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Schöpfungssagen. 45 v '
Menschen aus der Erde aufgewachsen zu sein,
civto^ovbi;.
Die Erzählung des Aristophanes, in den Vö-
geln v. 694 ff., und noch mehr die schöne Er-
zählung dös Ovidius von der Schöpfung, im An-
fänge der Metamorphosen, scheinen von Dichtern
ausgebildete Volkssage.n zu sein. Die Erzählung
des Diodoros von Sicilien aber (B. I, Cap. 7.)
enthält wohl nicht, wie die aus spätem Zeiten
herrührende und vielleicht durch eine eingescho-
bene Stelle veranlafste Ueberschrift sagt, ägypti-
sche Sage, sondern Ideen griechischer Philoso-
phen. Die Erde bildet sich, nach ihm, ganz
durch sich selbst, durch allmälige Scheidung
und verhältnifsmäfsige Mischung der in ein Chaos
verwirrten Grundbestandtheile, Feuer, Luft,
Wasser, Erde: selbst Thiere und Menschen ent-
stehen ihm auf die Weise. Die anfangs noch
schlammige Erde, als eben das Wasser sich in
Meeren und Flüssen gesondert, erglüht von den
Sonnenstrahlen, es entsteht Gährung, die Wär-
me befruchtet, die nächtliche Kühle stärkt zu
Wachsthum, und endlich, wennmer Foetus seine
Reife erlangt hat, bricht er in irgend einer Thier-
gestalt hervor. Die mehr Wärme erhalten, flie-
gen als leichter in die Höhe; die mehr Erde krie-
chen; die aber von dem Sonnenfeuer und den
Lüften mehr angenommen, werden vollkomm-
nere Thiere, herrschen.
Zwar trägt die hebräische Sage noch deut-
liche Spuren, dafs sie die Dichtung eines kindi-
schen, blos phantasirenden Volkes ist; dennoch
ist sie vollständiger und vernunftmäfsiger, als
irgend eine der angeführten Sagen. Alles ent-
wickelt sich nach ihr allmälig; nichts kömmt
eher zum Vorschein, als bis Alles, was zu seiner
Erhaltung nothwendig ist, vorher erschaffen wor-
den, und ein erhabeneres und mächtigeres Wesen
existirt vor dem Dasein der Welt, und bildet die
Welt aus der vorhandenen Materie, während in
fast allen andern Sagen die Welt aus dem Chaos
' H. N
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
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62 Urzustand des Menschengeschlechts.
Asiens, nördlich von Himalaya, (sowohl der
Höhe als der Ausdehnung nach, dem bedeutend-
sten Gebirgstocke der Erde) entsprossen denken,
wo drei Racen, Kaukasier, Mongolen und Ma-
layen zusammenstofsen, die zwei andern, Ameri-
kaner und Neger, nach entgegengesetzten Rich-
tungen aus einander gehn, und nur in der gröfs-
ten Entfernung die verzerrtesten Entartungen des
Menschengeschlechts — Eskimo’s und Samojeden,
Feuerländer und Buschhottentotten — zum Vor-
schein kommen. Und zieht man alle Ergebnisse
späterer Wanderungen , die oft freilich die ver-
schiedensten Racen in unmittelbare Nähe brach-
ten, von dem Resultate phy-sisch - geographischer
Forschungen ab: so wird sich ergeben, dafs von
der bezeichneten Gegend, als dem wahren Mittel-
punkte , die Racenbildung sich nach allen Seiten
hin in stetem Fortschritte und in consequenten
Uebergängen gesetzmäfsig entwickelt habe.1) —
Südlich von dem genannten Gebirge des himmel-
hohen Himalaya liegt das Thal Kaschmir, dessen
ewiger Frühling, wunderbarer Pflanzenreichthum
und gesammte Naturbeschaffenheit am meisten
geeignet ist, das irdische Paradies darzustellen,
und uns den glückseligen Wohnsitz des ersten
Menschengeschlechts vor Augen zu führen.
Wie hat man sich den Zustand jener primi-
tiven Menschheit zu denken? Nach den Sagen
unschuldig, glückselig, in leidenschaftsloser Ein-
heit mit sich seihst, mit der Gottheit und mit
der Natur. Dagegen hat man besonders in neu-
ern Zeiten versucht, das Gemählde des ältesten
Zustands unsers Geschlechtes aus den rohen Zü-
gen jener Wildheit zusammen zu setzen, wie sie
von neueren Reisebeschreibern an einzelnen Völ-
kern auf der untersten Naturstufe (Huronen , Iro-
kesen) gefunden und nachgewiesen worden ist.
Colon und Cook wurden nun als die angesehen,
1) Nach Steffens.
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66 Urzustand des Menschengeschlechts.
und Erhabenheit erscheinen: Ideen, die zum
Theil schon in der wunderbar und mit gvofser
Pracht ausgebildeten indischen Mythologie ver-
hüllt liegen, und die das Christenthum erst wahr-
haft erfüllt, geläutert und bewährt hat. Diese
Ideen verfolgt die Mythologie, eine Wissenschaft,
die ihrer Aufgabe nach unter die erhabensten ge-
hört, aber freilich auch in ihren einzelnen For-
schungen den meisten Mifsgriffen und Irrthümern
ausgesetzt ist. — So war mit dem Wesen der
Religion die Ueberlieferung geschichtlich und
nothwendig verbunden; eine stete und sichere
Ueberlieferung ist aber nicht wohl zu denken,
ohne einen Stand, dem sie vorzüglich zur Pflicht
gemacht wird. Vormünder der Volksmasse gab
es von jeher; im hohen Alterthume waren es die
Priester. Ihr Leben sollte dem Heiligen zuge-
kehrt sein; es sollte, so viel möglich, den vorge-
schichtlichen Zustand der Unschuld und Ruhe
des Paradieses darstellen: ihnen wurde eine nä-
here Kenntnifs, eine unmittelbarere Anschauung
des göttlichen Wesens zugeschrieben; und alles,
was darauf Bezug hatte, war in ihren,Händen.
Die Annahme, dafs der Mensch, von ursprüng-
licher Hülflosigkeit beginnend, nach und nach
durch die Noth von einer Anstrengung zur an-
dern getrieben, erst allmälig seines Verstandes
durch den Gebrauch gewifs geworden wäre, könnte
man also vielleicht von mechanischen Fertigkei-
ten , Handwerkstrfindungen, den Bequemlichkei-
ten des äufseren Lebens gelten lassen: aber die
Thätigkeit der höhern Vermögen, Sprache, Re-
ligion, Dichtung und höhere Wissenschaft sind
dem Menschengeschlecht auf solche Weise nicht
geworden. Allein auch selbst jene mechanischen
Fertigkeiten , besonders in so fern sie der Kunst
dienen, und die Wissenschaften, die erforderlich
sind, um große Anstrengungen der Menschen-
kraft zu leiten und zu regeln , gehen in ein sehr
hohes Altertbum zurück und zum Theil über
menschliches Gedenken hinaus. Die ersten Werke
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der Inder.
77
Diese und ähnliche Sätze ausgenommen, schei-
nen für die ältere Geschichte des Volks, besonders
für die politische einzelner Reiche, wenig sichere
Resultate zu gewinnen. Was konnte auch die
Braminen, in deren Händen das Schriftwesen
war, bewegen, Namen und Tnaten der Csha-
triya’s aufzubewahren. Indien bildete ferner in
der Zeit seiner Blüthe eine Welt für sich, ohne
eine Verbindung mit fremden Völkern zu bedür-
fen und zu suchen. Menu verbietet den oberen
Kasten über den Indus zu gehn; und wer im
bengalischen Meerbusen das Weltmeer beschifft
hatte, mufste sich durch Büfsungen und Waschun-
gen wieder reinigen.
Die Dynastien von Kaschmir (191 Könige in
410g Jahren) und von Magada (jetzt Behar; von
2100 bis 456 vor Chr.) sind höchstens so authen-
tisch, wie die des Manetho und Berosus; siebe-
weisen blos, dafs einigermafsen bedeutende Reiche
in diesen Gegenden existirten. Die vier Welt-
alter oder Yug's der Inder (Satya-Yug, Treta-
Yug, Dwapar-Yug, Cali-Yug), in denen Welt
und Menschheit in beständig zunehmendem Ver-
falle sind, und ihre Jahrmillionen sind religiös
und astronomisch , aber nicht historisch zu deu-
ten.
Mehr aber zu einer Anschauung der ältern
Geschichte Indiens im Allgemeinen, als zu einer
genauen Kenntnifs einzelner Thatsachen und Be-
gebenheiten, verhilft uns die epische Poesie der
Inder. Die beiden Epopöen, der Ramajan und
der Mchabharat, beide, der Sprache und dem
Charakter nach, jünger als das Gesetzbuch Me-
nu’s und die Veda’s, sind doch zugleich älter,
als die meisten Bauwerke Indiens, und mögen
leicht an das Jahr 1000 vor Chr. hinaufreichen.
Ihr Hauptthema ist die sechste und siebente
Menschwerdung des Vishnu, der herabkommt,
um die Rakscha’s (bösen Geister) zu bändigen;
die Gedichte selbst sind im Sinne der Priester,
um ihre Macht und Würde zu erhöhen und zu
I
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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4
/ >
162 Geschichte
sie rauthlos machte, ward Tyrus nach 7 Mona-
ten, vielleicht noch durch Verrätherei (Justin.
Xi, iö.), von Alexander eingenommen. Die
Stadt wurde zum.theil verbrannt, und die Ein-
wohner theils getödtet, theils als Sklaven ver-
kauft. Diod. Sic. Xvii, c. 7. Arrian. de expe-
dit. Alex. Ii, c. 18 — 25. Curtius Iv, c. 2— 4.
— So sank die Bildnerin eines Theiles der
Erde: denn obgleich Alexander die Stadt wie-
der aufbauete, so erhob sie sich doch nie wieder
zu ihrem vorigen Ansehen; Alexandria ward
jetzt der Hauptsitz des Welthandels, und Tyrus
ward nicht wieder unabhängig. Im Jahre 315
ward Tyrus 15 Monate hindurch von Antigonus
belagert, dem sie Ptolemäus Soter abnahm. Die
Streitigkeiten über ihren Besitz dauerten bis 218;
in diesem Jahre fiel sie Antiochus dem Grofsen
zu, und blieb nachher unter der Herrschaft der
Seleuciden, bis Syrien durch Pompejus römische
Provinz ward. Die übrigen Städte, unter denen
noch zuweilen Aradus, Byblos, Berytus mit eig-
nen Königen erwähnt werden, mufsten gewifs
auch irgend einem mächtigen Nachbar sich un-
terwerfen.
Schifffahrt, Handel, Buchstaben-
schrift, und Religion der Phö-
nicier. x)
Wichtiger als in ihren Innern Begebenhei-
ten sind uns die Phönicier auf Reisen, und wohl-
thätig für die Menschheit durch ihre Anlegung
von Kolonien, und durch die friedliche Verbrei-
tung ihrer gewonnenen Cultur. Die Noth hatte
sie gezwungen, auf Schiffen die Gefahren des Mee- l)
l) Vergl. Heerens Ideen über die Politik, den
Verkehr und den Handel der vornehmsten Völ-
ker der alten Welt. Ersten Theiles zweite Ab-
theilung 1815/ S. in.
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TM Hauptwörter (100): [T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Arrian Curtius Alexander Alexander Heerens
194
Geschichte
kerten sie zuerst, und führten überall den Acker-
bau und das Lichtgesetz Ormuzd, den öffentli-
chen Feuerdienst und die Verehrung der Natur
ein. Der Zug des Volkes ging zuerst nach Soghdo
(Soghdiana) , von da nach Moore (Maru), dann
nach Bakhdi (Baktra), und so kam man endlich
nach manchem Hin - und Herziehen nach Ver-
ene (Ver, Per, Persis), und wenn auch das Volk
sich noch gegen den Indus, nach Hapte- Heando,
und gegen Armenien hin, nach Rengheiao wandte,
so blieb doch Ver von nun an der Hauptsitz.
Dsjemschid baute in dieser Provinz auf einer An-
höhe einen Palast, die Burg von Ver ¡(Persepo-
lis), führete Strafsen durch das Land, bauete
Brücken über die Ströme, legte große und kleine
Städte und Dörfer an, und führte überall Vieh-
zucht, Obst- und Ackerbau ein.
Wie lange Dsjemschid und seine Nachkom-
men, die Pischdadier, in der Burg Ver und über
das ganze Volk geherrscht haben , ist nicht aus-
zumitteln. Die Zendschriften nennen unter den
Pischdadiern blos: Athvian und seinen Sohn Fe-
ridun. Unter Feridun bekam das Volk den er-
sten Krieg mit den benachbarten Stammes - und
sprachverwandten Indiern. Feriduns mächtiger
ganz Ost-Asien siegreich beherrschender Gegner,
der halbmythische Heros Zohak, unterlag endlich.
Die Söhne Feriduns wurden uneins, und das
große Reich theilte sich nun in zwei Reiche, Tur
(Turan) und Ari (Iran), welche durch den Oxus
von einander getrennt wurden. Anfänglich
scheint Turan (von Feriduns Sohne Tur be-
herrscht) das mächtigere Reich gewesen zu sein,
und Iran in Abhängigkeit erhalten zu haben.
Nach einer jüngern Pelvischrift, ermordete Tur
seinen Bruder Irets, der in Iran herrschte, und
dessen Söhne; aber eine Tochter war entkom-
men, und von dieser stammte Minotscher, ein
berühmter Held unter den Pischdadiern, der
den Tur schlug, und das Reich Iran herstellte.
Beide Reiche bestanden nun neben einander,
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der Hellenen-. 265
Geschichte.
Erste Periode.
Die mythische Vorzeit Griechenlands.
Von den ersten dunkeln Ursagen
bis auf den Zug der Dorier in den
Peloponnes,
1104 vor Chr.
Vorerinnerung. In der vesten Ueber-
zeugung, dafs durch Combination und allseitige
Erwägung für die Sagengeschichte nicht minder
sichere Resultate zu gewinnen sind, als für die
geschriebene Geschichte : haben wir es unter-
nommen, einige Endergebnisse theils schon dar-
gelegter, theils noch darzulegender Untersuchun-
gen im Bereiche der mythischen Geschichte hier
kurz zusammen zu stellen. Rechtfertigungen für
manches sonst noch Unbeglaubigte wird man fin-
den in K. O. Müller s Geschichten hellenischer
Stämme und Städte. Erster Band (Orchomenos
und die Minyer) ; zweiter und dritter Band (die
Dorier).
Der Charakter der ganzen älteren Geschichte
der Griechen ist mythisch. Das heifst: das Den-
ken und Sinnen des Volkes, besonders die Phan-
tasie und der religiöse Glaube, haben sich mit
der Erinnerung an einzelne Ereignisse und Tha-
ten auf eine solche Weise vereinigt und sie so
gänzlich durchdrungen, dafs die Erzählung jener
Ereignisse zwar dadurch an einer höheren Wahr-
heit gewonnen hat, und ein Denkmal der geisti-
gen Ausbildung des Volkes geworden ist, aber
zugleich auf äufsere geschichtliche Glaubwürdig-
keit Verzicht leisten mufs. Diesen Charakter
behält die Geschichte so lange, als Sage und
Tradition das einzige, oder wenigstens das haupt-
sächlichste Mittel der geschichtlichen Uebeiliefe-
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266
Geschichte
rung sind. Sie sind es vor dem allgemeinen Ge-
brauche der Schreibkunst. Die Schreibkunst der
Griechen, ein Geschenk der Phönicier, *) aber
nicht durch den alten mythischen Kadmus, son-
dern durch Handels - Verbindungen der Ionier,
ihnen überkommen, ist jünger als Homer (etwa
1000—goo vor Chr.). Zu öffentlichem Gebrauche
scheint sie gegen Anfang der Olympiaden - Rech-
nung angewandt zu sein; zu allgemeiner Kunde
gelangte sie, und Gegenstand des Unterrichts
wurde sie für Athen erst unter den Pisistratiden
(500 vor Chr.).
Von den ersten dunkeln Traditionen also
bis auf die Zeit der Pisistratiden, ja man kann
sagen, bis auf den ersten Geschichtschreiber
gleichzeitiger Begebenheiten (cuyypxipevç'), bis
auf Thucydides, verschwindet das sagenhafte Ge-
präge der Geschichte nie gänzlich. Allein wie
verschieden ist der mythische Charakter eines so
langen Zeitraums. Je näher die Entstehung der
Sage dem Urzustände des Geschlechts liegt, desto
mehr ist eine religiöse oder symbolische Idee der
Keim und Grund derselben; je mehr sie sich
einer schriftlichen Aufzeichnung nähert, desto
treuer giebt sie die Wirklichkeit wieder. Im
allgemeinen lassen sich drei Perioden von einan-
der unterscheiden.
1. Vorwelt. Meist allgemeine Völkerna-
men, aus denen selten individuelle Gestalten
persönlich hervortreten. Symbolische Ursagen,
die auf ein orientalisches Mutterland hinweisen,
meist durch Priesterschaften oder geschlossene
1) Das ältere hellenische Alphabet, in welchen
H noch Zeichen der Adspiration war, und T,
X, i2, gänzlich fehlten, dagegen die drei
Episema, Vau, Koppa, San (Vau, Kuph,
Schin), noch geschrieben wurden, entspricht,
der Stellung und Bedeutung der Buchstaben
nach, fast durchaus dem hebräischen.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat]]
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284 Geschichte
Zweite Periode.
Bildung der hellenischen St-aats-
formen, Principat der Dorier und
allmäliges Anwachsen der atheni-
schen Macht und Cultur. Dunkle,
oft sagenhafte Geschichte.
Vom Zuge der Dorier, 1104, bis auf den An-
fang der persischen Kriege, 500.
1. Heereszug der Dorier und dadurch ver-
anlafste Wanderungen. I)
Vorerinnerung. In nachfolgender Ge-
schichtserzählung ist der mythische Zusammen-
hang, der überall eine göttliche Verfügung, ein
altes Anrecht, und eine Begründung in der he-
roischen Welt nachzuweisen strebt, aufgelos’t,
und ein historischer Zusammenhang an dessen
Stelle gesetzt, für dessen strenge Wahrheit be-
sonders die Anschaulichkeit und innere Verknü-
pfung sprechen mufs, bis die näheren Beweise
gehörig auseinandergesetzt werden können. Doch
ist einzugestehn, dafs das zum Grunde liegende
Sagenepos nicht überall und in allen Spuren ver-
wischt werden konnte, wenn die Erzählung nicht
zu lückenhaft werden sollte.
Ungefähr 50 Jahre nach der Epoche des tro-
janischen Kriegs zog ein Volksstamm aus den
Bergländern an der Gränze Thesprotiens in die
fruchtbare Ebene am Peneus herab, die Tliessa-
Her genannt, kriegerisch, zugleich schlau und
arglistig, treffliche Reiter, aber ohne höhere
Humanität, von rohen Sitten, der Völlerei und
Trunkenheit ergeben. Das pelasgische Argos
hiefs nun Thessalien, und Larissa ward eine ihrer
1) Vergl. Die Dorier; vier Bücher, von K. O.
Müller• Breslau 1824.
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r
290 Geschichte
800—600 blühte bedeutend später in Böotien, und aus
vor Chr. ihr stammen die dem Hesiodus von Askra bei-
gelegten Gedichte. Alles von ihm erhaltene —
Theogonie, Tage und Werke, Schild des Her-
kules — ist mehr fragmentarisch; letzteres ein
Bruchstück aus einer großen Kette von Gesän-
gen, den Eöen (3j olr[), deren Entstehung zum
Theil wenigstens bis an Olympias 40 hinab-
reicht.
2. Entstehen der Republiken. Geschichte
von Korinth. Einrichtungen zur Ver-
einigung der einzelnen Freistaaten.
Vom neunten Jahrhundert vor Chr. an he-
den sich die europäischen Griechen: demokra-
tische Verfassungen werden eingeführt und von
Gesetzgebern ausgebildet; Volksfeste, National-
zusammenkünfte geordnet, Handlung und Schiff-
fahrt blühend, Künste und Wissenschaften geför-
dert. So entwickelte sich die hohe Denkart der
Griechen, ihre Freiheits- und Vaterlandsliebe,
ihr Schönheitssinn,
t In Theben war schon mit Xanthus Tode die
rioov.chr. königliche Würde aufgehoben. — In Athen
ward nach Kodrus Tode wenigstens der Königs-
1068 name abgeschafft, wenn gleich die Macht der
Archonten im Grunde königlich war. — Elis
errang 780» und Messene 740 eine freie Ver-
fassung. Die Tyrannen, welche sich darauf er-
hoben, waren gegen die Zeit der persischen
Kriege (500) alle ausgerottet, besonders durch
Hülfe der Lacedämonier; und während der per-
sischen Kriege war es Interesse der Griechen,
keine Alleinherrscher zu dulden, da diese, um
sich zu behaupten, es fast immer mit den Per-
sern hielten.
Am längsten und glücklichsten behauptete
sich die monarchische Regierung in Arkadien,
Sicyon, Argos und Korinth; in Lacedämon
blieb immer eine aus Aristokratie und Monarchie
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TM Hauptwörter (200): [T15: [Athen Theben Sparta Griechenland Krieg Philipp Stadt Spartaner Athener König], T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler]]