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1. Geschichte des Mittelalters - S. 15

1878 - Mainz : Kunze
Aus der deutschen Vorzeit. 15 Rom so vielfach andern Städten bereitet hatte, mußte es jetzt selbst empfinden*). Alarich verließ schon am 6. Tage die Stadt und drang nach Unteritalien vor, um von da nach ©teilten und Afrika überzusetzen. Schon waren seine Schiffe mit den Schätzen Italiens beladen auf dem Wege nach Sicilien, da versenkte der Meerstrudel einen Theil derselben in die Tiefe; dadurch abgeschreckt, sann Alarich auf einen andern Plan, als ihn im 34. Lebensjahre in Cosenza ein früher Tod .Jegu®”06 überraschte. Die Gothen betrauerten ihren tapfern König, leiteten den Bufento bei Cosenza ab, mauerten in dem trocken gelegten Flußbette ein Grab aus und senkten den Leichnam in seiner goldnen Rüstung hinab. Dann leiteten sie die Wasser wieder darüber und tödteten alle Gefangenen, welche die Arbeit verrichtet hatten, damit niemand die Stelle erfahren könne, wo der große Held bestattet sei. Nach Alarichs Tod führte dessen Schwager Athaulf die West- Die Westgothen (412) über die Alpen nach Gallien und Spanien, wo sie sich ^-h^Spa-" 300 Jahre als Herren des Landes betrachteten. Sie trafen bei ihrer men 412. Ankunft schon andere germanische Völkerstämme daselbst, insbesondere im Süden die Vandalen, nach denen noch heutzutage ein Theil der spanischen Halbinsel Andalusien, d. i. Vandalenland, genannt wird. (Vgl. Katalonien — Gothenland.) Es wird erzählt, diese feien als unstätes Kriegsvolk 407 nach Spanien gekommen und hätten sich mit der Erlaubnis des Kaisers daselbst niedergelassen. Hier blieben sie, bis der römische Statthalter von Afrika, Bonifacius, welchen Aetius, der Günstling der Kaiserin Placidia, verleumdet und mit Krieg überzogen hatte, sie zu Hülfe rief. Mordend und plündernd fielen die Vandalen unter Die Ban-, ihrem König Geiferich ins Land und gründeten in Nordafrika (429) ^rika, 42s. ein eigenes Reich, welches sie durch die Eroberung von Korsika, Sardinien und Sicilien noch bedeutend vermehrten. Als nun später Kaiser Valenünian in Rom ermordet wurde, zwang der Mörder die Kaiserin Eudoxia feine Frau zu werden (455). Aus Rache rief diese den Geiserich mit seinen Schaaren von Karthago herüber nach Rom. Die Vandalen folgten der unerwarteten Einladung. Ohne Widerstand rückte Geiferich in die Stadt. Geistlichkeit und Senat hatten es erwirkt, daß diese nicht *) Doch wurden Kirchen, Geistliche und Flüchtlinge geschont, wie denn die Gothen überhaupt nicht ohne christlichen Sinn waren. Ein Gothe, heißt es, kam in das Haus einer Frau, bei der sich kostbare Kirchengefäße zur Aufbewahrung befanden. Der Soldat wollte sie nehmen, von der Frau aber an ihre Bestimmung gemahnt, machte er dem Alarich Anzeige davon. Nun wurden die Gefäße in feierlicher Procession in die Kirche zurückgebracht.

2. Geschichte des Mittelalters - S. 16

1878 - Mainz : Kunze
16 Einleitung. Flammen preisgegeben wurde. Dennoch harrte ihrer ein entsetzliches Die Van- Loos. 14 Tage ward sie geplündert; alle Kunstschätze, alles Silber dern Rom und @oib' aud) die *>eiii9en Tempelgefäße von Jerusalem und die ver-455. goldeten Ziegel am Kapitolium wurden auf die Flotte gebracht. Die Zerstörungswuth der Vandalen (Vandalismus) ward zum Sprichworts. Tausende von Gefangenen, darunter die Kaiserin mit ihren beiden Töchtern, wurden nach Afrika mitgeschleppt, verkauft und mißhandelt. Dieser Jammer erfüllte das Herz des ehrwürdigen Bischofs von Carthago mit Mitleid. Unverweilt ließ er alles Gold und Silbergeräth der Kirchen einschmelzen, die Gefangenen loskaufen und liebevoll verpflegen. Justinian zer- Das Reich der Vandalen in Afrika verfiel schon mit Geiserichs Tod Vandalen- (477) und rourbe 534 eine Beute des griechischen Kaisers Justinian. reich. 534. Auch in einem andern Theile des römischen Reiches gründeten Britannien um die Mitte des 5. Jahrhunderts deutsche Völkerstämme bleibende Wohnsitze, nämlich in Britannien. Das Land war 43 n. Chr. eine Provinz des römischen Reiches geworden und hatte mehrere Legionen als Besatzung erhalten. Da aber die Kaiser ihre Truppen hatten zurückziehen müssen, um sie in andern Theilen des Reiches zu verwenden, so war Britannien den Einfällen kriegerischer Nachbarvölker bloßgestellt. Insbesondere werden die Pikten und Skoten als gefährliche Eindringlinge erwähnt, welche die unter Roms Herrschaft unkriegerisch gewordenen Bewohner zur Flucht nötigten und mitschleppten, was sie erreichen konnten. Dieser Uebersälle überdrüssig und von Rom verlassen, einigten sich endlich die Briten, und ihr König Vortigern, ein Mann ohne Einsicht und Thatkraft, ein Prafser und Verschwender, suchte bei den Angeln und Sachsen in Norddeutschland (im heutigen Schleswig-Hengist^von H^^stbin) um Hülse nach. Die unstäten Kriegsleute erschienen alsbald Horsa besetzt. (449) unter der Anführung von Hengist und Horsa und wurden freundlich aufgenommen, schlugen die Skoten entscheidend und endeten den Krieg rascher, als man erwartet hatte. Inzwischen hatte Hengist mit des britischen Königs Einwilligung einen Theil seiner Leute in die Heimat gesandt, um Verstärkung zu holen. Diese schilderten ihren Landsleuten die Feigheit der Briten, erhoben den Reichtum der Insel und forderten zum, Mitzug auf. So brachten die Abgeordneten 16 wohlbemannte Schiffe zurück; auch des Hengist schöne Tochter war erschienen und wurde von Vortigern zur Gemahlin begehrt. Hengist erhielt die Landschaft Kent als Eigentum und benutzte feinen Einfluß bei Vortigern, um immer mehr Mannschaft aus Germanien herüber kommen zu lassen» Zu spät merkten die Briten die List der Fremden. Nach mehreren vergeblichen Versuchen dieselben wieder los zu werden, mußten sie endlich

3. Geschichte des Mittelalters - S. 18

1878 - Mainz : Kunze
18 Einleitung. hin verstümmelt dem Vater zurückgeschickt hatte, und hoffte sich durch t Attilas Angriff auf das gothische Reich sicher zu stellen. Da der Hunnen- könig den Krieg mit Westrom und den Gothen zu gleicher Zeit nicht aufzunehmen wagen durfte, so versuchte er zunächst Römer und Westgothen zu trennen und aus der Zwietracht beider Völker möglichst großen Nutzen zu ziehen. Zu dem Ende sandte er Boten nach Italien Sem unlau- und ließ den Kaiser Valentinian seiner Freundschaft versichern und wechse?nüt° thm bedeuten, die Hunnen hätten nur mit dem Gothenkönig Feind-Rom und den schaft. Aber zugleich schrieb er diesem, er rathe ihm freundlich von rxj 2öeftgoti)en. ejnem sßunfce mit Rom ab und biete ihm vielmehr einen Bund gegen Rom an. Auch Valentinian sandte zu den Gothen und forderte sie auf, gegen den gemeinsamen Feind wachsam zu sein und Rom nicht im Stiche zu lassen. Die Gothen verbündeten sich mit Rom und Attila wird rüsteten sich. Als nun Attila über den Rhein rückte, empfing ihn bei Stunstii! Chalons an der Marne auf den sogenannten katalaunischen Feldern ein wohlgeordnetes Heer der Römer und Westgothen und brachte ihm eine empfindliche Niederlage bei (451)*). Der Sieg der Verbündeten war von der höchsten Wichtigkeit, denn er entschied, daß christlich-germanische Bildung, und nicht hunnische Barbarei in Europa herrschen sollte. Attila mußte sich zum Rückzug entschließen, trat aber schon im folgenden Jahr (452) einen neuen Marsch nach Italien an, um die Hand der Honoria zu erzwingen. Er drang über die julischen zerstört Alpen vor und belagerte das feste und volkreiche Aquileja. Nach hart-siauiteja ^Heger, tapferer Gegenwehr fiel die Stadt in feine Hände und ward von Grund aus zerstört. Gleiches Schicksal erlitten 50 andere Städte in Oberitalien. Die unglücklichen, von Haus und Hof vertriebenen d Einwohner fanden auf den Lagunen des adriatifchen Meeres eine Zu- fluchtsstätte und legten damals den Grund zur berühmten Venetia. Ganz Italien zitterte vor Attila. Der unkriegerische Valentinian floh nach Ravenna, nur sein tapferer Feldherr Aetius, der Sieger von Cha-lons, verlor den Muth nicht, sammelte ein Heer und erschwerte dem Feinde das rasche Vordringen. Die Hitze, der feurige Wein und der Ueberfluß nicht gewohnter Früchte aller Art erzeugten im Heere Attilas und bedroht verheerende Seuchen, welche die Reihen der Hunnen lichteten. Lang-9iom' sam näherten sich dieselben dem ohnmächtigen Rom. Jetzt erschien eine römische Gesandtschaft im Lager des Hunnenkönigs; an ihrer *) Von der Wuth der Hunnenschlacht zeugt die Angabe, daß auf beiden Seiten über 160,000, jcx nach Anderen 300,000 gefallen seien, und £>ie Sage berichtet, daß die Geister der Erschlagenen noch drei ^age nachhei in den Lüsten mit einander gerungen Haben. --

4. Geschichte des Mittelalters - S. 23

1878 - Mainz : Kunze
Aus der deutschen Vorzeit. 23 durften die Helden an den Kampfspielen der Götter theilnehmen und nach dem Mahle auf ewig grünen Auen lustwandeln. Wer aber den Heldentod nicht starb, der mußte als stummer Schatten hinabwandern in das Reich der bleichen Hel, wo kein Kampf, kein Spiel, kein Trank, ^°r-sondern ein trauriges Zusammensein bereitet war. Walhalla, die Sehn- tw§ Trei-sucht aller tapferen Helden, war eine riesengroße Feenstadt mit 500 6en f,errfä)t Thoren und 50 Pforten. Täglich ritt hier Odin mit feinen Helden aus, tummelte die lustigen Rosse mit ihnen und ergötzte sich am heiteren Kampfe. Die Helden durchbohrten sich mit den Speeren, spalteten einander die Köpfe und theilten so gefährliche Streiche aus, daß Arme und Beine vom Körper sich lösten. Demungeachtet konnten alle nach geendetem Kampfspiele sich wieder frisch und munter auf ihren Rofsen nach der Stadt begeben, wo ein stattliches Mahl bereitet war. Art langen Tafeln schmausten die Helden vom Fleische des Skrimmer, eines Schweines, welcher immer unversehrt blieb, auch wenn man täglich noch so viele und derbe Stücke davon abschnitt, und tranken dazu den köstlichen Gerstensaft, welchen die Walkprien kredenzten. Auch Milch war im Ueberfluffe vorhanden; denn die Euter der Heidrun-Ziege versiegten nie. So dachten sich die alten Germanen Odins Reich, und um desselben nach dem Tode theilhaftig zu werden, kämpften sie gegen fremde Völker oder wilde Thiere, um frühe den Heldentod sterben und durch einen Kuß der Walkyrien nach Walhalla geladen werden zu können. Da Odin die edelsten und unvergänglichsten Güter befcheerte, fo war seine Verehrung auch die allgemeinste und feierlichste. Ihm war der Mittwoch, noch heute im Englischen Wodanstag geheißen, heilig. Raben saßen auf seinen Schultern, flogen aus in die Welt und brachten als treue Boten ihm Kunde zu. Odins Gemahlin war Frigga (Hulda, Berchta), die Mutter der Frigga ist Götter, die Beschützerin der Ehe, der Familie und des häuslichen Glückes. ~bm3 ^rall Sie durchzog zuweilen das Land, segnete die Fleißigen und züchtigte die Faulen. Blätter und Holz, von ihr verschenkt, verwandelten sich in Gold. Aus diesem segensreichen Umzuge entstand die wilde Jagd der Frau Holle, aus Wodan der wilde Jäger, welcher die Herbst- und Winterstürme vorstellt. Thor, der Frigga war die Mutter des Thor oder Donar, des mächtigen, ^^'euten rothbärtigen Donnergottes, der über Regen und Wolken gebot und sich 6ammer-durch Donner und Blitz kündete. Ihm war die Eiche geheiligt und ein Hammer als Symbol gegeben, der stets in die Hand zurückkehrte, wenn er geworfen wurde. Thor fuhr mit einem Bockgespann, welches er alle Abend verspeiste, worauf es früh wieder lebendig wurde. Böcke,

5. Geschichte des Mittelalters - S. 24

1878 - Mainz : Kunze
Einleitung. Äwt 8ic0ett- ®^Cn und Runder waren ihm heilig, der Donnerstag ihm und wird in geweiht. Seine Verehrung zeichnete sich durch einen feierlichen Eichen-««W»« dienst aus, wahrscheinlich weil sein Donnerkeil gern alte Eichen traf. Eine Eiche Thori hieb der heilige Bonifaeius bei Geismar um; mit ihr sank das Heidentum in jenen Gegenden. megfgott. Thor ftonb an Macht unächst der Kriegsgott Zio oder Tyr, woher der Zrestig oder Dienstag seinen Namen erhielt. Er hieß auch Er und verlieh der berühmten sächsischen Feste Eresburg an der Diemel den Namen. Der Gott des Friedens und der Fruchtbarkeit hieß Freyr; chm war der Eber geheiligt; der Gott des Lichtes und der Wahrheit war Baldur, Loki der des Lugs und der Falschheit; Freyja war die Göttin der Ehe. feiten®0“" ®ine bedeutende Stelle unter den altdeutschen Gottheiten Sonne, nahmen Sonne und Mond ein, nach welchen nicht nur die beiden Mm-d und ersten Tage der Woche, sondern auch mehrere Orte benannt waren; ebenso auch die Mutter Erde, Hertha oder Nerthus. Ihr gehörtes vielleicht aus Rügen, ein heiliger Hain. $n diesem befand sich ein geweihter, mit einem Gewände verhüllter Wagen, welchen nur der Priester berühren durste. Dieser wußte es, wenn die Göttin im Heiligtum verweilte, und führte sie dann auf ihrem von Kühen gezogenen Wagen im Lande umher. Wahrend ihres feierlichen Umzuges herrschte überall, wo sie erschien, Friede; der Krieg konnte erst nach der Rückkehr der Göttin in den Tempel wieder beginnen. Darauf wurden Wagen, Gewänder und die Göttin selbst in einem geheimnisvollen See gebadet. Die Sklaven, deren man sich dabei bediente, kehrten nie zurück; sie verschlang der See. Me«s°Ünd ^er ^esen Göttern und Göttinnen verehrten die Germanen auch viele andere seiden und weise Frauen als Halbgötter. Sie feierten in Liedern den erb9e6orenen Gott Tuisco und feinen Sohn Mannus und viele Frauen, die den Menschen Glück und Unglück vorherzufagen die Gabe befaßen, und sich unter verschiedenen Namen als Schwanenjungfrauen, Alrunen, Molen, Feen 2c. in Wäldern, an Flüssen, Seen, Quellen und auf Bergen aufhielten. Untergeordneter Art war eine Klasse von übermenschlichen Wesen, welche man Wichte, Elbe, Zwerge, Kobolde, Nixe oder Hausgeister nannte und verehrte. Noch jetzt glaubt das Volk an dergleichen ötoerge, ^seu und erzählt vorn Treiben derselben in Thälern und auf Höhen, dumme ^en schlauen, flinken Zwergen gegenüber standen dumme unbeholfene Riesen. Riefen; man nannte sie Hennen oder Hünen. Ihr Andenken ist in <^>agen und Dichtungen erhalten, aber von einem Dienste derselben nirgends eine Spur. Es war aber von den Schicksalsmächten bestimmt,

6. Geschichte des Mittelalters - S. 25

1878 - Mainz : Kunze
Aus der deutschen Vorzeit. 25 daß die ganze Welt mit ihren Göttern, Helden und Menschen unter- Untergang gehen sollte. Harte Winter würden einander folgen, Hungersnot und der toeit Verbrechen überhand nehmen, die Götter selbst einen Meineid begehen und deshalb die goldnen Runentafeln mit den Weltgesetzen verlieren. Dann wankt die Esche Yggdrasyl, welche den ganzen Weltbau trägt, der unter ihr hausende Drache hat die Wurzeln zernagt: Ungeheuer kommen aus der Riesenwelt auf dem Schiffe Nagelfar, welches aus den Nägeln der Todten gemacht ist; über die Regenbogenbrücke reiten die Götter mit den Einheriern, den Helden Walhallas, auf die Erde herab, eine Vertilgungsschlacht beginnt: Helden, Götter, Riesen und Ungeheuer fallen, und nur Baldur bleibt am Leben. Feuer verzehrt die Erde, Wasser überschwemmt sie, und dann taucht eine bessere, grüne Erde empor, die Weltgesetze werden wieder gefunden, schuldlose Menschen bewohnen die Erde, und die Götter kehren zurück, nachdem ihr Meineid gesühnt ist. Nur der Fenriwols, welcher sich zur Zeit des Weltuntergangs von der Kette losriß und Odin verschlang, und die Midgardschlange, welche sich um die ganze Erde geschlungen hat, erscheinen nebst Loki und andern Unholden nicht wieder. Diesen Weltuntergang nannte man Muspilli oder Ragnarokr d. i. Götterdämmerung. 2. ä>on den Heldensagen der alten Germanen, welche jener älteren Das yiibtu ■beit angehören, aber erst im 12. und 13. Jahrhundert bearbeitet wur- ungenliev. den und auf uns gekommen sind, heben wir die Nibelungen- und die Gudrun-Sage hervor. Zu Worms, dem alten Königssitze der Burgunder, lebte die Cyriemhilde schöne Ehriemhitde. Ihre Brüder waren König Günther, Gernot und ^ihre Giselher. Einst träumte Ehriernhilde, wie sie einen wilden Falken groß zöge, welchen zwei Adler ergriffen. Sie erzählte diesen Traum ihrer Mutter, der edlen Frau Ute, und diese deutete denselben also: „Der ^•alke, welchen du ziehst, ist ein edler Mann, den wolle Gott behüten, sonst wäre es um ihn geschehen." Dieser Mann war Siegfried, König oiegmunds und Siegelindens Sohn zu Xanten am Rhein; er hörte von (Shriemhildens Schönheit und Anmuth und beschloß nach Worms zu ziehen. Mit 12 Rittern langte er da an und ward von Günther sowie dessen Brüdern freundlich aufgenommen. Man fragte den werden von schönen Fremdling nach dem Grunde seiner Reise. Siegfried ent- Siegfried in gegnete: „In meiner Heimat erzählt man, daß hier die kühnsten Ritter seien, welche je ein König gewann, deshalb will ich mich in einen Kampf mit euch einlassen und mir euer Land und eure Burgen

7. Geschichte des Mittelalters - S. 29

1878 - Mainz : Kunze
Aus der deutschen Vorzeit. 29 Abschied nahm, sprach er: „Gott lasse uns einander gesund wieder sehen." Jetzt gedachte Chriemhilde der Märe, welche sie dem treulosen Hagen verrathen, und von bangen Ahnungen gequält, suchte sie ihren lieben Gemahl von der Jagd abzuhalten und sprach: „Mir träumte heute, wie zwei Eber dich auf der Haide jagten; da wurden die Blumen roth. Ich fürchte Verrath und bange um dein Leben. Bleibe hier, holder Friede!, mit Treue rath ich dir das." Siegfried aber ent-gegnete: „Ich kehre in kurzer Frist zurück und weiß nicht, daß mir hier Jemand grollt." Chriemhilde bat nochmals, konnte jedoch Siegfried nicht zurückhalten. Die Ritter zogen über den Rhein in den Odenwald und jagten. ^ief)t mit beit Siegfried trug überall den Preis davon. Nachdem er Wölfe, Auer- nt?auftie ochsen und Büffel erlegt hatte, erjagte er noch einen Bären, welchen 3aab er lebendig ins Zelt des Königs brachte. Er band ihn dann wieder los, worauf dieser in den Wald zurückeilte, aber in die Küche gerieth und manchen Kessel verrückte. Jetzt wurden die Hunde gegen ihn losgelassen. Kein Jäger konnte ihm folgen, außer Siegfried; der erlief ihn mit dem Schwerte und schlug ihn zu Tode. Dann fetzten sich die Ritter zum Mahle, und als Siegfried den Wein vermißte, entschuldigte sich Hagen, er habe geglaubt, die Jagd sollte im Spessart fein, und dahin den Trank entsandt. „Aber," fuhr der tückische Hagen fort, „ich weiß hier in der Nähe einen kühlen Quell, da laßt uns hineilen: ich hörte jederzeit, es könne Niemand Siegfrieden einholen: möchte er uns das sehen lassen!" Unbefangen ging Siegfried einen Wettlauf ein und gewann. So sehr ihn auch dürstete, so trank er doch nicht eher, als bis der König getrunken. Indem sich nun Siegfried bückte, schoß ihm Hagen den Speer meuchlings durch das Kreuz und floh. Siegfried griff nach dem Schild, rannte auf Hagen los und schlug auf ihn ein, bis ihn die Kraft verließ und er in die Blumen fiel. „Ja ihr bösen Sagen, was helfen meine Dienste, da ihr mich habt erschlagen," und wird v°» rief sterbend der edle Siegfried. Günther wollte klagen, aber Siegfried der°n meinte, der brauche nicht zu weinen, welcher den Meuchelmord gerathen, mordet, uni) gedachte der zurückbleibenden Gattin und ihres Söhnchens. Hagen ließ im Dunkel der Nacht Siegfrieds Leiche vor Chriemhildens Zimmer legen, die in lautes Wehklagen ausbrach, als sie beim Gange zur Frühmesse den todten Gemahl erblickte. Sie errieth sogleich, wer der Mörder sei. Ganz Worms klagte und weinte um den edlen Helden, aber Hagen blieb ungerührt, selbst als bei seinen Herantreten an die Leiche Blut aus Siegfrieds Wunde floß, als Zeichen, daß er der Mörder fei. Nachdem Siegfried begraben, verschloß sich Chriemhilde in ihr Gemach.

8. Geschichte des Mittelalters - S. 31

1878 - Mainz : Kunze
Aus der deutschen Vorzeit. 31 und sich an die Seiten des Saales aufzustellen, damit die fallenden Balken sie nicht erschlügen. Nur 600 überlebten den Brand. Jetzt gebot Etzel seinem Vasallen Rüdiger den Kampf mit den Burgunden zu bestehen; vergeblich bot dieser, um den Burgunden die Treue nicht zu verletzen, dem Könige all sein Gut an, er mußte mit seinen Mannen eindringen. Die Burgunder erschracken. Rüdiger und alle seine Leute erlagen, und großes Wehklagen erhob sich in Etzels Hofburg, als man Rüdigers Leiche heraustrug. Von den Burgunden blieben zuletzt nur Günther und Hagen. Jetzt trat Dietrich von Bern in den Saal, gefolgt von Hildebrand. Hagen antwortete trotzig auf Dietrichs Klagen und Vorwürfe und wies höhnisch die Aufforderung zur Ergebung zurück. Doch verwundete ihn Dietrich, umschloß ihn mit den Armen und führte ihn zu Chriemhilden, welche ihn binden und einkerkern ließ. Gleiches Loos traf den König Günther. Chriemhilde begab sich hierauf zu Hagen und forderte von ihm den Hort der Nibelungen. Hagen erklärte, er werde nicht verrathen, wo der Schatz sei, so lange noch einer seiner Herren lebe. Darauf ließ Chriemhilde ihrem Bruder Günther den Kopf abschlagen und brachte ihn selber zu Hagen. Dieser aber war froh und sagte: „Nun weiß kein Mensch auf Erden, wo der Hort ist, als ich — und ich werde es nie verrathen." Zornig riß Chriemhilde das Schwert Siegfrieds, welches Hagen geraubt hatte, aus der Scheide und schlug den Urheber alles Leides nieder. Diese unweibliche That brachte den alten Hildebrand in Wuth, und er schlug der Königin das Haupt ab. Dietrich und Etzel klagten laut über das blutige Ende des Festes und den Tod so vieler tapferer Helden. Ich enkan iu niht bescheiden waz sider da geschah: Wan riter unde vrouwen weinen man da sach, Dar zuo die edelen knechte ir lieben Munde tot. Hie hat daz maer ein ende: ditze ist der Nibelungen not. 3. Die andere große deutsche Heldensage, deren Hauptinhalt wir hier Gudrun mittheilen wollen, ist die Gudrun. König Hettel von Dänemark lebte glücklich und in Freuden mit der schönen Hilde von Irland. Sie bekamen zwei Kinder, den jungen Ortwin, welchen der riesenhafte Wate Um die schöne erzog, und Gudrun, die schönste und lieblichste aller Jungfrauen. Kaum Gudrun wer-war das schöne Kind herangewachsen, so warben edle Helden um ihre Ritter. Hand. Zuerst erschien Siegfried von Morelant und ward abgewiesen. Ihm folgte Hartmuth von der Normandie, dem der eigne Vater ab-

9. Geschichte des Mittelalters - S. 32

1878 - Mainz : Kunze
32 Einlei tung. neth, während die böse Mutter ihn ermunterte; denn sie suhlte sich geschmeichelt, eine so reiche und schöne Schwiegertochter zu bekommen. Aus Vorsicht schickte man erst Gesandte nach Dänemark, allein sie wurden eben so abgewiesen, wie Siegfried von Morelant. Ein dritter Freier, Herwig von Seeland, war nicht glücklicher. Zu gleicher Zeit mit ihm war dort auch Hartmuth eingetroffen, aber von Gudrun vor ihrem Vater gewarnt worden. Herwig und Hartmuth entflohen. Jener gekränkt durch Hettels Hochmuth und eifersüchtig auf Hartmuth, kündigte dem König Hettel den Krieg an, und es begann ein heißer Kampf. Da sah Gudrun, wie ritterlich Herwig stritt; sein Heldenmuth gewann ihr Gudrun Herz. Sie wars sich zwischen die Kämpfenden und vermittelte den wählt den ~ r . tapfern Frieden. Herwig und Gudrun wurden jetzt verlobt, aber die gute Frau Herwig, Hilde bat um Aufschub der Hochzeit, weil sie zuvor die Ausstattung besorgen wollte. Diese Verzögerung brachte Allen großes Leid. Siegfried erschien nämlich inzwischen mit einer Flotte, um sich an König Hettel zu rächen und die schöne Gudrun zu erkämpfen. Während Hettel und Herwig ihm entgegen zogen und ihn auf einem Wasserschlosse belagerten, erschien auch Hartmuth wieder und entführte Gudrun mit wird entführt ihren Dienerinnen. Aus diese Trauerkunde versöhnten sich die Streiten- den und eilten mit allem Volke dem normannischen Räuber nach; sie holten ihn bald ein und kämpften aus dem Wulpensande eine furchtbare Schlacht, in welcher Hettel fiel und feine Verbündeten besiegt wurden. Hartmuth wartete eine zweite Schlacht nicht ab, sondern fuhr eiligst mit Gudrun in feine Heimat, während seine beiden Nebenbuhler die Todten begruben und heimzukehren sich anschickten, da sie zu schwach waren den Normannen zu folgen. Hartmuth brachte feine schöne Gefangene zu seinem Vater Ludwig. Diese aber weigerte sich hartnäckig, einem Anderen ihre Hand zu geben, weil sie Herwig die Treue nicht brechen dürfe. Zornig ergriff sie der alte König bei den Haaren und warf sie ins Meer, aus welchem Hartmuth sie errettete. Dessen Mutter, die Königin Gerlinde, empfing lindens Haus ^en und Gudrun gar fröhlich, allein Gudrun wies den gastlichen sehr hart be- Empfang zurück, weil Gerlinde an Hartmuths Raubzug Schuld war. >,andelt Ortrun, Hartmuths Schwester, tröstete die unglückliche Gudrun und erwies ihr viel Theilnahme. Während Hartmuth aber auszog auf Abenteuer, ward Gudrun auf Gerlindes Befehl eingesperrt, zu niedriger Arbeit gezwungen, schlecht genährt und armselig gekleidet, ja sogar nicht selten mißhandelt. Aber sie ertrug standhaft lieber alles Leid und jede Mißhandlung, als daß sie Herwig die Treue gebrochen hätte. So verbrachte Gudrun 13 freudenlose Jahre, da nahte die Stunde der Be-

10. Geschichte des Mittelalters - S. 1

1878 - Mainz : Kunze
Einleitung. Ans der deutschen Worzeil. §. 1. Nie ersten ietmfe aus tsec tseutfrfien " 'r ’r' Achon 113 v. Chr. fielen deutsche Völkerschaften in das römische Die Cimbern Reich ein und unterlagen nach heißen, blutigen Kämpfen zuletzt der '"^llen^.ns^" Ueberlegenheit römischer Kriegskunst bei Aix in der Provence (102) und römische Reich bei Vercelli in Oberitalien (101). Es waren die Cimbern und Teutonen, m ctmg,r welche aus unbekannten Ursachen ihre Heimat an der Nord- und Oftsee verließen, neue Länder im Süden gewinnen wollten und lange Zeit die römische Hauptstadt mit Schrecken und Angst erfüllten. Sie waren, wie alle Germanen (so nannten die Römer unsere deutschen Vorfahren), hochgewachfene kräftige Männer mit blauen Augen, blondem lang unterliegen, herabwallendem Haupthaar, breiten und starken Schultern, von wildem, unbändigem Character und großer Tapferkeit und Ausdauer. Ebenso kühn und todesmuthig waren ihre Frauen, welche auf Wagen mit ihren Kindern dem kriegerischen Zuge folgten und nicht selten mit Streitäxten auf die hereindringenden Feinde einhieben, wenn diese der Wagenburg sich näherten. Die Furcht vor den Germanen war in bleiben aber Rom so allgemein, daß römische Mütter mit dem Namen der Cimbern la^,efe“n^n= und Teutonen ihre Kinder zum Gehorsam und zur Ruhe brachten. Römer. Selbst nach dem Siege Roms über diese germanischen Völker blieb das furchtbare Kriegsgeheul der Cimbern und Teutonen noch lange den Römern im Gedächtnis. Auch Cajus Julius Cäsar lernte während seines Aufenthaltes in Cäsar besiegt Gallien die Germanen kennen, welche nicht selten die Ufer des Rheins überschritten und von den Galliern für unüberwindlich gehalten wurden. Damals war gerade Ariovist, der Führer der Markomannen, in Gallien eingebrochen und hatte sich daselbst ein großes Gebiet erobert. Die Cassian's Geschichte. Ii. 4. Aufl. 1 ^
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