108
Pipin der Kleine. Karolinger.
n.t.s. unterwirft sich das südliche Gallien bis Marseille 9 verspricht
bcm Pabst Gregor 111 Hilfe gegen die Langobarden und stirbt
74t. Seine Söhne Karlmann und Pipin theilcn sich in
das Reich, erklären Childerich 111. zum König, schlagen die
unter Herzog Odilo mit Sachsen, Alemannen und Wenden
743. verbundenen Baiern am Lech, bekämpfen den Herzog Hunold
von Aquitanien, und nachdem Karlmann in ein römisches
Kloster gegangen, hat Pipin der Kleine gegen dieselben
Völker noch wiederholte Kämpfe zu bestehen, und wird von
Bonifacius, dem Apostel der Deutschen, Erzbischof von
Mainz, mit der Einwilligung des Pabsteö Zacharias, zu
752. Soissons als König der Franken gesalbt, Childerich, der
letzte Merovinger, geht mit seinem Sohne ins Kloster.
2. Karolinger, von 752 bis-911 n. Eh. G.
Pipin kämplt noch gegen die Araber und Sachsen, und
zieht nach des Pabstcs Stephan's 11. Aufforderung wiederholt
756. nach Italien gegen die Langobarden unter Aistulf; er schenkt
dem Pabste das Erarchat (Anfang des Kirchenstaates),
und nachdem er nach neunjährigem Kampfe den Herzog Waifar
von Aquitanien unterworfen, und sein Reich unter seine
768. Söhne Karl und Karlmann vertheilt, stirbt er.
Die Macht des Königs wird durch Galliens Eroberung bedeutend
vergrößert; daher seine Schenkungen (beneficia , Lehen ) auf bestimmte
Zeit, später erblich; seine Antrnstionen (Leudes, Adel, Vasallen) mit
ihren von ihnen oft wieder beschenkten Genossen. Die Volksversamm-
lungen im Mai gehen in Versammlungen der Leudes über, unter beson-
derem Einfluß des Major dornus, der ursprünglich ein Aufseher der
königlichen Besitzungen war. Heerbann. Erblichkeit des Thrones. Statt-
halter der Provinzen — Iludes, unter ihnen Comités, Aufseher mit
sieben Beisitzern oder Schöppen, an den Gränzen Markgrafen. Ordalien.
Das Christenthum lernen die Ausgewanderten bald kennen;
nach den Gothen die Gepiden, Heruler, Rugier, Burgunder, Vandalen,
Franken und Angelsachsen rc. Einfluß der Geistlichkeit am Hofe; ihre
Heeresfvlge. Bischöfe in Gallien schon im vierten Jahrhundert (zu
Trier, Köln, Metz, Mainz rc.). Unter den vier großen Bischöfen oder
Patriarchen: von Rom, Konstantinopel, Antiochien und Alerandrien,
die schon lange in Zwiespalt begriffen waren, wird im vierten Jahrhun-
dert der römische als das Oberhaupt der Kirche anerkannt; Pabst heißt
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Extrahierte Personennamen: Pabst_Gregor Gregor Karlmann Karlmann Childerich Odilo Hunold
von_Aquitanien Karlmann Karlmann Bonifacius Apostel Zacharias Childerich Karl Karl Karlmann Karlmann Metz Pabst
166 Französische Re volutions kriege. Kosziu Sko.
n.c.g.mit Belgien frei werden, zu den Oesterreichern. Uebcrall die
Verbündeten im Vortheile, und im Innern Frankreichs die
Vendee, Bretagne (Wimpfen), Toulon, Marseille und Lyon
gegen den Convent im Aufruhr. Daher durch die Jakobiner
die Sch recken s regi e run g ; allgemeines Aufgebot in Masse;
ganz Frankreich ein Feld - und Waffenlagcr unter Carnot.
Darauf Siege der Franzosen gegen die im Innern Empörten
unter gräßlicher Rache; eben so in Belgien durch Iiouchard
und Jourdan, am Oberrhein durch Pickegru und Iiocle j
indessen sättigt sich die Revolution durch ihre Blntgerichte
1794. überall in Frankreich; ihre Häupter stürzen sich selbst; Ende
des Terrorismus.
In den Niederlanden siegt Pickegru bei Tournal, und
1795. ^onrdan bei Fleums; Holland wird erobert — batavische
Republik, verbunden mit Frankreich. Am Oberrhein müssen
die Preussen, nach ihrem Siege bei Kaiserslautern, weichen,—
Frieden zu Basel zwischen Preussen und Frank-
reich (das nördliche Deutschland neutral), etwas später mit
Spanien ( St. Domingo an Frankreich ) *).
*) Um dieselbe Zeit blutige Auftritte in Pvlen: »ach dem russisch»
türkischen Kriege ( 1787—1792) suchte Katharina Ii. ihren Einfluß in
Polen durch eine Conföderatiou der unzufriedenen Polen zu Targowih
geltend zu machen; eine russische Armee dringt ein; die Polen unter
Thaddäus Kosziusko müssen weichen. Auch eine preussische Armee,
mit Katharina einverstanden, rückt unter Möllendorf 1793 in Polen
ein, und bald darauf erfolgt die zweite Theilung Polens. Aber
die Erbitterung der Polen bricht schon 1794 aus. Kosziusko Ober-
feldherr. Die Russen aus Warschau vertrieben, vereinen sich mit den
unter ihrem König eindringenden Preussen. Sieg der Verbündeten bei
Raffka. Warschau vergebens belagert. Auch Oesterreich schickt eine
Armee. Kosziusko bei Maciejowiee von den Russen unter Fersen
geschlagen und gefangen. Suwarvv erstürmt Prag a; Warschau kapi-
tulirt, — dritte Theilung Polens 1795; der König Poniatowsky
legt seine Würde nieder (Rußland gewinnt 2000 Quadratmeilen, Preus-
fen 990 Quadratmeilen und Oesterreich 834 Quadratmeilen). Katharina
stirbt im folgenden Jahre; ihr folgt ihr Sohn Paul I (1796—1801).
Auch Friedrich Wilhelm Ii. von Preussen stirbt im November 1797, und
ihm folgt sein Sohn Friedrich Wilhelm Hl
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Extrahierte Personennamen: Kosziu_Sko Katharina_Ii Katharina Kosziusko Raffka Kosziusko Poniatowsky Katharina Friedrich_Wilhelm_Ii Friedrich Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Bretagne Toulon Marseille Lyon Frankreich Belgien Jourdan Frankreich Niederlanden Holland Frankreich Preussen Kaiserslautern Basel Preussen Frank- Deutschland Spanien Frankreich Polen Polen Polens Warschau Preussen Oesterreich Warschau Polens Oesterreich Preussen
369
große Völkerschlacht vor, eine der mörderischsten, die je in Europa
geliefert worden ist. 160,000 Leichen beider Heere (darunter
der Westgothenkönig) deckten die Wahlstatt. Attila wurde in
seine Wagenburg zurückgedrängt, trotzte aber hinter dieser den
anstürmenden Feinden. Dann zog er, verheerend wie er ge-
kommen, über den Rhein nach Ungarn zurück, um während des
Winters zu einer zweiten wider Italien gerichteten Heerfahrt zu
rüsten. Er verlangte die Hand der Honoria nebst ihrem Erb-
theile, und brach, als beides verweigert wurde, im Jahre 452
über die unbewachten julischen Alpen in Italien ein. Er er-
oberte und vertilgte das blühende Aquileja; die Flüchtlinge aus
der Stadt und Umgegend verbargen sich auf den Felsen- und
Sandinseln (Lagunen) des adriatischen Meeres und legten hier
den Grund 'zu der Stadt Venedig. Dann folgte die Erstür-
mung von Mailand, Pavia, Verona, Padua und anderen Städten.
Unter fürchterlichen Verwüstungen zog der Hunne unaufhaltsam
vorwärts gegen die Hauptstadt selbst. Rom schien verloren.
Da nahm der Papst Leo den Bischofsstab in seine Hand und
zog an der Spitze der Geistlichkeit in feierlichem Zuge in das
hunnische Lager. Mit rührenden Bitten und Vorstellungen wandte
er sich an Attila. „Bedenke — sprach er — daß der Erste
der Apostel Rom in seinen mächtigen Schutz genommen hat.
Auch Alarich kam nach Rom: aber darum hat er frühen Tod
erlitten. Hüte du dich zu kommen!" Die ehrwürdige Gestalt
des Priestergreises, umgeben von dem Glanze seiner heiligen
Würde, und die ernste Mahnung, die er im Namen der Reli-
gion feierlich ausgesprochen hatte, flößten dem wilden Barbaren
Achtung und Ehrfurcht ein. Sein Herz ward erweicht. Er
nahm die ihm angebotenen Geschenke an und zog mit seinen
Horden nach seinem ungarischen Standlager zurück. Hier starb
er schon im nächsten Jahre, 453; ein plötzlicher Tod befreiete
die Menschheit von dieser Geißel. Sein Leichnam wurde unter
festlichem Gepränge in einen goldenen Sarg gelegt, dieser in
einen silbernen und beide in einen eisernen. Dann wurde er
unter kriegerischen Spielen und Gesängen begraben, am Grabe
aber alle Arbeiter umgebracht, damit Niemand verrathe, wo der
große Hunnenheld ruhe. Nach Attila's Tode zerfiel unter den
Kriegen seiner Söhne das große Hunnenreich, welches sich von
Wetter, Geschichte der Römer. Oa
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Extrahierte Personennamen: Attila Leo Leo Attila Apostel
Extrahierte Ortsnamen: Europa Rhein Ungarn Italien Italien Venedig Mailand Pavia Verona Padua Apostel_Rom Rom
3
387
wurde vernichtet, viele blhende Städte am Rhein, wie auch in Gallien, unter anderen Trier und Metz, zerstrt, und die Schrecknisse des Krieges bis an die Loire getragen.
In dieser Noth vereinigten sich im Abendlande Freunde I und Feinde zur gemeinsamen Rettung. Die Rmer hatten zu I dieser Zeit einen trefflichen Feldherrn, mit Namen Atius. Dieser verband sich mit Theodrich, dem Könige der West-gothen, zog viele deutsche Hlssvlker an sich und stellte sich auf den weiten Catalaunischen Gefilden, bei dem heu-tigen Chalons an der Marne, dem Lnderstrmer khn ent-gegen. Fast alle Völker von der Wolga bis zum atlantischen Meere standen hier kampfbegierig einander gegenber. Hier fiel nun im Jahre 451 die groe Vlkerschlacht oor, eine der mrderischsten, die je in Europa geliefert find. 160,000 Leichen beider Heere bedeckten die Wahlstatt. Attila wurde zum ersten-mal geschlagen und zog sich der den Rhein zurck, Im nchsten Jahre aber fate er neue Hoffnung und verlangte die Hand der Honorta, der Schwester des Kaisers, nebst ihrem Erbtheile. Als man ihm aber beides verweigerte, fiel er in Italien ein. Er eroberte und vertilgte das blhende Aquileja. Flchtlinge ans der Stadt und Umgegend verbargen sich auf den vielen kleinen Inseln (Lagunen) des adriatischen Meeres und grndeten daselbst eine neue, gleichsam schwimmende, Stadt, Venedig. Unter frchterlichen Verwstungen zog er unaufhaltsam vorwrts gegen die Hauptstadt selbst. Rom schien verloren! Da nahm der Papst Leo den Bischofstab in seine Hand und zog an der Spitze der Geistlichkeit in feierlicher Prozession in das hunnische Lager. Mit rhrenden Bitten und Vorstellungen wandte er sich an Attila. Bedenke," sprach er, da der Erste der Apostel Rom in seinen mchtigen Schutz genommen hat. Auch Alarich kam nach Rom; aber darum hat er frhen Tod gelitten. Hte du dich zu kommen!" Die ehrwrdige Erscheinung des Oberhauptes der Christenheit, und die ernste Mahnung, die von ihm im Namen der Religion
25*
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Extrahierte Personennamen: Leo Leo Attila Apostel
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Gallien Europa Rhein Honorta Italien Venedig Apostel_Rom Rom
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ab und eilte voll Entsetzen in wilder Flucht durch- und der--einander vom Kampfplatze. Dieser Sieg verschaffte ihm die Herrschaft der den nrdlichen Theil von Alemannien, am Rhein i m,b Main; der sdliche begab sich unter die Herrschaft der Oftothen. |
Chlodwig erfllte nun auch sein Gelbde. Am Weihnachts-feste desselben Jahres (496) lie er sich zu Rheims feierlich taufen. Nach der Taufe flble ihn auch der Bischof Remigius zum Könige der Franken. Vom Papste ward er der erstg e-borene Sohn der Kirche, auch der allerchristlichste Konig genannt, ein Titel, der auf seine Nachfolger berging. Mit dem Könige zugleich taufte der Bischof die Schwester des Chlodwig liebst dreitausend Franken hohen Ranges und sprach dabei die bedeutungsvollen Worte: Betet an, was ihr zuvor verbrannt habet, und verbrennt, was ihr zuvor angebetet habet." Das Christenthum ward nun frnkische Staatsreligion.
^ marb jedoch bald an Chlodwig sichtbar, ba die An-nhme des Christenthums nur das Werk augenblicklicher Noth gewesen; berm es wirkte nicht veredelnd auf seine Gesinnung. Er mordete in seiner Familie nach wie vor. Ja, es mute sogar die neue Religion seiner Herrschsucht zum Vorwande die-nen, die brigen Völker Galliens, die sich nicht zur katholischen Kirche bekannten, zu unterwerfen.
In Gallien waren jetzt auer den Franken nur noch zwei mchtige Völker, die Burgunder und Westgothen. Ueber Burgund, den schnen blhenden Landstrich, der sich von der Saone bis Avignon hinab erstreckte, herrschten zwei Könige, die sich gegenseitig bekriegten. Fr einen jhrlichen Zins zog er dem einen zur Hlfe und trieb den anderen in die Enge, fehrte aber zurck, als auch dieser ihm Abtretungen und jhr-lichen Zins verhie. Nun griff er die Westgothen an und ersocht einen vollstndigen Sieg der sie bei Vougl6, in der Nhe von Poitiers (507); ihren König tbtete er mit eigener Hand. Er wrbe sich das ganze Reich unterworfen haben, htte sich nicht Theodorich seiner unmigen Vergrerung^-
i
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68
Nednitz und Altmhl entworfen. Schon war ein Kanal erffnet; allein natrliche Hindernisse und Unerfahrenheit der Arbeiter hemmten das Geschft; uach Beendigung des Krieges ward er ganz vergessen. Erst nach mehr als tausend Jahren ist dieser groartige Plan wieder aufgenommen und m's Werk gesetzt worden von dem Könige Ludwig 1. von Bayern.
Whrend dieser Kriege, von 794 bis 798, mute Karl wiederholt nach Sachsen eilen, um die dort neu ausgebrochenen Unruhen zu dmpfen. Das freisinnige Volk konnte sich nicht so leicht an die fremde Herrschaft und Religion gewhnen, und war besonders aufgebracht, dem neuen Herrscher auf ungewohn-ten Zgen von Jahr zu Jahr Heeresfolge leisten zu mssen. Zur festeren Begrndung des Friedens verpflanzte Karl eine bedeutende Menge Sachsen nach Franken und Thringen. Des-halb hier die vielen an Bewohner des Sachsenstammes erin-nernde Namen, als Waldsachsen bei Kobnrg, Sachsenheim bei Wrzburg, Sachsen hausen bei Frankfurt a. M., Sach-senflur bei Knigshofe an der Tauber, Sachsenstein im Thringer Walde, Sachsen brg an der Unstrut :c.
22. Karl, rmischer Kaiser (800),
Der Papst Hadrian, Karl's Freund, war gestorben. Ihm folgte Leo Iii. Als dieser nach alter Sitte am St. Georgen-tage des Jahres 799 in feierlicher Prozession zu Pferde aus dem Lateran nach der St. Lorenzkirche zog, wurde er pltzlich von einem Haufen belgesinnter vom Pferde gerissen und mi-handelt. Nur mit genauer Noth tvar er von dem herbeieilen-den Herzoge von Spoleto gerettet. Nun wandte sich Leo an den mchtigen Frankenknig und begab sich selbst mit einem glnzenden Gefolge nach Paderborn, wo Karl gerade sein Hof-lager hielt. Karl empfing nach seiner frommen Weise den hei-ligen Vater mit aller Ehrerbietung und versprach ihm, bald selbst nach Rom zu kommen, um die Frevler zu bestrafen. Dann lie er ihn auf das Feierlichste nach Rom zurckgeleiten. Gegen das Ende des Jahres kam er, seinem Versprechen gem, selbst
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_1._von_Bayern Ludwig Karl Karl Karl Karl Karl Karl Hadrian Leo_Iii Leo Leo Leo Karl Karl Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Sachsen Sachsenstammes Sachsenheim Wrzburg Sachsen Frankfurt_a._M. Tauber Sachsenstein Sachsen Spoleto Paderborn Rom Rom
288
Rache an den Griechen, welche an dem Aufstande Theil ge-
nommen hatten.
Katharina rüstete sich zu einem neuen Kriege gegen die
Türken. Sie hatte nichts geringeres im Sinne, als dieses
Volk in seine asiatischen Steppen zurückzujagen und auf den
Trümmern seines Reiches ein neues griechisches unter einem
Prinzen ihres Hauses, der deshalb auch schon den Namen
Constantin führte, zu errichten. Auch den Kaiser Joseph wußte
sie bei einer persönlichen Zusammenkunft mit ihm zu Cherson
zur Theilnahme am Kriege zu bewegen. Dieser zweite Krieg
fing 1787 an und dauerte bis 1791. Den Oberbefehl über
das russische Heer führte jetzt der Fürst Potemkin.
Die Türken waren in diesem neuen Kriege, in welchem
sie sich größtentheils auf die Vertheidigung ihrer Festungen be-
beschrankten, nicht glücklicher. Am 17. Dezember 1788 er-
stürmte Potemkin die Festung Oczakow und richtete ein fürch-
terliches Blutbad an. Noch blutiger war die Erstürmung der
Festung Ismail durch den General Suwarow am 22. De-
zember 1790. Die Besatzung leistete verzweiflungsvolle Ge-
genwehr und schlug die anstürmenden Russen zweimal mit
großem Verluste zurück. Endlich jedoch erstiegen diese die
Wälle und brachen wild und gewaltig in die Festung ein.
Fast fünf und zwanzigtauscnd Türken wurden ein Opfer der
Wuth der Sieger. Acht Tage waren nöthig, um die Gefal-
lenen zu begraben. Auch die österreichischen Feldherren Lon-
don und Koburg erfochten herrliche Siege; und vielleicht
wären die Türken ganz aus Europa vertrieben worden, hätte
nicht die plötzliche Krankheit und der bald darauf erfolgte Tod
Kaisers Joseph Ii., wie auch die Eifersucht Englands und
Preußens, von welchen die Schweden zur Ergreifung der
Waffen gegen Rußland unaufhörlich aufgereizt wurden, die
Fortschritte der verbündeten Waffen gehemmt. Katharina, die
an Oesterreich einen mächtigen Bundesgenossen verloren hatte,
neigte sich jetzt zum Frieden, der zu Jassy 1792 zu Stande-
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Extrahierte Personennamen: Katharina Constantin Joseph Suwarow Joseph_Ii Katharina
Extrahierte Ortsnamen: Europa Englands Oesterreich
60
Oesterreich, dann auch über ganz Deutschland einbrachen. Fer-
dinand, des Kaisers Bruder, hatte mit seinen neuen Kronen
eine schwere Aufgabe übernommen. In Böhmen wurden seine
Kronansprüche sogleich einstimmig anerkannt. In Ungarn da-
gegen wußte der ehrgeizige Johann von Züpolya, Graf von
Zips und Woiwod oder Statthalter von Siebenbürgen, eine
große Partei für sich zu gewinnen und ließ sich von dieser
widerrechtlich zum Könige ausrufen. Aber der bei weitem größte
Theil des Landes war für seinen rechtmäßigen König Ferdi-
nand, und durch Siege und Verträge fiel diesem auch bald
die ganze Staatsgewalt in Ungarn zu.
Die benachbarten Türken hatten sich schon längst das
gesegnete Ungarn zu ihrer Beute ausersehen. Und jetzt war
Zapolya gewissenlos genug, die Erzfeinde seines Vaterlandes
und der ganzen Christenheit zu Hülfe zu rufen. Da drang
der türkische Sultan, So lim an 11., mit einem mächtigen
Heere in Ungarn ein, eroberte Ofen, Gran, Raab re. und stand
gegen Ende Septembers 1529 zum ersten Male vor den Thoren
Wiens. Die Janitscharen brannten vor Eifer, den Halbmond
auf den Zinnen der Residenzstadt aufzupflanzen und die St.
Stephanskirche in eine Moschee zu verwandeln. Der Kaiser
konnte nicht helfen, weil er schon in andere auswärtige Kriege
verwickelt war; die protestantischen Fürsten aber wollten nicht
helfen, so lange ihnen nicht vollständige Religionsfreiheit be-
willigt sei, so dringend auch der Kaiser noch auf dem letzten
Augsburger Reichstage dieselben um Hülfsleiftung gebeten hatte.
Da sammelte Ferdinand selbst zu Prag ein Heer, um seiner
hart bedrängten Stadt zu Hülfe zu eilen. Sie bedurfte dieser
aber nicht mehr. Die Besatzung selbst hatte fort und fort den
heldenmüthigsten Widerstand geleistet, so daß der Feind in der
Nacht vom 14. auf den 15. Oktober eiligst wieder abzog. So
blieb Wien die Ehre, unter den deutschen Städten die erste
gewesen zu sein, welche der Macht des allgefürchteten Christen-
feindes siegreich widerstanden hatte.
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Extrahierte Personennamen: Johann_von_Züpolya Johann Graf_von
Zips Raab Ferdinand Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Deutschland Ungarn Ungarn Ungarn Wiens
234
So hatte der junge nordische Held in einem Jahre zwei
Feinde geschlagen; nun sollte die Reihe an den dritten, den
König von Polen, August Ii., kommen. Karl hatte nichts
Geringeres im Sinne, als ihn ganz vom Throne zu stoßen
und hörte nicht auf die Bitten seines Feindes. Er drängte
ihn und seine Sachsen aus Liefland und Kurland, schlug diese
bei Clissow und Pultusk in den Jahren 1702 und 1703
und brachte die Polen dahin, daß sie den jungen geistreichen
Stanislaus Lesczinskp zu ihrem neuen Könige wählten.
August floh nach seinem Lande Sachsen zurück. Aber auch
dorthin folgte ihm der junge Held und trieb ihn so in die
Enge, daß dieser, um nicht zuletzt auch Sachsen zu verlieren,
dcmüthigst um Frieden bat. Diesen erhielt er zu Altran-
städt bei Leipzig (1706*); er mußte in demselben auf die
polnische Krone verzichten und seinen Gegner Lesezinskp als
König anerkennen. (Der weitere Verlauf dieser Angelegenheit
ist bereits früher unter dem Artikel „der polnische Erbfolge-
krieg" Seite 222 näher angegeben worden.)
Lrbannng Petersburgs (1703). — Unterdessen hatte Peter
Jngcrmannland erobert und beschlossen, am Einflüsse der Newa
in den finnischen Meerbusen eine neue Stadt zu bauen, die nach
ihm Petersburg heißen sollte. Jin Jahre 1703 legte er
den Grund zu derselben, indem er auf einer Insel in dem
Hauptstrome der Newa eine Festung anlegte. Um den Bau
schnell zu betreiben, wurden selbst aus den entferntesten Ge-
genden des Reiches Tausende von Russen, Kosaken, Tartarcn,
Finnen und Kalmücken zusammengctriebcn. Vierzigtausend Men-
schen arbeiteten binnen Kurzem an demselben. In Nockschößen
und kleinen Säcken von Matten ward die Erde zusammenge-
tragen, jedes Fahrzeug mußte Steine mitbringen, jeder Bau-
ernwagen wenigstens drei Stück, und im ganzen übrigen Lande
*) In demselben Jahre gewann Marlborough die Schlacht bei Ra-
millics gegen Billcroi, und entsetzte Eugen die von den Franzosen hart
bedrängte Stadt Turin.
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Extrahierte Personennamen: August Karl Karl Clissow Stanislaus_Lesczinskp August Peter
Jngcrmannland Marlborough Eugen
357
sich über den Rhein zurück. Im nächsten Jahre aber faßte er
neue Hoffnung und verlangte,die Hand der Honoria, der
Schwester des Kaisers, nebst ihrem Erbtheile. Als man ihm aber
beides verweigerte, fiel er in Italien ein. Er eroberte und ver-
tilgte das blühende Aguileja; die Flüchtlinge aus der Stadt
und ihren Umgebungen verbargen sich auf den vielen kleinen
Inseln (Lagunen) dis adriatischen Meeres und gründeten daselbst
Venedig. ' Unter fürchterlichen Verwüstungen zog er unauf-
haltsam vorwärts gegen die Haupstadt selbst. Rom schien ver-
loren! Da nahm der Papst Leo den Bischofsstab in seine Hand
und zog an der Spitze der Geistlichkeit in feierlicher Prozession
in das hunnische Lager. Mit rührenden Bitten und Vorstellungen
wandte er sich an Attila. „Bedenke, — sprach er, — daß der
Erste der Apostel Rom in seinen mächtigen Schutz genommen
hat. , Auch Manch kam nach Rom; aber darum hat er frühen
Tod erlitten. Hüte du dich zu kommen.!" Die ehrwürdige
Gestalt des Priestergreises, umgeben von dem ganzen Glanze seiner
heiligen Würde, und die ernste Mahnung, die er im Namen der
Religion feierlich ausgesprochen hatte, flößte dem wilden Barbaren
Achtung und Ehrfurcht ein. Sein Herz ward erweicht. Er
nahm die angebotenen Geschenke an, und- zog mit seinen Horden
nach Pannonien (Ungarn) zurück. Hier starb er schon im nächsten
Jahre, 453. Ein plötzlicher Tod befreiete die Menschheit von
dieser Geißel. Sein Leichnam wurde unter festlichem Gepränge
in einen goldenen Sarg gelegt, dieser in einen silbernen und beide
in einen eisernen. Dann wurde er unter kriegerischen Spielen
und Gesängen begraben, am Grabe aber alle Arbeiter umgebracht,
damit Niemand verrathe, wo der große Hunnenheld ruhe. Nach
Attilas Tode zerfiel unter den Kriegen seiner Söhne das große
Hunnenreich, welches sich von der Wolga bis zum Rhein erstreckt
hatte. Die deutschen Völker, welche bisher von den Hunnen ab-
hängig oder mit ihnen verbunden gewesen waren, wurden wieder
frei und behaupteten sich in festen Wohnsitzen. Die Überreste
jener Barbaren aber wurden bis zum schwarzen Meere zurück-
gedrängt.
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