Der sächsische Prinzenraub.
283
treue Anhänger ihres fürstlichen Hauses gewesen; auch dieser
Köhler war keiner der schlechtesten. Schnell war sein Entschluß
gefaßt. Während sein Hund sich mit den Begleitern herumbiß,
machte sich Schmidt über Kunzen her und drohte, ihm den
Schädel zu zerschmettern, wenn er sich von der Erde rührte
Es währte nicht lange, so hörte man durch den einsamen Wald
das Dröhnen der Axt auf Baumstämmen. Des Köhlers Frau
nämlich, die auch in der Nähe war, hatte das Hundegebell und
das Drohen ihres Mannes gehört und machte jenes Nothzeichen,
um alle Köhler des Waldes herbeizurufen, die auch gleich bei
der Hand waren, über die Räuber herfielen und sie nach einem
benachbarten Kloster führten, nachdem sie den hungernden Klei-
nen mit Brod und Milch erquickt hatten. Die Räuber wurden
dem Gerichte in Zwickau überliefert; am andern Tage aber hiel-
ten die ehrlichen Köhler, mit ihren Schürbüumen bewaffnet und
von vielen Klosterknechten begleitet, mit dem Prinzen Albrecht
ihren Einzug in Altenburg. Die ganze Bevölkerung bewillkommte
den theuern Prinzen, und die Kurfürstin empfing ihn mit
Freudenthränen. Auch Mosen und Schönfels waren indessen
nicht weit gekommen. Das Sturmgeläute auf allen Seiten hatte
sie so erschreckt, daß sie sich in eine schauerliche Felsenhöhle bei
Schneeberg — noch heute die Teufels- oder Prinzenhöhle ge-
nannt — retteten. Hier brachten sie drei Tage und drei Nächte
in großer Angst zu, sich nur von Waldbeeren ernährend. End-
lich trieb sie der Hunger heraus, und da sie zu ihrem Schrecken
von Holzbanern erfuhren, Kunz sei gefangen genommen, so
schrieben sie zurück, sie wären bereit, den Prinzen zurückzu-
bringen, wenn man ihnen Erhaltung des Lebens, der Ehre und
des Eigenthums zusichern wollte. Dies geschah, und so wurde
auch Ernst den Seinigen wiedergegeben. Kunz wurde zur Ent-
hauptung verurtheilt und erlitt seine Strafe in Freiberg schon
drei Tage nach seiner That. Der gute Kurfürst hatte ihn be-
gnadigen wollen; aber der Bote der Gnade kam zu spät; das
Thor der Stadt — so war es bei Hinrichtungen, die sonst aus
dem Markte vorgenommen wurden, gewöhnlich — war bereits
geschlossen. Mosen und Schönfels wurden nur verwiesen, aber
Hans Schwalbe mit glühenden Zangen gekniffen und geviertheilt.
Der brave Schmidt war nun noch zu belohnen. Auf die Frage,
tvas er wünsche, antwortete der bescheidene Mann, er wünsche
nichts, als lebenslang frei Kohlen brennen zu dürfen. Das
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Schmidt Albrecht Albrecht Kunz Ernst Kunz Hans_Schwalbe Schmidt
Heinrich Vi.
161
über. Als dieser sich in Erfurt befand, erschien hier der gebän-
digte Löwe, warf sich ihm zu Füßen und unterwarf sich ganz
feiner Gnade. Friedrich war gerührt, als er den einst so niäch-
tigen Fürsten auf den Knieen liegend erblickte; er. hob ihn auf,
schloß ihn in seine Arme und die Thränen traten ihm in die
Augen. „Dennoch bist du das eigene Werkzeug deines Unglücks,"
sprach er gerührt; aber einsetzen konnte er ihn nicht wieder; dazu
war es zu spät. Heinrich erhielt nur seine braunschweigischen
Erblande zurück und wurde auf drei Jahre aus Deutschland
verbannt. Er begab sich zu seinem Schwiegervater, dem Könige
von England, Heinrich Ii., und ist der Stammvater sowohl des
braunschweigischen Hauses als des hannoverschen geworden, wel-
ches jetzt auf den Thronen von England und Hannover sitzt.
Als einst ein Bischof für Heinrich eine Fürbitte einlegte, antwor-
tete ihm der Kaiser recht schön: „Wisse, daß unser Neffe von
einem Andern als von uns erniedrigt worden ist; denn der Sturz
eines so mächtigen Mannes ist nicht das Werk menschlicher
Kraft, sondern kann nur durch Zulassung des allmächtigen Got-
tes geschehen."
Daß Friedrich Rothbart in seinem hohen Alter einen Kreuz-
zug zur Wiedererobernng von Jerusalem unternahm, aber nur
bis nach Klein-Asien kam, wo er 1190 seinen Tod fand, ist schon
oben erzählt worden.
Heinrich Vi., Friedrichs 1. ältester Sohn (1190 — 97), war
schon vor des Vaters Kreuzzug zum Verweser ernannt worden
und übernahm die Regierung. Ihn hatte, wie gesagt, Friedrich
mit Constantia, der Erbin des damals regierenden Königs
von Neapel und Sicilien, Wilhelm Ii., vermählt, damit er durch
diese blühenden Länder die Besitzungen seines so schon mächtigen
Hauses vermehre. Jetzt starb Wilhelm, und Heinrich mußte nun
nach Italien gehen, die ihm zugefallenen Länder einzunehmen.
Wieder ein Unglück für Deutschland! denn die Neapolitaner
wollten den deutschen König nicht, und nun mußten wieder
deutsche Heere nach Italien ziehen, um ihr Blut für eine Er-
oberung zu vergießen, die ihnen keinen Vortheil brachte; auch
lag dem Heinrich mehr an den neuen Ländern, als an Deutsch-
land, welches er sich selbst überließ. In Neapel und Sicilien
verfuhr er mit unerhörter Grausamkeit. Einen der Unzufriedenen
ließ er an den Schweif eines Pferdes binden, durch die Straßen
schleifen und dann an den Füßen aufhängen; einen Andern, der
Weltgeschichte kür Töchter, n. 14 Auch \ H
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Vi Heinrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Heinrich_Ii Heinrich Heinrich Heinrich Friedrich_Rothbart Friedrich Heinrich_Vi Heinrich Friedrichs Friedrich
mit_Constantia Friedrich Wilhelm Wilhelm Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Erfurt Deutschland England England Jerusalem Friedrichs Neapel Sicilien Italien Deutschland Italien Neapel Sicilien
Alexandra Feodorowna.
329
nenb, beglückend bis zu seinem Tode durchs Leben gehen
sollte.*)
Gleich einer Maienblüthe zog sie in Petersburg ein und theilte
acht Jahre lang das stille häusliche Glück des Großfürsten Niko-
laus; als aber die Schrecken des 14. Dec. 1825 in dem einfachen
Brigadier Nikolaus Paulowitsch einen Helden zeigten und Kraft
und Bewußtsein ihn zum Kaiser machten, das Anitschkoff-Palais
mit dem Kaiserlichen vertauscht worden war, da strahlten ihre
schönen weiblichen Eigenschaften dem ganzen Reiche und Rußland
sah in seinem Herrscherpaare Tugenden vereint, wie sie die
*) Ueber die Art und Weise ihrer innigeren Bekanntschaft hat sich folgende
gemüthliche Erzählung erhalten: Die Verewigte hatte als preußische Prinzessin
eine Schweizerin zur Gouvernante, Madame Wildermatt, die einst in ihre Hei-
math reisen mußte, um eine ihr zugefallene Erbschaft in Besitz zu nehmen. Als
sie wieder in Berlin angekommen war, zeigte sie ihrer erhabenen und schönen Ge-
bieterin mehrere Schmucksachen, die sie durch jene Erbschaft erhalten. „Das ist
ein sehr alter Ring," sagte die Prinzessin Charlotte, indem sie einen ganz kleinen
alterthümlichen goldenen Ring an ihren Finger steckte. „Er hat etwas Selt-
sames an sich. Vielleicht ist es gar ein alter Talisman." Sie wollte nun den
Ring an Madame Wildcrmatt zurückgeben, konnte ihn aber nicht wieder von
dem Finger ziehen. „Ich möchte ihn wohl behalten," setzte sie hinzu. Und sie
behielt den geheimnißvollen Ring. Es verging einige Zeit. Einst wollte die
Prinzessin jenen alten Ring genauer betrachten, und es gelang ihr, denselben
von ihrem Finger abzuziehen. Ans der inneren Fläche waren einige Worte ein-
geschnitten, die, obwohl ziemlich verwischt, doch noch zu lesen waren. Sie lei-
teten: „Kaiserin von Rußland " Es vergingen viele Tage. Es war von einer
Verheirathung zwischen ihr und dem Großfürsten Nikolaus von Rußland die
Rede. Dieser Bruder Alexanders, der damals nicht nächster Thronerbe war,
machte eine Reise nach Berlin, sah da die schöne Tochter des Königs von Preu-
ßen, und sein Entschluß stand fest. Bei Tafel saß er neben ihr und sprach von
seiner nahen Abreise. „Es würde nur von Ihnen abhängen, daß ich hier bliebe,"
sagte der Großfürst. — „Was müßte ich dann thun?" antwortete lächelnd die
künftige Kaiserin von Rußland. — „Sie müßten meine Huldigungen nicht
zurückweisen." — „Weiter nichts?" — „Mich in meinem Bestreben ermuthigen,
Ihnen zu gefallen." — „Das ist schon schwieriger. Der Augenblick ist nicht gut
gewählt." — „Es brauchte nicht gesprochen zu werden, es genügte, wenn Sie
mir ein Pfand gäben. Sie haben da einen kleinen Ring, dessen Besitz mich
glücklich machen würde. Wenn Sie mir denselben geben wollten!" — „Hier?
Vor allen Leuten?" — „Es kann geschehen, ohne daß es Jemand bemerkt.
Drücken Sie den Ring in ein Stückchen Brod, lassen Sie dies neben sich liegen,
ich werde den Talisman an mich nehmen." — „Es ist wirklich ein Talisman.
Ich ahnte es wohl." — Der Ring ging in die Hand des Großfürsten über, und
die Ehe wurde bekanntlich geschlossen. Den geheimnißvollen Ring hat, wie man
erzählt, der Erbe Alexanders nie abgelegt; da er ihn aber nicht an den Finger
stecken konnte, so trug er ihn an einer Kette am Halse.
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TM Hauptwörter (200): [T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Alexandra_Feodorowna Nikolaus_Paulowitsch Nikolaus Charlotte Nikolaus_von_Rußland Nikolaus Alexanders Alexanders
Extrahierte Ortsnamen: Petersburg Niko- Madame_Wildermatt Berlin Berlin
42 Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich.
trennte. Die Beamten drohten und schimpften; eine Stande war
darüber vergangen. Jetzt erklärten sie, sie müßten das Kind
todt oder lebendig haben. Das schlag an. Elisabeth and die
jnnge Prinzessin kleideten ihn an, weil es der Königin dazu an
Kraft gebrach. Dann führte sie ihn selbst den Beamten zu, nach-
dem sie ihn in einem Strome von Thränen gebadet hatte; denn
sie sah voraus, daß sie ihn nie wiedersehen würde. Von nun
an wnrde ihr and den Prinzessinnen anch alle Bedienung ent
zogen; sie maßten ihr Gefängniß selbst ansfegen and selbst die
Betten machen. Am 2. Angust wurden sie unvermnthet des Mor-
gens um 2 Uhr geweckt. Es waren Beamte, welche der Königin
den Beschluß vorlasen, sie nach der Conciergerie zu bringen, einem
finstern und für schwere und gemeine Verbrecher bestimmten Ge-
fängnisse. Ohne die Farbe zu verändern, hörte sie das Urtheil
an, während die Prinzessinnen laut ihren Schmerz äußerten.
Man durchsuchte ihre Taschen und nahm, bis ans ein Schnupf-
tuch, Alles, was sie hatte. Dann ermahnte sie ihre Tochter zur
Standhaftigkeit, wies sie an, ihrer Base als ihrer zweiten Mut-
ter zu folgen, und verließ schnell das Gefängniß. Bei ihrem
Hinausgehen stieß sie sich an das Gitter, weil sie vergessen hatte,
den Kopf zu neigen; als man sie aber fragte: ob sie sich weh'
gethan? — erwiederte sie: „Nein, nein! Gegenwärtig giebt es
nichts mehr, was mir noch wehe thun könnte!" In der Con-
ciergerie erhielt sie das schmuzigste, feuchteste und ungesundeste
Loch; man untersagte ihr alle Arbeit, selbst das Stricken, unter
dem Vorwände, daß sie sich mit den Stricknadeln das Leben neh-
men könnte. Am 13. October wurde sie vor das Revolutions-
gericht gestellt. Ihr Verhör wurde, um sie zu ermatten, den Tag
hindurch bis in die Nacht hinein fortgesetzt; man reichte ihr keine
Nahrung und Stärkung, und vergebens bat sie dreimal um ein
Glas Wasser. Aber sie antwortete besonnen und bestimmt. Am
16. October führte man sie zum Tode. Da saß sie, die Tochter
Maria Theresia's und vor wenig Zeit noch mächtige Königin,
auf dem Karren, der alle Verurtheilte hinausführte, im ärmlichen,
ja gerissenen Nachtkamisol und, obwohl erst 37 Jahre alt, zur
Greisin gealtert durch Gram und Seelenleid. Rasch stieg sie die
Stufen des Schaffots hinan und endigte mit standhaftem Muthe
ihre langen Leiden.*)
*) Die Kammer, welche der Königin zum Gefängniß diente, ist jetzt zu
einer Kapelle eingerichtet. Man sieht hier eine Grabsäule von weißem Marmor.
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82
Neueste Geschichte. 2. Periode. Frankreich.
wollte, bisher zurückgehalten, durch ihr sanftes Wesen seine Wild-
heit gezügelt und genoß daher die allgemeinste Liebe und Achtung.
Aber theils wünschte er Kinder zu haben, die er von ihr nicht
hatte; theils hoffte er durch eine Heirath mit der Prinzessin eines
alten Hauses mehr Ansehen zu erhalten; kurz, er erklärte, „er
müsse die süßesten Gefühle seines Herzens aufopfern, nur aus
das Heil Frankreichs hören und darum seine Ehe trennen". Mit
gebrochenem Herzeil gehorchte Josephine und zog sich nun nach
Malmaison zurück, wo sie 3ya Jahr darauf starb. Napoleon
trug seine Hand Marien Luisen, einer Tochter des Kaisers
Franz, an. Dieser mußte wohl darein willigen, hoffte auch viel-
leicht durch diese Verbindung bei Abzahlung der Kriegscontri-
bntion Erleichterung, zll erhalten. Aber vergebens. Napoleon
erließ keinen Thaler. Am 2. April 1810 wurde die Ehe voll-
zogen und ein Jahr darauf ihm ein Söhnchen geboren, welches
schon in der Wiege den Titel eines Königs von Rom erhielt
und von allen Seiten mit vielen Schmeicheleien bewillkommnet
wurde.
In Schweden ereignete sich im Jahre 1809 eine gewalt-
same Thronveränderung. Der von Ankarström ermordete Gu-
stav 111. hatte einen Sohn hinterlassen, Gustav Iv. Adolph,
einen sonderbaren Mann. Was er einmal beschlossen hatte, das
wollte er auch durchsetzen, berechnete aber nie, ob die Umstände
und seine Kräfte es auch zuließen. So fing er (1808) mit seinem
Schwager, dem Kaiser Alexander, einen Krieg an, und opferte
dabei viele Menschen auf. Damit noch nicht zufrieden, bekriegte
er auch den König von Dänemark. Alle Vorstellungen, die man
ihm darüber machte, dienten nur dazu, ihn noch hartnäckiger zu
machen. Vergebens stellte man ihm vor, daß das Geld zur
Fortsetzung des Krieges nicht aufzubringen sei. — Die Unzu-
friedenheit wurde immer größer, besonders nachdem er drei
Garderegimenter kassirt hatte, weil er glaubte, sie hätten nicht
genug ihre Schuldigkeit gethan. Jetzt entstand eine Verschwörung.
Das gegen die Dänen stehende Heer brach gegen Stockholm auf.
Als der König die Empörung erfuhr, wollte er mit einigen Re-
gimentern den Rebellen entgegengehen. Da begaben sich am
13. März 1809 Feldmarschall Klingspor und General Adler-
kreuz zu ihm und nahmen ihn gefangen. Sein Oheim, der
Herzog Karl von Südermanland, übernahm die Regierung und
wurde bald darauf als Karl Xiii. zum König ernannt; der un-
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Josephine Napoleon Franz Franz Napoleon Gustav_Iv Gustav Adolph Alexander Alexander Klingspor Karl_von_Südermanland Karl Karl_Xiii Karl
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreichs Rom Schweden Stockholm
Georg Iv. Wilhelm Iv. Sklavenemancipation.
137
und auch die innere Verfassung des Landes, welche neben den
größten bürgerlichen Freiheiten eine große Festigkeit des Throns
verbürgte, war der Gegenstand allgemeiner Bewunderung. Frei-
lich aber war auch in England Manches, was den Blick in die
Zukunft mit Besorgniß erfüllen mußte; besonders ist in dieser
Beziehung die traurige Lage Irlands zu erwähnen. Die dortige
rohe und dem Katholicismus eifrig ergebene Bevölkerung nährt
seit alter Zeit einen unaustilgbaren Haß gegen die Engländer,
welche sie fast alles Grund und Bodens beraubt haben und deren
protestantische Kirche in Irland reiches Besitzthum hat, während
die katholische Kirche sich in bitterer Armuth befindet. Vergeblich
versuchten die Engländer, den Haß des unterworfenen Volks,
welches von den Franzosen bei jeder Gelegenheit noch heimlich
aufgereizt wurde, zu versöhnen; nur in geringem Grade gelang
dies durch die sogenannte Emancipationsacte, durch welche
den Irländern, wie allen Katholiken, der bis dahin verweigerte
Zutritt zum englischen Parlament gestattet wurde. Nicht geringe
Besorgnisse erregte bei den englischen Staatsmännern auch die
immer zunehmende Verarmung eines Theils des englischen Volks.
Trotz der großen Handelsvortheile, welche England über alle
Nationen errang, und durch welche sich die Kaufmannswelt und
die großen Fabrikanten auf beispiellose Weise bereicherten, sank
der Mittelstand und der Handwerkerstand durch die Vermehrung
der Maschinenthätigkeit in immer größeres Elend, und schon im
Jahre 1819 mußte die Regierung Aufstände, welche die armen
Arbeiter (Proletarier) erregten, mit Gewalt unterdrücken. Die-
selben wiederholten sich jedoch auch später. Der König Georg Iv.
erfreute sich nicht eben großer Gunst bei dem englischen Volk;
die Achtung vor ihm sank besonders durch einen scandalösen
Ehescheidungsproceß gegen seine Gattin Karoline von Braun-
schweig, welche zwar durch ihre leichtfertigen Sitten viel Anstoß
erregt hatte, aber doch eine gewisse Theilnahme beim Volke genoß.
Georg lebte zuletzt in großer Zurückgezogenheit und war ganz
menschenscheu geworden. Seine einzige Tochter, die liebens-
würdige, geistreiche und allgemein verehrte Prinzeß Charlotte
war an den Herzog Leopold von Coburg (den jetzigen König der
Belgier) verheirathet; da sie aber jung und ohne Kinder starb,
so folgte dem Georg sein Bruder Wilhelm Iv. (1830). Der
wichtigste Act seiner Regierung ist der Beschluß der Sklaven -
emancipation, an welche der fromme Wilberforce sein ganzes
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
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Extrahierte Personennamen: Georg_Iv Wilhelm Georg_Iv Karoline Georg Prinzeß_Charlotte Leopold_von_Coburg Leopold Georg Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: England Irlands Irland England
330
Neueste Geschichte. 5. Periode.
Geschichte nur selten gesehen hat. Das Herz der Kaiserin schlug
allen Unglücklichen, Verlassenen und Verfolgten. Selbst in der
langen Zeit, die sie in den letzten zwanzig Jahren ans Kranken-
lager geheftet war, blieb ihr Herz allen Bitten offen, wenn die
andern Kräfte gelähmt waren. Weniger bekannt als ihre Herzens-
gute waren die Vorzüge ihres Geistes und ihrer seltenen Bil-
dung. Ein empfänglicher Sinn für Natur, Kunst und Literatur
ist ihr durchs ganze Leben hindurch geblieben. Ihr Cabinet
schmückten die größten Meisterwerke der frühern und spätern Kunst
und sie nahm den innigsten Antheil an allen Erzeugnissen des
In- lutb Auslandes. Das letzte Drittheil ihres Lebens war eine
nur bisweilen unterbrochene Folge von Krankheit und Schwäche,
die indeß weder ihrem Geiste noch ihrem Herzen Eintrag that.
Die nothwendigen Reisen in ferne Länder haben jedenfalls ihr
Leben verlängert, aber sie für den Aufenthalt an der Newa nicht
stärker gemacht. Seit dem 26. September 1860 hat sie das
Zimmer nicht wieder verlassen und am l. November des Mor-
gens kurz vor 9 Uhr ist sie sanft und ruhig verschieden, nach-
dem ihr Sohn aus dem eben zu Warschau zusammengetretenen
Congreß durch den Telegraphen an das Sterbebett der Mutter
beschieden worden war.
Die „russische Verwandtschaft" war der preußischen Politik
in früherer Zeit oft zum Vorwurf gemacht worden, indem man
der letztern eine zu große Unterordnung unter die Pläne jener
nachweisen zu können glaubte; jedenfalls war seit dem Tode des
Kaisers Nikolaus das Verhältniß ein anderes geworden, ohne
daß darunter die Innigkeit der Familienbeziehungen litt.
Preußen und Deutschland. Wir haben oben'die Geschichte
Preußens bis zur Abtretung Neuenbürgs fortgeführt. Bald dar-
aus traf das königliche Herrscherhaus eine schwere Prüfung, in-
dem der König, von Marienbad in Böhmen heimkehrend, plötz-
lich am 8. October 1857 Congestionen nach dem Gehirn bekam,
welche ihn an Geist und Körper dermaßen schwächten, daß er die
Sorgen der Regierung auf seinen Bruder, den Prinzen Wil
Helm von Preußen, übertragen mußte (2-1. October).
Die Vollmacht war anfänglich auf drei Monate ausgestellt
und wurde in der gleichen Weise nochmals wiederholt, bis dem
Prinzen am 8. October 1858 die Rechte eines unumschränkten
Regenten übertragen wurden. — In der Zwischenzeit hatte sich
der Sohn desselben, Friedrich Wilhelm von Preußen, mit
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
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Extrahierte Personennamen: Nikolaus Nikolaus Friedrich_Wilhelm_von_Preußen Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Newa Warschau Deutschland Marienbad
336
Neueste Geschichte. 5. Periode.
Noch am 2. Januar Vormittags 11 Uhr empfing S. M. der
König Wilhelm in Gegenwart S. K. H. des Kronprinzen das
Mensch nicht lebt vom Brod allein, sondern von jeglichem Worte Gottes, das
aus seinem Munde gegangen. Und wenn das trauernde Königspaar so da saß
unter Thränen, wie dort die Gefangenen an den Wassern Babels, und nach
Hülfe und Errettung aussah, wenn der König in gebrochenen Lauten seinem
Seufzen und Gebete Ausdruck gab, so war das freilich ein Anblick zum Weinen
— aber ein Anblick über den Freund war im Himmel. Anfangs war der
Glaube, die Hoffnung und das Gebet des Königs auf Genesung, auf völlige
Genesung gerichtet. Auf Stunden der Erhebung, des Glaubens im frohen Ge-
fühl, folgten dann wieder Stunden der Klage und der Thränen ....
Ich komme nun auf die letzte dunkelste Zeit seines schweren Leidens, wo ein
Theil seiner Glieder gelähmt wurde und die Sprache mehr und mehr zu versiegen
schien. Für den nur äußerlich Vorübergehenden schienen in dieser Zeit die Zeichen
geistigen Lebens kaum noch bemerkbar. Aber für den Näherstehenden war sein gei-
stiges Leben im Glauben, Hoffnung und Liebe unverkennbar. Wer den stillen sonn-
täglichen Gottesdiensten in Sanssouci beigewohnt hat, der wurde ergriffen von der
regen Theilnahme des Königs und wie er, so lange das Wort und die freie Bewe-
gung der Glieder ihm noch einigermaßen zu Gebote stand, jeden einzelnen Theil
des Gottesdienstes mit eigenthümlicher Bezeugung seines Verständnisses und seiner
Zustimmung begleitete. Bei der Fürbitte für die Königin, für sein Hans, sein
Volk hob er die beiden Hände empor und weinte und stammelte seine Bicte.
Was aber am hellsten glänzte auf dem dünkten Grunde seiner Krankheit,
das war seine Liebe. Inniger und wahrer kann das Verhältniß nicht aus-
gesprochen werden, als es der König selbst in seinem bekannt gewordenen Testa-
ment (S. dasselbe weiter unten) ausgesprochen hat. Wenn der König traurig
war in seiner Krankheit — die Königin wußte ihn am gewissesten aufzuheitern.
Wenn die Königin noch ferne war und Niemand ihre Nähe erkannte, hatte das
Ohr des Königs sie schon erkannt und vernahm schon im dritten Zimmer das
Rauschen ihres Kleides und horchte, bis sie kam. Wenn Eine ein Wort ans
seinem Munde hervorlocken konnte, so war sie es. „„Du hast den ganzen Mor-
gen noch kein Wort gesprochen,"" sagte sie einmal zu ihm, „„bist Du müde?
traurig?"" — „„Nein, stille bin ich,"" sagte er deutlich und vernehmlich.
Seine Seele war stille zu Gott, der ihm hals, und der Eindruck, den er in den
letzten Monaten fast immer machte, war der der innern Stille, des Friedens.
— Doch noch ein Zug, worin die Liebe des Königs zur Königin aufs Ergrei-
fendste sich kund that. Der König hatte schon lange kein Wort mehr gesprochen;
es war in der letzten Zeit, die Zunge war wie gebunden. Da, auf einer der
letzten Ausfahrten nach dem Bairischen Hause; der König hatte mehrere Stunden
fast theilnahmlos da gesessen, und die Königin war im Begriff, vorauszufahren.
Noch einmal ging sie zum Könige, um von ihm Abschied zu nehmen. „„Hast
Du denn kein Wort, kein Zeichen für mich?"" fragte sie ihn bewegt. Er ant-
wortet nicht, wiewohl er eben so bewegt scheint. Auf wiederholte Frage keine
Antwort. Schon will die Königin betrübt sich wegwenden. Da war es, als ob
er alle seine Kräfte noch einmal zusammennahm, die Muskeln seines Gesichts
bewegten sich, er erhob sich vom Stuhle und rief laut und voll und deutlich:
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Leichenbegängniß. Proclamation. 337
Staatsministerium und nahm die Huldigung und Verpflichtung
desselben entgegen.
Am 7. fand das Leichenbegängniß des Hochseligen Königs
statt, welcher Seinem Wunsche gemäß in der Friedenskirche
bei Sanssouci beigesetzt ward.*) Am selben Tage erließ König
Wilhelm nachstehende Proclamation:
„An mein Volk! König Friedrich Wilhelm Iv. ruht in
Gott. Er ist erlöst von den schweren Leiden, die Er mit from-
mer Ergebung trug. Unsere Thränen, die in gerechter Trauer
fließen, wolle der Herr in Gnaden trocknen, des Entschlafenen
gesegnetes Andenken wird in Meinem, in Euren Herzen nicht
erlöschen.
Niemals hat eines Königs Herz treuer für seines Volkes
Wohl geschlagen. Der Geist, in welchem Unsers Hochseligen Va-
„„Meine theure, heißgeliebte Frau!"" Es war fast sein letztes, deutlich und
voll ausgesprochenes Wort. . . . ."
*) Der letzte Wille lautete, wie folgt: „Wie ich bestattet sein will.
Wenn Gott der Herr es giebt, daß ich meine irdische Laufbahn in der Heimath
endige und wenn, um was ich ihn auf Knien und mit Inbrunst anflehe, die Kö-
nigin, meine heiß und innig geliebte Elise, mich überlebt, so soll ihr dieses Blatt,
gleich nach meinem Ableben übergeben werden. Was sie irgend daran ändert, soll
befolgt werden, als stände es hier geschrieben. Ihr Befehl soll mein Befehl sein.
Doch will ich einst an ihrer Seite ruhen, tut selben Grabe, so nahe als möglich.
Sobald mein Tod durch die Aerzte bescheinigt ist, will ich, daß man meinen
Leib wasche und öffne. Mein Herz soll in ein Verhältniß mäßig großes Herz aus
märkischem Granit gelegt und am Eingang der Gruft im Mausoleum zu Char-
lottenburg (folglich zu den Füßen meiner königlichen Eltern) in den Fußboden
eingemauert und mit ihm bedeckt werden. Meine Ruhestätte soll die Friedens-
kirche sein und zwar vor den Stufen, die zum h. Tische führen, zwischen dem
Marmorpult und dem Anfang der Sitzplätze, zur Linken (vom Altar zur Rech-
ten) der Mittellinie des Kirch-Schiffs, so, daß einst die Königin zu meiner Rech-
ten ruht. Der bezeichnete Raum in ganzer Breite von unserm Kirchstuhl bis
zum gegenüber gelegenen, so wie der Streifen von da an, zwischen den Sitz-
plätzen der Gemeine bis an die Säulen des Orgelchors soll (aus meinen hinter-
lassenen Mitteln) einfach, aber harmouirend mit dem h. Tisch und mit Marmor
— neu gepflastert werden. Grade über meiner Ruhestätte, flach, ohne Erhöhung
über das Pflaster der Kirche, soll ein Obtongum in weißem Marmor (ähnlich
den beiden Platten im Mausoleum zu Charlottenburg) angebracht werden, auf
welchem in Metall, oben das Monogramm Christi (A P Sl), dann die In-
schrift stehen soll: Hier ruhet in Gott, seinem Heilande, in Hoffnung
einer seligen Auferstehung und eines gnädigen Gerichtes, allein
begründet auf das Verdienst Jesu Christi unsers Allerheiligsten
Erlösers und Einigen Lebens: weyland u. s. w."
Weltgeschichte für Töchter. Iv. 13. Äufl.
22
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TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Elise
Extrahierte Ortsnamen: Friedenskirche Sanssouci Gnaden Charlottenburg Christi Christi
Aufstand der Vendée.
35
Die Nachricht von der Ermordung des Königs machte nir-
gends in Frankreich stärkern Eindruck als in der Vendee, einem
elle-même, précédés d’une notice par le Mis de Pastoret. Paris, 1852).
Dieselbe schildert den Abschied der königlichen Familie folgendermaßen:
Die Familie erfuhr Sonntags den 20. Abends durch die Colporteurs,
welche die Nachricht unter deren Fenster ausriefen, wie das Urtheil ausgefallen
war, und ein Decret des Convents gestattete den Prinzessinnen, sich zum Könige
zu begeben. Sie fanden ihn sehr verändert; er weinte vor Schmerz um sie,
nicht aus Furcht vor dem Tode. Er erzählte der Königin den Verlauf des
Processes und entschuldigte die Abscheulichen, welche auf seinen Tod drangen.
Darauf gab er seinem Sohne fromme Lehren und befahl ihm vornehmlich,
seinen Mördern zu verzeihen; worauf er ihm und seiner Tochter seinen Segen
ertheilte.
Die Königin wünschte sehnlich, daß die gesammte Familie die Nacht über
bei Ludwig Xvi. bliebe: er lehnte es aber ab, weil er der Ruhe bedürfe.
Darauf bat sie um die Gunst, mindestens am andern Morgen wiederkommen zu
dürfen, was er zugestand. Aber als die königliche Familie sich entfernt hatte,
ersuchte er die Wachen, dieselbe nicht mehr zu ihm zu lassen, weil dies sein
Leiden zu sehr vermehre. Darauf blieb er mit seinem Beichtvater zusammen
und ging um Mitternacht zu Bett. Um 5 Uhr Morgens ward er durch
Trommelwirbel geweckt. Um 6 Uhr las der Abbé Edgeworth die Messe,
während welcher der König das heilige Abendmahl genoß. Um 9 Uhr brach
er auf. Während er die Treppe hinabstieg, übergab er einem Mnnicipalbeamten
sein Testament, sowie eine Summe Geldes, welche ihm Malesberbes gebracht
hatte, mit der Bitte, es ihm zurückzuerstatten, was indeß nicht geschah. Dem
Schließer, welchen er am Abend vorher etwas barsch angelassen hatte, sagte er:
,Mathieu, es thut mir leid, Sie beleidigt zu haben."
Am Morgen dieses schrecklichen Tages standen die Prinzessinnen um 6 Uhr
auf. Die Königin hatte am Abend vorher kaum die Kraft gehabt, ihren Sohn
zu entkleiden und zu Bett 'zu bringen. Sie selbst warf sich angekleidet aufs
Bett, wo sie vor Schmerz und Kälte zitterte. Um 6'/» Uhr öffnete man die
Thüre, um ein Buch für die Messe des Königs zu holen. Die Prinzessinnen
hofften, man würde sie hinablassen, bis das Frendengeschrei des entarteten Pöbels
sie belehrte, daß das Verbrechen vollendet sei. Nachmittags verlangte die Kö-
nigin nach Clery, welcher bis zum letzten Athemzuge des Königs in dessen Nähe
geblieben war und vielleicht Aufträge für sie hatte. Die beiden andern Prin-
zessinnen wünschten ihr diese Erschütterung, um sie von der Erstarrung zu er-
lösen, in welcher sie sich befand.
Die Wächter sagten, daß Clery sich in einem entsetzlichen Zustande befinde,
und in Verzweiflung darüber wäre, weil man ihin verweigere, die Prinzessinnen
zu besuchen. Die Königin verlangte hierauf von den Commissaren, ihre Bitte
dem Generalrath vorzutragen und ihr auch Trauerkleider zu gewähren.
Die Gefangenen wurden jetzt minder streng gehalten und die Wächter glaub-
ten, man werde sie in Freiheit setzen. Aber urchts konnte die Seetenpein der
Königin beruhigen, kein Hoffnungsstrahl drang in ihr Herz; das Leben war
ihr gleichgültig und der Tod hatte feine Schrecken für sie. Sie betrachtete
3*
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xvi Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Paris Edgeworth Clery