166 Französische Re volutions kriege. Kosziu Sko.
n.c.g.mit Belgien frei werden, zu den Oesterreichern. Uebcrall die
Verbündeten im Vortheile, und im Innern Frankreichs die
Vendee, Bretagne (Wimpfen), Toulon, Marseille und Lyon
gegen den Convent im Aufruhr. Daher durch die Jakobiner
die Sch recken s regi e run g ; allgemeines Aufgebot in Masse;
ganz Frankreich ein Feld - und Waffenlagcr unter Carnot.
Darauf Siege der Franzosen gegen die im Innern Empörten
unter gräßlicher Rache; eben so in Belgien durch Iiouchard
und Jourdan, am Oberrhein durch Pickegru und Iiocle j
indessen sättigt sich die Revolution durch ihre Blntgerichte
1794. überall in Frankreich; ihre Häupter stürzen sich selbst; Ende
des Terrorismus.
In den Niederlanden siegt Pickegru bei Tournal, und
1795. ^onrdan bei Fleums; Holland wird erobert — batavische
Republik, verbunden mit Frankreich. Am Oberrhein müssen
die Preussen, nach ihrem Siege bei Kaiserslautern, weichen,—
Frieden zu Basel zwischen Preussen und Frank-
reich (das nördliche Deutschland neutral), etwas später mit
Spanien ( St. Domingo an Frankreich ) *).
*) Um dieselbe Zeit blutige Auftritte in Pvlen: »ach dem russisch»
türkischen Kriege ( 1787—1792) suchte Katharina Ii. ihren Einfluß in
Polen durch eine Conföderatiou der unzufriedenen Polen zu Targowih
geltend zu machen; eine russische Armee dringt ein; die Polen unter
Thaddäus Kosziusko müssen weichen. Auch eine preussische Armee,
mit Katharina einverstanden, rückt unter Möllendorf 1793 in Polen
ein, und bald darauf erfolgt die zweite Theilung Polens. Aber
die Erbitterung der Polen bricht schon 1794 aus. Kosziusko Ober-
feldherr. Die Russen aus Warschau vertrieben, vereinen sich mit den
unter ihrem König eindringenden Preussen. Sieg der Verbündeten bei
Raffka. Warschau vergebens belagert. Auch Oesterreich schickt eine
Armee. Kosziusko bei Maciejowiee von den Russen unter Fersen
geschlagen und gefangen. Suwarvv erstürmt Prag a; Warschau kapi-
tulirt, — dritte Theilung Polens 1795; der König Poniatowsky
legt seine Würde nieder (Rußland gewinnt 2000 Quadratmeilen, Preus-
fen 990 Quadratmeilen und Oesterreich 834 Quadratmeilen). Katharina
stirbt im folgenden Jahre; ihr folgt ihr Sohn Paul I (1796—1801).
Auch Friedrich Wilhelm Ii. von Preussen stirbt im November 1797, und
ihm folgt sein Sohn Friedrich Wilhelm Hl
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Extrahierte Personennamen: Kosziu_Sko Katharina_Ii Katharina Kosziusko Raffka Kosziusko Poniatowsky Katharina Friedrich_Wilhelm_Ii Friedrich Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Bretagne Toulon Marseille Lyon Frankreich Belgien Jourdan Frankreich Niederlanden Holland Frankreich Preussen Kaiserslautern Basel Preussen Frank- Deutschland Spanien Frankreich Polen Polen Polens Warschau Preussen Oesterreich Warschau Polens Oesterreich Preussen
114
Ausbreitung des Christenthums. Klosterleben.
3. dem Hause Luxemburg (1387—1437), welcher weder
die Rechte der Krone gegen innere, noch das Gebiet des Reiches
gegen äußere Feinde zu behaupten vermochte, wie er denn namentlich
von den Türken die schwere Niederlage bei Nikopolis (1396) erlitt
und an diese Bulgarien, wie an die Venetianer Dalmatien verlor.
4. Ungarn zum ersten Male unter dem Hause Oesterreich
(1438—1457). Nach der kurzen Regierung von Sigmund's Schwie-
gersöhne Albrecht von Oesterreich (1438—1439) und von dessen
nachgebornem Sohne Ladislaus folgte
5. ein einheimischer König (1457— 1490), Matthias
Corvinus (Sohn des tapfern Hunyad, des Reichsverwesers wäh-
rend Ladislaus' Minderjährigkeit), welcher glückliche Kriege gegen die
Osmanen führte und im Kampfe um die Krone Böhmens Mähren,
Schlesien und die Lausitz gewann. Zugleich suchte er durch Errich-
tung eines stehenden Heeres, einer Universität und Bibliothek zu
Ofen, Berufung von Gelehrten und Künstlern, Verbesserung aller
Verwaltungszweige, nicht ohne drückende Steuern, den Glanz des
Reiches zu erneuern. Nach seinem Tode ward
6. Ungarn mit Böhmen vereinigt (1490 — 1526), dem
Hause Habsburg aber die Erbfolge zugesichert, vgl. §. -.37 zu Ende.
8- 49.
Uebersicht der Entwickelung der Cultur im Mittelalter.
1. Religion.
a) Ausbreitung des Christenthums. Nachdem mit der
Bekehrung der Sachsen durch Karl den Großen (s. S. 37) das
Christenthunl bei allen Völkern deutschen Stammes eingeführt war,
verbreitete sich dasselbe im 9. und 10. Jahrh. von Deutschland ans
nach den Nachbarländern im N. und O. sowohl zu den skandinavi-
schen als zu den slavischen Völkern und zu den Ungarn. Die süd-
lichen Slaven (Mähren, Böhmen) erhielten die Kenntniß desselben
zwar von griechischen Missionären, schlossen sich aber der abendlän-
dischen Kirche an, während die Russen und Bulgaren durch ihre
Verbindung mit Coustantinopel den griechischen Ritus erhielten.
Seit dem 11. Jahrh. bemühten sich die Päpste durch ihre Gesandten
oder bevollmächtigten Bischöfe die Erhaltung und weitere Verbreitung
des Christenthums zu fördern, das nun auch von den Bewohnern
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Extrahierte Personennamen: Albrecht_von_Oesterreich Albrecht Ladislaus Matthias
Corvinus Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Luxemburg Nikopolis Bulgarien Oesterreich Christenthums Sachsen Deutschland Ungarn
68
Der deutsche Orden.
ten waren. Nach dem Verluste Jerusalems an Saladin (1187) ver-
ließ dieser Brüdervereiu die h. Stadt und begab sich in das Lager
der Kreuzfahrer vor Accon, um dort seinen Beruf fortzusetzen. Der
Hohenstaufe, Herzog Friedrich von Schwaben, erhob diesen Verein
zu einen: Orden, der die Hauptzwecke der Johanniter und Tempel-
herren vereinigte, nämlich die Krankenpflege und den Kampf wider
die Feinde des christlichen Glaubens. Deßhalb wurden die Brüder,
welche alle von deutscher Abstammung sein mußten, zunächst in strei-
tende (welche einen weißen Mantel mit schwarzem Kreuze trugen)
und in dienende eingetheilt, denen sich bald die geistlichen anreihten.
Das (1191) eroberte Accon ward der erste Hauptsitz des Ordens
und seines Meisters (später Hochmeister). Schon unter dem vierten
Hochmeister, Hermann von Salza, der von Kaiser Friedrich Ii. zum
deutschen Neichsfürsten erhoben wurde, hatte der Orden zahlreiche
Güter, Besitzungen und Privilegien im Morgen- und Abendland, in
Italien, Ungarn, den Niederlanden, besonders aber in Deutschland.
Da Hermann von Salza einsah, daß der Eifer für die Kreuzzüge
bereits erkaltet und der gänzliche Verlust der noch übrigen christli-
chen Besitzungen im Morgenlande zu befürchten sei, so nahm er das
Anerbieten des Herzogs Konrad von Masovien an, dem Orden das
Culmerland (nebst dem Gebiete von Löbau) abzutreten, wenn dieser
einen Theil seiner Ritter zur Bekämpfung der heidnischen Preußen
schicke. Nach einem 50jährigen, blutigen Kampfe unterwarf der Orden
durch Ausdauer und kriegerische Ueberlegenheit ganz Preußen, wel-
ches er Anfangs durch einen Landmeister verwalten ließ. Als aber
Accon, nachdem es gerade 100 Jahre der Hauptsitz des Ordens ge-
wesen, an den Sultan von Aegypten verloren ging (1291), zog der
Hochmeister (Konrad von Feuchtwangen) nach Venedig, und als diese
Stadt sich den päpstlichen Bann zugezogen hatte (wegen der Eroberung
Ferrara's), ward der Hauptsitz nach Marienburg verlegt (Wz)-
Diese Ritterorden trugen wesentlich dazu bei, den Formen des Adels eine
größere Festigkeit zu geben, sie waren die Veranlassung zur Stiftung anderer Ritter-
orden in Europa und vertraten in Palästina die Stelle stehender Truppen.
8- 27.
Das deutsche Reich unter Lothar Ni., dem Sachsen, 1125 — 1137.
Nach Heinrich's V. Tode erwartete sein Neffe, Herzog Friedrich
von Schwaben, die Krone; aber der Erzbischof von Mainz, welcher
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von_Schwaben Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalems Italien Ungarn Niederlanden Deutschland Venedig Marienburg Europa Palästina Sachsen Mainz
100
Venedig auf dem Gipfel seiner Macht.
Besitz genommene Herzogthum Burgund lassen, aber später (im
Frieden zu Senlis 1493) erhielt er auch den Rest der burgundischen
Erbschaft. Dazu gewann Maximilian Tirol, indem die Tiroler
Stände von dem Erzherzog Sigmund, der die meisten österreichi-
schen Besitzungen in der Schweiz durch Kriege verloren, das Uebrige
verkauft und sich durch seine elende Verwaltung verhaßt gemacht
hatte, abfielen und sich an Maximilian anschlossen, weßhalb der kin-
derlose Sigmund ihm (1490) das Land abtrat, welches ihm ohnehin
anheim gefallen wäre.
Dreimaliger Krieg mit Ungarn. Papst Pius Ii., obgleich er einst
selbst zu den Baseler Compaktaten mitgewirkt hatte, wodurch den Utraquisten der
Gebrauch des Kelches gestattet worden war, faßte den Emschluß, die Hussiten wieder
mit der römischen Kircbe zu vereinigen; sein Nachfolger Paul Ii. versuchte die Aus-
führung desselben und bewog den König Matthias Corvinus von Ungarn durch das
Versprechen der böhmischen Krone, ibm beizustehen. So entstand ein vcrbeerender
Krieg zwischen Böhmen und Ungarn, in welchem Kaiser Friedrich für
Böhmen Partei nahm. Als Friedrich dem ungarischen König nicht nur seine Toch-
ter (Kunigunde) als Gemahlin verweigerte, sondern auch dsn polnischen Prinzen
Wladislav feierlich mit Böhmen belehnte, obgleich er früher diese Belehnung dem
Matthias für geleistete Hülfe versprochen hatte, so fielen die Ungarn in Oester-
reich ein, verwüsteten das Land und zwangen die Einwohner, ihrem Könige Treue
zu schwören. Der Kaiser mußte ihren Abzug mit großen Versprechungen erkaufen
(1477). Bald erneuerte sich der Krieg, als Friedrich den (aus unbekannten Ursachen)
zu ihm entflohenen Erzbischof von Gran gegen den König in Schutz nahm und ihm
das Erzbisthum Salzburg verlieh. Die Ungarn eroberten Wien (1485), wo sich
Matthias huldigen ließ, und das Land unter der Ens, während Oesterreich ob der
Ens sich gegen den Feind behauptete. Als Matthias Corvinus gestorben war (1490),
trat Maximilian als Bewerber um die ungarische Krone auf, und da die Ungarn
diese dem böhmischen Könige übertrugen, griff er zu den Waffen, vertrieb zunächst die
Ungarn aus Oesterreich und drang in Ungarn selbst bis Stuhlweißenburg vor,
mußte aber wegen Geldmangels zurückkehren und sich mit Oesterreich und mit Zu-
sicherung der Nachfolge in Ungarn, falls Wladislav ohne männliche Erben stürbe,
begnügen (1491).
S- 38.
Die Staaten Italiens.
A. In Oberitalien:
1. Venedig. Die dnrch Attila's Einfall in Italien bevölker-
ten Inseln in den Lagunen des adriatischen Meeres traten durch die
Einsetzung eines vom Volke gewählten Herzogs (Dogen) am Ende
des 7. Jahrhunderts in eine nähere Verbiudung und trennten sich
in Folge der Edikte der bilderstürmenden Kaiser von der byzanti-
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_Tirol Maximilian Maximilian Maximilian Matthias_Corvinus Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Matthias Friedrich Friedrich Matthias Matthias_Corvinus Maximilian Maximilian
60 Geographische Nrbersicht von Europa im Zeitalter der Kreuzjüge.
13) Preußen.
14) Rußland unter der Oberherrschaft des Großfürsten von
Kijow.
15) Ungarn hatte sich durch Eroberung von Croatien, Dal-
matien und Bosnien bedeutend vergrößert.
16) Die Cumanen hatten die Wohnsitze der Petschenegcn im
südlichen Rußland eingenommen.
17) Ein neues Bulgarisches Reich zwischen Donau und
Hämus (seit 1186).
18) Das byzantinische Reich hatte, durch das Vordringender
türkischen Völker, außerhalb Europa nur noch den westlichen und
nordwestlichen Theil von Kleinasten behalten. Serbien war unter
einheimischen Fürsten meist abhängig von Byzanz.
§. 26.
Die Kreuzzüge. 1096—1276.
Sobald das Christenthunl sich über die Grenzen Palästina's
hinaus verbreitet hatte, wallfahrteten die Christen ans andern Pro-
vinzen des römischen Reiches nach Jerusalem zum heiligen Grabe,
neben welchem Constantin der Große eine prachtvolle Kirche erbaut
hatte. Diese Wallfahrten, begünstigt durch die gastfreie Aufnahme
der Pilger und den Handel nach dem Orient, wurden immer häufiger
und dauerten auch nach derleroberung Jerusalems durch die Araber
(ßäß) ungehindert fort. Seitdem aber Palästina unter die Herr-
schaft der Khalifen ans dem Hanse der Fatimiden, und noch mehr,
als cs unter die der Seldschnken gekonuuen war, begannen die Miß-
handlungen der Christen im Morgenlande und die Türken erhoben
von den Pilgern eine Abgabe für den Besuch Jerusalems. Dennoch
ließen die Wallfahrten nicht nach, und der Gedanke, Palästina
wieder zu einem christlichen Reiche zu machen, ward überall rege.
Der erste Kreuzzug 1096 —1100.
Die bittersten Klagen der morgenländischen Christen kamen nach
Europa. Insbesondere forderte der Einsiedler Peter von Amiens,
nach seiner Rückkehr aus Jerusalem, -in Italien, Frankreich und
Burgund, durch die Schilderung jener Leiden, und der Papst Ur-
ban Ii. auf der Kirchenvcrsammlung zu Clermont durch eine begei-
sternde Rede zur Befreiung Jerusalenls auf. Im Frühjahr 1096
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Extrahierte Personennamen: Kijow Constantin Peter_von_Amiens
Extrahierte Ortsnamen: Europa Ungarn Bosnien Donau Europa Serbien Byzanz Jerusalem Jerusalems Palästina Europa Jerusalem Italien Frankreich Burgund Clermont
Karl Xii. in der Türket.
65
ihn gefangen, bis er endlich (Ende 1714) auf die Nachricht, daß
man in Schweden seiner Schwester (Ulrike) die Negierung übertragen
wolle, sich bewogen fand, mit abenteuerlicher Schnelligkeit in seine
Staaten zurückzueilen.
5) Karl's Angriff auf Norwegen und sein Tod. In-
zwischen hatten sich auch Friedrich Wilhelm I., König von Preußen,
und Georg I., Kurfürst von Hannover und König von England,
an die Feinde Schwedens angeschlossen, welches nun seine letzten Be-
sitzungen in Deutschland (Stralsund, Wismar) verlor. Während
Karl Peter den Gr. durch Friedensuuterhandluugen uuthätig machte,
verwandte er die letzten Kräfte der Nation zu dem vergeblichen Ver-
suche, den Dänen Norwegen zu entreißen und sich durch diese Er-
oberungen für das Verlorne zu entschädigen. Der erste Feldzug
ward durch die schlechte Witterung vereitelt, und auf dem dritten
fiel Karl in den Laufgräben vor Friedrichshall, wahrscheinlich durch
die Hand eines Meuchelmörders und als Opfer einer Verschwö-
rung 1718 (36 I. alt).
6) Der Krieg ward durch einzelne Friedensschlüsse mit
den Gegnern Schwedens beendet: 1) Dänemark erhielt einen Theil
Schleswig's und verkaufte Bremen und Verden an Hannover. 2)
Preußen erhielt Vorpommern zwischen Oder und Peene nebst Stettin
und den Inseln Usedom und Wollin (gegen 2 Mill. Thlr.). 3) Die
Russen erzwangen durch wiederholte Verwüstungen der schwedischen
Küsten (im Frieden zu Nystädt 1721) die Abtretung von Liefland,
Esthland, Jngermannlaud und eines Theils von Carelien, wogegen sie
Finnland Zurückgaben. So verlor Schweden sein Uebergewicht im
Norden, und Rußland trat an seine Stelle als europäische Großmacht.
8- 21.
Kaiser Karl Vi. 1711 — 1740.
1) In einem Kriege mit den Türken (1714 — 1718), den
der Kaiser zum Schutze der aus Morea vertriebenen Venetianer
führte, bewährte der Prinz Engen von Savoyen sein Feldherrntalent
von Neuem in der glänzendsten Weise, indem er zwei so bedeutende
Siege, den einen bei Peterwardein, den andern bei Belgrad,
erfocht, daß die Türken im Frieden (zu Passarowitz) dem Kaiser alles
Eroberte (den Banat, Theile von Servien und der Walachei) lassen
mußten. Einen so vortheilhaften Frieden hatte Oesterreich noch nicht
mit den Türken geschlossen.
Pütz Geogr. u. Gesch. f. mittl. Kl. Abth. Hl**
5
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Extrahierte Ortsnamen: Schweden Norwegen Hannover England Deutschland Stralsund Wismar Norwegen Schwedens Hannover Stettin Wollin Esthland Finnland Schweden Morea Belgrad Oesterreich
52
Leopold I.
fallen lassen mußte. Der Reichstag, auf welchem damals 240 Stände
vertreten waren, erhielt (seit 1663) immerwährende Dauer und be-
stand aus einem Congresse von Abgeordneten zu Regensburg. Wäh-
rend seiner langen Regierung war Leopold mit einem dreifachen
Kampfe beschäftigt: a) gegen die Vergrößernngssucht Frankreichs,
6) gegen die abermals das christliche Europa bedrohenden Türken,
e) gegen die mißvergnügten ungarischen Magnaten.
Erster Türkenkrieg 1664. Der Großfürst von Sieben-
bürgen verband sich mit dem Kaiser, um sich gegen einen von den
Türken eingesetzten Nebenbuhler zu behaupten. Der Kaiser, der auch
das Wachsen des türkischen Einflusses in Siebenbürgen nicht wün-
schen konnte, eröffnete deshalb Unterhandlungen nüt der Pforte, die aber
zu keinem Ziele führten. Vielmehr rückten die Türken ans Nieder-
ungarn, welches ganz in ihrem Besitze war, gegen die Grenze Ober-
ungarns vor und gingen bei der Cisterzienser Abtei St. Gotthardt
über die Raab; aber der kaiserliche Feldherr Montecucnli erfocht hier
einen glänzenderen Sieg, als seit 3 Jahrhunderten christliche Truppen
in offener Feldschlacht gegen die Osmanen gewonnen hatten. Doch
der von den Türken eingesetzte Großfürst blieb, und der einzige Vor-
theil des Kaisers bestand darin, die Umwandlung Siebenbürgens in
ein türkisches Paschalik verhindert zu haben.
Erster Reichskrieg gegen Ludwig Xiv. 1674—78 s.
S. 50.
Zweiter Türkenkrieg 1683 — 1699. Während im W. Lud-
wig Xiv. Elsaß abriß, wurden im O. die Türken noch einmal furcht-
bar. Sowohl der ungünstige Friede nach dem vorigen Türkenkriege,
als das Zurückbleiben deutscher Truppen in Ungarn und die erneu-
erte Bedrückung der Protestanten veranlaßten eine Verschwörung
ungarischer Magnaten gegen die deutsche Herrschaft, welche jedoch
entdeckt und mit der Hinrichtung der (4) Häupter derselben bestraft
wurde. Die wichtigste Folge derselben war, daß der Kaiser eine
Abänderung mit der ungarischen Verfassung vornahm, indem er die
Würde des Palatinus aufhob und einen Deutschen zum Statthalter
ernannte. Dies rief einen neuen Aufstand hervor, an dessen Spitze
sich Graf Emmerich Tökely stellte. Zu spät suchte der Kaiser durch
Herstellung der alten Verfassung und der Religionsfreiheit die Ge-
müther zu beruhigen; Tökely wandte sich an den Sultan um Hülfe.
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Europa Siebenbürgen Nieder- W._Lud- Ungarn
Die Türken vor Wien.
53
Dieser, zugleich vom französischen Gesandten aufgereizt, schickte den
Großvezier Kara Mustapha mit mehr als 200,000 Mreitern gegen
Wien 1683. Aber Graf Rüdiger vom Starhcmberg vertheidigte
(mit 21,000 M., theils Linientruppen, theils Bürgern) die Haupt-
stadt, bis ein deutsch-polnisches Heer unter Anführung des Polen-
Königs Johann Sobiesky zum Entsätze herbeikam, das türkische Be-
lagerungsheer in die Flucht schlug und so das Schicksal Oesterreichs
und Deutschlands entschied. Ungarn, wo Tökely's Anhang rasch
abnahm, wurde durch Karl von Lothringen größtentheils vom tür-
kischen Joche befreit, und ein Reichstag zu Preßburg (1687) über-
trug dem österreichischen Manns-Stamme die erbliche Thronfolge.
Nachdem die Kämpfe zwischen Oesterreich und den Türken während
150 I. auf ungarischem Boden ausgefochten worden, brachen Karl
von Lothringen, Prinz Ludwig von Baden, der Kurfürst von Baiern
und Prinz Eugen von Savoyen in Bosnien und Servien ein und
setzten den Krieg mit solchem Glücke fort, daß man nach der Ein-
nahme der Hauptfestung Belgrad schon an eine Theilung der türki-
schen Provinzen gedacht haben soll. Aber Frankreichs Politik und
namentlich der dritte Raubkrieg Ludwig's Xiv. verhinderte die Ver-
treibung der Türken aus Europa. Doch der glänzende Sieg des
Prinzen Eugen von Savoyen bei Zentha, wo der Sultan über
die Theiß gehen wollte (1697), führte den Frieden zu Carlo-
witz 1699 herbei, in welchem der Kaiser Siebenbürgen, welches der
Großfürst (schon 1696) an ihn, als seinen Schutzherrn, abgetreten
hatte, behielt; von Ungarn blieb den Türken nur der Theil auf
den linken Ufern der Maros und der Theiß, so daß auch das früher
(vor 1526) zu Ungarn gehörende und in diesem Kriege wiederer-
oberte Slavonien bei Oesterreich blieb.
Den zweiten Krieg mit Frankreich s. S. 51.
Standeserhöhungen deutscher Fürsten: 1) für das Haus
Hannover ward eine 9. Kurwürde errichtet (1692) zur Belohnung
für die im Kriege gegen Frankreich geleistete Hülfe und um zu fer-
uern Diensten im bevorstehenden spanischen Erbfolgekriege zu ver-
pstichten. 2) Nach dem Tode des Königs Joh. Sobiesky wurde der
Kurfürst von Sachsen unter dem Namen August Ii. zum Könige von
Polen gewählt (1697) und trat deshalb zur katholischen Kirche über.
3) Die Erhebung des Kurfürsten von Brandenburg zum Könige von
Preußen 1701 s. §. 16.
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von_Lothringen Karl Ludwig_von_Baden Ludwig Eugen_von_Savoyen Eugen Eugen_von_Savoyen Eugen Sobiesky August
Extrahierte Ortsnamen: Wien Wien Starhcmberg Oesterreichs Deutschlands Ungarn Oesterreich Baiern Bosnien Belgrad Frankreichs Europa Zentha Ungarn Oesterreich Frankreich Haus
Hannover Frankreich Sachsen Polen Brandenburg
Krieg Oesterreichs gegen Napoleon. Hofer.
111
Karl entgegen und erlitt nach zweitägigem Kampfe bei den unweit
der Donau liegenden Dörfern Aspern und Esling (21. und 22.
Mai) die erste Niederlage. Nachdem er sich darauf mit der
unter Eugen Beauharnais herbeigekommenen italienischen Armee ver-
einigt hatte, ging er zum zweiten Male über die Donau und erfocht
iu der zweitägigen, überaus blutigen Schlacht bei Wagram (5. u.
6. Juli) einen entscheidenden Sieg über den Erzherzog Karl, den
er nach Mähren verfolgte. Hier (bei Znaim) hatte ein neues Tref-
fen angefangen und der Sieg begann eben sich den Franzosen zuzu-
neigen, als Fürst Lichtenstein, vom Kaiser Franz mit dem Abschluß
eines Waffenstillstandes Beauftragt, anlangte. Diesem folgte der sog.
Wiener Friede (zu Schöubrunn 14. Oct. unterzeichnet); Oester-
reich verlor 2000 □ M. mit 31/2 Mill. Menschen, indem es abtrat:
Salzburg und mehrere benachbarte Länderstriche an Baiern, West-
galizien an das Herzogthum Warschau, einen District von Ostgali-
zien an Rußland, seine Besitzungen jenseits der San (nebst dem
Villacher Krecs) an Napoleon, als König von Italien, aus welchem
dieser nebst (dem vom Königreiche Italien getrennten) Dalmatien
Istrien, Ragusa und den (von Rußland 1807 ihm überlassenen)
griechischen Inseln den neuen Staat der sieben illyrischen
Provinzen (Kram, Kärnthen, Istrien, Dalmatien, Ragusa, Civil-
croatien und Militaircroatien) als ein französisches Gouvernement
bildete.
Noch vor dem Ausbruche dieses Krieges, im April 1809, wa-
ren die mit der baierischen Regierung (wegen Erpressungen, Con-
scriptionen und Klöstereinziehung) mißvergnügten Tiroler unter An-
führung des Sandwirths Andreas Hofer (und Speckbacher's)
für ihren alten Herrn, Oesterreich, aufgestanden, und hatten mit
verzweifelter Tapferkeit das Land dreimal (im April, Mai und
August) von den Franzosen und Baiern befreit, die aber nach dem
Frieden zu Wien mit ihrer ganzen Macht Tirol, wo Einheit und
umsichtige Leitung der Kriegsführung fehlten, wieder unterwarfen;
Hofer ward in einer Alpenhütte im Passeyerthale aufgespürt und
in Mantua gegen den Ausspruch des Kriegsgerichts auf Napoleon's
Befehl erschossen. Doch behielt Baiern nur ein Drittheil von Tirol,
dessen südlicher Theil mit dem Königreiche Italien, ein östlicher Di-
strict mit Jllyrien vereinigt wurde, um so des Volkes Kraft zu
zertheilen.
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien]]
TM Hauptwörter (200): [T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Karl Karl Eugen_Beauharnais Eugen Karl Karl Franz Franz Napoleon Andreas_Hofer August
I
112 Die Türken vor Wien.
neuerte Bedrückung der Protestanten veranlaßten eine Verschwörung
ungarischer Magnaten gegen die deutsche Herrschaft, welche jedoch
entdeckt und mit der Hinrichtung der (4) Häupter derselben bestraft
wurde. Die wichtigste Folge derselben war, daß der Kaiser eine Ab-
änderung mit der ungarischen Verfassung vornahm, indem er die
Würde des Palatinus aufhob und einen Deutschen zum Statthalter
ernannte. Dies rief einen neuen Aufstand hervor, an dessen Spitze
sich Graf Emmerich Tökely stellte. Zu spät suchte der Kaiser durch
Herstellung der alten Verfassung und der Religionsfreiheit die Ge-
müther zu beruhigen; Tökely wandte sich an den Sultan um Hülfe.
Dieser, zugleich vom französischen Gesandten aufgereizt, schickte den
Großvezier Kara Mustapha mit mehr als 200,000 Streitern gegen
Wien 1683. Aber Graf Rüdiger von Stahremberg vertheidigte (mit
21,000 M., theils Linientruppen, theils Bürgern) die Hauptstadt,
bis ein deutsch-polnisches Heer unter Anführung des Polen-Königs
Johann Sobiesky zum Entsätze herbeikam, das türkische Belagerungs-
heer in die Flucht schlug und so das Schicksal Oesterreichs und
Deutschlands entschied. Ungarn, wo Tökely's Anhang rasch abnahm,
wurde durch Karl von Lothringen größtentheils vom türkischen Joche
befreit und ein Reichstag zu Preßburg (1687) übertrug dem öster-
reichischen Manns-Stamme die erbliche Thronfolge. Nachdem die
Kämpfe zwischen Oesterreich und den Türken während 150 I. aus
ungarischem Boden ausgefochten worden, brachen Karl von Lothrin-
gen, Prinz Ludwig von Baden, der Kurfürst von Baiern und Prinz
Eugen von Savoyen in Bosnien und Serbien ein und setzten den
Krieg mit solchen: Glücke fort, daß man nach der Einnahme der
Hauptfestung Belgrad schon an eine Theilung der türkischen Provin-
zen gedacht haben soll. Aber Frankreichs Politik und namentlich der
3. Raubkrieg Ludwig's Xiv. verhinderte die Vertreibung der Türken
aus Europa. Doch der glänzende Sieg des Prinzen Eugen von
Savoyen bei Zentha, wo der Sultan über die Theiß gehen wollte
(1697), führte den Frieden zu Carlowitz 1699 herbei, in wel-
chem der Kaiser Siebenbürgen, welches der Großfürst (schon 1696)
an ihn, als seinen Schntzherrn, abgetreten hatte, behielt; von Un-
garn blieb den Türken nur der Theil auf den linken Ufern der
Maros und der Theiß, so daß auch das früher (vor 1526) zu Un-
garn gehörende und in diesem Kriege wiedereroberte Slavonien bei
Oesterreich blieb.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen]]
Extrahierte Personennamen: Emmerich_Tökely Kara_Mustapha Graf_Rüdiger_von_Stahremberg Johann_Sobiesky Johann Karl_von_Lothringen Karl Karl_von_Lothrin- Karl Ludwig_von_Baden Ludwig Eugen_von_Savoyen Eugen Eugen_von
Savoyen Eugen Carlowitz
Extrahierte Ortsnamen: Wien Wien Oesterreichs Deutschlands Ungarn Oesterreich Baiern Bosnien Serbien Belgrad Frankreichs Europa Zentha Oesterreich