§ 32. Das Gebiet der Anden oder Kordilleren.
65
S. des Äquators erhebt sich eine Gruppe gewaltiger Vulkane, die,
z.t. noch tätig, ihre Feuer in der Nacht weit glänzen lassen; der
Chimborazo und Cotopaxi sind die höchsten. N. des Äquators
teilen sich die Anden, erst zweifach, dann dreifach und nehmen
zugleich an Höhe ab. Auf der Landenge von Panama endet die
w. Kette; der am weitesten nach No. sich krümmende Zinken bildet
die Küstenkette von Venezuela. Zwischen beiden fließt aus einem
Längstal der reißende Magdalenen ström ins Karibische Meer. ö.
seiner Mündung schiebt sich die burgartige Masse der Sierra Nevada
de Santa Marta gegen das Meer vor.
2. Klima. Der s. Teil der Kordilleren hat ein mildes See-
klima mit reichlichen Niederschlägen an der W.-Seite, während der
O--Abhang regenarm ist. N. des Aconcagua hören die Regen an
der W.-Küste auf, weil der kalte Peruanische Meeresstrom die Nieder-
schlüge der Seewinde abfängt. Daher hat sich hier auf der einen Hoch-
fläche die Wüste Atacama gebildet, welche reich an Salpeter und
Silber ist. Dagegen sind die nach O. auslaufenden Täler sowie die
ganze O.-Seite infolge der Ostwinde regenreich; mit dem Äquator be-
ginnen wieder die ausgiebigen Niederschläge der Tropen.
3. Kultur. Dem Klima entsprechend, ist die Flora am reichsten
am Ostabhange, wo dichte Urwälder sich erheben. In ihnen sind die
immergrünen Cinchonen charakteristisch, deren Rinde (Chinarinde) das
beste Fieberheilmittel liefert. Im S. finden sich, z. T. erst durch die
Europäer eingeführt, die Pflanzen der Alten Welt, auf den Hochflächen
eine alpine Vegetation, dazu Anbau von Getreide und Kartoffeln, die
hier ihre Heimat haben. An der Küste um den Äquator wird Tabak,
Kaffee, Zuckerrohr und vor allem Kakao, der auch wild wächst, ange-
baut. Der Reichtum an Mineralien ist gewaltig und hat von jeher
die Hauptanziehungskraft für die Europäer gebildet. Gold, Silber,
Kupfer, Blei und Eisen wird an vielen Stellen gewonnen.
In der Fauna treten die als Haustiere unschätzbaren Lamas und
die durch ihre Wolle und ihr Fleisch wertvollen Alpacas hervor; die
auch in den ö. Steppen in Herden lebenden Vicunas (Vigogne) sind
eine willkommene Jagdbeute. Hoch in den Lüften schwebt der gewaltigste
Raubvogel, der Kondor. An der Küste und auf den kleinen vorge-
lagerten Inseln hausen unzählige Seevögel, deren Mist, welcher sich
seit Jahrtausenden angesammelt hat, als Guano zur Düngung der
Felder nach Europa eingeführt wird.
4. Bevölkerung, Staaten und Städte. Die urfprüng-
liche Bevölkerung der Indianer, welche auf der Hochebene von Bolivia
Daniel, Leitfaden. Ausg. f. Mädchenjch. Ii. Teil. g
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Extrahierte Personennamen: Bolivia
Daniel
Extrahierte Ortsnamen: Panama Venezuela Karibische Hochflächen Europa
68
§ 33. Das östliche Tiefland von Südamerika.
vom Parana, welcher auf dem Brasilianischen Gebirgslande entspringt,
von r. den Paraguay aufnimmt und zusammen mit dem Uruguay
in den trichterförmigen Meerbusen Rio de la Plata Silberplatten-
ström) mündet. Diese Steppen sind der Weideplatz zahlreicher Herden
von Rindern, Pferden und Schafen, welche, erst von den Europäern
eingeführt, jetzt meist verwildert sind und von den Gauchos, berittenen
Hirten halbindianischer Abstammung, getrieben werden.
2. Klima und Kultur. Mit Ausnahme der Südspitze, welche
regenarm und darum dürre Steppe ist, nur zur Jagd auf Guanacos
und Strauße geeignet, liegt das ganze übrige Tiefland im Gebiet der
Tropen und ist infolge des Reichtums der Niederschläge von üppigster
Vegetation. Die Riesenwipfel der Palmen bilden oft über dem hohen
Dickicht des Waldes einen „Wald über dem Walde". Alle Tropen-
pflanzen werden angebaut und in ungeheuren Mengen ausgeführt, wie
Kaffee, Tabak, Baumwolle, Ananas, Vanille, Kautschuk und Brasil-
holz zum Rotfärben. Die Tierwelt ist reich an Schmetterlingen, bunt-
farbigen Vögeln und Affen. Die Rinderzucht bringt großen Ertrag
durch Ausfuhr von Fleischextrakt (Liebig in Fray Bentos), Häuten
und Hörnern. Argentinien liefert gute Pferde.
3. Bevölkerung, Staaten und Städte. Im Innern der
Selvas und in der Südspitze wohnen noch echte, freie Jndianerstämme,
in der Sprache oft stark voneinander verschieden; sie leben als Jäger
oder sammeln die Früchte, welche die Natur ihnen in so reichem Maße
bietet. Auf den Feuerlands-Inseln, welche vom Festlande durch die nach
dem ersten Weltumsegler Magalhaes (1520) genannte Magellan-Straße
getrennt sind, lebt eine armselige Bevölkerung, die Pescherä, welche auf
ihren Wanderungen und Fischzügen stets brennendes Holz bei sich führen,
weil die feuchte Luft das Feueranmachen erschwert. Daher gaben die
Spanier dem Land den eigentümlichen Namen. Von Europäern hatten
die Spanier außer Brasilien, welches die Portugiesen besetzten, alles in
Besitz genommen. Doch haben sich diese Kolonien geradeso wie die w.
befreit und sind jetzt Republiken. Brasilien war zuerst Kaiserreich; dies
wurde 1889 durch eine Revolution gestürzt, seitdem bestehen die Ver-
einigten Staaten von Brasilien. Alle diese Staaten leiden unter be-
ständigen inneren Empörungen und Umwälzungen oder werden von
einem Präsidenten ausgesogen. Ihr natürlicher Wert ist noch lange
nicht erschlossen, da zu wenige Handelsstraßen ins Innere bestehen.
a) Venezuela, allein an der N.-Küste zu beiden (Seiten des
Orinoco gelegen und den größeren Teil des Gebirgslandes von Guayana
umfassend, baut vorzüglichen Kakao, Tabak und Kaffee und treibt auf
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146
§ 66. Die Erdrinde. Der Vulkanismus. Erdbeben.
Iii. Die Sekundärzeit, das Mittelalter der Erde, die Trias-
(Muschelkalk, Buntsandstein), Jura- und Kreideformation. Er-
scheinen gewaltiger Amphibien (Ichthyosaurus), Übergang zu
den Vögeln: Archaeopterix.
Iv. Die Tertiärzeit, die Neuzeit der Erde. Vorkommen der Braun-
kohle, des Petroleums und des Bernsteins. Gewaltige Säuge-
tiere erscheinen auf dem Festlande (Palaeotherium, Dinotherium).
Das Vorkommen des Menschen ist mit Sicherheit erst erwiesen
in der
Y. Quartär- oder Jetztzeit der Erde. Sie zerfällt in das ältere
aus Schwemmgebilden entstandene Diluvium und das aus
Anschwemmungen der Jetztzeit entstandene und immer weiter ent-
stehende Alluvium.
In den Anfang der Diluvialzeit fällt eine jedenfalls die n. Erd-
Hälfte überziehende Kälteperiode, die Eiszeit, in welcher riesige Gletscher-
ströme, z. B. von den Alpen und den Skandinavischen Gebirgen herab,
Gesteinsmassen beförderten und damit das nordeuropäische Tiefland
füllten (Findlinge, erratische Blöcke). Das Mammut, der Höhlenbär,
der Niesen Hirsch traten hier als Genossen des Menschen auf.
§ 66.
Die Erdrinde. Der Vulkanismus. Erdbeben.
Die Wärme der Erde wird zum Teil von der Sonne bewirkt,
zum Teil ist sie Eigenwärme. Der Einfluß der Außentemperatur der
Erde macht sich im Erdinneren höchstens bis zu einer Tiefe von 20 in
wahrnehmbar. Von da an wirkt lediglich die Eigenwärme, und zwar
(s. § 64) mit einer Steigerung von 1° C. für die geothermifche Tiefen-
stufe. Das würde freilich schon bei einer Tiefe von etwa 40 km den
Schmelzpunkt des Eisens bedeuten und würde für die Erdrinde eine
so geringe Stärke voraussetzen, wie etwa die Schale des Eies. Allein
diese Vermutung wäre deshalb eine vorschnelle, weil der Schmelzpunkt
fester Körper unter dem ungeheuren Druck sich ebenso verschieben dürfte,
wie der Siedepunkt der Flüssigkeiten.
Jedenfalls ergibt sich aus der Annahme mit glühendflüssigem
Magma gefüllter Herde im Erdinneren die beste Erklärung der vul-
kanischen Erscheinungen der Erde.
Die Vulkane sind Stellen der Erdrinde, die mit dem glühend-
flüssigen Inneren in Verbindung stehen. Alle tätigen Vulkane liegen
auf großen Bruchlinien der Erdrinde an den Küsten der Kontinente oder
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— 233 —
meiden auf diesen Grasfluren, während Schimpanse und Gorilla,
graue Papageien mit rotgespitzten Schwanzfedern den Urwald,
Krokodile und Flußpferde die Flüsse beleben. Die Raubtiere sind im
S durch den Leoparden, im N durch den Löwen und die Hyäne
vertreten. Von Pflanzenformen des Urwaldes sind besonders die
Olpalme^, die Kautschukliane 2 und die Riesengestalten der Woll-
bäume zu erwähnen, während sür die Küstenniederung neben der
Mangrove^ die Kokospalme und die Raphiapalme^, für die
Waldstreifen an den Flußläufen der Hochebene neben der Raphia-
palme der Kolabaum 5 charakteristisch sind.
Die Bewohner gehören an der Küste und in der Urwaldzone
zu den Bantunegern; mit Fulben gemischte Sudanneger
wohnen im Innern. Zu den ersteren gehören als wichtigster
Bestandteil die Duala rings um das Kamerunbecken. Sie sind
starkknochig und wohlgebaut, mit allen Kennzeichen ihrer Rasse und von
brauner bis schwarzer Hautfarbe. Aufgeblasenheit, Jähzorn, Faulheit und
Unehrlichkeit sind hervorragende Eigenschaften. Sie vermitteln hauptsächlich
den Handel zwischen der Küste und dem Innern. Wie andere Negerstämme
benutzen sie als Verständigungsmittel die Trommelsprache.
Im N des Schutzgebietes wohnen die Fulben (£>. 219) und
zerstreut durch die ganze Kolonie in kleinen Ansiedelungen die
Haussa, die hauptsächlich Händler und Handwerker sind.
Von den Missionsgesellschaften hat die Baseler Mission die
meisten Stationen errichtet; daneben wirken zwei katholische
Missionen. Regierungsschulen bestehen in Viktoria und Duala.
Bedeutung der Kolonie, Handel und Verkehr. Die Be-
deutung der Kolonie besteht heute noch zum großen Teil in den
Ausfuhrgegenständen, die aus dem Handel mit den Eingebornen
stammen: Kautschuk, Palmöl, Palmkerne. Ob hochgelegene Teile
des Innern sich für eine Besiedelung durch Europäer eignen, ist
noch eine offene Frage. Als Plantagenkolonie steht Kamerun
eine große Zukunft bevor. Eine Anzahl von Pflanzungsgesell-
schaften hat sich gebildet, die in Plantagen Kakao, Gummibäume
und Kola anbauen. Versuche mit den anbaufähigsten Pflanzen
werden in dem 1888 gegründeten botanischen Garten zu Viktoria
gemacht, der sortan den Namen „Versuchsanstalt für Landeskultur"
führt. Die Ausfuhr nimmt stetig zu und betrifft hauptsächlich
Palmkerne, Kautschuk und Kakao, daneben Gummi, Elfenbein,
Bau- und Nutzholz u. a. Waren.
Auch für Neukamerun ist das wichtigste Ausfuhrprodukt
der Kautschuk; denn trotz des bisher betriebenen Raubbaus besitzt der
Urwald noch einen großen Reichtum an Kautschukpflanzen.
Außerdem liefert er Elfenbein, Ölfrüchte und Nutzhölzer. Der
n-e Teil Neukameruns soll für den Baumwollbau sehr geeignet
1 Die pflaumenähnlichen Früchte, die in dichtgedrängten Kolben zu
500—600 stehen, liefern das Palmöl. 2 Ein Schlinggewächs. 8 Eigentümlich
durch die netzförmig ausgebreiteten Stelzenwurzeln, die über den Wasser-
spiegel hervorragen.^ Liefert den Raphiabast. ° Liefert die Kolanuß, eine
Frucht mit weicher Schale, die die Nerven anregende Bestandteile enthält.
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Ii. Frankreich als Kaiserreich »bis jur
ijülje seiner Macht».
1804-1812.
Die Gründung der neuen Monarchie.
Nach Unterdrückung der letzten ohnmächtigen Versuche gegen *
seine Alleinherrschaft — Moreaus Exil, Pichegrus Tod im Kerker,
des Herzogs von Enghien widerrechtliche Erschießung — wird
Bonaparte auf Vorschlag der Tribunen durch Senatsbeschluß als
Napoleon erblicher Kaiser der Franzosen. Umgebung dexis. Mai.
jungen Dynastie mit neuem Glanz: Napoleons Geschwister mit
dem Titel Kaiserliche Hoheit'; 18 neue Marschälle; Proelamierung
des Ordens der Ehrenlegion; Salbung des Imperators durch
Papst Pins Vii, seine und seiner Gemahlin Selbstkrönung; —2. Dem.
Napoleons bürgerliches Gesetzbuch vollendet 1804, mit dem Titel
Cod6 Napoleon 1807; schon vorher Herstellung der Kirche und
des Cultus, seit Anfang 1806 auch der christlichen Zeitrechnung.
Verwandlung der eisalpinischen (seit 1802 italienischen)
Republik in ein Königreich Italien 1805, Napoleons
Königskrönung im Dom zu Mailand, sein Stiefsohn Eugene
Beauharnais Vicekönig. Einverleibung Liguriens, Parmas,
Piacenzas und Gnastallas.
Napoleons siegreiche Kämpfe.
I. Gegen Oesterreich und Unluand 1805.
Dem für England trotz seiner Seesiege im ganzen ungünstigen
Frieden von Amiens folgte bald eine abermalige Spannung beider
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Napoleons Napoleon Napoleons Eugene
Beauharnais_Vicekönig Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Moreaus_Exil Pichegrus Napoleons Napoleons Italien Napoleons Mailand Napoleons Oesterreich England Amiens
— 169 —
Wie im Klima, so zeigen sich auch in der Pflanzen- und
Tierwelt Asiens große Gegensätze. Während die öde Tundra im
Norden notdürftig von Moosen und Flechten bedeckt ist, so daß nur
wenige Arten von Pelztieren und Vögeln dort fortzukommen vermögen,
erreicht die Pflanzen- und Tierwelt im Südeu des Erdteiles üppige
Mannigfaltigkeit und riesenhafte Formen. Palmen, Reis, Thee, Zucker-
rohr, Kaffee, Baumwolle, Pfeffer und andere Gewürze, mancherlei
Arznei- und Färbekräuter haben hier zumeist ihre Heimat. Zahlreiche
Tierarten beleben diese tropischen Länder Asiens. In den mächtigen
Wäldern hausen Elefanten, Nashörner, Büffel, Affen und Schlangen;
Papageien und andere farbenreiche Vögel fchaukeln sich auf den
Zweigen der Bäume; im Dickicht des Schilfes lauert der Königstiger;
Sümpfe und Ströme sind von Krokodilen, Salamandern und Schild-
kröten bewohnt; der Indische Ocean birgt die kostbare Perle.
V. Bevölkerung.
a) Zahl. Asien hat 840 Millionen Einwohner, also mehr
als die Hälfte aller Menschen. Auf 1 qkm treffen durchschnittlich
19 Seelen. Die Bevölkerung ist naturgemäß sehr ungleichmäßig verteilt.
In Sibirien rechnet man auf 2 qkm kaum 1 Bewohner; in Britisch-
Jndien hingegen kommen auf 1 qkm 60, in Japan sogar 108 Menschen.
b) Abstammung. Die Bewohner Asiens gehören drei ver-
schiedenen Rassen an: der mongolischen, der kaukasischen und
der malayischen.
1. Die mongolische Rasse — in der Mitte, im Osten und
Norden des Erdteiles •— umfaßt etwa 3/5 der Gesamtbevölkerung.
Die hervorragendsten Völker dieser Rasse sind die Chinesen, Japaner,
Tataren und die sibirischen Völker.
2. Die kaukasische Rasse — im Süden und Westen ■— zählt
nicht ganz 2/5 der Bewohner. Hierher gehören: die Inder, Perser, Ära-
der, Armenier. Europäer sind in Asien verhältnismäßig wenig ansässig.
3. Die malayische Rasse — im Südosten—, ungefähr
30 Millionen, wohnt im südlichen Hinterindien und auf den benach-
barten Inseln. Die Urbewohner von Dekhan und Ceylon gehören
einer eigenen Rasse, den Dravidas, an.
Bumüller-Schuster, Erdkunde. Neue Ausg. 2. Aufl. F
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Extrahierte Ortsnamen: Asiens Asiens Sibirien Britisch-
Jndien Japan Asiens Asien Hinterindien Ceylon
— 297
deutende Summen umgesetzt. — Einen noch auffallendem Gegensatz
zwischen dem äußern Ansehen und dem innern Gehalt liefern die
Perlenbuden. Da sitzt in einer bretternen, mit Matten ausgeschlagenen
schlechten Bude ein Mann, der auf einem Tischchen vor sich einige
Bogen gelbes und graues Papier hat, worauf für mehr als
100 000 Rubel (1 Rubel = 3,24 Mark) Perlen liegen. Ein sehr
wichtiger Handelsartikel sind die kostbaren indischen Shawls, deren
viele verkauft werden. Unter den von den Europäern (fast aus-
schließlich den Russeu) ausgestellten Waren nehmen Baumwollfabrikate
die erste Stelle ein. (Nach Andree und Daniel.)
Km chinesisches Kastmahl.
Die Gebrüder Minqua, bei denen wir eingeladen waren, gehören
zu den reichsten Kaufleuten. Am 2. März erhielten wir die chinesisch
auf rotes Papier geschriebene Einladung, und am 4. um 6 Uhr
abends begaben wir uns in das Haus, wo die beiden Brüder
Minqua uns empfingen. Der englische Kaufmann Dent stellte uns
vor. Es waren unser acht Offiziere der Fregatte, außerdem noch
fünf andere Personen. Die beiden Minqua sowie die von ihnen
eingeladenen chinesischen Freunde waren in Festtagskleidung erschienen,
nämlich in langen Gewändern von blauem Seidenstoff mit prächtigen
Stickereien. Ein kegelförmiger Strohhut mit einer Quaste aus Seiden-
Plüsch bedeckte den Kopf. Bei ihrer Jugeud und vorteilhaften Gestalt
stand den Chinesen der Anzng recht gut und hatte trotz des spitzigen
Hutes und des laugen Zopfes etwas Würdevolles.
Wir wurden in einen langen, durch Laternen von verschiedenster
Form und Farbe erleuchteten Saal geführt; hier standen eine Reihe
kleiner Theetische, deren jeder von zwei Lehnstühlen aus Bambus
umstellt war. Ich nahm einen Schluck Thee, um das wunderbare
Getränk einmal in seiner vollen Reinheit zu genießen, konnte ihm
aber, obwohl der Geruch vortrefflich war, keinen sonderlichen Ge-
schmack abgewinnen; durch den Mangel an Zucker schien mir der
Thee scharf und trocken. Auch die andern europäischen Gäste teilten
meine Ansicht.
13**
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241 —
der wilden Indianer zur
katholischen Religion.
Bolivia ist durch seinen
M i n e r a l r e i ch t u m,
besonders an Silber,
Kupfer und Zinn, be-
kannt. Infolge eines
unverständigen Betrie-
des sowie fortwährender
Kriege und der Herr-
schenden Unsicherheit ist
aber der Bergbau stark
zurückgegangen. Auch
Industrie und H a n-
del sind gering.
Der größte Ort ist
La Paz (40000 E.),
____ unfern des Titicaca-
Bild 89. Indianer von Bolivia. 'ee*- ^ ° 10 f t mit
16 000 E. war einst-
>nals seiner reichen Silberminen wegen weltberühmt. Jetzt sind die
leisten derselben verlassen. — Cochabamba (25 000 E.) ist nun-
mehr die gewerbreichste Stadt.
Die Argentinische Nepublik
hat 2 790 000 qkm und 4 Millionen zumeist katholische Einwohner,
Unter denen fast 1 Million eingewanderte Europäer sind. Der größte
5eil des Gebietes ist eine ungeheure grasreiche Ebene (die
Pampas), auf welcher große Herden halbwilder Pferde (nach der
Zählung von 1895 fast 5 Mill.), Rinder (22 Mill.), Schafe
(75 Mill.) weiden. Die Viehzucht liefert auch für den Handel
b>e wichtigsten Ausfuhrartikel, vor allem Schafwolle, außerdem
fleisch und andere tierische Produkte.
Bumüller-Schuster, Erdkunde. Neue Ausg. 2. Aufl. 11
.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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— 274 —
Gäste dient. Ein großer Ofen und ein Wandschrank mit Heiligen-
bildern sind die Zierde des letztern. Einige Fenster, d. h. Löcher in
der Wand, welche mit geöltem Papier verklebt sind, erhellen den
Ranm notdürftig. Für alle Bequemlichkeiten zum Schlafen muß der
Reisende selbst sorgen, da das Bett fehlt.
Uber Nahrung und Kleiduug der christlichen Bosniaken schreibt
der ehemalige Trappisten-Prior P. Franz aus Baujaluka folgendes:
„Was essen die Rajas (das sind die Christen)? Ein- oder
zweimal des Tages warmes Kukuruzbrot, das ohne Sauerteig und
Salz gebacken und klotzig schwer ist. Die Wohlhabenderen verspeisen
zum Brot Krautköpfe, welche sie in einem Bottich sauer gemacht
haben. Geschnitten ist das Kraut nicht, da es an Hobeln fehlt.
Diejenigen, welche sich recht gütlich thun wollen, essen zum Mais-
brot Bohnen. Große Seltenheit ist ein Pilaw, d. i. Reisbrei mit
Hammel- oder Hühnerfleisch. Milch, Butter und Schmalz sind sehr
rar. Eier und Schweine müssen veräußert werden, damit nur
die notwendigsten Dinge eingekauft und vor allem die hohen For-
derungen der türkischen Grundherren befriedigt werden können. Das
ungegorene Kukuruzbrot ist also die Hauptnahrung, welche wohl
dickbauchig macht, aber wenig Kraft giebt. Wahrscheinlich von diesem
Brote entstehen die unzähligen Spulwürmer, an denen hier sast alle
Kinder leiden und dahinsiechen. Unser Kloster hat oft das Aus-
sehen einer Kleinkinderbewahraustalt, da viele wurmleidende Kinder
hierher getragen werden, um durch Arznei, meistens Chinin, vom
Fieber und von den Würmern befreit zu werden.
„Die vermöglicheren christlichen Bosniaken tragen in der kälteren
Jahreszeit weißwollene Kleider, gegen die selbst die groben weißen
Kutten der Trappisten noch fein erscheinen. Die ganz Armen gehen
Sommer und Winter in leinenen Fetzen. Strümpfe und Schuhe
sind dem Bosniaken unbekannte Dinge. Er kennt nur seine Opanken,
d. i. ein rundes Stück Schweinsleder mit durchlöchertem Rand, das
durch einen Riemen wie ein Tabaksbeutel zusammengeschnürt werden
kann. Natürlich ist ein solcher Schweinslederschuh in kurzer Zeit
durchgelaufen und kann auch nicht mehr ausgebessert werden; aber
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Extrahierte Personennamen: P._Franz_aus_Baujaluka Franz
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