2?
(6 Mill.) slavischen Stammes sind. Außerdem Letten (2 Mill.),
Deutsche (600000), Juden (über 1 Mill.), Finnen (über 2 Mill.),
Tataren, Kalmücken u. a. Die Sprachen find wie die Abstammung
verschieden; die Hauptsprache ist das Russische. In den an Deutsch-
land gränzenden Provinzen wird viel Deutsch gesprochen; auch ist
im Allgemeinen in den höher» Ständen die deutsche Sprache, so wie
die französische, sehr verbreitet. — Die Russen haben eine rauhe
und kräftige Natur, eine an Gefühllosigkeit gränzende Duldkraft, ein-
fache Sitten; sie sind tapfer, gastfreundlich, abergläubisch-religiös,
Freunde von Gesang und Tanz, von Pracht und glänzenden Feier-
lichkeiten, Liebhaber berauschender Getränke. — Die große Mehrzahl
(nahe an 50 Mill.) ist griechischer Religion; außerdem Katholiken
(besondere im W.), Protestanten (a. d. Ostsee), Juden, Muhame-
daner, Buddhisten, Schamanen, Heiden. — Was die Gesittung be-
trifft, so leben im N.o. noch nomadisirende Stämme, sonst überall
angesiedelte. An Bolksuuterricht fehlt es noch sehr; es bestehen nur
7 Universitäten; doch ist das Unterrichtswesen in langsamem Stei-
gen begriffen. Leibeigenschaft (auf den Krongütern, an der Ostsee,
und zum Theil in Finnland aufgehoben).
Unter den Nahrungsquellen sind vor allen zu nennen: Ackerbau
(im Innern und an der Ostsee), Bergbau (Ural und Finnland),
Jagd, Fischerei; ferner Heerdenzncht, Seidencnltnr und Weinbau
(im S.). Seit dem Anfange dieses Jahrhunderts steigt die Indu-
strie ziemlich rasch (Tücher, Leinwand, Seidenstoffe, Baumwollen-
zeuge, Juchtenleder, Glas, Zucker u. s. w.), Handel (Getreide, Holz,
Leder, Seife, Theer, Thran, Pech, Segeltuch, Pelzwerk u. s. w.).
Der unumschränkte Monarch (Kaiser, Czar) nennt sich »Selbst-
herrscher aller Reußen"; die kaiserlichen Prinzen führen
den Titel Großfürsten.
Rußland wird in Gouvernements eingetheilt. Wir gehen <58
mach folgender mehr historischen Abtheilung durch:
1. Großruß land (19 Gouvernements), ein ungeheurer
Länderraum, dessen Dimension von der Straße von Waigatz gegen
S.w. hin mehr als 300 d. M. beträgt, der Norden und das In-
nere Rußlands mit mannigfachern Klima. Die Südhälfte ist der
Mittelpunkt des russischen Volkes, seiner Industrie, seines Binnen-
handels, und ehemals seiner Negierung. Das Eismeergebiet ist eine
vollkommene Eberre, großentheils Torfmoor, sehr schwach bevölkert. —
Moskau, an der Moskwa (Oka), 400000 E., erste Hptst. und
zweite Residenz, eine der größten Städte Europa's (10 St. im Um-
fange) , Univers. Hauptsitz der Industrie und Mittelpunkt des Bin-
nenhandels. Der Kreml. Woronesch, ganz im S. am Don,
40000 E. Fabr. Handel. Kursk, gegen N.w. vom vorigen,
30000 E. Fabrik- und Handelst. Orel, an der Oka, 38000 E.
K a l u g a, weiter nördl. an der Oka, 85000 E. Fabr. Handel.
Tula, gegen S.o. v. v., auf der Gränze des Wolga- und Don-
gmeteö, 50000 E. Gewehr- u. a. Fabr. Handel. Smolensk,
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Das Kaisertum Rußland. 27
Bevölkerung. Von der Bevölkerung Rußlands sind rund 80 % Russen;
nur 20 °/0 gehören anderen Nationen an. Das Russische Reich ist hiernach zwar
kein national einheitlicher Staat, aber gegenüber der ungeheuren Masse des russischen
Volkes verschwinden die übrigen Bevölkerungselemente fast gänzlich. — Zwischen
den oberen Klassen und der Masse des Volkes bestehen große Unterschiede in
Bezug aus Besitz und Bildung.
Rußlands Hilfsquellen. Ihre Hauptstütze findet Rußlands Machtstellung
in dem Reichtum des Landes an natürlichen Hilfsquellen. Obenan steht in dieser
Beziehung der Ackerbau, der in günstigen Jahren % alles europäischen Getreides
liefert und im Gebiet der schwarzen Erde bei reichlichen Niederschlägen trotz der
schlechten Bewirtschaftung außerordentlich ergiebige Ernten abwirft, Ein Haupt-
getreidelaud sind auch die Ostseeprovinzen. Rußland gilt daher als der erste
Äckerbanstaat Europas. In Westrußland ist auch die Flachs-, Rüben- und
Kartoffelerzeugung sehr bedeutend. Wein liefert Rußland nur im Süden,
besonders auf der Halbinsel Krim. Im Norden des Reiches erstrecken sich aus-
gedehnte Wälder, wie denn Rußland neben Schweden das waldreichste Land
Europas ist. Die Bewirtschaftung der Forsten steht freilich noch auf niederer
Stufe. — Die Viehzucht hat ihren Hauptsitz in den Steppen des Ostens und
Südostens. Die Rinderzucht wird besonders in den Ostseeprovinzen mit Sorg-
falt betrieben. Große Erträge wirft auch die Geflügelzucht ab. Die Aus-
fuhr von Eiern steht unter den Exportartikeln mit in vorderster Reihe (1906:
120 Mill. Mark). Sehr ertragreich ist ferner die Fischerei, besonders in der
Wolga und im Kaspischen Meer. Endlich liefert Nordrußland reichliches
Pelzwerk.
In Europa sind Waldflüchen (in Prozent):
21.1 Rumänien |
21.2 Norwegen |
25,8 Deutschland
80,1 Österreich-Ungarn
_39,6 Rußland
40,6 Schweden
Auch durch seine Mineralprodukte aus dem Uralgebirge nimmt Rußland
in Europa eine wichtige Stelle ein. Es liefert unter allen Staaten Europas
das meiste Gold und allein in unserem Erdteil Platin. Aber auch die Haupt-
Hebel der modernen Industrie, Eisen und Kohle, fehlen dem Reiche nicht. Kohle
tritt vor allem auf um Lodz (lodsch) in Polen, dann in Mittelrußland um
Moskau und Tula und im Donezbecken.
Einzelne Zweige der Industrie, vor allem Baumwoll-, Wollen-, Leder- und
Hüttenindustrie, haben sich schon zu bedeutender Höhe entwickelt. Die Haupt-
industriezeutreu sind infolge der hier auftretenden Kohlenlager Lodz, das polnische
Manchester (315000 Einw., darunter viele Deutsche), der Don-Douezbezirk
(mit Hüttenindustrie), ferner Tula mit bedeutender Eisen- und Stahlindustrie und
Moskau, Hauptsitz der russischen Baumwollindustrie. Auch Warschau, die
alte Hauptstadt Polens und drittgrößte Stadt Rußlands (680000 Einw.), ist Sitz
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Extrahierte Personennamen: Rußlands
Extrahierte Ortsnamen: Europas Westrußland Europas Wolga Kaspischen_Meer Europa Norwegen Deutschland Schweden Europa Europas Lodz Polen Moskau Tula Donezbecken Lodz Don-Douezbezirk Moskau Warschau Polens
28 Europa.
einer lebhaften Woll-, Seiden-, Zucker- und Maschinenindustrie. Hauptorte der
Lederfabrikation (Juchten und Saffian) sind Moskau, Kasan und Kiew.
Verkehr. Das weite, fast ununterbrochene Tiefland begünstigt die Entwick-
lung riesiger und vortrefflicher Wasserstraßen und die Anlage künstlicher Verkehrs-
Wege, besonders von Kanälen und Eisenbahnen. Die Wolga wird fast in ihrem
ganzen Laufe von Dampfschiffen befahren, desgleichen der Dnjepr. Die Strom-
systeme der Newa, Wolga und Dwina sind durch Kanäle miteinander ver-
bunden und eben darauf beruht die Bedeutung St. Petersburgs, das ebenso-
wohl mit der Nordrussischen Tiesebene als mit dem oberen Wolgagebiet, dem
Hauptproduktionsbezirk Rußlands, in Verbindung steht. Moskau wieder ist der
Mittelpunkt eines weitverzweigten Schienennetzes. Infolge dieses Reichtums an
Verkehrsmitteln werden die so weit voneinander entfernten Landesteile sich näher
gerückt und hebt sich auch der Handel Rußlands immer mehr, namentlich mit
den westeuropäischen Staaten und im besonderen mit Deutschland.
Die Bedeutung der russischen Flüsse als Verkehrsadern wird freilich durch
verschiedene Umstünde stark beeinträchtigt. Alle ergießen sich nur in Nebenmeere,
der größte sogar in einen Binnensee; dazu sind das Nördliche Eismeer und das
Weiße Meer infolge ihrer Eisbedeckung nur wenige Monate für den Verkehr
offen. Auch die Flüsse selbst sind monatelang durch Eis verschlossen und im
So. wird die Schiffahrt durch die Dürre des Sommers erschwert.
Der Handel Rußlands läßt sich kurz also kennzeichnen: Nach Westeuropa
führt es Getreide, Flachs, Hanf und Erzeugnisse der Viehzucht aus, dagegen erhält
es von dort feinere Industriewaren, eine Unzahl von Rohstoffen und Halbfabrikaten
sowie von Kolonialwaren; nach Asien versendet es die Erzeugnisse seiner In-
dustrie und bezieht dafür Rohstoffe (Baumwolle) und einige 'Genußartikel wie
namentlich den Tee.
Siedelungen. Eigentliche Städte sind zuerst unter dem Einfluß der
westeuropäischen Kultur, also besonders in den Ostseeprovinzen, dann auch in Polen
und Klein-Rußland entstanden. Ältere Städte hat also nur das westliche Rußland;
solche sind Grodno, Wilna, 180000 Einw., Smolensk; dem ganzen östlichen
Rußland gehen sie ab. Hier hat sich städtisches Leben erst in neuerer Zeit entwickelt,
zunächst in den alten Residenzen wie in Moskau und Kiew. Nunmehr hat die
Entwicklung der Industrie und des Handels das Aufblühen einer Unzahl von Städten
bewirkt. Gleichwohl ist die Bedeutung der Städte in Rußland auch heute noch viel
geringer als in Westeuropa.
Die politische Hauptstadt und zugleich die größte Stadt des Reiches (Iv2 Mill.
Einw.) ist St. Petersburg an der Mündung der Newa und damit am natürlichen
Eingangstor Groß-Rußlands, eine der wichtigsten Handels- und Hasenstädte Europas.
Der eigentliche Hafen von Petersburg ist Kronstadt. Die Krönungsstadt und noch
heute die eigentliche nationale Hauptstadt ist Moskau (über 1^/2 Niill. Einw.), zu-
gleich der wichtigste Verkehrsmittelpunkt und die größte Handelsstadt des Binnen-
landes, auch Mittelpunkt des zentralrussischen Industriegebietes. Zu den alten
Hauptstädten Rußlands zählt ferner Kiew am mittleren Dnjepr, ein Hauptmeß-
und Handelsplatz für Getreide, Zucker und Holz, 320000 Einw. — Nach St. Peters-
burg und Moskau sind im eigentlichen Rußland die beiden größten Städte die
Seehandelsplätze Riga mit über 300000 Einw. und Odessa mit 450000 Einw.
Riga ist der Bauweise und der herrschenden Bevölkerung nach eine deutsche Stadt,
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Moskau Kasan Kiew Wolga Petersburgs Rußlands Moskau Deutschland Westeuropa Asien Polen Grodno Wilna Smolensk Moskau Kiew Westeuropa Europas Petersburg Kronstadt Moskau Kiew Moskau Riga Odessa Riga
79
3) ]?olen vor 1305.
Das slavische Volk der Sarmaten, welches sich westlich von der mittleren Weichsel niedergelassen hatte und später mit dem Namen Polen (Potacy, Nachkommen der Lazier?) bezeichnet wurde, wählte um 840 einen Ackersmann, Pi äst, zum Herzog, dessen Stamm über fünf' Jahrhunderte (bis 1379) herrschte. Herzog Miecyslaw I leistete 955 dem deutschen Könige Otto 1 den Lehnseid und führte 966 das Christentum ein. Sein Sohn Boleslaw I der Glorreiche (922—1025), gab dem Reich nach Westen und Osten hin eine» bedeutende Ausdehnung, unterstützte den hl. Adalbert in der Bekehrung der heidnischen Ostpreußen, führte seinen Schwiegersohn Swätopolk auf den Tron von Kiew zurück und nahm unter Lossagung vom deutschen Reiche 1025 die Königskrone an. Die Zerrüttung des Staates, welche nach seinem Tode eintrat, ward durch Kasimir I (f 1058) und Boleslaw Ii (1058—1080) wieder gehoben, aber letzterer mußte in Folge eines von dem Papste Gregor Vii erlassenen Bannfluches (Boleslaw Ii hatte den Bischof Stanislaus von Krakau am Altare niedergebauen) dem Königstitel entsagen. Sein zweiter Nachfolger, Boleslaw Iii (1102—1138), mußte auf Andringen des deutschen Königs Heinrich V ebenfalls dem Königstitel entsagen (s. S. 55) und teilte auf dem Todbette das Land unter seine vier-älteren Söhne mit der Bestimmung, daß dem jedesmaligen Attesten der Familie mit dem Besitze von Krakau die Oberherrschaft über die andern Glieder des Herrscherhauses zukomme. Die Unruhen, welche in Folge dieser Teilung entstanden, fanden durch Kasimir Ii (1178 - 1194) ihre Beilegung, allem nach ihm traten neue Zerwürfnisse ein, welche von den nördlichen Nachbarn, den heidnischen Litthanern, zu ihrem Vorteile ausgebeutet wurden. Die 1241 einfallenden Mongolen richteten eine solche Verwüstung an, daß Polen über ein halbes Jahrhundert ohnmächtig darniederlag.
4) Ungarn unter arpab und dessen Nachkommen, 889—1301.
Die Ungarn oder Ungern, d. i. Fremde*), ein Zweig des finnisch-nralischen Volksstammes, waren aus ihrer Heimat am Ural uach Süden gezogen, wählten um 889 ihren Führer Arpad zum Herzog und besetzten das Land zwischen den Karpathen und der Save. Auf ihren Plünderungszügen nach Westen durch die deutscheu Könige Heinrich I und Otto I blutig zurückgewiesen, gaben sie ihr Nomadenleben auf und erlangten durch den Arpaden Geisa I (f 997) die ersten Elemente einer Staatsordnung und des Christentums. Geisas Sohn und Nachfolger Stephan der Heilige (997—1038) gab dem Christentum eine feste Begründung, nahm die Königskrone, ordnete die Verfassung (Einteilung des
*) Sie selbst nannten sich nach dem ersten ihrer Geschlechter Magyaren.
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Extrahierte Personennamen: Miecyslaw Otto Boleslaw Boleslaw Swätopolk Kasimir_I Boleslaw Gregor_Vii Gregor Boleslaw_Ii Boleslaw Stanislaus_von_Krakau Boleslaw Heinrich_V Heinrich Kasimir_Ii Arpad Heinrich_I Heinrich Otto Stephan_der_Heilige
132 Oberbayern unter Rudols M dem Stammler.
Herzoge Otto und Stephan (ihr Bruder Ludwig war gegen
Ende des Jahres 1296 bereits gestorben) durch Schwaben nach
dem Rhein, um Adolfs Macht zu verstärken. Nach ihrer
Ankunst wagte Adolf die Schlacht bei Gölheim (2.Juli 1298),
die ihm das Leben kostete. Auf die Nachricht von dem Tode
Adolfs zogen sich die bayerischen Herzoge mit ihren Kriegs-
leuten nach Heidelberg zurück und blieben daselbst bis zum
28. Juli, deu Tag, wo nach mehrmaligen Verhandlungen Al-
brechts Wahl zum deutschen König zu Stande kam. Unter den
Wählern Albrechts war auch Herzog Rudolf von Ober-
bayern, denn seine Mutter Mathilde hatte ihn wenige Tage
vor der Wahl mit Al brecht auszusöhnen gewußt. Rudolf
hatte bei dieser Gelegenheit versprechen müssen, seine Mutter und
seinen Bruder an der Regierung Bayerns theilnehmen zu lassen.
Er that es, aber ungern, und es blieb ein Groll gegen Beide
in seinem Herzen zurück.
Im dritten Jahre der Regierung Albrechts (1298—1308)
erhob sich ein Streit wegen der Rheinzölle, bezüglich deren
König Alb recht behauptete, daß sie zumreichsgute gehörig und
ganz widerrechtlich unter seinen schwachen Vorgängern von den
rheinischen Fürsten errungen worden seien. Dagegen erhoben
nicht blos die drei geistlichen Kurfürsten, sondern auch
Rudolf von Oberbayern in seiner Eigenschaft als Pfalzgraf
bei Rhein Einsprache. Das unvermuthete Eintreffen einer Bulle
des Papstes Bonifazius Viii, welche die Wahl Albrechts
als irregulär mißbilligte und eine Untersuchung verlangte, gab
den bedrohten Rheinfürsten eine willkommene Gelegenheit, ihren
Gegner zu ängstigen, und sie ließen ihm die Weisung zukommen,
sich vor dem Psalzgrafengerichte wegen der wider ihn erhobenen
Anschuldigungen, namentlich wegen der eigenhändigen Ermordung
seines Vorgängers Adolf zu verantworten.
Statt sich vor das bezeichnet Gericht zu stellen, zog Al-
brecht gegen Herzog Rudolf von Oberbayern in's Feld
und nahm ihm einen Theil der Rheinpfalz weg. Rudolf
verlor in diesem Kampfe, in welchem sämmtliche Herzöge Bayerns
für Albrecht Partei nahmen, die Stadt Wisloch in der
Rheinpfalz, die Stadt Schongau am Lech und die Burg
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Otto Stephan_( Ludwig Ludwig Adolfs Adolfs Adolf Adolf Adolfs Adolfs Albrechts Albrechts Rudolf_von_Ober- Rudolf Mathilde Rudolf Rudolf Albrechts Albrechts Rudolf_von_Oberbayern Rudolf Bonifazius Albrechts Albrechts Adolf Adolf Rudolf_von_Oberbayern Rudolf Rudolf Rudolf Albrecht Albrecht
244
Bayern unter Maximilian I.
sah, und Gott siegte." Die im Jahre 1638 errichtete
Mariensäule auf dem Schrannen- (jetzt Marien-) Platze ist
die Erfüllung seines in der Prager Schlacht für den glücklichen
Ausgang derselben gemachten Gelübdes.
Der besiegte Friedrich Y entwich von Breslau aus nach
Berlin und von da nach Holland. Er ward mit seinen An-
hängern in die Reichsacht und aller Würden und Länder ver-
lustig erklärt, Böhmen unterworfen, der Majestätsbrief vernichtet,
die Protestanten aller bürgerlichen Rechte beraubt und die pro-
testantischen Prediger nicht allein aus Böhmen, sondern auch
aus den übrigen deutsch-österreichischen Ländern vertrieben.
Die Union löste sich aus, um aller Verbindlichkeit gegen den
geächteten Kurfürsten überhoben zu sein.
Die Reich sacht ward von der Liga vollzogen, indem
Maximilians Feldherr, Tilly, in Verbindung mit spanischen
Truppen die von Ernst von Mansfeld, dem Markgrafen
Friedrich von Baden-Durlach und dem Prinzen Christian
von Braunschweig vertheidigten pfälzischen Länder des
flüchtigen Kurfürsten an der Donau und am Rhein eroberte.
Heidelberg, das sich am längsten gehalten, ward am 17. Sep-
tember 1622 erstürmt. Was voll der dortigen ausgezeichneten
Bibliothek bei der Erstürmung und Plünderung nicht zu
Grund gegangen war, erhielt Papst Gregor Xvi (1621 —
1623) znm Geschenke*). Auf dem Reichstage zu Regensburg
ertheilte Kaiser Ferdinand Ii dem Herzog Maximilian von
Bayerll am 25. Februar 1623 die Kurwürde mit dem
Erztruchsessen-Amte für seine Person auf Lebensdauer;
als Ersatz für seine Kriegskosten war ihm kürz nach der Prager-
Schlacht das österreichische Gebiet ob der Ens verpfändet
worden.
§ 93. Der dänische Krieg 1625—1629. Der Krieg
entbrannte auf's neue, als der König Christian Iv von Däne-
mark, der sich von den Ständen des von Tilly bedrohten Nie-
dersachsens zum Kreis ob ersten hatte wählen lassen, für seinen
*) Papst Pius Yii (1800—1823) hat im Jahre 1815 zurückgegeben,
was sich davon in der Vatikanischen Bibliothek noch vorfand.
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Gott Friedrich_Y Friedrich Maximilians Tilly Ernst_von_Mansfeld Ernst Friedrich_von_Baden-Durlach Friedrich Christian
von_Braunschweig Gregor_Xvi Gregor Ferdinand_Ii Ferdinand Maximilian_von
Bayerll Maximilian Christian_Iv_von_Däne- Tilly
Extrahierte Ortsnamen: Breslau Berlin Holland Maximilians Donau Rhein Heidelberg
Ii. Frankreich als Kaiserreich »bis jur
ijülje seiner Macht».
1804-1812.
Die Gründung der neuen Monarchie.
Nach Unterdrückung der letzten ohnmächtigen Versuche gegen *
seine Alleinherrschaft — Moreaus Exil, Pichegrus Tod im Kerker,
des Herzogs von Enghien widerrechtliche Erschießung — wird
Bonaparte auf Vorschlag der Tribunen durch Senatsbeschluß als
Napoleon erblicher Kaiser der Franzosen. Umgebung dexis. Mai.
jungen Dynastie mit neuem Glanz: Napoleons Geschwister mit
dem Titel Kaiserliche Hoheit'; 18 neue Marschälle; Proelamierung
des Ordens der Ehrenlegion; Salbung des Imperators durch
Papst Pins Vii, seine und seiner Gemahlin Selbstkrönung; —2. Dem.
Napoleons bürgerliches Gesetzbuch vollendet 1804, mit dem Titel
Cod6 Napoleon 1807; schon vorher Herstellung der Kirche und
des Cultus, seit Anfang 1806 auch der christlichen Zeitrechnung.
Verwandlung der eisalpinischen (seit 1802 italienischen)
Republik in ein Königreich Italien 1805, Napoleons
Königskrönung im Dom zu Mailand, sein Stiefsohn Eugene
Beauharnais Vicekönig. Einverleibung Liguriens, Parmas,
Piacenzas und Gnastallas.
Napoleons siegreiche Kämpfe.
I. Gegen Oesterreich und Unluand 1805.
Dem für England trotz seiner Seesiege im ganzen ungünstigen
Frieden von Amiens folgte bald eine abermalige Spannung beider
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Napoleons Napoleon Napoleons Eugene
Beauharnais_Vicekönig Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Moreaus_Exil Pichegrus Napoleons Napoleons Italien Napoleons Mailand Napoleons Oesterreich England Amiens
— 158 —
Dieselben sind aber trotz ihres Wasserreichtums wegen der vielen
Wasserfälle — wenn diese nicht durch Kanüle umgangen sind —
nur teilweise schiffbar. Die bedeutendsten Flüsse sind : Tornea-Els,
Dal-Elf, Klar-Els (Göta-Els) und Glommen. — Unter den zahl-
reichen Seen sind die größten der Wen er-, Wetter- und Mälar-
see. Mit Benutzung der beiden ersteren Seen führt eine Kanal-
Verbindung aus dem Skager Rak in die Ostsee.
Iv. Das Klima ist im Westen infolge der oceanischen Lage
und der erwärmenden Nähe des Golfstromes viel milder als in
allen andern Ländern mit gleicher geographischer Breite. Das
Meer gefriert hier fast nie, und in den geschützten Fjorden gedeiht
selbst noch Obst. Weniger begünstigt ist die
Ostseite der Halbinsel. Südschweden ist fin-
den Getreidebau sehr geeignet. Im Hoch-
lande aber sind weite Flächen mit Gletschern
und ewigem Schnee bedeckt.
Hauptbeschäftigung der Bewohner ist in
Schweden Ackerbau und Viehzucht, in
Norwegen (Bild 51) hingegen Fischerei
51. (Heringe, Dorsch oder Kabeljau, wenn ge-
Norwegische Frauentracht. . ' ' ' N ' ?
trocknet, Stockfisch genannt). Von großer
Bedeutung ist der Bergbau auf Eisen, Kupfer und Silber. Einen
besondern Reichtum bilden die unermeßlichen Wälder, welche
den größten Teil des bebaubaren Bodens bedecken. — Die In-
dustrie ist in der Entwicklung gehemmt durch den Mangel an
Steinkohlen, der nur zum Teil durch den Reichtum an Wasserkräften
ersetzt wird. Sie beschäftigt sich vornehmlich mit Verarbeitung des
Holzes (Bautischlerei, Zündholzfabrikation) und des Eisens. — Leb-
haft ist der Seehandel (Norwegen allein hatte 1897 über 7000
Seeschiffe, darunter 960 Dampfer).
V. a) Skandinavien ist unter allen europäischen Ländern am
schwächsten bevölkert. Auf der großen Fläche von 776000 qkm
leben nur 7 Millionen Menschen, also wenig mehr als in dem
kleinen Belgien. Auf 1 qkm treffen 9 Bewohner.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
— 159 —
gewonnen: Gold, Platina, Silber, Eisen, Kupfer, Blei, Zink und
Salz. Auch hat Rußland mächtige Steinkohlenlager und ergiebige
Petroleumquellen (am Kaspischen Meere).
Trotz so reicher natürlicher Hilfsquellen steht die russische In-
dustrie noch hinter der westeuropäischen zurück, hat aber in den
letzten Jahrzehnten einen großen Aufschwuug genommen. Von Be-
deutung ist die Eisenindustrie, die Baumwoll-, Woll- und Leinen-
Weberei, die Lederfabrikation (Juchten) und Rübenzuckerbereituug.
Der Haudel Rußlands ist jetzt schon von großer Wichtigkeit
und dabei noch in steter Ausdehnung begriffen. Zur Ausfuhr ge-
langen vornehmlich: Getreide, Flachs, Hanf, Holz, Petroleum, Zucker,
Wolle, Tiere, Talg, Pelzwerk und Leder. Dagegen müssen fast samt-
liche Luxus- und ein großer Teil der Industrie-Artikel noch ein-
geführt werden.
V. a) Obwohl das europäische Rußland 106 Millionen Ein-
wohn er zählt, so ist es doch unter allen europäischen Ländern
nach Skandinavien am schwächsten bevölkert; denn aus 1 qkm
treffen nur 20 Menschen. Wäre Rußland so dicht wie z. B.
Deutschland bewohnt, so müßte es auf seinem Flächenraum von
5 390 000 qkm ungefähr 500 Millionen Einwohner haben; aber große
Bodenstrecken Rußlands sind des kalten Klimas wegen sehr schwach
bevölkert. So hat der Bezirk Archangelsk, der Deutschland an Größe
weit übertrifft, nur 350 000 Bewohner. — Die dichteste Bevölkerung
findet sich in der Mitte Rußlands. — Nur 16 Städte des un-
geheuren Reiches haben mehr als 100 000 Einwohner.
d) Bezüglich der Abstammung herrscht in der Bevölkerung
Rußlands eine sehr große Mannigfaltigkeit. Doch ist der slavische
Stamm so stark vorherrschend, daß ihm mehr als 4/5 der Gesamt-
bevölkerung angehören. Unter den verschiedenen Völkern des slavischen
Stammes bilden die Russen (80 Millionen) weitaus die Mehrzahl
gegenüber den Polen (71/2 Millionen). Außerdem leben in Rußland:
1. über 11/2 Mill. Deutsche'(besonders in den Ostseeprovinzen
und den südrussischen Kolonien);
2. 4 Mill. Letten (in Litauen und Kurland);
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Extrahierte Ortsnamen: Skandinavien Deutschland Archangelsk Deutschland Polen Rußland Kurland
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oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens
zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten
Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham".
— Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel.
— Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge-
legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig.
2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.)
ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow
(175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und
Wolle. Universität.
3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen
Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak-
baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.),
ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel-
Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew
(92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im
Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien.
4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste
Stadt Litauens.
5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der
Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des
Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor-
orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie.
6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa-
Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen
gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels-
platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt
(60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat,
rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. —
Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen
Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten
283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee,
wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf
und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.
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