unterricht zugelassen, und es herrscht (wie auch an
andern Mittelschulen und an den Universitäten) an den meisten großer Lehrermangel.
Universitäten hat das Reich 8: zu Moskau, Petersburg, Dorpat, Kiew, Kasan, Char-
kow, Odessa, Helsingfors. Sehr hart war es, daß Kaiser Nikolaus die 1816 gestiftete
Warschauer Universität 1832 wieder aufhob und den Polen nur die medicinifch-chirur-
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Extrahierte Personennamen: Nikolaus Nikolaus
Extrahierte Ortsnamen: Europa Moskau Kasan Oreuburg Charkow Petersburg Odessa Astrachan Asien Webe- Polen Finnland Petersburg Libau Europa Asien Petersburg Königsberg Warschau Krakau Libau Riga Odessa Finnland Petersburg Moskau Odessa Sewastopol Astrachan Baku Tiflis Ostseeproviuzeu Finnlands Moskau Petersburg Dorpat Kiew Kasan Odessa Helsingfors
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Russisches Reich. — Jetziger Bestand.
Metropolitanen, 28 Erz- und 38 Bischöfen, wird vom Kaiser durch die heilige
Synode oder obern Kirchenrath regiert. Im I. 1831 zählte man in Rußland
58000 orthodoxe (d. h. griechisch - katholische) Priester und 68000 Kirchendiener,
mit ihren Familien 330000 Köpfe; eben so groß war die Kaufmannschaft mit
ihren Familien. Der gesummte Adel aber bestand aus 375000 Männern und
345000 Frauen, und die Bürgerschaft (den Kausinannsstand abgerechnet) ans
3,200000 Köpfen. In Polen ist mau mehrentheils römisch-katholisch, unter den
Deutschen und Finnländern lutherisch, im Süden hängen viele (Tartaren n. a.)
noch am Islam und ganz im Norden (Lappen u. a.) am Heidenthum. Der
römisch-katholischen und armenischen Christen sollen 8 und der Protestanten
2 Millionen sein, Juden l4/s, Mnhamedaner über 23/10 Millionen und
Buddhisten 300000. —
Das Gewerbwesen ist sichtbar im Steigen, besonders im Gouvernement
Moskau, wo neben der älteren Stahlfabrikation die Bearbeitung der Baumwolle
so in Schwung gekommen ist, daß Rußland jetzt nur noch y6 feines Bedarfs an
Banmwollwaaren ans der Fremde bezieht. Die Fabrikation von Wollewaaren
konnte aber bedeutender sein als sie ist, denn immer noch geht eine große
Quantität (164000 Ctr.) der inländischen Wolle roh ins Ausland. Zucker aus
Runkelrüben verfertigt man jährlich fast 350000 Ctr. — Im Innern sind
Moskau und Nischnei Nowgorod (wohin die ehmalige Makariew - Messe verlegt
ist) Kasan und Orenbnrg die bedeutendsten Handelplätze; an der See:
Petersburg und Riga, Odessa, Archangel. Die meiste Ausfuhr besteht in Talg,
Flachs, Hanf, Getraide (über 57 Mill. Scheffel) Nutzholz für 2% Mill.
Silberrubel, Pelzwerk und Leder, letzteres vorzüglich als Saffian uno als
Jnfleu, das seinen Geruch durch Gerbung mit Birkentheer erhält. Der Handel
zur See ist übrigens noch meist in den Händen der Ausländer, wirft aber,
Ein- und Ausfuhr gegen einander gerechnet, einen jährlichen Gewinn von 6
Mill. Silberrubel ab. Der innere Verkehr hebt sich seit einiger Zeit, da
man die Flußsysteme durch Kanäle, besonders die Wolga mit der Newa und
Dwina, den Dnepr mit Niemeu und Duna, in Verbindung gesetzt hat, und
gegenwärtig Schienenwege baut. Die kleine Eisenbahn von Petersbnrg uach
den nahen kaiserlichen Schlössern war der Anfang, worauf die von Libau zum
Niemen, von Warschau bis zur Ferdinands Nordbahn, von Morschansk im
Gouvernement Tambow bis zur Mündung der Zna in die Mokscha, und zuletzt
als die wichtigste die von Petersbnrg nach Moskau folgte. — Der Volks-
unterricht ist noch sehr mangelhaft, obwohl sich die Zahl der Schulen ver-
größert. Gymnasien sind jetzt in jedem Gouvernement, doch werden nnr gewisse
Stände zum höhern Unterricht zugelassen; es gibt neue und strenge Vorschriften
darüber. Universitäten hat das Reich 7, zu Moskau, Petersburg, Dorpat, Kiew,
Kasan, Charkow, Helsingfors. Sehr bedeutsam ist es, daß der jetzige Kaiser die
1816 gestiftete Warschauer Universität 1832 wieder aufgehoben und den Polen
nur die medicinisch-chirurgiiche Facultät zu Wilna gelassen hat. — Die Finanzen
sind wenig bekannt; die Staatsansgabe beträgt in Friedenszeit etwa 162 Mill.
Thaler preußisch. Zu Anfang 1853 ward die Staatsschuld auf 400 Mill. Sil-
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