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aber wieder zurück und schlossen Zwickau nochmals ein. Aber sie ver-
mochten der wohlbewachten Stadt nichts anzuhaben. Der Zwickauer
Büchsenmeister hatte ein großes Feuerrohr auf den Turm der Kirche „zu
unsrer lieben Frau" schaffen lassen, lud mit Blei umgossene Steine
hinein und schoß nun mit dieser Kanone gegen die andringenden Feinde.
Da mußten die Hussiten unverrichteter Sache wieder abziehen. Ergrimmt
darüber brannten sie die Vorstädte von Zwickau vollständig nieder
und wandten sich dann über Reichenbach und Plauen nach Franken
und Bayern, wo sie überall fürchterlich hausten. Nun konnten die
nach Zwickau geflüchteten Planitzer in ihren Heimatsort zurückkehren.
Mit Schaudern sahen sie die Verwüstungen. Viele Häuser waren
gänzlich niedergebrannt, die andern zertriimmert und ausgeraubt.
Das Schloß war zum großen Teil eine Ruine, in welcher noch
die ermordeten Bewohner umherlagen. Mehrere Jahre dauerte es, bis
die Spuren des Hussitenkrieges vertilgt waren. Die Bewohner aber
dachten noch lange mit Schmerz und Trauer an den Schreckenstag von
Planitz.
Perl, Oberplanitz.
(4. Schuljahr.)
10. Silberstraße.
Wer würde bei Nennung dieses Namens nicht unwillkürlich an die
reichen Silberschätze erinnert, die einst der Schneeberger Bergbau lieferte!
Daß beide tatsächlich in Beziehung zueinander stehen, läßt sich wohl
ohne weiteres erraten. Um aber genaueren Aufschluß hierüber zu er-
langen, müssen wir uns im Geiste in jene Zeit zurückversetzen, in welcher
der Silberbergbau in Blüte stand.
Damals sah es hier allerdings noch etwas anders aus als jetzt. Ein
schmaler, ausgefahrener, holpriger Weg führte am Rittergute und den
wenigen mit Schindeln oder Stroh gedeckten Häuschen vorüber. Doch
war diese Straße für den Verkehr sehr wichtig,- denn sie bildete die
Verbindung zwischen „Zwickau und dem Gebirge- ja selbst Kirchberg war
auf sie angewiesen. Über die Mulde gelangte man auf einer hölzernen
Brücke. Diese war aus starken Stämmen zusammengefügt, an den Seiten
mit Brettern verschlagen und überdeckt und gehörte zu den besten Brücken-
bauten in weiter Ümgegend. In jener Zeit mußte sie von dem Rate der
Stadt Schneeberg im Stande erhalten werden, wofür derselbe als Ent-
schädigung Zoll und Brückensteuer (25 Gulden jährlich) von dem Amte
Zwickau zu bekommen hatte. In den Talniederungen zogen sich Äcker
und Viehweiden hin, während weiter hinauf noch dichter Wald die aanze
Gegend bedeckte.
2*
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
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schlägt sich der Kalk in seinem früheren Zustande an den Wänden nieder
und bildet unten die Krusten und die kleinen Zapfen und Spitzen. Auf
diese Weise sind auch die wundervollen Tropfsteinformen in den Höhlen
der Kalkgebirge entstanden.
Nun fragt ihr mich vielleicht auch weiter nach der Entstehung dieses
Gesteins. Um eure Frage beantworten zu können, müssen wir Vorgänge
zu Hilfe nehmen, die sich noch heute beobachten lassen. Die Untersuchung
des Meeresgrundes hat ergeben, daß sich in den größeren Tiefen eine
Menge Kalkschlamm angehäuft hat. Die Kalkgehüuse von Milliarden
kleiner Seetiere sind nach dem Tode ihrer Bewohner von den Fluten
zerrieben und zermalmt worden und bilden nun das Material zu diesen
Ablagerungen. Aus solchen Schlammanhäufungen, die einst den Grund
des Meeres bedeckten, ist jedenfalls auch der Kalkstein der hiesigen Gegend
entstanden. Später, als das Gebirge sich auffaltete, wurde der Meeres-
boden emporgehoben und das Wasser zurückgedrängt. Da wurden die
schlammigen Massen hart und fest. Von den vorweltlichen Tieren, die
das Baumaterial zu diesem Gestein geliefert haben, treffen wir im
Kohlenkalk, besonders im königlichen Bruche, in großer Zahl eine Art
Seelilien an, die jetzt in Kalkspat umgewandelt sind.
Lieb old, Kilchberg.
(5. Schuljahr.)
28. Der Kalkstein im Dienste der Menschen.
Um das weitere Schicksal unserer Kalksteine kennen zu lernen, gehen
wir hinter dem Wagen her, den man eben schwer beladen abfährt. Vor
einem sonderbaren Gebäude machen wir Halt. Es ist ein längliches
Bauwerk, das vorn und hinten abgerundet und mit einem weit vor-
springenden Dache versehen ist. In der Mitte desselben ragt ein hoher
Schornstein empor. Inwendig sind ringsherum viele Kammern ange-
bracht worden. Ein Teil derselben ist leer, und hier sind Leute damit
beschäftigt, die Kalksteine zusammenzusetzen. Aber sie füllen den Raum
nicht vollständig aus, sondern lassen enge Kanäle und Lücken frei. Die
nächsten Kammern sind fest geschlossen, die folgenden „jedoch sind wieder
offen, und glühende Steine strahlen uns durch die Öffnung gewaltige
Hitze entgegen. Aus den letzten endlich wird der wieder erkaltete Kalk
herausgeschafft, auf Wagen geladen und abgefahren. In den ^geschlosse-
nen Kammern wird ein mächtiges Feuer unterhalten, das später durch
die Kanäle in die Räume weiter geleitet wird, in denen man jetzt die
Steine zusammensetzt. So schreitet die Arbeit des Brennens immer im
Ring herum weiter.
In dem Ofen müssen die Kalksteine bis zur Weißglühhitze gebracht
werden. Warum tut man das aber? Das Feuer wird von den Men-
schen dazu benutzt, die Kohlensäure aus den Steinen zu treiben. Ist
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
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48
eine weite Reise vor mir. Von Zwickau aus wandere ich über Lichten-
stein nach Chemnitz, in die Stadt der tausend Essen. Hier begegne ich
meiner Schwester, die auch so alt ist wie ich, aber noch viel weiter zu
reisen hat. Sie hat mir einmal erzählt, daß sie von der wilden Nordsee
her komme und in das schöne, sonnige Italien wandere. Ich wende mich
nun der alten Silberstadt Freiberg zu. Doch in dem Rauch der Hütten
und Schächte gefällt mir's dort nicht lange. Bald trete ich in den
Plauenschen Grund mit seinen frischen, grünen Laubwäldern ein. Es
dauert nicht allzulange, da bekomme ich das Schönste meiner Reise zu
sehen, die prächtige Residenzstadt Dresden. Wenn ich mir den breiten
Elbstrom, die herrlichen Gebäude, die großen, herrlichen Anlagen und die
feingeputzten Menschen angeschaut habe, nehme ich Abschied und wandere
an harzreichen Kiefernwäldern vorüber in die lieblichen Gefilde der Lausitz.
Dann verlasse ich die Marken deines Vaterlandes."
Ii.
„So habe ich auf meiner Wanderschaft dein ganzes, schönes Heimat-
land gesehen. Aber wie ist es doch so anders geworden seit meinen
Jugendtagen! Zu jener Zeit waren die Berge und Ebenen noch mit
einem tiefen, undurchdringlichen Walde bedeckt. Um mich rauschten fürst-
liche Tannen und hochragende Fichten. Sage an, lieber Wanderer, wo
sind sie hin? Nur oben, am Abhange des Windberges, hat sich noch
ein Rest der alten Waldherrlichkeit erhalten. Damals herrschte tiefste
Stille um mich her. Manchmal huschte das scheue Reh oder der gierige
Wolf durch das dichte Gestämme der Bäume. — Da dröhnten eines
Morgens laute Schläge durch die Stille des Hochwaldes. Hunderte von
geschäftigen Wesen brachten mit scharfen Äxten und Sägen die alten
Baumriesen zu Fall. Bald war ein breiter Waldpfad entstanden. —
Menschen waren es, die das getan hatten, Menschen mit kräftigen
Muskeln und tiefschwarzen Haaren. Dort, wo jetzt Zwickau steht, hatten
sie sich ein kleines Dorf angelegt. Aus ihren niedrigen Lehmhütten
brachten sie zu manchen Zeiten große Leinwandrollen und andere Web-
waren, die durch ihren Hausfleiß entstanden waren. Diese luden sie auf
ihre unbeholfenen, hölzernen Wagen und fuhren damit in das obere
Vogtland und nach Bayern. Wenn aber in den Herbsttagen endloser
Regen auf den Weg niederrauschte, da blieben sie wohl auch manchmal
mit ihren Wagen in dem sumpfigen Waldpfade stecken. Doch die Menschen
sind klug und wissen sich zu helfen. Aus den riesigen Baumstämmen,
die sie gefällt hatten, fertigten sie sich breite Holzknüppel und legten sie
auf die Waldstraße, damit sie immer fahrbar bleiben sollte.
Hunderte von Jahren vergingen. Da trat plötzlich eine Änderung
der Dinge ein. Eines Tages hörte ich in der Ferne Pferdegetrappel.
Näher und näher kam der Lärm. Reiter mit blanken Rüstungen und
blitzenden Schwertern kamen herangesprengt. Ihre blonden Haare flatterten
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Plötzlich rissen sie mich ein großes Stück mit fort, und mir war es,
als °ob ich zwischen Himmel und Erde zappelte. Als ich mich von
meinem Schrecken erholt hatte, lag ich wieder auf festem Grunde. „Wir
sind über einen Wasserfall gestürzt," sagte ein kleines Fischlein neben
mir und zitterte am ganzen Leibe. Nun ging es wieder ruhig weiter.
Je höher der Wasserspiegel über mir lag, desto mehr kleine Kameraden
traf ich. Tausend Sandkörnchen waren es. Sie mochten wohl schon
lange hier liegen und waren vom Wasser tüchtig gewaschen worden.
Andere waren tiefer hinabgesunken und in dem fetten, schwarzen Schlamme
erstickt. „Nicht so faul, Brüderchen! Wie lange liegst du schon in deiner
dunklen Ecke?" fragte ich einen winzig kleinen Kiesel. „Ach, du hast gut
reden," sagte er, „die trägen Wellen lassen uns hier liegen."
So ging mir's auch. Die Zeit wurde mir schrecklich lang, und wenn
ich einmal eine Welle bat, mir die Hand zu geben, da sagte sie: „Bleib
nur, wir sind selbst müde geworden auf unserer Wanderschaft." Doch
eines Tages wurde es anders. In einer Gewitternacht hatte es auf
der Erde tüchtig geregnet. Dadurch wurde der Bach stark und kräftig.
Die Wellen bekamen eine gelbe Farbe von den vielen Erdteilchen,
die darin schwammen. Jmmermehr wurde ich gedrängt und geschoben.
Die großen Wogen, die weiter hinten kamen, hatten gar keinen Platz
mehr in dem engen Bette und stiegen in ihrem Übermute über das
Ufer hinaus in die Wiesen und in die Rübenfelder der Bauern. Dort
erfaßten sie ein paar dicke Kohlköpfe und zogen und zerrten sie mit ins
Wasser hinein. Große Bretter, Balken und Kisten kamen geschwommen.
„Was ist denn nur los?" fragte ich eine Woge. „Droben im Gebirge
sind die Wolken in den Bach gestürzt- das wird eine große Über-
schwemmung," sagte sie und sprang dabei eilig über meinen Kopf weg.
Auch mich riß das wilde Wasser ein gutes Stück mit fort. Wir kamen
in ein tiefes, breites Tal, und in der Ferne sah ich eine Menge Häuser,
die ganz aus roten Ziegelsteinen gebaut waren. Das ist gewiß ein Dorf,
wo viele Menschen wohnen, dachte ich bei mir und guckte neugierig ans
Ufer. Die armen Menschen! Sie liefen ängstlich hin und her und räumten
ihre Unterstuben aus. Am Ufer stand ein Mann und rang die Hände.
Gewiß hatte ihm das wilde Wasser sein Hab und Gut mit fortgenommen.
Dann ging's in schnellem Laufe durch eine lange, finstere Brücke. Hier
hatten die Leute im Dorfe dem Bache ein festes, rundes Bett aus
hartem Sande gemauert. Kaum war ich hindurch, so packte mich eine
Welle und warf mich an den Holzpfahl, den du hier siehst. Ein Glück
ist's nur gewesen, daß ich nicht mit meinem Kopfe an die harte Ufer-
mauer gestoßen bin. Hier hast du mich gefunden, hier wäre ich auch
vielleicht mein Leben lang liegen geblieben. Alt und müde bin ich ge-
worden, und das tiefe Meer, nach dem ich solche Sehnsucht hatte, ist
noch so fern. Darum wirf mich nicht wieder hinein in das Spiel der
Wellen, sondern behalte mich. Ich will gern mit dir und deinem
Äochen, Lesebuch. 5
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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5
bern sticht mit einer langen Stange bis auf den Grund des Wassers
und schiebt so das Fahrzeug vorwärts. Nach kurzem Danke wandert
der Jäger weiter. Sein Pfad führt an der niedrigen Lehmhütte des
Fischers vorbei. Das breite Strohdach ragt weit über die Wände des
Hauses hinaus und ruht auf Holzfäulen, die tief in die Erde eingerammt
sind. Eben tritt die Frau des Fischers durch die enge Tür und ruft
dem Jäger einen freundlichen Gruß zu. Dieser schreitet rüstig durch den
hohen Laubwald hinüber auf den breiten Weg, der aus der Muldenfurt
kommt und von Wilkow nach Buckwen führt. An der rechten Seite des
Weges, drüben am Bergabhange, dehnen sich breite Getreidefelder aus.
Auf dem einen hält ein Landmann mit einem Paar Kühen, die er an
einen hölzernen Pflug gespannt hat. Dieser hat an seinem unteren Ende
einen eisernen Haken, der beim Ackern den Erdboden aufreißt. In das
frischgepflügte Feld will der Bauer Rüben säen. Jetzt wendet sich der .
Weg, und vor dem heimkehrenden Jäger liegt sein Wohnort Buckwen.
Eine Anzahl Lehmhütten, wie die Wohnung des Fischers gebaut,
stehen in Form eines Kreises beieinander. Hinter jedem Hause liegen
auf einem Holzgestelle aufgeschichtet die Bienenkörbe, aus denen die Be-
sitzer derselben reichlich Honig schneiden. Er schmeckt ihnen gut zum
trockenen Schwarzbrote. Doch mengt man ihn auch in das Getränk,
das man aus Gerste braut und Met nennt. Auf einer großen Wiese vor
dem Dorfe springen muntere Rinderherden umher. Im Orte selbst
ist es still- denn die Leute sind bei ihrer Arbeit. Nur einige halbnackte
Kinder tummeln sich schreiend auf dem Dorfanger umher, und vor einer
Tür wälzen sich grunzend ein paar borstige Schweine im Schmutze.
Als die Kinder den Jäger erblicken, kommen sie neugierig herzugelaufen,
um das tote Rehböcklein zu sehen und sein glattes Fell zu streicheln.
Selbst der Töpfer, der dort neben seinem Hause aus dem weichen Tone
ein Gefäß formt, kommt herüber und betrachtet den stattlichen Bock.
Dann geht er wieder an seine Drehscheibe und vollendet sein Werk. Ist
es fertig, so stellt er es zu den Töpfen, Krügen und Urnen auf ein
Brett zum Trocknen,- denn in einigen Tagen sollen die Gefäße in einem
großen Ofen gebrannt werden. Der Schmied läßt sich beim Anblicke
des Jägers nicht stören. Er hämmert auf seinem Ambosse, daß man
durch die Fensterluken die Funken sprühen sieht. In wenig Wochen ist
die Ernte) da brauchen die Bauern Sicheln, damit sie das Getreide
mühen können. Dann kommt der Herbst, wo Holz gefällt wird. Da
wollen Äxte und Sägen sein.
Jetzt ist der Jäger zu Hause angekommen. Freundlich begrüßen ihn
die Seinen. Die Hausfrau steht am Herde und rührt in einem irdenen
Kochtopfe, den sie auf einen eisernen Dreifuß über das Feuer gestellt
hat. Sie kocht Erbsen zum Mittagsmahle. Am Webstuhle sitzt die
Großmutter und fertigt aus der Wolle des Schafes warme Gewänder
für den Winter. Die beiden ältesten Kinder aber halten sich hinter dem
Hause auf der Tenne aus. Dort steht das schwarzhaarige Mädchen im
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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und Nahrung aus den Blütenkronen saugt. Fleißige Ameisen wandern
einzeln oder gesellig einem kleinen Hügel zu, unter dem sie ihre kunst-
volle Burg angelegt haben. Dort huschen flinke Feldmäuse dahin. Im
Feldraine haben sie ihre Wohnung gegraben, und da ihn die scharfe
Pflugschar verschont, so fühlen sie sich zum Verdrusse des Landmannes
in ihrer Behausung recht sicher und lassen sich nur schwer aus derselben
vertreiben. Schlanke Skabiosen erheben ihre violetten Köpfchen/ unter
ihnen prangen in einfacher Schönheit purpurrote Nelken und Glocken-
blumen. Der Ehrenpreis spiegelt in seinen zarten Blüten die Bläue
des Himmels wieder, während die gelben Blütenkronen des Hahnenfußes,
Johannis- und Habichtskrautes weithin ihr Dasein verkünden. Be-
scheiden an den Boden geschmiegt, von Rainfarn und Schafgarbe über-
ragt, liegen die zarten Stengel und Blüten des Feldthymians, im Volks-
munde Randbohl, Ränderbuhle und Feldbohl genannt. Eine Handvoll
des würzigen Krautes gibt einen heilsamen Tee. Aber nicht alle Be-
wohner des Feldraines finden unsern Beifall. Der stacheligen Distel
weicht der bloße Fuß gern aus, und nach der Wolfsmilch mit ihrem
scharfen Safte bückt sich selten ein Wanderer, um sie einem Blumensträuße
vom Feldraine beizufügen.
Die meisten Leute gehen gedankenlos an dem Feldraine vorüber/ selbst
viele Landwirte halten ihn für eine selbstverständliche Einrichtung. Und
doch hat auch er eine ereignisreiche Lebensgeschichte, die aufs innigste mit
der wirtschaftlichen Entwickelung unseres Volkes verknüpft ist.
Die alten Germanen beschäftigten sich nur wenig mit Ackerbau und
hatten weder Ackerland von bestimmtem Umfange, noch eigenen Grund-
besitz. Der Grund und Boden war ursprünglich Eigentum des ge-
samten Volkes und wurde dem einzelnen nur zur Benutzung überwiesen.
Die Häupter des Volkes teilten alljährlich den Stämmen und Geschlech-
tern Äcker zu. Die nicht zum Ackerbau benutzten Teile des Bodens
blieben brach liegen und dienten als gemeinsame Viehweide. Nach Ab-
lauf eines Jahres wurden die Bebauer gezwungen, ihre Felder an einem
anderen Orte anzulegen, womit stets ein Wechsel der Wohnungen ver-
bunden war.
In späterer Zeit war das Land nicht mehr Eigentum des gesamten
Volkes, sondern es gelangte in den dauernden Besitz der Geschlechter.
An die Stelle der früher jährlich wechselnden Wohnungen traten festere
Ansiedelungen. Räumlich zusammengehörige Siedelungen bildeten wirt-
schaftliche Verbände oder Markgenossenschaften, die meist mehrere Dörfer
umfaßten. Der Wechsel des Bodens fand jetzt nur noch innerhalb der
Markgenossenschaft statt. Das zur Verteilung ausersehene Land wurde
nach vorheriger Vermessung durch Verlosung unter die Familienväter zur
Benutzung vergeben. Nach der Ernte blieb der eben bebaute Acker als
Weideland liegen, und ein anderes Stück wurde zur Bearbeitung mit
dem Pfluge bestimmt. Alles nicht zur Benutzung überwiesene Land
diente als Allmende oder gemeinsame Mark der Gesamtheit.
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]