166 Französische Re volutions kriege. Kosziu Sko.
n.c.g.mit Belgien frei werden, zu den Oesterreichern. Uebcrall die
Verbündeten im Vortheile, und im Innern Frankreichs die
Vendee, Bretagne (Wimpfen), Toulon, Marseille und Lyon
gegen den Convent im Aufruhr. Daher durch die Jakobiner
die Sch recken s regi e run g ; allgemeines Aufgebot in Masse;
ganz Frankreich ein Feld - und Waffenlagcr unter Carnot.
Darauf Siege der Franzosen gegen die im Innern Empörten
unter gräßlicher Rache; eben so in Belgien durch Iiouchard
und Jourdan, am Oberrhein durch Pickegru und Iiocle j
indessen sättigt sich die Revolution durch ihre Blntgerichte
1794. überall in Frankreich; ihre Häupter stürzen sich selbst; Ende
des Terrorismus.
In den Niederlanden siegt Pickegru bei Tournal, und
1795. ^onrdan bei Fleums; Holland wird erobert — batavische
Republik, verbunden mit Frankreich. Am Oberrhein müssen
die Preussen, nach ihrem Siege bei Kaiserslautern, weichen,—
Frieden zu Basel zwischen Preussen und Frank-
reich (das nördliche Deutschland neutral), etwas später mit
Spanien ( St. Domingo an Frankreich ) *).
*) Um dieselbe Zeit blutige Auftritte in Pvlen: »ach dem russisch»
türkischen Kriege ( 1787—1792) suchte Katharina Ii. ihren Einfluß in
Polen durch eine Conföderatiou der unzufriedenen Polen zu Targowih
geltend zu machen; eine russische Armee dringt ein; die Polen unter
Thaddäus Kosziusko müssen weichen. Auch eine preussische Armee,
mit Katharina einverstanden, rückt unter Möllendorf 1793 in Polen
ein, und bald darauf erfolgt die zweite Theilung Polens. Aber
die Erbitterung der Polen bricht schon 1794 aus. Kosziusko Ober-
feldherr. Die Russen aus Warschau vertrieben, vereinen sich mit den
unter ihrem König eindringenden Preussen. Sieg der Verbündeten bei
Raffka. Warschau vergebens belagert. Auch Oesterreich schickt eine
Armee. Kosziusko bei Maciejowiee von den Russen unter Fersen
geschlagen und gefangen. Suwarvv erstürmt Prag a; Warschau kapi-
tulirt, — dritte Theilung Polens 1795; der König Poniatowsky
legt seine Würde nieder (Rußland gewinnt 2000 Quadratmeilen, Preus-
fen 990 Quadratmeilen und Oesterreich 834 Quadratmeilen). Katharina
stirbt im folgenden Jahre; ihr folgt ihr Sohn Paul I (1796—1801).
Auch Friedrich Wilhelm Ii. von Preussen stirbt im November 1797, und
ihm folgt sein Sohn Friedrich Wilhelm Hl
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Extrahierte Personennamen: Kosziu_Sko Katharina_Ii Katharina Kosziusko Raffka Kosziusko Poniatowsky Katharina Friedrich_Wilhelm_Ii Friedrich Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Bretagne Toulon Marseille Lyon Frankreich Belgien Jourdan Frankreich Niederlanden Holland Frankreich Preussen Kaiserslautern Basel Preussen Frank- Deutschland Spanien Frankreich Polen Polen Polens Warschau Preussen Oesterreich Warschau Polens Oesterreich Preussen
87
Europäische Ereignisse Mischen dem spanischen Erbfolgeäriege
und den schlesischen Kriegen.
1. Der im Bunde mit Venedig (denen von den Osmanen
1715 Morea entrissen worden war) unternommene Türken-
krieg 1716—1718 führte Oesterreich unter des Prinzen
Eugen Leitung von Sieg zu Sieg (bei Peterwardein 1716,
Belgrad 1717) und zuletzt im Frieden von Passaro-
witz 1718 zum Besitz des Banats, eines Theiles von^is
Serbien mit Belgrad, von Croatien, Bosnien imb der
Walachei. Für den Verlust Moreas wurde Venedig durch
albanische und dalmatinische Plätze entschädigt.
2. Die Friedensstörung Spaniens (Philipp V, seine
zweite Gemahlin Elisabeth Farnese von Parma, der Car-
dinal Alberoni), das während des Türkenkrieges 1717
Sardinien, 1718 Sieilien angrisf, führte 1718 zur Qua-
druple-Allianz d. h. einem zur Aufrechterhaltung desl?i8
Utrechter Friedens geschlosserten Bündniß des Kaisers, Eng-
lands, Frankreichs, Hollands. Vertauschung Siciliens mit
Sardinien; Don Carlos, Sohn des spanischen Königspaares,
erhält die Anwartschaft auf die Herzogthümer Parma und
Piacenza, sowie aus Toskana, auf welche seine Mutter
Erbansprüche hatte.
3. Der polnische Erbfolgekrieg 1733—1735 nach 1733-1735
dem Tode Augusts Ii von Polen zwischen dem Kaiser, dem
Reich und Rußland, die für die Wahl Augusts Iii von
Sachsen auftraten, einer —, Frankreich, Spanien und Sar-
dinien, die für die Rechte des fast einstimmig gewählten
Stanislaus Lesezinskm) kämpften, andererseits. Der Schau-
platz dieses fast ereignislosen, für beit an tüchtigen Truppen
und Geld armen Kaiser im ganzen unglücklichen Krieges
am Rhein und in Italien; die greisen Feldherrn Eugen
mtb Villars noch einmal als Gegner. Der Wiener
Frieden: der Kaiser verliert Neapel mit Sieilien gegen
Parma und Piacenza an den Jnfanten Don Carlos;
Frankreich erkennt die pragmatische Sanction (s. Nr. 4.)
an und erhält die Anwartschaft auf das alte deutsche
Land Lothringen, das für seine Lebenszeit zunächst Stanis-
laus Lesezinski (h 1766) statt der polnischen Krone be-
*) Er führte noch immer den Königstitel und war der Schwiegervater
Ludwigs Xv von Frankreich.
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Extrahierte Personennamen: Morea Eugen Eugen Philipp_V Philipp Elisabeth_Farnese_von_Parma Carlos Augusts Augusts Stanislaus_Lesezinskm Eugen Carlos Ludwigs Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Venedig Oesterreich Belgrad Serbien Belgrad Bosnien Spaniens Frankreichs Hollands Sardinien Piacenza Toskana Polen Sachsen Frankreich Spanien Rhein Italien Neapel Piacenza Frankreich Lothringen Frankreich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 241 —
Anfange des dreißigjährigen Krieges besetzten die mit dem Kur-
fürsten verbündeten Holländer die Bnrg. Bald zogen Feinde heran,
und im Jahre 1629 nahmen kaiserliche und spanische Truppen den
Sparenberg mit List ein. Sie hatten einige holländische Soldaten
gefangen genommen, die in der Grafschaft lagen. Diesen zogen sie
die Kleider aus, steckten kaiserliches Volk hinein und schickten sie vor
die Thore der Feste. Dort baten sie um schnellen Einlaß, weil der
Feind sie verfolge. Ohne Arg öffnete man die Thore und ließ die
Zugbrücke herunter; aber kaum war dies geschehen, so fielen die
Einziehenden über die Wachen her, von allen Seiten eilten versteckte
kaiserliche Soldaten herbei und drangen in die Burg. Nach tapferer
Gegenwehr mußten sich die Holländer ergeben. Fünf Jahre hielt der
Feind den Sparenberg besetzt, da räumte er ihn, weil die Schweden
überall siegreich vordrangen. Bevor er abzog, zerstörte er manche
der Festungswerke und verschüttete einen der Brunnen, welcher im
Jahre 1834 wieder gereinigt wurde, und in welchem man 84 Bomben
und viele Eimer nebst Ketten fand.
Der französische König Ludwig Xiv. fing mit den Nieder-
ländern Krieg an. Um die deutschen und clevischeu Länder zu schützen,
schloß der Kurfürst im Jahre 1671 mit dem Pfalzgrafen von Neu-
bürg und dem Bischöfe von Münster, Bernhard von Galen, einen
Vertrag zu Bielefeld, nach welchem sich diese Fürsten gegen den
Andrang der Kriegsgefahr treu beistehen wollten. Als aber der
Kurfürst den Oberbefehl über das Heer verlangte, wollte der Bischof
von Münster, welcher es heimlich mit Frankreich hielt, nicht ein-
willigen, und die Freundschaft hatte ein Ende. Bernhard von Galen
verband sich offen mit Frankreich. Friedrich Wilhelm sendete den
Niederländern ein Hilfsheer von 20 000 Mann gegen Frankreich
und Münster. Er langte Ende des Jahres 1672 auf dem Sparen-
berge mit seiner zweiten Gemahlin Sophie Dorothee an, und diese
gebar ihm hier einen Sohn, welcher den Namen Karl Philipp
erhielt und 1695 in Italien starb. Am 9. April 1673 rückte
Bischof Bernhard von Galen in eigener Person mit 3000 Mann
münsterscher Truppen in die Grafschaft, belagerte Schloß Sparen-
berg und die Stadt Bielefeld und warf 84 Bomben hinein. Eine
Schulze, Heimatskünde. lg
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Extrahierte Ortsnamen: Sparenberg Sparenberg Schweden Bielefeld Frankreich Frankreich Frankreich Italien Bielefeld
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 328 —
stemmte sich, was noch von der alten evangelisch gesinnten Bürger-
schast übrig war. Aber diese letzten Streiter für göttliche Ordnung
und ehrbares Herkommen fanden meistens im Kampfe, der ent-
brannte, ihren Tod. Knipperdolling hatte von Bockelsohn und den
zwölf Ältesten die Vollmacht, auf der Stelle und ohne alles Ge-
richt jeden aus dem angeblichen Volke Gottes auszurotten, der
Wider die von ihnen aufgestellte Gesetztafel handele. Darum ging
er einen Tag wie den anderen, von vier Trabanten begleitet und
das bloße Schwert in der Hand, dnrch die Gassen der Stadt. Der
Schrecken ging ihm voraus. Zuletzt wurde Johauu Bockelsohn, ver-
anlaßt durch den sogenannten Propheten Duseutschuer aus Waren-
dors, zum Könige der ganzen Welt ausgerufen. Er sagte, er sitze
aus dem Throne Davids, erschien dreimal in der Woche im Königs-
schmucke mit der Krone auf dem Haupte auf den: Markte, ließ sich
auf seinem Throne nieder und hielt Gericht. Neben ihm, eine Stufe
tiefer, stand Knipperdolling mit dem Schwerte. Ritt er dnrch die
Stadt, so schritten zwei Knaben an seiner Seite, zur Rechten und
zur Linken, der eine mit den: alten Testamente, der andere mit
dem Schwerte. Wer ihm begegnete, fiel anf die Kniee. Dabei nahm
er ein Weib über das andere zu denen, welche er bereits hatte.
Wer den Schneiderkönig verachtete, der mußte dieses Verbrecheu
mit dem Tode büßen. So geschah es einem Weibe, das Johann von
Leyden in sein Haus genommen hatte. Sie zweifelte an seinem
Königtum; da schleppte er sie auf den Markt, schlug ihr den Kops
ab und stieß den Leichnam mit den Füßeu von sich, woraus seine
anderen Weiber das Lied anstimmten: „Allein Gott in der Höh'
sei Ehr'!" Endlich schlug die Stunde der Vergeltung. Viele
starben in der Stadt den Hungertod, während der König mit den
Seinen noch herrlich und in Freuden lebte. Doch nicht lange
mehr. Das verstärkte Belageruugsheer stieg bei Nacht über die
Stadtmauer, und in den Straßen der Stadt begann nun ein
heißer Kampf, in welchem die meisten Wiedertäufer fielen. Bockel-
söhn und Knipperdolling wurden lebendig ergriffen, und, nachdem
man sie in Käfigen zur Schau durchs Land geführt hatte, in Münster
mit glühenden Zangen gezwickt, bis ein Stoß mit dem Schwerte durchs
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Extrahierte Personennamen: Knipperdolling Johauu_Bockelsohn Davids Johann_von
Leyden Johann
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 124 —
und es brach angeblich infolge einer zwischen seinen Leuten und
den Bürgern entstandenen Rauferei ein Feuer aus, dem der alte
Tom mit seinen vielen unersetzlichen Kostbarkeiten aus Wittekindischer
und Karolingischer Zeit, darunter das von Karl dem Großen ge-
schenkte goldene C zum Opfer fiel. Ter aus künstlich behauenen
Quadersteinen, die den bischöflichen Steinbrüchen am Wedigenberge
entstammten, sofort in Angriff genommene Neubau wurde schon im
Jahre 1072 vollendet, während 1075 von einem Bürger namens
Volmar an der südöstlichen Ecke des Marktplatzes die Kirche St.
Johannis des Täufers erbaut wurde. Tieselbe ging mit der gleich-
altrigen Kirche am Brühl während der Reformationsstürme zu
Grunde. Hundert Jahre später finden wir Heinrich den Löwen in
Minden, welcher, damals auf der Höhe seiner Macht stehend, sich
mit Mechtildis, einer Tochter Heinrichs Ii. von England, im Dom
Hierselbst trauen ließ. Als Sportel schenkte er dem damaligen Bischof
Wernemus seinen Hos in Lahde, sowie zwei noch vorhaudene wert-
volle Reliquiarien.
Unter dem zweiunddreißigsten Bischöfe, Wedekindus, einem ge-
borenen Grafen von Hoya, begegnen wir den Anfängen jenes
Ringens, welches sich wie ein roter Faden durch die ganze mittel-
alterliche Geschichte Mindens hindurchzieht, des Ringens zwischen
bischöflicher Gewalt und städtischer Selbständigkeit. Die ersten Ver-
suche der Stadt, sich dem alten Hörigkeitsverhältnis, denn ein solches
wird es nahezu gewesen sein, zu entziehen, endigten damit, daß die
Bürger nicht nur dem Bischöfe mit Ruthen in dem Busen bis vor
die Thore der Stadt entgegengehen, dort feierlich Abbitte leisten und
ihn im Zuge auf seinen Hos begleiten, sondern auch die für die
damalige Zeit außerordentlich hohe Summe von 750 Fl. Strase
zahlen mußten. Waren es nun die oben gemachten traurigen Er--
fahrungen, oder war es der Wunsch, sich besser gegen die häufig
wegelagernden Ritter der Nachbarschaft verteidigen zu können, kurz,
die Stadt umgab sich bald darauf mit einer vollständigen Mauer,
während Bischof Otto Jmus in den Jahren 1265 1275 die erste
auf steinernen Bogen ruhende Weserbrücke erbaute. In dieser Zeit
trat die Stadt in den Hansabund und nun entwickelte sich, geschützt
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Extrahierte Personennamen: Karl_dem_Großen Karl Johannis Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Bischof
Wernemus Otto_Jmus Otto
Extrahierte Ortsnamen: Wedigenberge Minden England Lahde Wedekindus Hansabund
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 125 —
durch verschiedene bischöfliche Privilegien, eine gewisse Art nationaler
Industrie, welcher Minden neben dem Ackerbau und der Viehzucht
während des ganzen Mittelalters hauptsächlich Wachstum und Wohl-
stand verdankte, nämlich die Wollwarenwirkerei. Hand in .Hand mit
ihr ging das wachsende Selbstbewußtsein und die Emanzipationslust
der Bürger, welche sich im Jahre 1301 eine neue Verfassung gaben.
Nach ihr sollten von der Kaufmannschaft und den drei Ständen
vierzig Männer gewählt werden, aus deren Zahl dann ein durch das
Los bestimmter Zwölfer-Ansschnß nach vorhergegangener eidlicher
Verpflichtung alljährlich den neuen Bürgermeister zu ernennen hatte.
Ter einen immer bedrohlicheren Charakter annehmende auf-
sässige Geist der Bürgerschaft veranlaßte endlich im Jahre 1316 den
Bischof Gottsriedus, in dem Städtchen Hneckeleve an der Weser die
feste Burg zum Petershagen zu erbauen und die Regierung dorthin
zu verlegen.
Sein Nachfolger Ludovicus (1324—1346) erhielt von seinem
Neffen Kaiser Ludwig dem Bauern „ein sry Hertzogdom in dem
Stift to Minden und fry Gerichte darinne to fittaube und Keniges
Banne nach Venen Rechte, also in dem Land Westfalen aecht ist am
weltlichem Richte, und frysteln in dem Hertzogdom to hevene ein
to Berndosfen by den Lynden, den andern to Berkerken, den dritten
by Blasna und drey ander frysteln to Leggende, was sahme oder
synne nakomen bevellich syn in dem Stift to Minden." Das Bistum
wurde also reichsunmittelbar und bekam das Recht zur Feme.
Aber gerade damals erreichten die Streitigkeiten mit der Stadt eine
solche Höhe, daß. gegen Magistrat und Rat eine scharfe kaiserliche
Verordnung erfolgte.
Als 1377 Kaiser Karl Iv. Minden besuchte, ließ sich der da-
malige Bischof Wedekindus Ii. nicht die Gelegenheit entgehen, der
Stadt in nachdrucksvoller Weise seine Hoheitsrechte geltend zu
machen. Er zog an der Spitze des Tomkapitels bis auf die Mitte
der Weserbrücke dem Kaiser entgegen, während der Bürgermeister
Bodendorf an der Spitze des Magistrats dasselbe that. Hier mußte
dieser dem Bischöfe die Schlüssel der Stadt übergeben, welcher sie
dann dem Kaiser überreichte, der sie in gleicher Weise zurückgab.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 444 —
und weil darin noch etzliche Schweine und Kühe übrig, raubten sie
selbige hinweg, durchsuchten über zwanzig Mal die Keller, die
Stadt stand ganz wüst, ward von allen Seiten her durchgraben."
Hunderte von sauerländischen Dörfern sind in jener Zeit einge-
gangen; ja die Verwüstung soll so allgemein gewesen sein, daß
die längst verschwundenen Gäste der uralten Wildnisse der Berge,
die Wölfe, sich in Rudeln wieder einstellten und in Wolfskaulen
(Wolfskuhlen), deren Spuren man jetzt noch antrifft, abgefangen
werden mußten. Auf die Schrecknisse folgt eine wenigstens äußerlich
glanzvolle Zeit unter den Kurfürsten Maximilian, Joseph Klemens
und Klemens August, die beide Stadt und Schloß Arnsberg
zur Residenz ausbauten. Aber schon ein Jahr nach des
letzten Tode im siebenjährigen Kriege, während dessen Drangsale
man im Herzogtums den Vers in der Litanei: „Von Pest, Hunger
und Krieg erlöse uns, o Herr", immer dreimal gesungen haben
soll, besetzten die Franzosen das Schloß unter Muret mit einer
kleinen Schar von 200 Mann, wurden vom Erbprinzen von Braun-
schweig, Ferdinand, mit großer Übermacht belagert, wehrten sich
aber heldenmütig, bis sie aus dem verbrannten Schlosse freien Ab-
zug erhielten. Die Trümmer sind zum Bau der Regierung und
von Wohnhäusern verwandt.
Der letzte Kurfürst, der zugleich Herzog, Maximilian Franz,
Erzherzog von Osterreich, ein volkstümlicher und staatskluger Re-
gent, starb am 26. Juli 1801. Die Landstände wählten zu Arns-
berg am 7. Oktober in Anton Viktor von Osterreich noch einen
Nachfolger; aber dieser kam nicht mehr zur Regierung, da durch
den Luneviller Frieden 1801 das Erzstist Köln als weltliche Macht
aufgelöst und das Herzogtum dem Landgrafen von Heffen-Darmstadt
zugesprochen wurde. Der griff sofort zu und obwohl der abschließende
Reichsdeputationshauptschluß erst am 25. Februar 1803 erfolgte,
wurde fchon am 6. Oktober 1802 das Ländchen auf ewige Zeiten
von Ludwig X. in Besitz genommen. Die alte, landständische Ver-
sassung wurde beseitigt, die fremden, vielfach protestantischen Be-
amten, die noch dazu „hochdeutsch" waren, mißfielen dem Volke
sehr, ebenso der neueingesührte Militärdienst, dem sich viele ent-
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— 162 —
oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens
zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten
Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham".
— Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel.
— Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge-
legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig.
2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.)
ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow
(175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und
Wolle. Universität.
3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen
Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak-
baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.),
ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel-
Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew
(92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im
Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien.
4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste
Stadt Litauens.
5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der
Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des
Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor-
orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie.
6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa-
Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen
gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels-
platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt
(60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat,
rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. —
Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen
Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten
283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee,
wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf
und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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438 Die neue Zeit.
Soliman stellte den Seeräubern seine Flotte zur Verfügung', um der Christenheit desto empfindlicher schaden zu können. Mulei Hassau wandte sich an den Kaiser um Hilfe. Dieser landete vor Tunis, eroberte die Stadt und befreite 22 000 Christeu-1538. sklaveu aus der Gefangenschaft. Mulei Hassau erhielt Tunis zurück, aber als spanischer Vasall. Der Menschenraub wurde ihm untersagt. Aber ein zweiter Zng, den Karl neun Jahre später gegen Hayreddin Barbarossa nach Algier unter* 1541. nahm, lief sehr unglücklich ab, da ein Sturm die Flotte zertrümmerte und nur ein kleiner Teil des Heeres gerettet wurde.
443) Das Unglück Karls in Algier bot Franz I. eine zu günstige Gelegenheit dar, um seinem Verlangen nach Rache widerstehen zu können. Er verband sich mit Schweden, Dänemark und den Türken, um Karl an fünf verschiedenen Punkten auf einmal anzugreifen. Doch Karl faud an Genua und England wieder die alten Bundesgenossen. Die Genuesen unter dem Dogeu (Dodschen) Andreas Doria blieben Meister zur See, Heinrich landete in Calais und drang von da aus gegen Paris vor; Karl aber zog durch die Champagne und trieb das Heer des Dauphin (Dofäng) vor sich her. 1544.Franz mußte sich zum Frieden von Crespy (Kräpi) herbeilassen, durch welchen der italienische Zwist dauerud beseitigt wurde.
Anmerkungen.
1. Sultau Solimau Ii. der Große oder der Prächtige belagerte 1522 Rhodus sechs Monate lang. Endlich fiel es durch Berrat, worauf Karl V. den Rhodiser-Rittern die Insel Malta znm Aufenthalte anwies. Mit 100 000 Mann und 300 Kanonen brach der Sultan 1526 in Ungarn ein. Der König von Ungarn Lndwig Ii. ging ihm entgegen, wurde aber vou dem Fürsten von Siebenbürgen Johann Zapolya, der mit seinen Truppen zu ihm stoßen sollte, im Stiche gelassen und fiel in der Schlacht von Moha cs (Mohatsch) nebst vielen Adeligen, Bischöfen und dem größern Teile des Heeres, worauf Pest und Ofen den Türken ihre Thore öffneten (29. Ang. 1526). Lndwig hinterließ keinen Sohn. Nach „den Verträgen sollte jetzt Ungarn an den Erzherzog Ferdinand von Österreich, den Bruder Karls V., fallen. Allein Zapolya ließ sich auf einer Reichsversammlung zu Stuhl-weißeuburg zum König von Ungarn wählen, während Ferdinand zu Preßburg gewählt wurde. Als Zapolya bei Tokay geschlagen wurde, rief er selbst Soliman Ii. zu Hilfe und lieferte ihm sogar die heilige Krone und die Reichsinsignien Ungarns aus. Dafür unterstützte ihn Soliman und nannte ihn Freund, Bruder und Lehensmann. Die Türken erfochten einen großen Sieg bei Essek gegen Ferdinand, welcher nicht in den Besitz Ungarns zu gelangen vermochte und zu Großwar de in (1538) einen Frieden eingehen mußte, wonach er Ungarn bis an die Theiß dem Zapolya überließ. Auch behielt dieser Siebenbürgen und den Titel König von Ungarn. Nach dessen Tode je-
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Extrahierte Personennamen: Mulei_Hassau Mulei_Hassau Karl Karl Barbarossa Barbarossa Karls Franz_I. Franz_I. Karl Karl Karl Andreas_Doria Heinrich Heinrich Karl Crespy Karl_V. Karl_V. Johann_Zapolya Johann Ferdinand_von_Österreich Ferdinand Karls_V. Karls_V. Ferdinand Soliman_Ii Ferdinand Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Tunis Algier Karls Algier Genua England Paris Malta Ungarn Ungarn Ungarns Ungarn Ungarn
§ 132. Die schweizerische Eidgenossenschaft. 357
schlossen Werner Stauffacher aus Schwyz, Waltherfürst aus Uri intb Arnold von Melchthal aus Unterwalden mit noch je 10 Geuosseu einen Bund zur Vertreibung der Vögte und zur Behauptung ihrer Freiheiten. Dies geschah in der Nacht des Mittwochs vor Martini 1307 ans dem Rütli, einer Matte am 1307. Vierwaldstätter See. Am Nenjahrstag wurden die Vögte verjagt und ihre Bürgen gebrochen, ohne daß Leben oder Eigentum weiter beschädigt worden wären. Albrecht wollte sich zwar an den Schweizern rächen, wurde aber ermordet, ehe er sich mit ihnen messen konnte. Heinrich Vii. dagegen bestätigte die Freiheiten der Waldstätten aufs neue und schützte sie, solange er lebte, gegen Österreich. Nach dessen Tode zog Leopold von Österreich, Albrechts I. toohit, mit großer Macht gegen die Schweizer, aber sein Heer geriet bei Morgarten in einen Hinterhalt und erlitt eine gewaltige Niederlage. Leopold mußte einen Waffen- 16.N0-stillstand eingehen und die drei Orte schlossen nun zu Brun neu einen ewigen Bund, dem bald mehrere Städte, zuerst Luzern, 1^5. beitraten. Siebzig Jahre verstrichen in kleineren Fehden, bis Leopold Ii., der Neffe des vorigen, im Verein mit 165 geistlichen und weltlichen Herren wieder den Versuch wagte, die österreichische Herrschaft herzustellen, aber bei Sempach mit seinem s. Juli stolzen Heere auch fein Leben einbüßte. 1386-
366) Ebensowenig glückte es Kaiser Friedrich Iii., die Schweizer zu unterwerfen. Er hatte von Karl Vii. von Frankreich 10000 Söldner begehrt, dieser aber 40 000 unter den Befehlen des Kronprinzen (Dauphin) gesandt (die Armag-naken). Die Eidgenossen schlugen bei Prattelen und Mutte nz zwei Heerhaufen und widerstanden am Siechenhaus zu St. Zakob au der Birs bei Basel den Hanptheeren, bis alle, mit Ausnahme von 17, die durch einen Zufall sich retteten, gefallen waren. Nun hielten Österreich sowohl als Frankreich für gut, mit den Schweizern Friede zu schließen, und letzteres nahm sogar Schweizer in seine Dienste. Dies aber zog der Eidgenossenschaft den Haß Karls des Kühnen von Burgund zu.
Die Schweizer sahen voraus, daß ihnen mit dem gefürchteten Herzog der Kampf nicht ausbleiben werde, und fielen zuerst in das bnrgundische Gebiet ein. In drei großem Schlachten, bei Gr an so n, Murten und Na net), wurde Karl besiegt und bei 1476. Nancy blieb er auf dem Platze. Fortan ließ man die Eid-1477. genossenschaft in Ruhe, und die Unabhängigkeit der Schweiz nicht nur von Österreich, sondern auch vom Reiche, wurde im west-i«48. sälischen Frieden ausdrücklich anerkannt.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Werner_Stauffacher Arnold_von_Melchthal Martini Albrecht Heinrich_Vii Heinrich Leopold_von_Österreich Leopold Albrechts_I. Leopold Leopold Leopold_Ii Leopold Friedrich_Iii Friedrich Karl_Vii Karl Karls Karl Karl Nancy
Extrahierte Ortsnamen: Schwyz Unterwalden Sempach Frankreich Basel Frankreich Burgund Murten