166 Französische Re volutions kriege. Kosziu Sko.
n.c.g.mit Belgien frei werden, zu den Oesterreichern. Uebcrall die
Verbündeten im Vortheile, und im Innern Frankreichs die
Vendee, Bretagne (Wimpfen), Toulon, Marseille und Lyon
gegen den Convent im Aufruhr. Daher durch die Jakobiner
die Sch recken s regi e run g ; allgemeines Aufgebot in Masse;
ganz Frankreich ein Feld - und Waffenlagcr unter Carnot.
Darauf Siege der Franzosen gegen die im Innern Empörten
unter gräßlicher Rache; eben so in Belgien durch Iiouchard
und Jourdan, am Oberrhein durch Pickegru und Iiocle j
indessen sättigt sich die Revolution durch ihre Blntgerichte
1794. überall in Frankreich; ihre Häupter stürzen sich selbst; Ende
des Terrorismus.
In den Niederlanden siegt Pickegru bei Tournal, und
1795. ^onrdan bei Fleums; Holland wird erobert — batavische
Republik, verbunden mit Frankreich. Am Oberrhein müssen
die Preussen, nach ihrem Siege bei Kaiserslautern, weichen,—
Frieden zu Basel zwischen Preussen und Frank-
reich (das nördliche Deutschland neutral), etwas später mit
Spanien ( St. Domingo an Frankreich ) *).
*) Um dieselbe Zeit blutige Auftritte in Pvlen: »ach dem russisch»
türkischen Kriege ( 1787—1792) suchte Katharina Ii. ihren Einfluß in
Polen durch eine Conföderatiou der unzufriedenen Polen zu Targowih
geltend zu machen; eine russische Armee dringt ein; die Polen unter
Thaddäus Kosziusko müssen weichen. Auch eine preussische Armee,
mit Katharina einverstanden, rückt unter Möllendorf 1793 in Polen
ein, und bald darauf erfolgt die zweite Theilung Polens. Aber
die Erbitterung der Polen bricht schon 1794 aus. Kosziusko Ober-
feldherr. Die Russen aus Warschau vertrieben, vereinen sich mit den
unter ihrem König eindringenden Preussen. Sieg der Verbündeten bei
Raffka. Warschau vergebens belagert. Auch Oesterreich schickt eine
Armee. Kosziusko bei Maciejowiee von den Russen unter Fersen
geschlagen und gefangen. Suwarvv erstürmt Prag a; Warschau kapi-
tulirt, — dritte Theilung Polens 1795; der König Poniatowsky
legt seine Würde nieder (Rußland gewinnt 2000 Quadratmeilen, Preus-
fen 990 Quadratmeilen und Oesterreich 834 Quadratmeilen). Katharina
stirbt im folgenden Jahre; ihr folgt ihr Sohn Paul I (1796—1801).
Auch Friedrich Wilhelm Ii. von Preussen stirbt im November 1797, und
ihm folgt sein Sohn Friedrich Wilhelm Hl
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Extrahierte Personennamen: Kosziu_Sko Katharina_Ii Katharina Kosziusko Raffka Kosziusko Poniatowsky Katharina Friedrich_Wilhelm_Ii Friedrich Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Bretagne Toulon Marseille Lyon Frankreich Belgien Jourdan Frankreich Niederlanden Holland Frankreich Preussen Kaiserslautern Basel Preussen Frank- Deutschland Spanien Frankreich Polen Polen Polens Warschau Preussen Oesterreich Warschau Polens Oesterreich Preussen
92
Geschichte des Mittelalters.
§ 275. Die Deutschritter begannen unter ihrem Hochmeister,
Hermann von Salza, den Kaiser Friedrich Ii. in den Reichsfürsten-
stand erhob, die Eroberung des noch heidnischen Preußen und vollen-
deten sie nach 53jährigem blutigem Kriege. Ein anderer Ritterorden, die
Schwertbrüder, 1202 in Livland gestiftet, der stch mit dem Deutsch-
orden vereinigte (1237) unterwarf Esthland, Livland und Kur-
1410. land. Durch die unglückliche Schlacht bei Tannenberg gerieth der
Deutschorden unter polnische Oberlehensherrlichkeit, 1525 schloß sich
^er Großmeister Albrecht von Brandenburg der Reformation an
Preußen, und machte Preußen zu einem Erblande; auch in den drei andern
Ostseeländern machte die Ritterschaft aus den Ordenslehen Erbgüter
und ging im 18. Jahrhundert in Rußland auf. Im anderen Deutsch-
land verlor der Orden seine Güter durch die französische Revolution
und Napoleon und ist nur noch in Oesterreich erhalten.
Wie ritterliche Poesie oder der Minnesang.
§ 270. Das ganze Wesen des Ritterthums in seiner Blüte wie
in seiner spätern Entartung spiegelt sich in einer eigenthümlichen poeti-
schen Literatur ab, deren Träger und Pfleger Ritter und Höfe,
deren Stoffe ritterliche Thaten und Tugenden waren. Diese ritterliche
oder Hoffsche Dichtung trat als Kunstpoesie im Gegensätze zur Volks-
dichtung auf, am frühesten in Südfrankreich und im nordöstlichen Spa-
nien (troubadours). In Nordfrankreich und England wurde vorzugs-
weise die ritterliche Heldendichtung gepflegt, welche ihren Stoff
aus dem Sagenkreise Karls des Großen, des walisischen Hclden-
königs Artus (Arthur) und des hl. Grals (nach der Legende die
Schüssel des hl. Abendmahles) nahm, oder Helden aus der heidnischen
Vorzeit wie Alexander den Großen und Aeneas zu christlichen
Rittern umschuf. In Deutschland trieb sie zur Zeit der Hohenstaufen
ihre schönste Blüte in Heinrich von Veldegge, Wolfram von
Eschenbach, Hartmann von der Au, Walter von der Vo-
gelweide, Konrad von Würzburg und Gottfried von
Straßburg; die Namen der Dichter des Liedes „der Nibelungen"
und „der Gudrun" sind unbekannt, sie lebten jedoch in dieser Zeit. (Man
kennt etwa 160 Namen von Minnesängern.)
Die Bürger.
§ 277. Die Kreuzzüge brachten das Abendland und Morgenland
Handel, in einen lebhaften Handelsverkehr; denn der Krieg wurde durch
Waffenstillstände unterbrochen und die verschiedenen mohammedanischen
Reiche waren selten gleichzeitig mit den Christen im Kampfe. Den
größten Nutzen hatten die italienischen Seestädte, besonders Venedig,
Genua und Pisa, welche den größten Theil Europas mit den Er-
zeugnissen des Morgenlandes versorgten und die Ausfuhr dahin ver-
mittelten, die hauptsächlich in Leinwand und Pelzwaaren bestand. Mit
den Italienern verkehrten zunächst die süddeutschen Städte: Augs-
burg, Ulm, Lindau, Konstanz, Regensburg, Wien rc. und
versorgten die norddeutschen, welche wieder nach England, die skandi-
navischen Länder, Polen und Rußland verkehrten. Die Kaufleute bil-
Die Hansen, deten geschlossene Verbindungen, welche im allgemeinen Hansen
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Extrahierte Personennamen: Hermann_von_Salza Friedrich_Ii Friedrich Albrecht_von_Brandenburg Albrecht Napoleon Karls Artus Arthur) Alexander Alexander Heinrich_von_Veldegge Heinrich Wolfram_von
Eschenbach Hartmann Walter_von_der_Vo- Konrad_von_Würzburg Konrad Gottfried_von
Straßburg
Extrahierte Ortsnamen: Livland Livland Tannenberg Rußland Oesterreich Südfrankreich Nordfrankreich England Karls Deutschland Genua Europas Ulm Konstanz Regensburg Wien England Polen
Von der Zeit des Zwischenreiches bis auf Kaiser Friedrich Iii. 111
Flucht ergriff, erkannte man die Unmöglichkeit die Hussiten mit Gewalt
zu besiegen, und nach langen Unterhandlungen zu Basel, wo ein Koncil
versammelt war, sowie zu Prag kamen am 30. November 1433 die
sogenannten Prager Kompaktsten zu Stande. 1) Das Abendmahl
wird in Böhmen und Mähren jedem Erwachsenen auf sein Verlangen pa ü cn*
unter beiden Gestalten gereicht, jedoch bemerken die Priester dabei, daß
auch unter einer Gestalt allein das vollkommene Abendmahl gereicht
werde. 2) Todsünden, besonders die öffentlichen, sollen nach dem
göttlichen Gesetze und den Anordnungen der hl. Väter gestraft werden,
aber nur von den dazu Berechtigten und mit Beachtung des Gerichts-
standes. 3) Das Wort Gottes soll von Priestern und Leviten, die
von ihren Oberen dazu Approbation und Mission haben, frei gepredigt
werden, aber in Ordnung und ohne Beeinträchtigung der Autorität
des Papstes, der in allen Dingen der oberste Ordner Met'fct. 4) Die
Kirche kann Häuser, Güter re. und die Weltgeistlichen dürfen Eigenthum
besitzen; in Betreff der Kirchengüter sind die Geistlichen aber nur
Verwalter und müssen sie treu und nach den Bestimmungen der hl.
Väter verwalten; ohne Sakrilegium können weder sie noch andere sich
diese Güter aneignen.
Die Taboriten und Waisen empörten sich bald gegen diesen Ver-
gleich, unterlagen aber unweit Böhmischbrod in einer mörderischen Schlacht
Schlacht, in welcher beide Prokope fielen, worauf Sigmund 1435 als et b°ov. '
König in Böhmen und Mähren anerkannt wurde. *
Friedrich von Hohenzollern wird Markgraf von Brandenburg
(1415).
8 332. Kaiser Sigismund, welcher die deutsche, lombardische, ungari-
sche und böhmische Königskrone trug, befand sich in beständiger Geldver-
legenheit, denn er war ein sehr schlechter Haushälter. Dem klugen Burg-
grafen Friedrich von Hohenzollern schuldete er eine für die dama- Anfänge
lige Zeit gewaltige Summe und belehnte ihn an Zahlungsstatt und zum
Danke für viele Dienste mit der Mark Brandenburg und der Kurwürde. ' tea.
Der Deutschorden unter polnischer Oberherrlichkeit (1410).
§ 333. Der heidnische lithauische Großfürst Witold Jagcllo
(Jagiel) wurde durch seine Heirath mit Ludwigs des Großen Tochter
Hedwig König von Polen, ließ sich taufen und erneuerte als La dis- izgg.
laus Ii. die Feindseligkeiten seiner Vorfahren gegen den Deutschor-
den. Er errang bei Tannenberg einen großen Sieg; der Großmeister Am 15 Juli
Ulrich von Jungingen mit 40,000 Ordenskriegern fiel, dagegen 1110‘
blieben auch 60,000 Polen, Lithauer, Russen und Tataren auf dem
Schlachtfelde, und die festen Plätze des Ordens leisteten so hartnäckigen
Widerstand, daß sich Ladislaus mit der Abtretung Samogitiens be-
gnügte. Kaiser Sigismund vermochte dem Orden so wenig Beistand
zu leisten, als 1466 Kaiser Friedrich Iii. ; damals verlor der Orden
Ermeland und Westpreußen und anerkannte die polnische
Oberlehens Herrlichkeit über Ostpreußen.
Die Niederlande burgundisch (1430).
§ 334. Eben so wenig hinderte Sigismund den burgundischen
Herzog Philipp Holland, Friesland, Hennegau und Seeland der
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_von_Hohenzollern Friedrich Sigismund Friedrich_von_Hohenzollern Friedrich Witold_Jagcllo Ludwigs Hedwig_König_von_Polen Tannenberg Ulrich_von_Jungingen Ladislaus Sigismund Friedrich_Iii Friedrich Sigismund Philipp_Holland Philipp
Die englische Revolution und das Zeitalter Ludwigs Xiv. 83
Sultan zum Vasallenkönig des nichttürkischen Ungarn ernennen und
bewog, von den Ränken des französischen Gesandten und Konstantinopel
unterstützt, den Sultan zum Kriege gegen den Kaiser. Der Großwesir
Kara Mustafa brach 1683 im Frühjahre auf und zog von den
Heerhaufen Tökölys und Apafis begleitet mit 300,000 Mann gerade
auf Wien los (17. Juli). Die Besatzung der Stadt unter dem Wien durch
tapfern Grafen Starhemberg zählte nur 14,000 Mann, wurde b$etf9uert!ter
aber von der Bürgerschaft und den Studenten trefflich unterstützt, so 1683.
daß die Türken wohl allmälig durch ihre Geschütze und Minen die
Festungswerke in Trümmerhaufen verwandeln konnten, aber bei allen
Stürmen blutig zurückgeschlagen wurden. Die Stadt war jedoch bereits
auf das äußerste gebracht, als das christliche Heer: 20,000 Kaiserliche
unter dem Herzog Karl von Lothringen, 12,000 Bayer und eben
so viele Sachsen, 9000 Schwaben und Franken sowie 18,000 Polen unter
König Johann Sobiesky, dem die deutschen Heerführer den Ober-
befehl überließen, am 12. September vom Kahlenberg gegen Wien an-
rückte und die Türken nach einem kurzen aber mörderischen Kampfe in
die wildeste Flucht warf. Dieser Sieg bei Wien erregte in der ganzen
Christenheit einen großen Jubel, nur Ludwig Xiv. wurde auf das un-
angenehmste überrascht, denn wäre Wien gefallen und das christliche
Heer geschlagen worden, so hätte Deutschland ihn zu Hilfe rufen müssen
und dann wäre ihm die Kaiserkrone als Siegespreis über die Türken
gewiß zu Theil geworden.
s 218. Der türkische Krieg dauerte noch lange, und anfangs mit
abwechselndem Glücke fort. Erst 1686 am 2. September wurde Ofen
von den Reichstruppen unter Anführung des Kurfürsten von Bayern
unter Blutströmen erstürmt, am 12. August 1687 das türkische Heer
bei Mohacz auf das Haupt geschlagen, worauf die Türken ihren
Schützling Tököly nach Asien deportierten und Apasi dem Kaiser hul-
digte. Belgrad siel 1688 durch einen mörderischen Sturm in die
Hände der Christen, ging jedoch bald wieder verloren; aber 1689
schlug der Markgraf Ludwig von Baden die Türken bei Patacin Aus untrer
und Nissa, nahm Semendria und Widdin und siegte 1691 in der Türkenlouis,
großen Schlacht bei Salankemen, Prinz Eugen aber vernichtete 1697 am
das türkische Heer bei Zenta, worauf der Sultan ganz Ungarn bis "° 0tpi'
auf das Banat an den Kaiser abtrat. Auch die Venetianer hatten ^ede von
gegen den Sultan zu den Waffen gegriffen und behielten im Frieden 1699.^
die Halbinsel Morea (Peloponnes), mehrere Küstenplätze in Alba-
nien und einige Inseln.
Jakob Ii. von England (1685—1688). Sein Sturz durch Wilhelm von
Cranien.
§ 219. Wie Ludwig Xiv. an dem Könige Karl Ii. von England
einen Bundesgenossen hatte, so blieb auch dessen Bruder und Nachfolger
Jakob Ii. neutral und empfing französische Geldhilfe. Er war Ka-
tholik, konnte aber dennoch Karl Ii. ohne Widerstand auf dem Throne
folgen, als er gelobte die Verfassung und die Staatskirche zu be-
schützen. Er entflammte jedoch bald den Haß der Anglikaner, indem
er mit königlichem Gepränge in die Kirche ging, die wegen Eidwei-
gerung gefangenen Katholiken frei ließ und 1200 Ouäker begnadigte.
6 *
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Kara_Mustafa Starhemberg Karl_von_Lothringen Karl Johann_Sobiesky Johann Ludwig_Xiv Ludwig August Ludwig_von_Baden Ludwig Semendria Eugen Eugen Jakob_Ii Wilhelm Ludwig_Xiv Ludwig Karl_Ii Karl Jakob_Ii Karl_Ii Karl
Extrahierte Ortsnamen: Ludwigs_Xiv Ungarn Konstantinopel Wien Wien Sachsen Kahlenberg Wien Wien Wien Deutschland Asien Belgrad Zenta Ungarn Alba- England England
Einflu franzsischer Kultur seit Ludwig Xiv. Rußland.
97
Allein Ludwig begrndete auch die bermacht der franzsischen Nation, ihren Stolz und militrischen Geist, frderte Gewerbe und Handel, untersttzte Kunst und Wissenschaft mit kniglicher Frei-gebigkeit. Unter ihm dichteten Corneille, Racine, Molire, Lafon-taine, Boilean, blhten Bossuet, Fenelon, Pascal; er baute eine Sternwarte, hob die Akademie, so da er fr die franzsische Litteratnr ein sogenanntes goldenes Zeitalter herbeifhrte. Die franzsische Kultur wurde bei den hhern Stnden in ganz Europa vorherrschend, die franzsische Sprache verdrngte die lateinische als inter-nationale Sprache (der westflische Friede wurde noch in lateinischer Sprache abgefat) und wurde die Sprache der vornehmen Welt.
Fr Deutschland wurde der Einflu der franzsischen Kultur (oder Civilisation) schdlicher als die franzsischen Eroberungen und Mordbrennereien; denn die meisten Fürsten ahmten den Despotismus, die Verschwendung und die Lste des franzsischen Knigs nach, nicht aber seine bessern Seiten; die vornehmen Stnde richteten sich nach diesem von oben gegebenen Beispiele, so da in Deutschland Sitte, Sprache, Kunst und Wissenschaft verwlscht und nur der Brger und Bauer deutsch blieben. Das deutsche Nationalbewutsein, welches durch den dreiigjhrigen Krieg schon arg getrbt war, litt noch mehr durch die Erbrmlichkeit des Reichstags und der Reichsarmee und wurde durch die Hingebung der Vornehmen an das Franzosentum fast gnzlich aus-gelscht.
Rußland.
Von der Mongolenherrschaft bis Peter I.
(12381089.)
51. Seit 1223 brachen die Mongolen (Tataren) in Rußland ein und berwltigten es nach einem snsundzwanzigjhrigeu verzweifelten Widerstande. Die Grochane der goldenen Horde (mongolisches Reich Kiptschak) herrschten mehr als 200 Jahre (12381480), die asiatische Barbarei und Despotie hatte also Zeit genug, um auf den Charakter des russischen Volkes und namentlich des Adels sehr nachteilig einzuwirken. Erst nachdem das groe Mongolenreich in mehrere Chanate zerfallen war, gelang es dem Grofrsten Iwan Iii. von Moskau, die mongolische Herrschaft abzuwerfen; er vereinigte die Frstentmer Twer, Nowgorod, Pskow und Witka mit seinem Reiche, eroberte einen Teil von Sibirien, bekriegte Lithanen und Polen, wurde aber von den Schwertbrdern geschlagen, als er Livland angriff. Er nannte sich zuerst Selbstherrscher" aller Reuen, indem er den
Bumller, berblick. Iii. 3. Aufl. 7
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig Ludwig Iwan_Iii
Extrahierte Ortsnamen: Boilean Europa Deutschland Deutschland Franzosentum Moskau Pskow Witka Sibirien Polen Livland
Napoleons fernere Eroberungen.
171
Wusfische Eroberungen. (18081812.) Zzernadotte Kronprinz von Schweden.
(1810.)
48. Alexander I. hatte unterdessen die zu Erfurt gegebene Ein-willigung zu Eroberungskriegen gegen Schweden und die otto-manische Pforte nach Mglichkeit bentzt. König von Schweden war Gustav Iv., ein erbitterter Feind Napoleons, den er 1807 im Bunde mit Preußen und Rußland bekmpft, aber damit Stralsund und Rgen verloren hatte. Jetzt erlie Alexander I. an ihn die Aufforderung, den Englndern die schwedischen Hfen zu verschlieen, und als Gustav es rundweg verweigerte, wurde er mit Krieg berzogen. Einzelne schwe-bische Abteilungen schlugen sich in Finnland heldenmtig gegen die rus-sische bermacht, allein Verrat und Meuterei, von schwedischen Ober-Offizieren begangen und angestiftet, vereitelten jeden Erfolg; berlieferte doch der Admiral Graf von Kronstedt sogar die unberwindliche Festung Sweaborg fr 1 Million Rubel an die Ruffen! Gustav Iv. wollte von einem Friedensschlsse nichts wissen, obwohl er von der Kriegs-fhrung nichts verstand, und wurde am 13. Mrz 1808 durch eine unblutige Adelsrevolution gestrzt und mit seiner Familie ver-trieben. Sein kinderloser Oheim lie sich als Karl Xiii. von dem Reichstage die Knigswrde bertragen und trat Finnland und Ost-bothuien bis an die Tornea samt den Alandsinseln an Rußland ab. Als der von ihm adoptierte Prinz August von Holstein-Augusteu-brg (im Mai 1810) starb, adoptierte Karl Xiii. aus den Antrag des Reichstags den franzosischen Marsch all Bernad otte als Kronprinzen, der den Namen Karl Johann Xiv. und die (lutherische) Landes-religio annahm, aber keineswegs den franzsischen Interessen diente, sondern sich insgeheim schon 1812 mit England und Rußland verbndete.
Von 1809 bis 1812 bekriegte Alexander I. die Trken ohne besonderes Glck, denn die Russen waren nicht einmal imstande, Silistria und die anberen Festungen an der Donau zu erobern; als aber Ale-xanber I. sich England zuwanbte, vermittelte bieses den Frieden von Bukarest (28. Mai 1812), in welchem die Pforte das Gebiet zwischen Dniestr und Pruth (Bessarabieu) abtrat, so ba die russische Grenze an die Mnbnngen der Donau vorrckte.
Der russische Aekdzug. (1812.)
49. Durch den von Napoleon verlangten Abbruch des Verkehrs mit England war der wichtigste Teil der russischen Ausfuhr (Getreibe, Hanf, Talg, Hute, Holz) brach gelegt, woburch die Grundbesitzer (der Ad'el) schweren Nachteil erlitten und sehr mistimmt wurden; am meisten
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Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Schweden Erfurt Schweden Schweden Napoleons Finnland Finnland Holstein-Augusteu-brg England Donau England Bukarest Donau England
Rittelwesen und Ritterorden.
85
nicht persönlich für dasselbe auszog, wollte doch dessen Verteidiger mit
einer Gabe unterstützen.
Nach dem Verluste Palästinas ließen sich die Tempelherren
hauptsächlich in Frankreich nieder und bildeten gleichsam einen Ritterstaat
inmitten des Königreichs. In den Jahren 1303—1314 wurden sie von
Philipp Iv. aufs grausamste verfolgt und endlich durch den in Avignon
residierenden Papst Klemens V. aufgehoben. Der letzte Großmeister,
Jakob von Molay, starb auf dem Scheiterhaufen. Ob die dem
Orden zur Last gelegten Verbrechen wirklich begangen sind, ist sehr
ungewiß; jedenfalls war König Philipp lüstern nach ihren Gütern
und war diese Habgier nicht der letzte Grund zur Verfolgung des
Ordens.
Die Johanniter verlegten ihren Sitz 1309 nach Rhodus,
von dort durch den Sultan Soliman vertrieben 1530 nach Malta
(daher Malteser genannt), das sie 1798 an Napoleon Bonaparte über-
gaben.
Die Deutschherren begannen 1226 unter ihrem Hochmeister-
Hermann von Salza, den Kaiser Friedrich Ii. in den Reichs-
fürstenstand erhob, die Eroberung des noch heidnischen Preußen und
vollendeten sie nach 53jährigem blutigen Kriege. Ein anderer Ritter-
orden, die Schwertbrüder, 1202 in Livland gestiftet, vereinigte sich
mit dem Deutschorden und unterwarf Livland, Esthland und Kurland.
Großmeister Albrecht von Brandenburg schloß sich 1525 der Reformation
an und machte Preußen zu einem Erblande; ähnlich verfuhr die Ritter-
schaft in Livland, Kurland und Esthland.
Die ritterliche Woeste oder die Minnesänger.
§ 90. Das Rittertum brachte auch eine eigene Poesie hervor; denn
die meisten Dichter dieser Zeit waren ritterlichen Standes, und ihre
Pflege fand diese Poesie an den Höfen der Könige und Fürsten. In
Nordfrankreich und England blüte vorzugsweise das ritterliche Helden-
gedicht, welches seinen Stoff aus dem Sagenkreise Karls des
Großen, des walisischen Heldenkönigs Artus (Arthur) und aus der
Legende von dem heiligen Gral (Schüssel des heiligen Abendmahls)
nahm. In Dentschland trieb diese Poesie ihre schönste Blüte zur Zeit
der Hohenstaufen in Heinrich von Veldegge, Wolfram von Eschen-
bach, Hartmann von der An, Walter von der Vogelweide,
Konrad von Würzbnrg und Gottfried von Straßburg. Die
Namen der Dichter des herrlichen Liedes der „Niebelungen" und der
„Gudrun" sind unbekannteste lebten aber in dieser Zeit.
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Avignon Rhodus Malta Livland Livland Esthland Kurland Livland Kurland Nordfrankreich England Karls
87
Europäische Ereignisse Mischen dem spanischen Erbfolgeäriege
und den schlesischen Kriegen.
1. Der im Bunde mit Venedig (denen von den Osmanen
1715 Morea entrissen worden war) unternommene Türken-
krieg 1716—1718 führte Oesterreich unter des Prinzen
Eugen Leitung von Sieg zu Sieg (bei Peterwardein 1716,
Belgrad 1717) und zuletzt im Frieden von Passaro-
witz 1718 zum Besitz des Banats, eines Theiles von^is
Serbien mit Belgrad, von Croatien, Bosnien imb der
Walachei. Für den Verlust Moreas wurde Venedig durch
albanische und dalmatinische Plätze entschädigt.
2. Die Friedensstörung Spaniens (Philipp V, seine
zweite Gemahlin Elisabeth Farnese von Parma, der Car-
dinal Alberoni), das während des Türkenkrieges 1717
Sardinien, 1718 Sieilien angrisf, führte 1718 zur Qua-
druple-Allianz d. h. einem zur Aufrechterhaltung desl?i8
Utrechter Friedens geschlosserten Bündniß des Kaisers, Eng-
lands, Frankreichs, Hollands. Vertauschung Siciliens mit
Sardinien; Don Carlos, Sohn des spanischen Königspaares,
erhält die Anwartschaft auf die Herzogthümer Parma und
Piacenza, sowie aus Toskana, auf welche seine Mutter
Erbansprüche hatte.
3. Der polnische Erbfolgekrieg 1733—1735 nach 1733-1735
dem Tode Augusts Ii von Polen zwischen dem Kaiser, dem
Reich und Rußland, die für die Wahl Augusts Iii von
Sachsen auftraten, einer —, Frankreich, Spanien und Sar-
dinien, die für die Rechte des fast einstimmig gewählten
Stanislaus Lesezinskm) kämpften, andererseits. Der Schau-
platz dieses fast ereignislosen, für beit an tüchtigen Truppen
und Geld armen Kaiser im ganzen unglücklichen Krieges
am Rhein und in Italien; die greisen Feldherrn Eugen
mtb Villars noch einmal als Gegner. Der Wiener
Frieden: der Kaiser verliert Neapel mit Sieilien gegen
Parma und Piacenza an den Jnfanten Don Carlos;
Frankreich erkennt die pragmatische Sanction (s. Nr. 4.)
an und erhält die Anwartschaft auf das alte deutsche
Land Lothringen, das für seine Lebenszeit zunächst Stanis-
laus Lesezinski (h 1766) statt der polnischen Krone be-
*) Er führte noch immer den Königstitel und war der Schwiegervater
Ludwigs Xv von Frankreich.
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Extrahierte Personennamen: Morea Eugen Eugen Philipp_V Philipp Elisabeth_Farnese_von_Parma Carlos Augusts Augusts Stanislaus_Lesezinskm Eugen Carlos Ludwigs Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Venedig Oesterreich Belgrad Serbien Belgrad Bosnien Spaniens Frankreichs Hollands Sardinien Piacenza Toskana Polen Sachsen Frankreich Spanien Rhein Italien Neapel Piacenza Frankreich Lothringen Frankreich
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oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens
zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten
Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham".
— Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel.
— Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge-
legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig.
2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.)
ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow
(175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und
Wolle. Universität.
3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen
Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak-
baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.),
ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel-
Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew
(92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im
Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien.
4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste
Stadt Litauens.
5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der
Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des
Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor-
orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie.
6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa-
Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen
gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels-
platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt
(60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat,
rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. —
Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen
Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten
283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee,
wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf
und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.
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438 Die neue Zeit.
Soliman stellte den Seeräubern seine Flotte zur Verfügung', um der Christenheit desto empfindlicher schaden zu können. Mulei Hassau wandte sich an den Kaiser um Hilfe. Dieser landete vor Tunis, eroberte die Stadt und befreite 22 000 Christeu-1538. sklaveu aus der Gefangenschaft. Mulei Hassau erhielt Tunis zurück, aber als spanischer Vasall. Der Menschenraub wurde ihm untersagt. Aber ein zweiter Zng, den Karl neun Jahre später gegen Hayreddin Barbarossa nach Algier unter* 1541. nahm, lief sehr unglücklich ab, da ein Sturm die Flotte zertrümmerte und nur ein kleiner Teil des Heeres gerettet wurde.
443) Das Unglück Karls in Algier bot Franz I. eine zu günstige Gelegenheit dar, um seinem Verlangen nach Rache widerstehen zu können. Er verband sich mit Schweden, Dänemark und den Türken, um Karl an fünf verschiedenen Punkten auf einmal anzugreifen. Doch Karl faud an Genua und England wieder die alten Bundesgenossen. Die Genuesen unter dem Dogeu (Dodschen) Andreas Doria blieben Meister zur See, Heinrich landete in Calais und drang von da aus gegen Paris vor; Karl aber zog durch die Champagne und trieb das Heer des Dauphin (Dofäng) vor sich her. 1544.Franz mußte sich zum Frieden von Crespy (Kräpi) herbeilassen, durch welchen der italienische Zwist dauerud beseitigt wurde.
Anmerkungen.
1. Sultau Solimau Ii. der Große oder der Prächtige belagerte 1522 Rhodus sechs Monate lang. Endlich fiel es durch Berrat, worauf Karl V. den Rhodiser-Rittern die Insel Malta znm Aufenthalte anwies. Mit 100 000 Mann und 300 Kanonen brach der Sultan 1526 in Ungarn ein. Der König von Ungarn Lndwig Ii. ging ihm entgegen, wurde aber vou dem Fürsten von Siebenbürgen Johann Zapolya, der mit seinen Truppen zu ihm stoßen sollte, im Stiche gelassen und fiel in der Schlacht von Moha cs (Mohatsch) nebst vielen Adeligen, Bischöfen und dem größern Teile des Heeres, worauf Pest und Ofen den Türken ihre Thore öffneten (29. Ang. 1526). Lndwig hinterließ keinen Sohn. Nach „den Verträgen sollte jetzt Ungarn an den Erzherzog Ferdinand von Österreich, den Bruder Karls V., fallen. Allein Zapolya ließ sich auf einer Reichsversammlung zu Stuhl-weißeuburg zum König von Ungarn wählen, während Ferdinand zu Preßburg gewählt wurde. Als Zapolya bei Tokay geschlagen wurde, rief er selbst Soliman Ii. zu Hilfe und lieferte ihm sogar die heilige Krone und die Reichsinsignien Ungarns aus. Dafür unterstützte ihn Soliman und nannte ihn Freund, Bruder und Lehensmann. Die Türken erfochten einen großen Sieg bei Essek gegen Ferdinand, welcher nicht in den Besitz Ungarns zu gelangen vermochte und zu Großwar de in (1538) einen Frieden eingehen mußte, wonach er Ungarn bis an die Theiß dem Zapolya überließ. Auch behielt dieser Siebenbürgen und den Titel König von Ungarn. Nach dessen Tode je-
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Extrahierte Personennamen: Mulei_Hassau Mulei_Hassau Karl Karl Barbarossa Barbarossa Karls Franz_I. Franz_I. Karl Karl Karl Andreas_Doria Heinrich Heinrich Karl Crespy Karl_V. Karl_V. Johann_Zapolya Johann Ferdinand_von_Österreich Ferdinand Karls_V. Karls_V. Ferdinand Soliman_Ii Ferdinand Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Tunis Algier Karls Algier Genua England Paris Malta Ungarn Ungarn Ungarns Ungarn Ungarn