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1. Geschichte des Mittelalters - S. 167

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 27, 2. Friedrich Rotbart. 167 schrieb unter anderem: der Papst möge dem Beispiele Jesu nachleben. der für sich und Petrus den Zins an den Kaiser habe bezahlen lassen; die Kirche habe alle Güter und Rechte von der Freigebigkeit der Kaiser erhalten, darum fetze er feinen Namen voraus, rate es feine Vorfahren auch gethan. Der Papst fei von der christlichen Demut abgewichen, der Hochmut, dies verabfchemmgsraurdtge Tier, fei bis zum Stuhle Petri hinangekrochen. Hadrian nannte den Kaiser einen Fuchs, welcher den Weinberg des Herrn zerstören wolle, einen Rebellen gegen Gott, einen Heiden. Als Hadrian 1159 starb, loderte der Streit zwischen der päpstltchen und kaiserlichen Partei erst recht wieder auf. Unter den Kardinälen waren einige für Barbarossa, andere gegen ihn. Die ersteren wählten Viktor Iv., die welfifch Gesinnten den Kardinal Roland Bandmelli zum Papst, welcher den Namen Alexander Iii. annahm. Eine Kirchen» Versammlung in Pavia erkannte Viktor Iv. als den rechtmäßigen Papst an, während Alexander den Kaiser und Viktor Iv. mit dem Bannflüche belegte und nach Frankreich entfloh. Der Strett nahm immer größere Ausdehnung an, und Friedrichs Lage wurde von Tag zu Tag mißlicher, besonders untergrub Mailand das kaiserliche Ansehen. Als Friedrich hinlängliche Verstärkungen an sich gezogen hatte, beschloß er ein strenges Beispiel des kaiserlichen Zornes an ihr zu geben. Er schloß die widerspenstige Stadt 1161 abermals ein und zwang sie zur Übergabe auf Gnade und Ungnade. In gleich demütigendem Aufzuge wie vor 4 Jahren mußte die gesamte Einwohnerschaft wieder vor Friedrich erscheinen, die Schlüssel der Stadt und aller Burgen, die Fahnen und das Caroccio überreichen. Dieses war das Haupt-feldzeichen von Mailand, ein Wagen von starkem Bau, dicht mit Eisen beschlagen und mit einem hohen Mastbaum versehen, welcher an der Spitze das Zeichen des Kreuzes und das Bild des heiligen Ambrosius, des Schutzpatrons der Stadt, trug. Auf Befehl des Kaisers wurde das Caroccio zertrümmert und den Bewohnern der Beschluß der Reichsversammlung von Pavia eröffnet, wonach Mailand leer stehen, alle Bewohner abziehen und sich in vier voneinander entfernten Dörfern anbauen sollten. Die Bürger baten die Kaiserin Beatrix um Fürsprache und Abwendung des harten Spruchs. Allein da dieselbe 1158 durch einen Volkshaufen in den Straßen Mailands überfallen und tief gekränkt worden war, so lehnte sie die Bitte ab. Traurig verließen die gedemütigten Bewohner ' Mailands ihre Stadt, die Festungswerke wurden geschleift und der größte Teil der Stadt zerstört, nur die Kirchen wurden geschont. Die

2. Geschichte des Mittelalters - S. 238

1888 - Wiesbaden : Kunze
238 Vierte Periode des Mittelalters. ein, damit er über seine Regierung Rechenschaft ablege. Da er nicht erschien, so wurde er als „saumseliger Entgliederer des Reiches" abgesetzt und am folgenden Tage zu Rense der Kurfürst Ruprecht von der Pfalz zum Reichsoberhaupt gewählt. Ruprecht von der Pfalz 1400— 1410 war ein tapferer, milder und gerechter Fürst. Aber es zeigte sich bald, daß auch er den Zeitverhältnissen nicht gewachsen war, obgleich ihm Wenzel die Krone nicht streitig machte. Es lastete damals ein doppeltes Unheil auf der Christenheit, die große Kirchenspaltung und der Einfall der Türken in Europa. Die Kirchenspaltung oder das Schisma (1378 — 1417) war 1378 durch die gleichzeitige Wahl zweier Päpste, wovon der eine in Rom, der andere in Avignon feinen Sitz hatte, entstanden. Jeder behauptete, das rechtmäßige Oberhaupt der Kirche zu fein, bannte den Gegner und feinen Anhang und rief dadurch die größten Übelstände in der Christenheit hervor. Zwar setzte 1409 die Kirchenversammlung zu Pisa beide Päpste ab und wählte einen dritten. Da aber keiner zurücktrat, so hatte die katholische Christenheit nunmehr drei Oberhäupter und ebenso viele Parteien. Die Türken. Eine andere Gefahr drohte dem Reiche von Osten her durch die Türken, die bereits auf der Balkanhalbinsel festen Fuß gefaßt hatten. Als nämlich der letzte seldschuckische Sultan von Jkonium gestorben war, hatte der türkische Statthalter in Kleinasien, Osman I. (1288 bis 1326), dessen Herrschaft an sich gerissen und 1299 den Sultantitel angenommen. Unter ihm und feinem Nachfolger Urchan {1326 — 1359) war dann die Osman enherrschaft in Vorderasien bedeutend erweitert worden. Murad I. (1359 —1389) war mit den durch religiösen Fanatismus aufgeregten Türken 1359 von Asien aus in das griechische Kaiserreich eingefallen und hatte 1360 Adrianopel erobert und zu seiner Hauptstadt erhoben. Nachdem er mit seinen Janitscharen die slawischen Volker bis zur unteren Donau unterworfen hatte, und bei Kossowa (1389) gefallen war, hatte fein tapferer Sohn Bajazet I. (1389 —1402) die siegesmutigen Türkenscharen über die Donau geführt, die Walachei zins-pflichtig gemacht und die Grenze des südlichen Ungarns überschritten. Hier hatte sich ihm Sigismund, Wenzels Bruder, entgegengestellt, der durch feine Vermählung mit Maria (§. 42, 11), der Erbtochter des letzten ungarischen Königs Ludwig des Großen, das Königreich Ungarn erworben hatte, war aber in der blutigen Schlacht bei Nikopolis

3. Die Weltgeschichte - S. 166

1835 - Mainz : Kupferberg
166 Französische Re volutions kriege. Kosziu Sko. n.c.g.mit Belgien frei werden, zu den Oesterreichern. Uebcrall die Verbündeten im Vortheile, und im Innern Frankreichs die Vendee, Bretagne (Wimpfen), Toulon, Marseille und Lyon gegen den Convent im Aufruhr. Daher durch die Jakobiner die Sch recken s regi e run g ; allgemeines Aufgebot in Masse; ganz Frankreich ein Feld - und Waffenlagcr unter Carnot. Darauf Siege der Franzosen gegen die im Innern Empörten unter gräßlicher Rache; eben so in Belgien durch Iiouchard und Jourdan, am Oberrhein durch Pickegru und Iiocle j indessen sättigt sich die Revolution durch ihre Blntgerichte 1794. überall in Frankreich; ihre Häupter stürzen sich selbst; Ende des Terrorismus. In den Niederlanden siegt Pickegru bei Tournal, und 1795. ^onrdan bei Fleums; Holland wird erobert — batavische Republik, verbunden mit Frankreich. Am Oberrhein müssen die Preussen, nach ihrem Siege bei Kaiserslautern, weichen,— Frieden zu Basel zwischen Preussen und Frank- reich (das nördliche Deutschland neutral), etwas später mit Spanien ( St. Domingo an Frankreich ) *). *) Um dieselbe Zeit blutige Auftritte in Pvlen: »ach dem russisch» türkischen Kriege ( 1787—1792) suchte Katharina Ii. ihren Einfluß in Polen durch eine Conföderatiou der unzufriedenen Polen zu Targowih geltend zu machen; eine russische Armee dringt ein; die Polen unter Thaddäus Kosziusko müssen weichen. Auch eine preussische Armee, mit Katharina einverstanden, rückt unter Möllendorf 1793 in Polen ein, und bald darauf erfolgt die zweite Theilung Polens. Aber die Erbitterung der Polen bricht schon 1794 aus. Kosziusko Ober- feldherr. Die Russen aus Warschau vertrieben, vereinen sich mit den unter ihrem König eindringenden Preussen. Sieg der Verbündeten bei Raffka. Warschau vergebens belagert. Auch Oesterreich schickt eine Armee. Kosziusko bei Maciejowiee von den Russen unter Fersen geschlagen und gefangen. Suwarvv erstürmt Prag a; Warschau kapi- tulirt, — dritte Theilung Polens 1795; der König Poniatowsky legt seine Würde nieder (Rußland gewinnt 2000 Quadratmeilen, Preus- fen 990 Quadratmeilen und Oesterreich 834 Quadratmeilen). Katharina stirbt im folgenden Jahre; ihr folgt ihr Sohn Paul I (1796—1801). Auch Friedrich Wilhelm Ii. von Preussen stirbt im November 1797, und ihm folgt sein Sohn Friedrich Wilhelm Hl

4. Geschichte des Mittelalters - S. 295

1888 - Wiesbaden : Kunze
41. Mittelalterliche Einrichtungen und Zustände. 295 den Kämpfen zwischen der weltlichen und geistlichen Macht, sowie m den eigenen gegen die ihnen stets feindselige Ritterschaft Ruhm, Ehre und Selbständigkeit zu erhalten. In dem großen Kampfe zwischen dem Kaisertum und dem päpstlichen Stuhle hielten die meisten deutschen Städte fest am kaiserlichen Banner, während die Fürsten und Adligen nicht selten die Mittel Roms, den Bann und das Interdikt, freudig begrüßten, um die Sache des Kaisers im Stiche zu lassen und dem eigenen Interesse nachzugehen. ^ Gar manche Stadt wurde wegen ihrer treuen Anhänglichkeit an Kaiser und Reich mit dem Interdikt belegt, wußte sich aber in diesem Falle zu wehren, indem sie sämtliche Geistlichen, welche die gottesdienstlichen Verrichtungen einzustellen ansingen, über das Stadtgebiet verbannte, die geistlichen Güter mit Beschlag belegte und den kaiserlichen Schutz beanspruchte. Diese Kraft und Entschiedenheit des deutschen Bürgerstandes veranlaßte die Päpste, das Interdikt wieder aufzuheben und die Wiederherstellung des Gottesdienstes innerhalb der Städte zu gestatten. Städtebündnisse. Das Auskommen der Städte war von jeher den Adligen ein Dorn im Auge; allein die Städte wußten sich gegen die Ritter im allgemeinen und gegen die wegelagernden Raubritter im besonderen teils durch eigene Kraft, teils durch Bündnisse sicher zu stellen. Es ist bekannt, daß einzelne Städte, wie Straßburg und Augsburg, um 1388 an 40 000 Streiter ins Feld stellen konnten. Wie die Ritter zum Nachteil der Städte Bündnisse untereinander schlossen, z. B. den Bund der ©tellmeifen in der Mark, der Sternen in Hessen, der Schlägl er in Schwaben, so vereinigten sich auch die Städte der Altmark, am Rhein und in Schwaben zu Bündnissen. Diese Städtebündnisse gerieten mit den Fürsten in langwierige, gefährliche Kriege. In L>üddeutschland siegte der schwäbische Städtebund bei Reutlingen über Eberhard den Rauschebart, erlag aber 1388 bei Döffingen (§. 36, 4). Die deutsche Hansa. Die berühmteste aller deutschen Städteverbindungen war die zum Schutze des Handels gegründete deutsche Hansa*). In Deutschland waren insbesondere die Ostseestädte durch den Handel mit dem Süden, welchem sie Schiffsbauholz, Eisen, Bernstein, Pelzwerke und Häringe zuführten und der ihnen dafür seine Naturprodukte und indische Waren lieferte, reich geworden. Die Unsicherheit der Land- und Wasserstraßen beeinträchtigte aber *) Hansa von Hans (Geselle) bedeutet Gesellschaft, Bund.

5. Geschichte der Neuzeit - S. 24

1887 - Wiesbaden : Kunze
24 Erste Periode der Neuzeit. punkte ihrer Macht, m Algier, aufzusuchen. Vergeblich hatte ihn der feekundige Doge von Genua, Adreas Doria, wegen der vorgerückten Jahreszeit davor gewarnt. Am zweiten Tage nach der andung erhob sich ein furchtbarer Sturm, begleitet von Erdbeben und Regengüssen; die Zelte wurden fortgeschwemmt, die Schießgewehre versagten den Dienst, 130 Schiffe scheiterten. Als sein Heer von den Femden überfallen wurde und hungrig und obdachlos den Rückzug nach der Küste einschlug, teilte der Kaiser alle Beschwerden in heldenmütiger Ausdauer, richtete die Mutlosen durch sein Beispiel auf und geleitete seine Krieger nach Kartagena. Sem Unglück verleitete den französischen König zu einem vier-ten Kriege (1542—1544), um in Verbindung mit dem Sultan, mit Schweden und Dänemark den Kaiser zur Aufhebung des Madrider Vertrags zu zwingen. Fünf Heere griffen den Kaiser an. Allein Karl ruckte tn die Champagne ein, drang siegreich bis in die Nähe von Paris vor, und sein Bundesgenosse, Heinrich Viii. von England, landete an der französischen Küste. Die Einwohner von Paris fluchteten schon nach allen Richtungen, da erbot sich Franz zum Frieden, welchen Karl selbst sehr wünschte, um freie Hand gegen die Evangelischen m Deutschland zu erhalten. Im Friedensschlüsse zu Ürespy 1544 entsagte Karl allen Ansprüchen auf Burgund, Franz auf die Länder des Kaisers. Die langwierigen Kriege Karls mit Franz, mit den Türken und Mit den Seeräubern in Nordafrika waren es vorzugsweise, welche thn fern von Deutschland hielten und es möglich machten, daß inzwischen die evangelische Lehre trotz aller feindseligen Reichstagsbeschlüsse festen Boden in Deutschland fassen konnte. 7. Der Bauernkrieg 1525. Thomas Münzer. Mit der Reformation steht ein betrübendes Ereignis in Verbindung, welches weder von ihr veranlaßt, noch von ihr beabsichtigt, nur in ganz äußerlichem Zusammenhang mit ihr steht. Es ist dies der an Gräueln so reiche Bauernkrieg. Schon 1471 hatten die Bauern von Würzburg ihrem Bischof den Gehorsam aufgekündigt und unter Leitung eines gewissen Pfeiffer Häuslein die brüderliche Gleichheit aller Menschen ins Werk zu setzen versucht. Ebenso hatte sich 1494 bei Schlettstadt im Elsaß der erste Bund der Bauern gebildet, der sogenannte „Bundschuh", welcher von dem Feldzeichen derselben, einem auf eine Stange gesteckten Bauern-

6. Geschichte der Neuzeit - S. 319

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 32, 3. Die Revolution in Polen. 319 obwohl er der von dem Volke ausgegangenen Bewegung abholb war, um Unorbnungen vorzubeugen, die Diktatur, fanbte eine Deputation nach Petersburg und ließ dem Kaiser Unterhanblungen anbieten. Allein biefe würden zurückgewiesen. Darauf legte Chlopicki seine Diktatur nieber, und Fürst Rabziwill bekam den Oberbefehl. Ein Beschluß des Reichstags entfchieb den vollstänbigen Bruch mit Rußlanb, inbem er die Entthronung des Hauses Romanow in Polen aussprach. Aber General D i e b i t s ch rückte bereits mit einem großen russischen Heere gegen Polen vor und überschritt ungehinbert die Grenze. Die Polen fochten mit einer bewunbernswürbigen Tapferkeit und blieben mehrere Male Sieger. Chlopicki würde verrounbet und mußte den Oberbefehl an Skrzynecki abtreten. Dieser würde jeboch in der Schlacht bei Ostrolenka (26. Mai 1831) besiegt. Der tapfere General Dwernicki, welcher nach Volhynien vorgebrungen war, um die Revolution in die ehemaligen russischen Provinzen zu tragen, würde genötigt, sich aus östreichisches Gebiet zu flüchten. Zwietracht, Verrat und leere Vertröstungen aus französische Hilfe fchabeten der polnischen Erhebung so sehr, daß an ein Gelingen nicht mehr zu benken war. General Diebitsch und Großfürst Konstantin erlagen zwar nebst vielen Tausenben des russischen Heeres der ausgebrochenen asiatischen Cholera, aber Fürst Paskiewitsch, welcher siegreich aus dem Kriege mit Persien und mit der Türkei zurückgekehrt war, übernahm jetzt den Oberbefehl, überschritt in Preußen die Weichsel und brang gegen Warschau vor. Skrzynecki konnte der Übermacht nicht wiberstehen und mußte den Oberbefehl an den General Dembinski abtreten. Mißtrauen und Zwietracht herrschten in der Hauptstabt wie in dem Heere. In Warschau regte ein Jakobinerklub den Pöbel zu grausamen Blutthaten auf und veranlaßte die Ernennung des unfähigen Generals Kruko-tviecki zum Diktator. Paskiewitsch langte unterbeffen vor den Wällen der Hauptstabt an, forberte biefelbe zur Übergabe auf und versprach Amnestie. Allein die Polen wiesen diese Forberung ab. Doch nach einem zweitägigen Sturme übergab Krukowiecki unter der Bebingung freien Abzugs (^ept. 1831) die Stadt. Der Kampf bauerte im Lanbe noch einige Zeit fort, enbigte aber bamit, daß die einzelnen Heeresabteilungen auf preußisches Gebiet gebrängt würden, wo sie die Wassert nieber-legen mußten. Ein Teil berfelben machte von der russischen Amnestie Gebrauch und kehrte ins Vaterlanb zurück; viele zogen es vor, in Frankreich und England eine neue Heimat zu suchen. Polen hat feitbem

7. Geschichte der Neuzeit - S. 337

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 33, 4. Aufstände in Italien, Östreich und Ungarn. 337 Ferdinand I. mußte eine Verfassung geben und die Errichtung einer Nationalgarde bewilligen. Bald genügte aber diese Verfassung nicht mehr, und man verlangte und erhielt eine konstituierende Versammlung. Die in Böhmen ausgebrochenen Unruhen hatte Fürst Windisch-grätz schnell gedämpft. In Ungarn nahm der Ausstand jedoch einen so großartigen Charakter an, daß Östreich sich zuletzt außer stände sah, die Ruhe wieder herzustellen. Hier war nämlich der Gedanke angeregt worden, den Ungarn die alten Privilegien wieder zu erzwingen, deren sie sich ehemals erfreut hatten, und darum verlangten die Stände eine selbständige Nationalregierung unter einem Erzherzog (Palatin), eine Resorm ihrer Verfassung, Minderung der Steuern und für das ungarische Militär das Vorrecht, nicht außerhalb des Königreiches dienen zu müssen. Kaiser Ferdinand I. hatte diese Forderungen nicht alle unbedingt gewähren können, aber die Einsetzung eines besonderen verantwortlichen ungarischen Ministeriums bewilligt, dessen Seele der Finanzminister Ludwig Kossuth wurde. Zwischen den Magyaren, Slavoniern und Kroaten bestand schon längst Uneinigkeit; darum benutzte der Banus Jellachich von Kroatien den Augenblick, wo die Ungarn dem Kaiser jene Vorrechte im Drange der Zeitverhältnisse abgenötigt hatten, um sich von Ungarn loszureißen und das kaiserliche Ansehen wieder auszurichten. Zwar mußte der Kaiser die Absetzung des Banus ^hängen, allein derselbe reiste nach Innsbruck, wo Ferdinand weilte, und fand daselbst freundliche Aufnahme. Jellachich überschritt alsbald die ungarische Grenze, mußte sich aber wieder zurückziehen. Kurz darauf ernannte der Kaiser, nachdem er die ungarische Nationalversammlung aufgehoben hatte, den Banus zu feinem Stellvertreter in Ungarn und bekleidete ihn mit unumschränkter Gewalt. Die Wiener widersetzten sich dem Abmarsche der östreichischen Truppen, welche zu Jellachichs Armee nach Ungarn aufzubrechen Befehl erhalten hatten, und das gesamte Proletariat der Kaiserstadt bewaffnete sich. Der Kriegsminister Latour wurde vom Volke grausam ermordet, und der Kaiser begab sich nach Dlmütz in Mähren. Er verhängte den Belagerungszustand über Wien, ließ die Stadt durch den Fürsten Windischgrätz beschießen und den Reichstag nach Kr em-fier in Mähren verlegen. Wien konnte sich nicht lange halten und fiel den Truppen in die Hände. Ein blutiges Strafgericht kam über die Rädelsführer der Wiener „Oktoberrevolution". Robert Blum, ein Mitglied des Frankfurter Parlaments, welcher auf die Kunde von diesen Vorgängen nach Wien geeilt war, Ludwig Cassians Weltgeschichte. Iii. 5. Aufl. v. Ph. Beck. 22

8. Geschichte der Neuzeit - S. 338

1887 - Wiesbaden : Kunze
338 Dritte Periode der Neuzeit. Messenhauser, der Kommandant der Wiener, und andere Führer des Volkes, welche man ergriffen hatte, wurden erschossen. Viele waren entflohen und hatten sich nach Ungarn gewandt. Diese traurigen Verhältnisse hatten die Bildung eines neuen Ministeriums zur Folge, dessen Seele und Vorstand der Feldmarschalllieutenant Fürst Felix von Schwarzenberg wurde, und veranlaßten den Kaiser am 2. Dezember 1848, die Krone zu Gunsten seines jungen Neffen Franz Joseph I, niederzulegen. Da der Reichstag in Kremsier den Grundsatz festhielt, daß alle Staatsgewalt vom Volke ausgehen müsse, so wurde er aufgelöst, und Östreich erhielt 1849 eine Verfassung, welche für sämtliche Kronländer gelten sollte, aber 1851 wieder aufgehoben werden mußte. Auch der im Jahre 1860 und 1861 gemachte Versuch des Kaisers zur Vereinigung aller Länder seiner Krone zu einem Staatskörper scheiterte an dem Widerstand der Nationalitäten. Der Aussta nd jenseits der Leitha war inzwischen planmäßig organisiert und über ganz Ungarn und Siebenbürgen ausgedehnt worden, ohne daß ihn Fürst Windischgrätz zu unterdrücken vermochte. Der Reichstag zudebreczin erklärte Ungarn und Siebenbürgen für einen selbständigen Staat, schloß das Haus Habsburg von dem Tkrone aus und übertrug vorläufig die Regierung dem durch sein Rk ^rtalent und feine Energie hervorragenden Kossuth. Arthur Görgey, welcher zum Oberbefehlshaber des ungarischen Heeres ernannt worden war, erstürmte Ofen und Pest und behielt so entschieden die Oberhand, daß Östreich zur Unterwerfung des Landes 140 000 Mann vom Kaiser von Rußland erbat und erhielt. Mit russischer Hilfe unter Paskiewitfch wurde Ungarn, welches zur Erringung feiner Unabhängigkeit außerordentliche Anstrengungen gemacht und die allgemeine Bewunderung auf sich gelenkt hatte, endlich bezwungen. Kossuth floh nach England; viele ungarische Heerführer wurden mit dem Tode bestraft, Arthur Görgey, welcher sich mit feinem Heere dem russischen General Rüdiger bei Vilagos (13. Aug. 1849) ergeben hatte, zog sich nach Klagenfurt in den Privatstand zurück. Im Jahre 1867 kam endlich die Verfafsungs-frage dadurch zum Abschluß, daß der Kaiser feine Vereinigungsidee aufgab. Die Gefamtmonarchie zerfällt seitdem in zwei getrennte Teile, in die Gebiete diesseits und jenseits der Leitha, wovon sich jedes im Besitze einer besonderen Verfassung befindet.

9. Geschichte der Neuzeit - S. 344

1887 - Wiesbaden : Kunze
344 Dritte Periode der Neuzeit. Heer Erzerum in Armenien eroberte und Kars erstürmte. Im Frieden zu San-Stefano bei Konstantinopel (3. März 1878) verschaffte sich Rußland die Übermacht aus der Balkanhalbinsel. Darum traten England und Östreich dagegen aus, und es kam unter Vermittlung des deutschen Reiches zum Berliner Kongreß (13. Juni bis 13. rjuli 1878). Rußland erhielt Kars, Ardehctn und Batum; Serbien, Rumänien und Montenegro, welche bis dahin der Türkei tributpflichtig waren, wurden unabhängig; aus Bulgarien wurde ein neues tributpflichtiges Fürstentum gebildet und dem Fürsten Alexander (Battenberg) übergeben, der aber aus Rußlands Betreiben das Land 1886 wieder verlassen mußte. Dstrumelien wurde eine selbständige Provinz unter einem christlichen Statthalter, und strebt nach vollständiger Vereinigung mit Bulgarien; Bosnien und die Herzegowina gingen in vorläufigen östreichischen Besitz über, welches dadurch größeren Einfluß auf der Balkanhalbinsel erhielt; Cypern kam unter englische Verwaltung. Griechenland wußte sich nachträglich im Norden einen Gebietszuwachs zu verschaffen. Der russische Kaiser Alexander Ii. wurde am 13. März 1881 ein Opfer der über Rußland verbreiteten Umsturzpartei, der Nihilisten, deren Unterdrückung seinem Sohn und Nachfolger Alexander Iii. überlassen blieb. §. 35. Die (Einigung Ifatiens. $)er lombardische Krieg 1859. In der Lombardei war die Unzufriedenheit mit der östreichischen Herrschaft in stetem Wachsen begriffen, und auch eine Amnestie des Kaisers Franz Joseph (1857) war nicht imstande, eine günstigere Stimmung zu erwecken. Die Hoffnungen auf die Einigung Italiens richteten sich immer mehr aus den König Viktor Emanuel Ii. von Sardinien und Piemont (1849—1878), den Sohn Karl Alberts. Dieser rechnete aus Frankreichs Hilfe und gab feine Tochter dem Vetter Napoleons Iii. zur Gemahlin. Nach langem Zögern trat Napoleon auf die Seite des Königs Viktor Emanuel, und feine unfreundliche Erklärung am 1. Januar 1859 gegen den östreichischen Gesandten, daß feine Beziehungen zu Östreich nicht mehr so gut feien wie früher, machte den Ausbruch eines Krieges unzweifelhaft, in dem der französische Kaiser seine Idee, „Italien frei bis zur Adria", verwirklichen wollte. Die anderen Großmächte bemühten sich indessen, den Ausbruch des Krieges durch einen Friedenskongreß zu verhindern. Aber Östreich stellte Viktor Emanuel die Forderung, innerhalb drei Tagen zu entwaffnen. Diese

10. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 198

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 198 — Deutschen hielten Paris nun schon seit mehr als 4 Monaten eingeschlossen. (58 war auch keine leichte Aufgabe, diese Riesenstadt einzunehmen. Rund um die Festung herum, die zunächst durch eine Ringmauer mit Wall und Graben geschützt war, lagen in einem Umkreise von 8 Meilen 15 kleine Festungen, Forts genannt, aus denen die Belagerer unaufhörlich mit Bomben und Granaten überschüttet wurden. 500 000 bewaffnete Männer verteidigten die Stadt. Dazu war sie mit Lebensmitteln reich versorgt. So herrschte in der Stadt anfangs eine zuversichtliche Stimmung. „Ihr Deutsche»," hieß es „Paris ist fürchterlich. Ihr werdet die Forts nehmen und dahinter den Ringwall finden. Ihr werdet den Ringwall nehmen und dahinter die Barrikaden finden. Ihr werdet die Barrikaden nehmen, und ihr findet die zur Mine gewordene Kloake, welche ganze Straßen in die Luft sprengt. Ihr werdet Paris Stein um Stein zu nehmen, Frankreich Mann um Mann zu töten haben, in jeder Straße, in jedem Hause. Paris ist die Stadt der Städte, die Stadt der Menschen, der Mord von Paris — welches Verbrechen!" _ König Wilhelm hatte seit dem 5. Oktober sein Hauptquartier in Versailles aufgeschlagen. Er wollte Paris besonders durch Hunger bezwingen; denn die ungeheure Einwohnerzahl von 2 Millionen ^mußte die aufgespeicherten Vorräte in absehbarer Zeit verbraucht haben. Darum wartete man zunächst die Folgen der Absperrung ab. Wiederholte Ausfälle der Eingeschlossenen wurden stets blutig zurückgewiesen. *) Allmählich stiegen die Lebensmittel im Preise, und die trüben Nachrichten von den verschiedenen Kriegsschauplätzen in den Provinzen drückten die Stimmung der Pariser tief herunter. Mit dem Winter zog strenge Kälte ein, und bald waren Holz und Kohlen selten. Aber von Übergabe wollte niemand etwas wissen. Kampf bis aufs Messer! war die Losung. Da hatte die Geduld König Wilhelms ein Ende. Am 27. Dezember fing die deutsche Artillerie an, die Festungswerke von Paris zu beschießen, und bald flogen die Granaten auch in die schöne Stadt selbst. Die Feuersbrünste mehrten sich, die Bevölkerung geriet in Unruhe und Schrecken. Auch drohte das Gespenst der Hungersnot. Pferdefleisch war seit Wochen ein Leckerbissen; Hunde, Katzen und sogar Ratten dienten zur Nahrung: einen Kohlkopf bezahlte man mit 4,50 Mark, ein Pfund Butter kostete 30 Mark. Die Sterblichkeit in der Bevölkerung nahm erschrecklichen Umfang an. Schon erhob die Revolution ihr Haupt, und nur mit Waffengewalt konnte eine wilde Rotte von Empörern niedergehalten werden. Da wurde für den 19. Januar ein letzter Massenausfall beschlossen. An drei Seiten zugleich kämpften die Pariser mit dem Mute der Verzweiflung; vergebens, unter entsetzlichen Verlusten mußten sie in den Ring der Stadt zurück. Das verderbenbringende Bombardement von außen, Hunger, Seuchen und Aufruhr im innern brachen endlich den stolzen Sinn der *) Heftige Ausfälle fanden statt bei St. Cloud (13. Oktober), wobei die Franzosen das berühmte gleichnamige Schloß in Asche legten, bei Le Bourget (28.--30. Oktober und 21. Dezember), wo die Garden unter dem General von Budritzky sich mit Faust- und Kolbenschlagen Luft schafften, und besonders bei Champigny und Villiers (30. November).
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