einzigartigen Basars rechts wenden, der Michaelisstraße zu. Hier stehen die weiten Hallen des städtischen Kaufhauses, der Wage (Wagegasse). In den sestgemieteten Kammern soll diesmal nur ein Teil des Frachtgutes gelagert werden; der würdige Wagemeister empfängt uns am Tore und weist seine Knechte an, die betreffenden Wagen abzuladen. Je nach feiner Art kommt das Gut aus eine besondere Wage. Auf alles aber, was verfrachtet wurde: Mansselder Kupfer, Braunschweiger Wolle, Zinn, Salpeter, Rosinen, Feigen, Datteln, Mandeln und ähnliche teure „Pfennigware" wird das „Ungeld", die Verkaufssteuer, gelegt zum besten des Stadtsäüels. Die Ladung der übrigen Karren brauchen wir nur anzusagen und danach zu verzollen, weil wir häufige Gäste in Erfurt und dem Wagemeister als gewissenhafte Handelsleute, die kein „verschwiegen Gut" führen, bekannt sind.
Im Gasthaus: Endlich ist uns der Weg zur Herberge ver-
gönnt; wir kehren im Gasthaus „Zum Propheten"1) ein. Die Knechte führen die müden Gäule in die Ställe, die trotz ihrer Geräumigkeit schon halb gefüllt sind. Mit uns ist nämlich noch ein langer Zug Salzkarren aus dem berühmten Frankenhäuser Salzwerk eingetroffen. Trefflich schmeckt uns die krästige Abendkost: derbes Erfurter Brot, Speck und wohlschmeckender „Bolz", ein Gemüsebrei. Dazu bringt der Wirt eine Setzkandel nach der anderen voll dunkler Erfurter „Schlunze". Wir lassen uns das prächtige Braunbier munden, während die Stube sich immer mehr füllt. Wohl jeder blaukittelige Fuhrmann hat ein Abenteuer zum besten zu geben, und genug weitgereiste Gesellen sind darunter.
Da morgen Markttag ist, tauchen auch schon einzelne Waldleute auf, die ihre Waren: Kohlen, Holzgerät aller Art, Kienruß, auch Flachs und bergt, hereinbrachten.
Da bei Tagesanbruch weiter gezogen werben foll, und vorher noch die leeren Karren gefüllt werben müssen, so legen wir uns balb zur Ruhe. Beim ersten Frühlicht bezahlen wir die Zeche; bantt eilen die Knechte, die Kübel mit Waibballen, Erfurts vornehmster Hanbelsware, auf die Karren zu laben.
Weiterfahrt: Geleitsgelb im sächsischen Geleitshof, die Steuer zur Jnstanbhaltung der Straße und gleichzeitig Schutzgelb, haben wir als Nürnberger nur zur Hälfte zu bezahlen. Gewissenhaft schreibt der Beamte unsere Namen und Ware in sein schweres, in berbem Leberbanb hastenbes Geleitsregister. Der Waibzolt ist schon vorher entrichtet, und fertig geschirrt stehen die Pferbe und Wagen; so fetzt sich beun der stattliche Zug wieber in Bewegung. Rasch geht's über den freien Platz „vor den Graben" am Fuße der Domhöhe, wo der Mittwochmarkt schon in vollem Gange ist. Das Brühler Tor bürsen wir nach Vorweisung der Geleitszettel passieren. Draußen auf der hohen Lanbstraße fehlt es nicht an
*) Zum Propheten — Thüringer Hof.
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— 211 —
leicht jener Abreise vor 5 Jahren, wo ihn die Stadt aus der Höhe seiner Macht gesehen, umringt von Königen und Fürsten? Auch damals gab ihm der Donner der Geschütze das Geleit, aber es waren Freudenschüsse. Und jetzt? — (Nach Const. Beyer u. a.)
7ö. Belagerung Erfurts.
1813—1814.
Grotze Not der Belagerten: Am Morgen des 25. Oktobers wurden, nachdem der Kaiser die Stadt verlassen hatte, alle Tore Erfurts gesperrt, und schon tags darauf erschienen die verbündeten Armeen aus der Höhe des Stoll- und Ringelberges.
Die Belagerung der Stadt nahm hiermit ihren Anfang. Bald wurde die Lage der Bürger eine sehr traurige. Die Preise der Lebensmittel stiegen ins ungemessene, manche waren kaum für Geld zu bekommen, z. B. Butter, Eier, Käse und bergt., höchstens noch zu unerschwinglichen Preisen. Das Nößel Milch kostete
2 Groschen, das Schock Eier 3 bis 4 Reichstaler, eine Gans
3 Reichstaler, ein Pfund Speck 10 bis 12 Groschen und ein Pfund Kaffee 2 Reichstaler 16 Groschen. In den Kramläden konnte man auf einmal höchstens einige Lot Kaffee erhalten, viele Kaufleute hatten überhaupt keinen mehr zu verkaufen; ebenso gab es keine Seife mehr, auch Hammelfleisch war nicht mehr in der Stadt zu haben. Das vorrätige Salz hatten die Franzosen mit Beschlag belegt; den Bürgern wurden davon nur ganz kleine Mengen für den täglichen Gebrauch abgelassen. Noch schlimmer wurde die Lage der Bewohner durch die sortgesetzten Beitreibungen, welche die Franzosen zur Versorgung der Truppen und zur Bequemlichkeit der Offiziere mit militärischer Strenge ausführten. Fast täglich wurden Getreide, Schlachtvieh, Heu und Stroh, Betten, Tischzeug, Hanf, Wundleinwand, neue Leinwand, Kaffee, Zucker, Zitronen, weiße Pfeifen und alles gleich zu mehreren 1000 Pfunden oder Stücken gefordert, wobei die Soldaten oft die größte Gewalt gebrauchten. Selbst die Offiziere schämten sich nicht, eine geraubte Kuh oder einen Korb mit Hühnern oder eine Stange mit Talglichten oder dergleichen mit ihren Soldaten nach dem Petersberge zu schaffen. Weigerten sich die Bürger, so gab es Prügelsuppe und blutige Köpfe auf beiden Seiten. Ernstlicher Widerstand war ganz unmöglich. Der französische Statthalter hatte einer Gesandtschaft von Bürgern gegenüber erklärt: „Lassen Sie es Ihre Mitbürger nicht vergessen, daß sie unter meinen Kanonen sitzen und nicht räsonieren dürfen!" Alles Zusammentreten und Besprechen aus der Straße war den Bürgern untersagt, ebenso war ihnen das Herausgehen ins Freie aufs strengste verboten.
Ausfälle der Franzosen und Beschießung der Stadt: Bald fingen auch die anderen Schrecken einer Belagerung an. So ging ant 29. Oktober das lieblich zwischen Gärten und Wein-
14*
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beten Kartoffeln, die billig auf jedem Felde zu. finden waren. Wir bereiteten sie auf die mannigfaltigste Art zu, um uns die Einbildung zu verschaffen, immer etwas anderes zu essen. Oft wurde auch Gemüse gekocht. Hierbei standen Bohnen obenan, da sie vielfach in den Gärten gefunden wurden. Später ernteten wir
die Felder und Gärten ordentlich ab. Die Vorräte wurden auf-
gespeichert und täglich ausgegeben. Ein sehr gutes Geschäft machten die Marketender. Sie führten weite Fahrten aus, um den Truppen allerlei langentbehrte Genußmittel herbeizufchaffeu. Freilich waren ihre Preise oft unerfchwingbar. So verlangte ein solcher guter Mann einmal von mir sür einen Käse, den wir hier
als Butter benutzen, und der höchstens noch einmal so groß war
als einer daheim, 1 Taler 10 Groschen. Groß war unser aller Sehnsucht nach Tabak und Zigarren. Um so schlimmer war es, daß es hier keins von beiden gab. So wurde denn alles geraucht, was bräunte und qualmte: Eichenlaub, Rosen-, Astern-, Georginen-und Malvenblätter, selbst Kartoffelkraut. Gottlob wies unser Garten diese verschiedenen Tabaksorten in reicher Fülle auf! Dennoch aber kam der Tag, an dem diese edlen Marken aufgequalmt waren, da mußte dann öfter einmal gemahlener Kaffee herhalten, wenn der Drang nach einer Pfeife Tabak gar nicht mehr zu unterdrücken war. Reich war unser Weinkeller bestellt, reicher als zuhause. Eines Tages brachte mein Nebenmann 18 Flaschen, die er in einem Keller ausgegraben hatte. Ein anderer karrte einen ganzen Schubkarren mit vollen Flaschen an. So war unser Keller mit 70 Flaschen gefüllt, die meiner treuen Hut unterstanden. Außerdem besaßen wir noch zwei Füßchen Branntwein, die ich selbst beim Nachgraben im Keller unseres Hauses gesunden hatte.
Auf Vorposten: Unsere Kräfte wurden in dieser Zeit voll
und ganz durch Porpostendieust und Belagerungsarbeiten in Anspruch genommen. Der Verkehr mit den feindlichen Vorposten gestaltete sich oft sehr interessant. Sämtliche Posten und Wachen waren eingegraben oder verschanzt. Die französischen und deutschen Posten standen sich ungefähr 300 Schritt, die Feldwachen 400 Schritt gegenüber.
Anfangs herrschte zwischen den beiderseitigen Vorposten ein freundlicher Verkehr. Es bestand das stillschweigende Übereinkommen, gegenseitig nicht aufeinander zu feuern. Die Streifwachen näherten sich einander, Tabak und Kognak wurden ausgetauscht und den Franzosen gestattet, Gemüse von den Feldern zu ernten. Bei der für Frankreich sehr starken Kälte im Dezember litten unsere Gegner sehr. Frostdurchschüttelt kamen sie da zu uns herüber, obgleich jeder ein Schaffell unter der Uniform trug. Ueber unfern Gleichmut wunderten sie sich sehr. Unsere breitschultrigen, bärtigen Leute flößten ihnen sichtlich Achtung ein, und sie äußerten mit einem Blick auf diese: „Epinai fort, tres fort“. Nach einiger Zeit
erschienen gewöhnlich einige Sergeanten, um auf Befehl ihres
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von Stolle kuhmaulartig genannten Schuhe; sie hießen: knemuler oder kowemuler.
Damals muß auch eine ziemlich große Verschwendung in der gesamten Kleidung eingetreten sein. Die Männer trugen Hemden, die vorn mit köstlichen Litzen und Schnürwerk versehen waren, dazu eine offene joppenartige Aermeljacke, ebenfalls mit seidenem Schnürwerk oder Einfransung versehen, darüber einen kurzen Mantel, Tappert genannt, mit Schnürwerk und Knöpfen in dichtesten Reihen, zur Zierde geschlitzt und kostbar gefüttert, so daß der Rock fast in einzelne Streifen zerfiel. Dazu trug man lange Beinkleider, die nach Farbe, Form und Stoff in zwei Hälften zerfielen, z. B. rot und blau. Manche trugen sogar drei und noch mehr Farben. Als Kopfbedeckung diente ein kleiner Hut oder ein Barett mit Ohrenklappen, sogar Hauben nach Frauenart. Bei der Frauenkleidung blieb der Halsausschnitt weit, ja er vertiefte sich noch und nahm das kostbare und feine Vorstecktuch auf, das die Gestalt eines Kragens oder Brustlatzes hatte, darunter das kollerartige Leibchen. Die Frauenschuhe hatten lange Spitzen und weiße oder rote Schäfte. Die früher getragenen, einfachen Frauenhauben verschwanden, dafür kamen langzipflige auf, die mit Goldsternchen bestickt waren. Die Zipfel wurden um den Kopf geschlungen. Der entrüstete Stolle nennt dieses ein „Narrenspiel".
Speise und Trank: Den Freuden der Tafel war niemand
abhold. Man aß und trank reichlich, je vornehmer, um so größer die Zahl der Gänge und die Pracht des Gerätes. In den silbernen und vergoldeten Kannen, Bechern und Pokalen steckte ein ganzes Vermögen. Sie legten aber auch Zeugnis ab von der Geschicklichkeit der Erfurter Goldschmiede. Für gewöhnlich aßen die Leute von Zinntellern; Gabeln waren unbekannt, die Finger vertraten ihre Stelle, weshalb öfter Wafchwafser herumgereicht wurde. Knochen und Abfälle warf man unter den Tisch für die Hunde, die in weit größerer Zahl als heute gehalten wurden. Fleischkost war viel häufiger als in der Gegenwart. Fleisch aller Art
konnten die Frauen täglich auf dem Markte kaufen, und sie waren stets sicher, gute Waren zu erhalten, weil die Vormunde des Handwerks den Verkauf übelriechenden und ungesunden Fleisches verhindern mußten. Faule und finnige Stücke wurden feilgeboten auf Bänken, über denen ein Judenhut hing. Sie waren am Be-nidiktiplatz dicht neben der Krämerbrücke. Wildbret konnte auf den Wochenmärkten gekauft werden, ebenso Rebhühner, die mit
der Schlinge gefangen, in langen Reihen an den Buden der
Händler hingen. Zahmes Geflügel fand sich in jedem Hause. Es
war gekocht und gebraten sehr beliebt, namentlich die Gänse, deren Leidenszeit um Martini begann. Selten fehlten auf einer vollbesetzten Tafel Fische, die als Fastenspeise und auch sonst in großen Mengen gegessen wurden. Der Hering fand Liebhaber vorwiegend bei den ärmeren Bürgern, die besser gestellten zogen den Fluß-
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Extrahierte Personennamen: Stolle Tappert Stolle Martini
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fjsch vor. Bei Herstellung der Fleischgerichte und Brühen fanden Gewürze reichliche Verwendung, die den Magen zu großer Tätigkeit anregten, fo daß von starken Essern Mengen verschlungen wurden, die selbst ihre auch nicht sehr mäßigen Mitgäste in Staunen setzten. Als Zukost dienten vorwiegend Brot, dann Rüben und Kraut, frisch und eingemacht. Hinterher gab es Naschwerk und überzuckerte Früchte, die teils eingeführt, teils von den Apothekern hergestellt waren; ferner Kuchen. Auch dieser war mit Gewürzen reichlich durchsetzt. Der Durst entsprach der Znbereitnngsart der Speisen. Für Wein und Bier, teils heimischer, teils fremder Herkunft, war stets reichlich gesorgt. Durstig durfte kein Gast das Haus verlassen. Auch während der täglichen Arbeit sprach man öfter dem Wein- und Bierkrug zu, weil Wasser nur in geringem Ansehen stand und unsere heutigen Ausgußgetränke noch unbekannt waren.
Frohe und ernste Feiern: Sehr verschwenderisch ging es
bei Kindlaufen, Hochzeiten und selbst bei Leichenbegängnissen her. Der Rat schritt darum gegen die Ausartungen ein, indem er die Zahl der einzuladenden Gäste und der aufzutragenden Schüsseln und Gerichte festsetzte und die Uebertreter mit Geld, ja, mit Freiheitsstrafe belegte. Allein die Lust am Essen und Trinken nnv fröhlichem Gelage war größer als die Furcht vor der Polizei, zumal manche Ratsfamilien Wege fanden, die Gebote zu umgehen, so daß die Hochzeits-, Kindtanfs- und Begräbnisordnungen schnell wieder in Vergessenheit gerieten. Die letzteren bezogen sich nicht nur auf die bei Leichenbegängnissen veranstalteten Schmäuse und Gelage, sondern auch auf die Begleitung zur letzten Ruhestatt und auf die Beisetzung. So lautete eine Verordnung aus dem Jahre 1452, daß eine Leiche sofort nach dem Tode beerdigt werden sollte und daß Frauen nur von Frauen, Männer nur von Männern zu Grabe geleitet werden dürften. Das Aufbahren in der Kirche, wohin jede Leiche zur Einsegnung geschasst wurde, mußte in möglichst einfacher Weise geschehen. Den Sarg stellten die Träger auf eine Decke vor dem Altar und um diesen einige Lichter. Gleich nach Beendigung der kirchlichen Handlung wurde er aufgehoben und auf den Kirchhof oder an die Stelle der Kirche oder des Kreuzganges getragen, wo das Grab bereitet war. Wer größeren Aufwand machen wollte, mußte vorher einen Erlaubnisschein für eine bestimmte höhere Geldsumme lösen. Aehnlich konnten auch bei Hochzeiten und Kindlaufen die erlassenen Polizeivorschriften umgangen werden.
Wirtschaftliche Verhältnisse: Die Schilderung der wirt-
schaftlichen Verhältnisse wollen wir mit der Erwähnung der merkwürdigen Tatsache beginnen, daß bereits im Jahre 1493 in Erfurt eine Art Sonntagsruhe behördlich angeordnet war. Der Rai hatte nämlich den Fleischern verboten, Fleisch am Sonntage anders als morgens zwischen 9 und 12 zu verkaufen.
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Willen und ohne den der Gemeinde in die Stadt einzudringen. Der Stadthanplmann schwur Tunger folgenden Eid: „Sieh Tunger, wo du mir das heldest, das du mir geschworen, so schwere
ich dir widder einen eydt: wo ich pleibe, da saltu auch pleiben!“
Nachdem Güuzburg den vorhin erwähnten Erfolg bei den
Vortorern gehabt hatte, begab er sich auf Bitten des Rates hin-
aus zu den Bauern, um sie zu beruhigen. Auf seinem Gange begleitete ihn der Obervierherr Schweugfeld. Dieser sragte die Bauern nach ihrem Begehr. Ihre Antwort lautete: „Wir wollen, daß man uns den mainzischen Hof und das Zollhaus gebe." — Hierauf wiederholten sie noch einmal ihren dem Hanptmann gegebenen Schwur. Nun ermahnte Günzbnrg die Bauern, heimzuziehen und ihren Eid zu hallen.
Der Einmarsch: Da geschah aus einmal etwas ganz Unerhörtes. Die Vortorer, eben noch bereit, das Feldzeichen niederzulegen, schrien den Bauern zu, sich nicht betrügen zu lassen. Da war's mit deren Ruhe aus; mit Gewalt stürmten sie gegen das Tor. Wohl oder übel mußten die Ratsherren die Flügel öffnen, durch die sich der wüste Hause in das Innere der Stadt wälzte. Zum Glück gelang es dem Stadthauptmann Hoff, der wilden Horde Herr zu werden. Er setzte sich an die Spitze des Bauernheeres, übernahm die Führung und brachte es in leidlicher Ordnung bis vor „den Graden" (Friedrich Wilhelmsplatz).
Plünderung: Hier wies er dann den Aufrührern mit seinem
Ruse: „Ziehet hin, liebe Männer, esset und trinket mit den be-
schorenen Dieben; wenn ihr das Maul wischt, habt ihr die Zeche bezahlt!" den Weg, auf dem sie ihre Wut kühlen konnten. Und sie taten es ordentlich. In drei Stunden zerstörten 100 Bauern mit ihren Aerten das starke Zollhaus; zugleich wurde auch das „Hankhäuslein" mit dem darangebauten Stock, der Gack oder Pranger und das Trillhänschen dem Erdboden gleichgemacht. Schon lange waren diese der Bürgerschaft ein Dorn im Auge, da sie aus dem belebtesten Platze der Stadt standen. Auch übte der Henker als Wasenmeister mit „beynen brennen, tier zustreiffen und schmaltz sieden allerlei ungepürlich Ding aus“, das den „umbliegend nach-pawren nit leidlich war.“ Am schlimmsten hausten die Bauern aber in der Stiftskirche (Dom) und im Mainzerhof (s. Nr. 43).
Nach getaner Arbeit mußten dann die fetten Schinken und leckeren Würste des Mainzerhofes den Bauern einen wohlschmeckenden Imbiß liefern, dem später noch ein saftiger Braten vom Fleisch eines seiften Ochsen oder eines zarten Kapauns solgte. Es begann ein Leben herrlich und in Freuden, an dem auch die Bür ger teilnahmen, zumal des Erzbischofs Untertanen im Brühl, sie ließen es sich „sunderlich sere saure werde“, die Wein- und Biersässer im Keller des Mainzerhofes auf ihren Inhalt zu untersuchen, und was die Päter an Ort und stelle nicht bewältigen
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Extrahierte Personennamen: Schweugfeld Friedrich_Wilhelmsplatz Friedrich
Ii. Frankreich als Kaiserreich.
1. Kaiserwahl und Krönung.
Die Ordnung, die Konsul Bonaparte in das französische Staatswesen gebracht, sowie der Ruhm seiner Kriegstaten bahnten ihm den Weg zum Kaiserthrone. Der Senat verlieh ihm im Jahre 1804 den erblichen Titel eines Kaisers der Franzosen. Eine allgemeine Volksabstimmung bestätigte den Senatsbeschluß. Am 2. Dezember 1804 setzte er sich und seiner Gemahlin Josephine in der Kathedrale von Paris die Krone auf. Papst Pius Vii. vollzog ebendaselbst die Salbung. Er nannte sich Napoleon I. Im folgenden Jahre krönte er sich zu Monza zum König von Italien.
Der Deutsche Kaiser Franz Ii. nahm für seine österreichischen Erbländer ebenfalls den Kaisertitel an.
2. Der dritte Koalitionskrieg 1805 und seine Folgen.
Der Friede von Amiens hatte in England tiefe Mißstimmung erregt. Die englische Regierung verweigerte die Rückgabe von Malta und die Räumung Ägyptens, die im Frieden von Amiens zugesagt waren. Daher besetzten französische Truppen das Kurfürstentum Hannover, das in Personalunion mit England vereinigt war, da Napoleon eine Landung in England nicht wagte. Schweden schloß sich an England an, desgleichen Österreich, Rußland und Neapel Die Koalition setzte sich als Ziel, von Frankreich alle Gebiete zurückzuerobern, die es seit 1792, seit dem Sturze des Königtums, verloren hatte. Der Krieg wurde zu Wasser und zu Lande geführt. Die englische Flotte schlug unter Anführung des Admirals Nelson die vereinigte französische und spanische Flotte bei Trafalgar an der Südküste Spaniens vollständig. Jedoch im Landkriege behauptete Napoleon in der Schlacht bei Austerlitz in Mähren das Übergewicht gegen die vereinigten österreichischen und russischen Truppen. Diese Schlacht fand am 2. Dezember 1805 statt, am Jahrestage der Kaiserkrönung Napoleons. Kaiser Franz von Österreich, Kaiser Alexander I. von Rußland und Napoleon nahmen an der Schlacht teil; daher der Name „Dreikaiserschlacht".
Die Folge war, daß Österreich sofort Waffenstillstand schloß und dadurch aus der Koalition austrat.
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Extrahierte Personennamen: Josephine Napoleon_I. Franz_Ii Franz Napoleon Nelson Napoleon Napoleons Franz_von_Österreich Franz Alexander_I._von_Rußland Alexander_I. Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Paris Monza Italien Amiens England Malta Amiens Hannover England England England Neapel Frankreich Spaniens Napoleons
Ii. Die außereuropäischen Erdteile. — 5. Die deutschen Kolonien.
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regen. Die sonst trockenen Flußbetten schwellen dann plötzlich zu reißenden
Strömen an.
3. Die Mitte, das Dämaraland, und der Nw bilden ein bis 2700 m
ansteigendes Bergland mit halbkugelartigen Granitknppen und steil aufragen-
den Hochlandsflächen wie dem 100 km langen, quellenreichen Waterberg,
Klima und wirtschaftliche Verhältnisse sind ähnlich wie im Nämaland,
von dem das Dämaraland durch höhere Niederschläge und ausgedehnte
Dornbuschwälder unterschieden ist.
4. Das Owämboland und der Nordosten bilden eine Hochebene.
Tropische Hitze und ausreichende Niederschläge versprechen den Pflanzungen
Gedeihen.
§ 426. e) Wirtschaftliche Bedeutung. Die Kolonie hat ein ausgeprägtes
Trockenklima. Deshalb ist man darauf bedacht, die Wasserstellen durch
Stauwerke, Bohrungen und Artesische Brunnen stetig zu vermehren. Aus-
gedehnt und zahlreich sind die Weiden für Rinder im N, für Schafe und
Angoraziegen im S. Straußen- und Bienenzucht sind einträglich. Bei
Bewässerung gedeihen Getreide, Gemüse, Südfrüchte, Tabak, Wein und
Dattelpalmen.
Die Tierwelt ist reich an Arten (Antilope, Zebra und Giraffe neben
ihren Feinden Leopard, Hyäne und Schakal). Die schlimmste Plage des
Landes sind Wanderheuschrecken und Termiten. Der Fischreichtum der
Küstenströmung wird wegen der Hasenlosigkeit nur von Hottentotten in der
Walfischbai ausgenutzt.
Bodenschätze (Kupfer, Eifeu und Spuren von Gold) sind gefunden;
die Diamanten liefern einen erfreulichen Ertrag. Abgebaut wird Kupfer
in den Otäwigrnben. Der wüste Küstenstrich, der das Innere vom Meere
trennt, zwingt hier geradezu zur Anlage von Eisenbahnen. Eine Bahn
führt von Swakopmnnd nach Otäwi, eine andere nach Windhnk; letztere
soll fortgeführt werden bis Keetmanshoop. Diese Strecke ist heute noch
die große Treckstraße der Ochsenkarren. Auch von der Lüderitzbncht geht
eine Bahn nach Keetmanshoop.
Ausgeführt werden Straußenfedern, Häute, Hörner, Guano, Diamanten,
Kupfererze; eingeführt Eisenwaren, Holz, Bier, Kleider, Tabak, Lebens-
mittel. — Die Dampferverbindung wird nach Bedarf durch die Woermaun-
Linie in 20tägiger Fahrtdauer wahrgenommen.
Die Besiedlung durch Deutsche nimmt zu; vor allem wird danach ge-
strebt, deutsches Familienleben zu begründen. Wegen ihres gesunden Klimas
kann dieses Laud eine echte Siedeluugskolonie werden.
§ 427. 6) Bevölkerung. ^Die spärliche Bevölkerung ist sehr verschieden;
die Eingeborenen kommen an Zahl den Bewohnern des Bremer Staats-
gebietes gleich.
1. Groß-Nämaland nehmen neben wenigen Buschmännern viehzüchtende
gelbe Hottentotten ein. Ihre Sprache hat merkwürdige Schnalzlaute. Sie
wohnen in leicht abzubrechenden Hütten aus biegsamen Stäben.
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C. Länderkunde.
G. Südasien.
§ 355. Zu Südasien gehören Vorderindien, Hinterindien und
das Anstral-Asiatische Mittelmeer oder der Malaiische Archipel.
Diese unter sich völlig verschiedenen Teile bilden eine Einheit: die asia-
tischen Tropenländer.
1. Vorderindien.
§ 356. Allgemeines. Vorderindien besteht aus der gebirgigen Halbinsel
(Dekhan) und dem nördlichen Tieflande. Beide zusammen sind etwa süns-
mal so groß wie das Deutsche Reich.
Klima und Niederschläge. Der Himalaja ist die Klimascheide nach
Jnnerasien hin. Seine hohe Mauer hält die eisigen nördlichen Winterwinde
ab, und an ihr lassen die im Sommer vom Indischen Ozean ins Innere
wehenden feuchten Winde große Mengen von Niederschlag als Regen oder
in den höheren Lagen als Schnee fallen, der an der Südseite des Gebirges
gewaltige Gletscher bildet. Die nach der Jahreszeit wechselnden nördlichen
und südlichen Winde heißen in Südasien Monsune Der Sommermonsün
erzeugt in den Bergen von Assam im letzten Knie des Brahmaputra die
größte jährliche Regenmenge, 12 m. An den westlichen Randgebirgen Dekhans
fallen in den vier Monsünmonaten ebenfalls riesige Regenmengen, während
das Innere weniger befeuchtet und meist Grasland ist. Reichlich ist auch
die Regenbenetzung im heißen Hindostän, dem „großen Treibhaus Indiens".
In der trockenen Jahreszeit spenden die von den Hochgebirgen gespeisten
großen Ströme und ihre Nebenflüsse den fetten Schwemmlandsäckern Wasser
und Fruchtbarkeit, ermöglichen bei der herrschenden tropischen Hitze mehrere
Ernten im Jahre und machen Vorderindien zu einem der ergiebigsten Acker-
bau- und Pflanzungsländer. Doch auch Vorderindien hat im Innern
Trockengebiete wie Afrika und im Nw am unteren Indus sogar eine
Wüste, mit Namen Thar. (Vgl. § 357.)
Wirtschaftliches. Indiens Pflanzenerzeugnisse sind die reichsten
und mannigfaltigsten der Erde: Baumwolle, Reis, Weizen, Zuckerrohr, Kopra,
Indigo, Pfeffer, Zimt, Jute, Mohn (Opium), baumartiger Bambus und Palmen.
Die Lotusblume ist die eigentümliche Wasserpflanze. Das wertvollste Holz
liefert der Tiekbanm, die indische Eiche. In den Gebirgswäldern des Himalaja
wachsen manche andere, unseren Waldbäumen ähnliche, wertvolle Bäume.
Reich ist auch die Tierwelt. Sie entfaltet sich am üppigsten im Delta.
Der Tiger ist das stärkste Raubtier, aber die Schlangen richten weit mehr
Schaden an. Krokodile bevölkern die Flüsse, Scharen von Assen die Wälder.
Als Haustiere sind Haushühner, Pfauen und Zeburinder sbuckelochsen) zahl-
reich. Der gezähmte Elesaut leistet wichtige Verkehrsdienste. .
Groß ist der Ertrag an Seide, Schafwolle und Elfenbein. Perlen liefern
die Muscheln des Meeres. Die wichtigsten Mineralschätze sind Stem-
kohlen und Erze. *
Die Fabriktätigkeit entwickelt sich immer bedeutender, namentlich in
1 Arabisch — maustm Jahr.
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