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1. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 177

1910 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
I. Das Deutsche Reich in seinem Verhältnis zum Auslande. Santo Stefano (unweit Konstantinopel) der Türkei zu harte Bedingungen auferlegte, trat England für sie ein; und um den Krieg zu verhüten, brachte Bismarck 1878 den Berliner Kongreß zu Stande, der bestimmte: 1. Montenegro, Rumänien und Serbien werden unabhängig; diese beiden wurden später Königreiche; 2. Bulgarien, beschränkt auf das Land zwischen Donau und Balkan und Sofia, wird tributäres Fürstentum; eine bulgarische Notabelnversammlung wählte Alexander von Battenberg (Hessen-Darmstadt), einen Neffen Alexanders Ii., zum Fürsten; 3. Ostrumelien bleibt türkische Provinz, erhält aber christliche Verwaltung; 4. Bosnien und die Herzegowina werden von Österreich besetzt; 5. Griechenland soll durch Stücke von Thessalien und Epirus vergrößert werden; 6. Rußland bekommt Batum und Kars in Armenien und Bessarabien (von Rumänien, das durch die Dobrudscha entschädigt wird). 2. Die Zeit des mitteleuropäischen Dreibundes und der ; französisch - russischen Freundschaft. Da Rußland (Fürst Gortschakow) bei dem „ehrlichen Maklergeschäft“ Bismarcks zu schlecht weggekommen zu sein meinte, trat zwischen ihm und Deutschland eine Erkaltung ein. Diese steigerte sich, als es den „Nihilisten“ nach mehreren fehlgeschlagenen Mordversuchen gelang Alexander Ii., den Befreier der Bauern aus der Leibeigenschaft (1858 — 63), im März 1881 zu ermorden und mit der Thronbesteigung seines Sohnes Alexander Ih. die Männer der panslawistischen (slawophilen) Partei1 zu maßgebendem Einfluß gelangten. Als Gegengewicht gegen die sich anbahnende Annäherung Rußlands an Frankreich schuf Bismarck 1879 den Bund zwischen Deutschland und Österreich, dem 1883 Italien, wo seit 1878 König Humbert regierte, beunruhigt durch die Ausdehnung der Herrschaft Frankreichs über Tunis (1881), beitrat. Jedoch blieb während Bismarcks Verwaltung Deutschlands Verhältnis zu Rußland derartig, daß er (1884) einen 1) Ignatjew (spr.: Ignätjeff), Skobelew (Skobjeleff), Katkow, Pobedonoszew (Pabjedanostzeff). Brettschneider, Hilfsbuch f. Seminare, in. 2. Aufl. 10

2. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 625

1858 - Weimar : Böhlau
625 und Formen eines asiatischen Druckes unterworfen. Der Zar war un- umschränkter Herrscher über Leben und Eigenthum der Unterthanen. Selbst die grundbesitzenden Klaffen konnten das freie Eigenthum in kei- ner Weise geltend machen. Der Zar war auch gewissermaßen der ein- zige Kaufmann, er übte ein Verkaufsrecht über sämmtliche in- und aus- ländische Waren. Kein fremder Kaufmann durfte seine Waren an Andere verkaufen, wenn der Zar erklärt hatte, daß er sie kaufen wolle. Der Zar ließ in den einzelnen Provinzen die Waren, die in denselben pro- ducirt wurden, zu niedrigen Preisen aufkaufen und verkaufte sie dann mit ansehnlichem Aufschlag an die einheimischen wie fremden Handels, leute. Außer den Regalien auf Branntwein, Meth, starkes Bier und Getraide pflegte der Zar zu Zeiten auch solche Produkte seinem Monopol zu unterwerfen, die für .ihn als Abgabe eingenommen wurden, wie Pelz- werk, Wachs, tatarische Pferde, Leinwand u. s. w., so daß von diesen Gegenständen niemand etwas verkaufen durfte, bis die kaiserlichen Vor- räthe zu erhöhten Preisen abgesetzt waren. Da im Handel der red- liche Gewinn geradezu unmöglich gemacht wurde, so waren unmorali- sche Mittel und Wege bald allgemeine Nothwehr, und der Russen Trug und Arglist war weltbekannt. Der Stapelplatz des russischen Binnenhandels war Moskau, zu- gleich auch der Markt für die südlichen Einfuhren, die zu Lande kamen. Dahin brachten Greichen orientalische Luxuswaren, sie übergaben diesel- den dem Zar als Geschenk, und dieser ließ sie abschätzen und gab ihnen dafür Zobel und anderes Pelzwerk. Der Barbarei, in welcher sich die russische Nation befand, wurde sie durch den aufgeklärten Despotismus Peters I. entrissen. Die Ver- bindung mit der Außenwelt über das weiße Meer war eine unnatürliche Beschränkung, und deshalb strebte Peter nach dem Besitz der Ostsee- länder. Durch Vermittlung holländischer Kaufleute in Moskau wurden tüchtige Zimmerleute herbeigeschafft, Schiffswerften zuerst auf Flüs- sen und Binnenseen, dann in Archangel errichtet. Brennende Wißbe- gierde und unermüdliche Strebsamkeit trieben den jungen Fürsten, eine Reise nach Holland und England zu unternehmen. In Begleitung aus- gezeichneter Lehrkräfte, für deren Gewinnung er kein Opfer scheute, kehrte er in sein Reich zurück, um mit ihnen das Werk der Reform zu beginnen. Um den Russen die Ostsee zu öffnen, begann Peter den Krieg mit Karl Xii. An der äußersten westlichen Grenze des Reiches, gewissermaßen noch auf fremdem Grund und Boden baute er die neue Hauptstadt; sie sollte die Bildungssormen des Westens annehmen und gleichsam das Thor sein, durch welches europäische Bildung und Ge- sittung in Rußland einzögen. Die Schlacht bei Pultawa (1709) entschied das Schicksal des Nordens, sie befestigte die Schöpfung Peters und stürzte die Größe Schwedens. In kurzer Zeit war Petersburg nicht nur die glänzende Residenz, sondern auch die blühendste Handels- stadt Rußlands. Um den Handel in Petersburg zu konzentri- ren, erging der Befehl, daß alle Kaufleute aus den umliegenden Pro- vinzen ihre Waren nach der neuen Hauptstadt führen sollten. Hanf und Juchten durften nur über Petersburg ausgeführt werden. Die angese- hensten Kaufleute von Archangel erhielten den Befehl nach Petersburg überzusiedeln. Von sämmtlichen russischen Produkten sollten zwei Drittel 40

3. Die neuere Zeit - S. 76

1855 - Koblenz : Baedeker
76 Erste Theilung Polens. Baierischer Erbfolgestreit. und uichtmürte Griechen) wieder gleiche Rechte mit den Katholiken erhielten. Da sich gegen diese Bewilligung eine Conföderation er- hob, so brach in Polen ein Bürgerkrieg aus, während zugleich die Türken, um den russischen Einfluß in Polen zu schwächen, einen Krieg mit Rußland begannen, der aber sehr zu ihrem Nachtheile ausschlug (s. §. 31). Als die neue Vergrößerung des ohnehin schon so mächtigen russischen Reiches die Eifersucht der benachbarten Mächte, Oesterreichs und Preußens erregte, so vereinigte sich Rußland mit diesen beiden Mächten zur ersten Theilung Polens 1772, bei welcher Oesterreich: Galizien und Lodonürien als ein eigenes König- reich, Rußland: den östlichen Theil von Litthaueu (bis zur Düna und dem Dniepr), Preußen: das im Thorner Frieden (1466) an Polen abgetretene Westpreußeu (außer Danzig und Thorn) und den Netzdistrict erhielt. Der König und der Reichstag wurden gezwun- gen, die abgerissenen Länder — ein Drittheil ihres bisherigen Ge- bietes — abzutreten. 2. Der baierische Erbfolgestreit (1778 u. 79). Als Maximilian Joseph, der letzte Kurfürst von Baiern aus der jüngeru Linie des Hauses Wittelsbach, ohne Nachkommen ge- storben war, nöthigte der Kaiser Joseph dessen Erben, den Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz, alte Ansprüche Oesterreichs an einen Theil von Baiern in einer Convention anzuerkennen, der jedoch der Herzog von Pfalz-Zweibrücken, Karl Theodor's muthmaßlicher Erbe, ans den Rath Friedrich's Ii. nicht beitrat. Das Einrücken preußi- scher Truppen in Böhmen und die Drohung der russischen Kaiserin Preußen zu unterstützen, bewog den Kaiser im Frieden zu Teschen (in Oesterreichisch-Schlesien 1779) seinen Ansprüchen auf Baiern zu entsagen; nur das Jnnviertel, d. h. das Land zwischen dem Inn, der Donau und der Salza, kam zu Oesterreich, welches dadurch eine unmittelbare Verbindung mit Tirol erhielt. 3. Joseph's Ii. Selbstregierung 1780—1790. Joseph's Mutter, Maria Theresia, hatte ihren Gemahl und nachher ihren Sohn nur zum Mitregeuten angenommen, sie lei- tete vorzugsweise die Regierungsgeschäfte in ihren Erbstaaten, wählte mit ausgezeichnetem Scharfsinne ihre Rathgeber, machte viele zweck- mäßige Einrichtungen (Vereinfachung der Rechtspstege, Abschaffung der Tortur, Milderung der Leibeigenschaft u. s. w.) und wußte mit

4. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 289

1840 - Münster : Coppenrath
289 besetzen. So nahmen Rußland und Preußen, im Jahre 1793, eine zweite Theilung vor; Rußland nahm sich 4000, Preu- ßen 1000 □ Meilen. Zum Beschlüsse wurden 20,000 Mann von der polnischen Armee unter die ^russische gesteckt, weil die Republik nur 16,000 Mann behalten sollte. Seitdem ging eine dumpfe Gahrung durch das ganze Land. Zu spat sah jetzt die Conföderation von Targowicz ihr Vergehen am Vaterlande ein und wandte sich mit Abscheu von den Russen weg. Bald erhob sich das ganze Volk in edeler Begeisterung; Junge und Alte, Arme und Reiche brachten wetteifernd ihr Opfer auf den Altar des tief beleidigten Vaterlandes. Madalinski und Kosck'usko stellten sich an die Spitze der Bewaffnung, und das Haustein der Polen focht gegen die übermächtigen Russen und Preußen den letzten Kampf der Verzweiflung. Zwar ward mancher herrliche Sieg von ihnen errungen; jedoch am Ende verließ sie das Glück in dem allzu ungleichen Streite. Am 10. Octo- der 1794 erfocht der russische Feldherr Suwarow einen bluti- gen Sieg bei Matschiewicz. Kosciusko selbst wurde verwun- det und gefangen; der edele Held sank mit dem Schmerzesrufe: „Finis Polomae!“ (Ende Polens) von Kampf und Wunden er- schöpft zu Boden. Rach diesem Siege stürmte Suwarow Praga, die Vorstadt von Warschau, und hielt hier ein Mordfest, wie einst zu Ismail. Zwölftausend Einwohner, ohne Unterschied des Alters und Geschlechtes, wurden ein Opfer der Grausamkeit der Sieger. Gleich hierauf ergab sich auch Warschau. Dann theil- ten sich die Sieger in den Überrest des Landes; Ostreich wurde mit zur Theilung berufen. Dieses erhielt den südlichen, Rußland den östlichen Theil; das Übrige nebst Warschau, das jetzige Süd- preußen, kam an Preußen. Der schwache König Stanislaus Po- niatowski ging nach Petersburg und lebte dort von einem Gna- dengehalte. So schwand im Jahre 1795 das sonst so blühende Polen, früher die kräftige europäische Vormauer gegen die anstürmenden Volker des Ostens, aus der Reihe der selbständigen Staaten. ul. Thc-l. -r. Aufl. 19

5. Geschichts-Bilder - S. 388

1878 - Langensalza : Greßler
388 und Oesterreich Ostgalizien und Lodomirien, zusammen 13000 Quadratmeilen mit 2 Vs Millionen Einwohner. Dies war die erste Theilung Po lens. Vergebens riefen die hart bedrängten Polen laut Gott und Menschen um Hülfe gegen so unerhörte Gewaltthätigkeit an. Verzweifelnd gaben sich einige sogar selbst den Tod. Um nur den noch übriggebliebenen Theil zu retten, unterzeichneten sie endlich im Jahre 177*2 seufzend jene schweren Abtretungen. — Die Herrschermacht des Königs war dahin, und Polen fast nichts mehr als eine unter russischer Hoheit stehende Republik. Bald gestalteten sich indessen die politischen Verhältnisse Rußlands so, daß die gegen dasselbe ergrimmten Polen hoffen durften, auf ein Schutz- und Trutzbündniß mit Preußen fußend, die drückende Herrschaft Rußlands abwerfen zu können. Auf einem stürmischen Reichstage am 3. Mai 1791 wurde eine neue Verfassung angenommen. Nach dieser Verfassung sollte Polen ein Erdreich sein und nach Poniatowski's Tode die Krone auf das Kurhaus L-achfen fallen Die Dissidenten erhielten Religionsfreiheit und der Bürgerund Bauernstand auch einige Rechte. Diese Verfassung erhielt die ausdrückliche Billigung des Königs von Preußen (Friedrich Wilhelm Ii.), sowie den Beifall von ganz Europa, nur nicht den aller polnischen Großen, von denen einige die alte Verfassung zurückwünschten. Diese riefen den Schutz der Kaiserin an, welche auch sogleich ein russisches Heer an die Grenzen rücken ließ, das^ zur Wiederherstellung der alten Verfassung als stütze dienen sollte (1792). Gleich im Frühlinge desselben Jahres ließen sie ihre Armeen in Polen einbrechen. Vergebens rief das abermals überfallene Volk Gott und Menschen zu Zeugen der neuen Ungerechtigkeit an. Der Reichstag forderte die Nation zur Vertheidigung des Vaterlandes auf, und die Bürger eilten voll Zuversicht zu den Waffen. An der Spitze der Armee, die der russischen entgegenrückte, stand Koscinsko, ein tapferer General, der in Nordamerika unter Washington gefochten hatte. Vergebens leistete er den yartnäckigsten Widerständler mußte der Uebermacht unterliegen. Die Patrioten, welche auf Preußens Büuduiß getraut hatten, sahen sich von demselben verlassen. Der König Friedrich Wilhelm Ii. erklärte: »daß er zu einer Zeit, da er im Begriffe sei, in den Krieg gegen die Franzosen einzutreten, sich den Rücken auf der Seite^ eines Landes decken müsse, wo Parteien und Aufwiegler so viele Gefahren bereiteten « und ließ sogleich Großpolen wie auch Danzig militärisch besetzen. — So nahmen Rußland und Preußen, im Jahre 1793, eme zweite Theilung vor. Rußland erhielt den größten Theil von Kitthauen, Kleinpolen, Volhynien, Podolien und_ die Ukraine im Ganzen 4500 Quadratmeilen mit mehr als 3 Millionen Einwohner;

6. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 489

1852 - Leipzig : Wigand
Specielle Geschichte. 489 Sierakowski in Volhynien. Der russische Gesandte und Feldherr (Jgel- ström) wurde aus Warschau vertrieben und alle Russen, deren man habhaft werden konnte, mussten den Hass der Polen mit ihrem Leben bezahlen. Anfangs schien sich das Glück auf die Seite der Polen zu neigen. Kosciusko schlug die Russen bei Raclawice (1794) und der König von Preußen wurde gezwungen, die Belagerung von Warschau aufzuheben. Als aber Russland mit einer sehr bedeutenden Armee Polen überschwemmte, indem russische Heere unter Fersen, Repnin und Suwarow anrückten, da musste das unglückliche Land erliegen. Die entscheidende Schlacht wurde am lo.october 1794 bei Madziewice geliefert. Fersen musste drei Mal vor dem Muthe der Polen und der Kriegskunst Kosciusko's zurückweichen. Endlich aber fiel Kosciusko, der muthige Vertheidiger der polnischen Freiheit mit den Worten Finis Poloniae ! (Polens Ende) verwundet vom Pferde und als Gefangener in die Hände der Feinde. Suwarow stürmte nun (4. November) die Warschauer Vorstadt Praga, worauf sich Warschau selbst am 9. Novbr. ergab. Der König erhielt eine Pension, um sie in Petersburg zu ver- zehren. Die edelsten Polen verließen ihr Vaterland. Kosciusko ging nach Amerika und starb 1817 in der Schweiz. Seinen Leichnam brachte man nach Krakau und auf dem Berge Bronislawa errichtete man ihm ein Denkmal. Russland, Oesterreich und Preußen theilten Polen zum dritten Male (1793). Von dem unglücklichen Lande blieb nur der Name. Katharina starb 1796. Sie hatte ihr Reich um 11,000 Quadratmeilen vergrößert, denn es umfasste nun 335,000 solche Meilen. Wenden wir uns aus dem Osten nach dem Westen Europas. In Portugal hatten sich, ohngeachtet des Gegenstrebens der spanischen Regierung, seit 1640 eigene Regenten aus dem Hause Braganza behauptet. Aber diese Könige waren fast alle schwach und von dem Einflüsse Englands abhängig. Johann Iv. hatte den portugiesischen Thron wieder hergestellt, verlor aber alle auswärtige Besitzungen Portu- gals bis auf Brasilien in Amerika. Unter seinen Nachfolgern zeichnete sich nur Joseph Emanuel aus (1750 — 1777), dessen Minister P o m b a l durch kraftvolle, aber auch drückende Maaßregeln die er- schlafften Kräfte des Staates noch ein Mal zu beleben suchte. Die Geistlichkeit, welche durch jene Maaßregeln eben nicht begünstigt wurde, erklärte nun das furchtbare Erdbeben, welches am 1. November 1755 die halbe Stadt Lissabon verwüstete und über 30,000 Menschen das Leben kostete, für Aeußerungen des göttlichen Zorns über jene Neuerungen. Später wurde ein Angriff auf das Leben des Königs gewagt, und es obwaltete dabei der Verdacht, dass die Jesuiten den- selben veranlasst hätten. Dieser Umstand, so wie die Widersetzlichkeit, welche sie bezeigten, als sie St. Sagramento gegen das spanische Pa- raguay (wo sie unter den Indianern einen eigenen Staat gebildet hatten) vertauschen sollten, bewog die Regierung, die Jesuiten ganz

7. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 519

1847 - Leipzig : Engelmann
Das Zeitalter Ludwigs Xiv. 519 Z. 588. Die Türken vor Wien. Während dieser ganzen Zeit war Kaiser Leopold im Osten seines Reichs beschäftigt. In Ungarn hatten die Bedrückungen der Protestanten durch die unter dem Einfluß der Jesuiten stehende östreich. Regierung, die Gewaltthätigkeiten gegen einige Magnaten und die schweren Einquartirungen gerade in dem Augenblick gefährliche Aufstände erregt, als einige rüstige Groß- veziere die Eroberungspläne früherer Sultane erneuten und den krie- gerischen Geist der Janitscharen wieder weckten. Der Fürst von Sie- benbürgen wurde gezwungen, der Pforte einen hohen Tribut zu entrichten, und als der Adel jenes Landes mit östreich. Hülfe das tür- kische Joch abschütteln wollte, wurde nicht nur Siebenbürgen in größere Abhängigkeit gebracht, sondern die Osmanen besetzten auch ganz Nieder- ungarn und wären noch weiter gedrungen, hätte nicht Montecuculi's glänzender Sieg bei St. Gotthard an der Raab ihren Lauf ge- 16g4. hemmt. Die mit den Türken abgeschlossene Waffenruhe benutzte die östreich. Regierung zur allmähligen Vernichtung der ungarischen Frei- heiten und Rechte. Eine von den mächtigsten Edelleuten Ungarns gebildete Verschwörung zur Abwehr des von den östreich. Beamten, Jesuiten und Soldaten ge- übten Drucks gab dein Kaiser die gewünschte Gelegenheit. Nachdem die 1670. Häupter derselben auf dem Schaffet geblutet, erklärte ein kaiserl. Edikt, 1071. daß die Gewalt des Throns unumschränkt sei und die Ungarn fernerhin eine östreich. Kriegsmacht zu erhalten und die ihnen eigenmächtig aufge- legten Steuern zu entrichten hätten. Ein harter, ungerechter Fremdling ward als Haupt der neuen despotischen Militärregierung eingesetzt. Pro- testantische Prediger wurden als Nudcrkncchte verkauft; die Bekenner des Evangeliums, „die dem Preise des Abfalls, Blschofsstühlen, Hof- und Staatsämtcrn widerstanden, ihrer Kirchen, ja ihrer Kinder beraubt." Aber die Gewaltschritte weckten den Freiheitssinn und den Kriegs- muth der Ungarn. Emmerich Tökeli, ein thatkräftiger, talentvoller Edelmann, dessen Güter eingezogen worden, entfaltete die Fahne der uu Empörung. In Kurzem stand ihm eine beträchtliche Streitmacht zu Gebote, mit der er das östreichische Kriegsvolk aus Ungarn vertrieb. 1681. Ludwig Xiv. leistete ihm Beistand, und die Pforte, die ihn als zins- pflichtigen König von Ungarn anerkannte, trug zu seinem Schutz von Neuem den Krieg in das Herz von Oestreich. Mit einem Heere von 200,000 Mann rückte der Großvezier Kara Mustapha sengend und brennend bis vor die Mauern Wiens. Der Hof flüchtete sich nach Linz, Oestreichs Hauptstadt schien verloren. Aber der Heldenmuth der von dem entschlossenen Befehlshaber Rüdiger von Staremberg gelei- teten Bürgerschaft und die Ungeschicklichkeit der Osmanen im Belage-

8. Die Geschichte der Deutschen - S. 422

1824 - Herborn : Krieger
422 künftigen Schwiegersöhne, dem Pfalzgrafen vo^ Neuburg, im Weinrausche gab, mußte dazu bei# tragen, den großen Gang der Welrbegcbenhei- ren zu andern, indem der Pfaizgraf nun zu der katholischen Partei überirat und das Ueberge- wich? derselben vergrößerte. Wahrend dieser innern Bewegungen dauerte im Osten Teurschlands ein großer Kampf gegen die Türken. Nach 25 Jahren des Friedens erklärten diese, gereizt durch die Neckereien der Granzbewohner, im Jahr 1592 den Krieg, der Gro.ßwessir Sinan brach mit einem zahlreichen Jf>vn* in Ungarn ein und gewann die bedeutende Feile Raab. Jedoch erlebte der Kaiser die Freude, nachdem er sich mit dem Fürsten Sieg- Mund Pal hör i von Siebenbürgen verbunden ha re, seine Waffen mit Sieg gekrönt zu sehen; Gran und Wissegrad wurden erobert, und die Moldau und Wallachei durch Batyori zur Un- terwerfung gebracht. Selbst nachdem der Sul- tan Mn ha mm ed'11?. seine ganze Macht auf den Kampfplatz geführt harte (im I. 1596), ward der Kampf noch zum Vorrheii Oesterreichs geführt. Auch der Krieg, in welchen der Kaiser mit seinem Schützling S ie q,n u n d Barhort durch den Leichtsinn dieses Fürsten verwickelt ward, endete zum Glücke des österreichischen Hauses; ganz Siebenbürgen ward für dasselbe er- obert, und Bathori mußte sich der Gnade des Siegers überlasten,, der ihm 50,000 Ducareu Ge- halt aussetzte und den Lobkowitz'tschen Pallast in Prag zur Residenz anwies. Was aber die Gunst des Glückes dem Kai- ser geschenkt hatte, das raubte ihm bald sein unkluges Benehmen und die Bekehrungswuth der Jesuiten wieder. Auch in Siebenbürgen * r \

9. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 416

1859 - Lübeck : Rohden
416 Xxi. §. 11. Kreuzzug wider die Ketzer. eine neue stets bereite Streitmacht wider die Heiden, nämlich einen Ritterorden, der sich seine Burgen mitten im heidnischen Land baute und in unermüdlicher Fehde und langsamem, oft unterbrochenem Fort- schritt allmälig das ganze lievische Volk zur Taufe und zur Unterwer- fung unter den Papst und den Bischof zwang. Die Stiftung dieses Ordens der Schwertbrüder erfolgte 1202 nach dem Rath und der nähern Anweisung des Innocenz. Doch hat Innocenz keines- wegs die Waffen für genügend gehalten zum Bekehrungswerk. Alles Ernstes hat er darauf gedrungen, daß Priester, Geistliche, Mönche in's Land kämen, nach allen Gegenden sich verbreiteten und das unwissende Volk mit aller Geduld und Eifer unterrichteten. Das ist auch geschehen, obgleich keineswegs in dem Maße, wie der Papst es wünschen mochte. Zunächst vollbrachten überall die Waffen ihr blutiges Werk. Nachdem Lievland unterworfen war, kam die Reihe an Esthland, dann an Kur- land und Semgallen und zuletzt an Preußen. Nur das heidnische Litthauen blieb noch unbekehrt dazwischen. In Preußen hatte schon 1207 der polnische Abt Gottfried das Evangelium zu verbreiten gesucht. Doch blieb der Erfolg nur gering. Da berief Innocenz den pommerschen Mönch Christian zum Missionar und Bischof für Preußen, ließ ihn selbst nach Rom kommen und gab ihm Instructionen und Briefe an alle geistlichen und weltlichen Fürsten, mit denen sein Beruf ihn in Verbindung bringen konnte; und Christian's Pretigt hatte zu Anfang einen sehr erfreulichen Fortgang. Schon war ein Bischofsitz in Culm gegründet und mehrere preußische Fürsten zur Taufe bewogen. Allein bald brach die ganze heidnische Wildheit in einem rasenden Aufstande los, und alles Gewonnene wurde in einem Augen- blick vernichtet. Man versuchte es mit Kreuzzügen aus Deutschland und Polen. Aber so wie die Kreuzheere den Rücken wieder gewendet hatten, war auch das Heidenthum wieder auf dem Plan. Da rief Christian den Orden der Deutschherren in's Land, und seit 1227 begann nun der tapfere Landmeister Hermann von Valk mit sei- nen Rittern (seit 1237 mit dem Orden der Schwertbrüder vereinigt) das mühselige, bisweilen scheinbar wieder ganz vernichtete, aber in sei- nen letzten Erfolgen reichgesegnete Werk, die schöne preußische Provinz dem deutschen Volke und der christlichen Kirche als ein unveräußerliches Eigenthum zu gewinnen. §. 11. Kreuzzug wider die Ketzer. Die Macht des Papstes, die irdische Herrlichkeit der Kirche stand jetzt in ihrem höchsten Glanze. Aber da diese Herrlichkeit nicht aus dem Geist geboren, sondern zum weit überwiegenden Theile aus dem Fleische stammte, der Ehrgeiz, Herrschsucht, Willkür, Hochmuth, Selbst- sucht in ihren verschiedensten Verzweigungen an dem Aufbau dieser irdischen Theokratie mitgebaut hatten und in immer steigendem Maße sich daran berheiligten, so konnte es nicht fehlen, daß aus der Tiefe des christlichen Bewußtseins, aus dem unvertilgbaren Bedürfniß des

10. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 358

1859 - Lübeck : Rohden
358 Xix. §. 17. Papst Nicolaus I. und die Kirchenspaltung. dem Gott der Christen, und durch seinen Sohn, Boleslav den Mil- den. ward die Gründung der böhmischen Kirche vollendet. Sie er- starkte bald so sehr, daß von ihr aus Missionsversuche in der Nähe und Ferne unternommen wurden, unter den benachbarten Magyaren und unter den heidnischen Preußen an der Ostsee. Der berühmte Bischof Adalbert von Prag stand selber an der Spitze. Doch hatten diese Versuche keinen nennenswerthen Erfolg. Dagegen ward von Böhmen aus das Christenthum nach Polen hinübergepflanzt, freilich nicht sowohl durch Missionare als durch eine politische Verbindung. Der Polen- herzog Miecislav verlangte die böhmische Prinzessin Dambrowka zur Ehe. Aber die christliche Prinzessin wollte nicht anders einwilligen, als wenn ihr Gemahl zum Christenthum überträte. Er that es und alles Volk mußte ihm folgen (966). Der alte heidnische Cultus wurde mit Gewalt unterdrückt, die Polen zur Annahme christlicher Gebräuche gezwungen, und jede heidnische Widersetzlichkeit strenge geahndet. Auch in Polen ward ein römisches Erzbisthum gegründet mit mehreren Bis- thümern, und somit auch diese wichtige Kirchenprovinz dem großen Kirchensystem des Abendlandes eingeordnet. Im Ganzen mögen wir also sagen, daß mit dem Anbeginn des zweiten Jahrtausend nach Christo die Christianisirung des nördlichen und östlichen Europa vollendet war. Denn die damals noch übrigbleibenden heidnischen Länder, nämlich die Ostseeprovinzen Pommern, Preußen, Liefland, Litlhauen, Esthland, Kurland, dazu Finnland und selbst noch ein Theil von Holstein, von Mecklenburg und der brandenburgischen und schlesischen Landen wa- ren so sehr von christlichen Ländern und Fürsten umgrenzt und einge- schlvssen, daß auch sie nothwendig in der Kürze dem allgemeinen Zuge folgen und in die christliche Kirche eintreten mußten. §. 17. Papst Nicolaus I. und die Kirchenspaltung. Während sich die römische Kirche und somit das Gebiet der päpstlichen Herrschaft nach allen Seiten ausbreitete, saßen freilich auf dem päpstlichen Stuhl keine solche Männer, die in Wahrheit als Oberhirten der ganzen lateinischen Christenheit sich erwiesen. In die Streitigkeiten der römischen Großen und der italienischen Fürsten ver- flochten, ohne persönliche Kraft und Würde, ließen sie es ruhig ge- schehen, daß Geistliche und Mönche in der Ferne wie in der Nähe des päpstlichen Hofes verwilderten, in Unwissenheit und Rohheit da- hinlebten, abergläubischen Mißbrauch des Heiligen einführten und be- förderten, und ihre Sprengel auf unverantwortliche Weise verwahr- losten. Inzwischen griffen die Herrscher in allen Theilen des aufge- lösten Frankenreiches zu, rissen das Kirchengut an sich, besetzten die geistlichen Stellen nach ihrem Belieben, größtentheilö mit unwürdigen Leuten, vergewaltigten die Bischöfe, schnitten ihnen die Verbindung mit den Päpsten ab und brachten die Angelegenheiten deö gesammten
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