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1. Geschichte des Mittelalters - S. 90

1888 - Wiesbaden : Kunze
90 Erste Periode des Mittelalters. 6. Unter den Frauen des griechischen Reiches ist zunächst die schon (§. 9) angeführte Gemahlin des Kaisers Justinian, Theodora, zu nennen. Theobora wirb von ihren Zeitgenossen wohl als klug, aber auch als störrisch, zornig, rachgierig, unversöhnlich und mißtrauisch bezeichnet. Als Amalasuntas Tochter M at ha-suinta nach Konstantinopel kam, fürchtete Theobora, die schone und geistreiche Gotin könne des Kaisers Liebe gewinnen, und ließ die vermeintliche Nebenbuhlerin töten. Viele verbächtige Leute würden aus ihr Geheiß hingerichtet ober eingekerkert. Einen Senator, welcher ihre Freunbin Antonia beleibigt hatte, ließ sie mit einem Strick um den Hals an eine Pserbekrippe binben, wo er 4 Wochen stehen mußte und wahnsinnig würde. Theobora führte das orientalische Zermoniell ein. Jebermann, welcher ihr nahte, mußte sich nieberwerfen und ihr den Fuß küssen. Die Obrigkeiten und Beamten leisteten ihr den Eib der Treue, und in der von Justinian veranstalteten römischen Gesetzsammlung nennt sie der Kaiser die allergottesfürchtigste, ihm von Gott gegebene Gemahlin, beren Rates er sich bei der Anorbnung dieser Gesetze bebient habe. Sie war 22 Jahre Kaiserin und hatte bei Lebzeiten den Ruhm einer gelehrten und frommen Fürstin. 7. Irene (§. 9) war in Athen geboren und muß eine gute Erziehung genossen haben. Sie würde 760 mit Konstantins V. Sohn Leo Iv. (775—780) vermählt. Bei ihrer Vermählung würde sie eiblich angehalten, dem Gebote der Kirchenversammlung und des Kaisers nachzukommen und benbilb er bienst zu verwerfen. Sie schwur. Nach Konstantins Tod bestieg Leo den Thron. Da er streng bei dem Silber-verbote blieb, so fehlte es ihm nicht an Gegnern, und mit biefen war Irene heimlich einverstanben, obwohl sie ganz zurückgezogen im Palaste lebte und sich den Schein gab, als ob sie an dem gottlosen Wanbel ihres Gatten keinen Anteil habe. Das Volk verehrte sie Darum wie eine Heilige. Als Leo die Kaiserin einst beim Bilberbienste überraschte, kerkerte er ihre Freunbe ein und wollte sie selbst verstoßen. Allein wenige Tage nachher war der Kaiser eine Leiche, und Irenens zehnjähriger Sohn Konstantin sollte unter der Vormunbschast seiner Mutter regieren. Sofort würde der Bilberbienst wieber eingeführt. Die Erziehung des jungen Kaisers würde vernachlässigt, weil Irene allein herrschen wollte. Alle Verschwörungen würden unterbrückt, und Konstantin trat seiner Mutter selbst die Regierung ab. Das wollte aber Konstantins Gemahlin Th eobata, welche ebenso herrschsüchtig war wie Irene, nicht länger ertragen, und sie suchte die Schwiegermutter zu stürzen. Allein die unnatürliche Mutter ließ ihren Sohn

2. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 395

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 145. Italien. Spanien. Portugal. 395 stitut, dessen Beamte die Könige einsetzten, um die Macht des Adels und der Geistlichkeit zu brechen. Die den Verurteilten himveggenommenen Güter fielen an die spanische Krone. 403) Portugal war ursprünglich eine spanische Grafschaft, welche Heinrich vonburgund für seine Verdienste im Kampfe gegen die Mauren als Lehen erhielt. Aber schon Heinrichs I. toolrn, Alfons I. der Eroberer, betrachtete sich als unabhängig und vergrößerte das Reich, indem er den Ungläubigen mit Hilfe der Kreuzfahrer (s. § 117, Anm. 2) Lissabon entriß, i Unter Alfons Iii. wurde Algarbien damit vereinigt, sowie ansehnliche Landstriche, die den Mauren abgenommen wurden. erhielt Portugal den gegenwärtigen Umfang. Dazu kamen noch Besitzungen in der Neuen Welt, wodurch Handel und Schiffahrt zu einet' Blüte sich entwickelten, auf welche Spanien eifersüchtig werden konnte. Anmerkungen. 1. An der Spitze der Republik Venedig stand ein Herzog oder Doge (Dodsche — dux), dessen Gewalt jedoch sehr beschränkt war. Ihm zur Seite stand ein Kleiner Rat (Signoria), aus sechs Adeligen (Nobili) gebildet. Den Großen Rat bildeten anfänglich alle Nobili. Als die Zahl derselben aber 450 betrug, schloß man das Adelsbnch des Großen Rates (das Goldene Bnch) ab und beschränkte dadurch die Zahl der Mitglieder. Neben allen diesen bestand aber noch die furchtbarste Behörde, der Rat der Zehner, welcher als Gerichtshof die Verbrechen gegen den Staat aufzuspüren und zu bestrafen hatte. Er hatte unumschränkte Gewalt über Leben und Freiheit. Der berühmteste Doge war Enrico Dandolo, der 41. in der Reihe, welcher an der Spitze der venetianischen Flotte Konstantinopel eroberte (1202), Kandi'a und eine Anzahl jonischer Inseln erwarb. Lange Kämpfe führte Venedig mit Genua, das so mächtig war, daß es 1298 zu einem Kampfe auf leoen und ob kam. Damals siegte Genua, eroberte 60 Galeeren und führte 5000 Gefangene fort. Aber zuletzt unterlag Genua uuter dem ™ Ä”' t.nbrea Sontarini, nach 130jährigent Kamps (1381). Die Macht Venedigs sank nach der Entdeckung Amerikas und der Eroberuna Konstantinopels. a , ^ajj.er Heinrich Vii. hatte auf feinem Römerznge den ©hinnen Matteo Visconti in Mailand zum kaiserlichen Statt-Halter gesetzt (1311) Die Macht blieb in der Hand seiner Familie, irach dem Erloschen derselben bemächtigte sich Franz Sforza, ein berühmter Eondottrere oder Söldnerführer und Schwiegersohn des Visconti, der Herrschaft. Ihm glückte die Eroberung Genuas (1468) und von ihm vererbte sich die herzogliche Würde auf seine Nach- Reichlichen £ari V" feinem Sohne Philipp Ii. Mailand als 3. Der berühmteste unter den Mediceern ist Eosimo bei Me-der sich aus die Seite der Volkspartei schlug, beshalb aus zehn ?V <Ql aöu 4. Republik verbannt, balb aber wieber zurückgerufen würde (1464) und von ba an den Staat noch 30 Jahre leitete. Sein Brnber

3. Theodor Schachts Schulgeographie - S. 256

1883 - Wiesbaden : Kunze
256 Amerika. einigung des Missouri und Mississippi, der noch den Arkansas aufnimmt, ist die mittlere Breite des Stromes 1550 m, also über 3 mal breiter als die des Rheines bei Mainz; der Rio Grande del Norte aus dem Felsgebirge fließt gleichfalls in den Golf von Mexiko. § 54. Klima und Produkte. Nordamerika ist unter gleicher Breite weit kälter als Europa; auch hat man dort (auf Boothia Felix) den magneti- schen Pol 200 vom Nordpol entfernt gefunden. Das ge- mäßigte Klima reicht auf der Nord- und Südhälfte nicht über 50° Br. hinaus. Zwischen den Tropen sind nur die Tief- länder und niedrigsten Küsten heiß und ungesund, auf den Gebirgen und Hochplatten herrscht milde Temperatur. — Unter den eigentümlichen Produkten Amerikas sind zu merken: a) Kartoffeln und Tabak, Fernambnk und Mahagoniholz, Kaktus, pernvianische oder Chinarinde, Matee, Kakao, Vanille, Quas- sia u. s. w.; b) der Kolibri, der Kondor, das Lama, die Vikuna, der Cuguar, die Klapperschlange n. a. m. — Außerdem besitzt es viele Produkte, die auch in der alten Welt einheimisch sind, als Indigo, Baumwolle, Palmen und Pisange, Mais, Pelz- wild, Schweine, Steinkohlen, Gold und Silber in Fülle, Platina, Diamanten in Brasilien n. a. m. — Pferde, Rind- vieh, unsere Getreidearten und der Gebrauch des Eisens sind indes erst von den Europäern eingeführt, die auch Wein, Gewürze, Zuckerrohr, Kaffee, chinesischen Thee und Brotfrucht angepflanzt haben. § 55. Bewohner. Man schätzt gegenwärtig die Bevölkerung auf 95 Mill.; sie besteht aus Ureinwohnern (Indianern und Eskimos), aus Fremden (Europäern und Negern) und aus Mischlingen (Me- stizen, Mulatten, Zambos). In der Gesamtbevölkerung mögen etwa 55 Mill. Weiße, 12 Mill. Indianer und Eskimos (darunter vielleicht noch 2 Mill. völlig unabhängig), 8 Mill. Neger und 20 Mill. Mischlinge enthalten sein. Vielleicht nur 1/9 redet indianische Sprachen; über 70 Mill. reden europäisch, und

4. Theodor Schachts Schulgeographie - S. 113

1883 - Wiesbaden : Kunze
Asien. 113 Mais, Hirsearten, Baumwolle, Indigo, Ingwer u. s. w. ge- baut, im Winter dagegen unsere europäischen Getreidearten und Gemüse. Noch eine Menge anderer Pflanzen- Produkte liefert der indische Boden: das unverwüstliche Tikholz zum Schiffsbau, das wohlriechende Sandelholz, Palmen in großer Mannigfaltigkeit, Opium, Zucker, Pfeffer, Zimmet (auf Ceylon) u. a. Gewürze, Tabak, Kaffee, Thee, Traubeu, Pisang, Jams, Bataten ic.; die Tierwelt, nir- gends auf der Erde so reich als in Indien, enthalt zwar ge- fährliche Tiere genug, z. B. Tiger, Brillen- und Boaschlangen, Gaviale, aber auch Pfauen und Fasanen, Papageien, Gazellen, Schildkröten, Perlenmuscheln bei Ceylon, den nützlichen Elefan- teu, und die Haustiere: Ziege, Rind (in verschiedenen Arten), Pferd u. s. w. An Mineralien besitzt die Halbinsel die nützlichsten sowohl als die teuersten: Edelmetalle zwar wenig, aber Diamanten (Golkonda) u. a. Edelsteine, sowie Stein- kohlen, Eisen, Zink, Kupfer :c. Die Nordwestecke Indiens (Pandschäb, Fünfstromland) bildet ein abgesondertes Glied der indischen Welt, von der es durch die Sindwüste (Thurr) getrennt ist, sodaß nur ein schmaler Kulturstreifen im N das- selbe mit dem Gangeslande verbindet; wie feine eigene Ge- schichte, so hat dieser Teil Indiens auch feine eigenen Produkte: die tropischen Kulturgewächse der Halbinsel, ihre Gewürze und das Zuckerrohr, sowie die Riesenbäume ihrer Wälder sehleu hier bereits, statt des Elefanten tritt das Kamel als Lasttier auf, mit ihm die Dattelpalme u. f. w. Die Hindus oder Jndier bilden den weitaus größten Teil der Bevölkerung. Von der Gesamtbevölkerung der Halb- insel siud etwa 194 Mill. Bramaverehrer, 40 Mill. Muhamme- dauer, nur 5 Mill. Buddhisten, obgleich Vorderindien das Heimatland des Buddhismus ist, 3 Mill. Sikhs und bloß l1u Mill. Christen. — Die britische Regierung ist iu den letzten Jahrzehnten außerordentlich bemüht gewesen, durch Anlegung vou Landstraßen, Kanälen, Eisenbahnen und Tele- grapheu, Bewässerungsanstalten u. s. w. den materiellen Wohlstand der Bevölkerung zu heben, sowie sie anderseits Schachts Schulzeographie, 10. Aufl. 8

5. Erdkunde - S. 255

1888 - Freiburg im Breisgau : Herder
255 rungspflanzen. Die europäischen Ansiedler haben aber Getreide-, Obst- und Weinbau mit dem günstigsten Erfolge eingeführt. Seit neuerer Zeit werden noch Zuckerrohr und Baumwollstaude gepflanzt. — Auch die Tierwelt ist einförmig und arm an Arten. Die wenigen einheimischen Säugetiere gehören zumeist den Beuteltieren an, von denen das Känguruh am bekanntesten ist. Mannig- faltiger ist die Vogelwelt (verschiedene Papageien, der schwarze Schwan, der Emu, „australischer Strauß" genannt, u. s. w.). Im ganzen zeigen die einheimische Tier- und Pflanzenwelt Australiens einen eigenartigen, von dem der andern Kontinente abweichenden Charakter. — Nunmehr sind sämtliche europäischen Haustiere (wie auch viele Singvögel) eingebürgert und haben sich außerordentlich schnell vermehrt, so daß jetzt schon Viehzucht die Haupt- beschäftigung der Eingewanderten bildet. Von größter Bedeutung ist die Schafzucht. 1885 wurde um mehr als 400 Millionen Mark Wolle nach Europa ausgeführt. Außerdem ist besonders die Rindviehzucht von Wichtigkeit. Das Fleisch wird gesalzen und konserviert in den Handel gebracht, in neuester Zeit auch mit günstigem Erfolge in gefrorenem Zustande. — Die Land- wirtschaft ist auf ein verhältnismäßig kleines Gebiet beschränkt. Unter den Erzeugnissen bildet Weizen einen wichtigen Ausfuhr- artikel. — Von großer Bedeutung ist der Bergbau. Australien hat sehr ergiebige Goldlager, welche 1851 entdeckt wurden und seit- her mit abwechselndem Erfolge ausgebeutet werden. (Im Jahre 1885 über 400 Millionen Mark Ertrag.) Von anderen Mineralien sind zu nennen: Silber, Kupfer, Eisen, Zinn, Blei und Steinkohlen. — Die Industrie hebt sich zwar allmählich, doch muß zur Zeit noch der größte Teil des Bedarfes aus Europa eingeführt werden. — Der Handel hat in den letzten Jahrzehnten einen ganz erstaun- lichen Aufschwung genommen. Die jährliche Ausfuhr hatte in den letzten Jahren einen Durchschnittswert von 1000 Millionen Mark, die Einfuhr von 1300 Millionen Mark. — Der Binnenverkehr hingegen ist durch die Bodeuverhältnisse wie auch durch den Mangel schiffbarer Flüsse sehr erschwert. Als großartiges Unternehmen darf die Errichtung eines Telegraphen gelten, welcher von Adelaide quer

6. Erdkunde - S. 179

1888 - Freiburg im Breisgau : Herder
179 der Aralsee, in den die Doppelflüsse Amu-Darja (Opus) und Sir- Darja (Jaxartes) münden; der Balchaschsee mit dem Jli, der Lop-Nor mit dem Tarim und das Tote Meer mit dem Jordan. Iv. Klima und Produkte. Asien hat an der heißen, der gemäßigten und der kalten Zone Anteil; doch gehören der Gesamtfläche zur gemäßigten Zone. In der Polarzone herrscht außerordentlich strenge und anhal- tende Kälte, welche nicht nur durch die nördliche Lage, sondern auch dadurch verursacht wird, daß das Gebiet in weiter Ausdehnung offen am Eismeere liegt, dessen rauhen Winden es preisgegeben ist. — Die gemäßigte Zone zeigt fast durchweg kontinentales Klima. Auf den kurzen, glühend heißen Sommer folgt fast unvermittelt ein langer, sehr strenger Winter. Im Durchschnitte ist diese Zone kälter wie in Europa. — In der heißen Zone haben die westlichen Länder sehr trockenes, die östlichen hingegen feuchtes Klima. Die größte Hitze herrscht in Arabien. Wie im Klima, so zeigen sich auch in der Pflanzen- und Tierwelt Asiens große Gegensätze. Während die öden Tun- dras im Norden kaum von Moosen und Flechten bedeckt sind, und nur noch wenige Arten von Pelztieren und Vögeln dort fortzukommen vermögen, erreicht die Pflanzen- und Tierwelt im Süden des Erd- teiles üppige Mannigfaltigkeit und riesenhafte Formen. Palmen, Reis, Thee, Zuckerrohr, Kaffee, Baumwolle, Pfeffer und andere Gewürze, mancherlei Arznei- und Färbekräuter haben hier ihre Heimat. Zahlreiche Tierarten beleben diese tropischen Länder Asiens. In den mächtigen Wäldern hausen Elefanten, Nashörner, Büffel, Affen und Schlangen; kreischende Papageien und andere farben- reiche Vögel schaukeln sich auf den Zweigen der Bäume; im Dickicht des Schilfes lauert der Königstiger; Sümpfe und Ströme sind von häßlichen Krokodilen, Salamandern und Schildkröten bewohnt; der Indische Ocean birgt die kostbare Perle. V. Bevölkerung. a- Zahl. Asien hat auf einem Flächenraum von 45 Mil- lionen qkm über 830 Millionen Einwohner, also mehr als die Hälfte aller Menschen. Auf 1 qkm treffen durchschnittlich

7. Mancherlei für Jung und Alt - S. 231

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
231 i Aus dem Leben des Libers. Der Biber ist ein geselliges Tier, welches einzeln nur in solchen Gegenden sich aufhält, wo es der Ausrottung nahe gebracht worden ist. An den Flüssen, Strömen und Seen Nordasiens und Amerikas, welche im Wiuter nicht bis zum Grunde ausfrieren, bildet er Ansiedelungen, welche Hunderte von Bewohnern zählen können. Der einzelne gräbt sich vom Grunde des Gewässers aus eine 30—40 Fuß lange, schief nach oben aufsteigende Röhre mit Kessel und Ausgang nach dem Lande unter dem Uferboden. Die Mitglieder einer Ansiedlung erbauen sich Burgen, und in Flüssen mit wechselndem Wasserstande Dämme, um das Wasser aufzustauen. Die Burgen, welche regelmäßig im Wasser, jedoch nah am Ufer stehen, sind backofenartige Gebäude von 6—10 Fuß Höhe über dem höchsten Wasserspiegel und 10, 15, 20 und mehr Fuß Durchmesser. Sie werden aus Knüppeln, Ästen und Reisig aufgeführt, mit Erde und Schlamm gedichtet und so fest zusammengebaut, daß sie nicht bloß dem Wasser, sondern auch den Zerstörungswerkzeugen in der Hand des Menschen er- heblichen Widerstand leisten. Mit dem Lande stehen sie oft durch einen Holzdamm in Verbindung. Im obern Teile der Burg befindet sich die Kammer der Tiere; zuweilen liegen auch zwei solcher Kammern über- einander. Der Zugang zu ihr ist eine Röhre, welche vom tiefen Wasser aus durch den Unterbau der Burg nach oben führt und gewöhnlich meh- rere Zugänge hat. Das Innere der geräumigen Kammer ist mit Gras und Moos dick ausgefüttert. Größere Bauten, d. h. Dämme, welche 30—300 Fuß lang sein können, werden ausschließlich im seichten, stillen Wasser ganz ruhiger, von dem Menschen nicht oder wenigstens nur selten besuchten Waldungen ausgeführt. Die Dämme selbst bestehen aus Baum- stämmen, welche nahe am Ufer gestanden haben und von den Bibern ein- seitig so angeschnitten wurden, daß sie ins Wasser fallen mußten, aus Knüppeln von verschiedener Länge und Stärke, welche durch die Tiere zur Stelle geflößt wurden, aus Reisig, Steinen, Sand, Erde, Moos u. dgl. Außerdem legen die Biber, wie so viele andere Nager, auch Vorrats- kammern für den Winter neben oder in ihren Röhren und Burgen an. Der Biber gehört zu den begabtesten Nagetieren. Seine Bewegungen ermangeln zwar der Gewandtheit, sind aber doch nicht ungeschickt zu nennen. Im Sitzen nimmt er die Stellung der Eichhörnchen, Murmeltiere und Mäuse an, bekommt hierdurch seine Vorderpfoten frei und gebraucht sie mit viel Geschick. Der Gang ist schwerfällig, langsam, watschelnd, auf unebenem Boden zumal äußerst unbeholfen. Demungeachtet ist er im stände, an Bäumen in die Höhe zu klettern: man hat ihn schon oft auf den Köpfen abgestutzter Weiden liegen sehen. Größere Meisterschaft

8. Mancherlei für Jung und Alt - S. 398

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
398 Wurzel des Geweihes befinden sich zwei kleinere, am äußersten Ende fast fußbreite gezackte Schaufeln, die dem Tiere von großem Nutzen sind, um den Schnee selbst bis zu einer Tiefe von mehreren Ellen fortzuschaufeln, und so während der Winterzeit des ihm unentbehrlichen Mooses zu seiner Nahrung habhaft zu werden. Das Geweih, das gegen 20—25 Pfund Gewicht hat, fällt jedes Frühjahr ab, ist aber im Verlauf von 7—8 Wochen in der vorigen Größe wieder nachgewachsen. Das Fell ist in der Regel gelb oder bräunlich-aschgrau, nur an den Schultern und Seiten ist es weißlich; seine Farbe ändert sich übrigens mit der Jahreszeit, und es giebt auch gesteckte, dunklere und hellere, ja weiße Renntiere. Unterhalb des Halses, in der Nähe der Brust, hat das Renntier einen langen Haarbüschel. Die Liebe des Weibchens zu seinen Jungen ist außerordentlich groß, und diese folgen ihm zwei bis drei Jahre, erlangen aber auch erst im vierten Jahre ihre volle Entwicklung. Im wilden Zustande soll das Renntier bis gegen 30 Jahre alt werden können, das gezähmte Tier erreicht niemals ein höheres Alter als 15—16 Jahre, und die Tiere, die zum Abschlachten bestimmt sind, werden im achten oder neunten Jahre getötet. Vom vierten Jahre an werden sie abgerichtet, und mit dem fünften oder sechsten Jahre sind sie zur Arbeit tauglich. Sie sind von Natur sehr wild, aber die Lappen haben sie doch gezähmt; indes sind diejenigen, die wilder Abstammung sind, sehr tückisch und verweigern nicht allein zuweilen ihrem Herrn den Gehorsam, sondern greifen ihn sogar an, und zwar mit den Füßen, so daß ihm kein anderer Ausweg bleibt, als sich unter den Schlitten zu werfen, über welchen alsdann das aufgebrachte Tier seinen Zorn ergehen läßt. Im übrigen sind die zahmen Renntiere in der Regel geduldig und willig. Das Renntier ist von lebhaftem, aber zugleich furchtsamem Temperament. Sie sind beim Gehen und Stehen stets in Bewegung und spielen und necken sich in aller Freund- schaft, allein eines verwickelt auch zuweilen dermaßen sein Geweih in das eines andern, daß sie nicht wieder auseinanderzubringen sind und den Tod davon haben. Wenn sie aufgeschreckt werden, schließen sie sich eng aneinander, wodurch es den Lappen möglich wird, die großen Herden beisammen zu halten; allein dadurch werden diese wiederum den Wölfen eine leichte Beute, denn erst nachdem diese bei einem Überfall mehrere Tiere getötet haben, zerstreut die Herde sich. Die Wölfe richten deshalb auch oft große Verheerung unter den Nenntierherden an; so hatten sie z. B. in dem Kirchspiel Enontekis zu Anfang dieses Jahrhunderts die Zahl der Renntiere auf ein Drittel gegen den Bestand von zehn oder zwölf Jahre vorher herabgebracht. Gang und Lauf des Renntieres sind so leicht, wie man sich solche
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