166 Französische Re volutions kriege. Kosziu Sko.
n.c.g.mit Belgien frei werden, zu den Oesterreichern. Uebcrall die
Verbündeten im Vortheile, und im Innern Frankreichs die
Vendee, Bretagne (Wimpfen), Toulon, Marseille und Lyon
gegen den Convent im Aufruhr. Daher durch die Jakobiner
die Sch recken s regi e run g ; allgemeines Aufgebot in Masse;
ganz Frankreich ein Feld - und Waffenlagcr unter Carnot.
Darauf Siege der Franzosen gegen die im Innern Empörten
unter gräßlicher Rache; eben so in Belgien durch Iiouchard
und Jourdan, am Oberrhein durch Pickegru und Iiocle j
indessen sättigt sich die Revolution durch ihre Blntgerichte
1794. überall in Frankreich; ihre Häupter stürzen sich selbst; Ende
des Terrorismus.
In den Niederlanden siegt Pickegru bei Tournal, und
1795. ^onrdan bei Fleums; Holland wird erobert — batavische
Republik, verbunden mit Frankreich. Am Oberrhein müssen
die Preussen, nach ihrem Siege bei Kaiserslautern, weichen,—
Frieden zu Basel zwischen Preussen und Frank-
reich (das nördliche Deutschland neutral), etwas später mit
Spanien ( St. Domingo an Frankreich ) *).
*) Um dieselbe Zeit blutige Auftritte in Pvlen: »ach dem russisch»
türkischen Kriege ( 1787—1792) suchte Katharina Ii. ihren Einfluß in
Polen durch eine Conföderatiou der unzufriedenen Polen zu Targowih
geltend zu machen; eine russische Armee dringt ein; die Polen unter
Thaddäus Kosziusko müssen weichen. Auch eine preussische Armee,
mit Katharina einverstanden, rückt unter Möllendorf 1793 in Polen
ein, und bald darauf erfolgt die zweite Theilung Polens. Aber
die Erbitterung der Polen bricht schon 1794 aus. Kosziusko Ober-
feldherr. Die Russen aus Warschau vertrieben, vereinen sich mit den
unter ihrem König eindringenden Preussen. Sieg der Verbündeten bei
Raffka. Warschau vergebens belagert. Auch Oesterreich schickt eine
Armee. Kosziusko bei Maciejowiee von den Russen unter Fersen
geschlagen und gefangen. Suwarvv erstürmt Prag a; Warschau kapi-
tulirt, — dritte Theilung Polens 1795; der König Poniatowsky
legt seine Würde nieder (Rußland gewinnt 2000 Quadratmeilen, Preus-
fen 990 Quadratmeilen und Oesterreich 834 Quadratmeilen). Katharina
stirbt im folgenden Jahre; ihr folgt ihr Sohn Paul I (1796—1801).
Auch Friedrich Wilhelm Ii. von Preussen stirbt im November 1797, und
ihm folgt sein Sohn Friedrich Wilhelm Hl
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Extrahierte Personennamen: Kosziu_Sko Katharina_Ii Katharina Kosziusko Raffka Kosziusko Poniatowsky Katharina Friedrich_Wilhelm_Ii Friedrich Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Bretagne Toulon Marseille Lyon Frankreich Belgien Jourdan Frankreich Niederlanden Holland Frankreich Preussen Kaiserslautern Basel Preussen Frank- Deutschland Spanien Frankreich Polen Polen Polens Warschau Preussen Oesterreich Warschau Polens Oesterreich Preussen
87
Europäische Ereignisse Mischen dem spanischen Erbfolgeäriege
und den schlesischen Kriegen.
1. Der im Bunde mit Venedig (denen von den Osmanen
1715 Morea entrissen worden war) unternommene Türken-
krieg 1716—1718 führte Oesterreich unter des Prinzen
Eugen Leitung von Sieg zu Sieg (bei Peterwardein 1716,
Belgrad 1717) und zuletzt im Frieden von Passaro-
witz 1718 zum Besitz des Banats, eines Theiles von^is
Serbien mit Belgrad, von Croatien, Bosnien imb der
Walachei. Für den Verlust Moreas wurde Venedig durch
albanische und dalmatinische Plätze entschädigt.
2. Die Friedensstörung Spaniens (Philipp V, seine
zweite Gemahlin Elisabeth Farnese von Parma, der Car-
dinal Alberoni), das während des Türkenkrieges 1717
Sardinien, 1718 Sieilien angrisf, führte 1718 zur Qua-
druple-Allianz d. h. einem zur Aufrechterhaltung desl?i8
Utrechter Friedens geschlosserten Bündniß des Kaisers, Eng-
lands, Frankreichs, Hollands. Vertauschung Siciliens mit
Sardinien; Don Carlos, Sohn des spanischen Königspaares,
erhält die Anwartschaft auf die Herzogthümer Parma und
Piacenza, sowie aus Toskana, auf welche seine Mutter
Erbansprüche hatte.
3. Der polnische Erbfolgekrieg 1733—1735 nach 1733-1735
dem Tode Augusts Ii von Polen zwischen dem Kaiser, dem
Reich und Rußland, die für die Wahl Augusts Iii von
Sachsen auftraten, einer —, Frankreich, Spanien und Sar-
dinien, die für die Rechte des fast einstimmig gewählten
Stanislaus Lesezinskm) kämpften, andererseits. Der Schau-
platz dieses fast ereignislosen, für beit an tüchtigen Truppen
und Geld armen Kaiser im ganzen unglücklichen Krieges
am Rhein und in Italien; die greisen Feldherrn Eugen
mtb Villars noch einmal als Gegner. Der Wiener
Frieden: der Kaiser verliert Neapel mit Sieilien gegen
Parma und Piacenza an den Jnfanten Don Carlos;
Frankreich erkennt die pragmatische Sanction (s. Nr. 4.)
an und erhält die Anwartschaft auf das alte deutsche
Land Lothringen, das für seine Lebenszeit zunächst Stanis-
laus Lesezinski (h 1766) statt der polnischen Krone be-
*) Er führte noch immer den Königstitel und war der Schwiegervater
Ludwigs Xv von Frankreich.
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Extrahierte Personennamen: Morea Eugen Eugen Philipp_V Philipp Elisabeth_Farnese_von_Parma Carlos Augusts Augusts Stanislaus_Lesezinskm Eugen Carlos Ludwigs Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Venedig Oesterreich Belgrad Serbien Belgrad Bosnien Spaniens Frankreichs Hollands Sardinien Piacenza Toskana Polen Sachsen Frankreich Spanien Rhein Italien Neapel Piacenza Frankreich Lothringen Frankreich
— 91 —
und Theiß ausbreitet und von den Alpen, den Karpaten sowie den
Gebirgen der Balkanhalbinsel eingefaßt wird. Der Bakonywald und
die südlichen Ausläufer der Westkarpaten scheiden das Tiefland in
die ober- und nieder ungarische Ebene. Kleinere Tiefländer
der Monarchie sind das Wiener Becken und die kroatisch-slavouische
Ebene um die mittlere Save.
Iii. Die Bewässerung ist mit Ausnahme der adriatischen
Küstenländer durchweg günstig. Die österreichisch-ungarische Mon-
archie hat an den Stromgebieten des Dnjestr, der Weichsel, Oder,
Elbe, der Etsch, ja selbst des Rheines Anteil, doch gehören über
3/± der Gesamtfläche zum Stromgebiet der Donau, welche
als die „Lebensader" des Reiches dasselbe seiner ganzen Breite
nach durchfließt, den Westen mit dem Osten verbindend. (Näheres
s. Seite 57.)
Die zahlreichen Seen liegen zum größten Teile in den Alpen;
hierzu kommen noch der Platten- und Neusiedlersee in der
ungarischen Tiefebene.
Iv. Das Klima ist in den westlichen Kronländern ziemlich
gleichmäßig, in den Küstenländern des Adriatischen Meeres südlich
milde, im Osten aber mehr kontinental, d. h. auf kalte Winter
folgen heiße Sommer mit oft langen Dürren und plötzlichen
starken Regengüssen.
Mehr als 9/i0 der Bodenfläche sind anbaufähig und fast
durchweg recht fruchtbar. Ungarn ist eines der ersten Getreide-
und Weinländer Europas. Doch ist der Getreidebau auch in
Böhmen, Mähren und Galizien von Bedeutung, ebenso der Weinbau
in Südtirol und Dalmatien. — Sehr groß ist der Reichtum an
Wäldern, welche ungefäbr 1/6 des Flächeninhaltes bedecken.
In der Viehzucht ist die Pflege des Rindes und die Milch-
Wirtschaft in den Alpen, die großartige Pferde-, Schaf- und
Schweinezucht in der Osthälfte der Monarchie (vor allem in
den Steppen oder Pußten der Theißniederung) wichtig.
Der Bergbau liefert reichlichen Ertrag. Im ungarischen und
siebenbürgischen Erzgebirge findet man Gold und Silber, vor-
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Extrahierte Ortsnamen: Donau Adriatischen_Meeres Europas Galizien Südtirol Dalmatien
— 100 —
die zweitgrößte Stadt Ungarns, ein sehr lebhafter Handelsplatz.
Nördlich vom Franzens-Kanal, welcher die Donau mit der
Theiß verbindet, liegt Maria-Theresiopel (75 000 E.), der
Marktplatz für die Produkte der getreide- und viehreichen Umgebung.
•—- Östlich der Theiß, zwischen Maros und Donan liegt Temesvar
(40 000 E.). — An der Grenze gegen Rumänien, am „Eisernen
Thor", der nunmehr für die Schiffahrt regulierten Stromschnelle der
Donau (Bild S. 57), ist Alt-Orsova. In der Nähe die warmen
Schwefelquellen (Herkulesbad) von Mehadia.
Siebenbürgen hat zum Teil deutsche Bevölkerung (etwa V^Mill.),
die sogenannten Sachsen, deren wichtigste Orte das gewerbreiche
Kronstadt (33 000 E.) und Hermannstadt sind. — In dem
von Magyaren bewohnten Gebiete liegt Klausenburg (34000 E.).
Universität. — Die im Westen lebenden Rumänen, über die
Hälfte der Bevölkerung, haben keine größere Stadt.
2. Fiume samt Gebiet. Die Stadt Fiume (31000 E.) am
Busen vou Quarnero ist der Hauptplatz für den ungarischen
Seeverkehr.
3. Kroatien und Slavonien. Die Hauptstadt Agram unfern
der Save hat 38 000 E. Universität. —- Esseg ist eine Festuug
oberhalb der Draumündung.
(Bosnien und die Herzegowina siehe S. 125.)
Die Schweiz.
I. Die Schweiz ist vorherrschend Gebirgsland. In der
südlichen Hälfte erheben sich gewaltige Massen der Alpen. An ihrem
nördlichen Abhang breitet sich die wellenförmige schweizerische
Hochebene aus, welche gegen Frankreich vom Jura, einem Wasser-
armen, bis zu 1700 m hohen Gebirge abgeschlossen wird. — Die
Schweizer Alpen sind alljährlich das Reiseziel Tausender von Frem-
den, die hierher eilen, die Wunder der Hochgebirgswelt stauneud
zu betrachten. Besonders besucht ist das sogeuannte Berner Ober-
land. In kühnen Formen erheben sich hier Gipfel wie das Finster-
aarhorn, die Jungfran u. a. zu einer Höhe von über 4000 m.
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Extrahierte Personennamen: Alt-Orsova Mehadia
Extrahierte Ortsnamen: Ungarns Donau Maros Donan Temesvar Donau Sachsen Kronstadt Hermannstadt Klausenburg Fiume Kroatien Agram Bosnien Frankreich
— 125 —
Skutari (20 000 E.) und Janina (30 000 E.) sind die
Hauptorte des gebirgigen Albaniens, das von dem noch halbwilden,
fast unabhängigen Volke der Arnauten bewohnt wird.
Die Insel Candia (Kreta), die größte der türkischen Inseln,
mit selbständiger Verwaltung, ist durch ihr mildes Klima und ihre
Fruchtbarkeit berühmt. Haupthandelsplätze sind Canea und Candia
(25 000 E.).
Bosnien und die Herzegowina, ein waldreiches Gebirgsland
unter österreichischer Verwaltung, also nur mehr dem Namen nach
eine türkische Provinz, hat auf 51 000 qkm etwas mehr als 1^2 Mil-
lionen Einwohner, die sich hauptsächlich von Ackerbau und Viehzucht
ernähren. Der Boden ist fruchtbar und reich an Mineralien, und
die wirtschaftliche Entwicklung macht uuter der neuen Regierung viel-
versprechende Fortschritte. Die Hauptstadt Sarajevo (38 000 E.)
ist auch Mittelpunkt des Handels mit den Produkten des Landes.
Unter türkischer Oberhoheit steht das Fürstentum Bulgarien und
Ostrumelien (96 000 qkm, 3v2 Millionen E.). Bulgarien umfaßt
den Nordabhang des Balkan bis zur Donau und im Westen auch
das Gebirgsland bis zum Rilo Dagh; Ostrumelien liegt ausschließ-
lich am Südrande des Gebirges. Ersteres erzeugt auf seinem srucht-
baren Boden hauptsächlich Getreide, letzteres besonders das kostbare
Rosenöl. — Die Hauptstadt Sofia (47 000 E.) liegt in einem Gebirgs-
kessel südlich vom Balkan. — Warna (28000 E.), der bedeutendste
bulgarische Handelsplatz am Schwarzen Meere. — Philip Popel
an der Maritza (36 000 E.) ist der Haupthaudelsplatz für Rosenöl. —
Im Tundschathale, besonders bei Kasanlik, sind weit ausgedehnte
Rosenpflanzuugen augelegt.
Ii. Pas Königreich Griechenland
hat 65 000 qkm und 21/a Millionen Einwohner (fast 2 Millionen
Griechen, außerdem Albanesen, Türken u. a.), welche fast ausschließ-
lich der griechisch-orthodoxen Kirche angehören. Das Land ist infolge
der langen türkischen Mißwirtschaft tief gesunken: seine Berge sind
entwaldet, die Quellen versiegt und das Klima stellenweise uuwirt-
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Extrahierte Personennamen: Janina Philip_Popel
Extrahierte Ortsnamen: Albaniens Bosnien Sarajevo Bulgarien Donau Sofia Balkan Kasanlik Griechenland
— 162 —
oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens
zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten
Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham".
— Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel.
— Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge-
legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig.
2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.)
ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow
(175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und
Wolle. Universität.
3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen
Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak-
baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.),
ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel-
Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew
(92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im
Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien.
4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste
Stadt Litauens.
5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der
Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des
Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor-
orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie.
6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa-
Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen
gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels-
platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt
(60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat,
rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. —
Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen
Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten
283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee,
wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf
und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.
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— 163 —
7. Ostrußland. Kasan unweit des Wolgaknies (132000 E.).
Universität. Lebhafter Handel mit Sibirien über Perm am Westfuße
und Jekaterinbnrg (55 000 E.) am Ostfuße des Mittlern Ural.
Diese beiden Städte und Nischni-Tagilskoi sind Mittelpunkte des
ergiebigen uralischen Bergbaues. — Ssaratow an der untern Wolga
(137 000 E.) ist eine ansehnliche Handelsstadt. In der Umgebung viele
deutsche und schweizerische Ansiedler. — Astrachan (113 000 E.), auf
einer Insel im Delta der Wolga gelegen, betreibt bedeutenden Fisch-
saug. Die Stadt ist zugleich Kriegshafeu für die russische Flotte im
Kaspischen Meere. —- Am Uralstrom ist Orenb urg (73 000 E.)
wicht-ig als Sammelplatz für den Karawanenhandel nach Centralasien.
8. Das Großfürstentum Fiuulaud ist mit Rußland nur durch
Personalunion verbunden und im Besitze einer Volksvertretung. Die
Haupt- und Universitätsstadt Helsingfors am Finnischen Busen
(74 000 E.) wird geschützt durch die starke, in Felsen gehauene
Festung Sweaborg, das „Gibraltar des Nordens".
(Das asiatische Rußland siehe S. 189.)
Das Königreich Rumänien.
Es breitet sich nördlich der Donau über die walachische Tief-
ebene und die hügelige Moldau aus; ferner umfaßt es das Steppen-
land der Dobrudfcha zwischen der untern Donan und dem Schwarzen
Meere. Die reichbewässerte walachische Tiefebene ist eine wahre
Kornkammer Europas. Die Bewohner — 5^ Millionen auf
131 000 qkm — sind ein romanisches Mischvolk und bekennen sich
größtenteils zur griechisch-orthodoxen Kirche. Die bisher noch recht
geringe Volksbildung beginnt sich zu heben. Die Industrie ist noch
wenig entwickelt. Lebhaft ist der Handel mit Getreide und Mehl. —
Die Verfassung ist eingeschränkt monarchisch.
Bukarest (206 000 E.), die Haupt- und Universitätsstadt,
bietet neben großstädtischer Pracht noch vielfach das Aussehen eines
armseligen Dorfes. — B r a i l a (51000 E.) und G a l a tz (57 000 E.)
an der Donan sind die Stapel- und Haupthaudelsplätze für Getreide.
— Iassy (66000 E.) hat lebhaften Grenzverkehr mit Rußland.
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38
1254 Die Anfänge des rheinischen Städtebundes.
1256 Doppelwahl Alphon s’, Königs von Kastilien,
und Richards, Grafen von Cornwallis.
1266 König Manfred (gekrönt 1258) fällt in der
Schlacht bei Benevent.
1268 Konradins Niederlage bei Scurcola. Seine Hin-
richtung zu Neapel. — Graf Karl von Provence und Anjou, König beider Sicilien.
1270 Siebenter Kreuzzug. Ludwig Ix. f 1282 Sicilianische Vesper.
1291 Akkon, die letzte Besitzung der Christen im Morgenlande, fällt in die Hände der Ungläubigen.
1312 Aufhebung des von Philipp dem Schönen von Frankreich verfolgten Templerordens durch Papst Clemens V.
1226 Der deutsche Orden (Hochmeister Hermann von Salza 1210—1239) wird von Herzog Konrad von Masovien gegen die Preussen zu Hülfe gerufen.
1230—1283 Eroberung Preussens durch den Orden.
1351—1382 Hochmeister Winrich von Kniprode. Blüthezeit des Ordens.
1410 Niederlage des deutschen Ordens bei Tannenberg durch die Polen.
1411 Erster Friede von Thorn. Hochmeister Heinrich Reuss von Plauen.
1466 Zweiter Friede von Thorn.
1525 Säcularisierung Preussens durch den Hochmeister Albrecht von Brandenburg.
Yierte Periode.
1273—1291 Rudolf I.; Graf von Habsburg. — Erzbischof Werner von Mainz. Burggraf Friedrich von Nürnberg.
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Extrahierte Personennamen: Doppelwahl_Alphon Richards Cornwallis Manfred Konradins Scurcola Karl_von_Provence Karl Ludwig_Ix Ludwig Vesper Philipp Philipp Clemens_V. Hermann_von_Salza Konrad_von_Masovien Konrad Winrich_von_Kniprode Heinrich_Reuss Heinrich Albrecht_von_Brandenburg Albrecht Rudolf_I.;_Graf_von_Habsburg Rudolf_I. Werner_von_Mainz Friedrich_von_Nürnberg Friedrich
— 104 —
ihre bedeutendsten Städte Kronstadt, Hermannstadt), an Bildung
voranstehend und als Lutheraner in geistigem Verkehr mit dem
Mutterlande, dem sie auch trotz vielfacher Bedrängnis in Sitte
und Sprache treu bleiben. 3) Magyaren, um die Hälfte
stärker als die Sachsen, seit der Einwanderung politisch über-
wiegend. — Im W., in der von Deutschland am meisten
beeinflußten oberungarischen Tiefebene, seit Karln. deutsche
Ansiedlnngen bis zur Raab: deutsch auch die Donaustädte Pres'
bürg und Ofen (Buda), dem am Rande der Pußten gelege-
nen Pest gegenüber. — Nnr das Sumpfland des (auf einige
Zeit in wogende Kukuruzfelder nud Wiesen verwandelten) Neu-
siedler Sees und der Bakonywald mit seinen zur Donau und
untern Drau sich senkenden Abdachungen nebst der dazwischen
liegenden Niederung des Plattensees im Besitz der Magyaren;
durch dieses pannonische Land die Türkenstraße über Moh atsch
und Seiget auf Wien und Ofen. Hieran und an den sieben-
bürgischen Besitz lehnt sich das eigentliche Magyarenland, das
alte Jazygien, das Flußgebiet der Thdß*), von den Reben-
hügeln Tokays durch die stein- und baumlose horizontale Ebene der
Steppen (Mittelpunkt Debreezin), Pußten (mit den großen Märk-
ten**) und Sümpfe bis zum Banat von Temeschvar. Die
Besetzung dieser Landestheile durch die Ungarn, ihrem finnisch-
ugrischen Charakter couform, aus ihrer Einwanderung über den
Waldkarpathenpaß Lemberg-Munkatsch zu erklären. — Wie in
siedlungen im No. (Bistritzer District) im Zusammenhang mit denen in der
Zips vor 1141; von 1141—1161 die Ansiedlnngen um Hermannstadt, Lesch-
kirch und Großschenk, (das alte Land), die im Erzgebirge wahrscheinlich in
derselben Leit; die übrigen Stühle seit 1161; die Ansiedlnngen im Bnrzen-
lande (Kronstädter District) durch die deutschen Ritter etwa um 1220. Zu
einem politischen Ganzen vereinigt 1124 durch die magna charta des Königs
Andreas Ii.
*) Die 180 Meilen lange Theiß, der fischreichste Fluß Europas, Wasser-
reich genug, um überall mit seinem parallelen Hauptstrom durch Kanäle
verbunden zu werden (vgl. das südliche Mesopotamien). Davon und von
der Regulierung der breiten sumpfigen Uferstrecken und der unzähligen Win-
düngen des Flusses durch Seitenkanäle hängt die Kultur des inueru Lan-
des ab. — Selbst die Donau hat hier ähnlichen Charakter angenommen:
südlich vom großen Centralpunkte Ofen-Pest hören die Städte auf, der Fluß
ohne Brücken — alles erinnert an asiatische Steppe.
**) stabil gewordene Lager der alten Steppenvölker. Mittelpunkt der
Markt Kecskemet. Erst vom Einfluß der Marosch in die Theiß an südlich
beginnen wieder Städte; zunächst als Sicherungsplätze gegen die Türken
angelegt.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
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Extrahierte Personennamen: Buda Andreas_Ii
Extrahierte Ortsnamen: Kronstadt Hermannstadt Sachsen Deutschland Bakonywald Donau Wien Ungarn Waldkarpathenpaß_Lemberg-Munkatsch Hermannstadt Europas Mesopotamien Donau
— 28 -
berg), an Heilquellen (die von Kranken aus allen Erdtheilen
betretene Badegasse*) längs des Erzgebirges und der Eger).
Trotz der hierauf gegründeten industriellen Thätigkeit der starken
Bevölkerung (5000: 1 Q.-M.) ist das Innere, das eigentliche
Griechenland**) noch wenig dem Verkehr mit dem Auslande
geöffnet; die größere Kultur in den deutscheu Grenzbezirken, in
der deutsch-czechischeu Hauptstadt und in den zahlreichen Schloß-
bezirken der Standesherrschaften. Die Spuren der Religions-
kriege noch nicht verwischt; daher auch die noch nicht ausgegliche-
nen Gegensätze der Nationalität; daher bei allem Reichthum des
Landes nur die eine große Stadt, Prag, (die Stadt der
Thürme, das böhmische Nürnberg) in einem weiten hügeligen
Becken Zu beiden Seiten der unteren Moldau. — Die dem
Königreiche in Rücksicht auf Natur und Bevölkerung ganz ähu-
liche, auch durch keine Naturgrenzen von ihm geschiedene Mark-
grafschaft Mähren, das Land der March, reicht, wie Schlesien,
bis zu den Karpathen hinauf; das Ausgangsthor von Schlesien
und Böhmen her nach Wien und dem Orient. Im S. des
Gesenkes Vereinigung des Oderthales (längs des deutschen Kuh-
ländchens***) mit dem breiteren Thale der oberen March. Lage
von Olmütz. Im S. vom Mittelpunkte, dem deutschen Brünns),
Vereinigung der westlichen Zuflüsse im Thale der Taya (nächst
Nikolsburg). Die vereinigte sumpfige Taya- und Marchebene
verbreitert sich gegen die Donau zum Marchfelde, dem nördlichen
Dreieck des fruchtbaren Wiener Beckens ff).
*) In ihrer Nähe gewaltige Basalt- und Klingsteinfelsen- (Engeihäuser
Berg- Biliner Stein). Diese Badegasse setzt sich unter demselben Parallel
über Kissingen und die Taunusbäder bis Spaa fort.
**) Die Czechen, 2/s der Bevölkerung, der geistig regsamste, selbständigste
Zweig der deutschen Slaven, zogen von je, wenn auch mit Widerstreben,
aus Deutschland ihre Bildung. Prag, die erste deutsche Universität, verdankt
seine Blüte dem Lützelburger Karl Iv.
***) Gegenüber, der böhmischen Grenze zu, die deutschen Schönhengstler.
Die Mähren: Horaken, Hannaken und inach den Karpathen zu) Slowaken,
von einander durch Lebensweise und Tracht geschieden. Von ihnen sind
den Norddeutschen am bekanntesten die wandernden Drahtflechter.
f) In der Nähe von Brünn und jenen großen Straßen auf der sich
zur March senkenden Terrasse der Hanna das Schlachtfeld von Austerlitz:
„Etudiez bien ce ckamp de bataille; il pourra vous servir plus tard."
ff) Durch die Donau vom südlichen Dreieck zwischen dem Wiener Wald
und Leithagebirge geschieden. Das Wiener Becken das bedeutendste der
Donaubecken, der Tummelplatz des Orients und Oecidents, vom Kremser
Becken durch den Kahlenberg (Wiener Wald) und die Höhen von Körnen-
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Extrahierte Personennamen: Olmütz Karl_Iv Karl Hanna Kremser
Extrahierte Ortsnamen: Eger Prag Nürnberg Wien Orient Nikolsburg Donau Deutschland Brünn Donau Kahlenberg