Ii. Frankreich als Kaiserreich »bis jur
ijülje seiner Macht».
1804-1812.
Die Gründung der neuen Monarchie.
Nach Unterdrückung der letzten ohnmächtigen Versuche gegen *
seine Alleinherrschaft — Moreaus Exil, Pichegrus Tod im Kerker,
des Herzogs von Enghien widerrechtliche Erschießung — wird
Bonaparte auf Vorschlag der Tribunen durch Senatsbeschluß als
Napoleon erblicher Kaiser der Franzosen. Umgebung dexis. Mai.
jungen Dynastie mit neuem Glanz: Napoleons Geschwister mit
dem Titel Kaiserliche Hoheit'; 18 neue Marschälle; Proelamierung
des Ordens der Ehrenlegion; Salbung des Imperators durch
Papst Pins Vii, seine und seiner Gemahlin Selbstkrönung; —2. Dem.
Napoleons bürgerliches Gesetzbuch vollendet 1804, mit dem Titel
Cod6 Napoleon 1807; schon vorher Herstellung der Kirche und
des Cultus, seit Anfang 1806 auch der christlichen Zeitrechnung.
Verwandlung der eisalpinischen (seit 1802 italienischen)
Republik in ein Königreich Italien 1805, Napoleons
Königskrönung im Dom zu Mailand, sein Stiefsohn Eugene
Beauharnais Vicekönig. Einverleibung Liguriens, Parmas,
Piacenzas und Gnastallas.
Napoleons siegreiche Kämpfe.
I. Gegen Oesterreich und Unluand 1805.
Dem für England trotz seiner Seesiege im ganzen ungünstigen
Frieden von Amiens folgte bald eine abermalige Spannung beider
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Napoleons Napoleon Napoleons Eugene
Beauharnais_Vicekönig Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Moreaus_Exil Pichegrus Napoleons Napoleons Italien Napoleons Mailand Napoleons Oesterreich England Amiens
— 169 —
Wie im Klima, so zeigen sich auch in der Pflanzen- und
Tierwelt Asiens große Gegensätze. Während die öde Tundra im
Norden notdürftig von Moosen und Flechten bedeckt ist, so daß nur
wenige Arten von Pelztieren und Vögeln dort fortzukommen vermögen,
erreicht die Pflanzen- und Tierwelt im Südeu des Erdteiles üppige
Mannigfaltigkeit und riesenhafte Formen. Palmen, Reis, Thee, Zucker-
rohr, Kaffee, Baumwolle, Pfeffer und andere Gewürze, mancherlei
Arznei- und Färbekräuter haben hier zumeist ihre Heimat. Zahlreiche
Tierarten beleben diese tropischen Länder Asiens. In den mächtigen
Wäldern hausen Elefanten, Nashörner, Büffel, Affen und Schlangen;
Papageien und andere farbenreiche Vögel fchaukeln sich auf den
Zweigen der Bäume; im Dickicht des Schilfes lauert der Königstiger;
Sümpfe und Ströme sind von Krokodilen, Salamandern und Schild-
kröten bewohnt; der Indische Ocean birgt die kostbare Perle.
V. Bevölkerung.
a) Zahl. Asien hat 840 Millionen Einwohner, also mehr
als die Hälfte aller Menschen. Auf 1 qkm treffen durchschnittlich
19 Seelen. Die Bevölkerung ist naturgemäß sehr ungleichmäßig verteilt.
In Sibirien rechnet man auf 2 qkm kaum 1 Bewohner; in Britisch-
Jndien hingegen kommen auf 1 qkm 60, in Japan sogar 108 Menschen.
b) Abstammung. Die Bewohner Asiens gehören drei ver-
schiedenen Rassen an: der mongolischen, der kaukasischen und
der malayischen.
1. Die mongolische Rasse — in der Mitte, im Osten und
Norden des Erdteiles •— umfaßt etwa 3/5 der Gesamtbevölkerung.
Die hervorragendsten Völker dieser Rasse sind die Chinesen, Japaner,
Tataren und die sibirischen Völker.
2. Die kaukasische Rasse — im Süden und Westen ■— zählt
nicht ganz 2/5 der Bewohner. Hierher gehören: die Inder, Perser, Ära-
der, Armenier. Europäer sind in Asien verhältnismäßig wenig ansässig.
3. Die malayische Rasse — im Südosten—, ungefähr
30 Millionen, wohnt im südlichen Hinterindien und auf den benach-
barten Inseln. Die Urbewohner von Dekhan und Ceylon gehören
einer eigenen Rasse, den Dravidas, an.
Bumüller-Schuster, Erdkunde. Neue Ausg. 2. Aufl. F
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Extrahierte Ortsnamen: Asiens Asiens Sibirien Britisch-
Jndien Japan Asiens Asien Hinterindien Ceylon
241 —
der wilden Indianer zur
katholischen Religion.
Bolivia ist durch seinen
M i n e r a l r e i ch t u m,
besonders an Silber,
Kupfer und Zinn, be-
kannt. Infolge eines
unverständigen Betrie-
des sowie fortwährender
Kriege und der Herr-
schenden Unsicherheit ist
aber der Bergbau stark
zurückgegangen. Auch
Industrie und H a n-
del sind gering.
Der größte Ort ist
La Paz (40000 E.),
____ unfern des Titicaca-
Bild 89. Indianer von Bolivia. 'ee*- ^ ° 10 f t mit
16 000 E. war einst-
>nals seiner reichen Silberminen wegen weltberühmt. Jetzt sind die
leisten derselben verlassen. — Cochabamba (25 000 E.) ist nun-
mehr die gewerbreichste Stadt.
Die Argentinische Nepublik
hat 2 790 000 qkm und 4 Millionen zumeist katholische Einwohner,
Unter denen fast 1 Million eingewanderte Europäer sind. Der größte
5eil des Gebietes ist eine ungeheure grasreiche Ebene (die
Pampas), auf welcher große Herden halbwilder Pferde (nach der
Zählung von 1895 fast 5 Mill.), Rinder (22 Mill.), Schafe
(75 Mill.) weiden. Die Viehzucht liefert auch für den Handel
b>e wichtigsten Ausfuhrartikel, vor allem Schafwolle, außerdem
fleisch und andere tierische Produkte.
Bumüller-Schuster, Erdkunde. Neue Ausg. 2. Aufl. 11
.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrichs_I. Alfons_Iii Enrico_Dandolo Kamps Heinrich_Vii Heinrich Matteo_Visconti Franz_Sforza Franz Philipp_Ii Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Italien Spanien Portugal Portugal Lissabon Spanien Republik_Venedig Konstantinopel Genua Genua Genua Amerikas Eroberuna_Konstantinopels Mailand Mailand
436
Die neue Zeit.
1527. Kaiserlichen war. Der Kaiser entschuldigte sich beim Papste, und es kam eine Zusammenkunft zu Bologna zustande. isw.in dem Frieden von Cambray wurden die hauptsächlichsten Artikel des gebrochenen Vertrags von Madrid wieder ans-22.— genommen. Klemens Vii. krönte Karl V. zuerst zum König inm/ von Italien und zwei Tage nachher zum deut scheu Kaiser. 1530. 0o lüar der Friede mit Frankreich und Italien hergestellt.
Anmerkungen.
1. Karl V. rouvbe geboren zu Gent in den Nieberlanben und auch bort erzogen, roeshalb er mehr ein beutscher als ein spanischer Fürst roar. Sein Lehrer roar Abrian von Utrecht, Dechant von Löroen, den er später zu seinem Stellvertreter in Spanien machte und der als Hadrian Vi. den römischen Stuhl bestieg. Als Karl die Kaiserkrone empfing, muteten ihm in Deutschland die Freunde der Reformation, namentlich der Ritter Ulrich von Hutten, zu, er solle sich an die Spitze der Bewegung stellen, um mit Hilfe der Ritterschaft die päpstliche und die fürstliche Geroalt zugleich zu brechen und die kaiserliche Machtvollkommenheit zu proklamieren, roie dies die Hohenstaufen angestrebt. Aber Karl roar zu gerecht und ein zu getreuer Sohn der Kirche, als daß er auf solche Vorschläge einging. Er roar ein Mann nicht nur von seltener Bildung, sondern auch von edler Gesinnung. Als er in feinem 30. Jahre auf den Reichstag von Augsburg kam, schrieb Melanch-thou von ihm: „Bei ihm ist feine Spur von Leidenschaft, Hochmut oder Grausamkeit. Sein häusliches Leben ist voll der herrlichsten Beispiele von Enthaltsamkeit, Mäßigkeit und Nüchternheit. Kein Lasterhafter sann sich in seinen Umgang einschleichen, und zu Freunden hat er nur die größten Männer, die er sich nach ihren Tugenden auswählt."
2. Franz I., geb. 12. Sept. 1494, wurde in der Weise der alten französischen Ritterschaft erzogen und galt als Muster eines französischen Kavaliers, obwohl er sich dem Kaiser Karl gegenüber nichts weniger als ritterlich benahm Persönlich roar er von großer Tapferkeit, roas er besonders in der Schlacht bei Marignano bewies, in welcher er die für Mailand kämpfenden Schweizer besiegte (1515). Nach dieser Schlacht eroberte fein Feldherr Karl von Bourbon Mailand, warb Gouverneur biefer Stadt und Connetable von Frankreich. Der Herzog Mari-miliau Sforza zog als Privatmann nach Frankreich. Franz hatte jeboch zwei große Fehler an sich. Er hielt nie, was er versprach, und roußte seine Freunbe nicht zu schätzen. So handelte er auch höchst unbankbar an Karl von Bourbon, so daß dieser zum Kaiser überging, nunmehr deutsche Truppen gegen Franz führte und viel zum Siege von Pavia beitrug, wo Franz gefangen wurde. Im Vertrage zu Madrid versprach Franz, das Herzogtum Burgund herauszugeben, welches Ludwig Xi. der Maria von Burgund, der Großmutter Karls, gewaltsam genommen hatte. Aber bevor er den Vertrag unterschrieb, ließ er seine Vertrauten rufen und gab vor ihnen die Erklärung ab, daß er den Vertrag nur gezwungen unterschreibe und daß er dagegen protestiere. Alsdann gab er sein Ehrenwort, daß wenn die Reichsstände den Vertrag nicht genehmigen würden, er binnen sechs Monaten in die Gefangenschaft
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Extrahierte Personennamen: Cambray Klemens_Vii Karl_V. Karl_V. Karl_V. Karl_V. Karl Karl Ulrich_von_Hutten Karl Karl Franz_I. Franz_I. Karl Karl Karl_von_Bourbon_Mailand Karl Mari-miliau_Sforza Franz Franz Karl_von_Bourbon Karl Franz Franz Franz Franz Franz Franz Ludwig_Xi Ludwig Maria_von_Burgund Maria Karls
Extrahierte Ortsnamen: Bologna Madrid Italien Frankreich Italien Nieberlanben Utrecht Spanien Deutschland Augsburg Marignano Mailand Frankreich Frankreich Pavia Madrid Burgund Karls
326 Die mittlere Zeit.
um die kaiserliche Vollgewalt zu rechtfertigen, zum römischen Recht feine Zuflucht nehmen und die Befugnisse des heidnischen Imperators aus sich übertragen lassen. Aber gerade das römische Recht paßte für keine Zeit weniger, als für die der Hohenstaufen, da der heidnische Staat weder eine Kirche noch Rechte einzelner Korporationen kannte, und vou einer Selbständigkeit neben dem Kaiser gar keine Rede war. Namentlich kannte man aber bis jetzt im römischen Reiche anch keine Staatsstener. Friedrich schrieb nun, wie es im alten Rom der Branch war, eine Steuer aus sowohl nach den Gütern, als nach den Köpfen, was große Unzufriedenheit erregen mußte, sowohl bei den Italienern als bei den Deutschen, weil dieses Geld doch nur auf die vielen Rüge nach Wien verwendet wnrde.
2. Ronkaglia ist ein Ort in der Nähe von Piacenza. Hier pflegten die Kaiser auf ihrem Römerzuge das erste Mal auf italienischem Boden zu übernachten. Dort wurde der Heerschild ausgepflanzt und die obersten Vasallen mußten ein jeder zwei Nächte lang vor dem kaiserlichen Zelte die Wache halten, eine Ehrenbezeugung, die sie selbst wieder vou ihren Lehensleuten verlangen durften. Dort wurde auch das erste Mal Heerschau gehalten, und wurden die Lehensträger, die nicht zur Heeresfolge erschienen waren, mit der Acht belegt.
3. Schrecklich war das Schicksal, das Mailand auf dem zweiten Römerzuge traf. Als es sich das erste Mal ergeben mußte, mußte es 0000 Mark Silber bezahlen und 300 Geiseln stellen. Die Bürgermeister, der Rat und die Edlen mußten barfuß, das bloße Schwert am Nacken hängend, das Volk mit Stricken um den Hals, vor dem Kaiser erscheinen und fußfällig dessen Milde anflehen (1158). Bei der zweiten Unterwerfung, ^ vier Jahre später, wiederholte sich ein ähnliches Schauspiel. Das Urteil aber, das über Mailand erging, lautete: Mailand soll leer und wüst sein; binnen acht Tagen verlassen alle Bewohner die Stadt und baueu sich in vier Flecken an, von denen jeder zwei Meilen vom andern entfernt ist (1162).
4. Die Einwohner von Susa, wo Friedrich übernachtete, hatten sich verabredet, den Kaiser nachts im Bette zu überfallen. Aber der Anschlag wnrde verraten und Hermann von Sieben eichen, der mit dem Kaiser einige Ähnlichkeit hatte, legte sich in das Bett des Kaisers, wodurch es diesem möglich wurde, zu entfliehen. Die Susaner vergriffen sich nun zwar an dem Ritter nicht, als sie den Irrtum merkten, Friedrich ließ aber die Stadt doch niederbrennen, als er wieder nach Italien kam.
8 121.
Sturz Heinrichs des Löwen. Friedrichs I. Tod.
338) In Deutschland hatte jedoch die Lust, mit dem Kaiser nach Italien zu ziehen, abgenommen, denn Italien war das Grab aller Hoffnungen. Ganz besonders war Heinrich der Löwe, der im Norden seine Herrschaft beträchtlich erweitert hatte, den Zügen nach Italien so abgeneigt, daß er, um einer neuen Fahrt auszuweichen, eine Reise nach dem Heiligen Lande unternahm. Allein er kam nach Hanse, bevor der Kaiser den fünften Nömer-zng hatte antreten können. Er begleitete nun wohl den Kaiser,
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Ronkaglia Friedrich Friedrich Hermann_von_Sieben Friedrich Friedrich Heinrichs Friedrichs_I. Heinrich_der_Löwe Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Wien Piacenza Mailand Mailand Mailand Italien Deutschland Italien Italien Italien
226
Einwohner zu verhindern, wurden in der Nacht vom 5. zum 6.
Juli, die zu dieser verabscheuungswerthen That ausersehen war, die
Straßen nach dem Palaste durch starke Soldatenabtheilungen abge-
sperrt. Gegen drei Uhr bei Tagesanbruch bestiegen Gensd'armen
und einige rebellische Unterthanen mit Leitern den Palast. Pacca hatte
die Nacht hindurch gewacht und da er bei Tagesanbruch keine Ge-
fahren mehr fürchtete, sich in sein Gemach zurückgezogen, um einige
Stunden zu ruhen. Aber kaum hatte er sich niedergelegt, so eilte
sein Kammerdiener herbei und meldete, die Franzosen seien im Pa-
laste. Der Cardinal trat schnell an'ö Fenster und sah eine Menge
bewaffneter Leute, mit angezündeten Fackeln in den Händen, durch
die Gärten laufen und die Thüren suchen, um in die Zimmer ein-
zudringen; Andere stiegen längs der Mauer hinab, wo Leitern an-
gelehnt waren. Sie schlugen die Fenster mit Beilen ein, drangen
durch und eilten die Pforten zu öffnen, um einer ziemlich bedeutenden
Anzahl Soldaten Eingang in den großen Hof zu verschaffen. Pacca
sandte auf der Stelle seinen Neffen, Johann Tiberius Pacca, den hei-
ligen Vater zu wecken und bald eilte er dann selbst zu ihm. Der Papst
stand mit großer Heiterkeit des Geistes auf, bedeckte sich mit seinem
Gewände, mit der Mozzetta (einem purpurfarbenen seidenen Kleide)
und Stola und kam in den Saal, wo er Audienz zu geben pflegte.
Dort versammelten sich um ihn Pacca und der Cardinal Despuig,
einige Prälaten, die im Palaste wohnten, und einige Beamte und
Schreiber der Staatskanzlei. Die Stürmenden schlugen indessen
alle Thüren mit Beilen ein und kamen so in den Thronsaal, wo
vierzig Mann Schweizer unter Befehl eines Hauptmannes aufgestellt
waren. Nadet forderte sie auf, das Gewehr zu strecken, was sie
ohne Widerrede thaten, weil sie dazu Befehl erhalten hatten. Nadet
trat nun in den Audienzsaal und fand daselbst den Papst von seinem
Hofe umgeben. Er hatte nur mit großem, innerem Widerstreben den
Befehl des Generals Miollis übernommen, und es erfüllte eine hei-
lige Ehrfurcht sein ganzes Wesen und alle Kräfte seiner Seele, als
er vor dem geheiligten Haupte der Christenheit stand.
Der Papst erhob sich nun von seinem Sitze, stellte sich vor den
Tisch, beinahe mitten in's Zimmer, umgeben von den Cardinälen
Pacca und Despuig, den Prälaten und Beamten. Einige Minu-
ten hindurch herrschte tiefe Stille. Endlich sprach der General Radet
mit blassem Angesichte und zitternder Stimme, indem er nur mit
Mühe Worte finden konnte, zum Papste, er habe einen unangeneh-
men und peinlichen Auftrag;- weil er aber dem Kaiser den Eid der
Treue und des Gehorsams geleistet habe, dürfe er von der Pflicht
sich nicht freisprechen, seinen Befehl zu vollziehen. Er müsse also
im Namen des Kaisers ihm ankündigen, daß er der weltlichen Herr-
schaft über Nom und den Kirchenstaat entsagen solle, und im Falle
Seine Heiligkeit dieses zu thun sich weigere, so habe er Befehl, ihn
zum General Miollis zu führen, welcher ihm den Ort seiner Be-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
Extrahierte Personennamen: Pacca Pacca Johann_Tiberius_Pacca Johann Tiberius Cardinal_Despuig Cardinälen
Pacca Miollis
227
stimmung andeuten würde. Der Papst erwiederte mit fester Stimme
und voll Würde: „Wenn Sie, Herr General, geglaubt haben,
solche Befehle des Kaisers ausführen zu müssen wegen des ihm ge-
leisteten Eides der Treue und des Gehorsams, so bedenken Sie
auch, wie Wir die Gerechtsamen des heiligen Stuhles aufrecht er-
halten müssen, an welchen Wir mit so vielen Eiden gebunden sind.
Wir können nicht abtreten, noch auf Etwas verzichten, was Uns
nicht gehört. Die weltliche Herrschaft gehört der römischen Kirche
und Wir sind nur der Verwalter derselben. Der Kaiser kann Uns
in Stücke hauen lassen, aber dieses wird er nie von Uns erlangen.
Nach allem Dem aber, was Wir für denselben gethan haben, waren
Wir auf eine solche Behandlung nicht gefaßt!" — Der General
Radet sagte darauf: „Ich weiß, heiliger Vater, der Kaiser hat ge-
gen Sie viele Verbindlichkeiten." — „Mehr als Sie wissen," er-
wiederte der Papst in sehr lebhaftem Tone, und fuhr dann fort:
„Sollen Wir allein gehen?" Der General antwortete: „Euere Hei-
ligkeit können Ihren Minister, den Cardinal Pacca, mit sich neh-
men." — Pacca begab sich darauf in das angrenzende Zimmer und
legte das Chorhemd und die Mozzetta an, weil er glaubte, den hei-
ligen Vater Ln den Palast Doria zu begleiten, wo der General
Miollis wohnte. Wahrend dessen schrieb der Papst eigenhändig die
Liste der Personen, von welchen er wünschte, begleitet zu werden-
und ordnete Einiges in seinem Zimmer. Radet, dieses bemerkend,
sagte zu ihm: „Heiliger Vater, fürchten Sie nicht, man wird nichts
von Allem anrühren." Der Papst aber gab ihm zur Antwort:
„Wer seines eigenen Lebens nicht achtet, der legt noch weniger Werth
auf die Dinge dieser Welt." Bei seiner Rückkehr fand Pacca, daß
sie den heiligen Vater bereits gezwungen hatten, abzugehen, ohne
den Kammerdienern zu gestatten, einige Wäsche einzupacken. Er
holte den Papst noch in seinen Gemächern ein und nun schritten Beide,
von Gensd'armen und rebellischen Unterthanen umgeben, über die
Trümmer der eingeschlagenen Thüren und kamen an die Hauptpforte,
wo der Wagen des Generals Radet stand. Der Papst und sein
Staatssekretär stiegen ein. Auf der Seite, wo der Papst saß, hatte
man die Jalousien vernageln lassen. Ein Gensd'arme schloß mit
einem Schlüssel die beiden Kutschenschläge, Radet und Cardini, ein
Gensd'armeriewachtmeifter, setzten sich auf den Sitz des Kutschers
und gaben Befehl abzufahren. Der Wagen fuhr zur Stadt hinaus,
wo Postpferde vorgespannt wurden. Bei dem Wechseln der Pferde
machte der Papst dem General sanfte Vorwürfe über die ihm gesagte
Lüge, daß er Befehl habe, ihn zum General Miollis zu führen und
beklagte sich über die gewaltsame Weise, wie man ihn zwinge, von
Rom abzureisen ohne Gefolge, von Allem entblößt und mit dem
einzigen Gewände, das er anhabe. Der General antwortete, das
Gefolge, das Seine Heiligkeit bezeichnet habe, würde mit allem
nothwendigen Geräthe bald nachkommen.
15 *
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Asien. 61
land des Ganges und Brahmaputra finden sich die gesürchteten Dschungeln, d. h. mit
Wald, Schilf und undurchdringlichem Buschwerk bedeckte Inseln, in welchem Tiger,
Elefanten, Nashörner und die giftige Brillenschlange ein sicheres Versteck finden.
Hier ist auch die Heimat der gefürchteten Cholera. Die Wälder Indiens sind
bevölkert vou buntfarbigen Vögeln aller Art, namentlich Papageien, Paradiesvögeln,
Fasanen und Pfauen. Auch an Mineralien ist Indien reich. Man findet Diamanten,
Gold, Eisen und Steinkohlen. /
Die Bewohner Indiens, die Hindu, sind von schwachem Körperbau und sanfter
Gemütsart. Sie leben größtenteils von Ackerbau. In der Herstellung seiner Gewebe
waren die Hindu vou jeher Meister, doch hat England zum Schutze seiner eigenen In-
dustrie die indische Gewerbtätigkeit nicht aufkommen lassen. Ihrer Religion nach sind
die Jndier größtenteils Brahmanen. Die Scheidung in die Kasten: 1. Priester, 2. Krieger,
3. Ackerbauer und Kaufleute und 4. Handwerker, wird strenge durchgeführt. Außerdem
gibt es noch die keiner Kaste ungehörigen, von allen verachteten Parias.
Britisch-Jndien bildet ein Kaiserreich, das von einem Vizekönig regiert wird.
Zum Teil besteht es aber auch aus Schutzstaaten, die von einheimischen, jedoch dem
Vizekönig unterstellten Fürsten verwaltet werden. Die Städte, von denen viele 1li bis 3/±
Mill. Ew. zählen, sind sämtlich Handelsstädte. /Hauptstadt ist Kalkutta' au einem
Mündungsarm des Ganges, 1,1 Mill. Ew.; Madras an der Ostküste; Bombay
(bombe) an der Westküste; Lahore im Pandfchab; Delhi und Benares, die heilige
Stadt der Hindu, liegen am Ganges; Kolombo, die Hauptstadt von Ceylon; Ran-
gun, die Hauptstadt von Birma; der Freihafen Sing apure am Südende von Ma-
lakka ist wichtig durch feine Lage. Westlich von Malakka nnk mit diesem parallel zieht
die Reihe der englischen Inseln der Audamauen und Nikobareu. Aus letzteren eine
englische Verbrecherkolonie.
An der Ostküste Vorderindiens befitzt Frankreich die Stadt Pondicherry; Goa
an der Westküste ist portugiesisch.^
Das Reich Siam am Menam, zum großen Teile -von eingewanderten
Chinesen bewohnt, untersteht englischem Eiufluß. Hauptstadt Bangkok am Menam.
Jndo-China: Kambodscha, Annam, Tonkin und Cochiuchina steht uuter
der Oberhoheit Frankreichs, das seinen Einfluß bis zum Memrm auszudehnen
wußte. Hauptstadt Saigon an der Mündung des "Msmm. \ f, 1 }y
Auf der Halbinsel Malakka — abgesehen von der englischen Besitzung
im Süden — finden sich eine Anzahl selbständiger Sultanate./
4. Das Kaisertum China.
'Dieses ungeheure Reich umfaßt nahezu */* der Oberflüche'asiens und fast
die Hälfte feiner Bewohner (330 Mill.). In China finden sich die meisten
Millionenstädte. Es umfaßt deu größten Teil des Hochlandes von Jnnerasien
und erstreckt sich von dem Alpenland von Turkestau, dem Altai und dem danrischen
Alpenland im W. bis zum Chinesischen Meer im O., vom Kamm des Himalaya
im S. bis zum Amur im N. Die berühmte chinesische Mauer, welche das Laud
vor den Einfällen der Mongolen schützen sollte, ist zerfallen. Durch das Kueu-
lnugebirg wird es in eine mehr ebene Nordhälste und eine gebirgige Südhälfte
geteilt. Das Land hat zwei Hauptströme. Welche? Am fruchtbarsteuuud deshalb
am dichtesten bevölkert ist das Land im O. Selbst auf dem Waffer, auf Schiffen,
Flößen und schwimmenden Inseln wohnen Menschen. Die schwimmenden Inseln
stellt man aus Flößeu von Bambus her, die man mit einer Schicht Erde überdeckt
und auf der man^eine Wohnung errichtet und ein Gärtchen anlegt. China ist
die Heimat des Teestrauchs und der Seidenraupe. Ausfuhrartikel Chinas find
^.ee, Seide, Porzellan und Schnitzereien. Die Hauptuahruug der Chinesen bilden
Fische und Reis, das Hauptgetränk ist der Tee. Ratteubrateu gilt als Leckerbissen.
Wenn der Reis mißrät, entsteht leicht Hungersnot. Durch das Opinmrauchen
zerstören viele ihre Gefundheit.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See]]
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Extrahierte Personennamen: Malakka
Extrahierte Ortsnamen: Asien Indiens Indien Indiens England Britisch-Jndien Madras Bombay Lahore Benares Ceylon Birma Ma-
lakka Nikobareu Frankreich Pondicherry Menam Bangkok Menam Jndo-China Kambodscha Frankreichs Saigon China China W. Chinesischen_Meer_im_O. China Chinas