166 Französische Re volutions kriege. Kosziu Sko.
n.c.g.mit Belgien frei werden, zu den Oesterreichern. Uebcrall die
Verbündeten im Vortheile, und im Innern Frankreichs die
Vendee, Bretagne (Wimpfen), Toulon, Marseille und Lyon
gegen den Convent im Aufruhr. Daher durch die Jakobiner
die Sch recken s regi e run g ; allgemeines Aufgebot in Masse;
ganz Frankreich ein Feld - und Waffenlagcr unter Carnot.
Darauf Siege der Franzosen gegen die im Innern Empörten
unter gräßlicher Rache; eben so in Belgien durch Iiouchard
und Jourdan, am Oberrhein durch Pickegru und Iiocle j
indessen sättigt sich die Revolution durch ihre Blntgerichte
1794. überall in Frankreich; ihre Häupter stürzen sich selbst; Ende
des Terrorismus.
In den Niederlanden siegt Pickegru bei Tournal, und
1795. ^onrdan bei Fleums; Holland wird erobert — batavische
Republik, verbunden mit Frankreich. Am Oberrhein müssen
die Preussen, nach ihrem Siege bei Kaiserslautern, weichen,—
Frieden zu Basel zwischen Preussen und Frank-
reich (das nördliche Deutschland neutral), etwas später mit
Spanien ( St. Domingo an Frankreich ) *).
*) Um dieselbe Zeit blutige Auftritte in Pvlen: »ach dem russisch»
türkischen Kriege ( 1787—1792) suchte Katharina Ii. ihren Einfluß in
Polen durch eine Conföderatiou der unzufriedenen Polen zu Targowih
geltend zu machen; eine russische Armee dringt ein; die Polen unter
Thaddäus Kosziusko müssen weichen. Auch eine preussische Armee,
mit Katharina einverstanden, rückt unter Möllendorf 1793 in Polen
ein, und bald darauf erfolgt die zweite Theilung Polens. Aber
die Erbitterung der Polen bricht schon 1794 aus. Kosziusko Ober-
feldherr. Die Russen aus Warschau vertrieben, vereinen sich mit den
unter ihrem König eindringenden Preussen. Sieg der Verbündeten bei
Raffka. Warschau vergebens belagert. Auch Oesterreich schickt eine
Armee. Kosziusko bei Maciejowiee von den Russen unter Fersen
geschlagen und gefangen. Suwarvv erstürmt Prag a; Warschau kapi-
tulirt, — dritte Theilung Polens 1795; der König Poniatowsky
legt seine Würde nieder (Rußland gewinnt 2000 Quadratmeilen, Preus-
fen 990 Quadratmeilen und Oesterreich 834 Quadratmeilen). Katharina
stirbt im folgenden Jahre; ihr folgt ihr Sohn Paul I (1796—1801).
Auch Friedrich Wilhelm Ii. von Preussen stirbt im November 1797, und
ihm folgt sein Sohn Friedrich Wilhelm Hl
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Extrahierte Personennamen: Kosziu_Sko Katharina_Ii Katharina Kosziusko Raffka Kosziusko Poniatowsky Katharina Friedrich_Wilhelm_Ii Friedrich Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Bretagne Toulon Marseille Lyon Frankreich Belgien Jourdan Frankreich Niederlanden Holland Frankreich Preussen Kaiserslautern Basel Preussen Frank- Deutschland Spanien Frankreich Polen Polen Polens Warschau Preussen Oesterreich Warschau Polens Oesterreich Preussen
16
schüft (Zünfte) gegen den Rath, die Gefchlechter und die Geistlich-
keit. An der Spitze des Widerstandes gegen die kirchliche Reform
unter den Städten stand Köln, besonders seit 1529.
n24 —1525 6. Der Bauernkrieg: Die Gährung im Bauernstand
namentlich des südwestlichen Deutschlands, veranlaßt durch schweren
Druck, wird'genührt durch den vertriebenen Ulrich von Würtemberg
und die nach der Schweiz geflohenen Ritter. Mit der Abart der
Schwarmgeisterei der Zwickauer, Thomas Münzers (früher in
Alstädt im Thüringschen) und Karlstadts (aus Wittenberg nach
Orlamünde gegangen, dann in Franken und Schwaben) in Ver-
bindung getreten, verstärkt sie sich durch den Anschluß vieler, zunächst
und zumeist kleinerer Städte und bricht im Sommer 1524 längs der
Schweizergrenze vom Schwarzwald bis an den Bodensee in offenem
Aufruhr aus.
a. Der südwest deutsche Schauplatz der Bewegung in Schwa-
den, Elsaß und Lothringen, Baiern, Tirol, Salzburg bis gegen
Wien hin, im Rheingau bis zum Niederrhein und nach Westfalen;
die 12 Artikel zum größeren Theil politisch-socialen Inhalts, doch
mit Berufung auf das @t)aitc[e'iuuu, Nöthigung des Adels, ja ein-
zelner Reichsfürsten zur Unterschrift. Hanptführer: Hans Müller
von Bulgenbach, Georg Metzler von Ballenburg, Wendel Hipler,
Florian Geier; dann, etwa auf 1 Monat, an der Spitze deroden-
wälder Bauern Götz von Berlichingen. Concentrierung der ein-
zelnen Züge vor Würzburg zur Eroberung der Feste Frauen-
berg. Radicale Reformpläne, auf eine abstracte Einheit des
Reichs hinauslaufend, tauchen auf. Luthers heftige Erklärung
gegen die Banernrevolution. Niederlagen der Bauern, namentlich
1525be§ Odenwälder Haufens bei Königshofen a. d. Tauber durch
die Truppen des Schwäbische:: Bundes unter Graf Truchseß-
Waldburg, des Bischofs von Würzburg und der Kurfürsten von
Trier und der Pfalz, zum Theil grausame Unterdrückung und
Züchtigung.
ß. Der Thüringische, wo die religiöse Schwärmerei über-
wiegt. Thomas Münzer in Mühlhausen; theokratisches Regiment,
Sturm auf umliegende Klöster. Der Landgraf von Hessen, der
Kurfürst Johann von Sachsen, die Herzöge von Braunschweig-
1525wolfenbüttel und Sachsen Sieger bei Frankenhausen; Münzer
hingerichtet.
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87
Europäische Ereignisse Mischen dem spanischen Erbfolgeäriege
und den schlesischen Kriegen.
1. Der im Bunde mit Venedig (denen von den Osmanen
1715 Morea entrissen worden war) unternommene Türken-
krieg 1716—1718 führte Oesterreich unter des Prinzen
Eugen Leitung von Sieg zu Sieg (bei Peterwardein 1716,
Belgrad 1717) und zuletzt im Frieden von Passaro-
witz 1718 zum Besitz des Banats, eines Theiles von^is
Serbien mit Belgrad, von Croatien, Bosnien imb der
Walachei. Für den Verlust Moreas wurde Venedig durch
albanische und dalmatinische Plätze entschädigt.
2. Die Friedensstörung Spaniens (Philipp V, seine
zweite Gemahlin Elisabeth Farnese von Parma, der Car-
dinal Alberoni), das während des Türkenkrieges 1717
Sardinien, 1718 Sieilien angrisf, führte 1718 zur Qua-
druple-Allianz d. h. einem zur Aufrechterhaltung desl?i8
Utrechter Friedens geschlosserten Bündniß des Kaisers, Eng-
lands, Frankreichs, Hollands. Vertauschung Siciliens mit
Sardinien; Don Carlos, Sohn des spanischen Königspaares,
erhält die Anwartschaft auf die Herzogthümer Parma und
Piacenza, sowie aus Toskana, auf welche seine Mutter
Erbansprüche hatte.
3. Der polnische Erbfolgekrieg 1733—1735 nach 1733-1735
dem Tode Augusts Ii von Polen zwischen dem Kaiser, dem
Reich und Rußland, die für die Wahl Augusts Iii von
Sachsen auftraten, einer —, Frankreich, Spanien und Sar-
dinien, die für die Rechte des fast einstimmig gewählten
Stanislaus Lesezinskm) kämpften, andererseits. Der Schau-
platz dieses fast ereignislosen, für beit an tüchtigen Truppen
und Geld armen Kaiser im ganzen unglücklichen Krieges
am Rhein und in Italien; die greisen Feldherrn Eugen
mtb Villars noch einmal als Gegner. Der Wiener
Frieden: der Kaiser verliert Neapel mit Sieilien gegen
Parma und Piacenza an den Jnfanten Don Carlos;
Frankreich erkennt die pragmatische Sanction (s. Nr. 4.)
an und erhält die Anwartschaft auf das alte deutsche
Land Lothringen, das für seine Lebenszeit zunächst Stanis-
laus Lesezinski (h 1766) statt der polnischen Krone be-
*) Er führte noch immer den Königstitel und war der Schwiegervater
Ludwigs Xv von Frankreich.
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Extrahierte Personennamen: Morea Eugen Eugen Philipp_V Philipp Elisabeth_Farnese_von_Parma Carlos Augusts Augusts Stanislaus_Lesezinskm Eugen Carlos Ludwigs Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Venedig Oesterreich Belgrad Serbien Belgrad Bosnien Spaniens Frankreichs Hollands Sardinien Piacenza Toskana Polen Sachsen Frankreich Spanien Rhein Italien Neapel Piacenza Frankreich Lothringen Frankreich
— 162 —
oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens
zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten
Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham".
— Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel.
— Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge-
legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig.
2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.)
ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow
(175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und
Wolle. Universität.
3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen
Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak-
baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.),
ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel-
Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew
(92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im
Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien.
4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste
Stadt Litauens.
5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der
Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des
Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor-
orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie.
6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa-
Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen
gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels-
platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt
(60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat,
rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. —
Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen
Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten
283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee,
wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf
und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.
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— 126 —
-ftsßretßf Ii. (1438—1439) wurde auch zum deutschen Kaiser gewählt, starb aber schon nach einem Jahre, ohne für das Reich etwas gethan Zu haben. Ihm folgte sein Vetter Ariedrich Iii. (1439—1493) bekannt durch seine thaten- und würdelose Regierung, seine Schwäche gegen die östlichen Nachbarn und den päpstlichen Stuhl, dem er alle Errungen-fchafteu des eifrig reformierenden Basler Concils preisgab, und seine nie ausgegebenen Ansprüche auf die Weltmacht seines Hauses.
§ 20. Die ttachlmnt Deutschlands tut Men.
Der Name Preußen, wahrscheinlich von Po und Ruß abgeleitet und die Anwohner des Flusses Ruß oder Niemen bedeutend, kommt zum erstenmal in der Geschichte des Märtyrers Adalbert vor, der bei Fischhausen getödtet wurde (§ 9). Zweihundert Jahre nach seinem Tode versuchten Cisterziensermönche des Klosters Oliva unweit Danzig die -heidnischen Preußen zu bekehren, aber das Missionswerk hatte erst Erfolg, als der deutsche Orden unter dem Landmeister Hermann Balk sich im Lande ansiedelte. Die Frucht der ersten Anstrengungen der Ritter wurde durch den Mongolensturm in Frage gestellt, doch nach der Schlacht bei Liegnitz 1241, in welcher sie an der Seite der Schlesier tapfer kämpfend unterlegen waren, erholten sie sich durch Zuzüge und eigens gegen die Preußen veranstaltete Krenzzüge bald wieder. Auf einem solchen wurde Königsberg zu Ehren Ottokars von Böhmen gegründet. Aber der Hauptsitz der Ordensherrschaft war seit 1306 die glänzende Marienburg am rechten Ufer der Nogat, von wo aus der Hochmeister bis an den Peipus-see gebot. Die Zeit seines Glanzes erlebte der Orden unter Winrich von Kniprode; schon damals aber begann allmählich der Verfall, herbeigeführt durch die Sittenlosigkeit und den Druck der geistlichen Herrn, die Freiheitsbestrebungen der reichen zum Theil dem Hansebunde beigetretenen Städte und die Un-abhängigkeitsgelüste des einheimischen und eingewanderten Adels. So lange es in der Nähe Heiden zu bekehren gab, behauptete sich der Orden; als aber der lithauische Großfürst Ia gi ello-Wladislav mit der Hand Hedwigs (der Schwester von Siegmunds erster Gemahlin Maria) das Königreich Polen erhalten und sammt seinem Volke das Christentum angenommen hatte,
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Extrahierte Personennamen: Basler_Concils Hermann_Balk Ottokars Winrich_von_Kniprode Maria) Maria
438 Die neue Zeit.
Soliman stellte den Seeräubern seine Flotte zur Verfügung', um der Christenheit desto empfindlicher schaden zu können. Mulei Hassau wandte sich an den Kaiser um Hilfe. Dieser landete vor Tunis, eroberte die Stadt und befreite 22 000 Christeu-1538. sklaveu aus der Gefangenschaft. Mulei Hassau erhielt Tunis zurück, aber als spanischer Vasall. Der Menschenraub wurde ihm untersagt. Aber ein zweiter Zng, den Karl neun Jahre später gegen Hayreddin Barbarossa nach Algier unter* 1541. nahm, lief sehr unglücklich ab, da ein Sturm die Flotte zertrümmerte und nur ein kleiner Teil des Heeres gerettet wurde.
443) Das Unglück Karls in Algier bot Franz I. eine zu günstige Gelegenheit dar, um seinem Verlangen nach Rache widerstehen zu können. Er verband sich mit Schweden, Dänemark und den Türken, um Karl an fünf verschiedenen Punkten auf einmal anzugreifen. Doch Karl faud an Genua und England wieder die alten Bundesgenossen. Die Genuesen unter dem Dogeu (Dodschen) Andreas Doria blieben Meister zur See, Heinrich landete in Calais und drang von da aus gegen Paris vor; Karl aber zog durch die Champagne und trieb das Heer des Dauphin (Dofäng) vor sich her. 1544.Franz mußte sich zum Frieden von Crespy (Kräpi) herbeilassen, durch welchen der italienische Zwist dauerud beseitigt wurde.
Anmerkungen.
1. Sultau Solimau Ii. der Große oder der Prächtige belagerte 1522 Rhodus sechs Monate lang. Endlich fiel es durch Berrat, worauf Karl V. den Rhodiser-Rittern die Insel Malta znm Aufenthalte anwies. Mit 100 000 Mann und 300 Kanonen brach der Sultan 1526 in Ungarn ein. Der König von Ungarn Lndwig Ii. ging ihm entgegen, wurde aber vou dem Fürsten von Siebenbürgen Johann Zapolya, der mit seinen Truppen zu ihm stoßen sollte, im Stiche gelassen und fiel in der Schlacht von Moha cs (Mohatsch) nebst vielen Adeligen, Bischöfen und dem größern Teile des Heeres, worauf Pest und Ofen den Türken ihre Thore öffneten (29. Ang. 1526). Lndwig hinterließ keinen Sohn. Nach „den Verträgen sollte jetzt Ungarn an den Erzherzog Ferdinand von Österreich, den Bruder Karls V., fallen. Allein Zapolya ließ sich auf einer Reichsversammlung zu Stuhl-weißeuburg zum König von Ungarn wählen, während Ferdinand zu Preßburg gewählt wurde. Als Zapolya bei Tokay geschlagen wurde, rief er selbst Soliman Ii. zu Hilfe und lieferte ihm sogar die heilige Krone und die Reichsinsignien Ungarns aus. Dafür unterstützte ihn Soliman und nannte ihn Freund, Bruder und Lehensmann. Die Türken erfochten einen großen Sieg bei Essek gegen Ferdinand, welcher nicht in den Besitz Ungarns zu gelangen vermochte und zu Großwar de in (1538) einen Frieden eingehen mußte, wonach er Ungarn bis an die Theiß dem Zapolya überließ. Auch behielt dieser Siebenbürgen und den Titel König von Ungarn. Nach dessen Tode je-
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Extrahierte Ortsnamen: Tunis Algier Karls Algier Genua England Paris Malta Ungarn Ungarn Ungarns Ungarn Ungarn
§ 132. Die schweizerische Eidgenossenschaft. 357
schlossen Werner Stauffacher aus Schwyz, Waltherfürst aus Uri intb Arnold von Melchthal aus Unterwalden mit noch je 10 Geuosseu einen Bund zur Vertreibung der Vögte und zur Behauptung ihrer Freiheiten. Dies geschah in der Nacht des Mittwochs vor Martini 1307 ans dem Rütli, einer Matte am 1307. Vierwaldstätter See. Am Nenjahrstag wurden die Vögte verjagt und ihre Bürgen gebrochen, ohne daß Leben oder Eigentum weiter beschädigt worden wären. Albrecht wollte sich zwar an den Schweizern rächen, wurde aber ermordet, ehe er sich mit ihnen messen konnte. Heinrich Vii. dagegen bestätigte die Freiheiten der Waldstätten aufs neue und schützte sie, solange er lebte, gegen Österreich. Nach dessen Tode zog Leopold von Österreich, Albrechts I. toohit, mit großer Macht gegen die Schweizer, aber sein Heer geriet bei Morgarten in einen Hinterhalt und erlitt eine gewaltige Niederlage. Leopold mußte einen Waffen- 16.N0-stillstand eingehen und die drei Orte schlossen nun zu Brun neu einen ewigen Bund, dem bald mehrere Städte, zuerst Luzern, 1^5. beitraten. Siebzig Jahre verstrichen in kleineren Fehden, bis Leopold Ii., der Neffe des vorigen, im Verein mit 165 geistlichen und weltlichen Herren wieder den Versuch wagte, die österreichische Herrschaft herzustellen, aber bei Sempach mit seinem s. Juli stolzen Heere auch fein Leben einbüßte. 1386-
366) Ebensowenig glückte es Kaiser Friedrich Iii., die Schweizer zu unterwerfen. Er hatte von Karl Vii. von Frankreich 10000 Söldner begehrt, dieser aber 40 000 unter den Befehlen des Kronprinzen (Dauphin) gesandt (die Armag-naken). Die Eidgenossen schlugen bei Prattelen und Mutte nz zwei Heerhaufen und widerstanden am Siechenhaus zu St. Zakob au der Birs bei Basel den Hanptheeren, bis alle, mit Ausnahme von 17, die durch einen Zufall sich retteten, gefallen waren. Nun hielten Österreich sowohl als Frankreich für gut, mit den Schweizern Friede zu schließen, und letzteres nahm sogar Schweizer in seine Dienste. Dies aber zog der Eidgenossenschaft den Haß Karls des Kühnen von Burgund zu.
Die Schweizer sahen voraus, daß ihnen mit dem gefürchteten Herzog der Kampf nicht ausbleiben werde, und fielen zuerst in das bnrgundische Gebiet ein. In drei großem Schlachten, bei Gr an so n, Murten und Na net), wurde Karl besiegt und bei 1476. Nancy blieb er auf dem Platze. Fortan ließ man die Eid-1477. genossenschaft in Ruhe, und die Unabhängigkeit der Schweiz nicht nur von Österreich, sondern auch vom Reiche, wurde im west-i«48. sälischen Frieden ausdrücklich anerkannt.
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Extrahierte Ortsnamen: Schwyz Unterwalden Sempach Frankreich Basel Frankreich Burgund Murten
§ 227. Österreich. 633
Emmanuel ebenfalls Frieden geschlossen hatte und ein paar« Tage nachher Venedig, welches am längsten Widerstand leistete, kapitulierte, so war in Österreich die Ruhe wieder zurückgekehrt.:
Anmerkungen.
1. Die Studenten Wiens bildeten unter sich eine akademische Legion, von deren Hauptquartier iu der Aula die Befehle ausgingen. Als die Regierung diese Legion aufheben und mit der Nationalgarde verschmelzen wollte, entstanb ein Aufruhr, so daß das Ministerium diese Anordnung zurücknehmen mußte. Bei der Belagerung Wiens befehligte bei- Reichstagsabgeorbnete Robert Blum von Leipzig eine Kompanie und würde deshalb nach der Einnahme der Stadt stanbrechtlich erschossen. Der Pole Bem leitete die Verteibigung der Stadt. Den Aufruhr schürten ganz besonbers ungarische Agenten, welche von Kossuth bezahlt würden. Diesem lag baran, daß Wien die Truppen des Kaisers beschäftige, bamit er selbst in Ungarn sich freier bewegen konnte. Der Ban Jella-chich verließ auch wirklich seine Stellung bei Preßburg, wo er eine Schlacht annehmen wollte, und zog auf Wien zu, als er Nachricht von den Vorfällen in der Stadt erhalten hatte (7. Okt. 1848).
2. In Prag war das Volk vor das Haus des Fürsten Winbisch-grätz gezogen. Zum Schutze besselben hatte sich Militär aufgestellt. Da fiel aus einem gegenüberstehenben Hause eiu Schuß, der die Fürstin Winbischgrätz, die am Fenster stand, tötete. Das Militär schritt nun ein und es entwickelte sich ein Straßenkampf, der das Bombardement zur Folge hatte. In Wien wurde der Kriegsminister Latour von einem Pöbelhaufen an einen Laternenpfahl gehenkt, in Pest der General Graf La mb erg auf der Brücke getötet und durch die Stadt geschleift.
3. Zugleich mit dem Kaiser Ferdinand I. verzichtete dessen Bruder, der Erzherzog Franz Karl, auf die Thronfolge und es gelangte nun nach dem Erbfolgerecht Franz Joseph, der Sohn bieses Erzherzogs und der Prinzessin Sophie von Bayern, an die Regierung. Derselbe ist geboren am 18. August 1830 und mußte vor der Abdankung Ferdinands erst für volljährig erklärt werden.
4. Joseph Freiherr von Jellachich war beim Ausbruche der ungarischen Revolution nur Oberst, wurde aber auf ausdrückliches Verlangen bet Kroaten, die beshalb eine Deputation an den Kaiser schickten, zum Banus des vereinigten Königreichs Kroatien, Dalmatien und Slavonien, zum geheimen Rat und Felbmarfchallleutnant und zum Inhaber zweier Regimenter ernannt. Als der Banus gegen Ungarn marschierte, zwang der ungarische Kriegsminister dem Kaiser zwar ein Manifest ab, in welchem Jellachich aller seiner Ämter und Würden entsetzt wurde, aber dieser gehorchte nicht, behielt das Kommando und half so das Kaiserreich retten.
5. Ludwig Kofsuth war bereits 1830 Advokat und Agitator für bte Sache der Polen. Als solcher staub er einmal wegen Veruntreuung anvertrauten Gutes in Untersuchung. Seine Bewerbung um ein Staatsamt hatte feinen Erfolg und ba er das Vertrauen als Abvokat verloren hatte, so verfaßte er politische Schriften, die ihm eine vierjährige Haft zuzogen. Nach feiner Entlassung würde er Rebafteur. Er griinbete den Schutzverein, der sich verpflichtete, nur ungarische Erzeugnisse zu gebrauchen.
Rolfus, Weltgeschichte. 3. Aufl. 27
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§ 156. Der Bauernkrieg. Die Wiedertäufer in Münster. 427
richteten die Truppen des Schwäbischen Bundes unter ihrem Hauptmanne Georg Truchseß von Waldburg unter den Bauern schreckliche duederlagen an. Bei Königshofen an der Tanber, bei Würz bürg und Ingolstadt wurden dieselben vollständig auseinandergesprengt und vernichtet. In Thüringen hatte Thomas Münzer zu Mühlhausen die Reichen fortgejagt, Gütergemeinschaft eingeführt und die Bauern um sich versammelt. Aber bei Frankenhansen siegte der Landgraf Philipp von Hessen mit den sächsischen Fürsten und dem Herzoge von Brannschweig über die Aufrührer und übte blutige Vergeltung. Auch nach beendigtem Aufstande dauerten noch die Hin-1525. richtnngen derer, die sich beteiligt hatten, fort, und 150 000 Bauern fielen in der Schlacht oder unter dem Beile des Henkers. Leider hatte Luther seinen Einfluß auf die Fürsten, die anf seiner Seite waren, nicht geltend gemacht, um sie zu einem mildern Verfahren zu bewegen, vielmehr mit maßloser Heftigkeit zur Ausrottung der Bauern aufgefordert.
434) Zehn Jahre nachher trat das Bestreben, die evangelische Freiheit in das Leben einzuführen, noch einmal zu Münster in Westfalen in schauerlicher Verirrung auf. Dort war der Bischof vertrieben worden und die Stadt hatte die lutherische Lehre angenommen, neigte sich aber bald den Wiedertäufern zu. Diese führten nun nicht nur die Gütergemeinschaft, sondern auch die Vielweiberei ein, und auf angebliche himmlische Erscheinungen gestützt, wurde der Schneider Johann Bockelson von Leyden als König des ganzen Erdkreises ausgerufen. Johann geberdete sich nun auch wirklich als solcher und sandte Herzoge und Apostel aus, die aber aufgefangen und hingerichtet wurden. In Münster selbst übte er eine unerträgliche Tyrannei ans und ließ alle hinrichten, die ihm zu widersprechen wagten. Aber der gesamte Adel in der Nachbarschaft verband sich mit dem Bischose, um solchem Unfug zu steuern; doch erst nach einer langwierigen und blutigen Belagerung konnte die Stadt wieder erobert roerben.1535. Die Wiebertäufer kämpften mit größtem Hclbenmute, mit Ausnahme des Königs, seines Scharfrichters Knipperbolling und des Hofkanzlers Krechting, welche sich versteckten, aber ans ihrem Verstecke^hervorgezogen und nach vielen Martern hingerichtet würden. Ihre Leiber würden in eisernen Käfigen am Turme bet Lambertskirche aufgehängt.
Anmerkungen.
1. Schon vor Luther hatten Bauernaufstände stattgefunden, die jeweils blutig unterdrückt wurden. Ursache daran war der große Druck,
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Extrahierte Personennamen: Georg_Truchseß_von_Waldburg Thomas_Münzer Philipp_von_Hessen Philipp Schneider_Johann_Bockelson_von_Leyden Johann Johann Apostel Knipperbolling
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gionsstreitigkeiten, Ln Folge derer sich ein bedeutender Theil der
Christen von der katholischen Kirche lostrennte. Diele Glaubens-
spaltung hal'e die betrübendsten Folgen für unser Vaterland; die
Nationalkraft und der Gemeingeist des deutschen Volkes wurden ge-
brochen, und die deutschen Gauen waren lange Zeit der Schauplatz
gräßlicher Religionskriege und schimpflicher Fremdherrschaft v).
Maximilians Enkel, Karl V., ein edler, geistvoller Herr-
scher, bestieg 1419 den deutschen Kaiser thron. Er war ein mäch-
tiger Fürst, in dessen Reiche die Sonne nie unterging. Unter
ihm trug die Saat der Glaubensspaltung in Deutschland blutige
Früchte. Da Luther, welcher wegen Läugnung wesentlicher Lehren
der christlichen Kirche von der Kirchengemeinschaft ausgeschlossen
und von Kaiser und Reich in die Reichsacht erklärt wurde, in seinen
Schriften und Predigten häufig von evangelischer Freiheit redete, so
veranlaßte dies im Jahre 1524 einen furchtbaren Aufstand der deut-
schen Bauern, welche damals unter großem Drucke seufzten. Der
Bauernkrieg begann in den Gegenden der Schweiz und ver-
breitete sich wie ein Lauffeuer über ganz Süddeutschland bis nach
Thüringen. Die Schlösser des Adels, die Klöster und Kirchen
plünderte und zerstörte der rohe Haufe. Besonders zeichnete sich in
diesem Aufstande der überspannte Gleichheitsprediger Thomas
Münzer aus. Nun zogen die Grafen von Mansfeld und der
Landgraf Philipp von Hessen bei Frankenhausen in Thüringen ein
Kriegsheer zusammen, tödteten und nahmen viele Bauern in der
daselbst stattgefundenen Schlacht gefangen, zerstreuten die Uebrigen
und hielten über Thomas Münzer und dessen Gehülfen Heinrich
Pfeifer Standrecht. Beide wurden zu Mühlhausen, wo ihre
weltliche Herrschaft begonnen, öffentlich enthauptet. Luther er-
mahnte setzt die Bauern zum Gehorsam gegen die Obrigkeit. Da
aber dessen ungeachtet der Aufstand immer schrecklicher und blutiger
von Schwaben nach Franken sich heraufzog; da man die Nach-
richt erhielt, daß die aufrührerischen Bauern den Grafen von
Helfenstein zu Weinsberg auf eine schauderhafte Weise ermordet
hatten, ließ Luther seine Schrift wider die räuberischen und mör-
derischen Bauern drucken. Nachdem die Bauern sengend, brennend
und mordend das Frankenland durchzogen hatten, wurden sie in
mehreren Schlachten von dem Feldherrn des schwäbischen Bundes-
heeres, Truchseß von Waldburg, geschlagen. An den Besiegten
wurde eine unerhörte Grausamkeit ausgeübt. Viele Tausende
wurden enthauptet, aufgehängt, gebrandmarkt und einzelner Glied-
maßen, als der Finger und Augen, beraubt.
Unter ununterbrochenen Neligionsstreitigkeiten, unter stete»
1) Das Nähere-^lber die Glaubensspaltung des sechzehnten Jahrhun-
derts gehört in den Religionsunterricht.
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Extrahierte Personennamen: Maximilians Karl_V. Karl_V. Thomas
Münzer Philipp_von_Hessen Philipp Thomas_Münzer Heinrich
Pfeifer Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Maximilians Deutschland Mansfeld Frankenhausen Schwaben Helfenstein Weinsberg Waldburg