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1. Bd. 3 - S. 6

1824 - Frankfurt a. M. Leipzig : Hinrichs
G Siebenter Zeitraum. die Grundlage der germanischen Skaatsverelne; mit dem freiern Aufstreben zur höher» Civilisation trat aber zwischen den Lehnsherrn und Dienstmann der dritte Stand im die Mitte, und bewahrte alle schöne Keime der Aufklärung und Kultur in dem Anbaue der Wissenschaften und Künste, und in der höhern Blüthe des Handels und des Gewerbssteistes. Von ihm ging, gegen das Ende des vorigen Zeitraumes, der Wohlstand, die Kraft, die freie Entwickelung und der unaufhaltbare Fortschritt der Menschheit zum Bessern aus. Zwar gründete auch in den Zeiten des Mittelalters die kirchliche Hierarchie ihr furchtbares nächtliches Ge- bäude; die Donnerkeile, die unter Consuln, Dictatoren und Imperatoren vom Capitol herab alle weltliche Macht der Erde zertrümmert hatten, wurden in den Handen des römi- schen Bischoffs in Bannstüche, Jnterdicte und Ercommuni- cationen verwandelt, und die abergläubige Welt erbebte vor der angemaßten Gewalt des angeblichen Statthalters Christi auf Erden. Losgerissen von jedem weltlichen Bedürfnisse und von jeder Verbindung mit Profanen, stand, seit Hil- debrands schrecklichen Tagen, der geistliche Stand, getrennt von jeder weltlichen Verbindung, in der Mitte der Völker, bis er durch die Kirchenverbesserung zu seiner ursprünglichen Bestimmung zurückgeführt, und durch ihn Belehrung, Rath und Trost in der erneuerten Christenheit verbreitet ward. Die Kreuzzüge, jene einförmige Wiederhohlung der Völkerwanderung nur nach einer andern Richtung, führten zwar mehrere Menschenalter hindurch den kräftigen jugend- lichen Volksstamm Europens auf die Schlachtbank nach Asien; allein wichtiger, als die mitgebrachten Nagel vom heiligen Kreuze, bedeutender, als die theuer erkauften Siege gegen die Saracenen, wurden die großen Folgen dieser Züge für die neue gesellschaftliche Verbindung in Europa. Be- dürfnisse, welche Halbbarbaren in ihrer Heimath weder füh- len noch entwickeln konnten, wurden auf den Küsten von Vorderasien angeregt und genährt; die im angehenden Mit- telalter durch die eindringenden rohen Horden unterbrochene Verbindung der Völker ward durch den friedlichen Handels-

2. Bd. 3 - S. 36

1824 - Frankfurt a. M. Leipzig : Hinrichs
Siebenter Zeitraum. m der Hölle, aufforderte, ein Christ zu werden und sich dem römischen Kaiser zu unterwerfen. Wahrend der Pnca diese Antrage mit Würde und Ruhe ablehnte, plünderte ein Theil der spanischen Soldaten einen benachbarten Tempel, in wel- chem sie Gold erblickten. Bei der Unordnung, die darüber entstand, ließ der Mönch Vincent sein Kreuz und Gebetbuch fallen, und floh von dem Anca und dessen Gefolge. Die- jenigen Spanier aber, welche an der Plünderung des Tem- pels keinen Antheil genommen hatten, glaubten, daß die Peruaner den Mönch bedroht hatten, und mordeten, in ei- nem kühnen Angriffe gegen .5000 unbewaffnete Peruaner in der Nahe und aus dem Gefolge des Pnca. Dieser selbst ward als Gefangener fortgeschleppt. Er lieferte die Schatze seines Hauses, seiner Vorfahren und der Tempel den Spa- niern für seine Befreiung, ohne sie von den wortbrüchigen Räubern zu erhalten. Zugleich unterhandelte sein Bruder Huesear mit den Spaniern. In dieser Zeit kam Almagro in Peru an, mit wel- chem Pizarro den Raub zu theilen sich entschließen mußte. Sic sahen sich genöthigt, die bereicherten Soldaten mit den erbeuteten Schätzen in ihre Heimath zu entlassen; allein neue Schaaren kamen an deren Stelle, um sich, wie jene, mit leichter Mühe zu bereichern. Der unglückliche Pnca ward, nach einem förmlichen richterlichen Urtheilsspruche, zum Tode verurtheilt. Er ließ sich taufen, um, statt le- bcudig verbrannt, als Christ nur erdrosselt zu werden; doch hielt ihm der scheinheilige Pizarro ein prachtvolles Leichen- bcganglliß. Nach Arabalipa's Hinrichtung ernannte Pizarro einen Sohn desselben zum Regente»; die vornehmsten Peruaner wählten den Huesear; zwei Feldherren des letzten Vuca tra- ten als Usurpatoren auf. Das Land ward also durch einen innern Krieg, und durch die Spanier zugleich verwüstet; Pizarro gründete wahrend dieser Zeit die Kolouialstadt Lima. Mit dem Almagro zerfiel er über das reiche Cusco, die bisherige Hauptstadt von Peru, welche beide zu ihrem, von dem spanischen Hofe ihnen geschenkten, Lau-

3. Bd. 1 - S. 2

1824 - Leipzig Frankfurt a. M. : Hinrichs
2 Einleitn n g. Britten auf den Meeren, den Untergang der tausendjährigen Verfassung Teutschlands und die Verjüngung desselben zu einer neuen politischen Gestalt, mit lebendigen Farben schil- dert. Bald zeigt sie uns am Indus, am Euphrat, am Nil emporstrebende Reiche, die nach einer kurzen Blüthe umgebildet, und die Beute kühner Welteroberer wurden; bald führt sie uns an die Küstenlande der Phönicier, wo der erste Welthandel aufdämmerte, der aber nach einigen Jahrhunderten auf das für den Völkerverkehr glücklicher gelegene Karthago vererbte; bald vergegenwärtigt sie uns in den einzelnen Staaten Griechenlands den Aufschwung der Menschheit zu freien Staatsverfassungen und zur ersten Reife der Künste und Wissenschaften, die so reich, groß und herrlich war, daß die jünger» europäischen Vol- ker, bereits während ihrer Heldenzeit im Mittelalter, durch sie geistig cntwildert, und später, vermittelst der Wieder- herstellung und weitern Fortbildung der Künste und Wissen- schaften, zu einem bessern menschlichen und bürgerlichen Daseyn geführt wurden; bald erinnert sie uns in der Ge- schichte Roms daran, daß selbst eine riesenartige Welt- herrschaft dem Andränge der Zeit erliegt, weil beim Unter- gänge der bürgerlichen Freiheit und beim Verfalle der Sit- ten und der Sittlichkeit die größten Reiche nothwendig ver- alten und untergehen; bald lehrt sie uns, wie der göttliche Weise von Nazareth einen erhabenen Glauben und eine reine Tugend für alle kommende Jahrhunderte begrün- dete, wie er durch sie alle Kräfte unsers Geistes umschloß, und alle edlere Bedürfnisse desselben befriedigte; bald führt sie uns in die Mitte der kraftvollen teutschen Stämme, durch welche, seit dem Zeitalter der Völkerwanderung, die Gestalt des Westen von Europa sich ganz veränderte; bald zeigt sie uns in den Sandsteppen Arabiens die ersten Keime eines neuen Glaubens und einer neuen Weltherrschaft, die ihren Wohnsitz in Bagdad stiftete und drei Erdtheile erschüt- terte, wahrend anderthalbhundert Jahre später Karl der Große ein neues Band um die meisten, seit der Völker- wanderung über die Trümmern des römischen Westreichs verbreiteten, teutschen Stamme schlang, und drittehalb-

4. Bd. 1 - S. 18

1824 - Leipzig Frankfurt a. M. : Hinrichs
18 Einleitung. Auf gleiche Weise giebt es einen niedern und hö- hern Standpunct für die Geschichte. Wer sie blos aus Neugier, aus Kurzweil, aus glücklichem Spiele des Gedächtnisses mit Tausenden von Namen und Zahlen er- lernt, ohne ihren Geist zu erforschen, steht auf dem nie- dern Standpuncte bei ihrer Betreibung. Wer aber in der Geschichte das unermeßliche Spiel der menschlichen Freiheit eines auf der Erde zu unendlichen Zwecken vorzube- reitenden Geschlechts erblickt, und dieses Geschlecht eben so in seiner Entartung, wie in seinem Fortschreiten, rich- tig würdigt; wer durch die Großthaten der Edelsten unsers Geschlechts aufgeregt wird, ihrer Bahn zu folgen, und in den Schicksalen der Staaten und Völker die leitende und richtende Hand der ewigen unveränderlichen Weltregierung zu erkennen; der steht auf dem höher» Standpuncte, wel- chen die Geschichte zu vermitteln vermag, und aus welchem Alles in dem Laufe der Weltbegebenheitcn in fester Ord- nung, in nothwendigem innern Zusammenhange, und bald belehrend und tröstend, bald ermunternd und beruhigend, bald warnend und mahnend vor unserm Blicke erscheint. Es giebt eine übertriebene Bewunderung des Alterthums, die leicht zur Verirrung und Ungerechtig- keit führt. Es ist wahr, das Helldunkel, das über die kräftigsten und blühendsten Völker der Vorzeit ausgegossen ist, thut besonders der jugendlichen Seele wohl. Gern hö- ren wir die einfache Weisheit, die von Sokrates Munde stoß; ergriffen fühlen wir uns von Platons himmlischen Träumen, und fortgerissen von dem einfachen Naturtone und der lieblichen Melodie der ältern Dichter. Allein liegt nicht die spätere Geschichte, das jüngere Menschen- geschlecht unsern Tagen und unsern Bedürfnissen ungleich naher? Sind wir nicht dem Geiste durch ähnliche Bedürf- nisse, gleichartige Bildung und kraftvolles Vorwärtsstrcben mehr verwandt, der in Luther die Bande des kirchlichen Zwanges auf immer zerriß, der in Colom einen neuen Erdtheil, in Herschel einen neuen Himmel, in Leibnitz

5. Bd. 1 - S. 20

1824 - Leipzig Frankfurt a. M. : Hinrichs
20 Einleitung. hatte? Vergebens sucht man in der ganzen alten Welt nach einem Bartholomaus Diaz, Magellan, Cook und Alexander Humboldt; vergebens fragt man bis ins siebenzehnte und achtzehnte Jahrhundert nach Erd- kunde und Staaten künde im Sinne unsrer Zeit; vergebens nach den Segnungen der B u ch d r u cke r e i, und nach einem Kolonialsysieme jenseits des Oceans! Gewiß, die nächstverflosscnen Jahrhunderte gehören uns naher an,- als die Zeiten des Cyrus, des macedonischen Alerallders und des römischen Augusts. Wenn das töd- tcnde Einerlei der alten asiatischen Despoticen, wenn die ekelhafte Einförmigkeit der Satrapen - und Serailsrcgierun- gen uns ermüdet; wenn uns die Einkörperuug der ganzen alten kultivirten Welt in das politische Ungeheuer des rö- mischen Reichs mit Mißmuth erfüllt; wenn uns der Sturz des römischen Staats, unter dem Andränge der kräftigen aber ungebildeten teutschen Horden, an die Vergänglichkeit aller Erdengröße erinnert; so sehen wir in den teutschen Wäldern ein Volk sich bilden, das langer auf der großen Schaubühne der Geschichte stehen bleibt, als irgend ein anderes; das, bei allen Mangeln seiner Verfassung, an wahrer Bildung hinter keinem gleichzeitigen Volke steht; das Wissenschaften und Künste in seiner Mitte mit reiner Liebe und zarter Sorgfalt pstegt; und das selbst von seinen Mißgriffen früher geneset, als viele seiner Nachbarn. Fürwahr, der Teutsche darf mit Recht auf das Volk stolz seyn, dessen Namen er tragt. Ohne dieses Volk, das die alte Welt ans dem Gleichgewichte rüttelte, und Roms Legionen in dem Teutoburger Walde vernichtete, gäbe es eine andere Weltgeschichte — und eine andere Kultur auf der Erde. Sein ernsthafter bedachtsamer Gang ist ein sicherer Gang zum Ziele; kein politischer Sturm kann seine Kraft ganz zerstören, und seine Selbst- ständigkeit, seinen Einfluß auf die Bildung und den Fort- schritt der Menschheit vernichten! Nur Namen und For- men wechseln; der Geist selbst bleibt ewig jung und kräftig!

6. Bd. 1 - S. 26

1824 - Leipzig Frankfurt a. M. : Hinrichs
Einleitung. 26 Das Alterthum selbst führt uns auf Asien hin. Dort bricht die erste Dämmerung der Geschichte an; dort bildet sich das erste gesellschaftliche Leben; dort entstehen die ersten Reiche, wahrend die Geschichte Afrika's noch in Dunkel gehüllt bleibt, und in Europa blos Griechenland und Italien unsre Aufmerksamkeit erregen. Asien hatte schon mehrere bedeutende Revolutionen bestanden; es hatte bereits mächtige Staaten emporblühen und untergehen se- hen, bevor in Afrika und Europa sich die Formen größerer Staatskörper entwickelten. So ist es das durch Cyrus Eroberung über Vorder - und Mittelasien ausgedehnte per- sische Reich, welches zuerst mit weltgeschichtlichem Gewichte erscheint, weil sich in ihm die damals kultivirten Völker Asiens zu Einem politischen Ganzen rundeten, das zwar nichts weniger als zweckmäßig in seinem Innern ge- staltet, aber doch der erste Versuch einer Weltherrschaft im Großen war.— Bis dahin reicht das Mythen alter der Geschichte. Denn die Zeitrechnung, die nach ihrer wis- senschaftlichen Form den neuern Zeiten angehört, vermag weder ganz das Dunkel aufzuhellen, welches auf den ersten Abschnitten der asiatischen und ägyptischen Geschichte ruht, noch die — oft übertriebenen und fabelhaften — Zeitrech- nungen der ältesten Völker mit einander zu einem sichern geschichtlichen Ergebnisse auszugleichen. So umschließt der erste Zeitraum der allgemeinen Geschichte das My- the n a l t e r von der Entstehung des m e n s ch l i ch e n Geschlechts bis auf Cyrus. Despotische Staaten bestehen nicht lang. Die Gewalt bringt sie zusammen; kein inneres Band umschließt die ver- bundenen Völker zu einem gemeinschaftlichen Interesse; ein Sturm von außen löset die einzelnen Theile wieder aus ein- ander, und ein neues großes Reich entsteht auf den Trüm- mern des zerstörten. So erging es dem frühzeitig veralte- test persischen Reiche, als der m a c e d 0 n i sch e Alexan- der seine Siege nach Asien trug, und die Herrschaft der Griechen in diesem Erdtheile begründete, ob er gleich selbst frühzeitig, im angehenden männlichen Alter, seiner noch

7. Bd. 1 - S. 32

1824 - Leipzig Frankfurt a. M. : Hinrichs
aus Mutigen Stürmen ihrem früher mit Blut erworbenen republikanischen Charakter, und Lhronrevolutionen stürzten zwei Kaiser der Osmanen. Oestreich und Preußen wurden auf sieben Jahre von Teutschland getrennt und ei- nes großen Theils ihrer ehemaligen Staatskräfte beraubt; selbst die weltliche Macht des Papstes ward durch einen Federstrich Napoleons zertrümmert. Das neue frän- kische Kaiserthum dehnte seine Grenzen aus von den Gestaden der Ostsee bis nach Neapel, und war rings um- geben von abhängigen und verbündeten Staaten. Nur England baute aufseine Meereshcrrschaft die Rechnung eines ewigen Krieges gegen das Continentalsystem, das selbst Rußland, nach einem mehrmals wiederhohlten rie- senhaften Kampfe mit Frankreich, anerkennen mußte. Allein der Winter des Jahres 1812, und die kraftvoll aufstehen- den Völker Europa's zerbrachen die Fesseln der französischen Zwingherrschaft; die Sonne der Freiheit ging von neuem über die schönsten Länder und Reiche unsers Erdtheils auf; der Riese der neuesten Zeit ward auf ein einsames Eiland in die Nähe Afrika's verbannt, wo er im Jahre 1821 die wichtige Rolle seines thatenreichen Daseyns endigte; in vielen Staaten bildete der jüngere Zeitgeist an zweckmäßi- gen, den Bedürfnissen der mündig gewordenen Völker ent- sprechenden, Formen und Verfassungen; in andern kehrte man mit hartnäckigem Trotze zu veralteten Einrichtungen zurück, und beschwor die untergegangenen Formen, gleich Schattengestalten, aus ihren Gräbern. Der Wiener Congreß'versuchte eine Versöhnung des Alten mit dem Neuen, und entschied über das Schicksal von Millionen Menschen, von Königskronen und Fürstenstühlen; ein neues politisches System erschien im Werden; noch schärfer aus- geprägt durch den von drei mächtigen Fürsten zuerst persön- lich gestifteten heiligen Bund. Der Aachner Con- greß nahm darauf das bis dahin von Europa bewachte bourbonische Frankreich in den Bund der ersten Mächte des europäischen Festlandes auf, und erklärte die Aussprüche der Religion und des V ö l k e r r r e ch t s für die Grund- lage des künftigen Verkehrs unter allen europäischen Mäch-

8. Bd. 1 - S. 19

1824 - Leipzig Frankfurt a. M. : Hinrichs
Eirr leitu ng. tt) mrd Kant eine neue Ansicht der wichtigsten Angelegenhei- ten unsers Geschlechts entdeckte, und der aus Peters des Ersten, Friedrichs des Zweiten und Wai« shingtons politischen Schöpfungen uns anspricht? Ist nicht die gegenwärtige Ordnung und Gestalt der Dinge, ist nicht die Zeit, die wir verleben, mit allen ihren Vor- theilen und mit allen ihren Uebeln, aus Ereignissen her- vorgegangen, von denen der Zeitpunct unsers irdischen Da- seyns noch nicht zu weit getrennt ist? Sanken nicht vor unsern Blicken die Staatensysteme tausendjähriger An- strengung und Kraft in Trümmern? Gingen nicht wahrend der kurzen Dauer unsers Aufenthalts auf der Erde die ver- jüngten Formen neuer und umgebildeter Reiche aus den Stürmen der Kriege der letzten drei Jahrzehende hervor? — Doch nicht allein die politische Wiedergeburt der europäi- schen Menschheit ist es, wodurch das Alterthum nothwen- dig verdunkelt werden muß; auch die Welt des Geistes in uns stellt die Gegenwart hoch über die Vergangenheit, und lehrt uns unsern ausgezeichneten Standpunkt über der letztem begreifen. Spricht nicht namentlich in unsrer teut- schen Sprache ein eben so kräftiger und gebildeter Geist zu uns, wie er nur zu dem Griechen und Römer in seiner Sprache sprechen konnte? Ist nicht unsre Dichtkunst der Wiederhall tiefer, inniger, reiner Gefühle, und unsre Phi- losophie das Ergebniß von allem dem, was der mensch- liche Geist von jeher in Angemessenheit zu seinen edelsten Bedürfnissen aus sich ' selbst ausarbeitete? Ist nicht das Licht hellerer Begriffe selbst bis in die Hütten gedrungen? Hat nicht die Schmach der Sklaverei und Leibeigen- schaft größtentheils aufgehört? Sind nicht die Gesetze und Verfassungen der gegenwärtigen Staaten zweck- mäßiger, milder und den Bedürfnissen freier Menschen an- gemessener? Sind nicht tausend Vorurtheile des Ranges und Standes in das Grab des Lehnssystems bei den meisten in unserm Zeitalter wiedergebohrnen Staaten hinabgesun- ken ? Sind nicht Erdstriche und Lander entdeckt und nach ihren Schätzen und Reichthümern mit Europa in Berüh- rung gebracht worden, von denen die Vorzeit keine Ahnung o * /

9. Bd. 1 - S. 21

1824 - Leipzig Frankfurt a. M. : Hinrichs
E ! u l e è t u tt g. 21 Freue dich, Jüngling, der du aus teutschem Blute stammest, deines Vaterlandes! Eine dichte Reihe von Ed- len, die für Wahrheit, Tugend und Recht, für Freiheit und vaterländischen Boden, bald mit der Feder, balo mit dem Schwerte, bald in hohen Thaten kämpften, verklärt den Namen, der von unbesiegten Vorfahren auf dich herab erbte! Vergiß es uie, daß es Teutsche waren, denen Roms Weltherrschaft unterlag; daß es Teutsche waren, welche neue Throne in Spanien, Gallien und Britannien gründeten, nachdem sie diese Lander den entnervten Rö- mern entrissen hatten; daß es Teutsche waren, welche Dä- nemark und Schweden zu festen Staatsformcu gestal- teten; daß das Niederland und die Schwei; einst der mächtigen Germania zugehörten; daß Karl der Große ein Teutscher war, der den Sieg über die alten Grenzen Tcutschlands hinaustrug, und daß Heinrich der Sachse sein Volk von dem entehrenden Zolle an die Ungarn be- freite ; daß die sl av i sch c n Völker, obgleich unmuthig und widerstrebend, dennoch unter die Uebermacht der teut- schen Kraft sich beugen mußten; daß die Teutschen am spatesten unter allen christlichen Völkern im Mittelalter dem römischen Bischosse huldigten; daß die muthigen sa- li sehen und hohenstau fischen Kaiser das stolze und entnervte Italien bändigten; daß die Teutschen zuerst von dem Wahnsinne der heiligen Züge genasen; daß die großen Namen: Huß, Guttenbcrg, Reuchlin, Hntten, Erasmus, Luther und Melanchthou unserm Volke angehören; daß auf teutschem Boden die große Idee der religiösen und kirchlichen Freisteht durch Huß und Luther ins Leben trat, und auf diesem Boden der furchtbare dreißigjährige Kampf für die Freiheit des Geistes mit Sieg-und Ruhm ausgekämpft ward; daß in Teutschland der dritte Stand frühzeitig das erste Wie- dererwacheu der Kultur bewirkte und durch sie seine großen Vorrechte geltend machte; daß teutsche Kultur dem rus- sischen Reiche seine schnell errungene Größe gab, und daß Preußens politisches Gewicht im Zeitalter des teut- schen Ordens, so wie später in den Tagen des großen»

10. Bd. 1 - S. 29

1824 - Leipzig Frankfurt a. M. : Hinrichs
Einleitung. 29 bietet. — Der fünfte Zeitraum schildert das Mit- telalter von der Zerstörung des römischen Westreichs bis auf Karl den Franken. Die europäische Welt, durch die Völkerwanderung aus dem Gleichgewichte geworfen, bedarf fast eines Jahrtau- sends, um ganz zu entwildern. Unter Karls des Großen unfähigen Nachfolgern zersplittert das große von ihm ge- stiftete Reich, und Teutschland und Italien werden von Frankreich getrennt. Das gemeinsame Band der Völker erschlafft, und blos durch Kriege lernen sich noch die Nach- barn kennen. Der gesellschaftliche Verein hat seine gemein- schaftlichen Berührungspuncte verloren; jedes Volk gehet seinen eigenen langsamen Weg der Entwickelung, und bil- det eine nothdürftige Verfassung in seiner Mitte aus. Sel- ten glanzt diesem oder jenem Volke ein besseres Gestirn. In Rom thürmt sich, die Zwiste der einzelnen Völker und die Entfremdung der vielen, von teutschen Stammen gestif- teten, Reiche benutzend, am Ende des eilftcn Jahrhunderts in der geistlichen Hierarchie eine neue Weltherrschaft auf, drohender und tiefgreifender, als die des capitolinischen Ju- piters, und unterstützt von Mönchskutten, fetten Stifts- pfründnern, von Erzbischöffen und Bischöffen, welche über weltlichen Dingen des Himmels und ihres Berufes ver- gaßen, und von der gegen angebliche Ketzer gestifteten und bald mit finsterm Schrecken wüthenden Inquisition. Doch erhebt sich wahrend des Kampfes mit der Hierarchie, und mtten im Sturme der sogenannten heiligen Kriege, zwi- schen Herren und Vasallen der dritte Stand. Freiheit, Recht, Kultur und Gewerbsfleiß flüchten in seine Mitte; der Handel blüht empor und verkettet den Norden und Sü- den von Europa, und diesen Erdtheil von neuem mit dem lang entfremdeten Asien; die Künste gedeihen im Schatten der Freiheit und Gewerbe; die Wissenschaften treten aus dem Staube der Klosterschulen ins wirkliche Leben. Allmah- lig vermindert sich die Barbarei, welche zunächst im zwei- ten Abschnitte des Mittelalters mit der Begründung und Ausbildung des Systems der Hierarchie begann; allmahlig
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