166 Französische Re volutions kriege. Kosziu Sko.
n.c.g.mit Belgien frei werden, zu den Oesterreichern. Uebcrall die
Verbündeten im Vortheile, und im Innern Frankreichs die
Vendee, Bretagne (Wimpfen), Toulon, Marseille und Lyon
gegen den Convent im Aufruhr. Daher durch die Jakobiner
die Sch recken s regi e run g ; allgemeines Aufgebot in Masse;
ganz Frankreich ein Feld - und Waffenlagcr unter Carnot.
Darauf Siege der Franzosen gegen die im Innern Empörten
unter gräßlicher Rache; eben so in Belgien durch Iiouchard
und Jourdan, am Oberrhein durch Pickegru und Iiocle j
indessen sättigt sich die Revolution durch ihre Blntgerichte
1794. überall in Frankreich; ihre Häupter stürzen sich selbst; Ende
des Terrorismus.
In den Niederlanden siegt Pickegru bei Tournal, und
1795. ^onrdan bei Fleums; Holland wird erobert — batavische
Republik, verbunden mit Frankreich. Am Oberrhein müssen
die Preussen, nach ihrem Siege bei Kaiserslautern, weichen,—
Frieden zu Basel zwischen Preussen und Frank-
reich (das nördliche Deutschland neutral), etwas später mit
Spanien ( St. Domingo an Frankreich ) *).
*) Um dieselbe Zeit blutige Auftritte in Pvlen: »ach dem russisch»
türkischen Kriege ( 1787—1792) suchte Katharina Ii. ihren Einfluß in
Polen durch eine Conföderatiou der unzufriedenen Polen zu Targowih
geltend zu machen; eine russische Armee dringt ein; die Polen unter
Thaddäus Kosziusko müssen weichen. Auch eine preussische Armee,
mit Katharina einverstanden, rückt unter Möllendorf 1793 in Polen
ein, und bald darauf erfolgt die zweite Theilung Polens. Aber
die Erbitterung der Polen bricht schon 1794 aus. Kosziusko Ober-
feldherr. Die Russen aus Warschau vertrieben, vereinen sich mit den
unter ihrem König eindringenden Preussen. Sieg der Verbündeten bei
Raffka. Warschau vergebens belagert. Auch Oesterreich schickt eine
Armee. Kosziusko bei Maciejowiee von den Russen unter Fersen
geschlagen und gefangen. Suwarvv erstürmt Prag a; Warschau kapi-
tulirt, — dritte Theilung Polens 1795; der König Poniatowsky
legt seine Würde nieder (Rußland gewinnt 2000 Quadratmeilen, Preus-
fen 990 Quadratmeilen und Oesterreich 834 Quadratmeilen). Katharina
stirbt im folgenden Jahre; ihr folgt ihr Sohn Paul I (1796—1801).
Auch Friedrich Wilhelm Ii. von Preussen stirbt im November 1797, und
ihm folgt sein Sohn Friedrich Wilhelm Hl
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Extrahierte Personennamen: Kosziu_Sko Katharina_Ii Katharina Kosziusko Raffka Kosziusko Poniatowsky Katharina Friedrich_Wilhelm_Ii Friedrich Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Bretagne Toulon Marseille Lyon Frankreich Belgien Jourdan Frankreich Niederlanden Holland Frankreich Preussen Kaiserslautern Basel Preussen Frank- Deutschland Spanien Frankreich Polen Polen Polens Warschau Preussen Oesterreich Warschau Polens Oesterreich Preussen
87
Europäische Ereignisse Mischen dem spanischen Erbfolgeäriege
und den schlesischen Kriegen.
1. Der im Bunde mit Venedig (denen von den Osmanen
1715 Morea entrissen worden war) unternommene Türken-
krieg 1716—1718 führte Oesterreich unter des Prinzen
Eugen Leitung von Sieg zu Sieg (bei Peterwardein 1716,
Belgrad 1717) und zuletzt im Frieden von Passaro-
witz 1718 zum Besitz des Banats, eines Theiles von^is
Serbien mit Belgrad, von Croatien, Bosnien imb der
Walachei. Für den Verlust Moreas wurde Venedig durch
albanische und dalmatinische Plätze entschädigt.
2. Die Friedensstörung Spaniens (Philipp V, seine
zweite Gemahlin Elisabeth Farnese von Parma, der Car-
dinal Alberoni), das während des Türkenkrieges 1717
Sardinien, 1718 Sieilien angrisf, führte 1718 zur Qua-
druple-Allianz d. h. einem zur Aufrechterhaltung desl?i8
Utrechter Friedens geschlosserten Bündniß des Kaisers, Eng-
lands, Frankreichs, Hollands. Vertauschung Siciliens mit
Sardinien; Don Carlos, Sohn des spanischen Königspaares,
erhält die Anwartschaft auf die Herzogthümer Parma und
Piacenza, sowie aus Toskana, auf welche seine Mutter
Erbansprüche hatte.
3. Der polnische Erbfolgekrieg 1733—1735 nach 1733-1735
dem Tode Augusts Ii von Polen zwischen dem Kaiser, dem
Reich und Rußland, die für die Wahl Augusts Iii von
Sachsen auftraten, einer —, Frankreich, Spanien und Sar-
dinien, die für die Rechte des fast einstimmig gewählten
Stanislaus Lesezinskm) kämpften, andererseits. Der Schau-
platz dieses fast ereignislosen, für beit an tüchtigen Truppen
und Geld armen Kaiser im ganzen unglücklichen Krieges
am Rhein und in Italien; die greisen Feldherrn Eugen
mtb Villars noch einmal als Gegner. Der Wiener
Frieden: der Kaiser verliert Neapel mit Sieilien gegen
Parma und Piacenza an den Jnfanten Don Carlos;
Frankreich erkennt die pragmatische Sanction (s. Nr. 4.)
an und erhält die Anwartschaft auf das alte deutsche
Land Lothringen, das für seine Lebenszeit zunächst Stanis-
laus Lesezinski (h 1766) statt der polnischen Krone be-
*) Er führte noch immer den Königstitel und war der Schwiegervater
Ludwigs Xv von Frankreich.
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Extrahierte Personennamen: Morea Eugen Eugen Philipp_V Philipp Elisabeth_Farnese_von_Parma Carlos Augusts Augusts Stanislaus_Lesezinskm Eugen Carlos Ludwigs Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Venedig Oesterreich Belgrad Serbien Belgrad Bosnien Spaniens Frankreichs Hollands Sardinien Piacenza Toskana Polen Sachsen Frankreich Spanien Rhein Italien Neapel Piacenza Frankreich Lothringen Frankreich
— 162 —
oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens
zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten
Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham".
— Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel.
— Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge-
legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig.
2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.)
ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow
(175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und
Wolle. Universität.
3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen
Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak-
baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.),
ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel-
Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew
(92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im
Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien.
4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste
Stadt Litauens.
5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der
Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des
Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor-
orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie.
6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa-
Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen
gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels-
platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt
(60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat,
rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. —
Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen
Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten
283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee,
wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf
und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.
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438 Die neue Zeit.
Soliman stellte den Seeräubern seine Flotte zur Verfügung', um der Christenheit desto empfindlicher schaden zu können. Mulei Hassau wandte sich an den Kaiser um Hilfe. Dieser landete vor Tunis, eroberte die Stadt und befreite 22 000 Christeu-1538. sklaveu aus der Gefangenschaft. Mulei Hassau erhielt Tunis zurück, aber als spanischer Vasall. Der Menschenraub wurde ihm untersagt. Aber ein zweiter Zng, den Karl neun Jahre später gegen Hayreddin Barbarossa nach Algier unter* 1541. nahm, lief sehr unglücklich ab, da ein Sturm die Flotte zertrümmerte und nur ein kleiner Teil des Heeres gerettet wurde.
443) Das Unglück Karls in Algier bot Franz I. eine zu günstige Gelegenheit dar, um seinem Verlangen nach Rache widerstehen zu können. Er verband sich mit Schweden, Dänemark und den Türken, um Karl an fünf verschiedenen Punkten auf einmal anzugreifen. Doch Karl faud an Genua und England wieder die alten Bundesgenossen. Die Genuesen unter dem Dogeu (Dodschen) Andreas Doria blieben Meister zur See, Heinrich landete in Calais und drang von da aus gegen Paris vor; Karl aber zog durch die Champagne und trieb das Heer des Dauphin (Dofäng) vor sich her. 1544.Franz mußte sich zum Frieden von Crespy (Kräpi) herbeilassen, durch welchen der italienische Zwist dauerud beseitigt wurde.
Anmerkungen.
1. Sultau Solimau Ii. der Große oder der Prächtige belagerte 1522 Rhodus sechs Monate lang. Endlich fiel es durch Berrat, worauf Karl V. den Rhodiser-Rittern die Insel Malta znm Aufenthalte anwies. Mit 100 000 Mann und 300 Kanonen brach der Sultan 1526 in Ungarn ein. Der König von Ungarn Lndwig Ii. ging ihm entgegen, wurde aber vou dem Fürsten von Siebenbürgen Johann Zapolya, der mit seinen Truppen zu ihm stoßen sollte, im Stiche gelassen und fiel in der Schlacht von Moha cs (Mohatsch) nebst vielen Adeligen, Bischöfen und dem größern Teile des Heeres, worauf Pest und Ofen den Türken ihre Thore öffneten (29. Ang. 1526). Lndwig hinterließ keinen Sohn. Nach „den Verträgen sollte jetzt Ungarn an den Erzherzog Ferdinand von Österreich, den Bruder Karls V., fallen. Allein Zapolya ließ sich auf einer Reichsversammlung zu Stuhl-weißeuburg zum König von Ungarn wählen, während Ferdinand zu Preßburg gewählt wurde. Als Zapolya bei Tokay geschlagen wurde, rief er selbst Soliman Ii. zu Hilfe und lieferte ihm sogar die heilige Krone und die Reichsinsignien Ungarns aus. Dafür unterstützte ihn Soliman und nannte ihn Freund, Bruder und Lehensmann. Die Türken erfochten einen großen Sieg bei Essek gegen Ferdinand, welcher nicht in den Besitz Ungarns zu gelangen vermochte und zu Großwar de in (1538) einen Frieden eingehen mußte, wonach er Ungarn bis an die Theiß dem Zapolya überließ. Auch behielt dieser Siebenbürgen und den Titel König von Ungarn. Nach dessen Tode je-
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Extrahierte Ortsnamen: Sibirien Balkan Kasanlik Balkan Bulgarien Balkan Varna Thrakien
§ 227. Österreich. 633
Emmanuel ebenfalls Frieden geschlossen hatte und ein paar« Tage nachher Venedig, welches am längsten Widerstand leistete, kapitulierte, so war in Österreich die Ruhe wieder zurückgekehrt.:
Anmerkungen.
1. Die Studenten Wiens bildeten unter sich eine akademische Legion, von deren Hauptquartier iu der Aula die Befehle ausgingen. Als die Regierung diese Legion aufheben und mit der Nationalgarde verschmelzen wollte, entstanb ein Aufruhr, so daß das Ministerium diese Anordnung zurücknehmen mußte. Bei der Belagerung Wiens befehligte bei- Reichstagsabgeorbnete Robert Blum von Leipzig eine Kompanie und würde deshalb nach der Einnahme der Stadt stanbrechtlich erschossen. Der Pole Bem leitete die Verteibigung der Stadt. Den Aufruhr schürten ganz besonbers ungarische Agenten, welche von Kossuth bezahlt würden. Diesem lag baran, daß Wien die Truppen des Kaisers beschäftige, bamit er selbst in Ungarn sich freier bewegen konnte. Der Ban Jella-chich verließ auch wirklich seine Stellung bei Preßburg, wo er eine Schlacht annehmen wollte, und zog auf Wien zu, als er Nachricht von den Vorfällen in der Stadt erhalten hatte (7. Okt. 1848).
2. In Prag war das Volk vor das Haus des Fürsten Winbisch-grätz gezogen. Zum Schutze besselben hatte sich Militär aufgestellt. Da fiel aus einem gegenüberstehenben Hause eiu Schuß, der die Fürstin Winbischgrätz, die am Fenster stand, tötete. Das Militär schritt nun ein und es entwickelte sich ein Straßenkampf, der das Bombardement zur Folge hatte. In Wien wurde der Kriegsminister Latour von einem Pöbelhaufen an einen Laternenpfahl gehenkt, in Pest der General Graf La mb erg auf der Brücke getötet und durch die Stadt geschleift.
3. Zugleich mit dem Kaiser Ferdinand I. verzichtete dessen Bruder, der Erzherzog Franz Karl, auf die Thronfolge und es gelangte nun nach dem Erbfolgerecht Franz Joseph, der Sohn bieses Erzherzogs und der Prinzessin Sophie von Bayern, an die Regierung. Derselbe ist geboren am 18. August 1830 und mußte vor der Abdankung Ferdinands erst für volljährig erklärt werden.
4. Joseph Freiherr von Jellachich war beim Ausbruche der ungarischen Revolution nur Oberst, wurde aber auf ausdrückliches Verlangen bet Kroaten, die beshalb eine Deputation an den Kaiser schickten, zum Banus des vereinigten Königreichs Kroatien, Dalmatien und Slavonien, zum geheimen Rat und Felbmarfchallleutnant und zum Inhaber zweier Regimenter ernannt. Als der Banus gegen Ungarn marschierte, zwang der ungarische Kriegsminister dem Kaiser zwar ein Manifest ab, in welchem Jellachich aller seiner Ämter und Würden entsetzt wurde, aber dieser gehorchte nicht, behielt das Kommando und half so das Kaiserreich retten.
5. Ludwig Kofsuth war bereits 1830 Advokat und Agitator für bte Sache der Polen. Als solcher staub er einmal wegen Veruntreuung anvertrauten Gutes in Untersuchung. Seine Bewerbung um ein Staatsamt hatte feinen Erfolg und ba er das Vertrauen als Abvokat verloren hatte, so verfaßte er politische Schriften, die ihm eine vierjährige Haft zuzogen. Nach feiner Entlassung würde er Rebafteur. Er griinbete den Schutzverein, der sich verpflichtete, nur ungarische Erzeugnisse zu gebrauchen.
Rolfus, Weltgeschichte. 3. Aufl. 27
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Extrahierte Ortsnamen: Wiens Wiens Leipzig Wien Ungarn Wien Prag Wien Ferdinands Kroatien Dalmatien Ungarn Polen
105
Ii. Die kreisständischen Versammlungen
sollen zur Anordnung der Communalangelegenheiten dienen.
Es wird jährlich wenigstens einmal ein Kreistag unter dem
Vorsitze des Landraths gehalten. Die Beschlüsse werden
der Negierung zur Bestätigung vorgelegt.
§.50. D i e L a n d s ch a f t.
Als nach dem 7jährigen Kriege die adeligen Güter so
heruntergekommen waren, dass ihre Besitzer sich nicht hal-
ten konnten, traf der Staat die Einrichtung, dass der ge-
sammte Adel einer Provinz gemeinschaftlich für alle auf
den adeligen Gütern stehenden und noch zu machenden
Schulden haften sollte, so lange die Schulden nicht die
Hälfte des Werthes überstiegen. Jeder Gläubiger erhielt
statt seiner alten Schuldverschreibung, eine neue unter dem
Namen Pfandbrief, und bekam nun die Zinsen nicht
mehr von seinem Schuldner, sondern von der Landschaft
(so heißt der Verband der Gutsbesitzer), während die Land-
schaft die Einziehung von den Schuldnern übernahm. Aus
diese Weise kann jemand auch jetzt auf sein Gut (wenn
dasselbe nicht unter 500 Rthlr. abgeschätzt ist) bis % des
Werthes Geld aufnehmen, und zahlt dafür an die Land-
schaft 4% p. C. Zinsen. Die Landschaft dagegen zahlt den
Pfandbriefinhabcrn nur 4 p. C.
Mit diesen Angelegenheiten haben folgende Behörden
zu thun:
1) Die ostpreuß. General-Landschafts-Direction zu Kö-
nigsberg. Unter dieser stehen 3 Landschafts -Departements-
Directionen zu Königsberg, Morungen und Angerburg.
2) Die westpreuß. Gcneral-Landschafts-Direction zu
Marienwcrder Unter dieser stehen 4 Provincial-Land-
schafts-Dircctionen zu Marienwerder, Danzig, Bromberg
und Schneidemühl.
§. 51. Kirchen- und Schulwesen.
Die evangelische Kirche steht in Bezug auf die innern
Angelegenheiten (Lehre, Amtsführung her Geistlichen)
unter dem Konsiftvrium zu Königsberg; in Absicht der
äußern Angelegenheiten aber (Vermögen, Besetzung der
Stellen, Einkünfte) unter derjenigen Äbtheilung jeder Ne-
gierung, welche die Kirchenverwaltung und das Schul-
wesen besorgt.
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57
Preußen. Auch hier hatten sie manche Beschränkung zu
erfahren, weil sie Kriegsdienste und den Eid verweigern.
Friedrich H. sicherte ihnen den Schutz der Gesetze zu, wo-
gegen sie 5000 Rthlr. an das Kadettenhaus nach Kulm
zahlen.
Die Juden. Auch sie hatten in früherer Zeit manche
Bedrückungen zu leiden. Veit 1812 ist ihnen der Genuss
der bürgerlichen Rechte zugesichert. Es leben in Preußen
etwa 21000 Juden, a,n häufigsten in den Städten des süd-
lichen Pommerellens.
Die Philipponen, eine Sekte der russischen Kirche,
wandcrten, dort bedrückt, bei uns ein, und gründeten 1829
mit Krutinnerflnsse in Masuren eine Kolonie. 271 Mit-
glieder. Ordentliche, fleißige und mäßige 'Leute —
trinken keinen Branntwein. ; .
Die 3 igeu»er. Sie sind aus Asien nach Europa ge-
konnnen, und leben auch zum Theile in Preußen, 'beson-
ders in Litthauen. Sie haben sich der katholischen Kirche
angeschlossen, mögen aber nicht in festen Wohnsitzen leben.
Fast alle die genannten Einwanderer sprechen deutsch.
Plattdeutsch wird gesprochen in Pommerellen, den
Niederungen, Danzig, Samland, Natangen, Litthauen;
oberdeutsch in Pogcsanien, dem Oberlande und Erme-
lande. Die Gebildeten sprechen überall hochdeutsch.
Die deutsche Sprache breitet sich immer mehr auch in Lit-
thaucn und unter den Polen aus. In den Gegenden, wo
Deutsche und Litthauer, oder Deutsche und Polen Zusam-
menstößen, wird der- Gottesdienst in 2 Sprachen gehalten,
an einzelnen Orten gar in 3.
§.22. C v n f e s s i o n.
Etwa % der Einwohner gehören zur evangelischen
Kirche, V« zur katholischen. Im Landestheile östlich der
Weichsel sind Litthauen, Masuren, Natangen, das Bart-
nerland, Samland, das deutsche und polnische Oberland
fast ganz evangelisch; das Ermeland, Kulmerland, die Ge-
gend um Stnhm fast ganz katholisch. In Pommercllen ist
der größere Theil katholisch, namentlich die Mitte des
Landes, während im S. und S. W. viele Evangelische
leben. Ueberhaupt sind die Striche, welche unter polni-
scher Herrschaft gestanden haben, meist katholisch.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_H. Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Kulm Masuren Asien Europa Litthauen Danzig Polen Masuren
63
Danzig, Elbing, Thorn, P. Eilau :c. re. Sttumpfweber
finden sich inkönigsb., Danzig, Elbing. Seifensie-
dereien und Lichtfabriken besonders in Elbing und
Königsberg. — W a ch s b l e i ch e n in Königsberg.
Die nöthigen Handwerker trifft man überall, itt beit.
Städten und größern Dörfern, auf dem platten Lande
fehlts noch hie und da.
§. 26. Der Handel in Preußen.
Schon im Alterthume trieben die Phönizier um des
Bernsteins willen nach unfern Küsten Handel. Eigent-
licher Seeverkehr fand indess erst unter der Herrschaft des
deutschen Ordens Statt, da die bedeutendsten Städte des
Landes, Danzig, Elbing, Kulm, Thorn, Braunsberg,
Königsberg dem hanseatischen Bunde (Bund der deutschen
Handelsstädte zu gemeinsamer Vertheidigung) angehörten.
Am blühendsten war der Handel am Ende des vorigen und
Anfänge dieses Jahrh. bis zur Beendigung der Freiheits-
kriege. Seit dieser Zeit aber sank er bedeutend, und ist
namentlich in den letzten Jahren außerordentlich gering.
Der Staat hat Alles gcthan, ihn zu heben, hat alle Hafenan-
stalten aufs trefflichste eingerichtet, Schiffahrtsschulen an-
gelegt, mit andern Staaten Handelsverträge abgeschlossen,
Kanäle und Kunststraßen oder Chaussee':: (Preußenchat jetzt
etwa 100 Weil. Chaussee) angelegt u. s. w. Wenn nun
aber dadurch die frühern günstigen Handelsverhältniße nicht
haben zurückgeführt werden können, so liegt die Schuld
wahrlich nicht an der Negierung. — Der Hauptmarkt für
unsre Produkte ist England, Holland, Frankreich, Spa-
nien, Portugal, Dänemark.
Preußen führt aus:
1. Getreide aller Art, besonders Weizen, auch Hülsen-
früchte. In neuerer Zeit hat man Mehl nach Südanierika
verschickt. 2. Holz (Balken, Masten, Planken, Bretter,
Piepenstäbe) aus Memel und Danzig. Das meiste Holz
beziehen wir über die Memel aus Russland und über die
Weichsel aus Polen. Da in England eine hohe Aussage
auf den: preuß. Holze ruht) so schiffen cs die Engländer
erst nach Amerika und bringen es dann als amerikanisches
Holz nach England. — 3. Leinsaat aus Memel, Königs-
berg, Braunsberg, Elbing nach den Niederlanden, doch
nicht viel. — 4. Flachs, Hanf nach Holland, England
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Extrahierte Personennamen: P._Eilau
Extrahierte Ortsnamen: Danzig Elbing Thorn Danzig Elbing Elbing Königsberg Königsberg Danzig Elbing Kulm Thorn Braunsberg Königsberg England Holland Frankreich Portugal Dänemark Südanierika Danzig Russland Polen England Amerika England Braunsberg Elbing Niederlanden Holland
87
erbe. Dabei Schloss und Gut Reicher t sw albe, Her-
zog sw albe, Kirchdorf mit Kalkbrennereien.
78. Mühlhausen, Stäbtchen, 1356 erbaut, an der
Donne mit 1392 E. — Bier und Töpferwaaren bekannt.
Die Umgegenb sehr romantisch. Südlich von hier liegen
die großen Besitzungen der Grafen Dohna, nämlich Lauk,
Kchb., Schloss mit hübscher Lage. Herrenborfkchb.
mit der ältesten Perlgraupenmühle in Preußen. Sch lo-
bi tten, Hauptrittersitz mit schönem Schlosse und Parke.
Schlobien, Nittersitz der schlobienschen Güter, hübsches
Schloss und Dorf. Deutsech end orf, Kchborf., Sitz der
grafi, bohnaischen Gerichte. — Carwinben, 1 Schloss,
dabei eine hübsche Kapelle. H e r m s b o r f, Kchb. zu Sechlo-
dien gehörig. D öbern Kchb., mit 1 Hospitale.
79. Fr auenbur g, 1297 erb. Stadt, am sr. Haffe und
am Fuße des Domberges, mit 2021e., einem schönen und
reichen Dome (Kostbarkeiten, Gemälde) 1312 erb., Dom-
kapitel aus 2 Prälaten und 8 Domherrn bestehend, den
Ueberresten einer von Kopernikus angelegten Wasserkunst.
Sitz 3er bischöfl. Gerichte. Die Baude bildet hier einen
kleinen Hafen — Garn- und Holzhandel, Fischerei, Tö-
pferei, Gärberei.
80. B r a u n s b e r g, ehemal. Hauptstadt des Ermelandes,
jetzt Kreisstadt, 7 % M. von Königsberg entfernt, an der
Passarge, mit 7141 E. Die Altstadt, 1255 erb. und zu
Ehren des Bischofs von Olmütz Bruno (der mit König
Ottokar herkam) Braunsberg genannt, die Neustadt 1350
erb. — 3 kath., 1 evang. Kche., 1 kath. Gymnasium im
Gebäude des ehemal. Jesuiterkollegiums, 1 Seminar für
Geistliche, 1 Seminar für Schullehrer, 1 Kloster.
81. Wormditt, kl. Stadt im Ermelande, 1316 erb.,
am Flüsschen Drewenz, mit 2864 E., 2 Kchn., 1 Kloster,
1 Schloss. Hübsche Umgegend. — Ackerbau, Tuchwebe-
rei rc. — Dabei das Kchb. Crossen mit einer Versorgungs-
anstalt für alte Geistliche des Ermelandes.
82. Mehlsack, 1326 erb. Städtchen im Ermelande,
mit 2617 E., nördl. von Wormditt an der Walsch. 3kchn.,
1 Schloss. — Ackerbau, Garn - und Leinwandhandel rc.
83. H e i l i g e n b e i l, Städtchen mit 2468 E., am Flusse
Jarft, an der Stelle eines altpr. Ortes. Ackerb., Brauerei,
besonders kunstvolle Drechslerarbeiten in Wacholder. Häu-
fige Feuersbrünste. Nicht fern davon Kchd. B l a d i a u.
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