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Vieh, Holz, Wachs, Blei und Salz, welche nach Deutschland gingen,
und eben so für die deutschen und levantiner Produkte, welche in Polen
eingeführt wurden. Schlesische Leinwand, Tuche und Eisenwaren hatten
in Polen eine ansehnliche Kundschaft und gingen über Krakau in die
südöstlichen Länder an der Donau. Für Polen konzentrirte sich der Handel
in Krakau, der bevölkertsten und reichsten Stadt des Landes, welcher die
Lage auf der Grenzscheide zwischen Norden und Süden förderlich war.
Den bedeutendsten Verkehr hatte Polen schon in früher Zeit mit Un.
gärn. Aus Ungarn kamen Weine, gedörrtes Obst, Wolle, Hanf, Sal-
peter, Potasche, Häute, Kupfer, Bauholz, Zwetschgenbranntwein und
anderes nach Polen, und Polen gab dagegen besonders Salz aus den
Werken von Wilicka. Mit Rußland trieb Polen schon Handel, als
die Großfürsten noch in Kiew residirten. Der Einbruch der Mongolen
und die Zerstörung Kiews unterbrachen diesen Handel; doch nach der
Abschüttelung deß mongolischen Joches brachten die polnischen Juden
den Handel mit Rußland wieder in Aufnahme,; und Moskau war der
Markt deffelben. Zum Einkauf von Manufakturwaren besuchten die pol-
nischen Juden die leipziger Messen, Die polnischen Erzeugnisse,
namentlich das wichtigste Erzeugniß, Getraide, holten sich die Ausländer, die
Engländer und Holländer, in Polen selbst. Eine regelmäßige und großartige
Ausfuhr von Getraide fand über Danzig und theilweise auch über Riga
statt. Danzig war auch die Hauptniederlage für die nach Polen einge-
führten englischen Waren. Je mehr sich die westlichen Länder bevölker-
ten und durch Industrie bereicherten, desto mehr bedurften sie fremdes
Getraide. Die baltischen Zufuhren waren fast die einzigen, die in den
großen Seehandel kamen, und polnischer Waizen wurde in Spanien wie
in Schweden verbraucht. Erst gegen das Ende dieses Zeitraums, nach-
dem Rußland die Kcimm erobert hatte, erhielten die Länder am schwar-
zen Meer wieder ihre frühere Bedeutung, eine Kornkammer Europas zu
sein. Außer dem Getraide wurde besonders Holz über Danzig aus Po-
len ausgeführt. Zur Einfuhr kamen Kolonialwaren, Weine, Südfrüchte,
Fabrikate und Seesalz. Von dem allerwärts üblichen Merkantilsystem
war in Polen keine Rede; aber die polnische Handelsfreiheit beschränkte
sich nur auf den Adel, der für seine Getraideausfuhr nach Danzig so-
wie für die dagegen empfangenen Retouren keine Zölle zahlte. Der
Kaufmann dagegen war Zöllen unterworfen. Unter diesen Umständen
waren Handel und Industrie unmöglich, da der Edelmann alles billiger
bekam als der Kaufmann, und der Adel es unter seiner Würde hielt,
Handel zu treiben.
Der Verfall des osmanischen Reiches, die Verweichlichung Dievsmancn.
der Sultane, die Entartung der Janitscharen und die allgemeine Er-
schlaffung der vormaligen Spannkraft traten immer mehr hervor. Außer
den Kriegen mit den christlichen Völkern Europas kämpften die Türken
wiederholt auch gegen Persien, wo Ismael Sofi, ein Abkömmling
Ali's, des gepriesenen Vetters und Schwiegersohnes des Propheten,
1500 ein neues persisches Reich gegründet hatte. Der Sultan
Osman Ii. wurde 1621 von den Janitscharen entthront, in die sieben
Thürme geführt und von dem Großvezier erwürgt. Seitdem gewöhnten
sich die Janitscharen, die Schneide ihres Schwertes, wie einst die Prä-
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Extrahierte Personennamen: Wilicka
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Polen Polen Donau Krakau Polen Polen Kiew Kiews Moskau Polen Danzig Riga Danzig Polen Spanien Schweden Europas Danzig Danzig Europas Persien
625
und Formen eines asiatischen Druckes unterworfen. Der Zar war un-
umschränkter Herrscher über Leben und Eigenthum der Unterthanen.
Selbst die grundbesitzenden Klaffen konnten das freie Eigenthum in kei-
ner Weise geltend machen. Der Zar war auch gewissermaßen der ein-
zige Kaufmann, er übte ein Verkaufsrecht über sämmtliche in- und aus-
ländische Waren. Kein fremder Kaufmann durfte seine Waren an Andere
verkaufen, wenn der Zar erklärt hatte, daß er sie kaufen wolle. Der
Zar ließ in den einzelnen Provinzen die Waren, die in denselben pro-
ducirt wurden, zu niedrigen Preisen aufkaufen und verkaufte sie dann
mit ansehnlichem Aufschlag an die einheimischen wie fremden Handels,
leute. Außer den Regalien auf Branntwein, Meth, starkes Bier und
Getraide pflegte der Zar zu Zeiten auch solche Produkte seinem Monopol
zu unterwerfen, die für .ihn als Abgabe eingenommen wurden, wie Pelz-
werk, Wachs, tatarische Pferde, Leinwand u. s. w., so daß von diesen
Gegenständen niemand etwas verkaufen durfte, bis die kaiserlichen Vor-
räthe zu erhöhten Preisen abgesetzt waren. Da im Handel der red-
liche Gewinn geradezu unmöglich gemacht wurde, so waren unmorali-
sche Mittel und Wege bald allgemeine Nothwehr, und der Russen Trug
und Arglist war weltbekannt.
Der Stapelplatz des russischen Binnenhandels war Moskau, zu-
gleich auch der Markt für die südlichen Einfuhren, die zu Lande kamen.
Dahin brachten Greichen orientalische Luxuswaren, sie übergaben diesel-
den dem Zar als Geschenk, und dieser ließ sie abschätzen und gab ihnen
dafür Zobel und anderes Pelzwerk.
Der Barbarei, in welcher sich die russische Nation befand, wurde
sie durch den aufgeklärten Despotismus Peters I. entrissen. Die Ver-
bindung mit der Außenwelt über das weiße Meer war eine unnatürliche
Beschränkung, und deshalb strebte Peter nach dem Besitz der Ostsee-
länder. Durch Vermittlung holländischer Kaufleute in Moskau wurden
tüchtige Zimmerleute herbeigeschafft, Schiffswerften zuerst auf Flüs-
sen und Binnenseen, dann in Archangel errichtet. Brennende Wißbe-
gierde und unermüdliche Strebsamkeit trieben den jungen Fürsten, eine
Reise nach Holland und England zu unternehmen. In Begleitung aus-
gezeichneter Lehrkräfte, für deren Gewinnung er kein Opfer scheute,
kehrte er in sein Reich zurück, um mit ihnen das Werk der Reform zu
beginnen. Um den Russen die Ostsee zu öffnen, begann Peter den
Krieg mit Karl Xii. An der äußersten westlichen Grenze des Reiches,
gewissermaßen noch auf fremdem Grund und Boden baute er die neue
Hauptstadt; sie sollte die Bildungssormen des Westens annehmen und
gleichsam das Thor sein, durch welches europäische Bildung und Ge-
sittung in Rußland einzögen. Die Schlacht bei Pultawa (1709)
entschied das Schicksal des Nordens, sie befestigte die Schöpfung Peters
und stürzte die Größe Schwedens. In kurzer Zeit war Petersburg
nicht nur die glänzende Residenz, sondern auch die blühendste Handels-
stadt Rußlands. Um den Handel in Petersburg zu konzentri-
ren, erging der Befehl, daß alle Kaufleute aus den umliegenden Pro-
vinzen ihre Waren nach der neuen Hauptstadt führen sollten. Hanf und
Juchten durften nur über Petersburg ausgeführt werden. Die angese-
hensten Kaufleute von Archangel erhielten den Befehl nach Petersburg
überzusiedeln. Von sämmtlichen russischen Produkten sollten zwei Drittel
40
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Extrahierte Personennamen: Zobel Peter Peter Karl_Xii Karl Peters
Extrahierte Ortsnamen: Moskau Moskau Holland England Schwedens Petersburg Petersburg Petersburg Petersburg
129
dunkelste Seite Friedrich Wilhelms Ii. ist seine Kabinetspolitik mit ihren
verderblichen Hinterhalten und Ländertheilungen, die ihm von seinen
Rathgebern eingeredet wurde. Es fällt aber dieser Vorwurf dem ganzen
Zeitalter zur Last. Die Deutschen dieser Zeit zeigten auch nicht eine
Spur von Begeisterung für die Erhaltung des gemeinsamen Vaterlandes;
mit Gleichgültigkeit betrachteten sich die nördlichen und die südlichen
Deutschen wie zwei fremde Nationen.
König Friedrich Wilhelm Iii. (geboren am 3. August 1770)
bestieg den durch den Tod seines Vaters erledigten Thron (1797—1840).
Er war durchdrungen von dem Gefühle seines Berufs, suchte das er-
schlaffte Verwaltungswesen zu heben, stellte den Glaubenßzwang ab,
den Wöllners Religionsedict beabsichtigt hatte, und erregte in dem gan-
zen Volke die freudigsten Hoffnungen. Der König hatte in der Cham-
pagne und im polnischen Feldzuge die Schrecken des Krieges mit eigenen
Augen gesehen, und Erhaltung deß Friedens schien ihm die erste Pflicht,
die er seinem Volke schuldig sei. Daß preußische Kabinet sparte gegen
Frankreich und Oestreich die Worte des Friedens und der Mäßigung nicht;
aber von dem Direktorium wurde das gegenseitige Mißtrauen der beiden
deutschen Kabinette mit großer Kunst unterhalten und mit beiden zugleich
geheime Unterhandlung gepflogen, und bald in dem einen, bald in dem
andern Verdacht und Besorgniß geweckt. In dieser traurigen Verwicke-
lung blieben die redlichen Absichten und die guten Wünsche, die Friedrich
Wilhelm Iii. für Deutschlands Wohl und Erhaltung hegte, ohne Erfolg.
Die Gewaltschritte, welche die französische Regierung sich erlaubte, ®^nb(t
bewiesen, daß das Ziel ihrer Politik die Revolutionirung aller Staaten Republik,
sei. Der erste dieser Gewaltschritte war der Sturz des päpstlichen Thro-
neß. Es fehlte in Rom nicht an Revolutionsfreunden, welche eine
Staatsveränderung wünschten. Am 28. December 1797 kam in Rom
die lange vorbereitete Bewegung der Revolutionspartei zum Ausbruch.
Als die päpstlichen Soldaten die im Bezirke der französischen Gesandt-
schaft versammelte Menge bewaffneter Menschen aus einander trieben,
wurden sie von einem überlegenen Haufen aus dem Gesandtschaftshause
angegriffen. An der Spitze deffelben zeigte sich der französische General
Duphot mit gezogenem Säbel. Die päpstlichen Soldaten gaben nach
mehreren vergeblichen Zurufen Feuer, und Duphot stürzte getödtet nie-
der. Der französische Gesandte Joseph Bonaparte gab keinen Bitten
und Vorstellungen Gehör und reiste in derselben Nacht ab. Das Direkto-
rium sandte Berthier mit etwa 8000 Mann nach Rom. Die muth-
losen geistlichen Staatsmänner übergaben die Engelsburg, und die Fran-
zosen besetzten Rom. Die römische Republik wurde proklamirt, die
vollziehende Gewalt, fünf Consuln, die gesetzgebende einem Senat von
32 und einem Tribunat von 72 Mitgliedern übertragen. Die Stadt
Rom mußte eine Kriegssteuer von sechs, die Landschaft von dreißig Mil-
lionen Livres erlegen. Alle öffentlichen Kunstwerke wurden als Trophäen
nach Paris geschickt, und selbst die Kirchen entgingen der Plünderung
nicht. Der Papst Pius Vi. wurde nach Siena, dann in ein Kar-
thäuserkloster in l>er Nähe von Florenz, später nach Valence im süd-
lichen Frankreich gebracht, wo er 1799 starb. Die Kardinäle wurden
zuerst eingesperrt, dann verbannt.
1«
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm August Oestreich Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Joseph_Bonaparte
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschlands Rom Rom Rom Engelsburg Rom Rom Paris Siena Florenz Valence Frankreich
405
\
lauter Zustimmung des versammelten Volkes zum König gewählt
(im März 1152) und zu Aachen gekrönt. Friedrich I. (Barba-
rossa) von Hohenstaufen (1152 — 1190) war einer der größten
Fürsten des Mittelalters. Sein Augenmerk war besonders auf Ita-
lien gerichtet. Wir haben gesehen (S. 387—340), wie die Städte
von Ober- und Mittelit alien, durch Gewerbthätigkeit und
Handel reich und mächtig, sich der herzoglichen und bischöflichen Ge-
walt entzogen und sich fast alle Hoheitsrechte zugeeignet hatten.
Es fehlte ihnen nur noch die Zurückweisung der Oberhoheit des
Kaisers, um vollständig Republiken zu sein. Lothar hatte in die
inneren Verhältnisse der Städte nicht eingegriffen; Konrad Iii. war
gar nicht nach Italien gekommen. Jetzt trat nun Friedrich I. mit
dem vollen Anspruch der kaiserlichen Majestät in Italien auf. Die
Lage der Dinge schien seinen Plan zu begünstigen. Die Städte in
Oberitalien waren in beständiger Feindschaft mit einander. Beson-
ders bedrohte Mailand alle anderen; es hatte seine Herrschaft
bedeutend ausgedehnt, Lodi zerstört und Como unterworfen.
Ein abmahnendes Schreiben Friedrich's war von den Mailändern
zerrissen und mit Füßen getreten worden. In Rom hatte sich das
Volk, aufgeregt von Arnold von Brescia, die Regierung ange-
maßt, und die Römer sowohl, als auch der Papst hatten sich an
Friedrich gewandt. In Unteritalien griff der normannische Kö-
nig Roger Ii. von Sicilien immer weiter um sich, und von die-
sem vertriebene apulische Reichsvasallen kamen nach Deutschland und
baten um Hülfe.
Friedrich I. zog 1154 nach Italien und hielt auf den
roncalischen Feldern eine Versammlung, zu welcher er die Ab-
geordneten der Städte und die Vasallen berief. Wider Erwarten er-
schienen auch die schlauen Mailänder, unterwarfen sich, als die
Städte Pavia, Lodi und Cremona eine Anklage gegen ste vor-
brachten, einem gerichtlichen Ausspruch und wurden zu einer Geld-
buße von tausend Mark verurtheilt. Friedrich fand dessen ungeach-
tet einen Vorwand, eine feindselige Stellung gegen sie einzuneh-
men. Die mailändischen Abgeordneten, deren er sich als Wegwei-
ser bediente, führten das deutsche Heer absichtlich in Gegenden, wo
keine Lebensmittel zu finden waren. Auch hatten die Städte Chieri
und Asti, welche mit Mailand verbunden waren, seiner Vorla-
dung keine Folge geleistet. Die beiden Städte wurden geplündert
und die Mauern geschleift. Die Stadt T orto na, die sich wei-
gerte dem Bunde mit Mailand zu entsagen, wurde nach zweimo-
natlicher Belagerung erobert. Dagegen führten die Bürger von
Pavia Friedrich im Triumph in ihre Stadt, und hier in der al-
ten Hauptstadt des Lombardenreichs empfing er aus der Hand des
Bischofs die eiserne Krone von Italien.
Darauf rückte Friedrich gegen Rom vor, wo kurz vorher Ar-
nold von Brescia dem Papste Hadrian Iv. hatte weichen müssen.
Hadrian besuchte den König im Lager bei Sutri, weigerte sich aber,
ihm den üblichen Friedenskuß zu geben, weil Friedrich ihm bei der
Ankunft nicht den Steigbügel gehalten hatte. Friedrich schützte seine
Unwissenheit vor und bequemte sich auf Zureden der Fürsten dazu
den Steigbügel zu halten. Kaum war der Papst beruhigt, als
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Extrahierte Ortsnamen: Aachen Italien Italien Oberitalien Mailand Rom Unteritalien Deutschland Italien Pavia Cremona Asti Mailand Mailand Pavia Italien Rom Brescia
40?
unwillig, noch mehr aber über das päpstliche Schreiben. In die-
sem überhäufte der Papst den Kaiser mit Vorwürfen, weil ein
schwedischer Bischof auf der Rückreise von Rom durch einige bur-
gundische Edelleute beraubt worden war, und bezeichnete die Kaiser-
würde als ein Beneficium des päpstlichen Stuhles. Da nun Be-
neficiuin auch ein Lehen bedeutet, und die päpstlichen Lega-
ten, zur Erklärung aufgefordert, mit der trotzigen Gegenfrage ant-
woteten: „Von wem hat denn der Kaiser das Reich, wenn nicht
vom Papste?" so brach auf der Reichsversammlung die größte Er-
bitterung aus. Otto von Wittelsbach zog sogar das Schwert
und würde die Legaten mißhandelt haben, wenn nicht Friedrich
selbst es verhindert hätte. Die Legaten erhielten den Befehl am
nächsten Morgen abzureisen. Der Papst versuchte durch ein Rund-
schreiben die deutschen Bischöfe aufzuwiegeln; diese antworteten ihm
aber in würdiger und bescheidener Weise: sie könnten jene Worte,
die das ganze Reich in Bewegung gesetzt hätten, nicht billigen.
Nun hielt es der Papst für rathsam einzulenken und erklärte dem
Kaiser in einem Schreiben, er habe mit dem Wort Beneficium nur
eine Handlung des Wohlwollens bezeichnet.
Der Kaiser hatte schon längst einen neuen Zug nach Italien
beschlossen. Die Mailänder besonders zeigten den übermüthigsten
Trotz; sie hatten Tortona wieder aufgebaut, die Einwohner von
Lodi vertrieben und die Mauern der Stadt niedergerissen und sich
Pavia unterworfen. Mit einem großen Heer zog Friedrich I.
1158 über die Alpen. Die Mailänder sandten Gesandte, um
sich zu rechtfertigen, die Entschuldigung wurde aber ungenügend be-
funden und die Acht über Mailand ausgesprochen. Die Stadt wurde
mit 150,000 Mann belagert und nach muthiger Vertheidigung zur
Ergebung gezwungen. Die Mailänder versprachen, dem Kaiser den
Eid der Treue zu leisten, allen angemaßten Rechten zu entsagen,
ihre Nachbarstädte in Ruhe zu lassen, eine kaiserliche Pfalz in ih-
ren Mauern zu erbauen, 9000 Mark Silber zu zahlen und 300
Geiseln zu stellen. Auf freiem Felde leisteten sie dem Kaiser die Huldi-
gung. Bor dem Throne des Kaisers erschien die Geistlichkeit, der Adel
und die Konsuln von Mailand barfuß, ohne Oberkleider und mit
Schwertern auf dem Nackeu, die Bürger mit Stricken um den Hals.
Um seine Herrschaft über die Lombardei auf anerkanntes Recht
zu begründen, ließ Friedrich auf dem ronealischen 91 eichstage
durch die vier berühmtesten Rechtsgelehrten aus Bologna und 28
Abgeordnete aus 14 italienischen Städten untersuchen und dann
als Grundgesetz feststellen, welche Rechte dem Kaiser in Ita-
lien zustünden. Sie sprachen dem Kaiser alle Rega-
lien (Belehnungen, Gerichtsbarkeit, Zölle, Münze, Fischereien,
Mühlen, Steuern) und das Recht zu, die Vorsteher in den Stadt-
gemeinden zu ernennen. Der Kaiser sandte nun Bevollmächtigte in
die Städte, um theils die Podesta's (potestates) oder Stadtschuld-
heißen zu ernennen, theils die Abgaben einzusammeln. Die Be-
vollmächtigten des Kaisers mißbrauchten ihre Gewalt zu Bedrückun-
gen aller Art, und daher griffen die Mailänder schon im folgenden
Jahr (1159) wieder zu den Waffen. Auch mit dem Papst gerieth
der Kaiser in Streit, als er den Herzog Welf mit den mathildi-
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Extrahierte Personennamen: Otto_von_Wittelsbach Otto Friedrich Friedrich Friedrich_I. Friedrich Friedrich Welf
Extrahierte Ortsnamen: Rom Italien Tortona Pavia Mailand Mailand Bologna Ita-
409
traten dem schon früher geschlossenen lombardischen Bunde bei;
es wurde beschlossen Mailand wieder auszubauen, und von den Thä-
lern Piemonts bis zur Etsch erhoben alle Städte die Waffen gegen
den Kaiser; nur Pavia blieb diesem treu. Der Kaiser zog mit dem
geringen Rest seiner Macht nach Pavia, sprach hier die Acht über
die lombardischen Städte und unternahm an der Spitze der Pave-
saner und seiner wenigen Deutschen Streifzüge gegen die lombar-
dischen Städte, besonders gegen das wieder aufblühende Mailand.
Um ihn daran zu hindern, erbauten seine Feinde zwischen Asti und
Pavia eine Stadt, die sie dem Kaiser zum Trotz und ihrem Papste
zu Ehren Alessandria nannten. Friedrich entwich mit geringem
Gefolge nach Susa. Auch hier rotteten sich die Bürger zusam-
men und wollten den Kaiser im Schlaf überfallen. Der Anschlag
ward aber verrathen, und ein treuer Ritter, der dem Kaiser ähn-
lich sah, Hermann von Siebeneichen, gab sich für den Kaiser
aus, während dieser verkleidet, mit nur fünf Begleitern, in der
Nacht glücklich entkam. Als die Susaner die Täuschung erkannten,
ehrten sie die Treue des Dienstmannes und ließen ihm das Leben.
Nach Friedrich's Abzüge wurden alle deutschen Beamten und Be-
satzungen aus den italienischen Städten vertrieben und fast ganz
Italien in das Bündniß aufgenommen. Als P a s ch a l i s Hl.
1168 starb, wurde wiederum ein Gegenpapst, Calixtus Hi., ge-
wählt.
Friedrich blieb nun über sechs Jahre in Deutsch-
land. Eine große Fehde hatte sich gegen Heinrich den Löwen,
Herzog von Sachsen und Baiern, erhoben. Dieser tapfere Fürst
hatte durch glückliche Feldzüge gegen die wendischen Völker im heu-
tigen Mecklenburg und Pommern sein Land bedeutend erweitert,
hatte aber auch den Neid der benachbarten Fürsten und Bischöfe er-
regt und war mit diesen in vielfachen Streit gerathen. Friedrich
beschied die Streitenden auf einen Reichstag nach Bamberg (1168),
und hier mußte jeder seine Eroberungen herausgeben und Frieden
versprechen.
Friedrich suchte durch feste Begründung seiner Macht in Deutsch-
land seine Rückkehr nach Italien vorzubereiten. Auf einem Reichs-
tage zu Bamberg (1169) ließ er seinen ältesten Sohn Heinrich
zu seinem Nachfolger wählen und krönen, und versorgte auch seine
übrigen vier Söhne mit beträchtlichen Besitzungen. Auch auf Ko-
sten Heinrich's des Löwen erweiterte er die Macht seiner Familie.
Heinrich war nämlich geizig und stolz. Als nächster Erbe des al-
ten Herzogs Welf, dessen einziger Sohn 116v in Rom gestorben
war, hatte er die Aussicht, die Allodien des welfischen Hauses zu
erhaltender beging aber aus Geiz die Unvorsichtigkeit, daß er sei-
nem Oheim, der ein lustiges Leben führte, eine nicht bedeutende
Geldsumme verweigerte. Der Kaiser gab dem alten Welf die ge-
wünschte Summe und wurde dafür von diesem zum Erben der wcl-
fischen Allodien in Deutschand und der malhildischen Güter in
Italien eingesetzt. Dies war aber auch die erste Veranlassung zum
Bruche Heinrich's des Löwen mit dem Kaiser.
Im September 1174 trat Friedrich mit einem glänzenden
Heere seinen fünften Römerzug an. Susa wurde wegen des
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Hermann_von_Siebeneichen Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Welf Welf Friedrich Friedrich
417
Iteri als ein verwirktes Lehen einzuziehen, Schaaren von Söldnern
angeworben, sie mit dem Schlüssel Petri bezeichnet und sie bis nach
Apulien vordringen lassen. Friedrich's Rückkehr änderte die Lage
der Dinge. Die Schlüsselsoldaten wichen auf allen Punkten, und
der Papst mußte den Frieden von St. Germano (1230) schlie-
ßen und den Kaiser vom Banne lossprechen.
Friedrich Ii. beschäftigte sich nun wieder mit der Verfassung
und Gesetzgebung Siciliens. In der Lombardei aber herrschten un-
aufhörliche Unruhen und Fehden, und Friedrich bemühte sich verge-
bens die Freiheit und Unabhängigkeit der lombardischen Städte zu
breche«. Die Lombarden schlossen einen Vertrag mit dem König
Heinrich, in welchem sie sich anheischig machten, ihn anzuerkennen.
Der junge König, der im Aufträge seines Vaters Deutschland ver-
waltete, hatte sich einer ausschweifenden Lebensweise und schlechten
Rathgebern hingegeben. Schmeichler und Feinde seines Vaters be-
redeten ihn, sich gegen seinen Vater aufzulehnen und sich an den
Papst und die Lombarden anzuschließen. Daher begab sich der Kai-
ser im Frühling 1235 nach Deutschland. In Regensburg erkann-
ten 70 Prälaten und Fürsten Heinrich für schuldig, und dieser mußte
persönlich den Kaiser um Gnade bitten. Heinrich erlaubte sich aber
bald neue Unbesonnenheiten, wurde deshalb gefangen genommen,
nach Unteritalien gebracht und dort von Kerker zu Kerker geschleppt,
bis er nach 7 Jahren starb.
In Worms feierte 1235 Friedrich, der wieder Wittwer war,
seine dritte Vermählung mit der englischen Prinzessin Isabelle '
und ging dann nach Mainz zu einem der größten und glänzend-
sten Reichstage. Der König Heinrich wurde förmlich seiner Würde
enthoben. Auch versöhnte sich hier Friedrich mit dem welfischen
Hause, indem Otto, der Enkel Heinrichs des Löwen und der Neffe
des kinderlosen Kaisers Otto's Iv., seine braunschweigischen und
lüneburgischen Lande dem Kaiser übergab und dieselben als ein
Herzogthum und erbliches Neichslehen zurückempfing. Den Haupt-
gegenstand der Berathungen bildete die Befestigung des Landfrie-
dens; die Verordnungen wurden zum ersten Male in deutscher
Sprache bekannt gemacht. Darauf zog Friedrich 1236 in die Lom-
bardei, um auch hier seine Herrscherrechte geltend zu machen. Das
lombardische Heer wurde schnell zerstreut; der Kaiser wurde aber
durch die Nachrichten aus Deutschland bewogen, dahin zurückzukeh-
ren. Friedrich der Streitbare, Herzog von Oestreich, Schwa-
ger des abgesetzten Heinrich und der Theilnahme an der Empörung
verdächtig, war von seinen Ständen und Nachbarn angeklagt und,
weil er auf mehrmalige kaiserliche Vorladung nicht erschienen war,
in die Reichsacht erklärt worden. Allein er schlug das Reichsheer
mit überlegener Tapferkeit zurück. Deshalb eilte Friedrich Ii. aus
Italien herbei und besetzte in kurzer Zeit ganz Oestreich. Doch er-
hielt später durch die Gnade des Kaisers der Herzog Friedrich sein
Land zurück. Der Kaiser benutzte seine Anwesenheit in Deutsch-
land, um auf einem Reichstage zu Speier 1237 seinen zweiten
Sohn Konrad zu seinem Nachfolger wählen zu lassen.
In Italien hatten sich Padua und Treviso ergeben; nach der
Rückkehr des Kaisers unterwarf sich auch Mantua,' und das lom-
^ / •. 27
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Ortsnamen: Apulien Deutschland Deutschland Regensburg Unteritalien Worms Mainz Deutschland Italien Deutsch- Italien Padua Treviso Mantua
418
bardische Heer wurde 1237 bei Corte nuova gänzlich geschlagen.
Fast alle Städte fügten sich nun; nur Mailand, Bologna und Pia-
cenza wollten unterhandeln. Zu seinem Schaden bestand der Kai-
ser auf unbedingte Unterwerfung und vereitelte dadurch die Früchte
seines Sieges, indem er die Lombarden auf's Aeußerste trieb. Gre-
gor Ix. ermahnte zur Milde gegen die Lombarden, aber Friedrich
achtete nicht darauf und erbitterte den Papst noch mehr dadurch,
daß er seinen natürlichen Sohn, den schönen Enzio, mit Adela-
sia, der Erbin eines Theils von Sardinien, vermählte und ihn
zum König von S ard inien ernannte (1238), obgleich der Papst
auf diese Insel Anspruch machte. Nun sprach Gregor am Palm-
sonntage 1239 unter den beleidigendsten Schmähungen den Bann-
fluch über den Kaiser aus. So leicht es auch Friedrich wurde,
die Gründe seiner Excommunication und die Vorwürfe des Papstes
zu widerlegen, so verfehlten die päpstlichen Maßregeln doch bei der
großen Menge ihre Wirkung nicht. Gregor forderte sogar die deut-
schen Fürsten auf, sich einen anderen Kaiser zu wählen; aber diese
antworteten, dem Papste stehe es nicht zu, eine Kaiserwahl anzu-
ordnen. Auch Ludwig Ix. von Frankreich ging nicht auf die An-
träge des Papstes ein, welcher des Königs Bruder, den Grafen
Robert von Artois, zum Kaiser machen wollte. Der Kaiser und
der Papst höhnten und schimpften einander auf's Schrecklichste. Auch
führte Friedrich in Verein mit Ezzelino von Romano und sei-
nem Sohn, dem König Enzio, den Krieg gegen den Papst, die
Venetiauer, Genuesen und Mailänder mit großem Eifer. Er drang
in den Kirchenstaat ein und eroberte eine Stadt nach der andern.
Gregor beschloß in seiner Noth, sich durch Abgeordnete des ganzen
europäischen Klerus zu verstärken, und schrieb 1241 eine Kirchen-
versammlung nach Rom aus. Der Kaiser aber protestirte ge-
gen diese Versammlung. Als dennoch sich viele französische Geist-
liche in Nizza cinfanden und sich auf genuesischen Schiffen nach
Rom begeben wollten, wurde der größte Theil der genuesischen
Flotte von der kaiserlichen und der Pisanischen Flotte unter König
Enzio weggenommen und die gefangenen Geistlichen in harte Haft
gebracht. Friedrich selbst rückte gegen Rom heran, da starb der
fast hundertjährige Papst (1241). Während dieses Streites zwi-
schen Kaiser und Papst wurde Deutschland von Osten her durch die
Horden der rohen Mongolen bedroht. Friedrich, nur mit den
italienischen Angelegenheiten beschäftigt, überließ den Deutschen sie
abzuwehren.
Die Kardinäle wählten einen schwächlichen Greis, Cölestin Iv.,
zum Papst, der schon nach einigen Wochen starb. Die neue Papst-
wahl verzögerte sich, und erst am 25. Juni 1243 wurde der Ge-
nuese Sinibald Fiescho, aus dem gräflichen Hauselavagna, der
den Namen Innocenz Iv. annahm, auf den päpstlichen Stuhl
erhoben. Innocenz heuchelte anfangs friedliche Gesinnungen, ent-
floh aber bald auf einem genuesischen Schiffe nach Lyon. Hierher
berief er 1245 eine Kirchenversammlung, um über den Kaiser
Gericht z« halten. Auch der Kaiser sandte seinen Kanzler Peter
von Vinea und den Vorsteher des Obergerichts von Kapua,
Thaddäus von Suessa. Viele Geistliche aus Spanien, Eng-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Gregor Gregor Friedrich Friedrich Gregor Ludwig_Ix Ludwig Robert_von_Artois Friedrich Friedrich Gregor Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Cölestin_Iv. Sinibald_Fiescho Innocenz_Iv Innocenz Innocenz Innocenz Peter
von_Vinea Kapua Thaddäus_von_Suessa
Extrahierte Ortsnamen: Mailand Bologna Sardinien Frankreich Rom Nizza Rom Rom Deutschland Hauselavagna Lyon Spanien
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schen, skandinavischen und arabischen Stämme entlehnten Elemente
der Bildung zu einem Ganzen verbunden, welches im 15ten Jahr-
hundert vollendet dastand. Der hohe Wohlstand der Städte und
der Reichthum der Machthaber regten das Bedürfniß eines feineren
Lebensgenusses an; die majestätischen Trümmer hielten die Erinne-
rung an eine große Vergangenheit lebendig und ließen dieselbe nicht
selten unter politischen Stürmen aufbrausen. Das kirchliche Leben
rief Musik und Baukunst, das bürgerliche alles das hervor, was
mit den Gewerben, der Schifffahrt, dem Handel, der Politik und
den diplomatischen Künsten in Verbindung stand. Die Heilkunst
wurde schon im Ilten und 12ten Jahrhundert in Italien, besonders
in Salerno, mit demselben Glück, wie in Montpellier, betrieben.
Das Studium des römischen Rechtes blühte in Bologna. Jrne-
rius oder Werner, Martin Gosias, Bulgarus, Johann
Bosianus Azzo, Accursins und Odofredus sind unter dem
Namen der Glossatoren berühmt und durch ihre Habsucht und
durch ihr Küchenlatein berüchtigt. Später lebten Bartolus und
Baldus, die Juristen der Visconti's. Auch die realen Wissen-
schaften, die zur Schifffahrt und zu den wieder erwachenden Kün-
sten des Lebens nothwendig waren, wurden schon im 12ten und
13ten Jahrhundert lebhaft betrieben. Der blühende, wenn auch
anarchische, Zustand von Italien regte zum Studium des positiven
geistlichen und weltlichen Rechts an und war der Poesie und den
schönen Wissenschaften förderlich. In Bologna, Parma, Pisa, Pa-
dua, Vicenza, Modena wurden die schönen Wissenschaften, welche
man damals Grammatik nannte, unter großem Zulauf gelehrt. Bei
den beständigen Kämpfen der Parteien, in den Städten um die
Herrschaft und in der Kirche darüber, ob die kaiserliche oder die
päpstliche Theologie die echt christliche sei, entstand neben finsterem
Aberglauben eine kühne Freigeisterei. In Dante's Zeit war un-
ter den größten Männern eine Philosophie verbreitet, welche we-
der Gott noch Menschen scheute und die Hölle verachtete.
Die politischen, geographischen, mathematischen Wissenschaften
wurden im 13ten Jahrhundert besonders in Beziehung auf Astrologie,
Schifffahrt, Handel und Landbau getrieben und bereichert. Durch T i-
bonacci wurde das System unserer Zahlziffern und unsere Art,
den Werth der Ziffern durch ihre Stellen zu bezeichnen, die schon
Gerbert von den Arabern angenommen hatte, allgemein herrschend.
Der ganz vergessene Euklid wurde wieder hervorgezogen, übersetzt
und erklärt, und durch das Bedürfniß der italinischen Seefahrer
ging aus der Astrologie des Mittelalters die Astronomie hervor.
Ein großes Interesse erwachte in Italien für die Botanik. Die
Städte suchten eine Ehre darin, große botanische Anstalten zu
haben, und reiche Privatleute und Fürsten gründeten botanische
Gärten.
Im nördlichen Italien war im 12ten Jahrhundert in proven-
zalischer Sprache gedichtet worden und einer dieser provenzalischen
Dichter ist Sordello aus Mantua. Die italienische Volkssprache
wich aber von der Sprache anderer romanischen Länder ab und
zerfiel wieder in viele, einander verwandte Volksdialekte. In Si-
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Extrahierte Personennamen: Werner Martin_Gosias Johann
Bosianus_Azzo Johann Sordello
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nördlichen Ende des kaspischen Meeres ziemlich auf derselben Stelle,
wo das heutige Astrachan steht. Der Hafen vereinigt die Vorzüge
eines See- und Flußhafens, denn in ihm mündet die Wolga. Alle
Erzeugnisse des Südens, welche im Norden Absah finden, kamen
hier gegen nordische Produkte in Umtausch: Früchte, Weine, Ge-
würze, gewebte Stoffe, Parfümerien, Luxusartikel, gegen Pelzwerk,
Felle, Honig, Wachs, Talg, Hanf, Tauwerk, Schiffsbauholz. Der
arabische Kaufmann drang auf der Wolga weiter nach Norden zu
den Bulgaren. Deren Hauptstadt Bulgar scheint in der Nähe des
heutigen Kasan gestanden zu haben. In Bulgar trafen die Araber
mit den Russen zusammen und erhielten von diesen die von der ara-
bischen Mode begehrten Pelze, vorzüglich Hermeline und Zobel, so-
dann Biberfelle, Sklaven und Bernstein. — Am schwächsten war
der Handel mit Constantinopel. Die Engherzigkeit und Be-
schränktheit der griechischen Regierung betrachtete die Araber fort-
während als Barbaren mit Geringschätzung, und das Selbstgefühl
der Araber wurde durch den Stolz der Griechen zurückgestoßen, ob-
gleich die Araber aus der griechischen Literatur vieles sich aneigne-
ten. Jenseits des Bosporus konnten die Khalifen nicht festen Fuß
fassen, aber Kleinasien wurde der Schauplatz beständiger Kriege.
Der geringe Verkehr, der zu Zeiten kurzer Friedeusverträge statt
fand, ging hauptsächlich über Syrien und die Grenzstadt Tarsus.
Erst gegen das Ende des zehnten Jahrhunderts kamen die Araber
des Handels wegen nach Constantinopel.
In Afrika ist es die arabische Herrschaft allein, welche Kul-
turzustände hervorruft; außer ihr ist eine wilde Natur und Mensch-
heit. Das Alterthum bietet in Afrika durch eine Anzahl unabhän-
giger Staaten und die Mannigfaltigkeit ihrer Verfassungen ein in-
teressanteres Bild, als die arabische Periode, welche vom Nil bis
zum Ocean nur eine Losung kennt. Dafür ist aber auch die mo-
hammedanische Herrschaft in Afrika dauernder gewesen und hat mit
ihrer Bildung eine bleibende Einwirkung auf den Erdtheil ausgeübt.
Die Staaten des Alterthums waren meist des Handels wegen ge-
gründete Kolonien, und die Kultur beschränkte sich fast nur auf ihr
kleines Gebiet. Jene Verschmelzung der Völker, wie wir sie unter
den Araberp in Afrika bemerken, konnte nur die Folge einer Reli-
gion sein, welche dem Staate wie dem Einzelnen sein Leben und
seine bürgerlichen Gesetze unwandelbar vorschrieb. Der Handel er-
gänzte dann das Werk der Religion. Aus vandalischer Verwilderung
fand Afrika seine frühere Blüthe wieder. Der Glaube verband
Afrika mit der mohammedanischen Gesammtheit, die Politik jedoch
trennte es frühzeitig von der weltlichen Oberherrschaft der Khalifen.
Es bildete ein eigenes Reich, in welchem wieder drei von einander
so gut wie unabhängige Statthaltereien mit eigenen erblichen Dy-
nastien erscheinen, Mauretanien, Afrika und Aegypten. Maure-
tanien begriff den nordwestlichen Theil, Fez und Marokko, Afrika,
Algier, Tunis und Tripolis, und Aegypten seine alten Grenzen.
Dem Umfang nach war Afrika die größte Provinz; im Innern
eine brennende Sandwüste, aber an den Küsten fruchtbar; besonders
gedieh die Viehzucht; auch Getraide kam in Barka zur Ausfuhr.
Zucker- und Baumwollenpflanzungen waren allgemein, und die rei-
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Extrahierte Personennamen: Zobel Bernstein Tarsus
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