Ii. Frankreich als Kaiserreich »bis jur
ijülje seiner Macht».
1804-1812.
Die Gründung der neuen Monarchie.
Nach Unterdrückung der letzten ohnmächtigen Versuche gegen *
seine Alleinherrschaft — Moreaus Exil, Pichegrus Tod im Kerker,
des Herzogs von Enghien widerrechtliche Erschießung — wird
Bonaparte auf Vorschlag der Tribunen durch Senatsbeschluß als
Napoleon erblicher Kaiser der Franzosen. Umgebung dexis. Mai.
jungen Dynastie mit neuem Glanz: Napoleons Geschwister mit
dem Titel Kaiserliche Hoheit'; 18 neue Marschälle; Proelamierung
des Ordens der Ehrenlegion; Salbung des Imperators durch
Papst Pins Vii, seine und seiner Gemahlin Selbstkrönung; —2. Dem.
Napoleons bürgerliches Gesetzbuch vollendet 1804, mit dem Titel
Cod6 Napoleon 1807; schon vorher Herstellung der Kirche und
des Cultus, seit Anfang 1806 auch der christlichen Zeitrechnung.
Verwandlung der eisalpinischen (seit 1802 italienischen)
Republik in ein Königreich Italien 1805, Napoleons
Königskrönung im Dom zu Mailand, sein Stiefsohn Eugene
Beauharnais Vicekönig. Einverleibung Liguriens, Parmas,
Piacenzas und Gnastallas.
Napoleons siegreiche Kämpfe.
I. Gegen Oesterreich und Unluand 1805.
Dem für England trotz seiner Seesiege im ganzen ungünstigen
Frieden von Amiens folgte bald eine abermalige Spannung beider
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Napoleons Napoleon Napoleons Eugene
Beauharnais_Vicekönig Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Moreaus_Exil Pichegrus Napoleons Napoleons Italien Napoleons Mailand Napoleons Oesterreich England Amiens
— 169 —
Wie im Klima, so zeigen sich auch in der Pflanzen- und
Tierwelt Asiens große Gegensätze. Während die öde Tundra im
Norden notdürftig von Moosen und Flechten bedeckt ist, so daß nur
wenige Arten von Pelztieren und Vögeln dort fortzukommen vermögen,
erreicht die Pflanzen- und Tierwelt im Südeu des Erdteiles üppige
Mannigfaltigkeit und riesenhafte Formen. Palmen, Reis, Thee, Zucker-
rohr, Kaffee, Baumwolle, Pfeffer und andere Gewürze, mancherlei
Arznei- und Färbekräuter haben hier zumeist ihre Heimat. Zahlreiche
Tierarten beleben diese tropischen Länder Asiens. In den mächtigen
Wäldern hausen Elefanten, Nashörner, Büffel, Affen und Schlangen;
Papageien und andere farbenreiche Vögel fchaukeln sich auf den
Zweigen der Bäume; im Dickicht des Schilfes lauert der Königstiger;
Sümpfe und Ströme sind von Krokodilen, Salamandern und Schild-
kröten bewohnt; der Indische Ocean birgt die kostbare Perle.
V. Bevölkerung.
a) Zahl. Asien hat 840 Millionen Einwohner, also mehr
als die Hälfte aller Menschen. Auf 1 qkm treffen durchschnittlich
19 Seelen. Die Bevölkerung ist naturgemäß sehr ungleichmäßig verteilt.
In Sibirien rechnet man auf 2 qkm kaum 1 Bewohner; in Britisch-
Jndien hingegen kommen auf 1 qkm 60, in Japan sogar 108 Menschen.
b) Abstammung. Die Bewohner Asiens gehören drei ver-
schiedenen Rassen an: der mongolischen, der kaukasischen und
der malayischen.
1. Die mongolische Rasse — in der Mitte, im Osten und
Norden des Erdteiles •— umfaßt etwa 3/5 der Gesamtbevölkerung.
Die hervorragendsten Völker dieser Rasse sind die Chinesen, Japaner,
Tataren und die sibirischen Völker.
2. Die kaukasische Rasse — im Süden und Westen ■— zählt
nicht ganz 2/5 der Bewohner. Hierher gehören: die Inder, Perser, Ära-
der, Armenier. Europäer sind in Asien verhältnismäßig wenig ansässig.
3. Die malayische Rasse — im Südosten—, ungefähr
30 Millionen, wohnt im südlichen Hinterindien und auf den benach-
barten Inseln. Die Urbewohner von Dekhan und Ceylon gehören
einer eigenen Rasse, den Dravidas, an.
Bumüller-Schuster, Erdkunde. Neue Ausg. 2. Aufl. F
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
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Extrahierte Ortsnamen: Asiens Asiens Sibirien Britisch-
Jndien Japan Asiens Asien Hinterindien Ceylon
241 —
der wilden Indianer zur
katholischen Religion.
Bolivia ist durch seinen
M i n e r a l r e i ch t u m,
besonders an Silber,
Kupfer und Zinn, be-
kannt. Infolge eines
unverständigen Betrie-
des sowie fortwährender
Kriege und der Herr-
schenden Unsicherheit ist
aber der Bergbau stark
zurückgegangen. Auch
Industrie und H a n-
del sind gering.
Der größte Ort ist
La Paz (40000 E.),
____ unfern des Titicaca-
Bild 89. Indianer von Bolivia. 'ee*- ^ ° 10 f t mit
16 000 E. war einst-
>nals seiner reichen Silberminen wegen weltberühmt. Jetzt sind die
leisten derselben verlassen. — Cochabamba (25 000 E.) ist nun-
mehr die gewerbreichste Stadt.
Die Argentinische Nepublik
hat 2 790 000 qkm und 4 Millionen zumeist katholische Einwohner,
Unter denen fast 1 Million eingewanderte Europäer sind. Der größte
5eil des Gebietes ist eine ungeheure grasreiche Ebene (die
Pampas), auf welcher große Herden halbwilder Pferde (nach der
Zählung von 1895 fast 5 Mill.), Rinder (22 Mill.), Schafe
(75 Mill.) weiden. Die Viehzucht liefert auch für den Handel
b>e wichtigsten Ausfuhrartikel, vor allem Schafwolle, außerdem
fleisch und andere tierische Produkte.
Bumüller-Schuster, Erdkunde. Neue Ausg. 2. Aufl. 11
.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrichs_I. Alfons_Iii Enrico_Dandolo Kamps Heinrich_Vii Heinrich Matteo_Visconti Franz_Sforza Franz Philipp_Ii Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Italien Spanien Portugal Portugal Lissabon Spanien Republik_Venedig Konstantinopel Genua Genua Genua Amerikas Eroberuna_Konstantinopels Mailand Mailand
207
Diese Gerichte führten mit der Zeit zu großen Mißbräuchen;
denn der Willkühr der Richter war zu große Gewalt eingeräumt. Da
erhoben sich von allen Seiten Klagen, sogar förmliche Verbindungen
gegen dieselben. Erst die Einführung einer besseren Rechtspflege im
sechszehnten Jahrhundert und die festere Begründung der Landeshoheit
der Fürsten beschränkten den furchtbaren Wirkungskreis dieser Gerichte
und ließen sie endlich, als nicht mehr angemessen der vorangeschritte-
nen Bildung der Zeit, völlig untergehen. Welter.
19. Die Schlacht am Hasenbühl bei Göllheim.
Endlich nach einer kurzen Sommernacht und einer noch kürzeren
Ruhe graute der Tag. Es war das Fest Unserer Lieben Frauen in
der Erndte, Mittwoch der 2. Juli des Jahres 1298. Mit dem
ersten Morgenstrahl riefen die Lärmtrompeten in beiden Heeren das
Volk wach, und Jeder erhob sich behend vom Lager und eilte in die
Rüstung. Der verhängnißvolle Tag sollte mit Gott begonnen wer-
den. Die Feld-Capläne bestiegen den Zeltaltar und erflehten, Messe
lesend, den Waffen ihres Königs Heil und Sieg. Alle hörten die
Frühmesse mit Andacht, bei welcher da manch brünstiges Gebet aus
bewegter Brust zum Herrn der Heerschaaren emporstieg. Nach Be-
endigung des Gottesdienstes fassen die Ritter zu Roß; die Knechte
rückten auö ihren Herbergen zum Sammelplätze. Albrechts ließ
seine Hauptleute in einen Ring treten und wiederholte seine schon
in der Nacht gegebenen Weiffungen zur Schlachtordnung. Nachdem
er den Zug geordnet, stieg er zu Roß. Die einfache Ritterrüstung
verhüllte in ihm den König; er wollte, so.zwar den Seinen bekannt,
aber vom Feinde übersehen, der Schlacht beiwohnen. Dagegen
kleidete er mehrere seiner getreuen Lehensleute in den königlichen, mit
dem schwarzen Adler geschmückten Wappenrock, und ließ ihren Streit-
hengsten solche Satteldecken auflegen, in welche ebenfalls der Reichs-
adler gestickt war, um dadurch den Gegner irre zu führen. Sodann ließ
er das Reichsbanner erheben — es war vowrother Farbe mit einem
weißen Kreuze in der Mitte — gab das Zeichen und die Schaaren
rückten aus dem Lager auf den Wiesengrund vor bis zum Hasenbach.
Zu gleicher Zeit, als dies im Lager Albrechts vorging, rüstete
auch Adolph schon seit Sonnenaufgang zum Angriff. Nachdem
seine Leute ebenfalls Messe gehört, bezogen sie aus ihren Herbergen
den bestimmten Sammelplatz. Das Heer zählte nicht über 14,000
Mann, war aber wohlbewaffnet. Die Reisigen und Schildknechte
trugen eiserne Gugelhauben und Waffenkoller von Linnen, mit Hanf
oder alten Wollenlumpen gesteppt, und darüber ein Panzerhemd, aus
eisernen Ringeln gewoben, durch welches kein Pfeil schlagen konnte.
Die Ritter waren in stählerne Harnische, Beinschienen und Eisen-
handschuhe gekleidet, und stählerne Helme, hellglänzend und mit
Albrecht, Sohn des Kaisers Rudolph von Habsburg, kämpfte gegen den
rechtmäßigen deutschen König Adolph von Naffau bei Göllheim in der Rheinpfalz.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Welter Albrechts Albrechts Albrechts Adolph Albrecht Albrecht Rudolph_von_Habsburg Adolph_von_Naffau
129
thieren. Die Heimath desselben sind die Länder im hohen
Norden von Europa, Asien und Amerika, wo es theils wild an-
getroffen wird, theils das unentbehrlichste und nützlichste Haus-
thier der wenigen Bewohner jener Gegenden abgibt. Die Höhe
desselben beträgt vier, die Länge sechs Fuss,- auf dem Kopfe
hat es ein Geweih, ähnlich dem unserer Hirsche, denen es
überhaupt sehr gleicht. Es trägt jedoch den Kopf nicht so stolz
wie diese, sondern mehr vorwärts gestreckt, wie das Bind. Auch
die Rennthierkühe sind mit Geweihen geziert, was bei den Hirsch-
kühen nicht der Fall ist; jene brauchen sie aber auch sehr noth-
wendig. Im Winter nämlich, wenn der Boden in der Heimath
der Rennthiere weit und breit mit Schnee bedeckt ist, schaufeln
sie denselben mit den breiten Spitzen der Geweihe zur Seite,
um sich darunter hervor ihre Nahrung zu suchen, welche wäh-
rend dieser Jahreszeit fast ganz allein in Moos besteht. Im Som-
mer leben sie von Gräsern und den Knospen und Blättern der
Bäume und Sträucher. — Vor den Schlitten gespannt laufen die
Rennthiere mit grosser Schnelligkeit über Schnee und Eis hin-
weg und bringen ihren Herrn in einem Tage wohl 15—16
deutsche Meilen weit fort. Wie das Rennthier durch sein Ziehen
bei jenen Völkern die Stelle des Pferdes vertritt, so durch seine
Milch und sein Fleisch die Stelle der Kuh. Wenn endlich das
dichtbehaarte Fell die Nordländer vom Kopf bis auf die Füsse
kleidet und ihnen zugleich Materialien zu Zellen und Betten dar-
bietet, wenn ferner die Haare zum Auspolstern verschiedener
Dinge, die Knochen zu Nadeln, Messern und Löffeln, die Sehnen
zu Zwirn, die Klauen als Trinkgefässe dienen; so kann das Renn-
thier mit allem Recht auch das Schaf der Bewohner jener eisigen
Gegend genannt werden.
25» Das Kamee!»
Der Morgen dämmert über die Wüste; die Karavane schreitet im lan-
gen Zuge die kahle endlose Ebene hin und fördert ihre Schritte nach dem
einförmigen Tone der Pfeife. Die Kameele find mit Ballen beladen, mit
Tüchern bedeckt; auf ihnen die Mauren mit bunten Turbanen und Män-
teln, mit Dolch und Säbel, ihren unzertrennlichen Gefährten. Den Ka-
meelen zur Seite gehen die Sklaven. Voran reitet ein brauner, hagerer
Araber, der Herr des Zuges. Das ganze bunte Gewimmel ist in eine
Wolke von Staub gehüllt. — Die Sonne steigt empor, die Karavane
kehrt stch ihr entgegen und begrüßt den Herrn der Schöpfung. Und höher
hebt sich die Sonne, ihre Gluth strahlt herab und wieder von der Erde
auf. Die wunden Sohlen schmerzen, die Glieder ermatten, brennender
Durst peinigt Jeden. Kein Strom zieht die Silberwelle durch ein frisches
Grün, weithin ist kein Gesträuch zu erspähen. Auf heißem, schattenlosem
Boden schreitet die Karavane. Käme im Sturm eine schwarze Wolke,
rissen Blitze die Schleusen des Himmels auf: es würde Rettung den
Schmachtenden bringen; das Gebrüll des Löwen wäre ihnen erwünscht,
würde es doch ersehntes Land verheißen. Da liegt mitten in der stillen
Wüste ein Quell, ein lebendig begrabener, der seine leise Stimme verneh-
Hepp. Vollständiges Lehr- und Lesebuch. O
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
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97
4. Das Pferd und der Esel.
Einst trug auf seinem schmalen Rücken
Ein Esel eine schwere Last,
Die fähig war, ihn todt zu drücken.
Ein ledig Pferd ging neben ihm.
„Du hast
Auf deinem Rücken nichts," sprach das
geplagte Thier,
„Hilf, liebes Pferdchen, ach, ich bitte
dich, hilf mir!"
„Was chelfen?" sagt der grobe Gaul,
„Du bist der rechte Gast: du bist
ein wenig faul!
Trag zu!" — „Ich sterbe, liebes
Pferd,
Die Last erdrückt mich; rette mich!
Die Hälfte wär' ein Spiel für dich."
„Ich kann nicht!" sprach das Pferd.
Kurz, unter dem zu schweren Sack
Erlag der Esel. Sack und Pack
Warf man dem groben Rappen
auf.
Des Esels Haut noch oben drauf.
Gleim.
5. Dev Rabe.
Ein Rab' entwandte hie und da,
So viel er konnte: Gold und Ringe,
Band, Ohrgehäng' und hundert andre Dinge.
Als dies der klüg're Haushahn sah,
So fragt er ihn: „Ich bitte, sage mir,
Wozu nützt denn dies Alles dir?"
„Das weiß ich selbst nicht," sprach der Rabe,
„Ich nehme es nur, damit ich's habe."
Ein Geizhals und dies Thier thun Einerlei.
Der Geizhals sammelt gleich dem Raben:
Nicht, daß es ihm und Andern nützlich sey;
Nein, blos um viel zu haben. Hagedorn.
6. Die Grille und die Ameise.
Eine faule Grille sang
Einen ganzen Sommer lang
Und war immer ohne Sorgen
Für den lieben andern Morgen.
Weil der Sommer Nahrung hat,
Wurde sie auch täglich satt;
Aber als der Winter kam
Und der Flur das Leben nahm,
Da trieb sie der Hunger hin
Zu der Ameis': „Nachbarin,
Ich bin hungrig, gib mir doch
Ein klein wenig nur zu leben!
Deine Kammer hat ja noch
Großen Vorrath; und ich will
Alles ehrlich wiedergeben,
Mit den Zinsen, im Aprii." —
„Schwesterchen, wie brachtest du
Deine Zeit im Sommer zu?"
„Nachbarin, du weiht ja wohl:
Zch, die Freundin vom Apoll,
Sang bestàndig; hast du mich
Nicht vernommen? Und konnt'
ich,
Schwesterchen, was Besi'res
thun?" —
„Grillchen, nein; doch tanze
nun!"
Gleim.
7. Der alte Löwe.
Ein alter Löwe, der von jeher sehr grausam gewesen
war, lag krastios vor seiner Höhle und erwartete seinen
Hexp. Vollständiges Lehr- und Lesebuch. H
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
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88
Erste Periode der neueren Geschichte.
seliges Benehmen auf der andern Seite gefiel den Soldaten nicht
minder, als seine martialische Persönlichkeit. Sein Anblick hatte etwas
Unheimliches. Beinkleider und Mantel waren von Scharlach, sein
Reiterrock von Elendsfell, der Halskragen spanisch gekräuselt, der Bart
sorgfältig gepflegt, der Hut mit einer rothen Hahnenfeder geziert; seine
Gestalt war hager, sein Blick finster und geheimnißvoll, sein Haupt-
haar kurz geschoren. Er war eine imposante Soldateufigur, welche
dem gemeinen Manne Respect und blinde Ergebenheit abnöthigte.
Untrrgang Wallenstein zog mit seinem Heere an die Elbe, um die Stände
^ Einsts von" Niedersachsens zu bewältigen. Christian von Dänemark, von Tilly
Mansfeld, und Walleustein hart bedrängt, hätte gern Frieden geschlossen, wenn die
Bedingungen erträglicher gewesen wären. Da versuchte zuerst Ernst
von Mansfeld durch Brandenburg und Schlesien nach Böhmen und
Ungarn vorzudringen und stürmte (1626) die Wallensteinischen Ver-
schanzungen an der Dessauer Brücke; allein er erlitt eine bedenkliche
Niederlage und rettete den Rest seiner Truppen nach Schlesien, um
sich mit einem Feinde des Kaisers, dem siebenbürgischen Großfürsten
Bethlen Gabor, zu verbinden. Allein da dieser die hungrigen Schaaren
des Mansfelder nicht füttern wollte, so schloß er Frieden mit dem
Kaiser. Dem edlen Mansfeld blieb nun Nichts übrig, als seine Sol-
daten zu entlassen und nach Venedig abzureisen. Unterwegs ereilte ihn
der Tod (1626)*). Kurz vor ihm war auch sein jüngerer Waffen-
gefährte, Christian von Braunschweig, gestorben.
Lilly siegt im Während Wallenstein den Grafen Ernst von Mansfeld verfolgte,
Deutschland Tilly das Heer des Dänenkönigs bei Lutter am Barenberge,
einem Dorfe im Braunschweigischen. Von hier wandte er sich nach
Holland, welches dem Könige Hülfe geleistet hatte, um es zu züchtigen.
Auf die Nachricht von Tilly's Sieg war Wallenstein rasch herbeigeeilt
und überschwemmte nun ganz Holstein und Zütland mit seinen Schaa-
ren; denn Christian Iv. hatte sich auf sein Inselreich zurückgezogen.
Sehr schlimm erging es damals den beiden Herzögen von Mecklenburg,
welche wegen ihres Bundes mit Dänemark in die Reichsacht gekommen
e»bert"meck- *üar€n‘ Sie wurden verjagt und mußten es geschehen lassen,- daß der
lknburg und Kaiser den Grafen Wallenstein mit Mecklenburg belehnte und zuni
r*bw*?itai Admiral des baltischen Meeres ernannte. Auch Pommern über-
des baltischen
Meeres, schwemmten die Schaaren des Friedländers; die mächtige und wohl-
*) Als er den Tod herannahen fühlte, ließ er sich mit seinem Kriegsrock
bekleiden und den Degen umgürten, und erwartete, auf zwei Offiziere
gestützt, stehend sein Ende.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]
Extrahierte Personennamen: Christian_von_Dänemark Tilly
Mansfeld Ernst Gabor Christian_von_Braunschweig Lilly Ernst_von_Mansfeld Ernst Deutschland Tilly Christian_Iv
Von der Reformation bis zum westfälischen Frieden.
93
Mann zu werben, doch zur Führung war er vorerst nicht zu bewegen.
Als aber die Truppen schlagfertig waren (1632), ließ sich endlich Wallen-
stein nach langen Unterhandlungen herbei, kaiserlicher Generalissimus
zu werden, wenn man ihm den unumschränkten Befehl, das ausschließ-
liche Recht über Leben und Tod, ein kaiserliches Erbland als Lohn und
das Herzogthum Mecklenburg einräumen wolle. Der stolze Ferdinand
mußte diese demüthigenden Forderungen vollständig gewähren.
Wallenstein eroberte sogleich Prag und verjagte die Sachsen.
Gustav Adolf und Tilly stießen inzwischen auf dem Lechfclde bei
Augsburg zusammen. Die Schweden erfochten einen zweiten Sieg,
durch welchen Gustav Adolf den Uebergang über den Lech, die Flucht
des Kurfürsten Maximilian von Baiern und die Einnahme von München
erzwang. Tilly war in der Schlacht schwer verwundet und nach In-
golstadt gebracht worden; hier starb er 15 Tage nachher. Er war
einer der bedeutendsten Feldherrn jener Zeit, ein äußerst einfacher,
nüchterner und bescheidener Mann; er war klein und hager, hatte eine
breite, runzelige Stirn, tiefliegende, funkelnde Augen, hohle Backen und
stark hervortretende Backenknochen. Ein starker Schnurr- und langer
Zwickelbart erhöhten sein kriegerisches Aussehen. Das kurz geschnittene,
graue Haupthaar bedeckte ein spitzer Hut, von welchem eine lange Feder
herabwallte. Seine Soldaten nannten ihn nur „den deutschen Josua"
oder „den alten Corporal" und beweinten ihn lange, obwohl er auf
Strenge und Pünktlichkeit im Dienst viel gehalten hatte. Er war
73 Jahre alt, als er in Ingolstadt starb; das ihm öfter angebotene
Fürstendiplom hatte er stets abgelehnt.
Tilly's letzte Worte „Regensburg, Regeusburg" bewogen den
Kurfürsten Maximilian eiligst diese Stadt zu besetzen, während Gustav
Adolf München eroberte. Hier besah er die Zimmer des kurfürstlichen
Schlosses und konnte ihre Schönheit nicht genug bewundern. Auf seine
Frage nach dem Urheber des herrlichen Gebäudes antwortet der Castellan,
es sei der Kurfürst selbst. Ich wünschte diesen Baumeister zu haben,
sagte der König, „ich wollte ihn nach Stockholni schicken." „Davor",
versetzte der Aufseher, „wird sich der Baumeister wohl zu hüten wissen."
Er fand im Zeughaus 140 Kanonen und 30,000 Dukaten, welche auf
des Königs Zauberwort: „Stehet auf von den Todten und kommet
zum Gerichte" aus ihrem Grabe befreit wurden. Von München wandte
sich Gustav Adolf nach Augsburg und Nürnberg.
Maximilian von Baiern sprach lange den kaiserlichen Generalissimus
vergeblich um Hülfe an. Wallenstein erinnerte jetzt schadenfroh genug
an den Regensburger Reichstag und Maximilians Rede; er schien sich
Dersieg der
Schwedenauf
dem Lechfelde
1832,
Tilly's Tod.
Gustav
Adolf in
München.
Wallenstein
und Gustav
Adolf bei
Nürnberg,
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand Gustav_Adolf Gustav Adolf Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Maximilian_von_Baiern Maximilian Tilly Maximilian Maximilian Gustav
Adolf_München Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Maximilian_von_Baiern Maximilian Maximilians Gustav
Adolf Gustav Adolf Gustav
Adolf Gustav Adolf